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Dresdner Journal : 18.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-18
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.05.1882
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Donnerstag, den 18 Mai. 1882. V 114 ^b«oa«!mv»t»prvl,r dtttrrliclr: .... 18 -1»rll. ^^»tirliok: 4 Ll»rk LV?k. Liarsto« tiuruworo: 10 ?k. i L<i»«rL»id ds» 6«utickev ) Roicbss tritt kost- und Ltsmpelruiclrlu^ Nimu. InsvrLtevprelso r kür don K»urn einer ssespnltvnea petitreils 20 ?s Oster „kin^ENlit" die 2eils SV kk. Lei 1'»d»Uen- und LiNsrnsittr LV ^ut»cblnx. Nrnedeloen: T^^liol» mit ^uivnkms der 8onn- und Leiert»^» ödende kür den kolbenden 1^. DreMerÄmml. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»»er»1en»ooaNm« »»»«Lia»: I-etprix: H. Lrandotetter, OoiumciisiooLr de« Dresdner ^ournul»; H,mdvr^ -N«rN»-Vl«Q I.«ipi>8 L»«»IN-»»i»<i-rr»oLIurt ». U : //aa»k»«tri»i d OoA/er, L«r!iv-V>«nH»mdur>- rr»e-I<«ip«>8 rrenlllurt ». LI. -dl^llcksn: A/»«>e,' Lerlm: /nr«iidend«»ii, vrswou: 7-7. Lrv«Is,u: 7. Ltunqrn « L«reau »i7 /c'at-at/i)krenklurt » H : 77. da<Iluolibundlung; üvrUi«: <7. .Vü7/rr/ 8»m>ovsr: <7. Kc7,Elrr/ kort, L«rU» - krenkknrt » LI Stutt^^rt: 7)au^< d Oo. / Riundur?: dd. Lteiner. Heran«xeberr Küni^l. Lapeditian do» Dresdner Journal», Dresden, 2viv8vrstrlUi»o Ho. 20. Ämtlichcr Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Bahnmeister C. Lolditz in Altenburg die ihm von Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Altenburg verliehene silberne Beroienst- medaille de- Herzoglich Sachsen-Ernestinischen HauS- ordenr annehme und trage. Bekanntmachung. Er wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß beschlossen worden ist, die die Steuerbezirke Frei berg und Dippoldiswalde umfassende Bauverwalterei Freiberg vom 1. Juni diese- Jahre- ab mit der dor tigen BezirkSsteuer-Einnahme zu vereinigen, von dem Bauverwaltrreibezirke Freiberg jedoch vom 1. Januar künftigen Jahres ab den den Steuerbezirk Dippoldis walde umfassenden Theil abzutrennen und die Bau- verwaltereigeschäfle in dem letzteren der BezirkSsteuer- Einnahme Dippoldiswalde zu überweisen, unerwartet dieser Abtrennung aber bereits vom 1 Juni diese- Jahre- ab die im Steuerbezirke Dippoldiswalde vor kommenden, an Ort und Stelle zu erledigenden Ge schäfte der Bauverwalterei Freiberg für Rechnung der BezirkSsteuer - Einnahme Freiberg in ihrer Eigenschaft al« Bauverwalterei durch die Bezirkssteuer - Einnahme Dippoldiswalde besorgen zu lassen. Diese Behörden weiden in ihrer Stellung nach außen, sowie bezüglich ihres Lassen- und Rechnungs wesen- unabhängig von einander fortbestehen. Dresden, am 15. Mai 1882. Finanz-Ministerium, von Könnrritz. Müller. Nichtamtlicher Theil. Neberlicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungtschau. Tage-geschichte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. Eingesandte-. Keuilleton. TageSkalevder. Jnl erste. Erste Beilage. Reichstag-Verhandlungen. (Sitzung vom 16. Mai.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dientze. LVm. Plenarsitzung de- LandeSculturrathS. Die Wiener Ringtheaterkatastrophe vor Gericht. Lotteriegewinnliste vom 16. Mai. Telegraphische WittcrungSderickte. Inserate. Zweite Beilage. Börseunachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, DienStag, 16. Mai, NachtS. (Tel. d. Boh.) Im Ringtheaterproceß verkündete der Ge richtshof nach rinstündiger Berathung folgendes Urtheil: Jauner einfacher Arrest von 4 Monaten, Geringer strenger Arrest von 4 Monaten, ver schärft mit je 1 Kasttage im Monat, endlich Nitsche strenger Arrest von 8 Monaten, verschärft mit je 1 Fasttage im Monat. Zugesprochrn erhalten Ackert 787 Kl., Ramminger 1000 Kl., Kreichdaum 1000 Kl., Elise Rothkopf 1500 Fl., Josef Roth kopf LOO Kl., Stefanie Schaurrk 80« Kl. Alle Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. K Hoftheater. — Altstadt. — DienStag, den 16. Mai gastirte in Mozart« Oper „Figaro'S Hoch' zeit" Frau Schöller vom Stadltheater in Nürnberg al- .Gräfin". Ihre genügend klangvolle Sopran stimme, deren Höhe sich nach dieser Partie nicht be- urtheilen läßt, ist unfertig geschult; der Ton ist zwar rein, aber nicht srei und offen, sondern zu tief im Halse gebildet, wodurch ein Hrnüberziehen der Töne zu einander gesördert, Beweglichkeit und Klarheit der Stimme und Deutlichkeit der Aussprache gemindert wird. Der Vortrag leitet außerdem durch die Manier, mit dem torte und pp zu unvermittelt und musikalisch unmotivirt zu wechseln, und durch da- Vlbriren deS Ton», welche- in der ersten Arie unstreitig infolge großer Aeugstlichkeit am stärksten hervortrat. Die Befangenheit de- Gaste- mag überhaupt die Mängel in der Ausführung dieser Partie wesentlich gesteigert haben, und em weitere» Auftreten der Frau Schöller wird deren Befähigung vielleicht mit günstigerem Ein druck herausstellen. Die übrigen Leistungen in dieser Oper, unter de nen besonder» die der Frau Schuch durch Gesang»- behandlung und Darstellung sich au-zeichnet, sind le- kannt. Erwähnt sei, daß durch Wo deraufnahme eini ger kleinen früher gestrichenen Musiksätze (nach der Erkmnuug-scenr von Figaro« Aeltrrn und vor dem übrigen Privatbetheiligten werden auf den Eivil- weg verwiesen. Nachdem der Präsident auf die gesetzliche RrcurSfrist aufmerksam gemacht hatte, schloß er die Verhandlung. (Bergt, die auSsühr- lichen Mitteilungen in der ersten Beilage.) Da Dirrctor Zauner nur wegen des Vergehens gegen die Sicherheit des Leben» verurtheilt wor den, dagegen vom Vergehen gegen die Sicherheit deS EigenthumS freigesprochen ist, mußte die Ver sicherungsgesellschaft mit ihren an Jauner gestellten Ersatzansprüchen von 1S5 000 Kl. abgewiesen werden. Paris, DienStag, 16. Mai, AbendS. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten find die Dissidenten, welche an dem Gefechte bei Tigri Theil nahmen, zu wiederholten Malen geschlagen worden. Bei dem letzten Zusammenstoß ließen sie Todte und Verwundete zurück, sowie den Leben»- mitteltran»port, welchen sie seiner Zeit der topo graphischen RecognoScirungSabthrilung entrissen hatten. Madrid, DienStag, 16. Mai, AbendS. (W. T. B.) Der Senat hat den Gesetzentwurf, be treffend die Convertirung der Staatsschuld, im Ganzen mit 88 gegen 24 Stimmen angenommen. London, DienStag, 16. Mai, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Unterhauses verlangte Northcote weitere Information über daS (unter „Tagesgeschichte" gemeldete) Arrangement mit Parnell. Der Premier Gladstone erwiderte, die Frei lassung der Verdächtigen sei die Pflicht der Regierung gewesen. — Balfour ist mit dieser Antwort nicht zu frieden und beantragt Vertagung de» Hauses. ES sei zweifellos, daß die Regierung ein Abkommen mit Par nell getroffen habe; eine solche TranSaction sei bei spiellos in der Geschichte Englands und eine Infamie. DaS Vertrauen zu den Erklärungen der Regierung sei erschüttert. — Gladstone weist in leidenschaftlicher Weise die Beschuldigungen zurück; eS sei kein wahres Wort an der Behauptung, daß ein Pact bestehe; er müsse allen vorgebrachten Beschuldigungen ein ener gisches Dementi entgegenstellen; solche Beschuldigungen müßten erhärtet werden; wenn dies nicht geschehe, so gereichten sie Denen zur Unehre, welche sie Vorbringen. — Gibson bemerkte, leidenschaftliche Aeußerungen ge nügten nicht zur Widerlegung; dazu bedürfe e» That- sachen.—Im Fortgange derDebatte bemerkte North cote, eS se,en weitere Erklärungen erforderlich, aus denen ersichtlich, daß man sich der Macht der Landliga nicht unterworfen habe. Die Sitzung wurde schließlich bi- Abends 9 Uhr suSpendirt. Kairo, DienStag, 16. Mai, Nachmittag». (W. T. B.) In der gestrigen Audienz der Minister bei dem Khedive sicherten dieselben ihre vollkom mene Unterwerfung zu und baten den Khedive um Verzeihung. Der Khedive empfing fie kühl und erklärte, für jetzt wolle er dir Differenzen fallen lassen und mit ihnen arbeiten, um das Land zu retten. Die Minister zogen sich gedrmütbigt zurück. Gerüchtweise verlautet in diplomatischen Krei- sen, al» England und Frankreich der Pforte die Sendung de» Geschwader» nach Alexandrien noti- ficirten, hätten sie gleichzeitig versichert, daß keine Befehle zur Landung von Truppen rrthrilt seien; sollte eine solche nothwendig werden, so werde man sich an die Pforte wenden, damit diese dir erfor derlichen Truppen stelle. Dresden, 17. Mai. AuS den russischen Ostseeprovinzen erschallen laute Klagen über den Deutschenhaß der Letten Briefduett) die Deutlichkeit der Handlung in zweck mäßiger Weise hergestellt ist. L Banck. Kunstausstellung. (Fortsetzung zu Nr. 113.) Unter den Landschaft-bildern sind namentlich von zwei Künstlern, Gustav Schönleber in Karlsruhe und Robert Schietzold in München, ein paar ausfallend gelungene und in ihrer ganz verschiedenen Art über aus anziehende Werke eingeliefert worden. Sie sind beide von malerischer Gewalt und Zeugnisse einer großen sichern Technik, die m der Darstellung durch den Pinsel mit soviel Kühnheit und Können vorgeht, daß die meisten geübten Maler biS dahin nicht zu solgen vermöchten. Die Bilder sind nicht von be trächtlichem räumlichen Umfang und doch so bedeu tungsvoll durch die Sprache ihres starken unmittel baren Ausdrucks Schönleber hat in TaqeSbeleuchtung »Das Fischerdorf Pelleftrina" bei Venedig dargestellt, schmucklos und einfach, ganz realistisch und treu, wie dieser Maler aufzusassen pflegt; ohne alle Furcht vor Härte und Disharmonie in den Farben und Formen gab er ein Spiegelbild deS Leben-, da- durch den Au-druck der Wahrheit überzeugt und mit etwaigen Unschönheiten der Wirklichkeit versöhnt. E» ist darin dem bekannten Bilde »Bliesingen" (auf unferer Ge- mäldegalerie) ähnlich, nur greift e» minder naiv in da» Gebiet deS Unschönen hinein. Der Maler ist rin plastischer Darsteller ersten Range»; er beherrscht da» Licht selbst in trüben, unreinen Tönen und ermuntert e» durch treffende Gegensätze zu Heller Ansprache. Der und Esthen, welcher von oben offenbar begünstigt und geschürt w rd. Davon zeugte auch die Behand lung deS ProcesseS gegen den lettischen Offizier Alsup. Er wurde u. A. beschuldigt, daß er daS livländische Rilter- haus in Riga mit Dynamit habe m die Lust sprengen wollen. Die Anklage lautete aus Bildung einer ge heimen Gesellschaft zur Erregung von Feindschaft der Letten gegen die Deutschen und zur gewaltsamen Weg nahme des GrundeigenthumL und der Fabriken. D>e Sprache des lettischen BertheldigerS war mehr, als dreist. Derselbe äußerte sich u. Ä.: »Hier gelten keine russischen Gesetze, daher sei eS geboten, zur Selbst hilfe zu greifen, und diese werde immer nvlhwend.ger und gar zu bald duichauS geboten sein. Denn die hiesigen Deutschen wünschten nichts sehnlicher, als daß BiSmarck die Ostseeprovlnzen erobern möchte. Komme e« zu einem Kriege zwischen Preußen und Rußland, so würden die Letten selbstverständlich auf Rußlands, die Deutschen in Livland aber auf Preußens Seite stehen, und wenn das geschähe, würden die Letten sich der Deutschen im Lande schon zu entledigen wissen." Solche Aeußerungen deS Deutschenhasses wurden von den großentheils au» russischen Offizieren bestehenden Zuhörern beifällig ausgenommen. Der Angeklagte wurde trotz aller compromittirenden Zeugenaussagen und Actenstücke freigesprochen, von den Olfizieren iu- belnd umarmt und geküßt und zu einem ichon vor bereiteten Festmahle geleitet. Wenige Tage nach Be endigung des ProcesseS wurden >n Riga und auf dem Lande wiederum lettische Aufrufe aufrührerischen In haltes verbreitet, worin geradezu zur Verjagung der deutschen Herren ausgefordert wurde. Die Deutschen haben vor den Russen an der baltischen Küste Fuß gefaßt, ihre Rechte sind bei dem Uebergange der Pro vinzen an Rußland durch Capitulativnen geschützt, sie haben niemals durch Auflehnung oder Ungehorsam d>.r russischen Regierung Anlaß gegeben zur Aushebung dieser Rechte. Und jetzt wird ihnen der Kampf bis aufs Messer, gleichsam eine russische Bartholomäus nacht angekündlgt. Mit dem harmlosen naiven Un- schuldSzustande, wie er bis vor Kurzem ur Kurland noch bei vielen Deutschen herrschte, ist eS nun wohl sür immer vorbei. Bisher gab eS unter der gewerv- treibenden deutschen Bevölkerung der Städte ziemlich Biele, die sich um Politik und den Gegensatz der Na tionalitäten wenig kümmerten, pünktlich ihre Steuern zahlten, ruhig ihrem Erwerbe nach «mgen und nur den Wunsch hatten, es möchte immer so bleiben; sie sangen bei festlichen Gelegenheiten, Stiftung-festen von Vereinen rc. am Anfang als loyale russische Unter- thanen die russische Kaiserhymne, und am Ende als Deutsche die »Wacht am Rhein" und andere deutsch- patriotische Lieder. Im Ganzen wollten sie Kurländer sein und bleiben und weder russificlrt, noch borussi- ficirt werden. Jetzt sängt hier und da die Erkenntrnß an aufzudämmern, daß dieser unklare Zustand aus die Länge wohl doch nicht haltbar ist. Auch über Kurland beginnt der unleidliche, aber leider unvermeidliche Gegensatz der Nationalitäten seine Schatten zu wessen. In den nördlicheren Schwesterprovinzen Livland und Esthland ist derselbe schon fchärser ausgeprägt. Die dortigen Zeitungen melden von zahlreichen Excessen, Brandst.ftungen, ja sogar von Altentaten infolge na tionaler Hetzereien. Obwohl die Deutschen nur eine kleine Minorität bilden, haben sie doch durch Bildung und Besitz großen Einfluß im Lande. Die G oß- grundbesitzer, Pastoren, Förster, Aerzte auf dem Lande find größlentheilS Deutsche, desgleichen die besitzende und gebildete Klasse in den Städten. Durch die ge meinsame lutherische Religion haben sie geistige Füh lung und Connex mit den Letten und Esthen, durch die gemeinsame deutsche Sprache mit den Juden, die in den meisten kurischen Städten bereits recht zahl reich sind. Beschauer wird ganz in das locale Terrain bineinge- zogen und vergißt aus Augenblicke mit bürgerlichem Behagen, daß eS für jede Kunstleistung e ne Stilistik und ideale Erhebung geben sollte. Das gefällige Meisterstück kommt auch dem wohlhabenden Kunstlieb haber durch feinen b lligen Preis (2500 M.) ent gegen. Noch viel annehmbarer, wohl etwas zu befcheiden (Preis 1500 M.) tritt in dieser Beziehung dar gegen ständlich viel einnehmendere Gemälde von Schietzold auf. ES stellt „Neapel vom Posilipp gesehen" dar. Von der eben sanft ansteigenden Höge blicken wir auf die bogenförmig hingelagcrte Stadt und auf die weite Vesuvbucht bis zu dem Ufer vom alten Pompeji zurück ES ist Sonnenuntergang, und rings umher tiefer Naturfriede de- feuchten AbendtonS. In diesen satten Farben und markigen Gegensätzen, in dieser golden purpurnen, vom blendenden Weißlicht der Häuserreihen Neapel- durchblitzten Beleuchtung ist jene magische Wirkung wledergegrben, die aus so viele Be sucher Neapels gewirkt, die so vielen Malern vergeblich vorgeschwebt hat. Schietzold hat sie mit vielem Gelingen bezaubernd wiedergegeb n und damit sein künftiges Er fassen der italienischen Namr und deS schönen Süden- herrlich introducirt. Von srüheren Malern Hit jenen tiesrothen, südlichen BeleuchtungSschimmer so Mancher löblich angestredt, z B. Agricola, nur war dessen Ton zu konventionell und süß, und er war zu wenig Eo- lorist im edeln Sinne de- Worte-. Sehr schön em pfunden ist auch auf diesem Schietzold'schen Neapel- dild die malkge, lichtdurchgiühtc Pin.en- und Cy- press ngruppe im Mittelgrund. Namentlich gilt dies von den Lypressen, dir ältere Künstler, wie Guilttt, Ein Artikel, welchen die „Neue Preußische Zeitung" kürzlich der Lage m den russischen Ostsee- Provinzen widmete, weist daraus hin, baß der letzte und tiesste Grund der m den Ostseeprovlnzen betrie benen „Deulschenhetze" m der politischen W eder- erstehung de- deutschen Reiche- liege, dessen nationale Anziehungskraft man ohne jeden Grund fürchtet, und fährt dann sort: Eine gewisse Begünstigung der so genannten „nationalen" Bestrebungen m den drei Provinzen ist allerdings schon srühzeitlg bemerkbar ge worden; dieselbe erscheint aber nicht als das Ursprüng liche, sondern al- das Nachfolgende. So viel bekannt, haben die ersten „Jungletten" Woldemar, Bee-bardt- u. A. ihre deutschfeindliche Agitation aus eigenem Antriebe, d. h. unter dem Einflüsse deS seit Ende der fünfziger Jahre m ganz Europa mehr und mehr zur Geltung kommenden NatlonalitätSprincips begonnen; erst spater, als diese Agitation einige Bedeutung ge wonnen zu haben schien, ist es gewissen Leuten m St. Petersburg, zu denen nach einer sehr verbreiteten Meinung vor Allen der Großfürst Konstantin gehörte, eingefallen, sich ihrer als Waffe gegen da» Deutsch thum zu bedienen. Bei dieser Gelegenheit sei übrigens auf den, wenn auch nicht prlnclpiellen, so doch thal sächlichen Unterschied aufmerksam gemacht, der zwischen der oben erwähnten „jungletufchen" Bewegung und der „jungesthnlschen" besteht. Jene ist, was sich au- der vorgeschrittenem Entwickelung der Letten erklärt, etwa um em Jahrzehnt älter, hat sich aber an Kraft und Tiefe mit ihrer jüngern Schwester niemals messen können und spielt in diesem Augenblicke keine irgend erhebliche Rolle mehr, obgleich es weder an Organen in der Piesse, noch an persönlichen „Trägern" von dem Schlage deS kürzlich vom Rigaer Militärgericht frei- gesprochenen Offiziers Aisup fehlt. Die etwa mit dem Be ginn der siebziger Jahre stärker hervortreteude „jungesth- nifche" Agitation hat, wie alle Erscheinungen dieser Art, aus dem literarischen Gebiet ihren Anfang genommen. Als ihre Hauptvertreter erschienen damals einige deutsch gebildete Männer esthnsscher Herkunft, vor Allen der vor 2 Jahren an die esthnische Sl. JohanneSklrche m St. Petersburg versetzte Pastor Hurt (bi- dahin zu Odenpäh in Livland), dessen Popularität wesentlich m seiner eifrigen Propaganda für die sogenannte „Alcxanderschule", d. h. ein projectirtcs Gymnasium mit esthnsscher Ui.tcrr.chtLsprache wurzelte, sür wetche- bis jetzt ein Capital von etwa 60000 Rubel Silber gesammelt und auch schon em passende- Gebäude bei Oberpahlen (in Livland) angekauft worden ist. Außer dem galt er lange al- die Seele der sogenannten „esthnsschen literarischen Gesellschaft" («esti kir»n- wee.it,« «esst«), deren ursprünglich „wissenschastliche" Bestrebungen un Laufe der Jahre immer mehr eine „politische" Färbung annahmen und so derjenigen Persönlichkeit die Wege ba.nen halfen, welche in jüng ster Zelt da» eigentliche Haupt der deutschfeindlichen Agitation gennsen ist und derselben in der That zu einem Aufschwünge verholfen hat, welche sie der Auf merksamkeit weiterer Kreise nicht unwerth macht. ES war das drr kürzlich verstorbene Herausgeber deS in Fellm (Livlmd) erscheinenden esthnischen Wochenblalte- „Sakala", R. C. Jacobson. Dem demagogischen Ta lent dieses unzw.ifelhaft helvorragend begabten Publi- cisten (eines ehemaligen SeminarzöglmgS, von dem eS heißt, daß ihn eine Ohrfeige, die er einst von einem Hrn. v. L. erhalten, zum Deutschenhasser gemacht) ist cs binnen verhältulßmnßig lurzec Zett gelungen, die „nat onale" Antipathie eine- nicht geringen Theils der Esthen gegen dle deutichen „Herren" dermaßen zu steigern, daß heute allerdings mit einem gewissen Recht von zwei feindlichen Lagern gesprochen werden darf. Jedenfalls dient Lwlard als das eigentliche Versuchs feld. Während sich die Gouverneure von Kurland und Esthland, wie eS schrutt, loyal verhärten, ist eS leider Franz Catel, Oswald Achenbach, ost so trefflich stu- dirt haben, während sie von den Stilistikern häufig so gemalt werden, als ob diese plastischen, edelgeglie- derlen Bäume von Nürnberger Holzjchntttern nach dem Vorbild einer umgekehrten Rübe coplrt und schwarz grün angestrichen wären. Es »st schwer, das sympathisch berührte, im reizen den Elndruck so ichmeichelnd gesättigte Auge von der Schittzold'jchen Landschaft wieder abzuwenden. Ein Genrebild von Nordenberg in Düsseldorf ist eine sehr solide, chaiakteristlsch klar an-gesührte Arbeit. Diese Gruppe führt unS „Veteranen des Bernadotte" vor. Der Contrast zwischen den alten, für den ewigen Frühling der Ä genwart abgestorbenen Granbärten und dem harmlosen jungen Mädchen ist sehr glücklich gedacht. Auch das naiv lachende Gesicht de- kleinen Mäd chens aus dem Volk?, dem ihre Gespielin eine» eben gemachten „Guten Fund" z igt, gemalt von August Ludwig m Berlin, mrdient als kecke Auffassung be sprechenden Augenblick» olle Aufmunterung. O. B. Fortsetzung soigi) Am Ufer der Mulde. Novelle von H. Engelck«. (Fortsetzung.) Kaum wußte Meta in ihrer Erregung, wohin sie ihre Schr.tte tiugen. Sie fand sich erst wieder rm stillen Wald, wo die Bögel sangen, die Fickten duf teten, als sie vor dem Factorsteine stand. Als sie sich niedergesetzl und hrnau-schaute m die von der Abend- sonn glänzende Aue, da leg'e sich der Zorn de» Mad-
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