Dresdner Journal : 11.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-11
- Monat1882-07
- Jahr1882
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- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1882
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O158 Dienstag, den II. Juli. 1882. ^dova<>m»»1»pr«l«r Iw L-ieL-: iLkrlick. .... 18 ^gLi>rlicl>: 4 U.rtl b« kl. Liorelo« Xuwmsro: 10 kk. ^»««rd»Id äe, äevt»cken lisicbe« tritt?o«t- uoä 8t«ivptziruicli!Lx t^ioru. lv8vi'Ltenprel,er ?Sr ö«n k«uo> eiosr ^«»pLlteoen ?«titr«i1» 20 kk. llot«' „Lii>jse»»nät" tilg 2eils 50 ?k. v«i 1'»t>«Uen- untj 2iffern»Ltr SO H Xuk,cbl»x. kriclieioea: l^blirl» mit ^osnLtims äsr 8onn- vnä ?eiertLK> ^b«o6» für 6su kol^enäeu 1»^. Dres-mImmml. Verantwortliche Redaction: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. — I»»er»<<>i»»ni>»kme auRvIrt»; I^iprixe ^r. ^ranU-itrttrr, t?ommi«ionLr äe, 1>re«1ner 7ourn»l»; N»mdurx LerU» -Vien - r«ipiix L»»»I Lreulnn-rrnntfu'l n. U : //aaüenKte»« 8«rUa-Vi«»H»mdnrv rr»r-l.«ipiiU-rr»niltort ». U-Uün''d»Nt Berlin: /ira/idir.illonl , Lremen: L'. Lc/Uottr; vreulun ^tanArn's Bureau ,L'»n7 rrnnicknrt » 8 ^cicAc^seiie Iti>ckb»n<tlunje; vdriit»: ^/ü/krr, Srnnover: <7. >8c,<ü«»t«e, knrt» Serlin-ernnkknrr n H LluUzerti Daud« <t t,'o., Nnmdnrx: ^ct. Lt«nee Herousxederr LSoiel. krpeäition äe» Nr«,<1n«r 7oarn»i>, Dreräeo, Avinxerntr»»»« !io 20 Ämtlicher Tlieil. Dresden, 10. Juli. Mit Allerhöchster Genehmi gung ist der außerordentliche Professor in der philo sophischen Facultät der Universität Leipzig vr. Han- Georg Lonon von derGabeleny zum ordentlichen Honorarprofessor in genannter Facultät ernannt worden. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadtgemeinde Reichenbach betreffend. Dem Stadtrathe zu Reichenbach ist zu der im Einverständniß mit den Stadtverordneten beschlossenen anderweiten Anleihe im Betrage von Drei Hundert Tausend Mark (300000 Mark) gegen Ausgabe von, auf den Inhaber lautenden und planmäßig auSzuloosenden, bis dahin aber mit Vier (4) vom Hundert zu verzinsenden Schuldscheinen, nach Maßgabe deS vorgelegten AnleiheplaneS, sowie der Schuldscheine nebst ZinSleisten und ZinS cheinen die Genehmigung ertheilt worden. Dresden, am 30. Juni 1882. Die Ministerien de- Innern und der Finanzen. v. Nostitz-Wallwitz. v. Könneritz. Münckner. Bekanntmachung. Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Kö nigliche Unterosfizierschule zu Marienberg soll am 1. October dieses JahreS stattfind-n. Die Anmeldungen hierzu haben im Laufe deS Monat» Juli durch persönliche Vorstellung deS Aspi ranten entweder bei dem Kommando der Unterosfizier schule oder dem heimaihluhen Landwehr-BezirkS-Kom- mando zu erfolgen. Bei diesen Behörden ist auch daS Nähere über die Verhältnisse der Königlichen Unterosfizierschule und die Bedingungen für die Aufnahme zu erfahren und wird nur noch bemerkt, daß die betreffenden Aspiranten mindestens l4 Jahr alt und confirmirt sein müssen, beziehentlich da» 18. Lebensjahr nicht wesentlich über schritten haben dürfen, und daß die gesammte Er ziehung der Zöglinge auf der Königlichen Unteroffi- zierschule unentgeldlich geschieht. Dresden, am 24. Juni 1882. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. Beyer. Nichtamtlicher Lheit. uedersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeituugtschau. Tagesgeschichtr. dresdner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Vermischte-. Telegraphische Nachrichten. Triest, Sonntag, S. Juli, AbendS. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Aurora" ist heute mit 402 Passagieren aus Alexandrien eingetroffev. London, Sonntag, 9.Juli, AbendS. (W.T.B ) Nack einer Meldung aus Sim la von heute ist die Ruhe von Mascat wiederhergestellt; der Bru der des Imam hat gegen eine ihm bewilligte Pen sion auf die von ihm erhobenen Ansprüche ver zichtet. London, Montag, 10. Joli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie der „Standard" erfährt, ist die Armeereservr für heute rinberufea worden. Konstantinopel, Sonntag, 9. Juli, Nachmit- tagS. (Corr.-Bur.) Der Sultan verwarf auch daS neuerliche Gutachten deS MinisterrathS zu Gun- sten der Theilnahme an der Covfereuz. Die diplomatischen Kreise glauben trotzdem, er werde schließlich nachgeben. (Vgl. die „TageSgeschichte") Konstantinopel, Montag, 10. Juli. (Tel.d. DreSdn. Journ.) Nachdem die Rückäußerung der Mächte auf die in der letzten Conferrnz festge- stellte EinladungSnote an die Pforte zur Inter vention in Aegypten eingetroffen ist, intt die Con- ferenz heute oder morgen zusammen, um die Ueber- reichung der Einladung zu bewirken. Alexandrien, Sonntag, 9. Juli, AbendS 7 Uhr. (W. T B.) Während deS heutigen Nach mittags gewahrte man vom Dampfer „Tanjore" auS ägyptische Soldaten, welche Gräben aufwar fen und Geschützkugeln von einem Kort zum an dern schafften. Colvin und Eartwright haben sich mit dem übrigen Personal deS englischen Ge- neralconsulatS an Bord deS Dampfers „Tanjore" begeben. (Vgl. die „TageSgeschichte".) Alexandrien, Sonntag, 9. Juli, AbendS 11 Uhr. (W. T. B) Der interimistische englische Generalcoasul Cartwright hat au die General konsuln der übrigen Mächte folgende Note ge- richtet: Ich beehre mich, Sie zu benachrichtigen, daß eS wünschenSwerth sein würde, wenn Sie Ihre Staats angehörigen dazu auffordern wollten, Alexandrien zu verlassen und sich innerhalb 24 Stunden nach Empfang dieses auf einem der im Hafen befindlichen Schiffe ernzufchiffen. Sämmtliche Mitglieder der hiesigen Consulate find au Bord der hier befindlichen Schiffe gegangen. Alexandrien, Montag, 10. Juli. (Tel.d. DreSdn. Journ.) Alle Kriegsschiffe verlassen die Rhede und begeben sich außerhalb Schußweite ter ägyptischen Kanonen. Dir letzten Europäer haben auf Anordnung der Consuln die Stadt verlassen. Die „Agrnce HavaS" meldet: Admiral Sey mour kündigte gestern Abend den ägyptischen Be hörden an, baß die Beschießung der Befestigung«- werke binnen 24 Stunden beginnen würde, wenn dieselben bi« dahin nicht geräumt sein würden. Der französische Admiral ist von diesem Schritt verständigt. Die französische Klotte geht nach der mit Admiral Seymour getroffenen Abrede uach Port-Said. Dresden, 10. Juli. Im Anschluß an die kaiserl. Entschließung vom 11 April 1881 über die Errichtung der Universität mit böhmischer Vortragssprache in Prag veröffentlicht die vorgestrige amtliche „Wiener Zeitung * einen vom 29. vor. M'S. datirten Erlaß deS österreichischen Ministers für LultuS und Unterricht an den Statthalter von Böhmen und da» Präsidium der theoretischen StaatS- prüfungScommission in Prag, betreffend die Bestim mungen über Ablegung der theoretischen Staats prüfungen in deutscher und böhmischer Sprache. Diese Verordnung über die StaatSprüfungSnorm für die Prager Universitäten kennzeichnet sich durch zwei Momente: zunächst dadurch, daß wohl die böh mischen Studenten zum Nachweiie der Kenntniß der deutschen Sprach«, nicht aber auch die deutschen Stu denten zum Nachweise der Kenntniß der böhmischen Sprache verhalten werden, und weiter durch das un verkennbare Bestreben, die Einheit der beiden Univer sitäten möglichst zu wahren. Während der Verhand lungen über die Errichtung der böhmischen Universität spielte die Sorge um tue deutsche Sprache keine ge ringe Rolle. Die VerfassungSpartei, welche anfänglich der Geietze-vorlage zustimmte, wurde eine Gegnerin der Reform, weil sie im Gesetze selbst Garantien für die Pfl-ge der deutschen Sprache angebracht wissen wollte. Der Befürchtung, die böhmische Universität könnte in diesem wichtigen Punkte die Ausbildung der Jugend gefährden, gaben auch Redner der Linken in den Wählerversammlungen Ausdruck, so daß die deutsche Bevölkerung selbst die neue böhmische Universität als eine Gefahr für die deutsche Nationalität zu betrachten begann. Die mächtigste Waffe der Deutschen ist eben ihre Sprache und ihre Bildung. Die deutsche Sprache ist die Staatssprache der Monarchie und, gleich der gemeinsamen Armee, eine Säule, auf welcher die Ein heit der Monarchie ruht. Als Zweck deS oben erwähnten Erlasses wird an gegeben, „bei den PrüsungScandidaten der böhmischen juridischen Facultät die vollkommene Kenntniß der deutschen Sprache und die Fähigkeit, sich ihrer zu be dienen, sicherzustellen". Das „Fremdenblatt" erör tert eingehend, in welcher Weile der Erlaß dieses Ziel zu verwirklichen sucht, und bemerkt: „Die StaatS- prüfungtcommission bleibt für beide Facultäten eine und dieselbe, und damit dünkt uns die Gefahr beseitigt, daß sie zum Werkzeuge nationaler Aspirationen oder Tendenzen werden könnte. Einem jeden Candidaten, an welcher Universität er auch eingeschrieben war, steht eS frei, die Prüfung entweder ausschließlich in deut scher Sprache abzulezen, oder in deutscher und böhmi scher. Prüfungen ausschließlich in böhmischer Sprache sind demnach unstatthaft. Bei der Prüfung in deut scher und böhmilcher Sprache muß mindest.nS Ein Fach — nicht etwa ein Lehrgegenstand oder ein Colle gium — w deutscher Sprache abgelegt werden. Aus diesem Anlasse wird sodann ein Calcul über die Kenntniß der deutschen Sprache gesondert sestgestellt werden, und zwar durch lämmtliche Mitglieder der Commission, bei welcher demnach ein nationales Ele ment kaum ein Uebelgewicht haben kann. So lange diese Commission den Nachweis der Kenntniß der deutschen Sprache nicht für erbracht erachtet, ist die Staatsprüfung nicht für abgelegt anzusehen, und ebenso muß bei jedem Rigorosum m gleicher Welse die Kennt- nlß der deutschen Sprache dargethan werden, wenn em solches eine gleiche Wirkung wie die StaatSprü'ung besitzen soll. Zweifellos reichen diese Bestimmungen vollständig auS, um Bürgschaft für die Kenntniß der deutschen Sprache von Denjenigen zu fordern, welche sich dem Staatsdienste zuwenden wollen. Diese Grenze konnte die Regierung allerdings nicht überschreiten. Das Staatsgrundgesetz verbietet jeden Zwang zur Erlernung der zweiten Landessprache, und die tschechischen Organe berufen sich auf diese Bestimmung, um der Regierung das Recht abzusprechen, die tschechische Jugend zur Erlernung der deutschen Sprache zu verhalten. Indessen ent springt diese Anschuldigung einer Verkennung deS Zweckes der Verordnung. Die Gleichberechtigung kann doch unmöglich so weit getrieben werden, daß der Re gierung daS Recht abgesprochen werde, die Qualifica- tionen für den Staatsdienst festzustellen. Diejenigen tschechischen Jünglinge, welche nicht auf öffentliche Dienste reflectiren, brauchen sich dem Zwange nicht zu fügen. Sie können ihrer Abneigung gegen die deutsche Sprache — falls sie wirklich von einer solchen erfaßt werden sollten — ganz unbehindert stöhnen. Die ¬ jenigen indessen, die in den Dienst deS Staate» treten wollen, diese sind allerdings verpflichtet, jenen berech tigten Wünschen Rechnung zu tragen. Die tschechischen Journale klagen, daß damit eigentlich die Supenorität der deutschen Sprache constatirt sei und ihr Rang als Staatssprache nun feststehe. Diese Ansicht wollen wir nicht bestreiten; nur wird diese Thatsache nicht erst durch den Erlaß de» Unterricht-ministerS geschaffen. Sie entspricht dem historischen Charakter deS Staate-, der Geschichte und der Lullur der Deutschen, und eine auf diese Weise erstrittene Superiorität kann unmög lich etwas Verletzendes für Nationalitäten haben, welche gerade in dieser Cultur die Elemente für die eigene Erstarkung gefunden haben. Die tschechische Bevölkerung kann demnach diese Sprachverordnung mit Dank entgegennehmen. Sie öffnet und sichert ihren Söhnen die Wege zum Staatsdienste und bewahrt sie vor geistigem Verfall. Sie sichert auch dadurch der böh mischen Universität den Zuspruch, da auch auS ihr die Bah nen für strebsam: Bürger überall hinführen und Bürgschaf ten für deren volle geistige Ausbildung geboten sind. Die deutsche Bevölkerung kann aber mit gleicher Befriedigung auf die Verordnung deS UnlerrichtSministerS blicken, da sie die meisten an die Errichtung der böhmischen Univer sität geknüpften Befürchtungen zerstreut und mit ihr im Grunde DaS von der Regierung concedirt wurde, was die VerfassungSpartei im GesetzeSwege erlangen wollte. Sie wird sich auch nunuuhr mit der neuen tschechischen Universität befreunden, wird den Werth einer Institution zu würdigen wissen, welche den Wünschen eines großen Stammes gerecht wurde und zugleich die deutschen Interessen in genügender Weise schützt, ja in logischer Csns.quenz dazu geführt hat, der deutschen Sprache die Anerkennung zu schaffen: daß sie die unerläßliche Voraussetzung für jeden Staatsdienst bildet. Die Regierung hat die im Abge- ordnetenhause ertheilt« Zusze in loyaler Weise em- gelöst. Sie hat überdies den Werth und die Bedeu tung der deutschen Sprache öffentlich anerkannt. ES wird zwar nicht an Stimmen fehlen, welche die Cau- telen für die Erlernung der deutschen Sprache nicht für hinreichend erachten werden. Daß ein jeder tschr- chische Student auch Lust und Liebe für die deutsche Literatur und alle ihre Werke empfinde, das kann natürlich im Verordnungswege nicht statmrt werden, das muß dem eigenen BildungStriebe entkeimen, und wir zweifeln nicht, daß daS auch kommen wird. Die Regierung hat lediglich einen derartigen Anspruch auf Kenntniß der deutschen Sprache bei ihren Beamten, daß sie dem Deutschen zu seinem Rechte verhelfen und dem Staate Dienste leisten können. Diesen Zweck er füllt die Verordnung, ihre Einwirkung wird aber zweifellos noch weiter reichen. Sie wird der tsche chischen Jugend wenigstens die Möglichkeit gewähren, die Quellen deutscher Bildung sich zu erschließen und einsenigem nationalen Obskurantismus zu entrinnen, und damit können sämmtliche Parteien des Reichs vollauf einverstanden sein." Die Organe der Linken haben zwar an dem Text der Mimsterialverordnung nicht- auSzusetzen, fragen aber bedenklich: „Ja wer weiß, wie e« mit der Praxi» dieser deutschen Prüfungen auSsehen wird?" Die national-tschechischen Organe beurtheilen den Erlaß wenig günstig und recapituliren das Thema von der Gleichberechtigung der beiden böhmifchen Landessprachen. Sie behaupten, daß nunmehr die Supenorität der deutschen Sprache oificiell anerkannt und ausgesprochen, daß breri manu die deutsche Sprache zur Staatssprache erhoben wurde. Einmüthig erklären sie, daß die den tschechischen Universitätshörern auferlegte Verpachtung, die Prmung wenigstens aus Einem Gegenstände in deutscher Sprache obzulegen, auch reciproke Geltung für die deutschen UnwersitätShörer erlangen, daß es daher Aufgabe der tschechischen RelchSrathSabgeordneten Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Der deutsche Vorposten am Monte-Rosa. Es finden sich in len Alpen, namentlich in den italienischen, verschiedene vorgeschobene Punkte und Enklaven, die von Deutschen bewohnt sind, wie z. B. die »ett« comuni oder das Thal Pallu bei Prrgine. Am auffallendsten sind offenbar die demschen Gemein den hoch oben am Monte-Rosa. En Alpensorscher sagt darüber bei Gelegenheit seiner Besteigung des Bergriesen Folgendes rm „Schw. Mercur": Was den Namen Monte Rosa selbst betrifft, so hat derselbe schon verschirdene Deutungen erfahren, indem man ihn alS Roß, Rosen- und Rffaberg au-gelegt hat. Viel für sich hat die Herleitung deS NamenS von der Farbe, in der ihn die Umwohner erblicken, lange bevor ihnen selbst die Sonne aufqeht. Al» ich in erster Morgen frühe in Ponte-Grand« zum Fenster hinaus ah, log der Monte-Rosa vor mir, schon tief herunter mit rosi gem Lichte übergossen, während ringtumher noch Alle» in der Dämmerung lag. Wenn der Mont«.Rosa schon lange im Sonnenlichte strahlt, liegt der höchste Berg am andern Ende der großen Kette noch im blassen Dämmerlicht, also wa» natürlicher, al» daß der Berg gegen Morgen den Namen Monte-Rosa, der gegen Abend den Name» Monte Bianco, wir die Italiener den Montblanc nennen, führt. Wenn e» überhaupt natürlich« Lölkerscheiixn und Sprachgrenzen giebt, so sollte «an meinen, diese» ungeheure Gebirge müßte eine solche bilden; statt dessen aber gehören auf der Südseite die am Fuße deS eigentlichen Monte- Rosa gelegenen letzten Ortschaften der deutschen Zunge an, weshalb auch Saussure gesagt hat, der Monte-Rosa befinde sich in der Hut der Deutschen. Diese merkwürdige Thatsache hat von jeher Aufmerk samkeit erregt, und um sie zu erklären, hat man außer ordentliche Umstände annehmen zu müssen geglaubt. Bald sollten diese Leute von bei der MariuSschlacht v rsprengten Cimbern abstammen, und da bekanntlich auf diesem Gebiete Allerhand geleistet wird, hat man richtig auch im Dialekte von Rima Spuren der kel tischen Ursprache gefunden; bald auch sollten eS Trüm mer der an der Brücke von Crevola geschlagenen Ale mannen sein, die hier Zuflucht suchten, oder auch, min der romantisch, bei den RevolutionSkriegen auS der Schweiz ringewanderte Flüchtlinge. Daneben gab e» aber auch immer eine nüchternere und näherliegende Ansicht, wonach man eS mit Einwanderern auS dem Walli- zu thun habe, und diese Erklärung gilt jetzt allgemein al- die richtige; denn außer verschiedenen erst in neuerer Zeit bekannt gewordenen Thatsachen, die da rauf Hinweisen, spricht auch der Umstand dafür, daß die Verbindungen zwilchen den Thälern von Saa- und Zermatt mit denjenigen von Gressoney und Macug- naga von Alter- erwiesenermaßen lebhaiter waren, als jetzt. Die Besiedelung durch die Walliser käßt sich wohl dadurch erklären, Iah die Bewohner der nörd lichen Thäler mit ihren Heerden in die südlichen zogen, und als sie diese im obersten Theile verlassen fanden, sich hier niederlleßen, denn fast nur die obersten Dörfer de» Ly»-, Sesia- und Anza-cathale» find oder waren deutsch. Die Lltesten Niederlassungen scheinen im Thale von Gressoney, welcher Name von der viel dort vorkommenden Kresse als „Kressenaue" gedeutet wird, stattgesunden zu haben und weisen auf Bezieh ungen zum BiSthum Sitten hin; denn in einem Briefe de» dortigen Bischof» Landri von 1218 ist von den Gressonei und Werdobi die Rede, aus welch' letzterm Namen da» wälsche Valdobbia entstanden ist. Doch scheinen die» damals noch keine eigentlichen Dörfer mit seßhafter Bevölkerung gewesen zu sein, sondern nur Alpen, wo allenfalls auch Unterkunft für H rten und Vieh zu finden war. Die anderen deutschen An siedelungen fallen erst in die Mitte oder daS Ende der 13. Jahrhundert-, diejenige von Macugnaga, daS sich einer über 800 Jahre alten Kirche rühmt, soll durch einen Grafen v. Biandrate entstanden sein, wel cher Anwohner deS AnzaScathalS nach WalliS und umgekehrt Wall.ser inS AnzaScathal verpflanzt hab«, um den Reibereien zwilchen den Aelplern diesseits und jenseits deS Monto-Moro wegen der Weideplätze durch Vermischung der Racen möglichst vorzubeugen. Daneben ist eS aber doch immer merkwürdig, wie diese Leute Jahrhunderte lang im fremden Lande ihre Eigenart und Sprache beidehlelten; denn da sie nicht bloS vom Mutterlande, sondern auch unter sich selbst durch hohe Gebirge getrennt waren, so hätte sie der Verkehr thalabwärtS mehr mit den Eingeborenen in Ver bindung bringen sollen, um schließlich ein Ausgehen in die selben herbeizuführen. Daß de» nicht gelchah, erklärt sich nur dadurch, daß sich die Einwanderer von den frühe ren Bewohnern vieler Thäler streng gesondert hielten, fast nur unter sich heiratheten und bei den alten Sitten und Gebräuchen blieben, wie da» z. B. die Bauart der Häuser und die ganz eigenthümliche Tracht m Trinite beweist. Di: Neuzeit hat aber hierin stark aufgeräumt, und von den 3 Gemeinden, die ich besucht habe, sind 2, Macugnaga und Alagna, jetzt fast ganz verwällcht, namentlich letztertS, wo ich nur noch weiter hinten im Thale einige deutsche Brocken, z. B. jö, bei gemischt fand, während die einzelnen Alpen von den früheren Besitzern her noch vielfach deutsche Namen haben, z. B. die schon erwähnte Faller Alpe. In Trinite dagegen ist Kirchen- und Schulsprache noch deutich; die Kinder gehen von November biS Ostern zur Schule und lernen auch französisch und italienisch. Im LySthale hatte überhaupt das Deutsche mehr Fuß gefaßt, alS in den beiden anderen Thälern, denn ziem lich weit abwärts führen Dörfer, Alpen und Berge deutsche Namen. Auch sonst siand dies,- Thal in lebhafter« Verkehr mit dem Norden, wohin viele Bewohner auswanderten, etwa in der Weve der Oberengadiner, um, wenn sie draußen Geld ge macht hatten, zurück.ukehren, und so wurde duich diese Anknüpfungspunkte daS Deutsche imm r wieder aufgesrifcht. Um so abgeschlossener ist dagegen da» Lytthal b>S heute von der übrigen Welt gebli-ben, denn während im Sesia- und An-aScathale fahrbare Straßen weit hinaufgehen und wohl bald di» Alagna und Macugnaga fortgesetzt werden, wird da» Lys hol nur von einem Saumpfad« durchschnitten, lieber kurz ober lang wird daS aber auch ander» w-rden, und daß sich bei b-quemeren Verkehrsmitteln nach diesem herr lichen Tbale ein starker fremder Zufluß ziehen wird, läßt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen. Der Natur der Dinge nach wild dieser Zuzug zumeist auS Italien kommen, und wie lange sich dann noch die alte Art und die deutsche Sprache m di-sem jetzt noch
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