Dresdner Journal : 14.04.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-04-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188204147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-04
- Tag1882-04-14
- Monat1882-04
- Jahr1882
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497
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- Titel
- Dresdner Journal : 14.04.1882
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M85. Freitag, den iä. April. 1882. ^douakweatsprel»: Iw zürnen ck»ar,kk«ll Ssick»: .... 18 il»rlc. ^sükrliol«: 4 Ll»rlt KO kf. Linrvloe diuruwsr«: IOkk. Ln,»»rd»Id de» dsutscken ltsicdss tritt kost- uud 8tsmpelru»clila^ Kiuru. Inseraten preise: r«r den kaum einer gespaltenen kstitrsils 20 ?f Unter „Linxesnndt" dis Leite SO kk. Kei 1'abeIIen- und ^iüsrnsntr KO H Xusscklag. krselielnen: lügliek mit ^imnnkms 6er 8onn- und feiertags >ksnd» kür den kolxendsn tag. ZresdntrAmmnI. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Inseratenannakme »usvirts: l-itpsig: ^r. Lranristetter, Commi»»ionür de» Dresdner Journal»! Lsmdurg S»rlt» -V>«n - L»»«l Lr«,1»o-rrankturt ». H : Z/aasenstein ct ko§/er/ L«rlm-Vt»nHLmdurss- kr»g - l.sip»ig krsnictort ». N.-Hüneken: V?ud. A/uE,' L«rUn: /nlattttenda»«!,- Lr«m«i>: Lc/i/otie, Lr««i»u: /. ü'tcinAen's Lurenu L'akatti),' krsnlclurt » H; L'. ^nrAekseks Duckkeodlunx; vdrli'i: tr. ^/üt/rr,' Rsimovor: t7. §c/«ü«-ter, r»rt» N»rU» risnirknrt » H - Stuttgart Duuke cd c?o., »amdurg: Xd. üteiner. Ilerausxvdvrr künigl. krpeditiov des Dresdner dourust», Dresden, Lvio^erstrnsss d<o 20. Nichtamtlicher Theil. lltdersich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Journal de- DsbatS.) TageSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im Sffeatl. DienSr. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und Lolktwirthschaft. Keuiürton. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Varese, Donnerstag, 13. April. (Privat- Tet. d. Tresdü. Journ.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen find gestern Abend 9 Uhr hier eingetroffen. Wien, Donnerstag, 13. April. (Tel.d.DreSdn. Jouin.) Die letzten Witterung-Verhältnisse haben weniger Schaden angerichtet, als man vielfach be fürchtete; sprciell die böhmischen und ungarischen Berichte stimmen überein, daß die Getreidesaaten bereits so gekräftigt find, daß die niedrige Tem peratur und die Schneefälle keinen ernsten Scha den zufügen konnten. In Galizien haben blo» die Obstbäume und RapS theilweise gelitten; die Getreidesaaten blieben ganz unversehrt. Lemberg, Donnerstag, 13. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die RathSkammrr deS Strafge richts beschloß gestern, gegen 5 Bauern auS Hni- lizki und den rutbenischen Redacteur Szozerban die Untersuchung einzustellen, sowie dieselben sofort freizulassen; die übrigen verhafteten Ruthenen ver bleiben in Untersuchungshaft. Der Delegirte deS Londoner HilfScomitöS, Mr. Oliphant, ist gestern hier eingetroffen und hat kurze Zeit mit dem Statthalter Grafen Potocki confe- rirt; er begab sich AbendS nach Brody, um bei der Auswanderung von 12 MM russischen Juden nach Amerika hilfreich zu interveniren. Madrid, Mittwoch, 12. April, Nachmittags. (W. T B.) Der Belagerungszustand ist nunmehr in ganz Catalonien aufgehoben. Liverpool, Mittwoch, 12. April, AbendS. (W. T. B.) Bei einem anläßlich der Einweihung des neuen konservativen Clubs stattgehabten Banket hielt der Marquiö v. Salisbury eine Rede, in welcher er sich gegen die Schwäche und den Wankelmuth der Regierung wandte, welche der Bewegung in Irland succesfive Concesfionru ge macht habe. Die Landbill werde niemals zu einer Pacification deS Landes führen; das einzige Mittel, den Frieden und die Zufriedenheit in Irland wie der herzustellen, sei eine Erleichterung deS An kaufs der Farmen durch die Pächter, welche, wenn sie Eigenthümer würden, gleichzeitig Vertheidiger der Ordnung und der mit dem Befitzthum ver bundenen Rechte werden würden. Kairo, Mittwoch, 12. April, Nachmittags. (W. T. B.) Dir verhafteten tscherkessischen Offi ziere hatten eine Versammlung abgehalten, um eine Petition aufzusetzen, in welcher der Kriegs- Minister um Zurücknahme ihrer Versetzung nach dem Sudan ersucht werben sollte. Hierbei hatte einer der Offiziere, einen Revolver in der Hand haltend, Drohungen gegen Arabi Bey au-gesto- Hen. Diese Thatsachen wurden drnuncirt und alle Offiziere verhaftet. FkiiiUtton. Viedigirt von Otto Banck. Inga Svendson. Novelle von Otto Stoq nette. (Fortsetzung.) Da entdeckte Rolf eine Geige hinter einem Schranke hängen. Er, der seit einer Woche den Bogen nicht geführt hatte, sprang daraus zu, stimmte die Violine, und obgleich er sie für em elende» Instrument er klärte, begann er geläufig und sicher darauf zu spielen. Klingstein machte große Augen vor dieser unerwarteten Kunstfertigkeit, aber die Aufmerksamkeit der drei Freunde wurde plötzlich auf ein Schauspiel gelenkt, welche» für die Betrachtenden mehr de» Lächerlichen bot, al» für die Mst- wirkenden. E,ne Gesellschaft aus der Stadt war auf ihrer Waldpartie von dem Gewitter und Regen überfallen wor den und stürmte nun, in verworrene Flucht aufgelöst, durch den Garten, um da» HauS zu erreichen. Kinder, la chend und schreiend, voran, junge Männer, ihre Höf lichkeit vergeblich gegen die Damen aufbietend, sonst bedächtige Männer im wenig kleidsamen Carriärelauf, etwa- korpulente Mütter, welche nicht so leicht mit konnten, von rüstigen Armen förmlich dahergrschleppt; so flüchteten etwa dreißig Personen unter nicht gerin gem Lärm unter daS schützende Dach. Die drei Rei senden sahen von einem Fenster de» obern Stockwerke» diesem Treiben lachend zu, in dem behaglichen Gefühle, längst im Trockenen zu sitzen. Au« ihrem Zimmer Hing eine Thür nach der Galerie de« Tanzsaale«, in Dresden, 13. April. Die Bewegung in Spanien nimmt vorläufig einen für die Regierung günstigen Verlauf. Die bei den letzten Unruhen in Barcelona zu Tage getretenen Erscheinungen bieten jedoch so mancherlei Eigenthüm- liche», daß e» sich der Mühe verlohnt, noch ein Mal auf dieselben zurückzukommen. Barcelona war häufig der Schauplatz von Ruhestörungen. D'e Bevölkerung dieser Stadt ist, wie man zu sagen pflegt, eine etwa- „gemischte Gesellschaft". Die Arbeiter Spanien» und namentlich Barcelona» sind Diejenigen, auf welche die „Internationale" den größten Einfluß auSübt, und in dieser Beziehung läßt sich Barcelona weder mit einer französischen, noch mit einer deutschen Stadt vergleichen. E» kommt hinzu, daß die Spanier nicht gern Steuern und Abgaben bezahlen. Sie sind an die Deficit» ge wöhnt und besitzen daher hinsichtlich de» Budgets keine besondere nationale Eigenliebe. Allein nicht nur die Arbeiter, auch die gesammte, Industrie und Handel treibende Bevölkerung zeigt in Spanien einen andern Charakter, als diejenige de» übrigen Europa. Während diese Stände anderwärts meist ordnungsliebend sind, werden sie in Spanien öfler der Regierung unbequem. Sie leisten wie die Arbeiterbevölkerung namentlich gern Widerstand, wenn eS sich um die Entrichtung von Abgaben handelt. In der Thal sind, wie wir bereit» früher bemerkten, die neuen Handelsverträge nicht die Ursache der Bewegung. Es sind vielmehr die den Geldbeutel der Industriellen in Anspruch nehmenden Projekte deS Finanzministers Camacho, welche den Widerstand in Catalonien hervorgerufen haben. ES verlohnt sich, diesen Projecten unsere Aufmerksam keit zuzuwenden. Jedermann weiß, daß Spanien nächst der Türkei in Europa der schlimmste Schuldner ist. Es leugnet zwar seine Schulden nicht, es sührt »m Gegentheil recht sorgfältig Buch und Rechnung; aber e» zahlt sie nicht oder wenigstens nur in sehr kleinen Raten. Trotzdem hat sich durch dieses Verfahren in der spa nischen Staatskasse kein baareS Geld angesammelt. Es hat sich vielmehr eine Continuität der Deficits heran gebildet» welche in Spanien ein stehendes Phänomen der Politik bildet. Der neue Finanzminister Camacho giebt in seinem großen, im Monat Oktober de» vo rigen Jahre» veröffentlichten Finanzprogramm eine Uebersicht der Deficit». Dieselben betrugen für die Budgetperiode von 1876—1877: 12700000 FrcS. 1877—1878: 59 900000 - 1878—1879 : 73 500000 - 1879—1880: 91800000 - 1880-1881: 106 400000 - DaS spanische Deficit ist daher ein progressives. In 7 Jahren vergrößerte sich dasselbe um 344 Mill. FrcS. Heute, wo Spaniens Industrie blüht, wo Eisen bahnen allerwärts daS Land burchschneiden, will nun die spanische Regierung geordnete Finanzen schaffen. Sie stößt aus zweierlei Widerstand: denjenigen der StaatSgläubiger, von welchen sie Opfer beansprucht, sowie auf denjenigen der Steuerpflichtigen, denen sie erhöhte Leistungen zumuthet. Camacho gedenkt die schwebende und amortisirbale Schuld umzuwandeln, indem er sehr verschiedene und oft in Kurzem fällige Verpflichtungen durch in 40 Jah ren al pari rückzahlbare Fonds ersetzen will. Durch diese Operation hofft der Minister auf eine Ersparmß von über 100 Millionen. Die im Pariser Cours zettel mit 30,o notirte ständige Schuld, auf welche seit 5 Jahren nur 1 Procent bezahlt wurde, Papiere, deren Besitzer von 1882 an aus 1,2k Procent Anspruch haben, und welchen man in einer mehr oder weniger fernen Epoche die gesammte Tilgung der ursprünglichen welchem die Gesellschaft sich gesammelt hatte. Rolf konnte sich nicht versagen, da» Treiben der Verregne ten von oben zu betrachten und den beiden Anderen seine Bemerkungen zurückzubringen. Gleich darauf nahm er wieder die Geige zur Hand. — Währenddem kam die Jugend im Saale zu der Ansicht, daß es ansprechender wäre, die nassen Kleider im Tanze zu trocknen, und zwei junge Herren begaben sich hinauf, um den Geiger zu fragen, ob er ihnen zum Tanze aufspielen wolle? Die beiden Anderen — mit einer Verbeugung vor Inga und Klingstein wurde eS ge sagt — sollten der Gesellschaft ein angenehmer Zu wachs sein. Die beiden Letzten lehnten ab, Rolf aber willigte ein, von der Galerie auS ein Stück zu ver suchen. ES geschah, und bald daraus wirbelte unten Alt und Jung durcheinander. Da begann Klingstein: „Tragen Sie jetzt ein ordentliche» Musikstück vor, da mit die Leute hören, mit wem sie e» zu thun haben." Der junge Violinist war schnell bei der Hand und ließ alle seine Kunststücke unter dem Bogen hervor sprudeln. Man zollte lebhasten Beifall, und bald da rauf erschien em Herr bei den Reisegefährten, der sich anerkennend über die Leistung aussprach. „Können Sie mehr auswendig?" fragte er. Rolf bejahte e» und spielte noch ein ziemlich umständliche» Capriccio. Der Herr stellte sich nun al» Kapellmeister N und Dirigent der Curkapelle in EmS vor, ließ sich in ein Gespräch mit Rols rin und rückte endlich mit dem Vorschläge herau», ihn sür die Dauer der Saison „versuchsweise" nach Em» zu engagiren. Rolf war sehr beglückt darüber. Die Aussicht, sich so schnell und iu so günstiger Weise etwa« erwerben zu können, erschien ihm unabwei»bar, und so sagte er mit Freu- Schuld in Aussicht stellt, möchte Camacho derart um- gestalten, daß vom 1. Juli 1883 an 1 Frc. 75 In teressen bezahlt und außerdem gewisse Bortheile bei dem Umtausch gewährt würden. Durch diese Umgestaltung würden die Finanzver hältnisse Spaniens eine definitive Regelung erfahren, wobei allerdings vorausgesetzt werden müßte, daß sich die Herren Spanier dazu verstehen, pünktlich ihre Steuern und Abgaben zu entrichten — wozu dieselben bisher wenig Lust zeigten —, um die Regierung in die Lage zu versetzen, den Verpflichtungen gegen ihre Gläubiger nachzukommen. Leroy-Beaulieu, der be rühmte französische Nationalökonom, dem wir obige Ausführungen entnehmen, spricht sich im „Journal des DöbatS" mit großer Wärme für die Finanz- projecte Camacho'S aus und giebt sich hinsichtlich der Zukunft Spaniens den besten Hoffnungen hin. „Die gegenwärtige Regierung ,st weit stärker, als ihre Vor gänger," sagt er. „Der König gilt sür gewandt und ist popu'är. DaS Land gedeiht. Der Reichthum Spaniens macht große Fortschritte. Die auswärtigen Capitale strömen dem Lande zu. Die Unternehmungs lust ,st dort sehr stark und vielleicht zu stark. In 5 bi» 6 Jahren wird Spanien umgestaltet sein. Es ist kein Grund vorhanden, um anzunehmen, daß nicht auch seine Finanzen sich wieder erholen sollten. Italien, dessen DeficitS oft 300 bis 400 Millionen im Jahre betrugen, hat heute 50 Millionen Ueberschüsse. Warum soll nicht das Gleiche in Spanien zutreffen? Latalo- nien wird den Handelsvertrag, gegen welchen eS heute protestirt, nicht zu bereuen haben; die Kaufleute aller Städte werden m dem Emporblühen, welches gute Finanzen im Gefolge haben, bald einen Ausgleich für die geringe Erhöhung der Auflagen finden, welche gegenwärtig ihren Verdruß erregt. Die Gläubiger dagegen werden, wenn sie die von Spanien vorge schlagene Conversion annehmen, ihre Einkünfte um 75 Procent vermehren, und ihr Capital wird seinen gegen wärtigen Werth erheblich übersteigen." Lagesgeschichte. Dresden, 13. April. Nach einer auS Varese an her gelangten Mittheilung wird Se. Majestät der König erst am 19. d. Mt». früh 10 Uhr hier ein treffen. * Berlin, 12. April. Se. Majestät der Kaiser ist, wie die „Prov.-Corr." meldet, von seinem leichten Unwohlsein völlig wiederhergestellt, so daß sowohl die ReglerungSthätigkeit nn ganzen Umfange, als auch die täglichen Ausfahrten wieder ausgenommen werden konnten. Gestern Nachmittags empfing Se. Majestät im königl. PalaiS hierselbst den zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der Republik Chile ernannten Hin. Guillermo Matta in Audienz und nahm aus dessen Händen ein Schreiben des Prä sidenten dieses Freistaates entgegen, durch welches der selbe in der gedachten Eigenschaft am hiesigen aller höchsten Hofe beglaubigt wird. Hierauf ertheilte Se. Majestät um U2 Uhr Nachmittags dem hiesigen königl. serbischen außerordentlichen Gesandten und bevollmäch tigten Minister Hrn. Pvtronievitch eine Audienz behufs Ueberreichung eines NotificatlonSschreibens Sr. Majestät des Königs von Serbien. Als Vertreter des auswärtigen Amtes wohnte diesen Audienzen der Bot- schaster Graf v. Hatzfeldt bei. — Heute empfingen beide kaiserl. Majestäten den Besuch deS Großherzogs von Oldenburg, welcher später mit den Majestäten dinirte. — Die in Schwerin erscheinenden officiösen „Mecklenburgischen Anzeigen" erklären, daß die Nach richt der „Wiener Allgemeinen Zeitung", der Groß herzog von Mecklenburg-Schwenn habe bei seiner jüngsten Anwesenheit in Wien aus Wunsch des den zu, wenn damit auch daS ursprüngliche Reiseziel um einige Monate verspätet würde. „Auch mich freut es", entgegnete der Kapellmeister. „Nur aber muß ich Sie bitten, morgen mit dem Frühesten bereit zu sein und mit mir zugleich abzufahren, beim ich bin nur aus einen Tag zum Besuch hier und muß morgen schon in EmS dirigiren." Auch dies wurde von Rols ohne Bedenken zugestanden. — Al- Inga davon erfuhr, sah sie ihren Bruder vorwurfs voll an und war mit seinem raschen Entschlusse nicht einverstanden. Sie wendete ein, daß eS besser, ja nothwendig gewesen wäre, die Reise geradeswegs nach Eisenthal fortzusetzen. Bei Anhörung diese» Orts namen» sah Klingstein sie betroffen an. „Wo — wohin geht Ihre Reise?" fragte er. — »Nach Eisen thal, zum Oberförster Volkmar", entgegnete sie wieder holend. „Wir kennen noch Niemanden dort, aber da» Ziel ist unS vorgeschrieben." Der Freund blickte mit fragendem Ausdruck auf die jungen Leute, unfähig, den Zusammenhang zu begreifen, und diese waren auch nicht in der Lage, ihn aufzuklären, da sie nur wußten, daß sie eine Jugendfreundin der verstor benen Mutter zu besuchen hätten. Klingstein suchte seine Ueberraschung und die ernste Stimmung, welche ihn ergriffen hatte, zu verhehlen. — Der Regen hatte mit der Abenddämmerung aufgehört, und bald rüstete sich die G«seüschast unten zum Aufbruch nach der Stadt. Rolf war in lebhafter Unterhaltung mit dem Kapellmeister, der ihm die Hand schüttelte und ,hm nochmals rinschärfte, sich zum Bahnzuge früh um 5 Uhr einzufinden. Der muntern und lachenden Stadtgeselljchasl folgten m einiger Ent fernung die drei Reisegefährten. Rolf aufgeregt und Deutschen Kaiser» mit dem Herzog v. Cumber land über einen Verzicht desselben auf die Thronfolge in Hannover-Braunschweig verhandelt, jeden thatsächlichen Grunde» entbehrt. — In der heutigen Sitzung de» BundeSrathS wurden die Gesetzentwürfe betreffend die Unfall- und Kranken versicherung der Arbeiter, die Abänderung der Ge werbeordnung und daS Tabaksmonopol dem IV. und VI. Ausschüsse, die Monopolvorlage außer jenen bei den Ausschüssen auch noch dem VII. Ausschüsse zur Vorberathung überwiesen. — Die „Prov-Corr." mel det: Die Berathungen der wichtigeren, sür die kom mende RelchstagSsession bestimmten Vorlagen sollen im BundeSrath, nach einer Mittheilung deS Reichs kanzler-, in der mit dem 16. d. beginnenden Woche ihren Anfang nehmen. — Die Einberufung de« Reichstages ist für die letzten Tage diese- Monat- in Aussicht genommen. — DaS Abgeordnetenhaus tritt am 18. Apr,l von Neuem zusammen, um die noch rückständigen Vorlagen (Kreis- und Provinzial- ordnung für Hannover, das neue Verwendungsgesetz und andere) zu erledigen. — Auch das Herrenhaus wird sich nächste Woche versammeln, um vor Allem zu dem kirchenpolitischen Gesetzentwurf, wie er aus den Berathungen des Abgeordnetenhauses hervorgegangen, Stellung zu nehmen. — Die „Post" schreibt: Die in gewissen Organen der Börsenpresse verbreiteten Nach richten über Verstaatlichung-Projekte bezüglich der oberschlesischen Eisenbahn entbehren, wie wir aus guter Quelle hören, jeder thatsächlichen Unterlage. Inwiefern das AuSstreuen solcher Ge rüchte gegen Bestimmungen des Strafgesetzbuches ver stößt, dürste, wenn wir recht unterrichtet sind, von zu- ständiger Stelle näher untersucht werden. — Wie man der „Köln. Ztg." schreibt, hat der Minister hinsichtlich der AuSwelsungSbefugniß uulegmmirler Auslän der die grundsätzlich wichtige Verfügung getroffen, daß dieselbe nicht ausschließlich den LanüeSpolizeibc Hörden zustehe. Die Fälle gerade der Zuständigkeit der letzte ren beziehen sich, im Hinblick auf die dieSfälllgen Vor schriften deS Reichsstrafgesetzbuchs, auf die Auswerfun gen au» dem Reichsgebiete. Bezüglich der Befugniß zur Ausweisung aus dem preußischen Staatsgebiete ist die Zuständigkeit „der verschiedenen Polizeibehörden durch Gesetze nicht geregelt worden. Jnsbe>ondere be steht keine derartige Vorschrift, durch welche die Aus übung jene- Rechts ausschließlich den LandeSpolizei- behörden übertragen worden wäre. Es unterliegt dem nach keinem Bedenken und entspricht die- auch der seitherigen Praxi», daß ausländische unlegitimirte Per sonen, auch wenn sie bereits über den Bezirk der Grenz polizeibehörde hinaus in das Land gekommen sind, durch die den Landespolizeibehörden unterstellten Po lizeibehörden selbstständig ausgewiesen und mittelst Transport- über die LandeSgrenze zurückgeschafft wer den". — Ist be'm Schluß einer Strafverhandlung aus Versehen unterlassen worden, dem Angeklagten das letzte Wort zu «riheilen (nach ß 257,s der Slraf- proceßordnung ist der Angeklagte, auch wenn ein Ver theidiger für ihn gesprochen hat, zu befragen, ob er selbst noch etwas zu seiner Vertheldlgung anzusühren habe), so begründet di-'se Unterlassung nach einem Uc- theil deS RerchSgerichtS, III, Strafsenat-, vom 28. Januar d. I., nur dann eine Aufhebung des Unheils, wenn dadurch thatsächlich der Angeklagte von dem Vor bringen von VertheldlgungSmomenten abgehalten wor den war. — Nach einer neuerdings eingegangenen amtlichen Mittheilung ist der Termin sür Eröffnung der zu Madrid stattfindenden Ausstellung von Er zeugnissen des Bergbaues, der Hüttenindustrie, der Stein-, Thon- und Glasfabrikatü n anderweit auf den 1. April 1883 und der Schlußtermin für die Zu lassung von Ausstellungsgegenständen auf den 15. Fe bruar deSs. IS. festges tzt worden. gesprächig, die beiden Anderen schweigsam und ihren Gedanken nachhängend. Sie zogen noch ein Mal ge meinsam in daS WirthshauS und theilten die Abend- Mahlzeit. Dann aber stand Klingstein plötzlich vor den Geschwistern mit Hut und Stab, dar Ränzel auf dem Rücken. Er wollte mit dem Nachtzuge abreisen. Schon stand der Omnibus, der ihn nach dem Bahnhofe führen sollte, vor der Thür. „Wir müssen scheiden", sagte er. „Ihr Beide geht morgen nach dem schönen Lahnthal, wohin ich Euch nicht folgen kann. Wir wollen da- kurze Bei sammensein nicht vergessen! Lebt wohll" Er ergriff Jnga's Hand und sah sie an mit einem AbschiedS- blicke, so tief und ernst, al- müßte er sich innerlich mit Gewalt loSreißen. Dann eilte er hinaus, Rolf ihm nach bi» vor die Thür. Jnga'S Herz schlug zum Zerspringen. Vom Fenster au» sah sie im Scheine der Laternen, wie Klingstein ihren Bruder mit Heftig keit umarmte und küßte, dann in den Wagen sprang und, ohne zurückzuilicken, davonfuhr. Diese Erinnerung überkam da» Herz de» jungen Mädchen» mit ganzer Macht, nachdem sie da- getreue Abbild de» Freundes, noch dazu in der Wandertracht jener Tage, erkannt hatte. Daß sie eS erst nach einigen Wochen ihres Aufenthalte- in Eisenthal zu G sicht bekam- men, mochte daran liegen, daß man hier uuf dem Lande keinen großen Cultus mit Photographien treiben konnte und die Albums mit Gesichtern, die den Fremden nicht- ongehen, nicht überall auf den Tischen lagen. Eine endlose Reihe von Fragen stürmte durch Jnga's Seele. War e- um ihretwillen, daß er zögerte, zu seiner Familie zurückzukommen? Hatte sie ihm selbst doch einst gesagt, ihre Reise ginge nach Eisenthal. Und
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