Dresdner Journal : 03.05.1884

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Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberforstmeister Fried rich August Ludwig Freiherrn von Berlepsch in Grillenburg das Ritterkreuz 1. Klasse de« Verdienst orden- zu verleihen. Verordnung, die Gebühren für Erhebung der Einkommen steuer und für Besorgung der übrigen, den Gemeindebehörden bei der Einkommensteuer obliegenden Geschäfte in den Jahren 1884 und 1885 betreffend, vom 29. April 1884. Mit Bezug auf 8 78, Abs. 2 de- Einkommen steuergesetze- vom 2. Juli 1878 wird für die Jahre 1884 und 1885 die Gebühr für Erhebung der Einkommen steuer auf zwei Prozent und die Gebühr für die Besorgung der übrigen, den Gemeindebehörden nach Maßgabe deS Einkommensteuergesetzes und der dazu ge hörigen Ausführungsbestimmungen obliegen den Geschäfte für die Gemeinden, welchen die Anlegung der Kataster übertragen ist, auf ein Prozent und für die übrigen Gemeinden auf ein halbes Prozent der wirklich eingehenden Einkommensteuerbeiträgt hier- mit festgesetzt. Dresden, am 29. April 1884. Finanz-Ministerium. Krhr. von Könnrritz. Element». Bekanntmachung. In Gemäßheit der Verordnung der Königlichen Ministerien der Finanzen und des Innern, die StaatS - Prüfungen der Techniker betreffend, vom 24. De- cember 185l — Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1851 Seite 483 flg. — werden Diejenigen, welche sich der gedachten Prüfung für die Periode 1884/85 in einem der nachgenannten Fächer: 1) der Geodäsie; 2) dem Jngenieurfache im engern Sinne (Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasser bau); 3) dem Maschinenwesen für den Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasserbau, ingleichen für den Betrieb der Staatseisenbahnen; 4) dem Hoch- und Landbauwesen zu unterziehen beabsichtigen, hier durch aufgefordert, bis spätestens Ende Juni lfd. IS. sich mit einem schriftlichen Gesuche um Zulassung zur Staatsprüfung an die unterzeichnete Lommission zu wenden. Diesem Gesuche ist beizufügen: l) ein Zeugniß über die nach 8 6 der erwähnten Ministerial - Verordnung erforderlichen technischen und wissenschaftlichen Vor kenntnisse, 2) ein Ausweis darüber, daß der Gesuch- steller mindestens drei Jahre lang derjenigen Zweig der Technik, für welchen er die Prüfung abzulegen beabsichtigt, mit Erfolg praktisch geübt hat. (Vergl. § 7 der angezogenen Verordnung.) Der Ausweis unter 2 hat sich auf eine genaue Darlegung der hauptsächlichen Arbeiten , mit denen, und der Art und Weise, in welcher der PrüfungS- candidat dabei beschäftigt gewesen, unter Angabe der einzelnen Zeitabschnitte und unter specieller Bezeich» Feuiketo». Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag, den 1. Mai, wurde Wagner'S Oper „Der flie gende Holländer" unter Direction des Hrn. Kapell meisters Schuch gegeben. In der Titelrolle gastirte Hr. Greve. Der Eindruck seiner Leistung war im Ganzen günstiger, als in der Partie des Grafen Luna, denn es überwog dabei sehr die treffliche Wirkung deS kräftigen, männlich energischen Klanges und des Baß charakters seiner Stimme, welche für diese Partie den Vortheil einer wohlbeherrschten Tiefe gewährt. Auch für Modulation und Nüancirung des Tones und mu sikalisch belebende Behandlung des Vortrages erwies sich der Gast an manchen Stellen mit anerkennens- werthem Erfolge bestrebt, offenbar beeinflußt durch die hiesigen Proben. Damit konnte natürlich noch nicht ein warmer, dramatisch bewegter Vortrag voll charak teristischer und leidenschaftlicher Ausdrucksfähigkeit, mit Schwung und Steigerung erreicht und noch nicht die Figur deS zu unendlichem Leid und opfergieriger Zer störung verdammten und in seiner Verzweiflung von bitterm Trotz erfüllten Holländers gestaltet werden. Diese Ausgabe ist überhaupt ohne eine möglichst fer- tige, von Talent unterstützte Ausbildung im Spiele nicht zu lösen. Daß hierin und in der weitern ge sanglichen Ausbildung seiner schönen Stimmmittel Hr. Greve von glücklicher Begabung rasch gefördert werden möge, läßt sich nur aufrichtig wünschen. Die übrigen Leistungen iu dieser Oper — unter denen die mit nung der Bauausführungen, bei welchen er thätig ge wesen ist, sowie der von ihm gefertigten Projecte und schriftlichen Arbeiten zu erstrecken. Zugleich wird dem PrüfungScandidaten freigestellt, etwaige von ihm ber- rührende und durch den Druck veröffentlichte, in da- Gebiet der Technik einschlagende Arbeiten beizufügen. Im Uebrigen wird auf Grund der Bekanntmachung vom 11. Juli 1857 zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß ausnahmsweise auch außerhalb der vorgeschriebenen Frist Anmeldungen von PrüfungScandidaten zur Ab legung der Staatsprüfung angenommen werden. Dresden, am 29. April 1884. Die Königliche Commission für Staatsprüfungen der Techniker. von Thümmel. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. TageSgeschichte. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Rom, Donnerstag, 1. Mai, Abend-. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirteukam- mer wurde von der Regierung riu Bericht über dir am SV. März d. I. in Paris abgeschlossene Convention zum Schutze deS industriellen Eigen- thumS vorgelegt. Orsini kündigte auS Anlaß deS Projektes einer Weltausstellung in Rom eine Interpellation über die politischen uud die ökono mischen Verhältnisse Roms an. Die Sitzung mußte hierauf geschlossen werden, da sich di« Be- schlußunfähigkeit der Kammer herauSstrllte. London, Donnerstag, 1. Mai, AbendS. (W. T. B.) Im Oderhause wachte heute der Staats sekretär deS Auswärtigen, Earl Granville, Mit- thrilung davon, daß die Regierung behufS Unter suchung der Möglichkeit einer Modifikation deS ägyptischen LiquibationSgesetzeS eine Confrrenz vorgrschlagen habe. Die türkische Regierung habe auf den Vorschlag noch nicht geantwortet; Frank reich habe in höflichen Worten dem Vorschläge im Principe zugestiwmt, wünsche aber präliminare Detail-; die anderen Mächte hätten in den Vor schlag eingewilligt. Wie auS Birkenhead trlegraphirt wird, ist der am 11. vor. MtS. wegen Besitzes von Dyna mitbomben und Vorräthen von Nitroglycerin ver haftete Daly heute vor die Asfisen verwiesen wor den. Der Oberst Majeudi, Inspektor de- Spreng- stoffwesrnS, deponirtr, er habe mit den bei Daly gefundenen Bomben Versuche vorgenommen und sich dabei von ihrer im höchsten Grade gefähr- licheu Beschaffenheit überzeugt. Konstantinopel, Donnerstag, 1. Mai. (Tel. d. Polit. Corr.) Die während deS Aufenthalte- deS Kronprinzen Rudolf von Oesterreich-Ungarn in Konstantinopel durch Jradeh deS SultanS uirdergesetzte neue Ministerialcommission zur Be richterstattung über die Krage der Eisenbahnan- schlüsse hat nach 8 tägiger Thätigkeit ihre Arbeit beendet und ihren Bericht dem Großvezier Said Pascha übergeben. Letzterer unterbreitete daS auf Grund dieser Beschlüsse auSgearbeitete Projekt dem voller Hingebung lobenSwerth erreichte des Frl. Reuther (Senta) hervorgehoben sei — sind bekannt. L. B. Eine Schauspielerin. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Sie warf ihr Köpfchen halb auf. „Ach, so fordere doch für eine Königin kein Almosen! Wer sagt Dir, daß sie es nicht gar verschmähen würde t" Rasch und in warmer Empfindung faßte er ihre Hand. „Liebe ist nie ein Almosen, Mädchen, nein: ein Reichthum noch für den Reichsten! Sonst aber," fügte er hinzu, indem er unbewußt ihre Finger wie der aus den seinen gleiten ließ und ein glänzender, entzückter Ausdruck über seine Züge flog, „sonst hast du recht: Pauline ist nicht blos als eine Königin für die Bühne geboren, sie ist es auch für das Leben, und so kommt es denn manchmal über mich als ein Verwundern über mich selbst, daß ich nur gewagt habe, die Hand nach ihr auSzustreckcn und über das Glück, das mir dennoch zu Theil geworden ist!" Darauf nun hatte Hedwig nicht viel zu antworten» ihre Beschäftigungen nahmen sie wieder in Anspruch und deshalb kehrte denn auch Otto bald wieder zu seiner Mutter und Pauline, die er eine kurze Weile dem Gespräch mit einander überlassen hatte, zurück. An der letzter» hätte wohl auch ein schär feres Auge, als das des Verlobten in diesem Augenblick war, nicht- Ungewöhnliches, keine beson dere Erregung wahrzunehmen vermocht; dagegen wäre einem solchen vielleicht nicht entgangen, daß Frau Sultan zur Savction. Dasselbe wird in allernächster Zeit der Betrieb-gesellschaft der orientalischen Bahnen mitgetheilt «erden. ES schlägt vor, daß die auS der Vergangenheit datirendeu Differenzen mit der BetriebSgrftllschaft zunächst Io suspenso bleibe» und daß die BetriebSgesellschaft innerhalb Monatsfrist entweder ihre Zustimmung erkläre, oder Gegenvorschläge erstatte. Dresden, 2. Mai. Der Gesandte von China in Berlin, Li-Fong- Pao, ist gestern Mittags in Begleitung seines diplo matischen AdlatuS und DolmetschsecretärS 0r. Karl Traugott Kreyer und des Militärattaches, Obersten Tscheng-Ki-Tong nach Paris abgereist. Der in Berlin, Wien, Rom und dem Haaa beglaubigte chinesische Ge sandte Li Fong-Pao ist nämlich an Stelle des Marquis Tseng, des jetzigen chinesischen Gesandten bei den Regierungen von Paris, London und St. Petersburg, zum Gesandten Chinas in Paris er nannt worden. Selbstverständlich bedingt diese Er nennung die Abberufung des Marquis Tseng von sei nem Pariser Posten, aber auch nur von diesem; denn, wie man erfährt, behält Letzterer seine beiden anderen Gesandtenposten in London und St. Petersburg auch ferner inne, ebenso wie auch der Gesandte Li-Fong-Pao seine Beglaubigung in Berlin, Wien, Rom und dem Haag beibehält. Die Ernennung erfolgte in der Weise, daß Li-Fong-Pao zu seinen bisherigen Vertretungen Chinas in Europa diejenige in Paris sozusagen noch hinzubekam, ohne daß der Marquis Tseng nach China zurückberufen wurde. Ueber den Zweck dieser Veränderung in der Vertretung Chinas in Paris wird absolutes Stillschweigen beobachtet; in der von Li Fong-Pao geleiteten Gesandtschaft nimmt man eS bei ernsten diplomatischen Dingen auch mit der Diskretion sehr ernst. „Gleichwohl kann", wie die „ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, „der mit den Neben umständen und sonstigen hierauf Bezug habenden Ver hältnissen Vertraute über den Vorgang keinen Augen blick im Zweifel sein. ES handelt sich augenscheinlich um die Tonkinangelegenheit, welche dem MarquiS Tseng seiten des Pekinger auswärtigen Amtes nun mehr abgenommen und dem in derselben nach keiner Richtung hin cngagirten Li-Fong-Pao übertragen wird. Dies wünschte bekanntlich das Pariser Cabinet bereits im vorigen Jahre, ohne daß dazu damals die Zustimmung des chinesischen auswärtigen Amtes zu erhalten war. Konnte diese Uebertragung der Tonkin angelegenheit an Li-Fong-Pao bereits im vorigen Jahre erfolgen, wer weiß, ob das Blutvergießen von Sontay und Bac-Ninh nicht verhütet worden und der Tonkinstreit zwischen Frankreich und China nicht schon beigelegt worden wäre? ... Ob der jetzigen tatsächlichen Veränderung in der Pariser Gesandt schaft gleichfalls ein Wunsch Frankreichs zu Grunde liegt, weiß natürlich außer den Beteiligten Niemand. Unmöglich ist das nicht, wenn auch angenommen wer den muß, daß es der chinesischen Staatsleitung nur erwünscht sein kann, durch Wiederaufnahme der Ver handlungen durch einen ihrer Vertreter in Europa zu einem möglichst annehmbaren Abkommen mit Frank reich zu gelangen. Wahrscheinlich ist, daß dieser Wunsch aus beiden Seiten vorhanden war und man sich infolge dessen über diese Personalveränderung rasch einigte. Alle Ursache haben wir, anzunehmen, daß bei dieser Ernennung der Einfluß des mächtigen, jüngst erst wegen angeblichen „Mangels an Vorsicht" gerügten Vicekönigs des Pe-tschi-Li, Li-Hung-Tschang, Ausschlag gebend war, und daß, wenn Frankreich diese Veränderung wünschte, es sich nur an Li - Hung Tschang wenden mußte Und daß dies in irgend einer Form und Weije auch wirklich geschehen ist, da- v. Mellingen nicht völlig befriedigt schien, daß sie vielmehr mit einer geheimen Enttäuschung kämpfte — und wenn letztere auch nur darin bestehen mochte, daß eS ihr nicht möglich geworden war, Otto mit dem Beweise zu erfreuen, eS habe nur des kurzen Allein seins bedurft, um ihr das Herz seiner Braut nabe zu bringen. — Indessen gab ihr schon ein Blick auf den geliebten Sohn die ganze Zuversicht wieder; hatte ja doch schon die Berührung einer Saite in Paulinen's Brust ihre Wirkung gethan: und so legte sie, ohne viel nach einem weitern Uebergang zu suchen, ihre Hand auf die der Schwiegertochter und sagte: „Von Ihrer Mutter sprachen wir schon, mein Kind — lassen Sie unS noch mehr von ihr hören! Wie hieß — aus welcher Familie stammte sie?" „Ihr Name war derselbe, den ich trage!" gab Pauline etwas kurz zur Antwort. „Ah so", meinte Frau v. Mellingen halbfragend, „dann werden wir annehmen dürfen, daß Ihr Herr Vater eine Cousine geheirathet hat." Ueber Paulinen's Gesicht flog ein Schatten; die Wendung des Gesprächs schien ihr nicht angenehm zu sein, dennoch entgegnete sie ohne Zögern: „Meine Aeltern waren nicht mit einander verwandt — in keiner Weise. Als Frau führte meine Mutter allerdings den Namen ihre» ManneS; späterhin aber nahm ich den ihren an." Frau v. Mellingen machte ein verwundertes Ge sicht, während Otto auSrief: „Aber, Pauline, damit erfahre selbst ich etwas NeueSl Warum sagtest Du mir nie, daß Du nicht auf den Namen LeSkow getauft wärest?" Ihre Brauen zogen sich um ein fast Unmerklichr« für haben wir manches Anzeichen. Läßt ja auch die Person des neuen Gesandten in Paris, der ein Anhänger Li - Hung - Tschang'S ist, darüber keinen Zweifel, daß bei dieser Ernennung Li-Hung-Tschang die Hand im Spiele hat, ja daß er selbst di; diplo matische Oberleitung der Tonkinangelegenheit über nimmt und eS nun versucht, durch seine Diplomatie und nach seinen Intentionen und politischen Ansichten mit Frankreich wegen Tonkin und Anam zu einem Uebereinkommen zu gelangen. Selbstverständlich wer den durch diese Sachlage alle kriegerischen Befürchtun- gen augenblicklich in den Hintergrund gedrängt, wie ja überhaupt das Eingreifen des großen Reformchinesen in Tientsin ein eminent friedliches Anzeichen ist und sicherlich von den Sympathien der nicht direct be- theiligten civilisirten Welt begleitet sein wird." AuS Vorstehendem ergiebt sich die einflußreiche Stellung, welche sich der chinesische Gesandte in Berlin errungen hat; aber auch der vielgenannte Marquis Tseng, dem einige Pariser Blätter mit französischer Liebens würdigkeit bereits die Aussicht auf die in,China für unglückliche Diplomaten landesübliche Strafe des Ge pfähltwerdens eröffneten, ist keineswegs in Ungnade gefallen, sondern behält ferner die Vertretung Chinas in London und in St. Petersburg. Die „Agence HavaS" versichert, die chinesische Regierung habe frei willig der Mission Tseng'- ein Ende gemacht und Li- Fong-Pao interimistisch an dessen Stelle ernannt, uch die Pourparlers behufs eines definitiven Einver nehmens in Betreff des Tonkin zu eröffnen. Aus schlaggebend für die Abberufung des Marquis Tseng von Paris war ohne Zweifel der Einfluß des mäch tigen Vicekönigs Li-Hung-Tschang, oder, mit anderen Worten, die Personalveränderung in der Besetzung des chinesischen Gesandtschaftspostens bei der französischen Republik ist eine Folge des im Palaste von Peking kürzlich eingetretenen Regierungswechsels. Zur Be stätigung der friedlichen Bedeutung des letztern wurde schon früher darauf hingewiesen, daß der eigentliche Leiter der Friedenspartei, der Vicekönig von Pe-Tschi-Li, der oft genannte Li-Hung-Tschang, trotz seiner intimen Freundschaft mit dem gestürzten Prinzen Kong, in seiner Stellung verblieben und in keiner Weise be helligt worden sei. Andererseits nimmt man, einem Pariser Briefe der „Schlesischen Zeitung" zu folge, in Paris an, daß auch die französische Regierung bei den in Aussicht stehenden Friedensverhandlungen die Dinge nicht auf die Spitze treiben werde. Die von verschiedenen, als officiös geltenden Pariser Blättern vertretene Ansicht, Frankreich müsse von China eine auf 150 Millionen Frcs. zu bemessende Kriegsentschä digung verlangen und bis zur Bezahlung derselben ein Pfand nehmen, etwa die Insel Hainan oder den Hafen Canton besetzen, wird sich wohl als Schreckschuß er weisen, um den Sohn des Himmels nachgiebig zu stimmen. Jedenfalls dürfte der neue Vertreter Chinas bei der französischen Republik einen weit günstigern Boden für seine Mission finden, als sein Vorgänger, und man darf sich der Hoffnung hingeben, daß der den Welthandel vielfach störende Krieg im Tonkin bald sein Ende erreicht Wenn, wie der Telegraph aus London meldet, die „Morning Post" erfährt, Deutschland unterstütze Frankreichs Vorschläge zur Lö sung der Tonkinfrage, so klingt dies nicht unwahr scheinlich. Tagesgeschichte. Dre-den, 2. Mai. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg wird Sich heute Nachmittags in Begleitung deS Chefs deS Generalstabes, Obersten v. d. Planitz, und des Adjutanten beim Generalcommando, Majors Schmalz, nach Zittau begeben, um daselbst morgen den Besichtigungen der Bataillone des 3. Jnfanterie-Regi- zusammen. „Weil ich es beinahe vergessen hatte — eine Zeitlang wenigstens." „Und wer war denn also Dein Vater und wie nannte er sich?" fragte Otto mit einer gewissen Dringlichkeit. Eine Secunde lang schwieg Pauline, dann sagte sie mit einer eigenthümlichen herben Kürze im Ton: „Mein Vater war seiner Zeit Capitän der französischen Fremdenlegion in Algier gewesen; später hatte er keine Stellung mehr. Wir lebten in Prag, sein Name war v. Zerneck." „v. Zerneck?" rief Frau v. Mellingen, in deren Gesicht sich eine lebhafte und wie es schien, angenehme Ueberraschung malte, „den Namen hörte ich schon, wenn auch nicht gerade kürzlich! Ich denke, der Adel des Hauses muß ein guter, ich meine ein alter sein!" „Ein alter — es mag sein," sagte Pauline. „In dessen — die Familie hatte mehrere Zweige, glaube ich." „Aber ich fasse noch nicht —", begann Otto. Frau v. Mellingen, die seit einigen Augenblicken eine ganz heitere Miene angenommen hatte, fiel ihm ins Wort: „O, aber ich — ich fasse Alles!" rief sie auS. „Sie nahmen Anstand, mein Kind — und es war dies ja natürlich — den Namen Ihrer Familie auf die Bühne zu bringen, und Sie wählten für diese Zeit den einfacher» Ihrer Mutter; nun aber, ehe Sie den unsrigen annehmcn, werden Sie wieder als Frl. v. Zerneck vor die Welt treten!" „Sie irren, gnädige Frau," fiel Pauline rasch, aber bestimmt ein: „ich habe jedem Ansprüche an diesem Titel entsagt, oder vielmehr —" sie hob ihr Haupt bei diesen Worten mit einem gewissen Stolze empor —: „ich hab« mir da» gesetzliche Recht erworben, mich nach meiner Mutter, die ich mrhr lieble, als d?n