Dresdner Journal : 23.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-23
- Monat1882-08
- Jahr1882
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- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1882
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O 195 Mittwoch, den 23. August -dooaementuprstu I» U»> «» « » »L,» L«i k« iLkrlicl»; .... 18 Lt»rk. -Skrliek: 4 KO ?k. Liorslo« Hlnowsro: lü l'k. ^o»««rk»Id äe» U?ri tick«» ksicks, tritt?o»t- uoU 8tsMpsIru,ckI»^ tuQ»u. loseratenprel,«: kllr 4«o Naum einer xeipnltensn ?«titrsil« L0 kl. Unter „Lin^sennät" üi« 2sils bO kk. Lei 1»doUe»- unä LiSsrnents LO Xuf»cklLb. Dres-ntrImmmi. 1882 lueerntennnnnUm« »u»H»Lrt»i I-iipriz: Zranitrtetter, Oowrnii-ionLr <1vi OreeUnsr lourv»!-; Lnmdurs LerUa-Vien l-«ip»>^ L»»»I Lr»»Ino rrno^kirt ». H : //aarenster» <k ^vA?er,' Lerlin-Vien Siwdnrx- kr»^ - l-sjpris - Vr»Q>lturt ». H Nüncken: /inck. A/o««e- Lerlin: /nrai«<ien<iant,' Lremsn- Lck/otte/ Lr»,i»u: KiunAcn's Li-reau L'adatk-,' krealikurt » H: L ^acAc^seks linckknnUIun^; VSrUti: <- ^/Mer; »Lnoover: 6. Sckü«i/er, r»ri, LerUo -rrnntrturt » » StllUs»rt: ^aukc ct 6o., SLMdurz: Steiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Lrsedelnen r Utztiek »it ^unnnkms Usr 8oon- nnä keiertLx« ^Ksn6« für Usn tol^entien llvrausxederr LSoiet. klxpeUition 6e» Pre,6oer ^ouro»!», Oreeüev, ^vio^eretrneee Ho. A) Weise das Handwerk gelegt worden wäre. In Montceau- leS Mine- ist diese Verbrechergesellschaft einen Schritt weiter, als bisher gegangen und hat Attentate gegen daS Leben und Eigenthum von Privatpersonen unter« nommen. Die schändlichen Bubenstücke erregen die öffentliche Meinung Frankreichs selbstverständlich in hohem Grade, und die Entrüstung giebt sich in der mannichfachsten Weise kund. Die republikanischen und radikalen Journale unternehmen eS in der lächerlich sten Weise, ihre Parteien weiß zu waschen, und suchen, wie z.B. der„TempS" und die „France* dem EleruS die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wie aber nun mehr mit ziemlicher Gewißheit festgestellt ist, hat man eS mit einem, von dem modernen Materialismus ge nährten frechen Attentate radikaler, der gesammten heutigen Gesellschaft feindlicher Verschwörer zu thun, welche die gleichen Ziele verfolgen, wie die Mordbuben Hödel und Nobiling, die Zarenmörder in St. Peters burg und die Urheber der neuesten, in Triest verübten Schandthaten. Vor uns liegt das neueste „Journal des DebatS", welche- in dieser Beziehung wichtige Enthüllungen bringt. Nach diesem Blatte erqiebt sich auS den Veröffentlichungen der Zeitungen des Departements Saöne-et-Loire,daß eSsich um eine ultrarevolutionäre Verbindung handelte, welcher daS Journal allerdings nur einen rein localen Charakter zuerkennen will, welche aber versuchte, ein Schreckensregiment einzufüh ren und nach Art des Nihilismus in Frankreich vorzugehen. „Drucksachen, welche so zu sagen eine wörtliche Uebersetzung der Formeln der russischen Ver schwörer sind, verkünden die Todesstrafe, und ist die Stelle für den Namen des Opfers weiß gelassen. Der Dynamit, dessen sich die Ruhestörer bedienten, um den Versuch zu unternehmen, eine Kirche in die Luft zu sprengen, wurde, wie man weiß, zum ersten Male bei der Verbreitung der ultrarevolutionären Doctrinen der ComiteS von Moskau und St. Petersburg angewandt.* So sehen wir in Frankreich 11 Jahre nach Unter drückung der Commune den Radikalismus wieder sei nen Krieg gegen tue Gesellschaft unternehmen, und die Regierung wie die durch die Presse repräsentirte öffent liche Meinung scheinen die das Land von Neuem be drohende Gefahr nicht zu ahnen. Selbst das „Jour nal deS DebatS" »st der Meinung, daß Versuche wie diejenigen von Montceau-leS-MmeS, nachdem sie voll kommen gescheitert seien, nur Geringschätzung verdien ten, und daß die Thäter jeder Strafe entgehen sollten. Diejenigen Klassen der französischen Bevölkerung, welche noch an den bisherigen Grundlagen unserer Ge sellschaft festhalten, theilen jedoch diese milde Auffassung der neuesten, anscheinend zunächst gegen die Kirche, in der That aber gegen die gesammte gesellschaftliche Ord nung gerichteten Kundgebungen und Ruhestörungen nicht. ES hat sich namentlich der besitzenden Klassen ein tiefes Mißbehagen bemächtigt, und vielfach kündigen sich Ver suche an, welche darauf abzielen, den Staat von der Tyrannei des, namentlich durch Gambetta und seine Opportunisten begünstigten Radikalismus zu befreien. AuS dieser in den besseren Kreisen der Gesellschaft em pfundenen tiefen Sehnsucht nach Wiederherstellung der Ordnung erklärt sich auch das in neuerer Zeit un erwartet zu Tage tretende Wiederaufleben der monarchischen Parteien. Zunächst haben die Bo napart isten m»t vielem Geschick die gegenwärtige rück läufige Strömung dazu benutzt, um am diesmaligen NapoleonStage in einer von 1800 Personen besuchten, zu Paris im Wagramsaale abgehaltenen Versammlung den Prinzen Victor, Sohn des Prinzen Jerome Na poleon, zu ihrem Prätendenten zu erheben. Diese Kundgebung ist ein Ergebniß der Mißerfolge der Re publik und der die Autorität derselben erschütternden Umtriebe Gambetta'S. Die dritte Republik in Frank reich ist nicht stärker, als andere Republiken vor ihr gewesen. Die republikanischen Institutionen sind nicht übergegangen in Fleisch und Blut der Nation; der durch die Gewaltacte des republikanischen Regimes er bitterte EleruS, die aus ihren Klöstern verwiesenen Mönche stehen im Lande nicht vereinzelt; die Gläubig keit wurzelt fest in einem großen Theile des Volkes, und ein anderer Glaube, der Glaube an den Ruhm und die Macht Frankreichs findet in der vorsichtigen, ehrlichen Politik der Präsidentschaft Gr^vy keine Be friedigung. DaS erkannte d-r, den schlechten Neigungen der Franzosen schmeichelnde Gambetta; er wußte, daß die Franzosen sich nach einem imponirenden Mittel punkte, nach einer Autorität und einer Action sehnen. Er ist gefallen, Frankreich hat resignirt, aber das Volk nicht mit ihm. Unter diesen Umständen und von diesen Gesichtspunkten hatten die Arrangeure der bonapartistiscken Demonstration vom 15. August den Zeit punkt nicht unglücklich gewählt, wenn auch kaum der BonapartiSmuS es ist, dem die nächste Zukunft Frank« reichs gehört. Die Frage, welche die „Röpublique franyaise" aus Anlaß der neuesten Erfolge Paul de Cassagnac'S und JuleS Amigue's aufwirft: „Woher kommt eS, daß nach all' dem Unheil, daS unS dir Familie Bonaparte angethan, es immer noch sogenannte Anhänger einer bonapartistischen Restauration gieb'?" beantwortet sich daher sehr einfach, und namentlich hat die Partei dieses Blattes Ursache, Beschämung aus Anlaß der bonapartistischen Erfolge zu empfinden. Eine noch viel großartigere legitimistische Kundgebung fand am 19. d. in ChallanS Statt, demjenigen Orte, bei welchem 1794 die Vendeer besiegt wurden. Un- gesähr 4000 Royalisten wohnten diesem vom General Charette präsidirten Feste bei, und eine von Baudry d'Asson verlesene, schwungvolle Adresse: „An den König* wurde mit wahrhaft enthusiastischem Beifall begrüßt. Das Fest entbehrte auch nicht einer gewissen, an die Zeiten französischen RltterthumS erinnernden poetischen Weihe. Nach Verlesung der Adresse, schreibt unser Pariser Correspondent, näherten sich drei junge Mädchen, von welchen die eine, Fräulein Baudry d'Asson, die Aristokratie, die andere, die Tochter eine- ehemaligen Soldaten, die Armee, und die dritte, ein Bauernmädchen, daS Volk vertreten sollte, der Estrade, auf welcher General Charette faß, und überreichten ihm ein großes „vendeelsches Herz* in Gold, mit der Inschrift: „l^u Veuäee L 6baretts". Dieses Ehren geschenk sür den ehemaligen Chef der päpstlichen Zuaven soll durch eine Sammlung von lauter SouS zu Stande gekommen sem. Nach dem Bankett sprach Hr. v. Monti dem General seine Glückwünsche auS und dankte im Namen des Prätendenten für die treue Gesinnung der Anwesenden. Wir in Deutschland stehen allen diesen Vorgängen mit einer völligen Objektivität gegenüber. Wir sind trotz aller monarchischen Gesinnung doch nicht so eifrige Monarchisten, um eine Monarchie in Frankreich für dringend nothwendig zu halten, und wenn wir auch nicht blind gegen die politischen Fehler der französischen Parteien sind, so haben wir doch keinen Anlaß, daS Ende der Republik herbeizuwünschen, welche bisher mit uns in Friede und Freundschaft gelebt hat. In Deutschland dürfte man allgemein Frankreich gegen über nach wie vor auf dem Standpunkte stehen, den der Reichskanzler schon viele Jahre hinsichtlich der Entwickelung der französischen Innern Polititik emnimmt, und w'rd sich immer darüber freuen, „wenn sich Frankreich so behaglich wie möglich bei sich zu Hause emrichtet*. Tagesgeschichie. * Berlin, 21. August. Wie die „N. Pr. Ztg.* meldet, ist der Viceoberceremonienmeister Gr^f August zu Eulenburg, Hofmarschall Sr. kaiserl. und königl. Hoheit des Kronprinzen, zum Nachfolger deS Grasen Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für »S»iirts bei den betreffenden Postanstalten. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Ämtlicher Theil. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stadtsteuersecretär, CommissionSrath Groh mann in Zittau das Ritterkreuz I. Klaffe des Ver dienstordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge« ruht, dem Buchdruckereibesitzer Emst Moritz Monse zu Bautzen da- Ritterkreuz II. Klasse deS Verdienst ordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem praktischen Arzte Heinrich Rudolf Kuntze in Frohburg daS Ritterkreuz II. Klasse deS Albrecht-» ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Berlin, Dienstag, 22. August, Vormittag-. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Nachricht der ,.Agence HavaS", daß der deutsche Geschäft-träger in Kon stantinopel, Hr. v. Hirschfeld, der Pforte eine Note der deutschen Regierung mitgrtheilt habe, welche dringend empfehle, jeder antichristlichen Kundgebung im türkischen Reiche vorzubeugen, ist unrichtig. Möglich wäre eS und auch ganz natür lich, wenn der deutsche Vertreter, wie er auch schon früher gethan, die Pforte schon in ihrem eigenen Interesse darauf aufmerksam gemacht hätte, daß die zahlreichen deutschen Niederlassungen im Orient durch solche Manifestationen gefährdet werden könnten. Die Vertreter der anderen Mächte dürften sich in analogem Sinne betreff- ihrer Staatsangehörigen geäußert haben. Triest, Montag, 2l. August, Abend-. (W. T. B.) Der Ministerpräsident, Graf Taaffe, welcher heute früh hier eingetrvffen war, besuchte im Laufe deS Tage- in Begleitung deS Statthalter- die Ausstellung und sprach dem AuSstellungScomitö über die erreichten Erfolge seine hohe Befriedig ung und zugleich die Mahnung au-, daß man die Gegenagitation ganz unbeachtet lassen möge. Der Ministerpräsident ist bereit- heute Abend nach Wien zurückgrkrhrt. (Vql. unsere Wiener ^-Corre- spondenz unter „TageLgeschichte") Pari-, Montag, 21. August, AbendS. (W. L. B.) Nach einer Meldung auS Algier find 450 Aufständische auS Südoran mit ihren Fa milien nach Ainsefra gekommen und haben ihre Unterwerfung angrboten. Paris, DienStag, 22. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Journal deS DöbatS" sieht voraus, daß die Engländer um so entgegenkommender gegen da- europäische Concert sich zeigen würden, je voll ständigere Ohumacht dasselbe bewiesen habe. Die Engländer würden die Suzeränetät der Pforte anerkennen, welche aber nur eine nominelle sei; die wahre Souveränetät werde entschieden England gehören. Wenn die Conferenz von Neuem zusam mentrete» hätten die Engländer viel vorgrarbeitrt. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Mr. Timsea der Speculant. Koman von Lonrad Fischer-Sallstein. (Fortsetzung.) »Sie haben Recht, ich fürchtete von Anfang selbst, mich um ein Lieutenant-patent bei der großen Armee droben bewerben zu müssen.* Wenige Augenblicke später trat Stamm inS Zim mer. Er wandte sich sofort an Franz v. Leuteritz. „Et wäre mir sehr erwünscht, Herr Capilän,* redete er diesen an, „wenn Sie mir sagen möchten, warum Mr. Timsen plötzlich über Hal- und Kopf ab gereist ist?* „Bbgereist?* fragte Franz erstaunt. „Ich hatte zu dieser Stunde mit «hm eine Unter redung festgesetzt, er war sonst immer ein Mann von Wort, und et muß sich offenbar etwa- ganz Eigen artige» ereignet haben, daß er mich ohne jede Erklä rung sitzen ließ * „Wird sich die Nachbarschaft ansehen,* sagte Krose- witz dazwischen in einem Tone, al- könne er mit dem besten Willen nicht begreifen, wie man darüber auch nur in Erstaunen gerathen kann. „Haben Sie nicht erfahren, welche Richtung er eingeschlagen?* fragte Franz v. Leuteritz, vielleicht ist er nach dem Majorat gereist, er war schon einmal dort.' „Wäre dies richtig, dann wäre ich ihm sofort nach« Europa könne dagegen um so weniger etwaS rin- wenden, al- die Engländer ein Pfand besitzen, welche- zehn Mal mehr wrrth ist, al- wa- sie verlangten. — Die „Röpublique francaise" tritt für da- englisch-französische Bündniß ern. London, DienStag, 22. August, früh. (W. T. B.) Officirlle Meldung auS Suez von gestern Abend: Die Verluste der ägyptischen Truppen bei dem gestrigen Zusammenstoß (vgl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage*- betragen 168 Todte und 62 Gefangene; von letzteren find 27 ver wundet. Officirlle Meldung auS Port-Said von gestern Abend: Die Suezcanalgesellschaft hat die Leitung der Geschäfte bezüglich aller Canalange- legenheiten wieder übernommen. Ferner wird auS Port Said vom gestrigen Tage gemeldet: Die Stadt ist ruhig, daS von Eingeborenen bewohnte Quartier derselben ist von seinen Bewohnern fast vollständig verlassen. Die bei der gestrigen Besetzung der Stadt gefangen gesetzten Personen werden nach Alexandrien ge bracht werden. — Heute find rin franzöfischrS, ein russische- und ein holländisches Avisoschiff hier angekommen. — In Timsah ist eine Abtheilung indischer Truppen eingetrvffen. — AuS J-mailia wird gerüchtweise gemeldet, LessepS sei ziemlich heftig erkrankt. London, DienStag, 22. August, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die heutigen Morgen- blätter melden au-JSmailia vom gestrigen Tage: Die Ausschiffung der britischen Truppen hat be gonnen. General Wolseley landete und nahm eine RrcognoScirung von Nrfischr au- vor. Konstantinopel, DienStag, 22. August. (Tel. d. Dretdn. Journ.) Der russische Botschaftsverweser v. Nelibow überreichte gestern dem Sultan seine Creditive. Eine amtliche Bekanntmachung untersagt die Werbung von Soldaten für Aegypten und bedroht dir Werber, sowie die Angeworbenen mit Ver haftung. In Bezug auf die Militärconvention verlangt die Pforte nunmehr, daß England die Ziffer deS türkischen EffectivstandeS nicht begrenze, sowie daß di« türkischen Truppen in Alexandrien und nicht in Abukir landen, ferner die Einstellung der mili- tärischen Actionen, sobald der türkische Komman dant dieö verlangt, und eine gemeinsame combi- nirtr Action, ohne daS Obercommando zu speci- ficiren. Lord Dufferin opponirt einzelnen Punkten auf das Lebhafteste und soll die Vorschläge der Pforte für unannehmbar erklärt haben, worauf dir Pfortr ihre Vorschläge modificirt hätte. Wie auS Smyrna gemeldet wird, find dort 700 Maulthiere, welche für die Engländer ange kauft worden waren, auf der Douane angehalten worden, nachdem die Ausfuhr von Pferden und Maulthieren verboten worden war. Dresden, 22. August. Die Vorgänge in Montceau-leS-Mine-, über welche wir wiederholt berichtet haben, boten selbst für die besten Kenner französischer Verhältnisse eine räthsel- hafte Erscheinung. Es wurde sofort festgestellt, daß sich die heimischen Bergarbeiter an dem in dem Städt chen verübten Unfug nicht betheiligten. Es waren, wie man weiß, keine Gemeindebewohner, sondern die Angehörigen der sogenannten „schwarzen Bande*, welche sich die Zerstörung von Crucifixen und Hei" ligenbildern zur Aufgabe gemacht haben und welche schon seit mehr als 4 Jahren gegen die Kirche einen Guerrillakrieg führen, ohne daß ihnen in irgend einer gefahren, denn ich habe in einer Sache mit ihm zu sprechen, die nicht aufzuschieben ist. Aber man hat im Hotel in Erfahrung gebracht, daß er eine ganz ent gegengesetzte Richtung einschlug, ja noch mehr, der Portier versicherte mich, daß er mit dem Courierzuge über Hannover direct nach Hamburg abgereist sei.* Franz fuhr auf und blickte dem Lieutenant auf eine Art ins Gesicht, die diesen etwas perplex machte. „Wollen Sie mir nicht sagen, Herr Lieutenant Stamm, bei wem ich mich über diese Angelegenheit näher erkundigen kann? Diese Angelegenheit kommt mir merkwürdig vor und ich möchte Klarheit in der Sache haben.* „Fragen Sie doch eii mal bei dem Billeteur auf dem Bahnhofe nach, wohin er ein Billet gelöst Hot; er muh sich sicherlich an Mr. Timsen erinnern, denn wer dessen Gesicht nur einmal gesehen, vergißt eS nim mer wieder.* „Sie haben Recht, ich werde Ihrem Rathe folgen, entschuldigen Sie mich für einen Moment, eS ist mög lich, daß ich in einer halben Stunde wieder zu Ihnen zmückkommen werde.* Mit dieser Erklärung verließ er in größter Eile da- Z mmer. Sein Weg führte ihn hinaus nach dem Bahnhofs gebäude, dort fragte er den Portier, ob er sich nicht an einen Herrn erinnere, einen Amerikaner, mit car« rirten Beinkleidern und weißem Cylinderhut und wo dieser hmgereist fei. Der Portier erklärte ihm klar und bestimmt, daß Mr. Timsen sich ein Billet vi» Hannover nach Ham burg gelöst habe; Herr Werthmann, der Kassirer, werd« ihm ftine Angabe bestätigen. Franz eilte sofort an die Kasse, nicht, um Herrn Werthmann nochmals zu fragen, sondern um sich ebenfalls ein Billet via Hannover nach Hamburg zu lösen. Heute wartete Frau v. Leuteritz umsonst auf ihren so eigen gearteten Sohn. Zwölftes Capitel. Ein hübscher, kräftiger, etwas sonnenverbrannter Offizier, in der Uniform der nordamerikanischen Armee, ging an der Seite Mr. TimsenS nach dem Hotel Genf. „Ich habe die Fahrt loben hören, Sir, von den Passagieren, eS war eine der glänzendsten Reisen, die die Friga jemals zurückgelegt, in neun Tagen herüber, Sir, ich sage in neun Tagen." „Ich kann Ihnen nicht sagen, Mr. Timsen, wie sehr eS mich freut, bei dem ersten Schritt anS Land gleich Sie getroffen zu haben, ich werde Ihnen diese Aufmerksamkeit nicht vergessen, Mr. Timsen." Mr. Timsen machte hier eine Bewegung, als sei ihm nicht- unangenehmer, al» irgend ein Lob oder eine DaickeSbezeugung für Etwas hinnehmen zu müssen, sür da- er nichts dergleichen haben und hören will. „Sprechen wir nicht davon, Sir, eS ist möglich, daß in Boston die Leute anderer Meinung über mich sind, ich sage, eS ist möglich, S«r; allein Sie werden selbst sehen, wie wenig daS Urtheil der Welt und speciell da- Unheil Boston- der Wahrheit nahe kommt, und daraus darf ich mir daS Recht schöpfen, ich sage daS Recht schöpfen, nicht- nach diesem Urtheile zu fragen." Sie kamen in- Hotel und suchten zuerst da- Gast zimmer auf. Der Dank« ließ es sich hier nicht nehmen, seinen neuen Schutzbefohlenen mit einer Flasche Port wein zu tractiren. „Sir, sagen Sie mir, wie eS kam, nein, ich frage, wie da- Wunder geschah, daß Sie sich durch hundert tausend Bayonnete durchhieben und mit heiler Haut davonkamen? Alle Zeitungen, selbst die kleinsten in Amerika und in Deutschland, in England und in Frankreich, Sir, waren darüber einig, daß Franz v. Leuteritz tobt ist, und eS war auch nicht ander- zu erwart n, eS war keine andere Voraussetzung möglich und doch, Sir, Sie leben Ls «st ein Wunder und ich bitte Sie, mir zu sagen, wie dieses Wunder geschah." Franz v. Leuteritz lachte. „Ich sage, eS ist lange noch nicht so merkwüidig, al- Sie zu sagen beli.ben; wir wurden gleich bei Anfang der Schlacht am äußersten Ende des linken Flügels von einer unversehens auS dem Busche her vorbrechenden Cavalleriebrigade überrannt, ich erhielt einen betäubenden Schlag und dann brauste die Schlacht über mich hinaus. Als ich mich wieder erholt hatte, mußte ich zusehen, wie da- qanze Bataillon in Ge fangenschaft gerathen war, natürlich ich mit." Mr. Timsen verdrehte hier die Augen und schien damit eine ungeheure Verwunderung zum Au-drucke bringen zu wollen. „Wirklich, Sir, in Gefangenschaft?" „Aber eS kam ander-, Mr. Timsen. Karl Schurz ließ sich nicht so leicht ein Bataillon abjagen; da» vierte Regiment tobte wie wüthend hinter unS nach, erreichte unS am Xocksr greelc, eine kurze Begrüßung — und wir waren wieder frei. General Uakson, der Mann, der wie eine Kotze auf dem Pferde sitzt, konnte
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