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Dresdner Journal : 02.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188209020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-02
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.09.1882
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W204 Sonnabend, den 2. September. Xdoooewewtrprvli, l» r»»»«v u.r«»«: dUrrlicdr .... 18 Ll»rtr ^MrUod: 4 bO kk. Li»r»li>« ltuwmsrll: 10 kk 4»—rd»Id d«, 6eut«okeu s Usicd«, tritt ko»t- und 8tsmpeI,u»eNI»8 kwro. Ia»er»tenpr«lsvr den kt»uw einer xe-pLltooso ?stitrsil« 20 kk. läster „Lillee«»«ät" di« Leils SO ?t. v« 'radeilsn und 2iN«rn»»tr SV «-tz ^uf,cdl»x. DresdnerIMmal. 1882 ln»«r»ten»i>i»dme »u»H»>rt,; 8^and«t«tte^, 6on»wi»«ooLr äo« Dresdner douro»!,; Uswdar? Lerlin -VI»» L»»«l Nr„l»« kr»nic1»rt ». ».: //aa»en»te«» <O ^o-irr, Lerlio-Vte» Lundurz- kr»U - l^tpstU - krsnkkart ». N. - Uitorde»: /tu<t L-rii»: I«,vai»lienliant, Sr«w«n: äc/»io<te, Lr»«I»o: F Lta«A«^'» L«rea« LaixUh-,' kr»»ttilrt ». N : L ^arArr^scke öu^ktiLodluo^! vdrUt«: Ltüttrr,- S»»Lor«r: <7. LcdiU«»ter, k»ri» S«rUll Lr^kkrt ». »tnttUir: Laud« F Oo., Sindiu^^ ^1d. Lte»»»er IrseNeiaeo r TAUÜoil mit Xuin»km« der 8oon- und keierts^a Xdsudi kür den tollende» Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ll«r»n«xeder: TSoigl. krpedition de, Dresdner dourmU», Dresden, Lvin^eretrssse Ao. 80. Amtlicher Theil. Dretdev, 31. August. Se Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee Allergnädigst zu genehmigen geruht: T. Kr»ei»»igei, -tstrdrrn-ti, Vtr>etz»»>t». Die nachgejuchte Enthebung det char. Major» z. D. von Heimburg von der Stellung al» Unterkomman- dant und Platzmajor der Festung Königstein; die Er« nennung de» Hauptmanns und Kompagniechef» im 3. Infanterie-Regiment Nr. 102, Blumstengl, unter Stellung L !» suit« seine» Regiment», zum Unter kommandanten und Platzmajor der Festung Königstein; die Verleihung de» Charakter» al» Hauptmann an die Premierlieutenant» von Thielau de» 1. (Leib-) Grenadier - Regtment» Nr. 100 und von Hake de» Schützen- (Füsilier) Regiment» „Prinz Georg* Nr. 108; die Beförderung der Sekondelieutenant» von Sichart de» 1. (Letb-) Grenadier-Regiment» Nr. 100 und Baasch de» 3. Infanterie - Regiments Nr. 102, letzteren vorläufig ohne Patent, zuPremierlieutenantS; die Verleihung de» Charakters als Premierlieutenant an den Sekondelieutenant von Zenker deS 6. In- santerie-RegimentS Nr. 105; die Ernennung de» char. PremierlieutenantS Grafen von Rex rm Garde-Reiter- Regiment zum etatSmäßigen Premierlieutenant unter Verleihung eines Patentes vom Tage der Charakteri- sirung; die Beförderung deS Premierlieutenants Schmaltz im 1. Manen-Regiment Nr. 17 zum Ritt meister und Eskadron Chef; die de» Secondelieutenant» Altag in demselben Regiment zum Premierlieutenant; das Ausscheiden de» SecondelieutenantS Uhlemann im 2. Husaren - Regiment „Kronprinz Friedrich Wilhelm de- Deutschen Reiches und von Preußen* Nr. 19 all dem aktiveu Dienst unter Uebertritt zu den Offizieren der Reserve; die Besörderung de- Portepeefähnrich» Lagatz lm Pionier-Bataillon Nr. 12 zum außeretatS- mäßigen Srkondelieutenant im Jngenieur-KorpS; die der Sekondelieutenant- der Reserve Weger, Frese, Buschkiel de» 8. Infanterie-Regiment- „Prinz Johann Georg* Nr. 107 und Luca- de- Pionier- Bataillon» Nr. 12 zu PremlerlieutenantS der Reserve; die Besörderung de- Assistenzärzte- II. Klasse vr. Raether de- 1. Bataillons 7. Infanterie - RegimentS „Prinz Georg* Nr. 106 zum Assistenzarzt I. Klasse, unter Belassung iu seinem bisherigen Kommando bei der Universität zu Leipzig; die de- Unterärzte- der Reserve vr. Freiherr von Keller deS 2. Bataillon» (Zittau) 3. Landwehr-Regiment» Nr. 102 zum Assistenz arzt II. Klasse der Reserve; da- Ausscheiden de- Assistenzarzte» II. Klasse vr. Riedel de» 2. Batail lon» Schützen-(Füsilier ) Regiment» „Prinz Georg* Nr. 108 au- dem aktiven SanitätS-Korp- unter Ueber tritt zu den Sanität» - Offizieren der Landwehr de» Reserve-Landwehr-BataillonS (Dresden) Nr. 108. ö. Adschird»-)ewillig»»gt» Die Verabschiedung nachgenannter Offiziere alS: Hauptmann und Kompagnie-Chef Vollborn de» 8. Infanterie-Regiment» „Prinz Johann Georg* Nr. 107 und Sekondelieutenant von Briesen im 2. Ulanen - Regiment Nr. 18 in Genehmigung ihrer AbschiedSaesuche mit der gesetzlichen Pension au» Allerhöchsten Kriegsdiensten. DreSdeu, 30. August. Mit Allerhöchster Geneh migung Sr. Majestät des Königs ist dem Bibliothekar an der Königlichen Olffentlichen Biblioth k zu Dres den vr. Franz Schnorr von CarolSseld da» Prä- dicat al- Professor verliehen worden Dresden, 1. September. Se. Majestät der König hat Allergnädigst geruht, den Professor an der König lichen Akademie der bildenden Künste und Director der Königlichen Gemäldegalerie vr. Iuliu» Hübner auf lein Ansuchen in letzterer Eigenschaft unter Anerken- Feuilleton. Redigirt von Otto Baue». Der Oheim. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Die Antwort auf diese Aeußerung aber war neben einem zustimmenden Nicken: „Lassen Sie un» nur hoffen, daß mit Dora der gute Geist nicht ganz von ihm weicht und er noch nicht ganz andern Gebrauch von feinem Wissen macht, al» sich ihm bi» so weit Nachweisen läßtl* — D»e Abreise de» jungen Paare» gab nach einigen Stunden der übrigen Gesellschaft da» wohl nicht ganz unwillkommene Signal znm Aufbruch und so konnte r» unbemerkt geschehen, daß der Onkel die junge Frau vor dem Abschied noch ein Mal in einen Winkel zog. „Dora, mein Kind*, sagte er, und nicht ohne daß etwa» wie Bewegung in seiner Stimme lag, „ich hoffe, Du glaubst e» mir, daß e» mich schmerzen würde, wenn Du unglücklich werden solltestI* „Aber Onkel*, ries sie mit dem strahlendsten Lächeln und dem sonnigsten Blick ihrer klaren Augen, „wenn e» der liebe Gott nur will, so muß ich ja sein beneiden»wertheste» Geschöpf bleibenI* „Gut, gutl* sagte er. „Ich weiß, Ihr sprecht alle so, wenn Ihr gerade erst den goldnen Ring an Euerm Finger fühlt; später aber — nun einerlei da»! Komm' jedoch nur zu mir, sobald Du einmal Beistand ge- -rauchst: ich verspreche Dir, daß ich Dir helfen werd«.* nung langjähiiger ersprießlicher Dienste in den Ruhe stand zu versetzen. DreSdeu, 1. September. Se. Majestät der König haben dem Bossirer bei der Königlichen Porzellan- manufactur zu Meißen, Emil Ranft, da» Berdienst- kreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Ulbersich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Presse.) TageSgeschichte. (Berlin. Wien. Pari». St. Pe tersburg. Warschau.) Zur ägyptischen Krage. Ernennungen, Versetzungen re. iw öffentl. Dienke. Dre-duer Nachrichten. Provivzialuachrichten. (Leipzig. Zwickau. Lößnitz Freiberg.) Vermischte». Statistik und Lolk-wirthschaft. EingesandteS. Aeuilletou. Telegraphische Nachrichten. BreSlau, Freitag, 1. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „BreSlauer Zeitung" ver öffentlicht ein Schreiben der Kaiserin Augusta an die Herzogin v. Ratibor, in welchem Ihre Majestät ihrem lebhaften Bedauern und ihrem Schmerz Ausdruck giebt, daß eS ihr nicht vergönnt sei, Zeugin br» patriotischen Empfanges deS Kaiser» in Schlesien zu sein. München, Freitag, 1. September, Vormittags. (Tel. d. Dretdn Journ.) Durch daS heute früh publi- cirte Urtheil in dem LandeSverrathSprocesse werden der Journalist Reeser, genannt de Graillet, und der Privatier Krhr. v. Kreittmayer zn je 18 Mo naten Gefängniß verurtheilt, wovon 2 Monate alS Untersuchungshaft abgerechnet werden. Graillet wird »uter Polizeiaufsicht gestellt. Kreittmayer verliert auf S Jahre die bürgerlichen Ehrenrechte. Part», Freitag, 1. September. (Tel.d.Dre»dn. Journ.) Fast alle Blätter mißbilligen daS Ver halten der „Patriotenliga" anläßlich deS Zwischen- falls iu der Rue-St. Marc. (Vgl. unsere Pariser Lorrespondenz unter „TageSgeschichte*.) London, Donnerstag, 31. August, AbeudS. (W T. B.) Die Abendblätter veröffentlichen eine Depesche auS JSmailia von heute, die coustatirt, daß der Gouverneur von Zagazig am Dienstag dir Erlaudniß uachgesucht habe, die englischen Linien pasfiren zu dürfen; derselbe sei zurückge- halten worden, biS die Genehmigung dazu vom General Wolseley eingetroffeu sei, und sei darauf vor Wolseley geführt worden, habe später auch mehrere Unterredungen mit Sultan Pascha, alS dem Vertreter deS Khedive, gehabt. Angeblich sei der Gouverneur durch Arabi Bey ermäch tigt, über einen Waffenstillstand alS die Einleitung zu der Unterwerfung Arabi BeyS zu verhandeln. Ferner wird auS JSmailia vom heutigen Tage telegraphirt: Bor der Krönt der ägyptischen Trup pen hat keine neue Bewegung deS KeindeS statt- gefundeu. Die Eisenbahn und der Canal find bis nach Kaffasfin für den Verkehr frei. — Nach Berichten von Augenzeugen sollen die Leichname der in dem Gefechte am 28. d. gefallenen Eng länder von dem Feinde verstümmelt worden sein. (Vgl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage*) „Wenn ich einmal in Verlegenheit gerirthe und Edmund wäre nicht da,* sagte sie etwa» betreten, „so eilte ich gewiß zu Dir, sonst aber * „Komm jetzt, Dora, der Wagen wartet auf euch!* ließ sich in diesem Augenblick von fern die Stimme det Bruders hören, und schon trat auch Harbeck herzu, um seine junge Frau in Empfang zu nehmen. Der Onkel duldete eS, daß sie ihre Arme um seinen Hals legte, ja er drückte sie sogar für einen kurzen Augenblick noch näher an sich, indem er ihr ein: „Vergiß eS nichtl* zufiüsterte; dann aber trat er rasch zurück. — Der Abschied, den Harbeck von ihm nahm, war förmlich und kühl, wa» aber Dora nicht bemerkte, da sie inzwischen daS Lebewohl mit dem Bruder tauschte, da» freilich Beiden da» Herz kaum schwer machen konnte, weil die Geschwister, wie sie gerade erst zu ihrer freudigen Genugthuung erfahren hatten, fortau in der Residenz den gemeinsamen Wohn ort haben sollten. Ehe sie dann aber den letzten Schritt au» dem Hause that, da» bi» jetzt ihre Heimath gewesen war, wurde sie noch einmal ausgehalten. Ein kleiner ver wachsener Mann, der alt Schreiber bei ihrem Onkel diente, näherte sich ihr und bat mit fast versagender Stimme, ihm noch einmal die Hand zu reichen. Sie willfahrte ihm gerührt und freundlich. „Verlassen Sie sich darauf, Herr Weber,* sagte sie, „Ich bleibe Ihre Freundin!* „Sie waren e» immer, Fräulein Dora,* ent gegnete der arme Mensch schluchzend, „und darum merkte ich kaum, daß ich sonst in einer Wüste lebte! Und wenn'» nur nicht wäre, daß man doch einmal Loudon, Freitag, 1. September. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Die gestrig»« Gerüchte von Was- feußillstaudSanträgru Arabi BeyS entbehren der Begründung. In amtliche» Kreisen ist nichts da von bekannt. Rach Meldungen auS Kairo hat daselbst am 2V. August riur Zusammeukuuft vou Rotabelu stattgrfundeu. In den gehaltenen Reden wurde Arabi Bey alS alleiniger Herrscher von Aegypten anerkannt. Der Polizeipräfect DaomBey, davon benachrichtigt, erklärte sich gegen Arabi und ließ die Theilnehmer der Versammlung verhaften. Der Polizeipräfect orgavifirt eine türkische Polizei für dir Inschutznahme der Interessen deS Khedive. St. Petersburg, Freitag, 1. September. (Tel d. DreSdn. Journ.) Ein kaiserlicher UkaS unter sagt im Lehrjahre 1882 biS 1883 die Aufnahme neuer Zuhörerinnen im mediciaischen Fraueacurse beim hiesigen RikolaimilitärhoSpital. Der UkaS gestattet den jetzigen Zuhörerinnen, die Cursr zu beenden; nachher werden die Krauevcurse beim Hospital aufgehoben und die Lehrmittel entweder der Militärmedicinakademie, oder demjenigen In stitut übergeben, welches gesonnen ist, Krauencurse einzurichtev. Die „Börsevzeituvg" erhielt eine erste Ler- Warnung wegen eiueS Artikels über die Pflichten der Presse in ihrem Lerhältniß zur Regierung. Konstantinopel, Donnerstag, 31. August, AbeudS. (W. T. B.) Die von Said Pascha ver langte Krist für die Antwort der Pforte bezüg- lich der Militärconvevtioa läuft morgen früh ad. Lord Dufferin beabsichtigt, sich morgen auf einige Tage nach PrivkipoS zu begeben. Dresden, 1. September. Da» kleine Griechenland hat e» verstanden, wäh rend die Verhandlungen de» Lords Dufferin mit der Pforte und die militärischen Operationen deS General» Wolseley in Aegypten daS Jnlereffe der politischen Welt in Anspruch nehmen, durch einen Zwischenfall von höchst minimaler Bedeutung die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. E» würde sich in der That kaum perlohnen, den griechisch-türkischen Grenzstreit einer Beachtung zu würdigen, wenn nicht die zahlreich .einlaufeuden Telegramme zu einer Erläuterung ver pflichteten. Auch gehen die Raufereien zwischen griechi schen und türkischen Soldaten etwas über das in jenen Grenzdistricten übliche Maß hinaus. Diese Zusammen stöße zwischen griechischen und türkischen Truppen an der griechisch-türkischen Grenze haben den Charakter förmlicher Gefechte angenommen, und eS wird bereit» der Verdacht laut, daß sich Griechenland mit der Ab sicht trage, den Moment der ägyptischen Wirren zu einem Coup gegen die Pforte auSzubeuten. Die Sache, um derenwillm sich wieder ein Streit zwischen Griechen und Türken entspannen, konnte unmöglich einen trif tigen Anlaß zu bewaffnetem Auftreten geben. ES handelt sich nur um drei ganz unwichtige Grenzpunkte, welche Griechenland für sich reclamirt und bezüglich deren die Pforte auch nicht die geringsten Schwierigkeiten machte, mit Ausnahme eine- geringfügigen Punkte», der deshalb den Griechen bisher nicht auSgeliesert werden konnte, weil sich auf demselben ein Privatbesitz deS Sultan» befindet, welcher selbstve i stündlich von der griechischen Ober hoheit auSgeschloffen werden mußte. Die Psorte hat aber, wie auS allen Berichten hervorgeht, nicht den leisesten Anlaß zu einem bewaffneten Vorgehen ge boten und war vielmehr bemüht, die Angelegenheit in friedlicher Weise auSzutrogen. Griechenland kann also in dieser Angelegenheit die öffentliche Meinung nicht auf seiner Seite haben, und die Cabinete werden kaum umhin können, Partei sür die Pforte zu er- greif.'n, um fo mehr, als e» auf dieselben einen üblen leben muß, so bliebe ich nun auch nicht länger hier im Hause!* * * * Die zwei Monate, welche der Hochzeitsreise de» jungen Paare» gelten sollten, waren vergangen, und seit ein paar Tagen befand sich dasselbe in seinem neuen Wohnort. Dora stand am Fenster; sie erwartete ihren Bru der, den sie noch nicht gesehen hatte, da er durch eine kleine GeschäftStour verhindert worden war, bei ihrer Ankunft gegenwärtig zu sein. Nun aber war auch er zurückgekehrt, wie ihr heute ein Billet von ihm ge meldet hatte; er konnte in jedem Augenblick zu ihr kommen. Und nun sah sie ihn wirklich die Straße herauf schreiten! Sie legte ihren Kopf an die Scheiben, um ihm schon einen Gruß entgegenwinken zu können, wenn er etwa heraufblickte; als er da» aber nicht that, eilte sie zur Thür, damit doch wenigsten» keine weitere Zeit verginge, ehe sie sich einander in die Augen schauten. „Wilhelm, mein lieber, lieber Bruder!* sagte sie, al» sie ihre Arme um seinen Nacken schlang; und ihr Gefühl machte r», daß ihr dabei die Thränen in die Augen traten. Auch er freute sich offenbar herzlich, die Schwester wiederzusehen, dennoch war er vielleicht auf einen solchen Empfang nicht völlig vorbereitet gewesen, denn er sah halb überrascht au», und keine Minute auch währte e», so sagte er lachend: „In welcher Schule hast Du denn nur so viel Zärtlichkeit gegen mich ge lernt, Kleine- Solch ein Willkommen fand ich noch uie bei Ducl* - Eindruck machen muß, zu sehen, wie Griechenland, statt für die Art und Weise dankbar zu sein, wie die Mächte bei der Lösung der griechisch-türkischen Frage bestrebt waren, eine Erfüllung der griechischen Wümch« herbei- »uführen, Miene macht, neue Schwierigkeiten zu schaffen. Dem Streit liegt folgende Veranlassung zu Grund«. Trotz der sorgsamen Arbeit der Trenzcommission sind bei der Feststellung der Grenzlinie einige streitige Punkte offen geblieben. Die Griechen beanspruchen nämlich die kleinen Ortschaften Kiritiri und Zarko» und den Paß Karali-Dervent al» ein ihnen zuge- sprochencS Territorium. Der Streit um diese paar Hektaren Lande» blieb den ganzen letzten Winter und heurigen Sommer in der Schweb« und beschäftigte Hrn. KonduriotiS, den hellemfchen Gesandten inSiam- bul. Schließlich schlugen vor 6 Wochen die Türken in Betreff von Kiritwi und Zarko» vor, sie wollten dieselben den Hellenen überlassen, wenn sie dafür da» bereit» einverleibte Nazero» zurückerstattet erhalten. Dieser Vorschlag wurde in Athen abgewiesen, und nun begann eine gewaltige Agitation wider die Pforte. Man drohte, concentrirte Truppen, sprach von Mobi- lisirung, vou einem Kriege rc. Für un», die wir jenen Vorgängen fern stehen, ist die Entwickelung de» Streite» kaum begreiflich. Die (alte) „Presse* giebl dafür folgende Erläuterung: „Um diesen Alarm zu begreifen, muß man die eigenthümlichen Parteiverhält nisse in Aihen in» Auge fasten, wo die beiden um die Herrschaft streitenden Parteien sich an ChauviniSmu» zu überbieten suchen DaS Ministerium Trikupi», durch die Gegenpartei Komundnro» in» Gedränge ge- bracht, wollte seinen verblastenden Nimbu» wieder auf frischen und ließ Mitte August Karali-Dervent kurz weg besetzen, weil Griechenland auf diesen Ort ein unbestreitbare» Recht zu besitzen glaubt. Die iden tische Note vom 17. April vor. I. besagt nämlich, daß die Grenze am Golf von Salonichi 9 üw südlich von Platamona zum Meer laufe. Nach dieser Bestimmung fällt da» WachiyauS von Karali-Dervent, mehr stellt nämlich dieser jetzt vielgenannte Ort nicht vor, an Griechenland. Said Pascha protestirte in einer Note an die griechische Regierung gegen diese Besetzung, und dann kam e» letzter Tage zu den gemeldeten Raufereien.* E» läßt sich schwer voraussagen, wa» sich au» jenen Vorgängen entwickeln wird. Unmöglich kann Griechenland sich so weit gegen ba» allgemeine euro päische FriedenSintereffe auflehnen, daß e» ofsiciell den groben Frieden-bruch seiner Soldateska autorisirt. Hoffentlich wird man in Athen zur Erkenntniß ge langen, welche schwere Verantwortlichkeit man auf sich lüde, wenn man irgend welche neue Schwierigkeiten heraufbeschwören würde, und daß Griechenland sich hier durch in einen Gegensatz zu den Absichten sämmtlicher Mächte setzen würde. Man darf also erwarten, daß der bedauerliche Zwischenfall ein solcher bleiben und keine ernsteren Zwistigkeiten nach sich ziehen werde. Nach den neuesten Nachrichten au» Konstantinopel wäre denn auch der griechisch-türkische Zwischenfall auf dem Wege der Begleichung. Wir wollen wünschen, daß diese Meldung eine baldige Bestätigung erfährt. Lagesgeschichte. * Berlin, 31. August. Nach der gestrigen Parade nahm Se Majestät der Kaiser Gelegenheit, die hohen Verdienste de- bisherigen commandirenden General» deS Gardecorp», Sr. königl. Hoheit de» Prinzen August von Württemberg, um da-Gardecorp- hervor- zuheben und zugleich den versammelten Offizieren die Ernennung de- Generals der Cavallerie Grafen von Brandenburg II. zum commandirenden General de» Gardecorps zu verkünden. Die Ernennung ist erfolgt unter Belassung deS Grafen Brandenburg in feinem „O, Du willst doch nicht sagen, daß ich je un freundlich gegen Dich war-* fragte sie erschrocken. „Unfreundlich- behüte, Kind! Aber Du selbst wirst Dir nicht einbilden wollen, daß Du bei unserem letz ten Zusammensein — e» war ja Deine Hochzeit — gerade viel Augen und Ohren für mich gehabt hättest — damals stand nur eine Sonne am Himmel! Nun, dafür sind wir jetzt um zwei Monate weiter im Ka lender!* Sie war ein wenig roth geworden bei seinen Wor ten, und hastig begann sie jetzt: „Du glaubst doch nicht, Wilhelm, daß ich — daß Edmund —* „Daß Ihr schon mit Euren Empfindungen fertig wäret-* unterbrach der Bruder sie scherzend; „nein, Kind, da» glaube ich nicht, aber wenn ich den Er fahrungen weiserer Leute trauen darf, so sind zwei Monate gerade die Zeit, in der zwei Menschen wie Ihr e» lernen können, daß eS keine unumgängliche und nothwendige Pflicht ist, sich in jeder Minute min desten» zwei Mal mit Blicken und Seufzern zu sagen, daß man nicht ohne einander leben kann!* Darauf antwortete Dora nicht unmittelbar etwa», und erst nach einigen Secunden brachte sie die Rede auf ihren Mann zurück, indem sie äußerte, Edmund habe von dem Bedürfniß nach frischer Luft gesprochen und mache dethalb noch eine kurze Promenade, er werde aber sicher bald wieder hier sein, da er wisse, daß Wilhelm kommen wolle. E» währte denn auch in der That nicht mehr lange, bis Edmund in» Zimmer trat. Er begrüßte den Schwager freundlich und zeigte überhaupt eine so an genehme Form, daß kaum etwa» Weitere» dazu gehört hätte, um die Unterhaltung in Fluß zu bringen, ddß
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