Dresdner Journal : 31.03.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-03-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188203314
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-03
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- Dresdner Journal : 31.03.1882
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Fikltag. d« AI Mär;. 1882. N7S. ^dovneweot»prot» r lw ^»r»«u ärntied« L«iod«: 6k»ilrlicü: .... 18 ztsrtr. ^^Ldrlied: 4 Ll»elc bv Pf. Linrslos Huwmürn: 10 ?5 L»,»,rd»Id äs, äeotscben ksicde» tntt?o»t- uuä Ltowpslruivklüg trinru. Insoratenprelsv: kür 6sr» k»uru einer xeepiüteven kstitrsiis 20 kk. Unter „kin^esLnät" <iis 2eilv SO kk. Lei HdsIIen- unä 2itkerns»tr SO kreelivlnen: l^xliek mit Xusnniims 6er 8onn- unä keiertsxa Xd«n6, kür 6«o kol^snäen '1^. DresdnerIomMl. Verantwortliche Redaction: Oberredrcteur Rudolf Günther in Dresden. Io8er»1en»»nakme »»««Sri»: k>. LranckÄetter, Domwi,»iol>Lr 6vi I)re»6nar 6ourn»>»; N»mdarx -LerUs-Vien - L»»»I 8r«,1»n ^r»vktvrt ». H : kl« äsen »kein <t koA/er, L«rlin-V>«n k»mdnr^- kraU-1.»ip»i8 ^r»lllltnrt ». >l -Hüncdenr /e«<» Lerlin: /neaii6en6an1, vr«m«n r L. Lc/itotte,' Lr«,l»n: F Lirrrau rF'mit ?rL»1isurt » II ^aeA<"r'eeks lino'iknnülunk; Oörli!»; 1». ^/ü//rr,- Urnnovvr: 6. Sc^ü«<-ier, r»rti »«rlin - rr»nirkurt » H - Stnt>8»rt: Daxiie 6' t/'o.,' »»mdurx: ^46. §tei»er. Hvr»u»8vdvrr küvi^I- krpeäition 6o» Ore,6ner 6c»nrn»Is, Drseüen, AvinßvretrLE >Io. SO. Ämtlichcr Thkii. Dre-dtU, 16. März. Se. Königliche Majestät haben dem Gerichtsschreiber beim OberlandeSgericht, Secretär Friedrich Arthur von Dallwitz, den Charakter eine- KommissionSrath» in der V. Klasse der Hofrangordnung beizulegen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Amt-Hauptmann Pechmann zu Großenhain die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand unter Verleihung deS Prädikates al- „Geheimer RegierungS- Rath" zu bewilligen. I-!!».» "'I "» —' ' Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 3«. März, Nachmittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im Abgeordnetenhaus« fand heute die zweite Berathung der Kirchenvor- lage Statt. In der Debatte hierüber äußerte sich Abg. Kuny namens der Nationalliberalen gegen, Abg. Windt» Horst namens deS Centrum» für den Antrag Rauch haupt, welcher auf einem Compromiß der Lonserva- tiven und de» LentrumS beruht und dahin geht, die diScretionären Vollmachten des JuligefetzeS von 1880, betreffend den DlSpcnS vom Eide der BlSthumS- vcrweser, die Vollmacht zur Aufhebung ter commissa- rischen Vermögen-Verwaltung und zur Aufhebung deS SperrgesetzeS in gewissen Sprengeln, biS zum 1. April 1883 zu verlängern. — CultuSminister v. Goßler erklärte hierauf, daß die CommiisionSverhandlungen für die Regierung jedenfalls von großem Ge» Winn gewefen feien. Die Absicht der Regierung gehe dahin, mit dem Vortheil für den Staat da» Interesse der katholischen Unterthanen zu ver binden. DieS könne mit dem Principe 6o ut 6es nicht erreicht werden. Die Bestimmungen über die Ausbildung der Geistlichen al» solcher könnten nicht als Aufgabe wesentlicher Rechte erachtet werden. Be züglich deS Antrag» Rauchhaupt erklärt Ser Minister, daß die in Art. 1 desselben enthaltene Fristbestimmung (bi» 1. April 1883) eine sehr schwer zu ertragende Beschränkung der Regierung enthalte, welche mindestens erheblich ausgedehnt werden müßte. Der Minister er sucht um Annahme des Art. 1 nach der Regierungs vorlage. Paris, Mittwoch, 29. März, AbendS. (W.T. B.) Die Commission der Deputirtenkammer für Lorberathung deS Antrags Boysset auf Aufhebung deS ConcordatS lehnte die Trennung der Kirche vom Staat ab und beschloß, daß Mittel und Wege zu suchen seien, um auf gesetzlichem Wege die Ver hältnisse zwischen der Kirche und dem Staate zu reformiren. Der Kriegsminister bereitet die Organisation einer Specialarmee für Afrika vor. Wie der Telegraph auS Toulon meldet, wird ein Geschwader unverzüglich auSlaufen, um nach den Küsten von Tunis zu gehen. Rom, Mittwoch, 29. März, AbendS. (W.T. B.) Die neu ernannten Bischöfe haben den Eid in die Hände deS Cardinals Mertel abgelegt. Morgen findet ein öffentliches Confistorium Statt. St. Petersburg, Donnerstag, 39. März. (Tel. d. Dresdn. Jouriu) Dem „RegierungS-Anzriger" zufolge wurde der Minister für LolkSaufklärung, StaatSsrcretär Baron Nicolai, seiner Bitte ge mäß dieses Posten» enthoben und an seiner Statt der StaatSsrcretär Dejanow zum Minister der LolkSaufklärung ernannt. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Mittwoch, den 29. März, lernten wir durch ein von Frl. Martha Remmert, großherzogl. sächsische Kammervirtuosin, im Saale des „Hotel de Saxe" ver anstaltetes Concert eine Pianistin kennen, welche von dem Moment an, wo sie die Tasten berührt, einer be sonder» Legitimation als Schülerin Franz Liszt'S nicht mehr bedarf. Mit lebhaftem Interesse begrüßt man jede künstlerische Individualität, welche diesen Ehren» namen zu sühren berechtigt lst; denn wenn wir die Re sultate der Lehrmethoden aller übrigen Claviermeister zusammenfassen, so haben wir eben nur eine einzige Hochschule für Mustk, und diese hat ihren Sitz in Wei mar. Von dort datiren alle die Umwandlungen, welche sich während der letzten Jahrzehnte in den musikalischen Anschauungen der Künstler wie deS gebildeten Publi kums vollzogen haben. Ist nun diese GeschmackS- änderung auch im Großen und Ganzen der Vertiefung und der warmen Begeisterung für die Tonkunst zu Gute gekommen, so erscheint eS doch wünschenSwerth, daß der gewiß vollberechtigte persönliche Cultu», welchen dem Altmeister Liszt, von ihm ungesucht, seine sämmtlichen Schüler oft in Superlativen der Huldigung darbringen, dem musikalischen Laienthum gegenüber eine gewisse Grenze innehält. Heute, wo em Han» v. Bülow m,t seinen Beethovenconcerten noch vielfacher Opposition begegnet, schädigt man nur den Componisten Liszt, der zu allerletzt prätendirt, mit dtn Heroen der Tonkunst t« Eine Llnie gestellt zu werden, wenn ihm in einem Dresden, 30. März. In Italien, insbesondere in Palermo und in den Städten Sicilien», begeht man heute mit großem Gepränge unter den Auspicien der Dynastie Garibaldi die 600jährige Jubelfeier der sicilianischen VeSper. Der Feier liegt folgende Thatiache zu Grunde. Al» e» mit der Herrschaft der Hohenstaufen zu Ende ging, verlieh der Papst da» Reich beider Sicilien 1265 dem Grafen Karl v. Anjou, dem Bru der Ludwig'- IX. von Frankreich, al» päpstliche» Lehen. Karl v. Anjou wußte sich auch in Besitz deS Reiches zu setzen. Er besiegte Manfred, der alS Oheim deS minderjährigen Konradin die Reich-Verwesung über nommen hatte, und Manfred verlor in der Schlacht von Benevent am 12. Februar 1266 Thron und Le ben. Konradin, der später den Versuch machte, das Erbe seiner Väter wieder zu erringen, endigte unter dem Henkerbeil. Karl v. Anjou war nach Besiegung dieser Gegner Alleinherrscher im Reiche. Allein die Franzosen machten sich durch ihre Tyrannei und ihre Uebergriffe furchtbar verhaßt. Ein Arzt, Johann v. Procida, organisirte eine weit verzweigte, vom Volk unterstützte Adelsverschwörung, welche am 2. Oster- feiertaae, dem 30. März 1282, um die Besperzeit zum offenen Ausbruch kam. Ehe sie an eine Gegenwehr denken konnten, wurden die ahnungslosen Franzosen überfallen, erstochen, niedergemacht. Die Italiener richteten eine furchtbare Metzelei an, welche mit der Ermordung aller Franzosen auf der Insel endete. Diesen Massenmeuchelmord, eine That, die nur der Nothstand de» Landes in jener Zeit entschuldigen kann, die aber jedem anständigen Menschen als in hohem Grade unritterlich und feig erscheinen muß, feiert heute das liberale Italien. „Um den CultuS für die großen Errungenschaften der Freiheit lebendig zu erhalten", hat die Gemeindevertretung von Palermo, wie es in dem bezüglichen Manifest heißt, das Fest angeordnet, dessen Programm im Wesentlichen folgendes ist: Am ersten Tage feierlicher Zug in die Kirche vom heiligen Geist (aus der Höhe von Oreto, südlich von der Stadt), wo das Blutvergießen vor 6 Jahrhunderten seinen Anfang nahm, und wo eine für diese Gelegen heit componirle Hymne gesungen wird; am zweiten Tage große Regatta und Beleuchtung; am dritten Tage Vertheilung von Erinnerungsmedaillen der Stadt Palermo an die anderen Städte der Insel, welche da mals dem blutigen Beispiele der Hauptstadt nacheiferten. Palermo und Italien feiern die Erinnerung an jene italienische Großthat, um damit zugleich offen ihren Haß gegen das französische Volk zu bekunden, dem man 1859 die Begründung seiner Einheit verdankte: ein Beweis, welch' kurze» Gedächtniß die italienische Nation sür erwiesene Wohlthaten besitzt. Wäre Frank reich nicht gewesen, hätte da- französische Volk damals nicht mit einer wahren Begeisterung den Gedanken der italienischen Einheit ersaßt, Oesterreichs Armeen wür den heute noch das Festungsviereck behaupten und ihre Vortruppen bis an die piemontesische Grenze vorge schoben haben. An den nationalen Erinnerungen, für welche ein Volk sich begeistert, erkennt man den Geist, der in ihm lebt. Wenn wir die Varusschlacht feiern, wenn wir Hermann dem Cherusker ein Denkmal setzen, so feiern wir das Gedächtniß einer Wackern KriegSthat unserer urwüchsigen Vorältern; wenn wir die Jubiläen der Erfindung der Buchdruckerkunst oder der Reformation festlich begangen haben, so feierten wir das Andenken gewaltiger geistiger Thaten, welche von unberechen barem Einfluß auf die Geschichte der Menschheit ge blieben sind. Wir haben Feste mancherlei Art be gangen, wir haben vielen großen und noch vielmehr kleinen Männern Denkmale geletzt; aber nie haben wir dos Andenken an eine unritterliche That gefeiert. In Programm mehr, als der Löwenantheil zugewiesen wird. Dies aber hatte Frl. Remmert gethan, bei welcher allerdings wie kaum bei einer andern ihrer Kunstgenossinnen daS Temperament de» Lehrers in Fleisch und Blut übergegangen ist. Die geradezu männliche Kraft ihres Anschlages wirkt bisweilen explo siv, ist aber mit einer gleichmäßig entwickelten Technik, die auch daS Piano überaus feinfühlig phrasirt, sowie mit einer hinreißenden Brillanz des Vortrag» verbun den. Die zwei kleineren Piäcen von Schumann blieben un» freilich unter den Fingern de» Frl. Remmert die Seele schuldig, während sie Chopin bei Weitem mehr gerecht wurde. Die Concertgeberin spielte einen Flügel von Julius Blüthner, welcher in allen Klangfarben ihren Intentionen prächtig sich fügte und das vortheil hafte Renommee der genannten Leipziger Firma in günstigster Weise bestätigte. Hr. Kapellmeister MannS- seldt mit seinem CorpS führte die Orchesterbegleitung befriedigend aus. Rudolf Günther. Im Kunstverein. Mehrere recht angenehme Bilder erfreuen gegen wärtig den Beschauer. Der Jagdfreund findet da eine Gruppe „Hochwild, da» sich in den Waldhang hinaufzieht" von Arthur Thiele in Dresden. Auch landschaftlich hat der Maler da» Terrain charakte.istifch ausgewählt und überhaupt in seiner Darstellung einen kräftigen Farben vortrag geltend gemach». Dieser tritt in dem Bilde mit verhältnißmäßig gutem Erfolg für die fehlende feinere Belauschung im Ausdruck der Thierseele ein; Frankreich hält man e» ebenso. Was würde man in Italien sagen, wenn man in Frankreich die Erinne rung an dir Bartholomäusnacht feiern, wenn man bei uns in katholischen deutschen Städten eine Erinnerung-- feier zum Gedächtniß der Verbrennung des tschechischen Reformator- Huß veranstalten wollte? Es wäre un gefähr dasselbe, wie die von den liberalen Italienern beliebte Feier der sicilianischen VeSper. Der Gerst, aus welchem der Gedanke der Feier entsprungen, ist ein Geist wilden FanatlSmus und ge- waltthätiger Anarchie, welcher nnt ebenso verderbter Bosheit gegen Frankreich, wie gegen die eigene heutige legitime Regierung Italiens seine Wuthausbrüche richtet. Man hat daher Ursache, in der Festfeier die Vorbereitung oder vielleicht auch das Signal zu einer revolutionären, republikanischen, von der Partei Gari baldi schon lange geplanten Erhebung zu sehen. Die italienische Regierung sieht daher dem heutigen Tage nicht ohne Befürchtungen entgegen, um so mehr, als in der letzten Zeit in verschiedenen Theilen de-König reichs bereit» vielfache Störungen der öffentlichen Ruhe vorgekommen sind. Besondere Sorge machen der Re gierung die Vorgänge in der Provinz Ravenna. In der überhaupt schwer zu regierenden Romagna gilt die Provinz Ravenna für diejenige, in der die meisten Ge- setzeSau-schreitungen al» auch die meisten Mordthaten und andere blutige Verbrechen stattfinden. Auch dieses Jahr wollte man in der Romagna und besonders in Ravenna den Jahrestag der sogenannten 5 Tage von Mailand und des Blutbades der Pariser Commune feiern, und die ganze Provinz wurde förmlich mit re volutionären und aufrührerischen Placaten und sonsti gen Brandschriften überfchwemmt. Angesicht» der energischen Haltung der Regierung wagten es aber die Radicalen nicht, die Sache bis auf die Spitze zu treiben, so daß die öffentliche Ruhe keinen Augenblick lang gestört wurde. Dafür wurden 2 bei Filetto in der Nähe von Ravenna patrouillirende Carabinieri meuchlings angesallen, einer von ihnen getödtet und der andere tödtlich verwundet. Auch in Messina war es vor Kurzem zu einer kleinen Emeute gekommen. In Rom, wo in diesem Sommer der „Longreß der Freidenker" stattfinden soll, zeigt die Demokratie eine fortdauernde Neigung zu Skandal und Unruhen Man besorgt daher, durch die letzten blutigen Tumulte in der Romagna und in Apulien auf da» Wiedererwachen der revolutionären Agitation aufmerksam gemacht, auch bei der Gedenk feier der sicilianifchen VeSper in Palermo wilde Ex- cesse und hat zu dem Zwecke allerlei SlcherheitSmatz- regeln getroffen. Ein Geschwader von 6 Kriegsschiffen, welche der Admiral Saint Bon befehligt, »st nach Palermo abgegangen. Um aiitisranzösische Demon strationen zu verhüten, reifte Crispi, der bei seinen sicilianischen Landsleuten in nicht geringem Ansehen steht, eigens nach Palermo. Republikanische Kund gebungen sollen durch die Gemeindebehörden und das Festcomitö verhindert werden. Die ministeriellen Blätter geben »n dieser Beziehung beschwichtigende Versicherungen, welche aber deutlich die Sorge der Regierung um die Vorgänge der nächsten Tage verrathen. Es kann vorläufig noch nicht gesagt werden, ob die Befürchtungen, welche man an die Feier in Palermo knüpft, sich unmittelbar verwirklichen; aber nicht mit Unrecht bemerkt die „Germania", daß die vor Jah ren in Italien gesäte böse Saat zur Reife gelangt ist. „Allmählich ist es so weit gekommen; eS kann höch stens noch um den Unterschied weniger Jahre sich han deln — das Genauere wissen und leiten dieselben re volutionären Elemente, welche die Dynastie Savoyen erst so hoch geiragen haben, um durch dieses Deck mittel die Intervention der monarchischen Europas zu hindern und so die erste Etappe des Umsturzes in Italien vor äußeren Störungen zu bewahren. DaS unterstützend wirkt dabei eine natürliche Gruppirung und entsprechende Silhouette. Sehr reizende Kleinigkeiten, di: manche umfang reiche Leistung auf gleichem Gebiet in den Schatten stellen, hat Skell auS den bayrischen Alpen eivgesandt. Eine „Partie bei bayrisch Z ll" und ein „Blick auf den Herzogenstand am Kochelsee" sind Musterstücke der landschaftlichen CabinetSmalerei, keck, naturtreu, ungemein zierlich, doch ohne jeden Beigeschmack von Peinlichkeit. Auch eine „Mühle unweit Tölz" schließt sich in zweiter Linie diesen Leistungen an, die trotz ihrer fertigeren Ausführung an die unvergeßlich» n, allerdings durch noch kühnere Localtöne sprechenden Studienblätter Adalbert v. Waagen'» erinnern. Auch von Försterling in Dresden ist eine Land schaft ausgestellt: „Die drei Zinnen", in der bekann ten, blendend goldenen Abendbeleuchtung der Dolo miten gehalten. Der Blick geht durch die Thalsch^uch», welche sich einige hundert Schritt hinter dem Wirths hau- von Landro eröffnet. Die sogenannten drei Zinnen — eigentlich sieht man von diesem Punkte nur zwei, und die dritte stellt sich am besten auf dem Wege nach dem Lago Misurma dar — imponiren zwar jeden Beschauer, doch sie haben eine theatralisch baroke Aufstellung und Form und sind kein echt malerischer Vorwmf. Auch Seelos und mancher andere Künstler ist daran gescheitert Dennoch gehört diese» Bild zu den wohlg/lungeneren Försterling'», e» zeigt im H ntergrunde einen begabten Blick sür diese Art der Alpennatur und ist ungemein viel wahrer, als die letzten Darstellungen veS fleißigen Maler» au» dem Süden. Einzige, wa» nur in Frage kommt, ist, ob die bevor stehenden revolutionären Bewegungen in Italien blo» da» Ziel einer politischen Republik haben, oder schon auf eine communistische Republik hinstreben. Wahr scheinlich werden beide Richtungen zunächst Hand in Hand gehen, und wird sich bei der Auseinandersetzung dann zeigen müssen, welche siegt. Hinter einer etwaigen BourgevlSrepublik würde dann wenigstens als wettere Etappe die socialistische Republik liegen." Lagesgeschichte. * Berlin, 29. März. Ueber eine FrühjahrSreise de- Kaisers sind auch bis jetzt noch keine Bestim mungen getroffen. — In der unter dem Vorsitze de» StaatSminifterS v. Bötticher gestern abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths erklärte sich die Versammlung damit einverstanden, daß die Grundsätze für die Besetzung der Subaltern- und Unterbeamten- stellcn bei den Reichs - und Staatsbehörden mit Mi- litäranwärtern in dem Centralblatt für daS deutsche Reich zum Abdruck gelangen, und genehmigte mehrere Anträge auf Bewilligung von Ruhegehalten. Ein Antrag der AuSschüsfe wegen der Zollbehandlung deS bei der Verarbeitung von ausländischem Roheisen ent stehenden AbbrandeS wurde genehmigt und in Betreff der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. December 1880 sowie aus Anlaß einer Pnvateuigabe wegen D.naturirung von Branntwein zur Essigfabrikation gemäß den bezüglichen Vorschlägen der Ausschüsse Beschluß gefaßt. Die Vorlage, betreffend die Abänderung und Ergän zung der Anlage 1) zum 8 48 des BetriebSreglemeni» für die Eisenbahnen Deutschland-, fand die Zustim mung der Versammlung. Nachdem sodann beschlossen worden war, mehrere Privateingaben, betreffend die Verladung roher Borke bei der Beförderung mit der Eisenbahn, die Erhöhung der Steuervergütung für auS- zuführenden Tabak und die Einführung eines Em- gangszolls für Cichorienwurzel, ablehnend zu beschei den, wurden schließlich verschiedene neu eingegangene Eingaben den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. — Am 5. Juni d. I. findet auf Grund deS Reichsgesetzes vom 13. Februar 1882 und in Gemäßheit der zur Ausführung desselben vom Bun- desrath erlassenen „Bestimmungen" im deutschen Reiche die Erhebung einer allgemeinen Berufsstatistik in Verbindung mit einer Erhebung der landwirthschaft- lichen und gewerblichen Betriebe S'att. — Der heu tige „Reichs- und Staatsanzeiger" veröffentlicht das Gesetz, betreffend den weitern Erwerb von Privat- eisenbahnen für den Staat, vom 28. März 1882. — Ueber die Erklärungen des Cultusministers in der kirchenpolitischen Commission bemerkt die „Prov.- Corr.": „Die Erklärungen des LultuSministerS wer den auch für die weiter anzustrebende Verständigung von grundlegender Bedeutung sein, indem die Regie rung nach wie vor an den Hauptgrundsätzen ihrer Vorlage festhält. Die maßgebenden Parteien werden in der zweiten Berathung zunächst zu diesen Grund sätzen und zu den einzelnen Bestimmungen Stellung zu nehmen und den Versuch zu machen haben, zu einem Emverständniß darüber zu gelangen. Auf Grund der Ergebnisse dieser Versuche wird die StaatSregle- rung ihre endgiltigen Beschlüsse fassen können." — Dasselbe halbamtliche Organ schreibt: „DaS Ab geordnetenhaus wird vor Ostern nur noch wenige Sitzungen Haden und nach den jetzigen Bestimmungen möglichst bald nach Ostern (Mitte April) zur Erledi gung der dringendsten Vorlagen wieder zusammen treten. Der Reichstag wird erst Ende April oder Anfang Mai einberufen werden, sobald die für den selben bestimmten Vorlagen ganz oder theilweise zum Abschluß gelangt sind. Ein gleichzeitiges Tagen de» Landtages und deS Reichstages wird während einiger „Der Golf von Rapallo" von Schenker in Dres den »st zwar kein befriedigendes Bild, doch e» darf seiner leichten sichern alla priwa auSgrführten Vedu- tenarbeit wegen jeden Techniker interessiren. Merk würdig kecke Einsätze naß in naß, man könnte sagen dick in dick und doch sprechend, plastisch deutlich durch die Schattenstriche, z. B. bei dem trefflich gezeichneten Mädchen, das am Kahn steht. Freilich bleibt ein ge wisses Ziel der Kunst bei dieser Flüchtigkeit stets un erreichbar. Von Kießling in Dresden sieht man mit vielem Genuß ein Bildniß mit zwei Kmderportrait», herzig naiven, gesunden kleinen Menschen, die bei ihrem treuen Freund, einem Hunde stehen und fröhlich in die Welt Hineinblicken. Auch im Kopfe de» Hunde« hat sich Kießling al» ein bedeutender Porttaitmaler erwiesen. Wir blicken tief in die Seele diese» edeln HauSge- nossen. „Ein weibliches Bildniß" von Fedor Encke, ein junges Mädchen in ganzer Figur, in Rom gemalt, wie ich höre, doch keine Römerin darstellend, ist geeig net, für daS Talent de» Künstlers die größte Aufmerk samkeit zu erregen. Wohl hätte ich den unangenehmen Hintergrund enger, einfacher und ruhiger und dem Kopfe im Sinne der Schönheitsgesetze etwa» weniger Volum-n des Auge» gewünscht, — aber auch so, wie da» schöne Werk ist, redet eS mit entzückender Wahr heit, mit dem seltne,! Reiz deS individuellen geistreichen Ausdruck». Dabei ist der Farbencharakter und Vortrag, beionder» in der Carnat'vn von maßvollem Geschmack und bester Technik. O. B.
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