Dresdner Journal : 12.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-12
- Monat1882-04
- Jahr1882
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- Titel
- Dresdner Journal : 12.04.1882
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O83. Mittwoch, don 12 April. 1882. "" Xboo»»»e»tiprili: Io, gi»»ea S«ot»el»«» 6übrli-4l: .... IS Hartl. »4 sLbrlick: 4 Hark b0 ?k. Hinriloo k^uwmoru: 10 ?k. ^»«»»rk»Id 6ei 6»-ut»oben Itliubvs IrlII 1'osl* »»6 8temp"Iru»(.blug biuiu. I»8vr»te»prel8vr kür 6s» kaum einer ^spulteneo petitreils 20 ?k. ^oter „Liuxesanät" 6is Leilv ao ?s ttoi l^dslleo- u»6 Xiffeinsatr LO K, Dres-im Zonriml. Verantwortliche Redaction: Oberred icteur Rudolf Günther in Dresden. kesedelaenr I^Ued mit >u»n»kme 6er Sonn- vn6 keisttiKi ^v»»6» für 6sn tollenden Iai«r»ten»»»»Iime »niMlrttit r»ip«tss: n /jra«6«tetter, Doa»»i»iiooLr 6« l>re»6ner 6ourn»I», NamdlnF viril» -Vi« 1«lpn^ N»i»l Nr«,i»o ». » : //<ia«en«te»n ^0A,er, Nirliu-Vt«» Homdorg kr»is-l.«lp»jU-krTLktari ». >. USoed»»: /tn<t .Vu^e, Lsritu: /nrat><ten6a»i1, Lr»m«» L' Lc^totte, Lr«>l»o: /. LtliriAen'» Lnrea« <Lmit Xadat^-, rrlulktnrt » U: ^rieAerotke 1jiictlb»»6lu»8; Oörli»: 2/Mer; 8»»oor,r: 6. §c?>ü«ker, ?»rt» LsrU» kr»»kt«N » >- »tutiss»rr: Daube <- 6o.,- Lamdnr,: ^46. Lte»»»«r Ilvriaixeker: LSoiel Hipe6ition 6ei I>re,6oer ^onrntN», Drv«6en, Lviu^eritruE Ho 20. Amtlicher Scheil. - Dre-den, 29. März. Se. .Majestät der König haben dem Pfarrer Anton Hermann KönigSdoerffer zu LanghennerSdorf das Ritterkreuz I. Klaffe vom Al- brechtSorden zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem Gemeindevorstonde Otto zu Stöntzsch daS AldrechtSkreuz zu verleihen. (Zu Richtigstellung der in Nr. 8» enthaltenen Bekannt machung, in welchtr infolge eine» Nebrrfehen» .allgemeine» Ehrenzeichen" statt,«lbrecht»kreuz" steht, wiederholt.) Bekanntmachung, die Stempelfreiheit von Quittungen auf Rech nungen über Wertpapiere betreffend. Das unterzeichnete Finanzministerium bringt zur Beseitigung mehrfach aufgetauchter Zweifel hierdurch zur allgemeinen Senntniß, daß die Erhebung der in Pos. 24 des Tarifs zum Königl. Sächsischen Urkunden- stempelgcsktze vom 13. November 1876 geordneten Stempels zu Quittungen, welche auf Schriftstücken der in Nr. 4 b drS Tarif- zum ReichSstempelabgabengesetze vom 7. Juli 1881 bezeichneten Arten in Bezug auf den darin bezeichneten Kaus-, AnschaffungS- oder LieserungS prerS ausgestellt werden, mit Hinblick auf die Be stimmung in H11 des angezogenen ReichSgesetzeS ent fällt, und daher dergleichen Quittungen vom Sächsischen Urkundenstempel frei zu lassen sind. Dresden, am 31. März 1882. Finanzministerium. von Köuneritz. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf tz 6, 4 deS mittelst Bekannt machung vom 5. October 1880 veröffentlichten revi- dirlen Regulativs für das im Jahre 1865 begründete hülfsärztliche Externat ergeht an alle Diejenigen, welche gesonnen sind, sich zum Zwecke der ärztlichen Fortbildung als Exlerne der hüls-ärztlichen Beschäf tigung in dazu geeigneten Krankenanstalten zu widmen, die Aufforderung, sich bei dem unterzeichneten König lichen LandrL-Medicinal-Collegium zu melden. Solche zu dem gedachten Zwecke zur Zeit zur Ver fügung gestellte Anstalten sind: 1) da- Königl. Entbindungs-Institut zu Dresden, 2) das Trier'sche Entbindungs-Institut der Universität zu Leipzig, 3) das Königl. Garnisonhospital zu Dres den, 4) das Stadtkrankenhaus zu Dresden, 5) die Diokonlssen-Anstalt zu Dresden, 6) das EarolahauS zu Dresden, 7) die Kinderhellanstalt zu Dresden, 8) die Königl. Heilanstalt zu Sonnenstein b. Pirna, 9) die Königl. Heil- und Versorganstalt zu Colditz, 10) die Königl. LandeS-Kranken- und Ver sorganstalt zu HubertuSburg, 11) daS Kreiskrankenstift zu Zwickau. Indem Solche- hiermit zur öffentlichen Kenntniß ebracht wird, wird zugleich bemerkt, daß der Verord- nng de» Königl. Ministeriums deS Innern vom 26. November 1867 gemäß an zum Externote znge- lassene Civilärzte Jahretstipendien in der Höhe von 600 M insoweit gewährt werden sollen, als dazu die Fcuilltton. Rrdigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 9. April: „Jungbrunnen*, Lustspiel m 4 Acten von Paul Lindau. (Zum ersten Male ) Der erste Osterfeiertag und die Darbietung einer Novität hatten das Theater in erwünschter Weise ge füllt und dem Publicum eine animirte Stimmung ver liehen. Beide- kam dem neuen Stücke zu Gute und sand einen ergiebigen Lohn sowohl in der trefflichen Ein- studirung, wie in der Darstellung unserer fleißigen Bühnenmitglieder. Die heitere Laune und arbettS- freudlge Pflichttreue, nnt denen sich dieselben den dank baren Einzelheiten und beiläufigen Plaudereien diese» haimlosen possenhaften Lustspiel» Hingaben, wird die Lebensfähigkeit derselben für unser Repertoire ange nehm erhöhen und verlängern. Da» Theater setzt zum Zwecke guter Darstellungen seine volle Kraft selten vergeblich ein, und auch in diesem Falle darf e» auf manche wohlgelungen« Wiederholung rechnen. Hr. Richelsen hatte die Comödie einstudirt, und in den eigentlichen Hauptrollen waren Hr. Jaffa, Frl. Suinand und Hr Bauer beschäftigt. Der Verfasser hat die» Mal von dem Aufbau einer an sich spannenden und fortlaufenden Handlung abgesehen; ebenso von einem charakteristischen Erfassen moderner Zeiterscheinungen; auch sein übliche« Hilf«, mittel, im Dialog durch eine Fülle pikanter Bemer kungen die Hörer flüchtig zu amüfirrn, ist nur sehr für da- Externat überhaupt di-poniblen Geldmittel au-reichen. Dre-den, am 1. April 1882. Das Königliche Landes - Medicinal - Collegium. vr. Reinhard. Herzog. Nichtamtlicher Theil, uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. Tagetgeschichte. Dresdner Nachrichten Statistik und Bolk-wirthschaft. Eingesandt»-. Zenilleton. Inserate. Tagetkalrnder. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen re. im östentl. Dienste. Betriebtergebniffe der königl. Staatseisenbahnen. (Kohlentransport). Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Vermischte-. Statistik und BolkSwirthschaft. Inserate. Telegraphische WitterungSberichte. Zweite Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 10. April, AbendS. (W. T. B.) Der Keldzeugmeister Josef Krhr. v. Philipps- Vic ist auf sein Ansuchen als commandirender General nach Prag zurückversetzt worben. Zum commandirendrn General in Wien wurde Feld- zeugmeister Krhr. v. Bauer in Hrrmannstadt und zum Präsidenten de- MilitärappellationögerichtS (an Stelle de- zum Statthalter von Böhmen ernann ten Feldmarschalllieutenant- Frhrn. v Krau») der Keldmarschalllieutenant Krhr. v. Döpfner ernannt. Lemberg, Montag, 10. April, AbendS. (Lorr.- Bur.) Die Meldung, daß daS Justizministerium die Beschleunigung der Untersuchung betreffs der verhafteten Nuthenen angeordnet habe, ist auS der Lust gegriffen. Rom, Montag, 10. April, AbendS. (W. T. B.) Der König empfing heute Nachmittag den serbischen Gesandten Christie, welcher ein Schrei ben deS Königs Milan, betreffend die Annahme deS KöuigStitelS, überreichte. Der Prinz Heinrich von Preußen ist heute wieder hier eingetroffen. Der König von Würt temberg wird nächsten Mittwoch hier erwartet. Zu Ehren beider fürstlichen Gäste findet Don- uerStag ein Diner bei Hofe Statt. Die Gerüchte von einem Wechsel in der Br- setzung der diplomatischen Posten Italiens in Konstantinopel und Bukarest werden von der „Agenzia Stefani" alS unbegründet bezeichnet. Nach einer Meldung auS Montevideo von beute hat der Zwischenfall mit der Regierung von Urugay unter den vom italienischen Geschäfts träger formulirteu Bedingungen eine befriedigende Lösung dahin gefunden, baß die Schuldigen be- straft werden, daß die Beschädigten eine Entschä- mäßig angewandt worden; endlich finden die Schau spieler nur wenig dankbare Rollen, da eine derselben auf Kosten aller übrigen ausgedehnt wurde. Jene Rolle ist die deS Prof. Reißner. Sie ge hört wie alle Figuren dieses SiückeS dem überlieferten Theatermateriat an, welches von Feldmann, Töpfer, Benedix und Collegen zum täglichen Gebrauch für Lustspitlschreiber praktisch hergerichtet worden ist. Lin dau hat diese alten Jnv.ntarstücke recht geschickt be nutzt, ja er fügte ihnen auch noch ein neue» dra stische- Charakterbild hinzu. DaS ist der FamuluS Bremser: er wirft gußeisern und wurde von Hrn. Bauer mit realistischer Frische und doch zugleich mit Mäßigung gespielt. Letztere- macht sich auch nothwendig, denn dieser moderne Bremser unter scheidet sich von Seinesgleichen au- früherer Zeit dadurch, daß er im Festhalten seine« studentischen Wesen», seiner unmäßigen Lebensart und se-neS Roth- welsch von Bummelwitzen und akademischen KraftauS- drücken an Grobheit die frühere Generation überbietet. Rücksichtslos gegen das Alter, gegen Respektspersonen und gegen da- schöne Geschlecht, überrascht er un» mit manchem komischen Effect, so auch mit dem, daß er bei der ersten ernstlichen Liebeserklärung der etwa- er schreckten jungen Dame unwillig zuruft, doch kein Ka- meel zu sein. Frl. Clara — gar nett und gewinnend von Frl. Diacono dargestellt — nimmt diese« boa mot nach sichtig auf, ja es ist wahrscheinlich, daß Beide noch ein Paar werden. In dieser Unabgeschlossenheit und Unklarheit liegt auch eine Eigenart de« Stücke«. Wir sehen emen jungen Buchhändler, der Clara, die Tochter Reißner'«, digung von 50000 KrcS. erbalten und daß dem italienischen Geschäftsträger vom Präsidenten der Republik Urugay ein officieller Besuch abgestattet wird. St. Petersburg» DienStaa, 11. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS „Journal de St. P^terSbourg", das Organ deS auswärtigen Am te-, äußert sich heute über dir Bedeutung der Er- nennung de- TtaatSsecretärS v. Gier- zum Mi nister deS Auswärtigen an Stelle drS Fürsten Gortschakow. DaS officiöse Organ bemerkt hierbei, die Ernennung de- Staat-secretär- Giers zum Minister des Aus wärtigen werde keine Veränderung in Rußland- aus wärtiger Politik herbeisühren Die Politik der Re gierung sei klar präcisirt in dem nach der Thronbe steigung de- Kaisers am 16. März erlassenen Circular- schreiben, welche» die Unterschrift Gier»' trage, noch heute in Kraft sei und, wie Alle» hoffen lasse, noch lange das Programm der Regierung bleiben werde. Das Journal citirt sodann die wesentlichsten Stellen deS Circular- und namentlich, daß Rußland- aus wärtige Politik eine wirklich friedliche skin werde, Ruß land seinen Freundschaften und traditionellen Sympathien treu bleiben werde und bei der Wahrung seiner Stellung ,m Concerte der Mächte sich für solidarisch halte für den allgemeinen Frieden, der aus der Achtung deS Rechts der Verträge beruhe. Da» Journal hebt schließ lich hervor, daß die auswärtigen Angelegenheiten Ruß lands während drei Viertel dieses Jahrhunderts nur von zwei Ministern des Auswärtigen, Nesselrode und Gortschakow geleitet worden seien, und erblickt darin den Beweis für die Stabilität der auswärtigen Politik deS Reiche-, sowie ein sicheres Unterpfand für die Zukunft. Dresden, 11. April. Der Mann, welcher als der Hauptvertrrter der auf auswärtige Unternehmungen, auf Ausdehnung des Reiches gerichteten Politik in Rußland galt und höchst erfolgreich in diesem Sinne seit Jahrzehnten thätig gewesen ist, ist in den definitiven Ruhestand getreten: Fürst Gortschakow hat die wegen hohen Alters (84 Jahre) erbetene Entlassung von dem Posten deS Reichs kanzler» für die auswärtigen Angelegenheiten erhalten und ist alS Minister deS Auswärtigen durch den Geh. Rath Senator N. v. GierS ersetzt worden, der schon seit dem Berliner Frieden, der letzten StaatShandlung, an welcher Gortschakow thätigen Antheil nahm, die Geschäfte deS auswärtigen Amtes geführt hatte. Eine inhaltvolle und wechselreiche, »m Ganzen erfolgreiche und doch in manchem Betracht verhängnißvolle Epoche der russischen Geschichte ist durch den Namen des jetzt ena- giltig von der Schaubühne zurückgetretenen StaatSmanveS bezeichnet. DaS vorgestrige „Journal de St.PetelSbourg* veröffentlichtem kaiserliches Rescript an den Reichskanzler Fürsten Gortschakow, durch welches derselbe aus seinen Wunsch au» Gesundheitsrücksichten und wegen hohen Alter» von der Leitung deS auswärtigen Amte- entbunden und gleichzeitig der Staat-secretär v. GierS zum Minister deS Auswärtigen ernannt w-rd. Fürst Gortschakow, welcher in gnädigster Weise entlassen wird, da der betreffende UkaS am Schlüsse die Worte: „Mit auf richtiger Achtung Ihr dankbarer Alexander* enthält, behält den Titel Reichskanzler und die Würde eine» Mitgliedes des Reichsrathe». Die Entbindung deS Fürsten Gortschakow von seinem hohen Amt und die gleichzeitige Ernennung des Staat-secretär- v. GierS zum Minister d«S Aeußern sanctionirt zwar formell nur ein Verhältniß, da« schon seit längerer Zeit that- sächlich bestanden hatte, muß aber auch in dieser Ein schränkung als ein für die nationale und mternation«'' Politik der slawischen Großmacht, und namentlich deren Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich, t zu einer Llebhabertheatervorstellunq einladet und die,c Action mühsam vorbereitet. Doch ans der Angelegen heit wird nichts, weil die Vorstellung gar nicht statt- findet. Reißner'» Frau, welche Frl Guinand mit Feinheit und künstlerischem Tact darstellte, wird vom Theattrintendanten, unter dessen Leitung sie vor 20 Jahren als erste hochgefeierte Kraft glänzte, gebeten bei Gelegenheit eines Bühnenfestes noch einmal die Breter zu betreten und den Prolog zu sprechen. Reißner, in dem Hr. Jaffö einen Triumph seiner Geschicklichkeit und werktüchtigen DetailauSsührung feierte und mit den beiden komischen Attributen dieser Rolle: Pedanteneiser und Kurzsichtigkeit hauSzuhalten verstand — Reißner ist außer sich über diesen Plan, doch er giebt nach, da er hofft, eine Niederlage werde die Künstlereitelkeit der Frau curiren. Aus dieser An gelegenheit wird allerdings etwas, doch daS Resultat ist leider ein unglaublicher. Die Gattin fällt durch und wird in der Press« höchst verletzend gedemüthigt. DaS ist in dir wirklichen Welt unmöglich. ZettungS- schlciber, welche den Namin Krit ker nicht im Entfern testen verdienen, werden doch niemals so brutal sein, einer Dame, einer ehemals gioßen Künstlerin herab- würdlgend zu begegnen, weil sie für ein einzige» Mal auf fünf Minuten die MOpomene darstellt. Für einen -solchen Fall — auch wenn der Prolog mangelhaft vorgetragen wird — hat die gesammte Prefse nur artige Redensarten Est wenn eine solche Dame ohne e» nöthig zu haben wieder dauernd zur Bühne gehen wollte, hätte sie eine Zurechtweisung zu fürchten. Schließlich will die Professorenfannlie nach Kösen reisen und pack« bereit» ein. Doch auch au« dieser deutsame« Ereigniß aufgefaßt werden. Factisch shatte der greise Reichskanzler schon seit einigen Jahren die Geschäfttleitung immer mehr au« den Händen ge geben, und bei seinem 25jährigen Amt«jubiläum war sein förmlicher Rücktritt von einem Posten, dem er zuletzt auch äußerlich durch längere Ab wesenheit aus Rußland fern gerückt war, bereit« all gemein erwartet worden. Bei der seit dem letzten Thronwechsel und dem Eintritt de» Grasen Jgnatiew in» Ministerium allmählich fortschreitenden Abkühlung der früher« Freundschaft zwischen Rußland und Preußen-Deutschland hatte sich seit Monaten ein große» politische» Interesse an die Frage geknüpft, wer zum Nachfolger Gortschakow'» berufen werden, und besonder« ob eS der specifisch „nationalen* Partei gelingen werde, einen der Ihrigen, vielleicht sogar Jgnatiew selbst in da- höchste und politisch maß gebendste RegierungSamt zu bringen. Von dieser Sorge ist d,e Welt nunmehr befreit, und Jgnatiew wird jetzt hoffentlich auch die Kanzlerschaft nicht mehr erreichen. Der Wechsel ist jedenfalls für Deutschland und Europa ein sehr willkommene- Ostergeschenk. Die Panslawisten und ihr Anhang haben damit natürlich nicht über Nacht abgedankt. Aber sie hatten offenbar schon eingelenkt und ihre Pläne, wenn auch unfrei willig, vertagt. Unter diesen Umständen wird auch die Antwort deS Fürsten BiSmarck auf die Glückwünsche, welche ihm der russische Botschafter in Berlin, v. Saburow, zu seinem Geburtstag spendete, sehr bemerft. Der deutsche Reichskanzler spricht darin von einem Werke, an dem er gemeinsam mit Hrn. v. Saburow arbeite. Worin kann diese- Werk ander- bestehen, al- in der Erhaltung der Freundschaftsbeziehungen zwifchen Berlin und Gatschin. Die „Kölnische Zeitung* weist darauf hin, daß der Berliner Congreß die furchtbare Verbitterung Rußland- gegen Deutschland und die persönliche Feindschaft der beiden Kanzler, BiSmarck und Gortschakow, zur Folge hatte, und fährt dann fort. „Gortschakow wollte tue Berliner Niederlage nicht hinnehmen und versuchte in unseliger Ueberreiztheit sich an Deutschland zu rächen, zu welchem Zwecke er die Deutschenhetze in der russischen Presse m Scene setzte und nahezu durch seine Zettelungen mit Frankreich einen Weltkrieg veranlaßt hätte. Diese Ereignisse stehen noch allgemein in lebhaftester Erinnerung; sie führten zum Abschlusse de- deutsch-österreichischen Bündnisse-, da- Rußland zum diplomatischen Rückzüge zwang und der politischen Lage unserer Zelt ein durchaus veränderte» Ansehen gab Es war die größte Niederlage, die Gortschakow in seinem ganzen Leben erlitten hat, und, wenn je eine, so war diese wohlverdient. Eine erfolg reiche politische Thätigkeit schloß so mit einem nieder schmetternden Mißerfolge ab. .. Die panflawistifchen Treibereien gegen den Staatsmann mit dem deutschen Namen sind also gescheitert: Gier», nicht Jgnatiew, leitet für die nächste Zukunft die Geschicke de« russi schen Reiches. Alexander III. hat damit in feierlichster Weife die Erklärung abgegeben, daß er gewillt ist, mir Deutschland in Frieden zu leben, und wa« so*' mehr sagen will, er hat der Welt dargetk-- , e. gegenüber der kleinen, aber mächtigen P-nn de «. ' hier und da einen eigenen Willen 'ct Die Sei.!- erkenntniß der klügern Pansln^ - i n o-m ^adei zu Hilse gekommen; man ho» ' .0!» e» >ch- m dlrjea Kreisen davon über»-' ein Krieg deu^-Reiche zur Zeit nur »uni U. gk' gcre^en '.^rte. Man will zunächst ..«ng den inner« Deutsche-- zu » r «.m - n; >. ist ^m 3. April in der Rei^ in Zukunft die Stellen . r-, der ru sijcyen Akademie der Wissen- i ur. .Oi r.stc ausschließlich Mit Russen zu be- n M sie immerhin! DaS sind innere An gel- e - i Rußlands. Wir können daS neueste - Gelegenheit wird nicht-, denn man§reist nach Rom Dor» will sich der Professor noch einmal die Fon tana Trevi ansehen, deren Wasser, virgo, er, um dem Stücke einen romantischen Titel zu geben, mir „Jungbrunnen* übersetzt Hot. Er mag ein lang weiliger Gatte sein, aber er ist ein schlechter Philologe. O. «. Inga Sveudsou. Novelle v»n Otto Roquett«. (Fortsetzung.) Inga war überrascht durch den Anblick diese« Raume- und blieb mit einem Au»ruf der Le:wunjde- rung an der Thür stehen, während Konradine den Blumenstrauß auf den Arbeitstisch stellte. „Tr-ten Sie getrost näher!* rief sie lächelnd. „Der gelehrte Vogel ist nicht in seinem Käfig! Wir dürfen un- un gefährdet darin umsrhen und über ihn lustig machen.* Inga trat zu ihr, und dar Erste, woraus ihr Blick fester hafttte, war der Schädel, welcher gleichsam al« Beschwerer auf einer Sch cht von Büchern lag „Ist da» ein Todtenkopf?* fragte sie mit ruhiger Betrach tung „In Wirklichkeit habe ich bisher noch nie einen gesehen* „Müssen Sie die häßliche Larve denn auch zuerst erblicken, um darüber zu erschrecken!* rief Son- radine. „Erschrecken? O nein!* entgegnete Inga. „Nur vor Leb ndigem erschrecke ,ch leicht. So also siebt man au« — ? Ist rS ein männlicher oder ein weib licher Schädel?*
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