Dresdner Journal : 12.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210128
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-12
- Monat1882-10
- Jahr1882
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1379
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1380
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- Titel
- Dresdner Journal : 12.10.1882
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iort t. . 1^0), Uri«-» » >t^ 8,., » Xi»»^ 8» t. iMt»». > R olu» »«XX--. tt. 18^0 n^».) >0 Xd8« «X r^x > IiU»»U -r<18 <»»» », 8»0 l^>8«»X . »«uX. >- 1«^, i I-«tp». !,», 8o»»- t»<il 8Z8 > kimirt-»- > 8t, »1» «. uU> 8,80, Y.1U» »xw.« » >»»««. 1ui8 >1» »,4«. Soo» L. s. tubk I W 238. Donnerstag, den 12. October. 1882. Xd«lloemka1»prsl»t Iw S«i>tieL«ll L-ied«: ^Lkrliok' .... 18 Ll^rk. ^Mkrlivk: 4 lili-rlc KO ks. Linreloo Hurumvr»: Iv?k. L»««rd»Id llsi 6<»vt»6kell lioicks» tritt?o»t- uoU 8t«wpklku»ctilttjs Kiuru. ta^vrateapretser kür üeo kuuru «iuer xespulteuen ?stitreils 20 ?k. tlutsr „kiu^vsuucit" ciis Leit« Sv kk. Lei 1'sdvUsn- uuä 2iNsru»utr SO ^ukscklax. Dres-nerAmmml. Ill8vr8te»8i>o»kme »uüMLrt«? Lstp^g: F>. Lran<i«tetter, t)vmii>i»«iouLr ä«i l>re«in«r ^ournui», Srwdurx L«rU» Vis» I«tp^ S—I Nr*il»o Nr»»KNu4 ». ».: //aas«u>t«»» ^0A/rr, »srUu-Vt«» Srwdorff- Nr»U-I.«jpii^ knu-tturt X H. Hliurd«»: ÜI«U. ^fo«e, S«rUu: /uvakcie«<iu»t, Lr«w«o : Lcktott e,' >r„I»o: /> L'tauAr«'« Lur«a« /cabat^-,' kr»Lkturt ». ».: L ^arAer'reks Iiuckkuo6Iuu^; SörUti: t-. iltMer; Lruuovir: 0. Lckü»«!«', krrt, L«rkit - krruXtitrt ». H.- 8t»Nx»rt: Daud« rt 60., Lrwdurx: ^<1. §<«»»«'. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. krsedeineu r IL^Iiek mit ^usoutiws äer 8oun- unü keiertuK» ^kvuli» kklr ci«u kvl^uodeu Uvr»u8xsd«rr Nvuiei. Lrpeäitioo äen vro,öoer ^ourmU», Drs^vu, Lvio^vrstru»»« Xu. 20. Ämtlichkr Tlikil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß nachstehende Beamte der StaatS- eisinbahnoerwaltung die von Sr. Majestät dem Deut schen Kaiser und König von Preußen denselben ver liehenen OrdenSauSzeichnungen, und zwar der General director der StaatSeisrnbahnen, Geheime Rath von Tschirschky Bögendorf den Kronen-Orden I. Klasse, der Finanzrath KlingHardt den Rothen Adler-Orden III. Klasse und der Tran»portinsp«ctor Falken st eiu den Kronen-Orden IV. Klasse annehmen und tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Amt-Hauptmann Freiherr von Weißenbach zu Großenhain den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Kronen-Orden III. Klasse annehme und trage. Nichtamtlicher Theit. lieber«!»«: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Opinione. Capitale. Gazzetta d'Jtalia. Diritto. Risorgimento. Neue Preußische Zeitung. Norddeutsche Allgemeine Zeitung. Neue freie Presse. Presse. Fremdenblatt. TempS. Röpublique fran- yaise. Journal des DebatS.) TageSgeschichte. (Berlin. Stuttgart. Wien. Prag. Letschen. Triest. Buda Pest. Paris. St. Peters burg. Warschau. Bukarest. Kairo.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Plauen i. V Meißen.) Berauschtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Feuilleton. Telegraphische WitterungSberichte. TageSkalender. Inserate. Beilage. Börseunachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 11.October. (Tel.d.DreSdn. Journ.) Die „Wiener Zeitung" publicirt ein kaiserl. Handschreiben vom S. Oktober, wodurch die Delegationen zum 25. Octobrr nach Buda-Pest einbrrufen, ferner ein Gesetz vom 4. October, wodurch einige Bestimmungen der ReichSrathS- Wahlordnung abgeändert werden. Triest, Mittwoch, 11. October. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Complice des Attentäters Wilhelm Oberdank, der Apotheker Demeter Rogasa wurde in Prato (Toscana), von der italienischen Polizei verhaftet. Bei der vorgenommenen HauS- suchuug soll ein complrteS Laboratorium für Sprengstoffe vorgefunden worden sein. Rogasa wurde bei der Berhaftung ohnmächtig. (Wie man der „Presse" aus Triest telegraphirt, wurde Rogasa bereits am 3. October in Prato auf dem Bahnhofe in dem Momente verhaftet, als ihn mehrere bekannte Radikale ToScanaS stürmisch begrüßten. Rogasa war auf der Fahrt nach Pistoja begriffen. Er wurde auf Weisung teS Florentiner Präfekten, in Ketten ge schlossen, nach Udine gebracht. Seine Auslieferung wurde noch nicht begehrt.) Lemberg, DirnStag, 1«. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Der galizische Landtag berieth heute Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Hermann dagegen hatte einen Posten neben einem Pfeiler gewählt, und an diesen gelehnt, blickte er mit verschränkten Armen auf die Tanzenden. Seine Augen hasteten an Oskar und Virginien, die von manchen murmelnden Stimmen für daS schönste Paar im Saal erklärt wurden. Vielleicht sprach er im Innern die- Wort nach, denn wie e» ihm nicht entgehen konnte, daß sein Vetter sich als Meister in der Tanzkunst zeigte, seine schlanke, elegante Gestalt sich dabei sehr vortheilhast von der aller Uebrigen unterschied und seine Züge, von der Erregung, dem Vergnügen belebt, noch hübscher erschienen, als an jedem andern Tage, so mußte er sich auch sagen, daß da« junge Mädchen, welche» sich in seinem Arme wiegte und in so strah lender Freude dahinschwebte, unbeschreiblich reizend war. — Er hatte Virginie stets gern angeschaut, ihre anmuthige Frische war ihm stets anziehend gewesen, und doch war eS ihm nun, als habe er bisher einen Flor vor den Augen gehabt, daß er ihre volle Schön heit nicht sah, und al» sei dieser Flor erst jetzt ge fallen, gleichwie sich auch heute erst die eigentliche innere Natur de» Mädchen» klar vor ihm aufgethan hatte. E» war ihm eia geheime» Vergnügen, sich jede» Wort, wa» sie auf dem Wege uud auch noch später deu Antrag deS Abg. Merunowicz wegen Regelung der Zustände der iüdischen Gemeinden und nahm den Antrag deS Ausschusses an, die Regierung aufzufordern, eine allseitige Regelung der Rechts verhältnisse der jüdischen Bevölkerung vorzunehmen und namentlich eine Organifiruvg der Cultus- gemeinden durchzuführen unter Festhaltung deS PrincipS, daß den Vorständen der CultuSgemeinden jedes Hillübergreifen auf daS den Civil- und Administrativgesetzen vorbehaltene Gebiet unter- sagt werde. Konstantinopel, Mittwoch, 11. Octobrr. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Pforte übermittelte am 1v. Oktober dem griechischen Gesandten die gleichzeitig nach Athen telegraphirte Note betreffs der 4 streitigen Grenzpunkte Karaliderbend-Neze- rossee mit gleichnamiger Ortschaft und Kratschowa- Kalinaki, welche die Türkei gemäß der von der Grenzrvmmission festgestellten Trare endgiltig an Griechenland abtreten wird. WaS den vierten Punkt betrifft, so wird ein gewisser Theil deS zwi schen der tvmmisfionell fixirten Grenztraee und einer von Sideropelaki nach Contra führenden krummen Linie liegenden Territoriums nur beding ungsweise geräumt und dieser reservirte Gebiet-- theil später von einer türkisch griechischen Com mission geregelt werden. Alexandrien, Dienstag, 10. Oktober, Nach mittags. (W. T. B.) Heute find gegen 200 Cir- kassier und Albanesen hier angekommen, dir zur Einstellung in die ägyptische Gendarmerie bestimmt find. Der vor einigen Tagen wegen Aufforde- ruvg zu neuen Gewaltthatev in Tantah festge- vommrve Scheikh ist mit 100 Stockstrrichrn bestraft und gefangen gesetzt worden; in Tantah wurde eine größere Quantität von Waffen in Beschlag genommen. Dresden, 11. October. - Die Programmrede, welche der italienische Ministerpräsident DepretiS am 8. d. bei dem ihm von seinen Wählern in Stradella gegebenen Banket gehalten hat, dürfte die daran im Voraus von ver schiedenen Seiten geknüpften weitgehenden Hoffnungen kaum erfüllt haben. Sie umschreibt der Hauptsache nach in ziemlich allgemein gehaltenen Wendungen sein bekanntes, schon häufiger entwickeltes liberal-demokrati sches Programm und bildet eine Apologie der Politik der Cabinete der Linken, insbesondere seines eigenen. DepretiS setzte auseinander, daß die Männer der Re gierung ihr Versprechen eingelöst, die Steuer- und Zollresorm, die Abschaffung der Mahlsteuer insbeson dere, dann die Beseitigung deS ZwangScourseS und die Wahlreform durchgeführt, eine Reihe anderer gesetz« geberifcher Verbesserungen eingebürgert und angebahnt und daS Gleichgewicht im Budget wieder hergestellt haben. Ueber die innere Politik äußerte sich DepretiS sehr reservirt; insbesondere berührte er die Frage der Reorganisation der Parteien mit keinem Worte. Be züglich der Radikalen und ihrer subversiven Agitation meinte er, daß die bereit» vorhandenen Repression-« gesetze auSreichen; bezüglich der Clericalen sagte De« pretiS, daß über die Garantiegesetze hinaus keine weiteren Concessionen gemacht werden. Mit besonderer Spannung sah man den Erklärungen des Minister präsidenten über seine Stellungnahme zu den Be strebungen auf Erhöhung der italienischen Wehrkraft entgegen, welche in letzter Zeit sehr an Boden gewonnen haben. DepretiS sprach sich über diese Frage einigermaßen reservirt aus. Er warnte vor im Saal mit ihm gesprochen hatte, zurückzurufen und dann wieder an andere Aeußerungen, die er früher von ihr gehört, zu denken; der Widerspruch, das schein bar Unvermittelte in dem Allen bewegte ihn nun zu einem stillen Lächeln — er fühlte eS, die Harmonie ihres Wesens würde kommen, so gewiß wie sie in ihrer äußern Erscheinung zu Tage getreten war, dieser Erscheinung, auf der seine Blicke halbträumend ruhten. Ja, halbträumend war er, und daher erschreckte eS ihn auch fast, als sein Arm plötzlich von einer Hand berührt wurde, die sich auf ihn legte, so sanft auch ihr Druck gewesen war. „Mutter, Du bist's?" sagte er, al» er sich um wandte. »Ja, Hermann," entgegnete die Commerzienräthin, „e» ist drückend heiß hier im Saale, meinst Du nicht?" „Oja, Du magst recht haben," gab er zurück, „ich achtete nur bisher nicht auf die Schwüle." „Wenn es Dir recht ist," fuhr sie fort, „so ziehen wir un» für eine Weile in die Veranda an jener Seite de» Saales zurück, eS ist kühl und duftig dort und w:r theilen unser Asyl mit einander! Magst Du mich begleiten?" „Gewiß, liebe Mutter!" sagte er und bot ihr den Arm, um sie nach dem von ihr bezeichneten Raum zu führen. ES war ein kleiner Garten, in dem sich Beide in der nächsten Minute befanden; hochragende, sorgfältig gepflegte Blattgewächse bildeten eine anmuthige Laube, die von den Düften der hier blühenden Hyazinthen und anderen Frühlingsblumen durchzogen war. einer Ueberstürzung und erklärte e» für unmöglich, die HeereSauSgaben sofort um viele Millionen zu vermehren. Die Rüstungen müßten im Einklänge mit der wirthschaftlichen Kraft der Lande- stehen. In Betreff der auswärtigen Politik betonte DepretiS da- gute Einvernehmen mit allen Staaten, das Festhalten am europäischen Concert und insbesondere das gute Einvernehmen mit den den Frieden erhaltenden Mächten Mitteleuropas. Eine weitere Kräftigung dieses Ver hältnisse» erkennt DepretiS in der bevorstehenden Ver bindung der königl. Familien von Italien und Bayern. Frankreichs gedenkt DepretiS in Wendungen ausgesuch ter Höflichkeiten; von England dagegen spricht er als von dem alten sichern Freunde Italiens. Die Art und Weise, wie der Minister seiner monarchischen Ge sinnung Ausdruck verlieh, indem er Jeden für seinen Gegner erklärte, der nicht ohne Hintergedanken und Vorbehalte sein GlaubenSbekenntniß acceptire, welche» dahin gehe, daß die Monarchie und ihre Verfassung niemals irgend einer Verbesserung aus socialem und politischem Gebiete hindernd entgegentreten würden, hat bei den Organen der italienischen Rechten nicht die erwünschte Wirkung erzielt. Die „Opinione" meint, daß Thaten mehr, als Worte beweisen, und sagt im direkten Hinweis auf den Minister der öffentlichen Arbeiten, Baccarini, so lange eS mit Republikanern auf Einer Liste stehende Minister gebe, werde man jenen mehr, als diesen Glauben schenken. — Der radicale „Ca- pitale" läßt sich durch die demonstrative Art, in welcher der Ministerpräsident die Hervorhebung der Prosperität Italien» zu einer gegen die republikani schen und revolutionären Parteien gerichteten Pointe benutzte, nicht abhalten, zu erklären, daß DepretiS trotz alledem den Radikalen näher stehe, als den Ge mäßigten. — Die „Gazzetta d'Jtalia" schreibt, wenn je etwas sie von der Ueberflüsfigkeit der Re den überzeugen konnte, wäre eS diese Rede De pretiS'. — Der „Popolo Romano" und der osficiöse „Diritto" sind natürlich von der Programm rede entzückt, auf deren Warnung vor einer Ueber stürzung der Rüstungsfrage unmittelbar vorher daS letztgenannte Blatt vorbereitet hatte, indem eS schrieb: „Italien hat heute, mit seiner innern Organisation, mit der Regelung seiner Finanzen und mit einer be deutenden Anzahl öffentlicher Arbeiten beschäftigt, mehr als je Interesse an der Aufrechthaltung deS Frieden-; alle Italiener wünschen den Frieden. Niemand ver langt in fieberhafter Weife die Erhöhung der Kriegs macht, Niemand denkt daran, Andere zu beleidigen; aber Alle wünschen, daß Italien nicht eine übermäßige, jedoch eine solche Kriegsmacht besitze, welche seinen Ver hältnissen und feiner europäischen Stellung entspreche." Die früheren College» deS Ministerpräsidenten, CriSpi und Nicotera, gehen inzwischen, ehe die Wahlcampagne von amtlicher Seite in Fluß gebracht worden ist, bei den Parlamentswahlen ihren eigenen Weg und haben ihren Wählern bereits da- Recept mitgetheilt, mittelst dessen sie Italien von allen seinen wahren und ein gebildeten Gebresten heilen, durch dessen Durchführung sie dasselbe mit einem Male groß, kräftig, geachtet, ja sogar gefürchtet machen wollen. Obwohl in vielen, ja den allermeisten Punkten ihres Programms entschieden abweichend, da CriSpi demselben eine entschieden demo kratische, Nicotera eine conservative Färbung zu geben beliebte, begegneten sich die beiden Dissidentensührer in der gemeinsamen Erklärung, daß vor Allem — ohne Rücksicht auf den Stand der Finanzen — Italien eine große, starke, wohlausgerüstete Armee besitzen, daher über Hal- und Kops rüsten und auf einige die materielle und ökonomische Wohlfahrt deS Lan des verbessernde und hebende Maßregeln und Re formen verzichten müssi, um mit vollen Händen das Geld für militärische Zweck zu verwenden. Jedenfalls würde die Stelle der DepretiS'jchen Programmrede O wie wohlthuend!" sagte die Commerzienräthin und sog mit tiefem Athemzuge die balsamische Luft ein, während Hermann ihr sorgsam einen Sitz bereitete und einen Schemel für ihre Füße herbeitrug „Und auch daS ist wohlthund", fuhr sie fort, in dem sie seine Hände faßte und ihn zu sich niederzog, „daß ich Dich an meiner Seite habe; eS gewährt mir daS Gefühl eine- sichern Schutze-, eine- treuen Bei standes !" „Aber, Mutter, daS erschreckt mich fast!" rief Her mann; „Du willst doch nicht sagen, daß Dir irgend ein Leid, ein Unglück droht?" „Nein, nein," sagte sie lächelnd, „beruhige Dich, Hermanni Meine Worte waren nur un Allgemeinen gesprochen; sie galten dem Gefühl, das mich stets er greift, wenn ich Dich meinen Sohn nenne. — Nicht wahr, ich darf das immer thun — Du siehst in mir Deine Mutter und Deinen Bruder in Oskar?" „Gewiß, Mutter!" sagte er mit warmer Innigkeit, „wie könnte dies je ander» sein?!" „Nun sieh," entgegnete sie, „diese Ueberzeugung macht mich glücklich, auch um Oskar'S willen, denn die Treue, d e Liebe vin Geschwistern entscheidet oft über unser ganze» Leben.— Ich selbst hatte eine Schwester, Deine Mutter, Hermann sie war 2 Jahre jün ger al» ich, und das gab mir da» Recht, al» unsere Mutter gestorben war, gewissermaßen an deren Stelle zu treten und sie fast mütterlich zu lieben." „O, ich weiß, daß Du da» thatest!" ries Hermaun au»; „ich selbst habe al» Kind meine Mutier sagen hören, daß ihr Leben nicht auSreichen könne, um Dir zu danken!" über die Anlehnung Italien» an da» deutsch-öster reichische Bündiß werthvoller erscheinen, wenn nicht manche Anzeichen zu der Besorgniß Anlaß gäben, daß die radicalen, dem Bündnisse mit den conservativen Mächten abholden Elemente gestärkt au» dem Wahl kampfe hervorgehen werden. Selbst der liberale „Ri sorgimento" weist darauf hin, daß die jetzige Schwäche Italien» in der demokratischen Tendenz liege, die sich der Regierung bemächtigt hat, und bemerkt, daß die Partei der Linken, um die Radicalen im Zaume zu halten, sich mehr und mehr letzteren an nähern und die Monarchie vorbereiten müsse, sich in die Republik zu verwandeln. Die Entwickelung der Dinge, fügt die genannte Zeitung hinzu, wird im Aus lande vorauSgesehen, und Europa, daS mit Ausnahme Frankreichs liberal, aber konservativ ist, könne nicht mehr mit dem Italien der Neuzeit zusammengehen. Die überaus wohlwollende Beurtheilung, welche die DepretiS'sche Programmrede in der deutschen und österreichischen Presse erfährt, dürfte hauptsächlich durch die Aufschlüsse veranlaßt sein, welche über die Stel lungnahme Italien» zu den internationalen Tager fragen ertheilt werden und welche in der Hervorhebung der ausgezeichneten Beziehungen deS Landes zu allen Regierungen, namentlich zu denen Mitteleuropas gipfeln. Der „Neuen Preußischer« Zeitung" erscheint be sonders beachtenSwerth die Art und Weise, wie De pretiS dem Verlangen nach übermäßiger Kosteuvermeh- rung für militärische Rüstungen entgegengetreten ist, und sie sagt: „Man ersieht hieraus, daß man auch in den italienischen RegierungSkreifen von der Ueberstürzung nicht erbaut ist, mit welcher der Ruf nach Heere-ver- mehrung für Wahlzwecke auSgebeutet wird. Wenn indessen manche italienische Blätter glauben machen wollten, daS berechtigte Streben Italien-, seine Mi litärmacht zu erhöhen, würde im AuSlande ungünstig oder mißtrauisch beurtheilt, so verdient eS Beachtung, daß gerade au- Oesterreich, auf da- speciell in den italienischen Organen hingewiesen wird, Stimmen in den Zeitungen vorliegen, au- denen ersichtlich ist, daß man österreichischer seit-, weit entfernt, sich ungünstig über die Hebung der italienischen Wehrkraft zu äußern, vielmehr der Meinung Ausdruck giebt, daß die Be deutung der italienischen Bunde-genossenschaft durch die Verbesserung des italienischen Heerwesens nur erhöht werden kann." — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schließt ihre kurze Inhaltsangabe der Rede mit den Worten: „Im Allgemeinen leistet die Rede von Stradella dem Eindrücke Vorschub, daß an kom petenter Stelle die Zuversicht auf einen durchaus normalen Verlauf der schwebenden Fragen herrscht, welcher die Regierung Italien» in den Stand fetzt, sich mit oller Energie dem Ausbau der in neren politischen Institutionen de- Landes zu widmen." Unter den neuesten Wiener Blättern bewundert die „Neue freie Presse" die „großen politischen und staatSwirthschaftlichen Fortschritte", welch- Italien in den letzten Jahren „zum Staunen Europa»" gemacht habe, und stimmt nicht nur ein Loblied auf den Par lamentarismus an, sondern wird auch von einem „Ge fühle des Neides" beschlichen, welches allerdings für jeden nüchtern Denkenden durch die Lektüre der stän digen Räuberchronik in den italienischen Zeitungen wesentlich gemildert werden dürfte. — Die (alte) „Presse" vermißt in der Programmrede jede Andeu tung über die Parteiconstellationen, über die neuen Allianzen und Compromissi, welche zwischen den Mo« deradoS und den Progressisten im Zuge sind, und sagt: „Wohl ist die Rede ruhig, klar, selbstbewußt und durchtränkt von jenem gesunden politischen HauSver- stande, welcher DepretiS vor feinen übrigen Genossin von der Linken zu einer leitenden Rolle befähigt. Als Programmrede hätte sie aber ebenso gut vor jeder an dern Neuwahl bei den so häufig wiederkehrenden Par- Die Commerzienräthin lehnte ihr Haupt einen Augenblick lang hintenüber und schloß ihre Augen. „Hermann," sagte sie dann weich, „willst Du in dieser Stunde noch Näheres über die Liebe erfahren, die ich zu meiner Schwester hatte, so aber, als hörtest Du eS nicht von mir, sondern als theilte eS Dir ein fremder Mund mit?" „O sprich, Mutter, ich bitte Dich!" sagte Hermann, eigenthümlich gespannt. Sie war bleich geworden und sah ihn nicht an, als sie weiter sprach, aber ihre Worte klangen ver nehmlich. „Deine Mutter und ich waren nie von einander getrennt gewesen, hatten nie ein Leid, eine Freude au« derS als gemeinsam getragen und genossen; da fügten eS die Umstände, daß Louise, als sie siebzehn, ich neunzehn Jahre zählte, von Verwandten zur Hilfe leistung begehrt wurde und daß sie mehrere Monate lang fort blieb. In der Zeit, Hermann, wurde Dein Vater, als junger Offizier in unsere Stadt versetzt und wir lernten un- kennen. Er war jung, schön, liebenswürdig und mochte auch an mir Einiges finden, waS ihn anzog — genug, eS kam eine Zeit, wo e» Beide erregte, wenn wir un- sahen. Wie sehr wir einander gefielen, hatten wir unS noch nicht gesagt, aber schon dachte ich mit Herzklopfen daran, daß der Moment kommen könne. — Da k.hrte meine Schwester zurück. Zum ersten Male jagte ich ihr nicht, oder bekannte ihr doch nur halb, was ich fühlte — sie konnte glauben, daß ich nur ein flüchtige» Interesse für den Mann, den sie nun auch kennen lernte, gesoßt habe: ich aber — ich wußte bald, daß er in ihrer Brust kein flüchtige- Empfinden erweckt hatte, daß sie
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