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Dresdner Journal : 23.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-23
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 23.04.1884
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512 gelangen könne, daß man von ihnen hoffentlich nicht begehren werde, daß sie aus Patriotismus ihr Geschäft zu Grunde richten sollen. Die großen Fleischhauer, welche zumeist an die Hotels angewiefen sind, produ- cirten Schreiben hiesiger Hoteliers, in denen diese er klärten, daß sie Fleisch minderer Qualität, als sie bisher erhalten, zurückweisen müßten. Nachdem die Fleischhauer den Marktorganen und anwesenden Mitglie dern der ApprovisionirungSsection gegenüber in aller Form die Erklärung gegeben hatten, daß sie auf dem Wiener Markte das Fleisch, wie es ihre Kunden be dürften, nicht auftreiben könnten, führen sie nach 9 Uhr mittelst Separatzuges nach Preßburg, wo die Wiener Fleischhauer der Eröffnungsfeier des dortigen Viehmarktes beiwohnten und von dem Bürgermeister warm begrüßt wurden. Der Overgespan Graf Eszter- hazy bedauerte, daß eine Zeit lang ein Conflict zwischen Oesterreich und Ungarn bestand. Er ver sprach, daß Ungarn das freundschaftliche Verhältniß mit Oesterreichs Geschäftswelt stets hochhalten werde. Dieses Verhältniß dürfte auch durch Ereignisse, die weder vom ungarischen Volke, noch von der ungarischen Regierung verschuldet worden sind, nicht getrübt wer den. Dann reichte der Obergespan dem Vorstande der Wiener Fleischhauergenossenschaft die Hand. Der selbe brachte ein Hoch auf das ungarische Ministerium, den Bürgermeister und die Einwohner Preßburgs. Die in Preßburg anwesenden Oesterreicher sind ent rüstet über dieses Vorgehen. Bemerkenswerth ist, daß viele Fleischhauer nach Wien telegraphirten, man möge auf dem dortigen Markte für sie kaufen, weil der Preßburger Auftrieb nicht genüge. Wie es heißt, wird der Bürgermeister Uhl sich heute oder morgen zum Ministerpräsidenten Grafen Taaffe begeben, um nochmals mit ihm über die 88 14 und 22 der neuen Marktordnung zu conferiren. Im Rathhause wurde übrigens heute berichtet, daß die Probeschlachtung schon am nächsten Markttage freigegeben sein werde. — In Görz fand am 18. d. Mts. die zweite Sitzung der austro - italienischen Fischereicommission Statt. Es nahmen an derselben auch Vrankovics, Mitglied des dalmatinischen Landesausschusses, und vr. Karl Marchesetti aus Triest Theil. Wie der „Osserv. Triestino" erfährt, werden an den ferneren Berathungen auch der Landeshauptmann von Istrien, Vidulich, der Professor an der Realschule in Spalato, vr. Kolombatovic, ferner Alois Bucich aus Lesina und mehrere Experten aus den quarnerischen und dem ungarisch-kroatischen Küstenlande, sowie die Bürger meister von Monfalcone und Grado Theil nehmen. Auch aus Italien werden noch einige Fachmänner er wartet. Prag, 21. April. Man telegraphirt der „Reichend. Ztg.": August Radimsky, Webereimanipulant in der Fabrik von Mauthner und Oesterreicher in Grünwald, wurde heute wegen socialistischer Geheimbün delei zu 8 Monaten strengen Arrestes verurtheilt. Im Jahre 1882 bereits wegen socialistischer Umtriebe verurtheilt, hatte derselbe nach abgebüßter Strafe bei seinem Stiefvater in Reichenberg Aufenthalt genom men und später bei Neumann und Büren Beschäfti gung erhalten. Von Reichenberg aus schrieb er Briefe an den Schneider Franz Novak in Prag, sich namens der „Liberecke pribuzenstvo", welche aus Mitgliedern des aufgelösten Reichenberger Arbeiterbildungsvereins bestand, nach den Arbeiterverhältnissen erkundigend. Da Novaks Bruder zu den socialistischen Hauptagi tatoren in Zürich gehört, war auch Franz Novak heute mitangeklagt, wurde jedoch freigesprochen. In Bezug auf Radimsky wurde festgestellt, daß er ein eifriger Propagator der Most'schen „Freiheit" gewesen, daß er in Reichenberg das socialistische Centralcomit« in Wien vertrat und im Gablonzer Bezirke socialistische Agi- tationscomites zu organisiren versuchte. Paris, 20. April. (Köln. Ztg.) Gestern Abend wurden von der Polizei die österreichischen Socia- listen Waldo, Schultze und Riefelder verhaftet, welche eine internationale Anarchistenversammlung für heute veranstaltet hatten. Der neulich verhaftete Ungar Ely wurde sofort ausgewiesen. Diese Anar chisten wurden auf Verlangen des österreichischen Bot schafters verhaftet, weil sie in die jüngsten Mordthaten in Wien verwickelt seien. Trotz dieser Verhaftungen fand die Versammlung im Handelssaale des Boule vard du Temple Statt. Ungefähr 600 Anarchisten: Oesterreicher, Deutsche, Russen, Spanier, Schweizer und Franzosen waren zu derselben erschienen und auch viele Frauenzimmer zugegen. Die Polizei hatte große Vorsichtsmaßregeln getroffen. Im Saale waren etiva 50 geheime Polizeiagenten zugegen, außerhalb etwa 100 mit 20 Stadtsergeanten. Die Polizei hatte Auf- trag, die Adressen der ausländischen Anarchisten auS- zuforschen. Die Emporbühne des Saales war mit rothen Fahnen und Schildern geschmückt, welche die Inschrift zeigten: „Es lebe die Internationale!" Nach Eröffnung der Versammlung zeigte der Präsident die gestern erfolgten Verhaftungen an und fügte hinzu, die Namen der ausländischen Redner würden nicht ge nannt werden, und zwar wegen der Anwesenheit der Polizeiagenten. Um aber Einspruch gegen die Ver haftungen der Präsidenten zu erheben, ernannte man die verhafteten Anarchisten zu Ehrenpräsidenten. Der- erste Redner, Digeon, früher Mitglied der Commune, brandmarkte die Polizei wegen der vorgenommenen Verhaftungen und setzte hinzu: Ich freue mich, die Anwesenheit der Gruppen der ver schiedenen Nationen hervorheben zu können, besonders der deutschen. Ich wiederhole: „der deutschen", weil die erste Em pörung in Deutschland durch Huß stattfand! Redner fügt hinzu: Ferry fall für Thiers, Gambetta und feine elende Bande, welche die monarchistifche Politik sortsehen, zahlen wie Ludwig XVI. zahlte für die Verbrechen seiner Vorgänger. Um den Umsturz der gegenwärtigen Gesellschaft zu erzielen, müße ein internationaler Bund unter allen Arbeitern gegrün det werden Theilweise Arbeitseinstellungen seien zwecklos; eine allgemeine, nicht friedliche, mit allen Waffen der Zerstö rung durchzusührende Arbeitseinstellung könne allein zum Ziele führen. Duprat, ein anderer französischer Anarchist, be merkt, überall weise man die Socialisten aus; das einzige Vertheidigungsmittel, welches ihnen noch bleibe, sei der Mord. Darauf hält ein Oesterreicher eine deutsche Rede. Die sociale Revolution zeige sich jetzt überall; alle Regie rungen hätten sich deshalb vereinbart, um sie zu erdrücken. Es müßten daher Gruppen zur internationalen revolutionären Arbeit gebildet werden. Die sociale Revolution habe überall dieselben Feinde: den Thron, den Altar und das Capital. Gegen die,e müsse daher überall dasselbe Mittel angewandt werden, und dies bestehe in der Bereinigung aller Kräfte des Proletariats für den Augenblick der That Bisher seien alle Ausstände mißlungen, weil eS den revolutionären Kräften an Zusammenhang und Gliederung gesehlt habe So sei es er klärlich, daß der ... (eS folgt hier ein Ausdruck, den man nicht wiedergeben kann) noch lebe, und zwar als Kaiser; und dieser Umstand habe wiederum das Scheitern des Commune-Ausstan des im Jahre 1871 zur Folge gehabt. Der neuen Commune, die im Herannahen begriffen sei, dürften solche Hindernisse nicht mehr im Wege stehen. Nach diesem österreichischen Redner entwirft der französische Anarchist Druelli eine Geschichte der revo lutionären Bewegung, greift Rochefort an wegen seiner Rolle bei der Arbeitseinstellung und schließt seine Rede mit dem Ausrufe: Wenn man in anderen Ländern hängt und erschießt, so wird das in Frankreich nicht geschehen, weil das Mittel ge sunden ist, um das Bürgerpack zu vernichten! (Die ganze Versammlung ruft: „ES lebe das Dynamit!") Ein zweiter Oesterreicher sagte, in allen Ländern seien die Anarchisten entschlossen, sich einkerkern, er schießen und hängen zu lassen zum Heile der socialen Revolution. Ein Deutscher dankt für die wohlwollende Aufnahme, welche die Versammlung den deutschen So cialisten gewährt habe. Darauf wird folgender Be schluß angenommen: „Tie im Handelssaale vereinigten Genoßen brandmarken die in letzter Zeit erfolgten Ausweisungen und Verhaftungen, überliefern Diejenigen, die uns regieren und die, um den Monarchen gefällig zu sein, zahlreiche Verhastungen einsacher Bürger vornehmen, der Bolksjustiz und fordern die Arbeiter aller Nationen aus, Actionsgruppen zu bilden, um das Joch der Monarchen und aller Regierungen abzuschüttelnI" Zum Schluffe wurde eine Sammlung zum Ankäufe von Dynamit, zur Bildung von Actionsgruppen, zur Unterstützung politischer Verhafteter und Verbannter aller Nationen veranstaltet. Auch einige englische und irische Anarchisten waren zugegen. Um 5 Uhr löste sich die Versammlung auf. Vor dem Handelssaale hatten sich viele Neugierige eingefunden; doch fand in den Straßen keinerlei Kundgebung Statt. Paris, 21. April. (Tel.) Ein vom 18. d. da- tirtes Telegramm des Commandanten des französischen Geschwaders in den chinesischen Gewässern, Admirals Lespös, zeigt an, er treffe Vorbereitungen, Amoy zu verlassen und sich nach Futschu und Shanghai zu begeben; sein Aufenthalt in Amoy sei von günstigstem Erfolge gewesen. — Die „Agence Havas" meldet aus Shanghai vom heutigen Tage: Der Cabinetswcchsel verursachte keine Unruhen. China notificirte densel ben den chinesischen Gesandtschaften in Europa, ohne irgend etwas über seine Absichten für die Zukunft an zuzeigen. Rom, 21. April. (Tel.) Die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin reist morgen nach Rußland, während der Großherzog noch 8 Tage hier verweilen wird. — Tie von gestern datirte päpstliche Encyklika gegen die Freimaurerei ist heute in lateinischer, französischer und italienischer Sprache publicirt worden und zur Versendung gelangt; sie umfaßt 35 Ouartseiten. — Die „Gazzetta ufficiale" ist gegenüber der Behauptung der „Germania", daß der Ministerpräsident DepretiS mit dem deutschen Botschafter v. Keudell am 21. März eine Unter redung gehabt habe, ermächtigt, in der formellsten Weise zu erklären, daß DepretiS seit dem 21. Januar keine Gelegenheit gehabt, den Hrn. v. Keudell zu sehen, und daß folglich auch am 21. März keine Unter redung zwischen Beiden habe stattfinden können. — Bei den gestern stattgehabten 6 Nachwahlen zur Deputirtenkammer wurden die von der ministe riellen Partei aufgestellten Candidaten gewählt. — Von den Pentarckisten wurde gestern in Neapel be hufs Gründung eines Clubs der Linken eine Versammlung abgehallen. Das Präsidium wurde Crispi übertragen; Cairoli, Nicotera und Beccarini stellten in Abrede, daß in der Partei irgend welche Uneinigkeit bestehe. Madrid, 20. April. (Tel.) Infolge eines die Beurlaubung der Soldaten betreffenden ministeriellen Circulars herrschte gestern unter den Truppen der hiesigen Garnison eine gewisse Aufregung. Der Generalcapitän von Madrid hat dieserhalb eine Unter suchung angcordnet. * London, 20. April. Bei einem Festmahle in Gravesend hat sich der Lordmayor von London, Mr. Fowler, sehr abfällig über den ministeriellen Ent wurf für die Reform der Londoner Gemeinde verwaltung geäußert: er und eine Menge anderer Mitglieder des Unterhauses würden die Bill fast Zeile um Zeile bekämpfen, weil dieselbe sich als sehr un- vortheilhaft für die Bürger Londons erweisen würde. London, 21. April. (Tel.) Die Herzogin v. Edinburgh ist gestern von einer Tochter entbunden worden. — Die Konferenz der Großmächte be züglich der ägyptischen Finanzlage hat, wie die „Pal Mall Gazette" bestätigend mittheilt, den Zweck, die Zustimmung der Signatarmächte des Liquidationsver- trages zu einer Abänderung des Liqmdationsgesetzes zu erlangen, um die ägyptische Regierung in den Stand zu setzen, ihren dringenden Verpflichtungen ge recht zu werden. Konstantincpcl, 21. April. (Tel.) Der projectirt gewesene Ausflug des österreichisch-ungarischen Kronprinzenpaares nach den Prinzeninseln ist wegen der hochgehenden See unterblieben. Gestern Vormit tags begaben sich Ihre kaiserl. und königl. Hoheiten in die Patronatskirche von Santa Maria, wo Höchst- dieselben die Messe hörten, worauf verschiedene Besuche gemacht und dann das Dejeuner auf der „Miramar" eingenommen wurde. Des Nachmittags fuhren die hohen Reisenden in einer Mouche zu dem Schlosse der sieben Thürme am äußersten westlichen Ende von Stambul und besichtigten einige der noch stehenden Thürme, welche ehemals als Staatsgefängniß dienten. Hierauf wurde auf Pferden, welche der Sultan zur Verfügung gestellt hatte, ein Ritt um die Stadtmauern gemacht und schließlich dem kaiserl. Palaste von Dolma- Bagtsche, südlich von Beschiktasch, am Ufer des Bos porus, ein Besuch abgestattet. Nach eingehender Be sichtigung der Räume dieses Lustschlosses, durch welche das Kronprinzenpaar von dem Ceremonienmeister des Sultans geleitet wurde, kehrten die hohen Reisenden erst spät am Abende nach Winz zurück. Das Kron prinzenpaar machte heute Vormittags einen Ausflug nach Beikos an der asiatischen Küste des schwarzen Meeres und nahm sodann in der Sommerresidenz des österreichischen Botschafters in Bujukdere das Dejeuner ein. Hierauf besuchten der Kronprinz und die Kron prinzessin die den Namen des Kronprinzen führende österreichische Schule in Bujukdere. Abends findet ein Galadiner im Wdiz-Kiosk Statt. Die Reise nach Brussa soll morgen zur Ausführung kommen. Athen, 20. April. Wie man dem „Frdbl." tele- graphirt, hat die Kammer die Gesetzvorlage geneh migt, durch welche für die Zeit der bevorstehenden Abwesenheit des Königs in Deutschland und Däne mark der Ministerpräsident Trikupis zum Regenten ernannt wird. Kairo, 2l. April. (Agence HavaS.) Zahlreiche starke Polizeiabtheilungen durchziehen die Stadt, um einer, wie gerüchtweise verlautet, anti-englischen Manifestation der Eingeborenen vorzubeugen. Es herrscht große Bewegung. Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Departement deS CultuS u. öffentlichen Unterricht«. Erledigt: die 2. ständige Lehrerstelle zu Brunndöbra. Collator: das königl. Ministerium de- CultuS und öffentlichen Unterrichts Einkommen, neben Dienstwohnung, 840 M., für Unterricht in der Fortbildungsschule 7« M. und für Heizung der Schulstube 72 M Gesuche sind bi» zum 12. Mai v. an den königl. BezirkSschulinspector Perthen in Auerbach einzu- senden. Dresdner Nachrichten vom 22. April. Aus dem Polizeiberichte. Im Besitze einer vielbestraften, neuerlich wegen wiederholten Betteln» hier zur Haft gekommenen Frauensperson ist ein grün angestrichener Handwagen gefunden worden, welchen dieselbe am Sonntag Abend von einem unbekannten Mann zu einstweiliger Aufbewahrung erhalten haben will. Jedenfalls ist dieser Wagen gestohlen, doch ist bis jetzt eine Anzeige über dessen Verlust hier noch nicht eingegangen. — Ein gutes Opernglas wurde am Sonntag in einer Droschke gefunden und vom Führer derselben, Frdr. Jul. Hähnel, an die königl. Polizeidirection abgegeben. — Aus dem Gastzimmer eines Hotels in Neustadl wurde gestern ein brauner Winterüberzieher, in welchem 1 Fünfzigmarkschein und 2 Schlüssel aufbewahrt waren, gestohlen. * Im Monat März 1884 betrug die Zahl der von dem Executivpersonale der hiesigen königl. Polizei direction angezeigten Verbrechen, Vergehen und Ueber- tretungen 1880, die Zahl der erstatteten Anzeigen 2017, während sich die Zahl der zu Polizei- und anderen Acten gegebenen Gutachten und Auslassungen auf 1561 belief. Von den angezeigten Verbrechen, Vergehen und Ueber- tretungen betrafen: 8 Widerstand gegen die Staatsgewalt, 2 Vergehen gegen die öffentliche Ordnung (Hausfriedensbruch rc), 10 Sittlichkeit-Vergehen, 13 Beleidigung und Körperverletzung, 1 Verbrechen gegen das Leben, 288 Diebstahl und Unterschla gung, 3 Raub und Erpressung, 2 Begünstigung und Hehlerei, 36 Betrug und Untreue, 1 Urkundenfälschung, 6 Sachbeschädi gung, 2 Bankrott, 14 Angabe eine- falschen Namens, Annahme eines Titels rc., 216 groben Unsug und Er-regung ruhestören- Lärms, 4 Thierquälerei, 306 Betteln und Landstreichen, 196 Verbots-widrige Rückkehr nach Dresden, 73 verschuldete Obdach losigkeit und Campiren, 136 Zuwiderhandlungen gegen sitten- poUzeiliche Vorschriften, 17 Gewerbsunzucht, 2 Fälschung von Legitimaitouspapieren, 24 Contraventionen gegen daS Droschken-, Fiaker- und OmnibuSregutativ, 322 dergl. gegen die Bestim mungen über den Fahr- und Reitverkehr, 97 dergl über den öffentlichen Straßenverkehr, 33 dergl. über da» Einwohner- und Fremdenmeldewescn ;68 dergl. kamen durch die Bureau^ zur Anzeige), 2 Uebertretung der Bestimmungen über da» Vereins- und Versammlung-recht, 2 dergl. der Bestimmungen über die Presse, 3 dergl. deS Regu lativs über Lustbarkeiten, 1 dergl. über das Dienstmannwesen, S dergl. der Vorschriften für die Trödler und Pfandleiher, 8 dergl. der Gewerbeordnung und 49 sonstige dergl. Hierüber sind noch Anzeigen erstattet worden wegen Aus findung von Leichnamen, deren TodeSart nicht bestimmt zu er mitteln war: 1, stattgcsundener Schadenseuer: 3, Dienstdifse- renzen: 7, Concubinat»: 22, Ermittelung steckbrieflich Ver folgter oder sonstig öffentlich vorgeladener Personen: 64, Un gehörigkeiten, welche noch nicht mit Strafe bedroht sind: 23, arbeitslosen Auttiegens in Gasthäusern: 19 und sonstiger An gelegenheiten: 266. Die Zahl der Arrest atrn betrug 862 und die Zahl der zur Polizeidirection sistirten Personen 300. DaS Einwohner- und Fremdenmeldewesen in hiesiger Stadt gestaltete sich dagegen, wie solgt: Familien und einzeln stehende selbstständige Personen wurden als angezogen angemeldet: 624, als weggezogcn abgemeldet: 1984, während sich die Zahl der Meldungen über Familien und selbstständige Perso nen , welche als bereits hier seßhaft die Wohnung gewechselt haben, auf 1639 belief. Fremde, welche hier keinen bleiben den Aufenthalt genommen haben, wurden angemeldet: 14 624, obgemeldet: 14 ibv. GewerbSgehilsen und Lehrlinge wurden als neu in Arbeit getreten angemeldet: Ivll, darunter 8bl, welche von auswärts zugereist sind, abgemeldet, al» nach Auf gabe des Arbeitsverhältnisses sich wcggewendet: 692. Die Zahl der Meldungen über Wohnungswechsel von hier aufhältlichen Gewerbsgehilfen und Lehrlingen betrug: 649, über durchgereiste GewerbSgehilsen, welche, ohne in Arbeit zu treten hier nur kürzere Zeit sich ausgehalten haben, 288V An- und 2669 Abmeldungen. Dienstboten, welche da» erste Mal hier in Dienst getreten sind, kamen zur Anmeldung 62 männliche und 243 weibliche, darunter 66 männliche und 847 weibliche, welche sich von auswärts hierher gewendet haben AIS von Dresden sortgezogen wurden abgegemeldet: 2V männliche und 63» weibliche Dienstboten. Die Zahl der angemeldeten Dienstwechsel belief sich auf 1712. ( 0 Der Bericht über daS Hospital der hiesigen Diakonissenanstalt für das Jahr 1883 enthält fol gende Abschnitte: 1) Bericht der Hospitalverwaltung; 2) die medicinische Abtheilung von vr. Seiler nebst Vorbemerkung (Diphterie und Croup von 0r. Speng ler); 3) die chirurgische Abtheilung von vr. Rupp recht; 4) die oculistische Abtheilung von vr. Uhle; 5) die Poliklinik von l^r. Riedel; 6) die Aufnahme- nenuin epiuoopi opsra guas 8uper8unt reo. R. Keiper; von der Abtheilung Lcriptoroo: 4. Loriptores rerum Uorovingianrum "lom I., p»r8 1 (auch unter dem Titel: Ore^orii Turonounin Opera eckickeruot W. Arndt et Br. Krusch, par.8 1 Ilmtoria b'rancorum), 5. Tom. XIV. der Ausgabe in Folio; 6. Vita ^.nakarii auctor« kimberto. ^cc«6it Vita Uimbsrti. keo. G. Waitz; von der Abtheilung liegen; 7. Tom. V., fase. 2. der Folioausgabe; und daraus abgedruckt 8. I-ox liibuaria vt Vex b'raucorum Obamavorum eck. R. Sohm; 9. 6apitularia reßum b>aveorum ckenuo eckickit A. Boretius. Tom. 1., par8 posterior; von der Abtheilung Antiquitäten: 10. l 1. 1'oetav Malini aevi Larolini. kee. Ern. Dümmler. Tom. II., par8 1. 2; von dem neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde: 12. Band IX. in 3 Heften. DaS neue Archiv unter Redaction des Prof. Wattenbach fährt fort, neben größeren kritischen Untersuchungen Nachrichten über Handschriften zu geben, sei eS aus gedruckten Katalogen, sei eS nach Arbeiten in verschiedenen Bibliotheken oder über solche, die hierher gesandt worden sind. Wie alle Biblio theken Deutschlands und Oesterreichs — eS mögen besonders noch die Privatbibliothek des Königs von Württemberg und die deS Fürsten von Thurn und TaxiS in Regensburg, sowie die deS Klosters Admont hervorgehoben werden — dazu bereitwilligst die Hand geboten haben, so auch mehrere deS Auslandes, allen voran die Pariser Nationalbibliothek, außerdem die der Kölner Einsiedeln und St. Gallen, die CantonS- bibliothek in Zürich. Aehnlicher Förderung haben sich die Arbeiten, welche in Halle, Wien und anderswo gemacht werden, zu erfreuen, und so gelingt eS, ohne zu große Kosten das umfassende Unternehmen weiter zu führen. Medicin. Im pathologischen Institute zu Mün chen ist dieser Tage ein neu eingerichletes Labora torium für bakteriologische Untersuchungen seiner Bestimmung übergeben worden. Der erste bak teriologische Cursus (zur Kennenlernung der durch vr. Koch beim Reichsgesundheitsamte eingeführten Methoden für Untersuchung pathogener Pilze) hat vor Kurzem begonnen. An demselben nehmen unter der speciellen Leitung des JnstitutSassistenten vr. Frobe nius jüngere Docenten der medicinischen Facultäl Theil. Für den zweiten, in der ersten Hälfte des Monats Mai beginnenden Cursus liegt schon eine Reihe von Anmeldungen vor. Anton Ascher P. Der Todesfall Anton Ascher'S, der schon gestern in unserm Blatte telegraphisch gemeldet wurde, ist in kurzer Zeit neben dem Ableben von La Roche und der Gallmcyer der dritte bedeutsame Schauspieler verlust Wiens. DaS Talent und das Wesen Ascher'S, der als ein Dresdner Kind und früheres Mitglied unserer Bühne für uns noch von speciellem Interesse ist, findet in der „N. fr.Pr." eine sehr treffende Cha rakteristik, der wir daS Entscheidende entlehnen. Als Schauspieler excellirte Ascher mit jenen Rollen, in welchen er seine verblüffende Zungengewandtheit, sein ergötzliche- Fangballspiel mit augenblicklichen Einfällen zeigen konnte. Wie er im Leben große Gesellschaften stundenlang durch sein glänzendes Lrzählertalent be herrschen und entzücken konnte — nur Beckmann vermochte den mit tausend Anekdoten geladenen Ascher durch einen ähnlich gefüllten Zweitausendpfünder in die Flucht zu schlagen —, so war Ascher auch auf den Bretern der unermüdliche Mann des Wortes, der bestehenden schlagfertigen Rede, des lachenerwecken den Extempores. Stand er ein Mal auf der Scene, so war er auch im Mittelpunkte derselben, und zählte seine Rolle nur dreißig Worte, so machte er gewiß dreitausend daraus, immer des Publicum in einem continuirlichen aufprasselnden Feuerwerk von Impro visationen mit sich fortreißend. Die Leute verließen das Theater, ohne zu wissen, welches Lustspiel sie ge sehen hatten, sie hatten nur Ascher gesehen und ge hört — zum großen Verdrusse seiner Mitspielenden, die er durch unerwartete Zwischenreden und Stand reden oft in die größte Verlegenheit setzte. Aber was bei Anderen eine unerträgliche Vordringlichkeit gewesen wäre, wandelte sich in jeiner Persönlichkeit zu komi schen Momentbildern, zu unterhaltenden Selbstpersifla gen um, die blitzrasch entstanden und verschwanden. Man war mi Banne seines humoristischen echten Talentes und hörte ihm gespannt von Anfang bis zum Ende zu. Er war der vorzüglichste Typus des Salon lustspielhelden; Gutzkow sand einen bezeichnenden Aus druck, als er Ascher den besten Frackkomiker nannte. Im eleganten Frack, in hochaufgerichteter, wie aus der aristokratischen Welt entlehnter Haltung, daS scharfe Monocle in das Auge geklemmt, ließ er sich am lieb sten auf der Scene sehen; die unzähligen Thorheiten und Schwächen der modernen Welt gutmüthig durch zuhecheln war ihm zur Passion geworden. Anton Ascher'S künstlerischer Leben-gang war ein sehr bewegter. Er wurde am 15. Juli 1820 in Dresden als da- Kind wohlhabender, angesehener Aeltern geboren. Von diesen war er zum Studium der Medicin bestimmt worden, und er besuchte aus kurze Zeit die Leipziger Universität, nachdem er in Dresden das Gymnasium — die berühmte Kreuzschule — absolvirt hatte. Bald aber wendete er sich der Schauspielkunst zu, wohlwollend gefördert durch Lud wig Tieck, dessen Bekanntschaft er in Dresden gemacht hatte. Als junger Bursche spielte er auf kleinen deut schen Bühnen in tragischen Rollen, unter Anderm auch den Wallenstein! Sogar singen mußte Ascher, was er freilich später auch manchmal in Wien, aber immer nur mit voller Ablehnung jeder Verantwortlichkeit für etwaige gefährliche Folgen gethan hat. Mit 19 Jah ren (1839) wirkte er al- Chorist in Wiesbaden, schwang sich aber schon 1 Jahr später zum Hofschauspieler am Theater in Hannover empor. Hier wirkte er an der Seite Seydelmann'S als Don Carlos und Clavigo. Später wendete sich Ascher wieder nach seiner Vater stadt Dresden, wo er in den berühmten Kreis der Künstler Emil Devrient, Karoline Bauer, Marie Bayer u. A. trat; von da ging er nach Hamburg und Königsberg. Ueberall trat er als ernster Charakter darsteller auf: er spielte Posa, Hamlet und MonaldeSchi unter größtem Beifalle. Ein wichtiger Wendepunkt tritt in seiner Laufbahn im August deS Jahres 1848 ein; Ascher wird in Berlin der Mitbegründer und Oberregisseur deS Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater», daS damals noch eine feinere Richtung vertrat und von Beckmann daS „geheime Hoftheater" genannt wurde, da eS die neuesten Stücke von Karl Gutzkow, Gustav Freytag und Heinrich Laube brachte. In Berlin waren um jene Zeit Freytag'- „Journalisten" noch
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