Dresdner Journal : 13.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-13
- Monat1882-07
- Jahr1882
-
965
-
966
-
967
-
968
-
-
-
-
- Titel
- Dresdner Journal : 13.07.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
W160. Donnerstag, den 13. Juli. 1882. ^d«oovmeat»prel» r I» ss»»»» 1 L, d« ^Lkrliei»! .... 18 11»rk. ^MrlieU: « »1»rk 80 ?f. Li»r«Ia« kiummero; tv?k de, deotsckea Itoicke» tritt ko»t- und 8t«wpet»u,cl>Ia^ Uioru. lusvrMeapreieer k'ür d«, n»um einer 8e»p»Itsveo ?stitrvil« so kf. Unter „Linxesnndt" di« 2sils SV ?k. v« »ud 2iUern»»tr SV ^uksolil»^. LrLedelnen r I^IieU mit ^unindm« der 8onn- und I'eiertnA« itdeod» 6ir den kolbenden 1^. SSS DresiMtrAourml. Iniernteonannlim« »a»^Rrt»r Lelx^ss: F>. Lrand-tetler, Ooiowi—ionLr de, l)re«1oer dourn»!,; L»mdor» >«rll»-Vl,o -l,,ip,iU >»,«1 Lr„I», »nurLkort ». U.: //aMie-ietein t^OA/er, L«rUi» -Vt,u Sivdurx. kr,U-I.«ip»tss Vr»Lilkart ». N -HÜLcdsn: ^i«<i »/»««,- N«rUi>: /nraiidendant, vr«m«n Lc/dott«, vr,»l»»: /. LtanAen'e L^r-au <Lmit LaSat/»-, Vr»oklvrt , M; daeyer'-cke liuckkLndlun^; vvrUt»: S/Mee; L»iu»o„r: 0. Lc^i««/er, N«rt, N,rU» rr»»Ne»rt » N M»tt^»rt: Da«be<s t?o., »»wdiu^: ^d. Lt—nrr Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ll e r » n » x « d « r r Uüni«I. Lrpeditioo de, l>re«ioer doornnl^ Dresden, ^vin^erMtr»«« tio «v. Ämtlichcr Theil. Dresden, 9. Juli. Sc. Majestät der König haben dem Director der vereinigten Artillerie-Werkstätten und Depot«, Oberst-n Hammer, die Erlaubniß zur An legung de» demselben verliehenen Komtburkreuze» de» Königlich Bayerischen Militär-Verdienstorden» Aller- gnädigst zu ertheilen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Seconde-Lieutenant und Adjutant im 9. Infanterie-Regiment Nr. 133 Georg Busch und der Seconde Lieutenant im 2. Grenadier- Regiment Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Carl Joseph Moritz Arnold Busch, den ihrem Vater, dem Geheimen Rath a. D. Arnold Busch in Celle für sich und seine DeScendenz von Sr. Hoheit dem Herzoge von Braunschweig verliehenen AdelStitel „von dem Busch" in hiesigen Landen führen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Civilingenieur und Fabrikbesitzer Friedrich Siemen» zu Dresden daS Ritterkreuz I. Clasie deS Verdienstordens zu verleihen. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Bestimmungen in tz 17 de» Gesetze», das Volksschulwesen betreffend, vom 26. April 1873 in Verbindung mit ß 15 der durch Ver ordnung vom 1. November 1877 veröffentlichten Prü fungsordnung für Ledrer und Lehrerinnen an VolV" schulen ist bis auf Weiteres zum Commisfar für die WahlsähigkeitS - Prüfungen am Seminare zu Auerbach der BezirkSschulinspcctor Perthen in Auerbach ernannt worden. Dresden, am 30. Juni 1882. Ministerium des Cultus und öffent lichen Unterrichts. v. Gerber. Götz. Nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. .'leitungsschau. Tagrsgeschichte. Zur ägyptischen Frage. Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Leipzig. Stollberg. Gab lenz. Großenhain. Meißen. Löbau.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Beilage. vörsennachrichten. Telegraphische Nachrichten. Innsbruck, Dienstag, 11. Juli, AbendS. (Corr.-Bur.) In der heutigen Sitzung des tiroler Landtags rief der Antrag auf Verleihung deS Wahlrechtes an die Aünfguldenmänner eine leb hafte Debatte bervor. Wildauer begehrte einen Zusatz wegen der gleichzeitigen Verleihung drS Wahlrechtes an die Gemeindegrnossen in Land gemeinden. Der Antrag wurde abgrlehnt, worauf fick die liberale Minorität absentirte, wodurch die Versammlung beschlußunfähig wurde. Paris, Dienstag, 11. Juli Abends. (W.T B.) Die Commission der Deputirtenkammer zur Lor- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Literarische Revue. „Kleine historische Schriften". Von Heinrich v. Sybel. Stuttgart. I. G. Cotta'» Verlag. Nur eine kurze Anzeige für einen starken Band von wissenschaftlich bedeutsamem Inhalt. E» ist da- dritte Buch der kleinen historischen Schriften de» Ver- fasfert. Im ersten zeichneten sich die Arbeiten „Ueber da» politische und sociale Verhalten der ersten Christen", „Ueber Katharina II.", „Ueber die christlich germanische Staatslehre", „Ueber Edmund Burke und Irland" ganz besonders au». Im zweiten Buche oder Bande erfreuten „Aus der Geschichte der Kreuzzüge", „Die Briefe von Marie Antoinette" und „Kaiser Leopold II." — eine Hervorhebung von Einzelheiten, wodurch auf die anderen Aussätze de» vorzüglichen Forscher» kein Schatten geworfen werden soll. Dieser dritte Band bringt eine Fülle von Bei trägen. Wir h-ben nur darau» hervor: „Die Karo lingischen Annalen", „Die Schenkungen der Karolinger an die Päpste", „Sagen und Gedichte über die Kreuz züge", „Der alte Staat und die Revolution in Frank- re'ch", „Der Rastatter Gesandtenmord", „Clericale Politik im 19. Jahrhundert", „Deutschland« Rechte aut Elsaß und Lothringen" und eine Skizze „Napo leon III". Fast in allen diesen Arbeiten treten Naturell und ii^r Liung Sybel'» au»geprägt hervor: mit dem klaren und geistreichen Erzähler der Action ist in ihm berathung der Vorlage, betreffend die Bewilligung eines CrrditeS vou 7 80V VA) KreS. für die mili tärischen Vorbereitungen, ist gewählt wordeu. Kast alle Mitglieder find für die Bewilligung, ver langen aber weitere Erkläruugeu der Regierung. Paris, Mittwoch, 12. Juli. (Privat-Tel. d. Dre»dn. Journ.) In der Nähe des Stadthauses platzte infolge eines Brandes die Gasleitung, wodurch eine furchtbare Explosion erfolgte; man zählt bereits über 40 Todte und viele Ver wundete. London, DienStag, 11. Juli, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung drS Oberhauses wurde die iriscke ZwangSbill ohne Debatte und Abstimmung definitiv in der vom Unterhause de- schloffenen Fassung angenommen. Der erste Lord der Admiralität, Lord Northbrooke, verlas mehrere Privattelegramme, nach welchen die äußeren FortS von Alexandrien noch Widerstand leisten und die FortS zwischen Alexandrien uud Rumbah daS Feuer eröffneten. (Vgl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage".) Im Unterhause erfolgte die Beantwortung mehrerer Interpellationen, welche mit den Vor gängen in Aegypten im Zusammenhang» stehen. Der Staatssekretär des Krieges, Childers, erwiderte auf eine Anfrage Stanley'«, er glaube nicht, daß die Kosten für die militärischen Vorbereitungen den Voranschlag des Budget» übersteigen würden, da durch da» Aufgeben der Herbstmanöver Ersparungen erzielt würden; im Falle activer Operationen würde ein Credit erforderlich werden. — Der UnterstaatS- secretär des Aeußern, Sir Charle» Drlke, erklärte in Beantwortung verschiedener Anfragen, der Schrift wechsel bezüglich Aegyptens bis zum Zusammentritt der Conferenz solle möglichst bald vorgelegt werden. Vor dem Bombardement habe sich die Conferenz auf 2 oder 3 Tage vertagt, um die Antworten der Regie rungen über gewisse Punkte einzuholen. Die Con ferenz solle erst nach dem Eingang der Antworten der Mächte auf die gemachten Vorschläge wieder zusammen treten. ES seien jetzt von fast allen Mächten be jahende Antworten eingetroffen. — Der Premier Gladstone theilte auf Befragen mit, die Regierung habe der Königin die Verwendung indischer Truppen in Aegypten noch nicht empfohlen. Von dem Un- eigennützlgkeitSprntokolle seien gewisse Fälle seiner Zeit ausgeschlossen worden, darunter daS Bombardement. Dies sei somit keine Abweichung von jener Abmachung. Von Vorstellungen der Mächte in dieser Hinsicht sei ihm nichts bekannt. Loudon, DienStag, 11. Juli, NachtS. (W.T. B.) Ju einer auS Alexandrien eingegangenen officiellea Meldung werden die Verluste der Eng- länder bei dem Bombardement der FortS von Alexandrien auf 5 Todte uud 27 Verwundete an- gegeben. London, Mittwoch, 12. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie verlautet, beabsichtigt Admiral Sey- mour, heute die Beschießung der Hafenbrfestigungen fortzusetzen. Die „TimeS" erfahren, daß der türkische Bot schafter in London, Musurus Pascha, gestern von Earl Granville den Befehl zur Einstellung der Beschießung verlangt habe. Earl Granville habe hierauf erwidert, die Verhältnisse, deren Ernst die Pforte völlig kenne, habe dir englische Regierung »u entschiedenem Vorgehen gezwungen; ihre Ent scheidung könne nicht widerrufen werden. Den „TimeS" zufolge haben die Vertreter dreier Großmächte in freundlichen Auslassungen ihre Be friedigung über daS Vorgehen der englischen Re gierung ausgesprochen. sehr prononcirt stet» der Geschichtskritiker zugleich thätig. Wo sich diese Kritik zur Polemik zuspitzt, tritt sie mit der Sorgfalt und Berechnung de- richter lichen Juristen auf, der alle Thatsacheu argwöhnisch, selbst gegen sein eigene- Uriheil, streng examinirt, den Gegner in die Enge treibt und seine Resultate zur letzten überzeugenden Schlußfolgerung zusammenreiht. Die- vollzieht sich zwar scheinbar leidenschaftslos, doch wird eS erhöht und im literarischen Ausdruck beredt- sam gesteigert durch eine geheime, wenngleich wohl- berechtigte Freude am Glanz der Logik. Mit solcher sicheren Eleganz, die daneben etwas von der Urbanität eine» alten überlegenen Fechter» hat, tödtet Sybel z. B. da» Werk de» Frhrn. v. Hel fert „Ueber den Rastadter Gesandtenmord". So ost wir auch Erörterungen über diese» fast ohne Beispiel ruchlose Attentat gegen da» Völkerrecht (auS- geführt am 28. April 1799) lesen, empört sich unser Gemüth gegen die entmenschte Frivolität, mit der e» in Scene gesetzt und von gewissen diplomatischen Kreisen ausgenommen wurde. Sybel hat so viel Licht, wie jetzt noch nach Vertuschung der Thatsachen und Verschleppung der Documente möglich ist, wenn auch rin der Sache nach schwefelfarbige» Licht über diese dunkle Mordaction durch seine blitzende Kritik ergossen. Eine Entlastung von der Blutschuld wird aber da durch zugleich dem Erzherzoa Karl, dem in der christ lichen Moral allerdings tief stehenden Grafen Lehr- hach und dem Minister Thugut zu Theil. Sybel hat auch da» Verdienst, au» dem bayerschen Archiv zum ersten Male jene» instruktive geheimnißvolle Doku ment mitzutheilen: „kroed, rorbnl ä'un« Oouvvr- 8»tion tonue entr« l» Oomt« 6« 4.edrtraed ot dir St.Petersburg, DienStag, 11.Juli,AbendS. (W T. B ) Durch einen kaiserl. Ukas an den Senat wird der Minister des Innern theilweise von den ihm obliegenden Verpflichtungen entlastet. Der Minister bleibt fortan nur Oberbefehlshaber des GendarmerircorpS, dessen Commandrur ein mit den Rechten des TruppencommavdeurS eineS Militärbezirk- auSgestatteter Ministergehilfe wird. Der Minister deS Innern behält die volle Ver fügung über daS Dienstpersonal d»S CorpS be- hufS Aufdeckung und Untersuchung von Ver brechen; der Kommandeur übt die Inspektion über die den Disciplinardienst und den militärischen Dienst überhaupt betreffenden Angelegenheiten auS. Der Kaiser hat die Maßnahmen behufS Ein schränkung der Arbeitszeit der Kinder in den Fabriken und Gewährung der Möglichkeit deS Schulbesuchs, sowie die Einrichtung von Jnspec- tionen zur Ueberwachung dieser Maßnahmen be stätigt. Danach sollen Kinder unter 12 Jahren überhaupt nicht zur Arbeit zugelassen werden, Kinder biS zu 15 Jahren nur 8 Stunden, wäh rend der Nacktzeit und an Feiertagen aber gar nicht, ebenso auch nicht in ungesunden Fabrik- rtabliffementS. Konstantinopel, DienStag, 11.Juli, AbendS. (W. T. B.) Der Minister der auswärtigen An gelegenheiten übersandte dem türkischen Botschafter in London, MusuruS Pascha, heute ein Telegramm, in welchem rS heißt: Ich theilte Lord Dufferin mit, daß die Pforte in dieser Nacht eine Entscheidung werde treffen müssen, und bat ihn, in London Schritte zu thun, um da» beabsichtigte Bombardement zu verhindern. Infolge der Unterredung, die rch gestern Abend mit Lord Dufferin hatte, telegraphirte dieser nach London und an den Admiral Seymour. Wir erfahren indessen, daß der Admiral Seymour heute früh da» Feuer auf Alexandrien eröffnete. Es ist überflüssig, mich über die Schwere dieser Thatsache auSzulassen. Angesichts der dringenden Nothwendigkeit beschränke ich mich darauf, Sie zu ersuchen, ohne Zeitverlust energische Schritte bei dem Earl Granville zu thun, damit er, um größeres Unheil zu verhindern, den Befehl ertheile, das Feuer sofort einzustellen. In dem kaiserl. Hat über die Ernennung Said PaschaS zum Premierminister wird auf den Ernst der Lage hingewiesen und Said Pascha an- empfohlen, sofort alle seine Kräfte aufzubieten und vou seiner ganzen erprobten politischen Er fahrung Gebrauch zu machen, um die ihm gestellte Aufgabe gut zu vollenden. Weitere Aenderungen in der Zusammensetzung deS CabiuetS find biS jetzt nicht erfolgt. Konstantinopel, Mittwoch, 12. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Außer den beiden gestrigen Rundschreiben (vgl. die Rubrik „ Zur ägyptischen Frage") hat die Pforte noch ein dritte» «n ihre Vertreter bei den Mächten versendet, in welchem sie die AuS- führungrn deS ersten Rundschreibens bezüglich der verhängnißvollrn Wirkungen der Beschießung an- gefichtS der Ruhe und Ordnung in Aegypten, so- w,e der friedlichen, ergebenen Gesinnung der Be völkerung näher entwickelt. Dresden, 12. Juli. Ueber die ägyptische Verwickelung liegt heute zunächst ein an anderer Stelle von unS mitgetheilteS, jedoch durch die Ereignisse überholtes Rundschreiben deS türkischen Ministers des Auswärtigen vor, in wel chem zunächst den verschiedenen, von England erhobe nen Beschuldigungen widersprochen und hervorgehoben wird, daß die Autorität deS Khedive wiederhergestellt, II. änns la dkitison 6e Ltürrer I« 29. ^pril «atro 10 vt 11 beuros". Doch auch schon ohne diese- war sein Gegner verloren. „Deutsche Geschichte". Von der Urzeit bi» zum Au-gange deS Mittelalter- in den Erzählungen deutscher Geschichtsschreiber. Von vr. Georg Erler. Leipzig, bei Alphons Dürr. ES handelt sich in diesem Unternehmen in Liefe rungen, da» drei Bände umfassen wird, um die un bearbeiteten und unverarbeiteten Originalerzählungen deutscher Geschichtsschreiber, also um eine dem Stoffe nach chronologisch geordnete Vorführung der eigent lichen historischen Quellen. Diese Mittheilung der einzelnen Quellen, Augenzeugen- und Zeitgenossenbe- richte sind nur mit kurzen erklärenden Einleitungen versehen und durch die nöthigsten referirenden Ueber- gangSglieder mit einander verbunden. Durch diese einfache Methode, deren praktische Ausführung in sol chem Umfange neu ist, wird da» Publicum mit den Quellenschriftstellern gründlich und in anregender Weise bekannt gemacht. Die mehr oder minder tendenziöse Färbung durch einen Bearbeiter fällt mit diesem weg und e» bleibt nur so viel Tendenz übrig und unver meidlich, al- etwa bereit» in den Originalen der Ver gangenheit steckt, wie z. B. in den Schriften de» Ta- citu» oder Jordani». Ueber diese» gefärbte Brillen- gla» kommt Niemand, der Geschichte studiren oder lesen will, hinweg; auch fein eigene» gefärbte- Brillen glas, durch welche» er sieht und liest, ist unabwendbar: vermieden werden kann nur da» Eine, daß noch ein zweite» gefärbte» Gla» zwischen der farbigen Brille und dem gefärbten Bericht dazwischen gehalten wüd. DaS »st in dieser Quellengeschichte, so weit un» die vorhandenen Conflicte beseitigt und die DiSciplin der ägyptischen Truppen eine aute sei. Endlich er wähnt der Minister, daß lediglich chimärische Befürch- tungen die europäischen Bewohner zur Auswanderung veranlaßten; der Wiederherstellung der Ordnung in Aegypten stehe nicht» im Wege, und die über den Zwischenfall in Alexandrien eröffnete Untersuchung nehme ihren regelmäßigen Fortgang. In einem Wü tern Rundschreiben erklärt der Minister, daß in Alexan drien keinerlei Bau- und Erdarbeiten mehr vorgenom men würden. Auch widerspricht der türkische Minister der englischen Behauptung, daß die Behörden von Alexandrien die Absicht hätten, den Hifen zu sperren. Ferner übermittelt der Telegraph die zwischen dem türkischen Ministerium de» Auswärtigen und dem eng lischen Botschafter in Konstantinopel gewechlelten Verbalnoten. Ueber die letzte Sitzung der Conferenz, sowie darüber, ob die Botschafter den beabsichtigten Schritt bei dem Sultan unternommen und welche Antwort derselbe auf daS Ansinnen einer türkischen Dazwischen kunft in Aegypten ertheilt, fehlt e» vorerst an Nach- richten. War die Stellung der Mächte zu dem neuesten Stande der ägyptischen Frage betrifft, so sind wir vorläufig auf die Stimmen der Presse angewiesen, auS welchen man d'e Anschauungen der leitenden Persönlichkeiten, wie man zu sagen pflegt, herauS- zuhören vermag, wenn diese die Absicht haben, ihre Meinung in die Oeffenllichkeit gelangen zu lassen. In dieser Beziehung giebt sich neuerdings ein bemerkenS- wertherUnterschied zwischen den preußischen und den österreichischen Blättern zu erkennen. Zunächst wird die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" zu geknöpfter denn jemals, und ihre Sprache erinnert den GeschlchtSkundigen an den französischen „Moniteur" vom Jahre 1804, der damals, al» ganz Europa zu dem Krieg der dritten Coalitiou sich vorbereitete, seinen Lesern nur über die Witterung, über den Ausbruch der Vesuv- und über KriegSrüstungen Rußlands gegen Persien berichtete. Die „Nordd. Allg. Ztg." erwähnt nur, daß „im Laufe des gestrigen Tage« (10. Juli) die Gegensätze in der ägyptischen Angelegenheit in rapider Verschärfung bis zum offenen Bruche gediehen seien", constatirt, daß die französischen Kriegsschiffe an der Beschießung nicht Theil genommen, und erwähnt kurz, daß der Earl Granville im Obethause erklärt habe, eS sei England keine andere Wahl geblieben, und sei die jetzige Action durch die Selbstvertheidigung geboten gewesen. Ein der „Neuen Preußischen Zeitung" auS Wieir zugegangenes Schreiben wendet sich gegen die englische Auffassung, welche den durch die Befestigung Alexandriens hervorgerusenen Conflict al» eine, von der großen ägyptischen Angelegenheit getrennte Frage darzustellen sucht; e» müsse von dieser Maßregel viel mehr die übelste Rückwirkung befürchtet werden, sowohl mit Bezug auf die Bemühungen, welchen die Con ferenz gegolten, al» mit Bezug auf die Beziehungen der Westmächte zu einander. — Eine der „Köl nischen Zeitung" auS Berlin vom 10. d. zugegan- gene Drahtnachricht bemerkt: „Die Frage ist nun, ob England allem, um den Suezcanal zu schützen, oder mit Frankreich vereint, oder endlich al» Mandatar Europa» vorgeht. Letztere-darf augenblicklich noch be stimmt verneint werden. Da» Elnverständniß zwi schen Frankreich und England bi» zu einer Beschießung Alexandrien» ist höchst fraglich in Anbetracht besonder» der letzten Erklärung, welche Freycinet in der Kam mer gegeben hat. Wahrscheinlich handelt England also nur in seinem besondern Interesse. Der Gegen satz zwischen England und den Interessen an derer europäischer Staaten dürfte der Türkei möglicher Weise neuen moralischen Halt ver- leihen, der da- vereinzelte Borschreiten England» deren Hefte bi» jetzt vorliegen, getreulich geschehen. Die Schriften von Männern wie Paulu» Daconu», Einhart, vom Mönch zu St. Gallen, Thegan, Nithard, die Fuldaer, Quedlinburger und Hildesheimer Annalen, Thietmar'S Merseburger Chronik, die Aufzeichnungen Albertina Mussato'S, deS Abte» Hermann, der große Ellenhard, Heinrich v. Düsfenhoven versprechen den Lesern jenen Reiz der Neuheit, welcher durch daS Ge wand und die Atmosphäre der vergangenen Tage auf die Bühne der Gegenwart getragen wird. „ASmuS Jakob Carsten»." Jugend-und Lehr jahre nach urkundlichen Quellen. Bon l)r. August Sach, Halle, Buchhandlung de» Waisenhause». Der Verfasser hat da» Verdienst, alle ihm nur erreichbaren Urkunden, Briefe und Zeitberichte durch- geforscht zu haben, um da» Jugendleden von Carsten» »n daS rechte Licht zu stellen. Der bekannte Bericht Fernow» war in Bezug auf diese Zeit ungenau, zu oft verwirrend. Diefe Partie ist nun mit splendider Ausführlichkeit, wie man rS jetzt bei biographischen Forschungen liebt, ergänzt worden und da« ganze Leben zu abgerundeter Darstellung gebracht In aller- erster Reihe ist dem Bersasser Fleiß und Sorgsamleit zuzuerkennen; Kunstkennerschaft, ästhetische» Urtheil oder endlich gar lichtgebender Gedankenreichthum sind ihm weniger zur Hand gewesen, al- e» der Gegenstand eigentlich fordert. Die LebenSgeschichte de» bitter kämpfenden Carsten» ist allen Kunstjüngern al» aneifernde- Beifpiel sehr zu empfehlen, nicht minder aber auch die Vorsicht, chr eigene» moderne» Selbstgefühl oder gar die empfind liche Eitelkeit ihre- lieben Ich- nicht mit dem berech tigten Titanentrotz zu verwechseln, wachen do« G.me
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode