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Dresdner Journal : 18.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820818
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-18
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Dresdner Journal : 18.08.1882
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1120 eia römische» Blatt, die „Opin ioue", hierauf aufmerk- sam macht, indem eS sagt: »Die Wahrheit ist, daß e« außerhalb der eigentlichen politischen Parteien eine infame Äcte giebt, deren oberster Grundsatz die Zer» Norung jeder Autorität und gesellschaftlichen Ordnung ist. Diese Leute sind in Wahrheit weder Oesterreicher, noch Italiener, sie haben gar kein Vaterland. Ihr finstere«, blutige« Treiben erstreckt sich über die ganze civiltfirte Welt und äußert sich in verschiedener Weise. Auch wir in Italien haben die Wirkungen davon er lebt; zwei unserer Städte wurden durch ähnliche, um nicht zu sagen dieselben Vorkommnisse wie Triest, in Trauer versetzt. Da ist von Politik keine Reoe, e» handelt sich um eine schwere moralische Krankheit, die geheilt werden soll.- Man darf hinzufügen, daß der hauptsächlichste Sitz dieser Krankheit Italien ist und daß, wenn dieselbe geheilt werden soll, die italienisch« Regierung zunächst hierauf bedacht sein muß. DaS officielle Italien muß offen mit der Partei Garibaldi, seiner ehemaligen Verbündeten, brechen; e» muß selbst in konservativ« Bahnen einlenken, wenn ihm die kon servativen Staaten Europa« da« Zutrauen entgegen' bringen sollen, dessen e« zur Durchführung der Zwecke seiner äußern Politik bedarf. E» erscheint al« ein unlöslicher Widerspruch, wenn eine in der äußern Politik mit den konservativen Mächten zusammen- gehende Regierung ihr Land zu einem Herde aller derjenigen Bestrebungen werden läßt, welche gegen die Monarchie, da« Ehnstenthum und da« Elgenthum ge richtet find. Lagesgeschlchte. * Berlin, 16. August. Ueber die Unfälle, welche Ihre Majestät die Kaiserin betroffen haben, erfährt die „Rat.-Ztg." da« Folgende: Am Tage der An kunft d«« Kaisers in Babelsberg, am Freitag, wollte die Kaiserin eine Thür öffnen, um einen Lakaien zu rufen, die Thür war jedoch nur angelehnt, nicht ge schlossen, gab alsbald nach und die greise Fürstin stürzte der Länge nach hin. Obgleich durch diesen Sturz sehr erschüttert und nicht unbedeutend contusionirt, setzte eS die Kaiserin doch mit großer Willensstärke durch, etwa 10 Minuten im Zimmer auf- und abzu- gehen, um daS Steifwerden zu verhindern. Die An wendung von ärztlichen Mitteln lehnte die hohe Frau ab und suchte sich durch Ruhen wiederherzustellen. Am Sonntag verwickelte sich die Kaiserin in ihrer Schlepp« und stürzte, abermals sich dabei am Fuße verletzend. An diesem Tage war der König von Griechenland in Babelsberg zur Tafel, an welcher die Kaiserin zwar nicht Theil nahm; jedoch ließ sie ihr Ruhebett in da- neben dem Sp«isesaal befindliche Ge mach schieben und hielt dort Eour ad. Indessen scheint der doppelte Unfall nicht gan; ohne Folgen ge blieben zu sein; der Leibarzt der Kaiserin, l)r. Belten, hat unbedingte Ruhe und Schonung des Fußes an empfohlen. E« ist infolge davon fraglich geworden, ob die Kaiserin den Kaiser, w:e sie gewünscht hatte, nach Schlesien begleiten kann. Für den Fall ihrer Verhinderung würde, wie man vernimmt, die Kron prinzessin der in BreLlau erwarteten Kronprinzessin von Oesterreich die Honneur« machen. DaS Allge meinbefinden der Kaiserin wird als ein zufrieden stellendes bezeichnet. — Se. königl. Hoheit Prinz August von Württemberg hat heute Vormittag zum ersten Male nach dem Schlaganfall, der ihn im Frühjahr betroffen und wodurch eine Lähmung de» Arme» zurückgeblieben war, wieder einen Spazierritt unternommen, der etwa 1 Stunde dauerte und nur durch den eiatretenden heftigen Regen unterbrochen wurde. Wie verlautet, ist die diesjährige Eur in Wildbad dem Prinzen recht gut bekommen. Wenn auch die Beweglichkeit in den gelähmten Arm noch nicht vollständig zurückgekehrt ist, so läßt sich doch eine recht erfreulich« Wendung zur Besserung constatiren. — Ueber den Selbstmord der Offizier- an Bord eine» russischen Kriegsschiffes im Kieler Hafen theilt man der „Rat.-Ztg." angeblich vertrauenSwerth mit, der russische Offizier sei al« Nihilist durch compromittirende Pa piere entlarvt worden, und in der finanziellen Verwaltung des Schiffe- seien Unordnungen entdeckt, an denen jener Offizier betheiligt gewesen fern soll. — DieStrafbarkeit derBedrohung mit einem Ver brechen wird, nach einem Urtheil deS Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 1. Mai d. I, dadurch nicht aus geschlossen, daß der Bedrohende nicht selbst diese» Ver brechen begehen will, sondern die Ausführung Dritten überläßt. — Der Stifter einer geheimen Ver bindung ist nach einem Urtheil des Reichtgericht», I. Strafsenats, vom 1. Mai d. I., auch dann au- Friedrich Bodenftedt'S, der, seit er al« Mirza Schaffy die Herzen einmal erarbeite, fort und fort ein empfäng liches Publicum für die überströmende Fülle seiner lyrischen LebenSäußerungen gifunden Hot und findet. Wir sagen im Großen und Ganzen, denn unverkenn bar macht sich in einzelnen Stimmungen und sprach lichen Fassungen der ne lesten Bodenstedt'schen Samm lungen eine gewisse Müdigkeit, rin leiser Ermatten de« einst so vollschlagenden feurigen Pulse- geltend. Em paar Dutzend Gedichte weniger in der Sammlung „Au- Morgenland und Abendland" wäre mehr gewesen, hätte den Totaleindruck des liebenswürdigen Buche» verstärkt, statt ihn abzuschwächen. Ganz frisch und von allem Glanz seiner Meisterschaft al» poetischer Uebersetzer umstrahlt, erschien Bodenstedt in der voraufgegangenen Sammlung „Die Lieder und Sprüche deS Omar Chajjäm." Omar Chajjüm ist ein wirklich existlren- drr persischer Dichter, kein zweiter Mirza Schaffy, besten MaSke Freund Bodenstedt sich selbst geliehen. Dichtungen de» Perser» wurden schon früher durch F. A. v. Schock übertragen. Die Bodenstedl'sche freie Uebertragung behauptet ihre besonderen Vorzüge. Sie giebt da» zierlich« Spiel, die flüchtige Ironie, mit welcher der persische Poet seine Lcbm-w.i-heit vor trägt, in gleich zierlicher und lebendiger Weise wieder. Daß der Uebersttzer namentlich die Seiten de« morgen ländischen „Wcisen" hervorkehrt, welche seinem eignen Naturell verwandt sind, und die Gedichte mit beson- derm Glück übersetzt, die er allenfalls selbst geschrieben haben könnte, ist sicher eher ein Vorzug, cl« cm Vor- Wurf. Alle« m Allem reiht sich da» hübsche gehalt reiche Buch (rm Berlage der Schletter'schen Buchhand- jung zu BreSlau erschienen) vortrefflich an die gute tz 128 d<« Strafgesetzbuch» al» Stifter mit Sesäng- niß von einem Monat bi» zu einem Jahre zu be- strafen, wenn er selbst nicht Mitglied der Berbin- düng ist. E« ist nicht richtig, daß man nur von Mitgliedern einer Verbindung sagen könne, daß sie sich an derselben betheiligen; eine Beiheiligung kann auch in anderer Weise denn nur al» aktive« Mitglied stattsinden, durch Förderung ihrer Zwecke, Thätigkeit für die Ausdehnung u. s. f. und verlangt mehr mcht al» die durch Entfaltung irgendwelcher Thätigkeit, für die Entstehung, Ausbreitung, Entw ckelung, Beschilft tigung rc. einer Verbindung geübte Mitwirkung. —/.Wien, 16. August. Der König Milan von Serbien, der g-ftern in Ischl emgetroffen ist, em pfing schon wenige Stunden nach seiner Ankunft den Besuch de» Kaisers und deS Kronprinzen, welche über H Stund« in den Appartement» de« König» verweil- ten. Bald darauf erwiderte König Milan den Besuch, indem er zuerst b«i den Majestäten in der karserl. Villa, dann beim Kronprinzenpaare oorfuhr und längere Zeit bei den höchsten Herrschaften verblieb. Nachmit tag« fand zu Ehren de« König« in der Kaiservilla ein Galadiner Statt; für heute ist «ine Hochwildjagd in der Umgebung der Langbathseen projectirt — Einer Einladung de« Deutschen Kaisers Folge leistend, wer- den sich der Kronprinz Rudolf und die Kron prinzessin Stefanie am 10. September von Prag nach BreSlau begeben, um daselbst 3 Tage zu ver weilen und den in der Nähe stattfindenden großen Herbstmanövern beizuwohnen. — Die in letzter Zeit wiederholt aufgetauchte Meldung, eS sei eine Annähe rung der deutschliberalen Partei an die deut schen klerikalen im Zuge, wird nunmehr von den maßgebenden Organen beider Parteien als jedrr Be gründung entbehrend bezeichnet. — Im nächsten Monat soll mit der Ausgabe der neuen Noten der öster reichisch-ungarischen Bank zu 1000 Fl. begonnen wer den. Da diese Noten blo- deutschen und ungarischen Text haben, so hat der Generalrath der Bank, um gewissen TschechisirungStendenzen, wie solche gelegent lich der HinauSgabe der neuen Zehnernoten zu Tage getreten, von vornherein einen Riegel vorzuschieben, folgende Bestimmung erlösten: Werden unbrauchbare, jedoch unzweifelhaft echte Banknoten zu 1000 Fl., auS deren Beschaffenheit selbst sich ergiebt, daß dieselben mit Absicht einer Veränderung unterzogen und hierdurch für den allgemeinen Verkehr in der österreichisch ungarischer Monarchie unbrauchbar gewacht wurden, da her in-besondere mit fremden Zusätzen versehene, über schriebene, überdruckte, übermalte, stampiglirte, mit Schriflze chen perforiere oder sonst in ihrer äußern Form irgendwie abgeänderte Banknoten den Bankan stalten in Zahlung gegeben oder zur Verwechslung überbracht, so hat der Üeberbringer als Ersatz für die Fabrikation-- und ManipulatlonSkosten 20 Kreuzer per Stück zu entrichten. Hoffentlich wird sich diese Be stimmung wirksam genug erweisen, um einem Unfuge zu steuern, der im Vorjahre so viel von sich reden gemacht hat. Pari», 16. August. (Tel.) Der hiesige päpst liche Nuntiu« ist an Bronchitis schwer erkrankt. — Da» Gerücht, daß der Präsident Gravy krank sei, ist unbegründet. Bern, 16. August. Man telegraphitt dem „Schwab. Merc ": Die Präsidenten de« RatronalrathS und Stände- rathS laden die Mitglieder der Bundesversamm lung, welche für Ausführung de« Schulartikels stimmten, auf morgen nach Olten zur Berathung ein, wie sie gegenüber dem erhobenen Referendum für ihr Votum einstehen wollen. London, 14. August. (Köln. BlkSztg.) Eine Aeußerung, welche der Minister de- Innern, Sir William Harcourt, vor einigen Tagen im Parlamente sich gestattete, giebt Veranlassung, an das Unwesen zu erinnern, welche- die Mormonen hier zu Lande treiben. Ein Unterhau-mitglied interpellirte den Mi nister in Betreff der wahrhaft schamlosen Propaganda, welche an vielen Orten Englands für die Heiligen in Utah getrieben wird. Leider muß die Thatsache con- stattrt werden, daß verhältnißmäßig viele Menschen diesem Treiben der Agenten zum Opfer fallen. Der Minister behandelte die Angelegenheit in wenig pas sender Weise, und daS Gelächter, welche» auf einigen Bänken erscholl, wirft auf manche liberale Herren em gar bedenkliche- Licht. Freilich steht eS nicht in der Macht eines Minister-, erwachsene Männer und Frauen davon abzuhalten, sich dem Staatswesen von Utah anzugliedein und den religiösen Greueln dieser Secte zu huldigen; aber wenigstens sollte man von Seiten der Regierung in allen derartigen Fällen Gerechtigkeit HafiSübersetzung an, die wir Bodenstedt schon früher verdanken. Die eigene umfangreichere Gedichtsammlung Boden stedt'- benennt sich „AuS Morgenland und Abend land", neue Gedichte und Sprüche (Leipzig, F. A. Brockhaus 1882). Den Titel rechtfertigt ein Prolog. Der Dichter, der in jungen Tagen die Herrlichkeit de« Morgenlandes gesehen und von dem Zauber, der noch immer um die alten Wunderland« webt, so mannich- sach poetischer Zeugniß abgelegt, hat bei herannahen dem Alter, auf der Höhe seine» Leben-, aber noch frischen und empfänglichen Geiste-, nun auch die neue Welt, Amerika, geschaut. Da schlagen alle Pulse schneller, In wilder Jagd noch Bold und Glück. Da blicken alle Augen Heller Stach vorwärts, aber lein« zurück, Da heißt eS.Sterben oder Siegen!' Und immer vorwärt» geht » »m Sturm, Der Schwache bleibt am Weg« liegen Und wird zertreten wie ein Wurm. Hier treibt, iu rasender Geschwindigkeit, Da» Leben seinem Ende zu, Hier hat die Jugend kine Kindheit Und hat dot Alter keine Ruhl D«r Dichter erscheint gleichsam berauscht von den rasch genossenen, nicht vertieften Eindrücken deS großen mächtigen und rastlosen Leben» jensett» de» Ocean», die Sympathie aber, die er dafür an den Tag legt, ist doch mehr eine gewollte, reflectirte Da» reizende Lied „Veilchen am Mississippi" verräth besser, wie unserm Porten im herzlosen und enunernng»losen Ge töse deS amerikanischen Dasein» eigentlich zu Muthe ist, al- der rhetorisch klangvolle „Abschied von Amerika", der w e eine poetische Visitenkarte für reichgenoffene obwalten lassen. Al» brasilianische Agenten vor we nigen Jahren zahlreiche Auswanderer nach den Tropen gelockt, wimmelte e» von Warnungstafeln an allen Eisenbahnen und Postexpcditwnen. Und doch kamen hier nur materielle Interessen in Betracht, deren Schä digung wa» vorzubeugeu suchte Wenn aber Utah da» Ziel der Reise wird, dann ist moralischer Unter gang die unausbleiblich« Folge. London, 16. August. In Dublin sind die Feierlichkeiten, w«lche znr Enthüllung des Denk- mal- von Daniel O'Connell, sowie zur Eröffnung der irischen nationalen Industrieausstellung gestern veran staltet worden waren, ohne die gefürchteten Ruhe- störungen vorübergegangen. Ein Privattelegramm au« London vom heutigen Tage meldet der „Voss. Ztg." darüber: Der feierlichen Enthüllung der Siatue O'Connell'- wohnte eine ungeheuere Volksmenge bei. Der Lordmayor, der von den irischen Abgeordneten Parnell und Dillon begleitet war, hielt die Festrede, in welcher er sagte, daß da- irische Bolk jetzt die Früchte seiner langjährigen Agitation genieße, die Aufgabe Irland» jedoch noch nicht völlig gelöst sei, da dasselbe wieder ein« Nation sein und ein eigene« Parlament haben müsse. Die Ausstellung wurde am Nachmittag eröffnet. Die Truppen der Garnison waren in den Caseraen confignirt, doch wurde di« Ruhe nicht gestört. Dublin prangte im Fahnenschmuck, doch war die englische Fahne nirgend« sichtbar; grün war die vorherrschende Farbe. Christiani«, 13. August. Wie da» hiesige „Morgendlad" erfährt, Hal die Regierung dem König den vom Storthing autgehenden Gesetzenlwurf, welcher den Frauen den Zutritt zur Universität ermög licht und gestattet, sich dem Liamsn »rtium und pbUosoxbicum zu unterwerfen, ohne jedoch dadurch die Berechtigung zum AmtSexamen zu erwcrben, zur Sanktion empfohlen. St. Petersburg, 14. August. Man telegraphirt der „Pr.": Gestern wurden hier rn den Straßen Placate verkauft, censurirt von dem heiligen Synod, in welchen daS russische Volk auf die baldige Krö nung deS russischen Kaiserpaares vorbereitet wird. Demnächst dürfte viel Wahrheit in dem Gerüchte liegen, der in Peterhos am 4.d. abgehaltene Familien- ralh habe beschlossen, die Krönung noch in diesem Jahre im September stattfinden zu lassen. Den Aus schlag hatten gegeben di« beruhigenden Versicherungen Ko-tow'S, er bürge für die Sicherheit, und daS Drängen deS Bruder- der Kaiserin, deS Kronprinzen von Däne mark. Ko-low, heißt eS, geht unverzüglich nach Mor kau, um daselbst umfassende Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Die Krönung-Vorbereitungen in Moskau nehmen einen guten Fortgang, und da alle Kräfte aufgebolen werden, so wird am festgesetzten Termin der ÄrbeitLoollendung, zum 15. September, der Kreml vollständig zur Krönung hergerichtet ein. Slcherheit-- vorkehrungen sind nach jeder Richtung getroffen. Leider entfällt der pompöse Einzug durch die Twerskaja (Straße) an dem wunderthäligen Bilde der JwerSkaja Mutter Gottes vorbei, über den Rothen Platz durch die Spaßkaja Worota (Eclösung-pforte) in den Kreml. Man will die Entfaltung eine» solchen Zuge« nicht genehmigen. Im Kremlhose werden Tribünen für die Zuschauer erbaut, jedoch nur eine Etage hoch, so daß kaum mehr al« 1500 Personen Zutritt erlangen dürf ten, und diese werden sorgfältig ausgesucht sein. Die Festlichkeiten werden auf daS Nothwendigste beschränkt. Ai« Tag der Kiönung ist biS jetzt der 1. Oktober — ein Sonntag — in Aussicht genommen. St. Petersburg, 15. August. (Tel.) Nachdem die Bevölkerung von Korea neuerdings abermals Feindseligkeiten gegen die dortige japanesijche Mission begangen hatte, ist von der Regierung von Korea der militärische Beistand der chinesischen Regierung gegen die Unruhstifter angerufen worden. Warschau, 14. August. (Schles. Ztg.) Die Griechisch-Unirten der Diöcese Lhelm, die vor ewigen Jahren auf administrativem Wege zur griechisch- orthodoxen Kirche übergeführt worden sind, haben viel fach Protest gegen diese „Bekehrung" erhoben und auch die Gerichte zu ihrem Schutze angerufen. Letztere, mit Einschluß deS Senats in St. Petersburg, haben auch meist zu ihren Gunsten entschieden uud die Rückkehr der Kläger zum umrten Belennlniß decretirt. Um derartige Rücktritte für die Zukunft unmöglich zu machen, hat der Procurator deS heiligen SynodS w St. Petersburg, Geh. Rath Pobjedonosszew, neuerding« einen allerhöchsten Befehl zu erwirken gewußt, welcher bestimmt, daß alle Angelegenheiten, die die früheren Griechisch-Unirten der Diöcese Chelm betreffen, in Zu- Gastfreundschaft erscheint. Die besten dieser neueren Gedichte Bodenstedt'- entstammen jedenfalls der alten Welt. Wir heben hervor: „An eine Kerze", „Ver- schiedene Ansichten", „Pappel und Reb«", „Eine Rhein- fahrt im Herbst 1878", von den erzählenden Gedichten daS Prachtstück „Der brave Gouverneur" (nach dem Russischen), „Der bekehrte Töpfer", von den „Vor- läufern deS Mirza Schaffy "das schöne Gedicht „Die Pil ger" (nachDschami), „Unterschied" (nach Dschami), „Die Zeit" (nach Enweri) und die vortrefflichen „Sprüche", an- denen noch einige zur Probe hier stehen mögen: Drr Frühling löst d«S Winter» Starrheit In jedem Jahr, Und nur der Menschheit eisige Narrheit Bleibt, wie sie war. Dir hold« Täuschung, die Dein Herz erfreut, Ist bester, al» wenn Wahrheit Bist Dir beut. Magst Du den Gütern der Welt entsagen, Magst Du sie genießen nach Behagen, Ta« Leben bleibt eine »chwere Bürde Hilst mcht dir Lirb« sie Dir zu tragen Ob, wo dir Lieb« brrnnt, Schwerz auch mcht fehle, Wer keine Lieb« kennt Hat keine Seele! In d«r natürlichen Entwickelung eine« so natürlich gewachsenen Dichter« wie Bodenstedt liegt e«, daß in höherm Lebensalter die finnige Betrachtung die un mittelbare Empfindung und ihre leidenschaftlich« Aut- sprache ablöfi. Poetisch erscheint auch seine Betrach tung; die Freude, welch« seine Geistesfrische, seine Beherrschung der herrlichen Sprache unser« Bolke» kunft weder von den gerichtlichen, noch von den sonst zuständigen administrativen Behörden untersucht wer den dürfen, sondern Hinfort zur endgiltigen Entschei dung den orthodoxen Sirchenbehörden übergeben werden sollen. Duser allerhöchste Erlaß trägt zwar da» Datum vom 23. Januar alten Stil», ist aber erst jetzt publicirt worden, woraus drr Schluß zu ziehen ist, daß die maßgebenden Persönlichkeiten in St. Peters burg den strengen Maßregeln und Autnahmegesetzen, die der Procurator deS heiligen Synod» zu bewirken suchte, nicht zustimmten und erst dem entschieden aus gesprochenen allerhöchsten WUeu sich fügten. Infolge diese« Erlasse« wird jeder weitere Rücktritt der früheren Unirten zu dem Glauben ihrer Väter unmöglich ge macht, da natürlich die orthodoxen Kirchenbehörden einen derartigen Rücktritt in keinem Falle gestatten werden. E« ist die« ew neuer Beweis, wie die Reli- g,on«freihelt iu Rußland beschaffen ist. Zur ägyptischen Frage. Von den beiden Ursachen, au- welchen die Con- ferenz bl-her ihre Vertagung verschieben mußte, nämlich weil der Abschluß der Berathungen über die Suezcanalfrage noch erforderlich war und die Mitthei- lung über die Ergebnisse der englisch - türkischen Lon- venttonSverhandlungen noch abgewartet wurde, ist die erstere bereit- beseitigt. Die Suezcanalangelegenheit darf wohl al- in der letzten Conferenzsitzung im Sinne der italienischen Anträge erledigt angcsehen werden. Was die Verhandlungen über die englisch- türkische Militärconvention betriff», die noch nicht zu End« geführt find, so ist, wie die „N. Preuß. Ztg " bemerkt, eine lange Verzögerung wohl nicht gut denk bar, da die türkische Intervention, die ohnehin doch nur mehr noch der Manifesttrung der türkischen Souveränetät gilt, immer mehr und mehr einen sekun dären Charakter erhielte, je weiter die englischen mili tärischen Vorbereitungen einer entscheidenden Action entgegengrhen. — Drr „N. fr. Pr." telegraphirt man au« Konstantinopel vom 15. d.: Der Abschluß der englisch-türkischen Militärconvention verursacht große Schwierigkeiten, da die beiderseitigen Vorschläge wesent lich von einander abw«ichen. Die Pforte v-rweigert die Cooperation mit dem Beifügen, daß der Sultan den Verlust deS KhalisatS ri«kire. TürklscherseitL wird denn auch nach wie vor die Unabhängigkeit der tür kischen Truppen betont, da em Zusammengehen mit den englischen Truppen au» strategischen Grün.en große Unzukömmlichkeiten haben müßte. Augenblickiich sind die Beziehungen zwischen der Pforte und England wieder sehr gespannt.—Em Telegramm der „Köln. Ztg." auS Konstantinopel vom 15. August meldet: Et hat den Anschein, daß man von gewisser Seite ver sucht, daS Vorgehen England- in Aegypten, besonders die Mllitärüberemkunft und die weiteren Schritte zur Herstellung der Ordnung m Aegypten zum Gegenstände von Lonserenzverhandlungen zu machen. Allein sowohl Deutschland wie Oesterreich und Italien besorgen von einer solchen Erweiterung de- Conferenzprogramm- europäische Verwickelungen und haben e« de-halb ab gelehnt, Gegenstände zu berathen, welche über da- alte Menu der Lonferenz hmau-gehen. Infolge dessen be schränken sich die Conferenzverhandlungen thatsächlich aus die Frage d«- gemeinsamen Schutze- deS Suez- canal-. Alle Vorbereitungen für den Feldzug in Aegyp ten sind nun getroffen. Da- letzte Lontingent der dorthin bestimmten Truppen von England wie von Indien ist emgeschifft worden, und täglich, fast stünd lich, landen dieselben an den verschiedenen strategischen Punkten Ver ägyptischen Küste. Auch der englische Obergenrral Wolseley ist bereit« in Alexandrien em- getroffen und hat, wie man der „Franks. Ztg." au« London telegraphirt, eine Proklamation erlassen, in der er au-sprlcht, daß die englischen Truppen einzig und allein nach Aegypten geschickt worden seien, um die Autorität deS Khedlve wiederherzustellen; sie würden nur gegen die Rebellen fechten und die friedlich ge sinnten Bewohner aus- Beste behandeln. Für die Verpflegung der Truppen würde gezahlt werden. Wol seley fordert diejenigen der ägypiischen Notadeln, welche geneigt seien, b«i der Unterdrückung der Rebellion mit- zuwirken, zur Cooperation auf. General Wolseley confer'tte am 16. d. mit d«m Admiral Seymour und allen in Alexandrien befindlichen Generälen und stattete sodann dem Khediv« einen Besuch ab. Nachmittag« wollte er die Positionen bei Ramleh mspiklren. Innerhalb etwa einer Woche werden an 30 000 Mann britischer Truppen an den verschiedenen Plätzen von Aegypten gelandet erwecken, bleibt immer die gleiche, und wem die früh« ling-frischen „Lieder de« Mirza Schaffy" in- Herz gewachsen, der mag auch den Herdstblüthen der Sammlung „AuS Morgenland und Abendland" ver dienten Antheil schenken. * * Zum Darwinismus. In der Red«, mit welcher Prof. Lucae den Anthropologencongreß in Frankfurt a. M. er öffnete, ist besonder« besten Behauptung interessant, daß Virchow'S 1857 erschttnene« Werk „Ueber die Entwickelung de« Schädelgrunde«" die Basi« für die Begründung der vergleichenden Schädellehre und sohin für die anthropologischen und ethnographischen Stu dien überhaupt bildet. Nach Besprechung der Pfahl bauten, der Reandrrthal- und Engr«schädel u. s. w. wies Lucae nach, daß die Erhöhung an dem Gorilla schädel von derjenigen am Neanderthalschädel ganz verschieden, während der EngiSschädel sich mit einem altgriechischen aufgefundenen Schädel decke. Bewiesen sei, daß die Menschen jener Urzeit gleiche Schädelbil- düng m«t d«n heutigen hatten. War die Verwandt schaft de« Menschen mit den nächststehenden niederen Thieren betreffe, brz. die von Huxlei behauptete Ab stammung desselben von den Affen, so sei die Unhalt barkeit seiner Beweise namentlich von dem gründlich«« Anatomen Bischer nachgewiesen worden. Roch weiter sei Karl Bogt und dann Häckel gegangen, welch Letz terer einen vollständigen Stammbaum von den Mo naden bi« zum Menschen aufstellte, dessen Werth Du- bo:--Rey»ond mit dem der Stammbäume homerischer Helden gleichstellte. Lueae steht auf dem Beden e^ac-
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