Delete Search...
Dresdner Journal : 24.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188404243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-24
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 24.04.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
518 ihren Branntwein trinken, wie unser deutscher Dichter Victor v. Scheffel sich ausdrückt, und sürchten uns noch nicht vor der slawischen Massenimpfung. Wir wissen aus der Geschichte, daß auf dem Umsturz keine neue Cultur sich auferbaut. Die römische Cultur ent stand aus der griechischen, und die Cultur des Mittelalters mußte nach den Stürmen der Völker wanderung wieder an die vorhandenen römischen Reste anknüpfen. Nur der Islam hatte einst Brand und Verwüstung über die Welt gebracht und die vorhandene alte Cultur durch feiner Rosie Huf vernichtet. Er fchuf allerdings eine originale islamitische Cultur; aber sie verdorrte und zerfiel, weil sie nicht an die jenige der übrigen Welt sich anschloß, weil sie des be fruchtenden Einflusses der germanischen und romani schen Gedankenwelt entbehrte. Gerade so würde es der originalen slawischen Cultur des Prof. Lamanski ergehen: sie würde schon von Anbeginn an den Keim des Todes in sich tragen. Rußland ist groß gewor den durch den befruchtenden Einfluß des Westens, und noch heute bilden die Männer dentfcher Abstammung eine Zierde des russischen Reiches. Mit aufrichtiger Befriedigung muß es erfüllen, daß Uebertreibungen, wie sie sich der genannte slawische Schriftsteller zu Schulden kommen läßt, von berufenster Seite in Rußland eine entschiedene Ablehnung er fahren. Neuerdings hat der bekannte russische Literar historiker Alexander Pypin in einem „Konstantin Akssakow" gewidmeten Artikel im März- und April heft des „Europäischen Boten" diesen Ideen heim geleuchtet. Pypin weist darauf hin, daß diese mo dernste Abzweigung der Slawophilenschule, die so genannten „Volksschwärme r",noch auf dem alten Stand punkt Akssakow's stehen. Wie Akssakow von der großen Kraft des fogenannten „Volksgeistes" gesprochen hat, so wiederholen es seine jüngsten Adepten, ohne daß auch nur einigermaßen klar gestellt worden wäre, worin denn dieser „Volksgeist" eigentlich besteht, wie er im staatlichen und socialen Leven zum Ausdruck gelangen und wie dieses Leben danach eingerichtet werden könnte. Wie Konstantin Akssakow, so verfechten auch die neuesten Vertreter seiner Schule, z. B. Iwan Akssa- kow, sein Bruder, die „Rückkehr zum Vergangenen", in sofern das „vergangene Rußland noch jetzt im Volke lebt und in ihm gehütet wird." Hier sei das echte Rußland zu suchen, welches „zum Heile des ganzen Landes das Ge heimniß des russischen Lebens hütet und sich direct an das vergangene Rußland anschließt." Die deutsche „St. Petersburger Zeitung" bemerkt hierzu: „Leider bedarf es noch immer des Kampfes gegen derartige Ausführungen des Gegensatzes zwischen EuropäismuL und Slawismus, und zwar nun ganz besonders, da die betreffende Partei jetzt höher ihr Haupt hebt, denn je in den beiden letzten Jahrzehnten. Das Bedürfniß der Abwehr der neuen Varianten des alten Liedes hat wohl auch den eigentlichen Impuls des Pypin'- schen publicistischen Artikels über K. Akssakow abge geben. Er staunt mit Recht über diese „wunderliche Vermischung historischer Träumereien, christlicher Füg samkeit und empfindlicher fanatischer Unduldsamkeit", wie sie bei den alten und jungen Slawophilen in der „hochmüthigen Verurtheilung der europäischen Mensch heit, in der Verwerfung deren ganzer Arbeit, deren Denkens und Fühlens als großer „Lüge" und in der Erhebung des russischen Volkes zum auserwählten Geschlecht, welches die in der Lüge verderbende Mensch heit retten soll", zum Ausdruck gelangt. Er weist schlagfertig nach, wie die Schule der Slawophilen selbst nur europäischen Impulsen ihre Existenz verdanke, wie sie ohne die Fortschritte europäischer Wissenschaft und Civilisation überhaupt nicht ins Leben hätte treten können, wie sie felbst erst bei der europäischen Wissenschaft das ABC historischer Forschung gelernt, wie es Fremde, Deutsche — Schlözer, Müller, Krug rc. — waren, welche zuerst die kritische Methode bei der Erforschung russischer Geschichte in Anwendung brach ten, wie schon vor den Slawophilen in Nowikow, Radischtschew, Boltin idealistische Vorstellungen über das „Volk" aufgetaucht waren, wie alle diese Herren bis zu dem jüngsten Nachwuchs« herab es mit einem Wort mit wahrhaft seltsamer Kurzsichtigkeit übersahen, wie „seit Jahrhunderten sich ganz unzweifelhaft im russischen Volke das Streben offenbart, in den allge meinen Strom europäischer Civilisation einzulenken", wie somit der Gegensatz zwischen Europäismus und SlawiSmuS ein erkünsteltes, am meisten Rußland, seinem Volke und seinem Staate selbst, Schaden bringen des Axiom ist. Es ist ein verdienstvolles Wort zur rechten Zeit, das Pypin in seinem neuesten Artikel wieder ausgesprochen." Tagesgeschichte. Dre-den, 23. April. Aus Anlaß des Geburts festes Sr. Majestät des Königs brachten Vormit tags 9 Uhr die Musikcorps derjenigen Regimenter, deren Chefinhaber Se. Majestät der König ist, Aller- höchstdemselben in der königl. Villa zu Strehlen eine Morgenmusik dar. Von Vormittags 11 Uhr ab geruhte Se. Majestät im hiesigen königl. Residenzschlosse zur Beglückwün schung zu empfangen: Die Herren der königl. und prinz- lichen Hofstaaten und den Ministerialrath im Mini sterium des königl. Haufes; die königl. Leibärzte; die active Generalität; die königl. Staatsminister; eine Deputation des Rathes und der Stadtverordneten der königl. Haupt- und Residenzstadt (bestehend aus dem Oberbürgermeister l)r. Stübel, den Stadträthen Hendel und Schickert, sowie den Stadtverordneten geh. Hof rath Ackermann, Oberlehrer vr. Blochwitz und Tisch lermeister Rosenmüller); den hochw. Bischof mit der katholischen Geistlichkeit. Hierauf brachten der Fürst von Schönburg-Walden burg, die Grafen von Schönburg-Hinterglauchau und Forderglauchau, sowie der Graf zu Solms-Wildenfels ihre Glückwünsche dar. Die Familientafel findet heute in der königl. Villa zu Strehlen Statt. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg begeht heute Sein NamenSfest. Dresden, 23. April. Zur Feier des Geburts tages Sr. Majestät des Königs durchzog heute früh 6 Uhr große Militärreveille die Straßen der Stadt. Dieselbe wurde in Altstadt von dem Hornistencorps des Pionierbataillons Nr. 12 und dem Tambourzug des 1. «Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 und in Neustadt von dem Waldhornistencorps und von dem Hornistenzug des Schützenregiments Nr. 108 aus geführt. Die königlichen, die kaiserlichen und die städtischen öffentlichen Gebäude, sowie zahlreiche Privatgebäude sind mit Flaggenschmuck versehen. Im königl. Poly technikum wurde Vormittags ein Festactus abgehalten. In den höheren Lehranstalten und Schulen wurde der königl. Geburtstag ebenfalls durch Festacte gefeiert. Um 11 Uhr wurde in der katholischen Hoskirche durch den hochw. Bischof Bernert vor Beginn des Hochamtes ein 1's Veum celebrirt. Durch das städtische Armenamt fand in den (4l) Armenpflegervereinen Mittags eine festliche Bewirthung zahlreicher Armen Statt. Abends werden die öffent lichen Plätze der Stadt durch Gaspyramiden er leuchtet fein. Von Mittags 12 bis 1 Uhr fand auf einem am Altmarkte gegenüber dem Rathhause, dessen Balcon de- corirt ist, errichteten Podium eine Festmusik Statt. Aus Anlaß des allerhöchsten Geburtstages ver einigten sich Nachmittags 2 Uhr eine größere Anzahl Civilstaatsdiener, städtische Beamte, Künstler, Lehrer rc. in den reich und sinnig decorirten Räumen der Har moniegesellschaft, an welchem auch die beiden Staats minister v. Abeken und Frhr. v. Könneritz Theil nahmen. Den Toast auf Se. Majestät den König, welcher von der Festversammlung unter Erhebung von den Sitzen angehört und enthusiastisch ausgenommen wurde, brachte Se. Excellenz der Staatsminister v. Abeken mit folgenden Worten aus: Lassen Sie uns, meine Herren, dem Gedanken Ausdruck geben, der uns an diese Festtafel zusammengesübrt, in dem wir uns heute mit allen guten Sachsen, mit Deuts ven andern Stammes, welche von dem Antheil unser» Landesherrn an Förderung der gemeinsamen deutschen Angelegenheiten in Krieg und Frieden wissen, und mit so vielen Anderen begegnen, welche von den hohen Eigenschaften Seines Geistes und Seines Herzens erfahren haben und Ihm deshalb in Liebe und Ver ehrung anhängen wie wir. Wir feiern den Tag, an welchem vor nun 56 Jahren die Vorsehung unserm Fürstenhause den Sproß gab, den das Land in einem schönen Gleichnisse, hergeleitet von dem köstlichsten Bande, welches Menschen binden kann, und dem beiderseitigen Gefühle untrennbarer Angehörigkeit entsprechend, heute seinen Vater nennt. In Erinnerung sind uns die herrlichen Morte, in denen Sein unvergeßlicher königlicher Vater an Seiner Wiege für Ihn die höchsten Tugenden erflehte, welche die Vorsehung von dem Fürsten fordert, dem sie zum Wohle der Anderen viel verliehen, dem sie die Liebe eines Volkes als Angebinde mit gegeben hat. Mit Stolz, in Dankbarkeit und Ehrfurcht ge denken wir, wie reich dies königliche Flehen in Allem sich er füllt, wie unser königlicher Herr mit der energischen Empfindung für alle- Gute und Edle, für Recht und Pflicht, mit dem war men Herzschläge für die Bedürfnisse und Interessen des Landes und des Reiches, mit dem eignen Auge aus Alles, was solche Interessen berührt, selbst prüsend, was die Erkenntniß der Mittel und Wege fördern kann, ihnen gerecht zu werden, mit Gerechtigkeit und Milde, Ernst und Wohlwollen, Kraft und Schonung Sein Herrfcherrrcht brauchend, wo immer einer Hcrrscherpflicht damit gedient sein kann gleich Seinen erlauch ten Ahnen durch da» eigne persönliche Walten dem ererbten Anspruch aus die Treue und Ergebenheit Seines Volke» Da» hinzugebracht hat, was deren Belhätigung dem Volke zur per sönlichen Herzenssache macht Damit ist eine neue Gewähr sür da» dauernde Blühen unsere theuern Vaterlandes al» besonderer Staat und al» gesundes leistungsfähige» Glied de» deutschen ReichSverbandes geschaffen; denn wa» »m Herzen wurzelt, ist wahrhaft und fest, uud die wahrhafte, im Herzen de» Volke» festgewurzelte Liebe, Treue und Ergebenheit sür den ange stammten Fürsten, das Vertrauen des Volkes zu dem weisen und kräftigen eignen Willen und Vollbringen seine- Königs zum Wohle aller seiner Landeskinder ist ein mächtiger Wall, an dem sich brechen wird, wa» immer diesem königlichen Walten und dem verfassungsmäßigen Pech» dazu Abbruch thun und dadurch die ordnungsgemäß und sicher sortschreitende Ent wickelung der Kraft und Wohlsahrt des Landes beeinträchtigen wollte. Freudig bewegten Herzen» stimmen wir in den Jubel ein, der heute durch das Land geht, bekunden und geloben von Neuem unverbrüchliche Treue, thatkräftige Ergebenheit unserm königlichen Herrn und bitten die Vorsehung. Ihn zum Heil und Segen des Landes fernerhin in ihren Schutz zu nehmen und ihm eine glückliche Zukunft zu bereiten. Lang lebe unser König! S/. Majestät der König, hoch! Nachmittags 1 .Uhr nahm Se. Majestät auf dem Alaunplatze Parade über die Truppen der Residenz und des 1. Jägerbataillons Nr. 12 ab. Die Parade commandirte der Generallieutenant und Divisionscom- mandeur Senfft v Pilsach Exc. Die Truppen waren in zwei Treffen ausgestellt. I. Treffen (Commandeur: Generalmajor v. d. Decken) 1. (Leib-) Grenadierregi ment Nr. 100, 2. Grenadierregiment Nr. 101, Schützenregiment Nr. 108, 1. Jägerbataillon Nr. 12 und 2. Jägerbataillon Nr. 13. II. Treffen (Com mandeur: Generalmajor v. Schubert) Gardereiterregi ment, 1. Feldartillerieregiment, Trainbataillon Nr. 12 und Pionierbataillon Nr. 12. Die Infanterie, Jäger und Pioniere waren in Paradeanzug, dunkeln Bein kleidern, mit Gepäck, ohne Kochgeschirr, ohne Brod- beutel und ohne Mäntel, die Cavallerie, Artillerie und der Train in parademäßiger Ausrüstung, die Cavallerie ohne Carabiner und die Bedienungsmannschaften der Artillerie in dunkeln Beinkleidern erschienen. Zur Paradeausstellung waren die Truppen formirt: die Bataillone: in Colonne mit Compagniefronten, das Gardereiterregiment: in Colonne in Escadrons, die Artillerieabtheilungen: in Cvlonne mit 2 Battterien« front, das Trainbataillon: in Colonne mit Compagnie front. Es standen in der Front 236 Offiziere, 582 Unteroffiziere, 347 Spielleute, 4146 Mannschaften incl. Gefreite, 860 Pferde, 32 Geschütze, 16 Fahr zeuge. Bei der Annäherung Sr. Majestät des Königs präsentirten die Truppen, die Tamboure schlugen den Präsentirmarsch, die Musikcorps bliesen: „Den König segne Gott!" Ihre königl. Hoheiten der Prinz Fried rich August, der Prinz Johann Georg und der Prinz Max waren bei ihren Regimentern (Leibgrenadier regiment, Schützenregiment, 2. Grenadierregiment) eingetreten. Die beiden Grenadierregimenter ver blieben unter präsentirtem Gewehr, die übrigen Truppen- thcile schulterten und präsentirten bei der Annäherung Sr. Majestät regimenter- rc. weise. Das Abreiten des II. Treffens erfolgte vom linken Flügel aus. Nach dem Se. Majestät mit dem Stabe in der Nähe der Ausmündung der Görlitzer Straße Aufstellung genom men hatte, erfolgte der erste Vorbeimarsch der Trup pen in geöffneter Colonne, und zwar Infanterie, Jäger und Pioniere in Compagniefronten mit angefaßtem Gewehr, die Cavallerie in Zügen im Schritt, die Artillerie in Batteriefronten im Schritt, Train in Zügen im Schritt. Se. Excellenz der Kriegsminister General der Cavallerie v. Fabrice führte das Garde reiterregiment sowohl bei dem ersten, als bei dem zweiten Vorbeimarsch persönlich vor. Der zweite Vorbeimarsch erfolgte in nachstehender Reihen folge: Infanterieregimente«: in Regimentscolonne, Jäger und Pioniere in geschlossener Colonne mit Compagniefronten, Cavallerie mit halben Escadron- fronten, Artillerie mit doppelten Batteriefronten, Train in Compagniefront im Schritt. Unmittelbar nach dein zweiten Vorbeimarsch rückten die Truppen in ihre Casernen, resp. Quartiere ab. Se. Majestät der König versammelte hierauf die Generäle und Stabs offiziere, welche in der Front gestanden hatten, um Sich und sagte hierbei ungefähr Folgendes: Es sei Ihm immer die größte Geburtstagsfreude, die Truppen der Residenz und der nächstgelegenen Garnisonen zu sehen, besonders wenn dieselben in einer so vortreff lichen Haltung sich zeigten, wie heute. Das 1. Jäger bataillon habe durch seinen, durch ungünstige Witterungs verhältnisse bewirkten anstrengenden Hierhermarsch durch aus an seiner straffen Haltung keine Einbuße erlitten. „Allein Blumen!" suchte Josefe zu beschwichtigen, „und diese sind so herrlich! Herr Lieutenant v. Mel lingen bittet, sie anzunehmen." „Mellingen?!" rief Pauline mit einer gewissen Er regung, um dann die feinen Lippen für einen Moment wenigstens zusammen zu pressen. (Fortsetzung folgt.) Literatur. „Brockhaus' ConversationSlexi- kon" hat in seiner neuen 13. Auflage mit dem jüngst ausgegebenen 105. Hefte den 7. Band vollendet Der selbe umfaßt die Artikel von Ford bis Gewindebohrer und zählt deren im Ganzen 3842, doppelt fo viel, als der 7. Band in der vorigen Auflage enthielt. An räumlicher Ausdehnung sowohl, wie durch präcise Fas sung ragt unter ihnxn der Artikel Frankreich hervor, ein ungemein klar gruppirtes Bild von der Geschichte, der Geographie, der Statistik, den BevölkerungSverhält- nisfen unsers Nachbarlandes, das überdies noch in den besonderen Artikeln französische Akademie, franzö sische Kunst, französische Literatur, französische Philo sophie, französisches Recht, französische Revolutions kriege, französische Sprache, französisches Volk, nach den verschiedensten Seiten im Einzelnen weiter auS- geführt wird. Mit welcher Vollständigkeit die neuesten Erscheinungen auf allen Gebieten de- CulturlebenS Aufnahme und Verarbeitung gefunden haben, davon zeugen namentlich die Artikel Gasbeleuchtung, GaS- kraftmafchine, Gefängnißwesen, Geflügelzucht, Geheim mittel (auf fünf Spalten die Bestandtheile, den Ver kaufspreis und den wirklichen Werth jedes einzelnen der angepriefenen Mittel verzeichnend, eine höchst ver ¬ dienstliche Arbeit!), ferner gelehrte Gesellschaften (ebenfalls sehr dankenswerthe specielle Nachweise bie tend), Generalstabskarten, Genfer Convention, Ge- nosfenschaften, Geschoß und Geschütz, Gesundheitspflege, sowie die zahlreichen Artikel unter Gemeinde, Gericht und Gewerbe (besonders Gewerbegesetzgebung). In organischem Zusammenhänge mit dem Texte stehen die Illustrationen, nicht nur die demselben beigedruckten Abbildungen, sondern auch die 16 separaten Karten und Tafeln, deren Ausführung den Forderungen der modernen Technik entspricht. Historienmalerei. „Die klugen und die thörichten Jungfrauen", dieses große und vielgepriesene Gemälde von Piloty findet in der mangelhaften Art feiner Composition von Vögelin in Zürich eine Beleuch tung, die wir deshalb wiedergeben, weil sich ein ähn licher Mißverstand, wie er sich in Piloty's Bilde zeigt, in vielen sogenannten historischen Darstellungen nach der Symbolik der heiligen Schrift vorfindet. Der Sinn geht über das materiell Gegenständliche so häufig verloren. Vögelin hebt Folgendes hervor: „Wer das Bedürfniß hat, zehn schöne Weiber in allen möglichen Stellungen, kostbar aufgeputzt, zu sehen, dem Maler gleichsam ins Atelier zu blicken, wie er seine Figuren posirt und drapirt — und wer doch sich bei Leibe nicht an weltlichen, sündhaften Modellen ärgern, son dern an geistlichen Figuren erbauen will, dem ist Piloty's Gemälde zu empfehlen. Also, „Die klugen und die thörichten Jungfrauen" sind diese Damen, die Illustration eines biblischen Gleichnisses, welche- uns die Wachsamkeit in geistlichen Dingen, die beständige Bereitschaft auf die Wiederkunft Christi und das Ende der Welt ans Herz legen soll. Das Gleichniß ist einem uns völlig fremden orienta lischen Gebrauche entnommen, wonach die Brautjung fern in der Hochzeitsnacht aus die Ankunft des Bräu tigams warten müssen, uin von ihm zum Feste ab geholt zu werden. Wer diesen Moment verschläft, verschläft eben das Hochzeitsfest. Würde nun das Gleichniß sagen, fünf von den Jungfrauen wachten, fünf aber waren entschlafen, jene also fanden Einlaß zum Hochzeitsfeste, diese dagegen nicht, so wäre der Gedankengang ein einfacher. Allein so lautet das Gleichniß uicht, sondern es sagt: Alle zehn schliefen ein und wurden von der Ankunft des Bräutigams überrascht. Die Klugheit der Klugen bestand nur darin, daß sie sich vorher mit Oel versehen, die Thor- heit der Thörichten war, daß sie dies unterlassen hatten. Und nun folgt die weitere Ausmalung, daß die Thö richten das ihnen fehlende Oel weder von den Klugen mitgetheilt erhalten dürfen — denn sonst hätten diese für sich selbst nicht genug —, noch auch kaufen können — denn während sie zum Krämer laufen, kommt der Bräutigam und wird die Thüre geschloffen. Diefes an sich also ziemlich complicirte, in seiner Voraussetzung uns unverständlich und vollends in seiner Application (auf das Weltende) uns fremd gewordene Gleichniß, sehen wir hier in 10 lebensgroßen Figuren auSgeführt. Nun aber ist eine solche Uebersetzung eines poetischen Vorwurfes aus der Form der Erzäh lung in die Form des Gemäldes durchaus keine so einfache Sache, wie sich die „ illustrirenden" Künstler und da- Publicum vorzustellcu scheinen. Die Erzäh lung appellirt an die Phantasie, da- Gemälde an -a- ' Bei dem^,Vorsitzenden de» königl. Gesammtmini- steriumS, Sr. Excellenz dem Staat-minister und General der Cavallerie v. Fabrice, findet Nachmittags 5 Uhr zu Ehren de- königlichen Geburt-festes ein Diner Statt, zu welchem an die Chef- der am königl. Hose accreditirten Missionen, die Herren Staatsminister, die Oberhofchargen, fowie die Vorstände und Vertreter der obersten Civil- und Militärbehörden Einladungen ergangen sind. Abends wird bei dem Staatsminister v. Fabrice eine Soiree abgehalten. Auch von Seiten der Offiziercorps der hiesigen wie der auswärtigen Garnisonen wurde der königl. Geburtstag durch Festmahle begangen, welche in Dresden in den Casinos der verschiedenen Casernen der Albertstadt abgehalten wurden. * Berlin, 22. April. Der Reichstag, dessen heutiger Sitzung der Bicepräsident des preußischen Staats ministeriums v. Puttkamer beiwohnte, nahm heute zunächst Kenntniß von einem Schreiben des Reichs kanzlers, laut welchem das Strafverfahren gegen den Abg. Köhl in Würzburg wegen Beleidigung für die Dauer der Sitzungsperiode des Reichstags ein gestellt worden ist. An Stelle des königl. sächsischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi nisters wirkt. Geh. Raths v. Nostitz-Wallwitz ist nach einer fernern Mittheilung des Reichskanzlers der königl. württembergische Bundesbevollmächtigte, Mi- nisterialdirector v. Schmidt, als Mitglied in die Ver waltung des Reichsinvalidenfonds eingetreten. Der Reichstag erledigte hierauf die zweite Berathung dcs Gesetzentwurfs, betreffend Abänderung des Gesetzes über die eingeschriebenen Hilfscassen, bis zum 8 33, welcher das Aufsichtsrecht der Behörden über die Lassen und ihre örtlichen Verwaltungsstellen regelt und dieses Recht den von den Landesregierungen zu bestimmenden Behörden überträgt, jedoch mit der Maßgabe, daß mit den von den höheren Verwaltungsbehörden wahrzu nehmenden Geschäften diejenigen höheren Verwaltungs behörden zu betrauen sind, welche nach Landesrecht die Aussicht oder Oberaufsicht in Gemeindeangelegenheiten wahrzunehmen haben. Die Abstimmung über diese Maßgabe war auf Antrag der Conservativen eine namentliche. Dieselbe ergab jedoch die Anwesenheit von nur 166 Mitgliedern, d. h. Beschlußunfähigkeit des Hauses. (Vergl. den Sitzungsbericht in der Bei lage.) — Das Abgeordnetenhaus trat heute nach der« Osterferien wieder zusammen. Auf der Tagesord nung stand die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den weitern Erwerb von Eisenbahnen für den Staat. Es handelt sich bekanntlich um den Er werb der Berlin-Hamburger Bahn, der bremischen Bahnen, der Tilsit-Jnsterburger Bahn und der Oels Gnesener Bahn. Abg. vr. Strombeck kündigte für die zweite Beralhung einen Antrag an, durch welchen er die Kündigung uud Lon- vertirung der Obligationen der verstaatlichten Bahnen dem Er messen der Regierung entziehen und einem Gesetze Vorbehalten wollte Die Abag. v. Wedell-Malchow und vr. Hammacher erklärten sich au» finanztechnischen Gründen gegen diesen An trag, der unter Umständen dazu führen könnte, daß ein gün stiger Moment verpaß» werde. Das Gesetz wurde an die Eisenbahncommission ver wiesen. Dem Gesetzentwürfe, betreffend den Betrieb des Hufbeschlaggewerbes, stimmte daS Haus in dritter Berathung bei, doch wurde auf Antrag v. Rauchhaupt beschlossen, nicht sämmtlichen Schmiedeinnungen, sondern nur solchen, welche von den höheren Verwaltungs behörden die Berechtigung zur Ertheilung von Prüfung-zeugnissen erhalten haben, die entsprechende Befugniß zu ertheilen. Ferner wurde ein Antrag des Abg vr. Köhler, welche der Regierung das Recht er- theilt, in einzelnen Fällen von Beibringung des Prüfungszeugnisses zu dispensiren, nachdem sich Mi nister Vr. Lucius für den Antrag ausgesprochen, eben falls zum Beschluß erhoben. * Karlsruhe, 22. April. Gestern Abend Uhr ertheilte Se. königl. Hoheit der Großherzog dem kaiserl. königl. österreichisch-ungarischen Gesandten Fürsten Wrede eine feierliche Audienz und nahm in Gegenwart des Staatsministers Turban das kaiserl. Handschreiben entgegen, wodurch derselbe als kaiserl. Gesandter am großherzoglichen Hofe beglaubigt wird — Die Zweite Kammer setzte in ihrer heutigen Sitzung trotz der Bedenken der Regierung den höchsten Gemeindezuschuß zu Schullasten von 14 auf 13 Pf. herab. * Altenburg, 22. April. Se. Hoheit der Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg, welcher seiner heute Nachmittags in St. Petersburg eingetroffenen Prin- zessin-Tochter Elisabeth bis Berlin das Geleite gegeben Auge. Hierbei hat die Phantasie den enormen Vor- theil, daß sie sich bei Dem, was ihr fremd ist, nicht aufhält, sondern an dem ihr Verständlichen weiter spinnt und daraus eine neue eigene Vorstellung schafft, die oft mit der den Ausgangspunkt bildenden wenig mehr zu thun hat. Anders bei einem gemalten Bilde: dieses muß daS Auge nehmen, wie es ist. Mit Ge walt, man möchte sagen aufdringlich, präsentirt es sich und läßt unS nicht mehr loS. Hier kann sich die Phantasie des ihr Fremden oder nicht Zusagenden nicht einfach entschlagen. Die Vorstellung bat eine nicht mehr abzuweisende sinnliche Wirklichkeit gewonnen. Wie nun aber, wenn bei dieser Uebersetzung aus dem Worte in- gemalte Bild die ganze Vorstellung sich verschiebt, das heißt: wenn am Bilde die in der Originaldichtung bedeutsamen Züge gar nicht zum Ausdrucke kommen können, dagegen Nebensächliches und Zufälliges zur Hauptsache wird? Damit ist die ganze Vorstellung verdreht und unter Umständen gefwcht. Kaum wüßten wir rum Beleg dieser Beobachtung ein anschaulicheres Beispiel namhaft zu machen, als Piloty'S „Kluge und thörichte Jungfrauen". Die ganze realistische Voraussetzung der Parabel fiel außerhalb der Darstellung, selbstverständlich auch die geistige Deutung, welche allein dem Gleichnisse Werth und Berechtigung giebt. Dagegen) ist zur Hauptsache ge worden die Zehnzahl der Jungfrauen, welche in der Parabel selbst ganz gleichgiltig ist. Diese hätte ihre Application ebenso wohl an zwei oder an hundert Jung frauen machen können. Man kann nicht sagen, daß die Bedenken, die w»r hier gegen da- PUvth'sche Bild äußern, neue Ens
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview