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Dresdner Journal : 13.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-13
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 13.04.1884
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Erste Beilage zu ^87 des D^ÄNN* HoMIMls. Sonntag, den 13. April 1884 —' - - - — — - - Lingej andtes. Hirschberger Batist-Leinen u. reinleinene Creas, gewaschen und getrumpfen — geht bei der Wäsche nicht mehr ein — 86, 130, 160 u. 180 cm breit, versenden unter Garantie der größten Haltbar keit iu ganzen Weben und Meterweise zu den billig sten Fabrikpreisen. Muster bereitwilligst. Adolf Staeckel L Co., Hirschberg i^Schles. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Forst Verwaltung. Dem zeitherigen Förster auf Geringswalder Forstrevier, Johann Heinrich Theodor Frhrn. v. Wirsing, ist unter Beilegung des Prädicats „Oberförster" die Verwaltung des Großbothener Forst reviers im Forstbezirke Grimma übertragen worden. Bei der Verwaltung der indirekten Staats abgaben wurden ernannt: der Kanzlist Heinze zum Registrator bei der Kanzlei der Zoll- und Steuer- direction; der Copist präd. KanzUst Thierig zum Kanzlisten daselbst; der Bureauassistent Fischer zum Calculator bei der Rechnungsexpedition der Zoll- und Steuerdirection; der Steueraufseher für den Bureau dienst Süß zum Bureauassistenten ebendaselbst; der Nebenzollamtsassistent Schmieder zum Hauptamts assistenten bei dem Hauptsteueramte Chemnitz; der Obersteueraufseher Lommatzsch zum Hauptamtsassi stenten bei dem Hauptzollamte Zittau; der als Revi sionsaufseher in Hamburg fungirende Grenzaufseher Schmieder zum Hauptamtsassistenten unter ferner- weiter Abordnung zur Dienstleistung bei dem kaiserl. Hauptzollamte Hamburg; der Obersteueraufseher Mei nel zum Einnehmer bei dem Nebenzoll- und Unter steueramte in Johanngeorgenstadt; der Grenzausseher Görner zum Steueraufseher für den Bureaudienst bei dem Untersteueramte in Wurzen; die Obergrenzauf seher Pescheck und Wolf zu Obersteueraufsehern; der Steueraufseher Schier, sowie die Grenzaufseher v. Metzradt und Kretzschmar zu Obergrenzaufsehern; der Grenzaufseher Freytag und der Hauptamtsaccessist Meltzer zu Steueraufsehern; der vorm. Feldwebel Jahn, die vorm. Vicefeldwebel Beutler und Gaschütz, die Hautboisten Friedrich und Fehmel, der vorm. Eisenbahnexpeditionshilssarbeiter Liebig, sowie der vorm. Kaufmann Michel zu Grenzaufsehern. In gleicher Diensteigenschaft versetzt wurden: der Obergrenzcontroleur Dürlich von Marienberg nach Ostritz, der Hauptamtsassistent Unger von Hamburg nach Reitzenhain. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Karl Wilhelm Ernst Zähler, zeither Postverwalter in Orlamünde, als Postverwalter in Kieritzsch; der Obertelegraphcnassistent a. D. Karl Gottlob Schmidt als Postagent in Cossebaude; Franz Anton Kurze, zeither Postassistent, als Postverwalter in Oberodcr- witz; der Kaufmann August Hermann Streubel in Spitzcunnersdorf als Postagent daselbst. provinzialnachrichten. Leipzig, 10. April. (L- Ztg.) Der Schriftsteller Schneidt aus Rußhütte, ein eifriger Anhänger der socialrevolutionären Partei und intimer Freund von Most, Hasselmann u. A., der sich seit November vor. I. wegen Hochverraths u. s. w. beim Reichsgericht in Untersuchung befand und in der hiesigen königl. Ge sangenanstalt detinirt war, ist in diesen Tagen nach Einstellung der Untersuchung entlassen und auf freien Fuß gesetzt worden. — Wir theilten kürzlich mit, daß 2 in hießiger Stadt bez. in Neuschleußig wohnhafte Arbeiter wegen Vergehens gegen das Socialistengesetz verhaftet worden seien. Gestern ist noch ein Dritter, ein hiesiger Schlosser, von der Criminalpolizei festge- nommen und wegen Verbreitung verbotener social demokratischer Druckschriften in Untersuchungshaft genommen worden. * Chemnitz, 10. April. Das zur Ausgabe ge langte Programm der technischen Staatslehran stalten zu Chemnitz besteht aus einer Abhandlung des Prof. Caspari über den Einfluß der industriellen Thätigkeit auf die Beschaffenheit des Flußwassers und den vom Director Regierungsrath Prof. Dr. Wunder verfaßten Schulnachrichten. Den letzteren entnehmen wir nachstehende Mittheilungen: Im November vor. I. besuchten Geh. Rath v. Einsiedel und geh. Regierungs rath Böttcher die technischen Staatslehranstalten mehrere Tage und wohnten in mehreren Classen dem Unter richte bei. Um den Schülern der Bauabtheilung der höhern Gewerbeschule eine eingehendere Beschäftigung in ihren Specialfächern zu ermöglichen, wurde der Lehrplan dieser Abtheilung mit Genehmigung des königl. Ministeriums einigen Abänderungen unterworfen. Um die Gesammtzahl der wöchentlichen Lectionen in den verschiedenen Semestern auf thunlichst gleiche Höhe zu bringen, machte sich eine Verschiebung der einzelnen Unterrichtsstunden aus einem Semester in das andere nöthig. Hiernach vertheilen sich die obligatorischen Unterrichtsstunden der Bauabtheilung der höhern Ge werbeschule seit Michaelis 1883 mit 33 wöchentlichen Stunden auf Curs 1 Sem. 1, mit 35 auf Curs I Sem. 2, mit 34 auf Curs I Sem. 3, mit 36 auf Curs II Sem. 1, mit 36 auf CurS II Sem. 3, mit 34 auf Curs III. Der Lehrplan der mechanischen und chemischen Abtheilung der höhern Gewerbeschule hat insofern eine Abänderung erfahren, als die dem Unterrichte in Volkswirthschaftslehre im III. Curse gewid mete wöchentliche Stundenzahl von 4 auf durchschnittlich 23 ( im Winterhalbjahr und 4 im Sommerhalbjahr) herabgesetzt wurde, wogegen dem Unterrichte in Physik im ersten Semester des zweiten Curses wöchentlich 4 Stunden, statt 2 Stunden, eingeräumt wurden. Durch Verordnung vom 24. August !883 genehmigte das königl. Ministerium des Innern die Einführung eines nach Bedürfmß sowohl im Winter-, als im Sommer- Halbjahre abzuhaltenden, wöchentlich 2stündigen facul- tativen Lehrcurses in Wirkereitechnologie an der Werk meisterschule. Zugleich gestattete das königl. Ministe rium, daß die Schüler der hiesigen Wirkschule zur Theilnahme an diesem Cursus zugelassen werden. Mit der Ertheilung des Unterrichtes wurde der Director der Wirkschule zu Limbach, Prof. Adolf Willkomm, beauftragt. Dem Michaelis 1883 eröffneten Curse wohnten im Winterhalbjahr 6 Werkmeisterschüler, 31 Wirkschüler und 3 Hospitanten bei. Für diejenigen Werkmeisterschaler, welche sich im Winterhalbjahre an den Vorträgen über Elektrotechnik zu betheiligen wün schen, wurde ein im Sommerhalbjahre zu ertheilender wöchentlich 2 stündiger Unterricht in ElektricitätSlehre eingeführt und derselbe dem Assistenten 0r. Rußner übertragen. Die Müllerschule ist zu der zu wünschen den Frequenz noch nicht gelangt, da sie im vergange nen Schuljahre nur von 10 Schülern besucht wurde. Der Verband deutscher Müller hat sich verbindlich gemacht, den bisherigen jährlichen Beitrag von 3000 M. zur Unterhaltung der Müllerschule bis Ende 1885 zu leisten, und der Vorstand des Ver bandes gewährt je 2 Schülern ein Stipendium im Betrage von je 150 M. Am Schluffe des Sommer halbjahres betheiligten sich die technischen StaatS- lehranstalten an der in Zwickau veranstalteten Aus stellung gewerblicher Schulen des Regierungsbezirkes Zwickau, und zwar gelangten ArbeitShefte, Zeichnungen und Producte der praktischen Thätigkeit von Schülern der sämmtlichen hiesigen Schulen, überdies auch einige Lehrmittel, Schulprogramme rc. zur Ausstellung. In dem zur Beurtheilung der Ergebnisse der Ausstellung ernannten BeurtheilungSausschuß war das Lehrer collegium der technischen Staatslehranstalten durch den Director Regierungsrath Wunder, den Pros. Gott schaldt und den Prof. Berndt vertreten. Ten Leistungen der ebengenanten Lehranstalten wurde feiten des Be- urtheilungsauSschusses vielfach lobende Anerkennung zu Theil. Durch Beschluß des königl. Ministeriums des Innern vom 21. Februar 1884 wurde Director Regierungsrath Wunder zum Delegirten des königl. Ministeriums des Innern für die Berathungen des Ausschusses zur Leitung der Fachgewerbeschule zu Grünhainichen ernannt. Auch im vergangenen Schul jahre bewilligte das königl. Ministerium des Innern mehreren Lehrern Beihilfen zur Ausführung von Stu dienreisen während der Ferien. Die Gesammtzahl der Personen, welche im Schuljahre 1883/84 den Unter richt an den technischen StaatSlehranstalten benutzten, betrübt 665. Von den 66 Hospitanten und Schülern für einzelne Fächer besuchten 13 die höhere Gewerb schule, und zwar l das Freihandzeichnen, l I allgemeine Chemie, l französische Sprache; die Wertmeisterschule besuchten 53, und zwar I Freihandzeichnen, I Spin nerei, 34 Wirkereitechnologie, 17 Elektrotechnik. Er laß des Schulgeldes wurde im Lehrjahre 1883/84 15 Gewerbschülern, 11 Baugewerkenschülern und 19 Werkmeisterschülern bewilligt. Den allgemeinen Mit theilungen über die technischen Staatslehranstalten schließen sich besondere Mittheilungen über die höhere Gewerbschule, die Baugewerkenschule, die Werkmeister schule und die Gewerbzeichenschule an.' Cbemnitz, 11. April. (CH. Tgbl.) Im Monat December vor. I. hatte die hiesige Handels- und Ge werbekammer mit Rücksicht darauf, daß der Geschäfts kreis derselben in neuerer Zeit einen so großen Um fang genommen, daß ein einziger Secretär nicht im Stande sei, die ihm obliegenden Arbeiten zu bewältigen, beschlossen, einen zweiten Handelskammersecretär an zustellen. Auf die erfolgte öffentliche Ausschreibung gingen bis Ende Februar d. I. 49 Bewerbungen ein, von denen auf Anttag der Wahlcommission schließlich 4 zur engern Wahl, und zwar die IMr. Fränkel, Küster, Munding und Schippel, sämmtlich in aus wärtigen Stellungen, empfohlen und angenommen wurden. An genannte Herren erging das Ersuchen, am 8. April hier zu erscheinen und, nachdem Hr. Schippel vorher seine Bewerbung zurückgezogen, er schienen die erstgenannten 3 Herren und hielten in geheimer Sitzung der Kammer Vorträge über das ihnen wenige Stunden vorher gestellte Thema über die Be deutung der Handels- und Gewerbekammern und über die Aufgabe der Handelskammersecretäre in derselben. Bei der darauf folgenden Abstimmung der Kammer wurde vr. Heinrich Fränkel aus Leipzig, der hier schon mehrfach als Redner aufgetreten ist, mit großer Majorität zum 2. Secretär der Chemnitzer Handels und Gewerbekammer gewählt. Statistik lind Polkswirthschaft. Submissionen im Auslände. Belgien. Verwaltung der Staatseisenbahnen. 1) 23. April l884, 1 Uhr, in der Börse zu Brüssel: Vergebung verschiedener Arbeiten, wie Abbruch und Errichtung von Gebäuden, Pflasterung, Planirung in .5 Loosen. Lastenheft Nr. 48 in der Expedition des „Reichs-Anzeigers". Gesammtabschätzunq ca. 4O5OOFr.; vorläufige Caution 2070 Fr. Preis der Pläne 11 Fr. Auskunft beim Ingenieur, Director van Aelbröck, Rue Laterale Nr. 2 zu Brüssel. 2) 23. April 1884, 1 Uhr, in der Börse zu Brüssel: Vergebung des Baues eines Einnahmegebäudes zu Station Watermael. Abschätzung ca. Z5 0v<) Fr. Aus kunft beim Ingenieur, Director van Aelbröck, Rue Laterale Nr. 2 zu Brüssel, und beim Ingenieur Mathieu, Rue Godefroid 3 zu Namur. Lastenheft noch nicht ausgegeben. 3) 23. April 1884, l Uhr, in der Börse zu Brüssel: Vergebung der Lieferung von Holz in diver sen Sorten und unter verschiedener Fonn, Bieter, Bohlen rc. Lastenheft Nr. 47 in der Expedition des „Reichs-Anzeigers". 20 Loose. Gesammtabschätzung ca. 40000 Fr.; vorläufige Caution 20o0 Fr. Aus kunft beim Jnenieur, Driector van A,elbröck, Rue La terale Nr. 2 zu Brüssel. 4) Nächstens in der Börse zu Brüssel: Vergebung der Lieferung von 9 Loosen von je .50 000 Kg Schmieröl (Rüb- oder Nußöl), von 4 Loosen von je 50 000 Ic^ russischen Steinöls, l Loos von 400 Oelbüchsen (Mo dell l883) (170 X 97). Lastenheft gelangt noch zur Ausgabe. 5) Nächstens in der Börse zu Brüssel: Vergebung der Lieferung von 9 Loosen von je 25000 lfd. Me tern Segeltuch und von 1 Loos von 770 Ic^ Bind faden. Lastenheft gelangt noch zur Ausgabe. 6) Nächstens in der Börse zu Brüssel: Vergebung der Lieferung von Petroleum oder Parasfinöl in 4 Loosen, und zwar 2> 0000 kß, 155 oOO kz;, 89 000 Kg und 28 000 Kg. Lastenheft gelangt noch zur Ausgabe. k. Dresden, 10. April. Die sächsische Ösen- und Chamottewaarensabril (vormals Ernst Teichert) zu Eölln bei Meißen hat in der 1888er Betriebsperiode eine wei tere erfreuliche Entwickelung genommen, welche von sori- geschritlener Besserung der Verhältnisse Zeugniß ablegt. Das Etablissement ist für den vollen Umsang seiner durch die vor jährigen Erweiterungsbauten leistungSsähiger gewordenen Bc- triebseinrichtungen das ganze Jahr hindurch beschäftigt gewesen und hat abermals eine Erweiterung stattfinden müssen, wosür die Mittel dem Betriebe entnommen worden sind bez. noch werden. Der Betrag der Gesammtproduction stellt sich aus 439 881 M , welche sich aus 6700 Stück Lesen, I27O0O Cha- mottesteine, 6090 Stück Majoliken und andere Thonwaaren vertheilte. Der Gesammtumsatz betrug 437 342 M oder 35 358 M. mehr als im Vorjahre. Die Dresdner Hauptniederlage hat bei einem ihrerseitiaen Umsätze von 173 526 M. einen Ueber- schuß von 11 877 M ergeben. Der Bruttogewinn von 137 811 M. ist um 33 735 M Abschreibungen zu kürzen. Der Rein gewinn von 104 076 M. ermöglicht die Bertheilung einer 10 Hftgen Dividende gegen vorlährig 9 qh und 20 000 M Zu wendungen sür die verschiedenen Neuanschaffungen. U. Dresden, 10. April. Die Weimarische Bank hat im 1883er Geschäftsjahre einen gegen die Vocperiode um 1 8 >9 654 M höhern Gesammtumsatz von rund 1315 Millionen M erzielt. Infolge des andauernd niedrigen Zinsfüße» stellte sich aber da» Grwinnerträamß um 16 425 M niedriger, nämlich aus 399 620 M. In Rücksicht aus einige durch Insolvenzen er- littene Verluste wird nur eine Dividende von 5 Iß zur Ver- theilung gelangen. Dem Delcrederesond sind 60 000 M rnt- Vermischtes. * Ein Gaunerstreich, verübt mit großem Raffine ment, wurde am 9. d. Nachts in der nächst Weiß- kirchlitz bei Tehlitz gelegenen Schweizermühle vollführt, ohne daß es bisher den eifrigsten Nachforschungen ge lungen wäre, die Spur der Thäter zu entdecken Un weit des Ortes Weißkirchlitz liegt die sogenannte „Schwei zermühle" — früher ein bekannter Ausflugsort der Teplitzer — derzeit von dem Besitzer Anastasius Müller und seinen Verwandten bewohnt. Als derselbe Nachts gegen 11 Uhr nach Hause kam, sah er zu seinem nicht geringen Schrecken vor dem Hause einen Gendarmerie posten in voller Ausrüstung aufgestellt, während ihn im Hause selbst ein als Commissar gekleideter Mann mit der Mittheilung empfing, daß er von Seite der Behörde beauftragt sei, bei Müller Hausdurchsuchung zu halten, da dieser angeblich mit einer Falschmünzer bande in Verbindung stehen solle. Müller ließ unter der Betheuerung, daß hier ein Jrrthum obwalten müsse, die Durchsuchung und Saisirung der Correspondenzen ruhig geschehen. Als jedoch die Beiden die Werth- papiere und das baare Geld begehrten, weigerte sich Müller. Hieraus präsentirte ihm der Pseudocommissar einen correct ausgestellten Haftbefehl und betonte, daß er die Inhaftnahme Müller s nur über Wunsch eines höhern Beamten in Teplitz unterlasse, solche jedoch vor nehmen müsse, wenn ihm die Werthpapiere und das Geld nicht ausgefolgt würden. Zufolge dessen öffnete Müller die Casse und übergab die bereits in voriger Nummer telegraphisch bekannt gegebenen Effecten. Mit diesen Werthpapieren entfernte sich der Commissar, indem er zugleich die Warnung aussprach, daß Müller sich nicht entfernen möge, da er permanent überwacht werde und niedergeschoffen würde, wenn er des Nachts das Haus verlasse. Der Pfeudogendarm verblieb auch noch eine kurze Zeit an den Fenstern des Wohnge bäudes postirt, und erst als sich auch dieser entfernt hatte, konnte sich Müller nach Teplitz begeben, suchte noch Nachts den Chef der politischen Behörde auf, er stattete Bericht und erfuhr nun, daß er Gaunern in die Hände gefallen sei. Sofort wurden alle Polizei behörden auf telegraphischem Wege von dem Raube verständigt. Der Beraubte erfuhr nachttäglich, daß auch sein im Hause wohnhafter "Schwager noch vor seiner Heimkunft den Besuch der Gauner empfangen hatte und daß auch diesem die vorräthigen Correspon denzen und Baarmittel unter gleicher Androhung und Angabe abgenommen wurden. Ueber diesen Besuch und das Entweichen der Verbrecher erfährt die „Boh." Folgendes: Am 9. d. Abends gegen 9 Uhr kamen zwei Männer, von denen der eine in Staatsbeamten uniform, die ungefähr der eines Polizeicommissars glich, gekleidet war, der andere die Adjustirung eines Gendarmen hatte, jedoch die Mütze und nicht den Federhut trug — was wohl zu beachten ist, da Gen darmen im Dienste stets den Federhut tragen — zu dem 82jährigen Nähring, Schwager des Mühlenbe- sitzerS Müller, und fragten, ob dieser zu Hause sei. Aus die Antwort, daß derselbe im nahegelegenen Wirthshause sei und erst in später Stunde nach Hause komme, erklärten sie, auf ihn zu warten, und bedeuteten dem Greise, daß er sich nicht von der Stelle rühren dürfe. Am 10. d. 6 Uhr Morgens gingen von Teplitz telegraphische Berichte nach Boden bach, Dresden, Prag und Wien. Die Verbrecher konnten unmöglich die Nachtzüge zur Flucht benützen, wohl aber den um .5 Uhr 45 Minuten abgegangenen Zug nach Dresden. Man will den falschen Commissar in der Richtung gegen den Herrenbusch zu sich ent fernen gesehen haben, von wo die sächsische Grenze in 2 Stunden bequem zu erreichen ist. Müller weiß leider nicht anzugeben, wie die Verbrecher aussahen, welchen Dialekt sie sprachen, so sehr ist ihm der Schrecken in die Glieder gefahren. Müller ist über den Verlust eines Theiles seines großen Vermögens durchaus nicht verzweifelt und wird nicht müde, ftine Freude zu äußern, daß er mit dem Leben davon ge kommen ist. In der Mühle waren am 9. d. Abends nur Nähring und Müller anwesend, da der Knecht im nahen Orte wohnt, das Dienstmädchen zufällig in Eichwald war und ein im Hintergebäude wohnender Steiger in Arbeit war. Unser Prager -^Correspon- dent berichtet unterm 11. d. Nachstehendes: Der in der Schweizermühle bei Weißkirchlitz verübte freche Raub ruft selbstverständlich wie überall auch hier das größte Aufsehen hervor. Ob sich die Nachricht bestätigt, daß die Thäter anarchistischen Kreisen angehören und das nichtswürdige Verbrechen zu Gunsten ihrer Partei ausgeführt haben, muß abgewartet werden. Großen Nutzen haben die Thäter, wer sie auch immer sein mögen, von ihrem Raube nicht, da die Amortisation der geraubten Werthpapiere bereits eingeleitet ist und auch die Serien und Nummern derselben in den weitesten Kreisen bekannt gemacht worden sind, es da her kaum gelingen wird, sie zu versilbern. nommen worden, um verschiedene zweiselhast gewordene Forde rungen zu reguliren und neue Verluste antheilig zu decken. Der Delcrederesond ist durch neue Zuwendung aus 100 000 M. gebracht worden. L Dresden, 10. April Die LebenSversitherungS- aefellschast zu Leipzig hat im 1883er Geschäft-iahre einen JahreSüberschuß von 2 306 000 M. erzielt, welcher die Fest stellung der Dividende aus 42 Proc. der ordentlichen Jahres beiträge ermöglicht. R. Dresden, 10. April. Die während der Leipziger Oster messe in der Leipziger Börsenhalle stattfindende Garnbörse be ginnt Freitag den 25. April. L. Dresden, 10. April. Die Meißner Ösen- und Ehamottewaarensabrik (vorm. Karl Teichert) hat auch in der abgelausenen 1883 er Geschäft-Periode in befriedigender Weise prosperirt. Die Erzeugnisse der Oien- und Porzellan branche haben ein immer weitere» Absatzgebiet gesunden, doch mußte der Concurrenz durch theilweise Ermäßigung der Preise Rechnung getragen werden. Die Specialitäten der Fabrik er- sreuen sich steigender Nachfrage, welche auf ein fernerhin lohnen de» Geschäft mit aller Wahrscheinlichkeit rechnen läßt. Mehr fache nicht ohne Unkosten zu bewerkstelligen gewesene Versuche zur weitern Vervollkommnung der Fabrikate werden sich für die Zukunft nutzbringend erweisen. Bei einem Arbeiterbestande von 405 Personen betrug die Waarensacturirung 571 663 M. Der Gefammtumsatz vertheilt sich mit 537 857 M. aus Meißen, mit 157 921 M. auf die Dresdner Hauptniederlage und mit 37 344 M. auf da» Dresdner Zweiggeschäft aus der Seestraßt. Der Bruttogewinn von 194 420 M. erübrigt einen Reingewinn von 83 153 M., welcher die Bewährung einer 9 proc. Dividende gestattet. L. Dresden, 10. April. Die Chemnitzer Actien- särberei und Appreturanstalt (vormals Körner) hat im l883er Geschäftsjahre trotz eines gegen das Vorjahr um 37 791 M. größern Bruttoerträgnisses gleichwohl nur einen um 1536 M höhern Nettogewinn erzielt. In Rücksicht hieraus und wegen vorzunehmenden größeren Abschreibungen hat auch in diesem Jahre von Bertheilung einer Dividende abgesehen werden müssen. Neben der Verthcuerung des FeuerungSmate- rialS und einem relativ größern Aufwande an Löhnen ist auch ein größerer Verbrauch von Färb- und Appreturmaterial be merkbar geworden, und außerdem muhte wegen mangelhaftem 1883er Ausfalles ausnahmsweise viel, nur mit empfindlichem Nachtheile zu veräußernde Waare übernommen werden, wie auch erhebliche Decorte Einbuße herbeisührten. Den Betrieb der Harthauer Anlage hofft man bald in ein günstigeres GeleiS überzuleiten, während das Chemnitzer Etablissement sür da» lausende Jahr bereiks besriedigende Aussichten eröffnet. Der in 2649 M. bestehende letztjährige Reingewinn ist sür den Reservefond bestimmt. Im letzten Betriebsiahre wurden 36 873 Stück gesärbt und appretirt, 47 744 Stück nur appretirt, 41345 Psund Wollgarn gesärbt und in Brutto 473 161 M. verein nahmt. DaS Etablissement ist glücklicher Weise von irgend nennenswerthen Verlusten an Außenständen verschont geblieben. Die Bilanz begleicht sich met 1 047 322 M. * Im Oberpostdirectionsbezirke Dresden betrug im' Monat März die Einnahme sür Wech selstempel- marken I1 256,»o M (58,«o M mehr gegen März 1883), im EtatSjahre 1883/84 139 981,oo M (153,M weniger gegen 1882/83) und sür Werthzeichen zur Entrichtung der statisti schen Gebühr 5284,«» M (2043,»o M. mehr gegen März 1883), im EtatSjahre 1883/84 48 056,«» M. (6069,», M. mehr gegen 1882,83.) Leipzig, 10. April (L. Tgbl.) Die in der bevorstehen den Ostermeffe in den Räumen der „Leipziger Bdrsenhalle" ab zuhallende Garnbörse wird am Freitag, dem 25. d. MtS. ihren Ansang nehmen. * Lüien, 11. April. Gestern Nachmittags fand unter dem Vorsitze des Präsidenten vr. Radde die Plenarsitzung des ersten ornithologischen CongresseS Statt, in welcher die nach stehenden, von den einzelnen Sectionen gesaßten Resolutionen einstimmig angenommen wurden: I. Der erste internationale ornithologische Congrcß be schließt: 1) Ein permanentes internationales Lomitö zur Errichtung von BogelbeobachtungSstationen zu wählen und Se. kaiserl. u. königl. Hoheit den Kron prinzen Erzherzog Rudols von Oesterreich zu bitten, da» Protektorat diese» Comitö» übernehmen zu wollen. 2) Die kaiserl. u. königl. österreichisch ungarische Regie rung zu bitten, in geeigneter Weise bei den nicht hier aus dem Congresse vertretenen Ländern für die Errich tung ornithologischer Beobachtungsstationen wirken unv geeignete Persönlichkeiten dem internationalen Comitv, resp. dessen Vorsitzenden mittheilen zu wollen. II. Der Congreß erklärt in Bezug aus die Hebung der Geflügelzucht: 1) Die sich mit Geflügelzucht beschäs. tigenden Vereine möchten in möglichst enge Verbindung unter einander treten und außer auf die Veredelung oder Remzucht der Raceu, insbesondere aus die Erhöhung des wissenschaftliche» WertheS des Geflügel» Bedacht nehmen. 2) Als ein HauptsörderungSmittel der Ge flügelzucht in letztgenannter Richtung sind die landwirth- schastlichen Vereine anzuseben, mit denen die Geflügel - zuchlvereine eine organische Verbindung anbahnen möchten. 3) Als unentbehrliches Mittel zur Förderung der Geflügelzucht ist die Beihilse des Staate» sowohl in materieller als wissenschaftlicher Beziehung zu befür worten; insbesondere wird als wünschenswerth bezeich net, daß die betreffenden Behörden an den landwirth- schastlichen Lehranstalten, speciell den unteren Ackerbau schulen, die Geflügelzucht als UnlerrichtSzweig einsühren möchten und den Sendungen von lebendem Geflügel mittelst Post und Eisenbahnen alle möglichen Erleichte rungen gewährt werden. III. Der Congreß protestirt entschieden gegen den Tauben schi cßsport und wird sich in dieser Frage dem Tbierschutzcongreß anschließen. Der Ehrenpräsident des CongresseS, Marquis de Bellegarde, machte die Mittheilung, daß Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz Erzherzog Rudols das Protectorat über das er richtete internationale Comitv sür BeodachtungSstationen über nommen habe. Der Präsident machte sodann den Vorschlag, einen Zeitraum von mindestens 3 Jahren bi» zum nächsten internationalen Congreß verstreichen zu lassen, um die gesaßten Beschlüsse in der Praxis zu erproben, und empfahl das Centrum Europas, die Schweiz, als geeignete Lokalität sür diesen in» Auge gesaßten Congreß. Nachdem vr. Blasiu» speciell sür den Congreß im Jahre 1887 Luzern als Vorort vorgeschlagen hatte, wurde ein Antrag der vr. Palacky angenommen, dahin gehend, man möge eine genaue Bestimmung des OrteS und der Zeit sür den zweiten internationalen Ornithologencongreß den schweizer Delegirten überlassen. — Heute hielt der Congreß seine Schlußsitzung. Der Kronprinz Erzherzog Rudols ergriff nach Erledigung der Formalitäten das Wort zu folgender An sprache: „Ich fühle mich verpflichtet, vor Allem meinem Freunde Staatsrath Radde meinen herzlichsten Dank für feine liebens würdigen Worte auszusprechen und Ihnen Allen, meine Herren, die aus nah und fern gekommen sind, im Namen der öster reichischen Ornithologen aus ganzem Herzen zu danken. Ich hoffe, daß eS nicht der letzte Congreß war und daß, angeeisert durch die Erfolge, die erzielt wurden, gar manche internationale Ornithologencongreffe in den verschiedenen Städten Europa» solgen werden, und ich hoffe auch, daß über Jahr und Tag wir uns Alle auch hier Wiedersehen werden. Aus freudige» Wiedersehen, meine Herren!" Se. kaiserl. und königj. Hoheit verabschiedete sich hieraus von den Mitgliedern de» CongresseS.
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