Dresdner Journal : 15.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-15
- Monat1882-12
- Jahr1882
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- Titel
- Dresdner Journal : 15.12.1882
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w 2S1. Freitag, den 15. December. 1882. ^d«»»vweat»pr«li r iLdrliedr. . . . IS ^MrlioN: 4 50 ?5 Lü»r»las ktumwsra: Ikkk Lu»»rd»Id äe» 6«ut»cken ksicks» tritt?ost- uoä 3t«mpslLU,cM«i8 dia»u. la-erateopretser kür 6«a N»um «iv«r be«p»Itsnsu ?otitrsils 20 ?s vnt«r „Lio^e,an6t" ä>« 2eil« 50 kk. 8« iRksIIeu- uoä ^iösrüsittr 50 XusscMa^. Lrsedelapii: DtKliel» mit XusriLtims äsr 8onn- vvä k'^isrt»^« ^deucl» für «isa tol^snäsn I^A. DreMerLonrnal. I»»sr»1«o»oo»tlw« »osMkrtsr F>. ^iran<t»tetter, Oo«wi«jov!tr äs« vre-äoer ^ourmtl»; U»mdorjx >«rlt» - V>,a - ». U.: //«»»enetein <F ^e>A/er, L«rlü»-Vi«»H»mdur^- kr»x-l-iipiiz-krLlliltort ». H.-Nüued«»: Ztu<t 7t^o«e,' LerUll! /ntatlkten<ta,l^, Nr«m«»: ^Le^kotte,' vr»«I»u: F Lta«Aen » Lureau <Lm,t ^aLat/i-,' kr»lllckart » U: ^aeAe^«ct>6 üuedd^väluii^; 6örUl«: <7. A/Mer; S»i»>ov«r! <7. §e?iü«ote^,' ?»rt» Lsrliu - Vr»L>ckrt *. U »taU^»rt: Daude F Oo., ULwdnrx: ^4li. Lteiner. Verantwortliche Nedaction: Oberredacteur Nudolf Günther in Dresden. llvrnasxvderr Lvoiel. klrpdäitioo cis» Ors,<ti>er lourv»!», Dresden, L«il>8«r»tr»»s tlo. 20. Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Iommat" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- «nd Gewerb- treibende» bei Inseraten mit mehrmaliger Wie derholung außerordentliche Bergünstignnge» ge währt werden. Dresden, im December 1882. üöuigl. Expedition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Theil. DreSdru, 14. December. Se. Majestät der König haben dem Superintendenten l)r. tbool. Oswald Gott lob Schmidt in Werdau das Ritterkreuz I. Llasse vom Verdienstorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Lhaussöe- wärter Johann Müller in Pnschwitz da- Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu den auf den Staat übernommenen sächsisch-schlesischen Eisen bahnaktien betreffend. Gegen Rückgabe der im Termine 31. December 1882 ablaujenden ZinSleisten der in der Ueberschrift bezeichneten Aktien sollen vom 15. December dieses JahreS an neue ZinSbogen, bestehend au» ZinSleiste und ZinS- scheinen auf die 12 HalbjahrStermine 30. Ium 1883 bi» mit 31. December 1888, bei der Staatsschulden - Buchhalterei in Dresden und der Lotterie-DarlehnS- kasse in Leipzig wochentags während der Vormittags stunden zur Ausgabe gelangen. Die abgelaufenen ZinSleisten sind, sofern der Um- tau>ch nicht sogleich abgewartet werden kann, mittel- doppelter, nach der Nummeifolge geordneter Verzeich nisse, zu welchen Formulare bei den genannten Stellen zu haben sind, einzureichen. Der Umtausch der ZinSleisten erfolgt bei der Staatsschulden Buchhaltern in Dresd-n thunlichst nach der Reihenfolge der Anmeldung und Zug um Zug. Bei der Lotterre-DarlehnSkasse in Leipzig dagegen wird den Einreichern zunächst da» eine Exemplar des Liefer schein- quittirt ourgehändigt, gegen dessen Rückgabe die neuen ZmSbogen 8 Tage später m Empfang genommen werden können. Auswärtige Betheiligte haben, da die Umtauschstellen wegen der ZinSleistenauSwechselung Schriftenverkehr nicht führen können, den Umtausch entweder persön lich oder durch Beauftragte zu besorgen. Dresden, den 1. December 1882. -rr La»dl«g»aitsch«8 z» Verwaltong der Stiatischolde». Bönisch. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte >. Wien, Mittwoch, 13. December, AbrndS. (Tel. d. Boh.) Wegen der gestrigen Revolte im Polizei- grfangeuhause wurden im Ganzen 40 Prrsoneu verhaftet und ein Theil derselben heute bereits dem Laude-gericht riugelirfrrt. Biele der Ver hafteten suchen schon seit ungefähr 6 Jahren unentgeltliche Unterkunft im Polizeigefangeubau> Durch dir Untersuchung ist constatirt, da- Ostler in der Krauenabtheiluag deS PolizeihauseS Feuer gelegt hat. Buda-Pest, Mittwoch, 13.December, SbendS. (Tel. d. Boh.) Die morgige Nummer deS Amts blattes wird eine kaiserl. Entschließung veröffent lichen, durch welche die vom Staatssekretär Hie- ronymi am 4 August erbetene Demission grnekmigt nnd demselben in Anerkennung seiner langjährigen hingrbenden Dienste das Comthurkreuz deS Leo- poldordevS taxfrei verliehen wird. Dir Gewäh rung drr Entlassung steht außer jedem Zusammen hänge mit den parlamentarischen Ereignissen der letzen Tage; denn Hirronymi demisfionirte bereits vor 4 Monaten, und die Enthebung ist vom 6. d. datirt. Paris, Mittwoch, 13. Drcember, Abends. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Drpu- tirtenkammrr stand auf der Tagesordnung die Be- rathung deS außerordentlichen Budgets. Der Berichterstatter Ribot legte dar, daß die Lage keine beunruhigende sei; die andauernde Zunahme der Einnahmen müsse Vertrauen für die Zukunft ein flößen; aber man müsse in Zukunft den Versuchungen zu Ausgaben besser Widerstand leisten. Ribot dringt daraus, die öffentlichen Arbeiten einzuschränken und sonst zu sparen, um das Budget ins Gleichgewicht zu bringen; er empfiehlt eine Verständigung m»t den Eisenbahngesellschaften dahin, daß man ihnen einen Theil der öffentlichen Arbeiten anvertraue. Man dürfe die finanzielle Kraft Frankreichs, deren man in einem gegebenen Augenblick für eine große patriotische An strengung benöthigen könne, nicht in Frage stellen. (Beifall.) Eine außerparlamentarische Commission vnter dem Vorsitze Duclrrc'S beschloß im Princip die Errichtung eines besonderen ColonienmiaistertumS. Gambetta ist wiederhergestellt und wird morgen seine erste Ausfahrt machen. Bern, Donnerstag, 14. December. (Tel. d. Dreidn. Journ.) Die vereinigte Bundesversamm lung wählte Rucbonnrt zum Bundespräsidenten für daS Jahr 1883, zum Bicepräfidenten Welti mit 91 von 117 Stimmen Zum Präsidenten deS BundeSgerichtS pro 1883/84 wurde Rognin, zum Bicepräfidenten Obgiati gewählt. Madrid, Donnerstag, 14. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Minister deS Auswärtigen legte den CorteS einen Gesetzentwurf vor, der die Regierung zur Verlängerung drr Handelsverträge mit der Schweiz, Deutschland und Schweden er mächtigt. Manchester, Mittwoch, 13. December, AbrndS. (W T. B.) Drr Earl Derby hielt heute Abend in dem Rrformclub eine Rede, in welcher er sich gegen die Idee eines englischen ProtrctoratrS über Aegypten auSsprach. Die Engländer düiften nicht länger in Aegypten bleiben, als zur Wiederherstellung der Ordnung avso- lut nolhwendig ser. England müsse seinen überwiegen den Einfluß gellend machen, aber nicht in gehässiger Weise. Wa» die madagassische Frage angehe, so müsse man, wenn eine freundschaftliche Mediation eine Invasion Frankreichs in Madagaskar verhindern könne, solche versuchen. Wenn aber, wie eS den An schein Hobe, die Differenz zwischen Frankreich und Madagaskar nur ein Vorwand sei, um einen Theil der Insel zu confiSciren, so habe England hiermit Nichts zu thun. (Beifall.) Der Earl Derby machte keinerlei Anspielung bezüglich der Nachricht vou seinem Eintritte in daS Cabinet. Bukarest, Mittwoch, 13. December, AbrndS. (W.T. v.) Die Börse ist heute durch den HaudrlS- minister Dabija feierlich eröffnet worden. Kairo, Mittwoch, 13.December, AbrndS. (W. T. B.) Arabi und die übrigen zur Verbannung bcgnadigtro Lerurtheiltrn find bebrütet wordrv, sich inuerhalb 10 Tagen auf ihre Abreise vorzu- bereiten. Die auS ihrem confiScirten Vermögen ihnen zu gewährenden UnterhaltungSgrldrr find noch nicht festgestellt; dieselben sollen auf kriuen Fall über da» Nothwendigste hinauSgehen. DaS Vermögen der Krauen wird nicht confiScirt. Dresden, 14. December. Ueber das deutsch - österreichische Bündniß bringt die neueste .Kölnische Zeitung", wie der Telegraph osficiöS hinzusügt, .verbürgte Mittheilungen". Dieselben lauten, wie folgt: Das wichtigste Ereigniß der letzten Jahre, welches seit seinem Eintreten die ganze politische Lage Europas beherrscht hat, ist da- 1879 zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich- Ungarn abgeschlossene Bündniß. Wir haben stet» be hauptet, daß e» sich dabei nicht um ein bloseS Proto koll handelt, welches von den Ministern B^Smarck auf der einen Seite, H"hm rle und Andrasiy auf der an dern, unterzeichnet sei, sondern daß das Bündniß in aller Form abgeschlossen sei und die Unterschrift der Kaiser Wilhelm und Franz Josef erlangt habe. Und zwar wurde un» der 15. October 1879 al» Tag an gegeben, an welchem dieses Bündniß vollzogen wurde. ReuesterdingS ist der förmliche Abschluß eines Bünd nisse» durch Mittheilungen, die für osficiöS gelten, be stätigt worden, und da weder in Wien, noch in Berlin die Thatsache in Abrede gestellt wurde, dürfen wir sie al» beglaubigt ansehen. Wir sind heute in der Lage, eine verbürgte Mutheilung zu machen,wodurch eS bestätigtwird, daß e» sich um ein in aller Form abgeschlossene- Bünd- niß handelt. Wir erfahren nämlich, daß da- Bündniß zwischen dem deutschen Reich und Oesterreich-Ungain auf eine bestimmteFrsst,nämlichauf5Jahre abgeschlossen ist. Es dauert also bi» zum 15. Oktober 1884; aber eS hat sich bisher so bewährt und verspricht auch künf tig eme so große Friedensbürgschaft für beide Reiche zu bleiben, daß man wohl auf dessen Verlängerung rechnen kann. ES ist ein VertheidigungSbündniß, al» dessen wesentlicher Inhalt angegeben wird, daß, wenn eine» der beiden Reiche von zwei Seiten zugleich an- gegriffen würde, daS andere Reich zur Hilfeleistung verpflichtet sei. DaS ist gewiß der mächtigste Damm, welcher allen möglichen französisch russischen Zcttelungen gegenüber aufgeworfen werden kann. Ein solches Bündniß zwischen Ost und West hat um so weniger Aussicht, wenn daS Gegendündniß >mVorau- gesichert ist. UeblizenS wird durch daS Bündniß keineswegs ausgeschlossen, daß ein Staat dem andern Hilfe leiste, wenn er auch nur von einer Seite angegriffen werden sollte. DaS hängt von den Umständen ab. Ueber den Abschluß dieses wichtigen Bündnisses erfährt man nachträglich noch einige nähere Umstände. Man weiß, wie große Mühe eS gekostet hat, den Kaiser Wilhelm zur Unterzeichnung zu bewegen. Fürst Bismarck hatte die Verabredung in Wien mit den österreichischen Staatsmännern und in Gegenwart deS Kaiser« Franz Josef getroffen, konnte aber nicht im Voraus bestimmen, ob e» ihm gelingen werde, die Zustimmung seine« kaiserlichen Herrn zu erlangen. Doch setzte er sein Re»chskanzlcramt an diese Ange legenheit. Mau erinnert sich, daß Graf Otto v. Stol berg-Wernigerode nach Baden-Baden resste, wo sich damals die kaiserlichen Herrschaften aufhielten, um die Genehmigung deS Kaisers zu erwirken. Es wird ver sichert, daß damals Fürst Bismarck zur Unterstützung deS Grafen täglich an den Kaiser geschrieben und jedem seiner Briefe eine kleine Denkschrift beigelegt habe. Diese Bitmarck'schen Promemorlen von 1879 werden al« kleine Meisterstücke gepriesen. Kaiser Wilhelm kam e» sehr schwer an, einen Vertrag zu unterzeichnen, der zwar nur ein Lertheidigungrbündmß sein soll, ober doch möglicher Weise gegen Rußland zur Ausführung kommen könnte, während rr stet» em innige« Verhältniß zu Rußland und seinem treuen Freunde Alrxander II. als Grundlage seiner Politik betrachtete. Er machte bei der Eitheilung seiner Unterschrift die Bedingung, daß nach St. Petersburg Mittheilung über den Beitrag zugleich mit Betonung de» ausschließlich friedlichen Zwecke» desselben gemacht würde. Der Vertrag selbst scheint nicht nach St. Peters burg mitgetheilt zu sein. Offenbar hindert er nicht, daß die verbündeten Mächte zu Rußland in den freundlichsten Beziehungen stehen können, wie die- denn gegenwärtig glücklicher Weise der Fall »st. Da für bürgt schon die Reise des russischen Minister» Hrn. v. Gier» nach Barzm, die mit Vorwissen und auf Wunsch de» russischen Kaisers unternommen winde. ES liegt auf drr Hand, daß da» Bündniß zu Zweien keinen Raum läßt zum Beitritt für andere Mächte, so baß die Nachrichten, als ob em Dreikaiserbündniß abgeschlossen werben sollte, unrichtig sind. Aber ein solche- Dreikaiserbündniß wurde auch 1872 in Beilin nicht abgeschlossen, und der russische Reichskanzler Fürst Gortschakow versicherte damals: „ll n'/ a pas ä'evritl" Dennoch aber ist eS erfreulich, baß da- Dreckasserverhältniß, wie man eS genannt hat, augen blicklich wieder freundlich und friedlich ist; denn Hr. v. Gier» vertritt die Politik der Mäßigung und der Friedensliebe, und die Bestrebungen der Panslawisten sind ebensowohl gegen Hrn. v Gier» gerichtet, al» gegen Oesterreich und Deutschland. Ein sür die Zustände in der Hauptstadt Oester reich» bezeichnender Vorgang bildet der vorgestern statt- gehabte, bereits durch den Teiegraphen gemeldete Auf ruhr von unterstandslosen Vagabunden im alten Po'.izeihause in der Sterngasse zu Wren. DaS „Fremdenblatt" giebt von der Eusstehung und drm Verlaufe dieser Exc>sse folgende Daistellung: Er war am 12. d. Abends gegen 6 Uhr, kurz vor dem AuSspeisen. I« dem Tracie, wo die AuSspessung vorgenommen werden sollte, befanden sich der Magl- stratSdltner Ignaz Kleberund der Civilwachmann Josef Dreßler. Al- nun eine Serie von obdachlosen Bur- scheu zur Entgegennahme deS EssenS erschienen, er klärte einer derselben, daß ihm diese ewige Abfütterung mit Suppe und Brod schon zuwider sei. Dreßler wollte den Mann zurechlwessen, aber ehe rr sich noch erheben konnte, hatte er am Halse und am Kinne tiese Messerstiche, so daß er bewußtlos zusammensank. Kleber, der »hm zu Hilfe eilen wollte, erhielt von einem an- dern Burschen, der meikwürdigerweise gleichfalls ein Messer bei sich trug, einen Stich in» Gesicht und emen zweiten in den Hinterkopf. Nun eilte das Gesindel, unter Schreien, Johlen und Heulen hinaus in den großen Schlafraum, wo in unglaublich kurzer Zeit Alle«, was sich in demselben befand, m Grund und Boden hinein demolirt wurde. Die Lampen wurden von der Decke herabgerissen und zeltrümmert, die Betten zerbrochen, alle Geiäthschaften in tausend Stücke zerschlagen, biS, wie auf em gegebene» Zeichen, da» Stroh au» den Strohsäcken herauSgersssen wurde. In folge der Zertrümmerung einer von einem Burschen, namens Siegmund, weggeschleuderten Blendlaterne ge- rieih das Stroh in Brand. Im Nu verkündigte rin Heller Feuerschein, was geschehen sei. Diese ganze eben geschilderte Scene spielte sich m wenigen Minuten ab; die Wachmannschaft, die im Hause war, erschien zu schwach, um zu intrrveniren, sie wäre auch ohne Zweifel Feuilleton. Kedigirt »on Otto Baue». Diejenigen Damen und Herren der Aristokratie Dresdens, welche Ende Februar d. I. im Residenz- theater Heinrich Hosmann'S Oper „Aennchin von Tharau" mit so überraschend günstigem Erfolge zur Aufsührung brachten, hatten am 13. December im Saale de» „Hotel de Saxe" vor einem gewählten Kreise ein WohlthLtigkeitSconcert veranstaltet. Dasselbe wurde durch den Besuch Ihrer Majestäten de» Königs und der Königin, sowie Ihrer königl. Hoheiten de- Prinzen und der Frau Prinzessin Georg nebst Ihren königl. Hoheiten den Prinzessinnen Mathilde und Maria Josefa ausgezeichnet. DaS von einem besonder- hier- sür gebildeten Thor von Dilettanten unter Leitung de» Hrn. Prof. Eugen Krantz auSgeführte Eoncert war überaus zahlreich besucht, und das Auditorium gab seine Dankbarkeit sür den ihm gebotenen Genuß durch immer wiederkehrenden lebhaften Applau» zu erkennen. Mit aufrichtiger Befriedigung constatiren wir, daß un» eine derartige Veranstaltung zu mildthätigen Zwecken noch nie in so anmuthiger und herzgewinnender Form entgegengetreten sst. Die Wahl von Moritz Horn'» L'ebeSidylle „Der Rose Pilgerfahrt" mit der diese» Märchen zu lieblich sinnlicher Gestalt erweckenden Musik Rodert Schumann'» war eine außerordentlich glückliche, und dir Beschränkung auf die Wieder- aabe dieser reizenden Tondichtung legte von feinem künstlerischen Gsschmack Zeugmß ab. Solche vor nehm bescheidene Zurückhaltung möchten wir den zahlreichen Veranstaltern von Wohlthätigkeiticoncer- ten zur Nachachtung empfehlen, welche bei ihren Arrangements oft weniger den guten Zweck, al- die Befriedigung der Eitelkeit einzelner Personen und Vereine im Auge zu haben scheinen. Der Werth eine- Geschenkes wird eben von der Kunst deS Gebens bedingt. Der Anspruchslosigkeit, mit welcher die Schumann'sche Lomposition zur Wiedergabe gelangte, entsprach die liebevolle Hingebung, welche sämmtliche Mitwirkende ihrer schwierigen Ausgabe gewidmet hatten und welche sich n. A. auch dadurch bekundete, daß die Solisten an dem Bortrage der Lhornummern sich be- theiligten. Die Begeisterung ist nicht selten ein reich licher Ersatz sür dir gewohnheitsmäßige Uebung. Schüchterne- Herantretcn an die Lösung künstlerischer Ausgaben verräth tieferes Verständniß für die Kunst, wie die unleidliche Sucht gewisser Kreist, sich al« professionSmäßige Künstler aufzuspielen. Hr. Prof. Krantz hatte sich dem Emstudiren mit großem Fleiße und rühmlichem Geschick unterzogen. Die Orchester leistungen der MannSfeldt'jchen Kapelle verdienen in Bezug auf DiScretion der Begleitung Anerkennung. Rudolf Günther. K. Hoftheater. — Altstadt. — Mittwoch, den 13. December spielte im Zwischenakt und am Schluß deS Schwanke» „Epidemisch" von l)r. v. Schweitzer der Biolinvirtuose Tenor Brindi» de Sala- au» Euba Mendelsohn'» Biolinconcert und Wieniawski'« Faustphantasie mit Orchesterbegteitunq. Der Genannte besitzt eine sehr fertige und geschmackvoll durchgedildete virtuose Technik und einen geklärten, außerordentlich reinen, auch begesstigten, aber sehr kleinen, dünnen Ton. Seine Auffassung deS MendelSsohn'schen Con- cert» entfaltete musikalische Intelligenz und Feinsinnig keit, aber Vortrag und Behandlung sind ganz über wiegend auf zarteste Empfindung, Tonnuancirung und höchste Delikatesse gerichtet, in einem Grade, der zwar durch des Virtuosen innere natürliche Hin gebung ohne Affectation ungemein anzieht, aber doch nicht Reiz und Kraft einer besonder» künstlerischen Individualität entwickelt, sondern zu übermäßig mono toner AuSdruckSweise u.id Färbung sühit. Lebhafter Beifall und mehrfacher Hervorruf wurde dem talent vollen Spieler zu Theil. Schweitzer'- Schwank wurde von allen Mitwirkenden recht befriedigend und möglichst ei heiternd gegeben. L. B. Refidenztheater. Im Gastspiel des Herzog!. Mei- ningen'jchen HosiheaterS wuidc am 13. December „Die Bluthochzeit", ein geschichtliche- Trauerspiel von Albert Lindner, gegeben. Auch diese sehr zahlreich besuchte Aufführung zeigte wieder in erster Linie von der Meisterschaft künst lerischer Jnscenirung deS Begründer» der meiningen'- schen Bühne, in zweiter von einer tüchtigen schauspie lerischen Arbeit. An letzterer hat sich durch Einstellen neuer Kiäste während dec Gastspielzeit auch der lang bewährte technische Verwalter und Oberregssflur dieser Gesellschaft, der Jntendanzrath Lronegk, erfolgreich be- theiliqt. Die» zeigt sich vortheilhaft m mehreren Stücken, hier unter andern auch in der R präjentat on der König- von Navarra durch Hrn. Drach, der al» H inrich, wie schon in manchen andern Rollen, sich al» geistig lebendiger, talentvoller Schauspieler von Temperamt nt und schneidiger Zeichnung leidenschaft licher Seelenvorgänge erwiesen hat. Auch Frau Drach-Ouinz trat in „der Bluthochzeit" al» Fon tange» auf und erweckte durch leichten angemessenen Ton und feine» Spiel in dieser kleinen Episode die Aufmerksamkeit de» Kenner-. D.r Anfang der Vorstellung zeigte nicht den Kern und die Festigkeit, welche sich später herau-stellten, da die Vertretung der schw.erigen, qualvoll bewegten Margarethenpartle schwach vertreten war. Im späteren Bei lause gewann der Eindruck mehr und mehr an Festigkeit und farbensrischer Realität. Und zu dieser tragen mit Vorthess für die Leben digkeit und den historischen Charakter der scenischen Bilder sehr wesentlich auch die geschichtlich treuen Co- stume und die sehr schönen stilvollen Dekorationen von den Hofmalern Gebrüdern Brückner bei. Den elektrischen Apparat zu dem während der Blutarbeit brennenden Pari» hat Hr. Hugo Bähr in Dresden zuiammengestillt. Da» sich an diese Mordscene knüpfende Bühnenarrangement, welche» da» Kampf geräusch gegen die Wehrlosen ganz in den Hintergrund verlegt und abdämpft, ist sehr zu loben, denn e« er hält die interne Scene frei von Störung, schädigt also die geistige Sammlung für dieselbe nicht. Die alte Medicäenn Kaihanne wurde von Frau Berg mit vielem Aufwand ihrer technischen Geschick lichkeit gegeben. Ich glaube inbeß, daß diese Dar stellung welche eigentlich eine größe Tragödie erfoidern würde, an glaubhastem Eindruck gewänne, wenn die achtbare Schauip elerm sich ent ch'össe, die Stimmlage ihle» Organ» nicht zu sehr m die T>eir zm ückzudrücken. Hieraus entsteht ab und zu der lllusionftölende E n- druck der Künstlichkeit und d-s sprachlichen Kothurn».
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