Dresdner Journal : 30.01.1884

Mittwoch, den 80. Januar 1884 W25 Dres-nerIournal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. krp^Uition 6« l>iv«lo«r ^ounuU», Dr«6su, ^M»oUer»tra»»« Ao. »0. S— werden ehörige ehner n ver ¬ deckt hätte. Am wenigstens litt darunter die schön ltenburg ibredetev Lande»- r. Die ttlligt. g ohne tte, ihr ZtaatS- wirkm, »ob deu ten Kei ¬ ler auf GutS- dwirth- en mit Lu—rkutd ä« äoutoekon Laiok»» tritt kost- u»«i 8t«l>x«1»u»ol»I»U kioin. und hielt. se der gt UtÜ> gefor- l- und >n den- 49 für talt zu Sie schüttelte unwillig das blonde senkte es auf das Bouquet, das sie in der Feuilleton. Nedigirt von Ott» Bauck »en tt, b nicht Uvigts- m ater lor- ooeaut- hab« mn die mg » etwa» daß di« ung »e- nduprie '.de Be nne An > zu rr- ern ad- lt: Die t land- ; sie mir immer Anord- u land- i Bez», ei aller- eim un- rg In jo nichr u lassen, die An- ldwirth- der De den sei; kommen isse. al» e jedoch immer . «iel- krweite- ihinver- jgesallen lrbeiten. i völlig um den glaube, n dieser lu»«r»r«»»no»Um« uu»r»drt«r LotPM»: Lree^etete««', ^omwi«ionLr <taa Orvxln«- ^oanurl»; U»«d»rU >«N» Vt«, >»»»> UrmulekUrt a. Das»««—te,» UorUu-Vt«» L»»darU- kr»U l^ipatr Ureulltar» ». U. I«rUu: /«»raiirie»»«ta>et, Urom«: -k >r«»l»»: /, A'adatk), rraudlart ». >. i T ^ue-e^»ok« lluel,k»»äluvU; SdrU»: D. LtÄla»'; «»»»«»»»! (7. , r»rtt U»rU» rr»»>et»re ». «uttUorr. Daube et 6o , N»»d«eU: ^1<i. Lt«»a«e Nachbestellungen auf daS „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 3 M. angenommen für Dre-tzt» bei der unter- zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für »Swart- bei den betreffenden Postanstalten. In Dre-dea - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Hermann Donath (Albertplatz gegenüber dem Albert- theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Ueber die Verhandlungen des sächsischen Landtags wird das „Dresdner Journal" aus führlich und schnell und — wie bisher — iu besonderer Beilage berichten. ttömgl. Erpe-ition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäude-.) l»»»i»t»»pr«1»ei ttr äan oü»«r ^e»p»lt^o«o potittoU» SO kL vntor äi« LV kt. 8m DodoUoa- ooä 2i2orr»»»t» b0 H Tuk»okI»U. r DRbUok mit XomuUtm« dar 8om>- oact kaiort»^» Absvä» Nir Um» kolU«lläou icht der us, daß gwickau rnd die nnt be- )g. Kir- Steuer- -ußerten Könne Stande oilligt sie von raaben OiSposi- ehenden -r Kosten knüpfen, angenen werden, lassen, welches gegen iffnung > Muth berg zu g «n- mit Hrn. Hausmann durch die vorzügliche Vorführung der l>-6ur Sonate für Pianoforte und Cello von A. Rubinstein. Hrn. Hausmann's bekannte hervorragende Virtuosität auf dem Cello zeichnet sich durch ungemein vollen weichen Ton, durch Geschmack und warmen Ausdruck des Vortrags aus. Die Ausführung beider Spieler würde noch vollkommener gewirkt haben, wenn daS Clavier nicht zu oft den Klang des Tello ge ü» UM»»«» Ult»rUvl»: .... »8 XMrUod: 1 bO?t. Lüm«t»»Aamm»r»: 10 kL Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bevollmächtigten der Dampf- und Spinnerei- Maschinenfabrik zu Chemnitz, Oberingenieur Pfeifer das Ritterkreuz 2. Classe des AlbrechtSordenS zu verleihen. Die Wandlung des Herzens. Novelle von H. S. Waldemar. (Fortsetzung.) Oben fiel der Strahl der Kerzen ebenso leuchtend auf Jka's blonde Lieblichkeit wie auf Valeska'S blasses Antlitz und die stolze Schönheit der jungen Wittwe. Helene stand von einer Gruppe Herren umgeben, aber während sie deren Huldigungen mit der ihr eigenen ruhigen Sicherheit entgegennahm, flogen ihre Blicke oft hinüber nach dem Platze, an welchem Ika neben Herrn v Rothen stand. In der Reihe der Damen saß schweigsam und schüchtern Valeska v. Genzburg, selbst tue gewähl teste Toilette konnte sie nicht zu einer Balljchönheit machen, und so saß sie, anscheinend vergessen von der Stiefmutter und der fröhlichen Ika, vernach lässigt von den tanzenden Herren, und ihre allzu hellblauen Augen hingen unverwandt an Alexander v. Rothen'S schlanker Gestalt. Nein, eine Ball Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Paris, Montag, 28. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Drputirtenkammer setzte beute die Br- rathung über die «irthschaftlicke Krisis und die Lage der Arbeiter (vgl. unsere Pariser Correspon- denz unter „Tagesgeschichte") fort. Der Ministerpräsident Ferry erklärte, er er kenne die Schwere der in Paris herrschenden Krisis an; aber es sei schwierig, eine Grundstückskrisis zu heilen, welche durch übermäßige Baulust hervorgerufen Dresden, 29. Januar. Allgemeines Aufsehen hat in voriger Woche inStraß- bürg der Selbstmord eines Schüler» der dortigen Se kunda des Lyceums erregt. Derselbe war mit anderen Schülern der genannten Anstalt relegirt worden, weil er einer Schülerverbindung angehörte. Die Theil- nahme, welche man der bedauernswerthen Familie und dem Selbstmörder zollt, muß aber eine wesentliche Einschränkung erfahren, wenn man sieht und hört, wie ein Theil des Straßburger Publicum-, ja sogar ein dortiges Blatt in unverständigster Weise den Di rector und die Lehrer der Anstalt angreift und diese für den traurigen Vorfall verantwortlich machen möchte. Or. Decke, Direktor de» LyceumS, veröffentlicht dem gegenüber in der „Straßburger Post" eine ein gehende Erklärung, welche sich mit den „Schülerver bindungen in den höheren Lehranstalten" des Reichslandes beschäftigt. Diese Kundgebung eröffnet erschreckende Einblicke in Organisationen, in denen Geist und Körper der Jugend unwiderruflich ruinirt werden und welche demzufolge nicht streng und nach drücklich genug bekämpft werde« können. Tritt auch dasUebel bisher nur sporadisch auf, so ist dessen Erkenntniß und Würdigung doch eine Sache von allgemeinstem Interesse. Wir ersehen aus der Erklärung, daß der betreffende, noch nicht I7 Jahre alte Schüler bereits zum zweiten Male in eine Verbindung getreten war, deren Tendenzen auf nichts weniger, als kindische Spielerei gerichtet waren, wie man gern behaupten möchte. Dieser Verbindung gehören Einjährig-Frei willige und Capitulanten, Pharmazeuten und Apotheker gehilfen, Eisenbahnbureausupernumerare u. s. w. an. Wir entnehmen den die weiteste Verbreitung und Beachtung verdienenden Ausführungen des l)r. Deeke Folgendes: „Es ist nicht das kameradschaftliche Zu sammensein, das Renommiren in bunten Farben und prunkenden Reden, nicht einmal das übermäßige Trinken, Rauchen rc., was dabei das Verderbliche ist, sondern der auf den Schläger geleistete Eid der Ge heimhaltung und Beobachtung der Statuten. Dieser ruft eine Ueberreizung und Verkehrung des Ehrgefühls erinnert. Mehr leichte Anmuth, mehr Gleichniß, mehr Traum wird hier mit Bortheil angestrebt wer den können und ist auch künstlerisch weit leichter auf recht zu erhalten, al- im „Wintermärchen", welches durch seine Tragik und starke Action viel heftiger in da» realistische Element sich vordrängt. Die komischen Scenen lassen sich eben nicht komi scher machen, al» eS vom jeweiligen AuSführunas- material bedingt wird — im idealen Theile läßt sich jedoch durch Studium Wesentliches thun. O. B. Montag, den 28. Januar gab Hr. Concertmeister Rappoldi in Vereinigung mit den Herren Kammer musikern A. Eismann, I. Ackermann und Hrn. R. HauSmann aus Berlin und unter Mitwirkung der königl. sächsischen Kammervirtuosin Frau Laura Rappoldi seine zweite Soiree für Kammermusik. Von Quartetten kamen R Schumann'- A-moll- Quartett (op. 41» und Beethoven's L-m<>II-Quartett (op. 59 zu Gehör. Mit musikalischer Einsicht be herrschte, klare und intelligente Gestaltung, feine Ton- nüancirung und spirituelle Belebung zeichneten die gegebenen Vorträge au». Nur der letzte Satz des L m U-Quartetts wurde etwas zu leichthin behandelt, die Auffassung der Spieler schien ihm zu wenig ge dankliche und charakteristische Bedeutung zuzugestehen. UebrigenS dürfen wir bei der Würdigung dieser künstlerisch trefflichen Leistungen nicht vergessen, daß den höchsten Anforderungen an den Quartettvortrag auch von den besten Spielern nur nach mehrjährigem Zusammenspiel derselben völlig genügt werden kann. Frau Rappoldi erfreute außerdem in Bereinigung K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 28. Januar. „Ein Sommernachtstraum". Dramatisches Mär chen in drei Acten von Shakespeare. Musik von Mendelssohn-Bartholdy. Die Neigung vieler Kreise des gebildeten Publi- cums für die klassischen Werke der dramatischen Poesie im Allgemeinen und für Shakespeare im Besondern bleibt dieser Dichtung gegenüber stets angenehm fühl bar, auch an Abenden, deren Besuch dem Theater- ficeunde noch immer nicht genügen kann. Man fühlt wenigstens eine gebundene Wechselwirkung zwischen der Bühne und den Zuschauern, welche in diesem Falle noch durch die vorzügliche Ausführung de» musikalischen Schmuckes gesteigert wird. Da dieser orchestrale und gesangliche Theil der Aufführung durch unsere Kapelle als geborgen be trachtet werden darf, kann man die ganze Arbeits kraft unbeirrt der schauspielerischen Darstellung zu- wenden. ES traten darin viele wohlgelungene Mo mente hervor, die durch die Ausführungen der Herren Porth, MatkowSky, Dcttme, und auch Frl. Flössel (in den Rollen Theseus, Demetrius, Lysan der, Helena) besonder» unterstützt wurden. Im Gan zen jedoch möchte ich die Aufmerksamkeit der Mit wirkenden auf die Wahrnehmung hinlenken, daß ihr Redelon und ihre Haltuna im Spiel für ein sym bolisch-dramatische» Märchen noch immer etwa» zu schwer ist und zu sehr an die Farbe der Wirklichkeit Bereinigungen, welche der strebsame Schüler um seine» eigenen Wohle» Willen meiden sollte. In dieser Be ziehung war da» Internat und die strenge, den CorpS- aeist entwickelnde militärische Ordnung, welche unter der französischen Regierung an den Lyceen und Col- löges der Reichslande bestand, den Zwecken der Schule offenbar dienlicher, al» die heute äußerlich dem Schüler eingeräumte Freiheit. Bedauern muß man zugleich, daß da» Unwesen der Schülerverbindungen mit so mancher Unsitte au» Deutschland im Reichrlande seinen Einzug gehalten hat und daß dasselbe mit dazu dient, uns die einheimische Bevölkerung zu entfremden. DaS neue Deutschland hat sich den Blicken der Elsaß- Lothringer ander- gezeigt, al- e- sich in der Vorstel lung unserer allerdings nicht sehr zahlreichen Freunde im Reichrlande au-nahm. Der spießbürgerlich ein fache, häusliche Elsässer, der Abends nach Tisch bei seiner Familie bleibt und um 9 oder 10 Uhr zu Bette geht, zieht sich scheu vor den bis spät in der Nacht in der Bierkneipe campirenden neuen Ankömmlingen zu rück. Statt der klassischen deutschen Literatur, aus welcher die ältere Generation im Reichrlande immer hin einige Nahrung gesogen, überwucherte mit einem Male eine durch dre Colportage genährte Schund- und Schandliteratur die städtischen und länd lichen Bezirke. Unreelle Geschäfte wurden gegründet, und in den Zeitungen machten sich schmutzige Inserate breit, welche man ehedem auf daS Sorgfältigste au» denselben fernzuhalten bestrebt war. Jedenfalls ver bleiben dem jungen Deutschland in den miedererrun- genen LandeStheilen auch nach der gesellschaftlichen Seite hin noch große Aufgaben zu erfüllen, wenn eine Annäherung der eingeborenen an die eingewanderte Bevölkerung erleichtert werden soll. Lagrsgejchichte. Dresden, 29. Januar. AuS Anlaß der schweren Erkrankung Ihrer königl. Hoheit der Frau Prin zessin Georg wird der für morgen, Mittwoch, den 30. d. M., anberaumte Hofball auf Allerhöchsten Befehl nicht stattfinden. Dresden, 29. Januar Beide Kammern hielten heute Sitzung. Die Erste Kammer erledigte zu nächst in Gegenwart der Staat-minister v. Nostitz- Wallwitz und Frhr. v. Könneritz, nachdem sie auf Anfrage de» Präsidenten Kammerherrn v. Zehmen daS Direktorium beauftragt hatte, im Gesammtnamen der Kammer aus Anlaß der schweren Erkrankuna Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg durch Einzeichnen in die BesuchSlisten bei Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg Höchstdcmselben ihre Theilnahme auszusprechen, einstimmig den Bericht ihrer 4. Depu tation über die Petition der Firma Riebe und Comp. in Dresden um Ertheilung der Genehmigung zu ge nerellen Vorarbeiten für den Bau einer Damps- straßenbahn von Dresden nach Pillnitz (Referent Frhr. v. Burgk), indem sie dem Beschlusse der Zwei ten Kammer beitrat und lediglich die Petition der königl. StaatSregierung zur Kenntnißnahme übergab. Hierauf gab die Kämmer dem ihr namens derselben Deputatton vom Referenten Frhrn. v. Burgk gemachten Vorschläge einstimmig Folge, nachdem der ständische Ar chivar die Zusammenstellung der während des Land tag- 188l/>2 gefaßten Beschlüsse und Anträge im Sinne der gezogenen Erinnerungen richtig gestellt hat, dieselbe al- erledigt anzusehen. Die Zweite Kammer beschäftigte sich zuerst mit dem von ihrer Rechenschaftsdeputation über oen allge meinen Theil de- Rechenschaftsberichts auf die Finanz periode >880,81 und den Etat der Ueberschüsse er statteten Berichte. Eine Erinnerung wurde von keiner Seite gemacht. Hierauf wurde rine Anzahl von Pe titionen und Beschwerden abfällig beschicken „Ich habe mir all die Namen vorgesprochen, deren Abkürzung e- sein könnte: Veronika, Erika, Angelika, aber sie sind —" er lackte leise, „nein, sie sind wirk lich nicht allesammt hübsch genug — ich wollte sagen: nicht paffend für Sie, oder gar Selika —" er lachte sei. Er wäre jedenfalls nicht zu verantworten, neue Bauplätze in Angriff zu nehmen. Die Frage, betref fend die Handelsfreiheit, sei für 9 Jahre gelöst. Es sei nicht angänglich, daraus fortdauernd eine Frage zu machen. UebrigenS sei die Krisis nicht eine allgemeine, sondern im Wesentlichen eine auf Paris beschränkte. Zu den Ursachen der Pariser Krisis gehöre auch die übertriebene Steigerung der Löhne, welche der Con- currenz des Auslandes Thor und Thür öffne. Frank reich könne die Grenzen nicht abschließen. Wir expor- ttren an fabricirten Artikeln für 12^ Millionen mehr, als wir importtren; eS ist unmöglich, den ausländischen Arbeiter auszuschließen, weil wir französische Arbeiter im Auslande haben. Seit 6 Jahren seien 6 Milliar den für Bauten in Paris ausgegeben worden, welche sich schwer vermietheten-, es würde unverantwortlich sein, der Bausucht weiter zu stöhnen. Die Kammer dürfe nicht dem Bettelsystem Vorschub leisten, welche» sich unter der Form der Crediteröffnung verberge. Kerry wird morgca seine Rebe forlsetzeu. Hier eiugegaugene Telegramme au» der Pro vinz melden zahlreiche Verheerungen durch den Tturm vom Sonnabend. London,Dienstag,29.Januar. (Tel.d.Dresdn. Journ.*) Während de» Sturmes am Sonuabeud scheiterte das eiserne Segelschiff „Juno", von Li verpool nach Kalkutta unterwegs, iu der Nähe der Mündung des Mersey. Die Mannschaft, be stehend an» 25 Personen, ertrank. *) Nachdruck verboten. D. Red. schönheit war sie nicht, aber wer sie jetzt gesehen mit diesem Ausdruck der bewundernden, selbstlosen Liebe in den Hellen Augen, dem wehmüthigen Beben der blassen Lippen hätte ihr einen eigenen Reiz nicht absprechen können. DaS Gepräge einer warmen, un eigennützigen Zuneigung adelt jedes, selbst da- un schönste Antlitz, und dies Gefühl trug Valeska im tiefsten Herzen für den liebenswürdigen, allzeit gut gelaunten Verehrer ihrer Stiefmutter. Und so wenig verstand sie ihre Empfindung zu verbergen, daß nicht nur Helene sie längst durchschaut, sondern auch die Großmutter sie mit sorgender Aengstlichkeit beobachtete. Auch jetzt bewegten sich Frau Rösener'S Lippen leise in dem Verse: „Und auch ich hab' ihn gesehen, den daS Herz verlangend wählt —" Sie sprach eS nicht laut aus, war sie doch mißtrauisch und vorsichtig ge worden durch Jka'S lose Spötteleien. Und es war kein freundlicher Blick, den die alte Dame zu dem blonden Mädchen hinübersandte. Nur Alexander selbst war blind für daS Gefühl, da- ihm Valeska entgegentrug, er sah auch jetzt olle Blicke nicht, die sich auf ihn und seine Tänzerin richteten. „Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Fräulein Saldern, welche- ist eigentlich Ihr Vor name? Sie können doch unmöglich ,Ika' getauft fein?' hervor, die zu den extremsten Handlungen führt. Dieser Eid ist unverträglich mit der Ordnung der Schule, aber noch viel mehr mit der Pflicht gegen die Aeltern. Er verpflichtet zum Leugnen, Lügen, Be trügen, um sich und die Kameraden nicht zu verrathen. Um die Kosten der Ausstattung und der Kneipereien, wie die durch die Statuten auferlcgtvn Geldstrafen für Berfäumniß der Kneipereien u. s. w. zu zahlen, die al- Ehrenschuld gelten, gilt eS nicht als ehrlos, den Aeltern das Geld abzufchwindeln oder zu entwenden, seine und der Kameraden Bücher zu verkaufen u. s. w. Biel mehr, als der Körper durch die sinnlichen Ex- ceffe, als die Gesundheit durch die unvermeidlichen Paukereien, wird die Seele durch die au- jenem Eide entstehenden Conflicte zerstört. Der junge Mann leistet meist in betrunkenem Zustande, in den ihn die Werber versetzt haben, den Eid; er bereut iyn, hält sich aber für gebunden; er täuscht die Aeltern, die Lehrer; das Gewissen quält ihn; er geht nicht wieder hin, wagt aber nicht wieder aus- zutreten, was durch Clauseln fast unmöglich gemacht ist; er verfällt den Geldstrafen, wird ehrlos, wenn er nicht zahlt; die Sache wird entdeckt; verhört, leugnet er; der Eid bindet ihn, auch wenn die Frage nur ihn selbst angeht; dann überkommt ihm die Reue und er gesteht; bald aber ergreift ihn tiefere Reue, über den Bruch des Eides, Vorwürfe der Kameraden thun den Rest — der Unglückliche geht zu Grunde. Daß diese Eide zu einem rasfinirten Lug- und Bettug system führen, oft mit der größten Frechheit verbunden, weiß Jeder, der eine derartige Untersuchung geleitet hat. Es ist daS Aeußerste, wenn die Schule dem Schüler ein Mal die Leistung eines solchen lL ide», der das Verhältniß zu ihr bricht, verzeiht; zum zweiten Male kann sie eS nicht. Auch ist sonnenklar, daß der zum zweiten Male gefallene Schüler der bisherigen Umgebung entrückt werden muß, wenn er nicht zu Grunde gehen soll. Beständen nun diese Verbindungen nur aus Schülern, so würden sie einen weniger ge fährlichen Charakter tragen; aber bei der jüngst ent deckten Verbindung befanden sich Einjährig-Freiwillige und Capitulanten, Pharmaceuten und Apothekergehilfen, Eisenbahnbureausupernumerare u. s. w. Ich glaube, daß eS weder im Interesse der Militär-, noch der Civilbehörden oder der Gewerbetreibenden liegt, daß ihre Untergebenen oder Beamten sich in der Weise mit Schülern abgeben und dieselben zur Uebertretung ihrer Pflichten und der Schulgesetze veranlassen. Vor Allem aber liegt den Aeltern ob, ihre halberwachsenen Söhne aufs Strengste zu überwachen, zumal die Schüler jetzt, nach der Entlastung, bedeutend mehr freie Zeit haben; dies ist die Kehrseite der Ueberbürdungsstage. Die Schule hat es an den ernstesten Mahnungen und Drohungen nicht fehlen lassen; ich habe sic jede- Ter tial erneuert. Wenn aber der Sohn reichlich Geld erhält und gar den Hausschlüssel, so daß die Aeltern nicht wissen, wann und wie er heimkommt; wenn sie im Falle eines Rausches sich dabei beruhigen, er habe eine zu starke Cigarre geraucht oder ein Glas zuviel getrunken; wenn sie sich mit halben Geständnissen be gnügen und diese Wochen lang der Schule vorent- halten — dann ist die letztere auf alleiniges Vorgehen angewiesen." DaS Verwerfliche der Schülerverbindungen, die zu den Krebsschäden unserS höhern Schulwesens gehören, wird durch die Erklärung des Directors l)r. Deeke wieder recht klar ans Licht gestellt. Neu ist bei dem Straßburger Falle die Erscheinung, daß auch Berufs kreise, welche der Schule entwachsen sind, Einjährig- Freiwillige, Apothekergehilsen u. s. w. zu diesen Ge sellschaften ihr Contigent stellen. Dadurch wird dcr eigentliche Zweck des Verbindungswesens, die Pflege corporativen Geistes, von vornherein ausgeschlossen, und diese Gesellschaften werden zu höchst bedenklichen gelingende Wiedergabe des Andante, des interessan testen und geistvollsten Satzes der Sonate. C. B. Amtlicher Theil. Norm«. Dresden, 29. Januar, früh 5 Uhr. Tine Besse rung im Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Georg ist nicht emgetreten. Die schweren Krankheitserscheinungen, besonders von Seiten de- Gehirns, dauern fort. Die Hohe Patientin hat die ganze Nacht schlaflos verbracht. vr. Fiedler. Aussetin. Dresden, 29. Januar, Mittags 1 Uhr. Der Krank- heitSzustand Ihrer königl. Höhnt der Frau Prin zessin Georg hat im Laufe des Tages wesentlich sich nicht verändert; nur sind die Kräfte etwas ge ringer geworden. Prof. vr. Wagner, vr. Fiedler.