Dresdner Journal : 19.03.1884

W««. Mittwoch, dni IS. März. 1884. Ll>»au«»«»t»pr«i»r I» x»»»»» <t»ot»ed«2 L»t«L»: titkrliol»! . . . . >8 N»rK Mrliotz - 4 »0 kk. Livrala» Umnwvr«: 10 kk. 4»»»»rd»Id ä»» cl»vt«ol>-' ksictis» tritt?oit- uvu 8t«»>p«1»v,ot>t»K pimo Io»»r»tenpr<>I»«r ?är ä«» k»ow «ivvr ^e,p»lt«nsn ?»titreil« 40 ?s v»t«r „Lio^«,»oät" äiv 2«ilv KO ?f. 8«i uvä 2iis«ra»»tr SO Fukedl»? DresdnerAoumal. Verantwortliche Redactton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Lrnekelne» r lAxlick mit XoinLkins 6er 8onn- vn6 keisrts^a Xveoci» kür äsn ko>^ev6en 'H. ln»er»«en»ni,»>,iii« »u»»»i»rt»r Leip«,: >>. ^ra«-t«tetter, Oommi»»ionLr 6s, s»remitier üonrv»!,; S»mdur^ A«r»u -Vt,o I^tx,ix VnultrNiN ». //aa«,» tstn F »«rvo VlsuNEdLrU- kr»ss - l.«ip»1x kr»v1ckvr1 ». U. Nu«i ^4c>««»' >«rUo: /nrai>tie»i6a«L, M»w«»; L Lr,«!»»: T Äti»Arn', Lureau (FmU ^r»»kt»r1 ». N.i 4k. ^aegrrHie NuckkLnäluog; Stritt»; <4. Akuterj L»a»or,r: 6. 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Aukuudiguugeu aller Art finden im „Dresd- ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre« im AnkündigungS- theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Ps. für die Zeile festgestellt. WW^ Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- ttren können. ttömgt. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) 'n ' -» sss Amtlicher Mil. Dresden, 17. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberförster Carl Gustav Lindner zu Okrilla das Ritterkreuz 1l. Llasse des Verdienstordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Musikalien händler Richard Ernst Pekrun in Dresden das Prä dicat „Königlicher Hofmusikalienhändler" Allergnädigst zu verleihen geruht. Verordnung, die Vermehrung der Jnspectionsbezirke für die Fabriken- und Dampfkessel-Beaufsichtigung bett., vom ll. März 1884. Die Verordnung vom 24. Mai 1877, einige Ab änderungen der Verordnung über die Fabriken- und Dampfkesfel-Jnfpection vom 4. September 1872 bett. (Seite 23 l des Gesetz- und Verordnungsblatts vom Jahre 1877) wird vom l. April 1884 an außer Kraft gesetzt und zwar mit der Maßgabe, daß 8 4 der Verordnung vom 4 September 1872 (Seite 413 des Gesetz- und Verordnungsblatts vom Jahre 1872) aufgehoben bleibt, an Stelle von tz 2 und 3 letzterer Verordnung aber folgende Bestimmungen treten: tz 2. Das Land wird für den Dienst der Fabriken- und Dampfkessel-Beaufsichtigung in sieben Jnspections bezirke eingetheilt, deren Abgrenzung aus der Bei fuge Iersichtlichift. tz 3. Für jeden Jnspectionsbezirk wird ein tech nischer Aussichtsbeamter als Gewerbeinspector bestellt, welchem ein oder mehrere JnspectionSassistenten zur Beihilfe und Stellvertretung beizugeben sind. Der I. Jnspectionsbezirk hat seinen Sitz in Dresden, - II. « , , , , Chemnitz, - Hl. - » - - - Zwickau, - IV. - - - - Leipzig, - V. - . , - , Bautzen, - VI. - - « - Meißen, - VII. - » - - - Plauen i/B. Dresden, am ll. März 1884. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Müller. r I. Jnspectionsbezirk. Stadtbezirk Dresden, Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt, - Dre-den-Neustadt, - Pirna, Dippoldiswalde, - Freiberg. ll. Jnspectionsbezirk. Stadtbezirk Chemnitz, Amtshauptmannschaft Chemnitz, - Flöha, - Marienberg, - Annaberg. III. Jnspectionsbezirk. AmtShauptmannschast Zwickau, - Schwarzenberg, - Glauchau, IV. Jnfpectionsbezirk. Stadtbezirk Leipzig, AmtShauptmannfchaft Leipzig, - Borna, - Grimma, - Rochlitz. V. Jnspectionsbezirk. Amtshauptmannschaft Zittau, - Löbau, - Bautzen, - Kamenz. VI. Jnspectionsbezirk. Amtshauptmannschaft Meißen, - Großenhain, ' Oschatz, - Döbeln. VII. Jnspectionsbezirk. Amtshauptmannschaft Plauen, - Auerbach, - Oelsnitz. nichtamtlicher Mil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Dienstag, 18. März, Nachmittags. (Tel.d.Dresdn.Journ.*) In seiner heutigen Sitzung verwies der Reichstag die Mariuevorlage an die Budgetcommisfion. Die Redner aller Parteien äußerten sich zustimmend über die Vorlage und *) Nachdruck verboten. D. Red. sprachen ihre Anerkennung für dieMarlneverwal- tung aus, welche in einem kurzen Zeitraum» aus kleinen Anfängen eine kriegstüchtige Flotte ge schaffen habe. Der Chef der Admiralität, Ge- verallieuttnant v. Caprivi bankte für die der Marine vom Reichstage bewiesene Sympathie und Unterstützung. Wien» Montag, 17. März, AbeudS. (Tel. d. Boh.) Das Ministerium de- Innern hat mit Bezug auf das Grhkimmittelunwksen eine Verordnung deS Inhalts erlassru, daß die verschiedenen Schönheit-- und Haarfärbemittel, sofern sie Gift oder solche Stoffe enthalten» für welche eine Maximaldosi- bestimmt ist» nur von Apotheken, und zwar nur gegen ärztliche- Recept verkauft werden dürfen. Gegen Hugo Schenk liefen nachträglich au- Deutschland mehrere Anzeigen wegen angeblich von ihm verübter Lustmorde ein, welche selbstver ständlich keine Beachtung mehr finden. Paris, Montag, 17. März» AbrndS. (W. T. B.) Nach einer weitern Depesche des General- Millot au- Bac-Ninh vom heutigen Tage stießen dir Generäle Negrier und Bridre auf die Auf ständischen und warfen sie auS allen Stellungen. Der Feind befindet sich auf der Flucht und hat MnnitiouSvorräthe und Fahnen zurückgrlaffen. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) London» Montag, 17. März, AbendS. (W.T. B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses er folgte die Beantwortung mehrerer Interpellationen. Der Unterstaatssecretär des Auswärtigen, Lord Fitzmaurice, erwiderte O'Donnell, auf die Klagen der deutschen Regierung wegen der Sclavenhandelsum- triebe in der Südsee habe die englische Regierung durch die Mittheilung des jüngst dem Parlament vor- gelegten Commissionsberichtes geantwortet. Die Ab sicht der deutschen Regierung sei, wie der englischen Regierung angekündigt worden, während der erst im Mai beginnenden Arbeitssaison ein Kriegsschiff in den Gewässern der Südsee zu stationiren; der Zweck dieser Maßregel sei, wie in einer dem betreffenden Berichte angefügten Note deS Barons Plessen angegeben werde, die Lontrole über die deutschen Arbeitsschiffe Fitz maurice fügte hinzu, da der englischen Regierung nichts von einer Absicht, jsich in die Angelegenheiten unter englischer Flagge segelnder Schiffe zu mischen, bekannt sei, so halte sie es für unnöthig, irgend welche Schritte zu thun. — Der Staatssekretär des Krieges, Mar quis v. Hartington erklärte, er habe nicht gesagt, noch die Absicht gehabt, zu sagen, daß die Re gierung beabsichtige, die Häfen des rothen Meeres ein- Mießlich oder ausschließlich Suakins oder Suakin allein zu halten. Was er gesagt habe oder habe sa gen wollen, war, daß die Regierung stets von Ausang an die Absicht angekündigt habe, der ägyptischen Re gierung in dem Schutze der Häfen beizustehen. Die Regierung habe der Pforte keinen Vorschlag gemacht, ihr die Häfen zu übergeben. Eine derartige Idee sei zwar angeregt worden, doch könne die Regierung weder über diese, noch über andere Mittheilung machen. Was die Nachricht angehe, daß Admiral Hewett einen Preis auf den Kopf Osman Digma's ausgesetzt habe, so habe die Regierung bei dem Admiral angefragt, ob die Nachricht begründet sei, und gleichzeitig hervorge hoben, daß er eine derartige Proclamation nicht er lassen dürste, ohne mit dem Generalkonsul Baring darüber zu berathen. Christi an la, Dienstag. 18. März. Mittag- (Tel. d.Dresdn Journ.*) Das Urtheil dcS Reictisgericht» *) Nachdruck verboten. D. Red. über den StaatSminister Kjerulf ist gestern Atzend- publicirt worden Kjerulf wurde auf Grund der- seihen Grsttze-btstimmungen wie der Staat-minister Selmer verurthrilt, da- Amt al- Staat-minister verwirkt zu haben. An Proceßkosten hat Kjerulf SRI Kronen an die Ankläger zu zahlen. St. Petersburg, Dienstag, 18.März. (Tel. d. DreSdn. Journ.*). DaS „Journal de St. Pöter-- bourg" ronstatirt den ruhigen Charakter der De batten deS britischen Oberhauses in Bezug auf den Anschluß von Merw an Rußland; man könne annehmen, daß ein Einvernehmen über die Ab grenzung der beiderseitigen Einflußzonen werde gefunden werden. Die früheren Befürchtungen über einen Kampf bezüglich Indiens seien heute geschwunden. ES dürfte nicht- geschehen, Wa den asiatischen Völkern den Glauben an einen Confliet bribringrn könnte zwischen den beiden Großmächten, welche daselbst Macht und Einfluß theilen und eine rivilisatorische Mission erfüllen. Alle- berechtigt zu der Annahme, die- sei die Po litik der englischen Regierunjs wie Rußland-. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 18. März. Wie der Telegraph aus Christiania meldet, hat gestern Abend das norwegische Reichsgericht auch das Urtheil über den StaatSminister Kjerulf ge sprochen. Derselbe wurde, wie der Staatsminister Selmer, verurtheilt, das Amt als Staatsminister verwirkt zu haben. Die Beweggründe, welche diesen von den im norwegischen Reichstage die Herrschaft führenden Radikalen in Scene gesetzten StaatSproccß veranlaßten, sowie das ganze, gegen die pflichttreuen norwegischen Minister eingeleitete gehässige Verfahren haben wir schon zu wiederholten Malen an dieser Stelle erörtert. Der gesammte Proceß ist ein Erzeugniß politischer Verblendung und Rachsucht, wie sie die Geschichte nur selten aufzuweisen hat. Der König Oskar II. nahm offen zu Gunsten seiner Minister Stellung und hat dem StaatSminister Selmer nicht nur durch Verleihung de» Serafinenordens seine besondere königl. Huld bekun det, sondern auch in der königl. Resolution mit männ licher Offenheit das ganze Verfahren als rechtswidrig bezeichnet und erklärt, daß er das Urtheil wahrschein- lich nicht vollzogen haben würde, wenn nicht der Ver- urtheilte selbst seinen Abschied begehrt hätte. In der königl. Resolution heißt es: .In Uebereinstimmung mit Dem, wa» Meine Vorgänger in den Jahren 1827 und 184b ausgesprochen haben, wiederholt Ich aus das Bestimmteste, daß lein ReichSgerichtSurtheil als ein die Auslegung der Verfassung entscheidende» betrachtet werden, noch irgend welches Mich oder Meine Nachfolger im geringsten Grade bindendes Präcedenz im Gefolge haben kann. Ich will Mich in keiner Hinsicht für beschränkt darin halten, auch ferner ebenso, wie bisher das Reich mit jeder dem Könige nach der Verfassung rechtlich zustehenden Bejugniß zu verwalten. Ich erachte eS namemlich sür nothwendig, dem ersten Punkte deS Urtheil» gegenüber auszusprechen, daß diese» Urtheil die bisher gut- geheißene constilutionelle Ordnung, infolge welcher keine Ab änderung der Verfassung ohne die Zustimmung der König» zur Geltung zu gelangen vermag, nicht ausheben oder abändern kann Als Ich den Thron bestieg, beschwor Ich die Verfassung: so wie dieselbe durch vieljährige Praxis verstanden und durch die kundigsten Männer, sowie die Auelassungen de» Storthing» erklärt und bestätigt worden war. Ich gelobte aber nicht, und Ich bin durch jenen Eid daran gehindert, die unbedingte Gutheißung einer jeden Veränderung derBersassung, welche von der Majorität des StorthingS beschlossen werden sollte, anzuerkennen Dies würde nicht» Geringere» gewesen sein, als die Ausgabe der staatsrecht lichen Stellung, die durch die Verfassung dem Könige ver liehen worden ist, und die Norwegens König aufrecht zu er halten und zu schützen berufen ist. Die Verpflichtungen, welche dem UnionSkönige auserlegt sind, verlangen außerdem mit ge- Feuilleton. Nedigirt von Otto Banck. Montag, den 17. März fand im Saale des Hotel de Saxe von Seiten des königl. Confervatoriums für Musik die zweite SoirSe für Chorgesang a enpvH» Statt. Sämmtliche durch außerordentliche Präcision, stilvolle und charakteristische Haltung, feine Nüancirung und Wohlklang trefflich wirkende Leistungen bekundeten wieder die vorzügliche musikalisch durch bildende Unterrichtsweise ihres Dirigenten des Hrn. Kapellmeisters Or. Wüllner. Hervorgehoben unter den Productionen seien: Die mit voller Beherrschung der ungewöhnlichen technischen Schwierigkeiten gegebene Ausführung der doppelchörigen Motette I. S. Bach»: „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf", Rich. Heydn's „Oenedrai facta sunt", Perti'S „Ado- ramus", die reizenden, naiv herzlichen und humoristi schen altdeutschen Gesänge I. Leo Ha» ler's und Da niel Friederici'S und der in musikalischem Gehalte, in gediegener Durcharbeitung und gesanglich wohl klingend geführtem Chorfatz sich auszeichnende sechs- stimmig behandelte „römische Pilgergejang" (aus dem siebenten Jahrhundert) von G. Vierling (Berlin). Einen angenehmen Wechsel zwischen dem Eindruck der Chorproductionen ergab die Mitwirkung des Hrn. Concertmeister» Brodsky (Leipzia), eines sehr tüch tigen Violinisten, der I. S. Baches „Ciacona" zwar in etwa- zu modernisirttr Auffassung und mit nicht genügendem Gelingen spielte, aber in Adagio Spohr'» (9. Loncert) mit Geschmack, Einfachheit und Glätte der Cantilenführung und warmer Empfindung vorttug. Den Beschuß der zu reich ausgestatteten Soiree machte die Vorführung dreier vierstimmigen Romanzen von R. Schumann, dem ich beizuwohnen verhindert war. C. B. Balsams. Nach den Mittheilungen eine» österreichischen Bildhauer» Erzählung von Robert Waldmüllrr. (Ed. Duboc.) (Fortsetzung.) Der Fürst war dem Vorträge della Porta'S mit immer wachsendem Interesse gefolgt, und willig bekannte er jetzt, daß er längst seine Uebereilung in Betreff Balsamo'S eingesehen habe. Der Wunsch, einen so schönen und glücklich begabten Jünaling seinen Sohn nennen zu können, habe ihn hingerissen. Er liebe ihn auch nach wie vor von ganzem Herzen und werde ihn nie fühlen lassen, daß ihm ein Anderer den ersten Platz in seinem, in des Fürsten Herzen streitig mache Dann plötzlich erinnerte er sich des geheimnißvollen Ohr gehänges und wollte wissen, wie jetzt aber für dasselbe eine Erklärung zu finden sei, nachdem bereits die An nahme, er sei der wirkliche Erbe jener Wappenbuch staben, nicht völlig dazu genügt habe. Della Porta meinte, man dürse nicht jede- Räthsel lösen wollen: und auch als der Fürst wieder und wieder darauf zurückkam, rieth er, man solle die Sache für jetzt auf sich beruhen lassen; der Zufall behalte sich Manches vor; — man dürfe nicht alle Schleier lüften wollen. — Ich habe svater Ursache gehabt, die von della Porta bei diesem Anlaß beobachtete Haltung ihm sehr hoch anzurechnen. Wir waren endlich zu dem Punkte gekommen, daß ich für die mir obliegenden Mittheilungen über das Geheimniß Berenice'S die Wege zu ebnen suchte, als draußen auf dem Vorraume hastige Schritte erklangen, die Thür aufflog und Berenice hereinstürmte, um sich im nächsten Augenblicke ihrem Vater zu Füßen zu werfen. „Von mir, von mir selbst sollst Du Alles Hören," schluchzte sie und bedeckte die Hände des Vaters mit Küssen und Thränen; „verzeih mir! Nicht wahr, sie haben's Dir so nicht hinterbringen können, wie Dir's nur möglich dünken kann? Deine Tochter, Deine Tochter und Dir Das anzuthun! Aber ich bin ja nicht so schuldig, wie Du glauben mußt. Ich wollte ja ins Kloster. Wenn er mein Bruder ist, nehme ich ja den Schleier und will nie wieder in die Welt zu rück. Haben sie Dir das nicht auch gesagt? Sollte ich Dir das Leben vergällen, ehe Du weißt, ob ich ihm nicht doch gehören darf? Verzeih mir, verzeih mir und komm mit mir auf mein Zimmer, daß ich Alles erzähle. Ich bin ungestüm und grenzenlos un bedachtsam gewesen. Aber ich weiß, Du kannst mir verzeihen I" Der Fürst hatte den leidenschaftlichen Erguß ver gebens zu hemmen gesucht. Della Porta wandte sich mit schmerzlicher Geberde ab. Ich that da- Meinige, um die bis zum ParoxiSmuS Erregte zu beschwichti gen. Vergebens, wir waren für sie nicht mehr auf der Welt. Nur immer überströmender flossen Bitten und Beschwörungen von ihren Lippen. Als auch der Fürst, die ihm plötzlich gewordene Offenbarung erst jetzt verstehend, unsere Gegenwart vergessen zu haben schien — so heftig entlud sich auf einmal sein Zorn über die vor ihm Kniende —, fühl ten wir die Unmöglichkeit unserer weitern Zeugenschast bei diesem peinlichen Austritte, und ohne daß Vater oder Tochter, in das jetzt mit herben Worten an- hebende Verhör verstrickt, es beachteten, zogen wir uns lautlos zurück. Nicht ohne Beklemmung. Auf der Schwelle noch zögerten wir. Aber wir gingen. Und wir thaten gut daran. Denn während wir noch in Sorge und Angst in einiger Entfernung dem Toben deS Sturmes lausch ten, begann, derselbe sich schon zu legen und nach und nach war's, als stimme sich das Unwetter gleichsam zum leisen Regen um. Wir standen am letzten Fenster des langen Cor- ridors. Ein enger Hof, von dem Schlosse umgeben, lag finster und unwirthlich unter dem Fenster. Der Gegensatz zwischen dem sonnigen Ausblick, welcher della Porta kurz vorher in Träumerei eingewiegt hatte, und diesem kerkerartigen, lichtlosen Zwinger konnte nicht größer gedacht werden Della Porta blickte starren Auges hinab, indem er gleichzeitig rückwärts lauschte. „Theurer Freund", sagte er dann mit gepreßter Stimme, „lassen Sie uns hier auf lange Zeit von einander Abschied nehmen; mein Geschäft ist hier zu Ende, und je eher ich diesem Hause den Rücken kehre, desto besser für die Aufgaben, die ich hienieden noch zu erfüllen habe." Ich widersprach und wollte ihn zum Bleiben be wegen; aber während die Stimmen von Vater und Tochter zu uns schwächer und immer schwächer herüber - klangen, wurde der selbstüberwindenbe Ausdruck (einer