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Dresdner Journal : 01.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188406012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-01
- Monat1884-06
- Jahr1884
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- Dresdner Journal : 01.06.1884
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mungen über den neuesten Erfolg der französischen Eolonialpolitik ist gerade auf Rechnung diese- Punkte- gesetzt worden, welcher Englands ostasiatischen Handel mit einer Concurrenz bedroht, die bisher kaum in Be ttacht gekommen war. Dagegen ist merkwürdiger Weise in Frankreich selbst von den dem Handel des Landes eröffneten neuen Aussichten außerordentlich wenig die Rede gewesen. Freunde wie Gegner der Ferry'schen Regierung legten das Hauptgewicht auf die politische Seite des Tientsiner Vertrages, wahrend sie der commerziellen Errungenschaft trotz des be kannten, in dem heutigen Frankreich doppelt fühlbaren Judustriebedürsnisses nur beiläufig erwähnten. Eine Art Erklärung für diefe auffallende Erscheinung haben gewisse neuerdings veröffentlichte Auseinander setzungen des „Journal des DebatS" geboten. Das genannte Blatt machte geltend, daß die an der See und den Flüssen belegenen wichtigsten Städte Kuang-Si's und Kuang-Tung'S (zusammen über 7000 OMeilen groß und von etwa 40 Millionen Menschen bewohnt) dem europäischen Handel bereits seit 24 Jahren zugänglich seien und daß die Zeiten für den Beginn des Handels eines Binnenlandes in China wohl noch eine Weile auf sich warten lasten würden. Von Wichtigkeit sei allerdings die Erschließung des bisher streng gehüteten Ursprungslandes der hinter- indischen Flüsse, des Aünnan (öl20 lDMeilen mit 8 bis 10 Millionen Einwohnern), welches mit Anam und Tonkin durch den rothen Fluß direct ver bunden sei und von diesen Ländern aus zugänglich werde, sobald dieser im Sommer seichte Strom ge hörig regulirt und außerdem von den seine Sicherheit gefährdenden Flußpiraten befreit fei. Der Ver gleichung wegen sei daran erinnert, daß die 3 ge nannten Provinzen des himmlischen Reiches erheblich größer und menschenreicher, als das gesammte deutsche Reich mit seinen 9818 LüMeilen und 4ö Millionen Einwohnern sind. Der Gothasche Kalender schlägt die Bevölkerung Hünnans und Kuang-Si's allerdings sehr viel niedriger an, als Daniel's Geographie und die englischen Handbücher thun. „Es hätte", meint der „Hamburgische Correspon- dent", „hmzugefügt werden können, daß das größten- theils von Muhamedanern bewohnte Jünnan europä ischer Cultur zugänglicher ist, als das eigentliche China, dessen eigenthümliche Cultur- und Staatsformen in diesem durch Eroberung erworbenen Landestheile nur unfreiwillig angenommen wurden, und daß zwischen Dünnanesen und Anamiten vielfache Handelsbeziehun gen bestehen. Nun machen freilich die „Döbats" mit Fug und Recht geltend, daß die volle Schiffbarmachung des rothen Flusses nicht von heute auf morgen zu be werkstelligen sein werde, und daß es ebenso mit der Ausrottung der Piraterei gute Wege haben dürfte; die Gleichgiltigkeit, mit welcher die in Rede stehende Aussicht auf Erweiterung des französischen Handels- gebieteS ausgenommen wird, bleibt aber nichtsdesto weniger auffallend. Im Wesentlichen dürfte die Sache daraus zu erklären sein, daß der französische Handel in China bisher ein höchst unbedeutender gewesen ist, und daß die Franzosen trotz ihrer sonstigen Eigenliebe selbst zu wissen glauben, daß ihnen zur Ausbeutung der neugewonnenen Vortheile das gehörige Zeug fehle. Seit Jahr und Tag haben die Franzosen in China beständig Rückschritte gemacht. Nach uns vorliegenden Notizen übertrifft die Zahl der nach China kommen den deutschen Schiffe diejenige der französischen gegen wärtig um mehr, als das Neunfache. Auf 9973 eng lische, 1983 deutsche und 1018 amerikanische Schiffe kamen im Jahre 1878 etwa 174 französische Fahr zeuge mit zusammen 160073 Tonnen. Im Jahre 1882 zählte man 1864 deutsche, 762 amerikanische und 192 französische Schiffe; auf England aber kamen 14 337 Fahrzeuge mit mehr, als 10 Mil lionen Tonnen. Außer den genannten Ländern hatten auch noch Rußland und Japan an dem chinesischen Handel stärkern Antheil, als Frankreich, das seine in den Jahren 1857 und 1860 errungenen politischen Vortheile niemals gehörig auszubeuten verstanden hat. In den 16 chinesischen Tractatshäfen war die Zahl deutscher Firmen bereits vor 8 Jahren mehr, als 4 Mal so groß, als diejenige der französischen, und be schränkte die französische Einwohnerschaft dieser Plätze sich auf weniger, als 300 Köpfe — weniger, als den fünften Theil der englischen Einwohnerschaft. Die seitdem eingetretenen Veränderungen sind den Fran zosen so wenig günstige gewesen, daß man 1882 neben 298 englischen 56 deutsche, 24 amerikanische und nur 12 französische Firmen zählte, obgleich die Zahl der französischen Einwohner in den Tractatshäfen auf 335 Sonne es befcheint, besonders grell von der glitzernden weißen Decke absticht. Auf dem weiten Bilde ist kaum die Spur eines Waldes zu entdecken, nirgends grüne Matten, nirgends derSilber- saden eines strömenden Flusses, kein Dorf, kein Kirchlein, dessen Thurm gen Himmel zeigt; nirgends ist Leben und Bewegung, überall tiefe Ruhe und Todesstille. Die tiefen Thalrinnen, die den Fuß des Bergkolosses um ziehen, auf dem wir stehen, versinken mit ihren Wän den in duftigblaue Schatten. Die hier und dort etwas sichtbaren Plateauflächen, die sich zwischen den Bergen auLbreiten, tragen ein gelbgraues, erdfarbenes Gewand. Wie der Stern eines brechenden Auge-, so licht- und kraftlos fcheinen aus einigen fernen Fels winkeln die Enden der einsamen Hochgebirgsseen her vor, etwas Abwechselung in die versteinerte Welt des HochgebirgS bringend. Und doch streift da- forschende Auge von der breiten, stumpfen Pyramide der Snee- hätta im hohen Dovre südwärts dis zu dem blauen Höhenzug, der das Valdersthal begrenzt und westwärts bis zur Lodalskaabe, der stumpfen, schwarzen Säule, die JustedalSbrae überragt, die kolossalste aller der Firn- und Gletschermassen, die auf dem europäischen Festlande lagern. Und doch durchsucht das Auge einen Kreis, dessen kleinster Durchmesser, als Luftlinie ge messen, mehr als 20 geographische Meilen hält. Kein Blick von irgend einer Spitze der Schweiz oder des tiroler Landes kann sich mit der wilden Erhaben heit des GaldhöpigpanoramaS messen. Denn jene Schweizer Berge zeigen zumeist neben der grandiosen Pracht der ewigen Winters die mildernde Anmuth sprossender Regionen, heiterer Thalgehänge, dunkler Wälder, lächelnder Seen und fruchtbarer Ebenen, auf angewachsen war und die Zahl der Deutschen immer noch weniger, als 500 betrug. Gegenüber einer so ungünstigen Entwickelung des französisch-chinesischen Handels erscheint es in der Thal begreiflich, wenn die Franzosen die Empfindung haben, daß die ihnen zugefalleneil Bortheile vor der Hand unbenutzt blei ben werden. Dafür läßt sich für uns hoffen, daß die Frankreich gemachten Zugeständnisse dem China be freundeten deutschen Reiche nicht lange vorettlhalten bleiben werden, — Deutschland und der deutsche Han del aber würden von der Eröffnung des Dünnan und Kuang-Si's binnen kürzester Zeit Nutzen ru ziehen wissen. Daß der Abschluß des Vertrags von Tientsin mit den Plänen der ReichSreqierung zur Erweiterung unserer asiatischen Dampserllnien zusammengetroffeu ist, legt den Gedanken nahe, daß bei Ausführung diese- Unternehmens die neugeschaffenen chinesischen Verhältnisse mit in Betracht gezogen werden dürften. " Laytszeschichtk. * Berlin, 30. Mai. In der unter dem Vorsitze des StaatsministerS v. Bötticher gestern abgehalteneu Plenarsitzung des Bundesraths wurden den zustän digen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen: die Beschlüsse des Reichstags zu den« Berichte der Reichs schuldencommission und zu einer Eingabe wegen Rück erstattung überhobenen Zolles für gesägte Marmor platten; die Gesetzentwürfe, betreffend die Besteuerung des Zuckers, und betreffend die Abänderung des Zoll- tarisgesetzes vom 15. Juli 1879; die unterm 13. Mai d. I. im Haag unterzeichnete Literarconvention mit den Niederlanden. Der Vorsitzende machte der Ver sammlung Mittheilung von der aus Veranlassung der Grundsteinlegung für das Reichstagsgebäude bevor stehenden Feier. Bei der Neuwahl der vom Bundes- rath zu ernennenden Mitglieder des Curatoriums der Reichsbank wurden die bisherigen Mitglieder wieder- gemählt. Gemäß einen« Ausschußantrage wurde be schlossen, die Carbolsäure als Denaturirungsmittel für Salz fernerhin nicht mehr zuzulasten. Dem von dem Reichstage in veränderter Fassung angenommenen Entwurf eines Gesetzes über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren ertheilte die Versammlung die Zu stimmung Schließlich wurden für die Verhandlungen iin Reichstage Commissare gewählt. — In der gestrigen Sitzung des Bundesraths sind abgesehen von obigen Gegenständen, über deren Erledigung osficiell berichlel wird, nach einer Notiz der „N. Pr. Ztg." seiten des Staatsministers v. Bötticher Mittheilungen über die Grundsteinlegung für das neue Reichstagsge bäude gemacht worden, aus denen hervorgeht, daß die Feier in knappster Form sich vollziehen soll. Weder von Seiten des Bundesraths, noch von Seiten des Präsidiums des Reichstags sollen Reden gehalten werten. Wie aus Regierungskreisen verlautet, wird Fürst Bismarck kurz vor der Grundsteinlegung wieder hier eintreffen und sich an dem Festacte neben Sr. Majestät dem Kaiser insofern besonders beiheiligen, als er voraussichtlich die Bauurkunde verlesen wird. Abgesehen von den Mitgliedern der unmittelbar betheiligten legislatorischen Körperschaften und den Reichsbehörden sollen auch Einladungen ergehen an Ritter des schwarzen Adlcr- ordens und Generäle, welche hervorragenden Antheil an den Kämpfen der Jahre 1870/71 gehabt haben. Darüber, daß die deutschen Reichsfürsten Einladungen erhalten hätten oder solche überhaupt noch ergehen würden, verlautete bisher nichts. Auch werden Zweifel darüber laut, daß eine solche Absicht überhaupt be steht, da der vorhandene Festraum mit der beabsich tigten Eintheilung hierzu kaum hinreichend sein dürste. — Der chinesische Gesandte Li-Fong-Pao ist gestern Abend mit dem Gesandtschaftssecretär Or. Karl Kreyer aus Paris hier nieder eingetroffen. Die Hierherkunft des Gesandten erfolgte, weil augenblicklich in Paris Nichts vorliegt, was seine Anwesenheit daselbst bedingt, während hier zahlreiche dringende Gejandtschaftsagenden der Erledigung harren, welche die Anwesenheit des Ge sandten und seines Milarbeiters Or. Kreyer erfordern. Tie Rückkehr des Gesandten nach Paris dürfte daher kaum vor den nächsten 4 Wochen erfolgen, während welcher Zeit der in Paris zurückgebliebene Legations- secretär, Oberst Tscheng-Ki-Tong, mit Wahrnehmung der Geschäfte der dortigen Gesandtschaft betraut ist. Demselben sind überdies der Attache Khu von der hiesigen chinesischen Gesandtschaft und weitere 5 Mit glieder der frühern Pariser chinesischen Gesandtschaft, welche vom Gesandten Li-Fong-Pao gelegentlich des Abganges des Marquis Tseng von Paris daselbst zu- rückbehalteu wurden, beigegebeu. Das Tseng jche Ge welche Hütten und Weiler, Dörfer und Städte hingesetzt erscheinen, als wären sie ans einer Schachtel mit Spiel zeug genommen." Dieses farbenfrijche Bild, welches wir gegeben, ist aus König'- „Untersuchungen über die Theorie der wechselnden continentalen und insularen Klimate" ge nommen, einer Arbeit, von welcher wir einige Ab schnitte i«n „Verein für Erdkunde" vortragen hörten. Diese im „Kosmos" publicirten Aufsätze gewähren ein hohes Interesse und sind von bleibendem Werthe; denn sie prüfen in eingehendster Weise, ob die norwegische Pflanzenwelt durch ihre eigenartige Vertheilung ge nügenden Anlaß giebt, einen Wechsel im Klima vorauS- zusetzen, einen Wechsel, wie ihn etwa die Verschie bungen der Elemente der Erdbahn vermuthen lasten. Hr. Oberlehrer König, welcher die flöristischen Ver hältnisse Norwegens nicht nur fesselnd beschreibt, son dern auch naturgemäß erklärt, verneint den gemuth maßten Wechsel. Er ist viel zu viel Geograph, nm bei dieser Frage den Boden unter den Füßen zu ver lieren. Das norwegische Klima, ein Repräsentant des Klimas von ganz Nordwesteuropa, ist fest mit der Lage und geologischen Geschichte Skandinaviens ver bunden. Beide, nne Hr. Oberlehrer König mit großer Sachkenntniß auSsührt, plaidiren dafür, daß Norwegen in der jüngstvergangenen geologischen Periode strengere und längere Winter hatte, als heute. Damals war die Nord'ee bis auf die sogenannte norwegische Rinne trockene- Land, und ein schmaler Golf reichte vom weißen Meere bi- nach Lhristiania, wie die Relicten- seen in Rußland und Schweden beweisen. Je mehr die Nordsee infolge säcularer Senkung sich erweiterte und unser Doppelcontivent im Norden an Land (da- sandstchaftS- und Dolmetscherpersonal hat übrigen- PariS mit dem Marquis Tseng zu gleicher Zeit ver lassen. Ueber eine etwaige Fisher noch nicht voraus- gesehene Veränderung de- Personals der hiesigen Ge- saudtschäst gelegentlich der für die nächsten Monate noch nicht in Aussicht stehenden Rückkehr de- Gesandten Li-Fong-Pao nach China dürften bezügliche Ver fügungen erst nach dem Eintreffen de- neuen chi nesischen Gesandten Shu-Tsing-Tscheng getroffen wer den. Vorläufig wird bekannt, daß gleich wie vr Kreier zum Beamten zweiter Elaste befördert und Oberst Tscheng-Ki-Tong zum LegationSsecretär ernannt wurden, auch der LegationSsecretär Tsien-The-Pei und der bekannte Attach« King-Jn-Thay in Anerkennung ihrer nahezu 7 jährigen Dienstzeit bei der Berliner chinesischen Gesandtschaft mit je einem Beamtengrad höherer Elaste ihrer früheren Charge ausgezeichnet wurden. Die Beamten Tsien-The-Pei und King-Jn- Thay, wie auch der zur Zeit auf einer Urlaubsreife nach China befindliche mehrerwähnte junge Mandschu- chinese Ding-Tchang-Wulo waren nämlich bereits mit dem frühern hiesigen chinesischen Gesandte« Liu-Ka- Den nach Berlin gekommen und sind somit die ältesten Mitglieder der hiesigen chinesischen Gesandtschaft. Münch»», 29. Mai. Das Collegium der Ge meindebevollmächtigten hat in heutiger, nicht öffentlicher Sitzung dem Beschluß des Magistrats, zum Vl1l. deutschen Bundesschießen eine Deputation beider Gemeindecollegten nach Leipzig zu senden und zum Festschießen eine Ehrengabe im Werthe von 1(X>0 M. zu widmen, beigestimmt, und zwar, wie die „Allg. Ztg." hört, mit Einstimmigkeit. Schwcrin, 29. Mai. Wie man der „N. Pr.Ztg." berichtet, ist gestern früh H7 Uhr in Venedig Ihre Hoheit die Frau Herzogin Marie von Mecklenburg- Schwerin, Gemahlin des Herzogs Paul Friedrich, von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. / r Weimar, 30. Mai. Die Frau Prinzessin Marie der Niederlande geborne Prinzessin von Preußen traf heute zum Besuche des großherzogl. Hofes hierselbst ein. — Die Neuregelung der Ein- tommensteuergesetzgebung im Großherzogthume, die mit dem 1. Januar d I. in Kraft getreten ist, gewährt bekanntlich den unteren Schichten der Bevölke rung eine nicht unerhebliche Steuererleichterung, wäh rend sie allerdings durch Einführung der Progression die wohlhabenden Classen stärker belastet. Das Er tragniß dieser Steuer wird, wie sich jetzt mit voller Bestimmtheit sagen läßt, nachdem die Steuerlisten end- giltig aufgestellt sind, die früheren Erträge erheblich übersteigen. Von vornherein war bestimmt worden, daß der Landtag im Herbst d. Js. zusammen treten solle, um zu beschließen, ob, iin Falle der Voranschlag überstiegen werde, eine allgemeine Herabsetzung der Steuer oder eine weitere Entlastung der Unteren Elasten eintreten solle. * Coburg, 29. Mai. Vorgestern Vormittag- 8 Uhr begann hier die Leichenfeier für den in Wien verstorbenen Prinzen Leopold von Coburg-Gotha, zu deren Beiwohnung der regierende Herzog, Prinz Philipp von Coburg-Gotha und der Graf zu Oren burg anwesend waren. Die Königin Victoria von England ließ durch ihren Gesandten einen Kranz auf den Sarg niederlegen mit der Inschrift: „Ein Zeichen der herzlichen Freundschaft Seiner Cousine Victoria U. u. 3." Ebenso sandte Prinzessin Friederike ».Han nover einen Kranz. Der Leichenzug bewegte sich vom Bahnhofe nach dem Mausoleum, iu dessen Vorhalle außer den genannten Fürsten die coburgischen Hof- und Staatsbeamten, die Spitzen der Stadtbehörden, die Geistlichkeit und die Lehrer Aufstellung genommen hatten. Die Einsegnung vollzog der katholische Geist liche, dann folgte ein Requiem und die Einsenkung der Leiche. Prinz Philipp ist vorgestern Abends wieder nach Wien zurückgereist. * Wien, 30. Mai. Die gemischte Commission zur Regulirung der Grenzen zwischen Rumänien und Oesterreich-Ungarn ist in Czernowitz zusammengetre ten, um ihre seit dem Winter unterbrochene Thätigkeit fortzusetzen. Die nächsten Arbeiten bezwecken die Fixirung der Grenzen längs des Pruth bis Dorna und von« Rothenthurmpasfe bis Turn-Severin. Ru mänien hat in der Commission 3 Vertreter, darunter den General Pencovicft Oesterreich ist durch den Re- gicrungsrath Grafen Kielmansegg, den Baurath Paw lowski von der Bukowinaer Landesregierung und den Obersten des Generalstabscorps, Ludwig Fabini, als De- legirten des Kriegsministeriums vertreten. — Die nächst monatliche Schwurgerichtssession beginnt am l6. Juni. Das Ausnahmegericht beginnt aber gleich nach den Pfingst- ganze Sibirien) gewann, desto kräftiger floß der Aequatorialstrom, desto tiefer bettete derselbe den Golf strom, desto weiter verbreitete sich der au- dem Süden kommende Luftstrom über Skandinavien, aber auch über Deutschland und Frankreich. Hierin findet Ht. König die Erklärung, weshalb das Klima der Eiszeit nach und nach zuin heutigen Klima wurde. Also ohne einem regelmäßigen Wechsel von zehn Perioden seit der Eiszeit Raum zu geben, sprechen diese Thatsachen ent schieden dafür, daß nach und nach sich das gleich mäßige, milde und feuchte Klima herausgebildet hat, das wir jetzt genießen. e. Pbotogravuren. Was Kupferstich und Radirung zu leisten vermag, weiß Jeder, der sich mit Kunst werken dieser Art beschäftigt hat; was die Photographie bieten kann, ist auch nicht unbekannt. Unsere Gegen wart verbindet nun Beides und erreicht bereits auf diese Art Resultate, die selbst den Kenner überraschen. Es sind soeben im Verlag von E. Schulte in Düssel dorf zwei Blätter erschienen, die ihre nächsten Vor gänger in räumlicher wie in künstlerischer Ausdehnung weit überflügeln; es sind dies zwei von Goupil u. Co. in Paris ausgeführte Photogravuren nach zwei Hauptbildern des Andreas Achenbach, des Haupt- meister- landschaftlicher Darstellung unserer Zeit. Merkwürdiger Weise ist bis jetzt äußerst wenig nach seinen Gemälden gestochen worden, neben einem nor wegischen Wasserfall von C. Post und einem nordischen Kieferwald von Abbema sind nur einige Lithographien bekannt. Die beiden Pendant- (Stichgröße 67^ em Höhe bi- 52>- cw Breite) stellen zwei Hauptwerke des Meisters dar, eint GebirgSmühle nach einem feierlagen zu fungiren und die Anarchistenprocesse fortzusetzen. Die Verhandlung gegen Hermann Stell macher findet im ersten Drittel de- künftigen Monat- unttr Ausschluß der Oeffentlichkeit Statt. Die Ver handlung gegen Anton Kammerer vor dem hiesigen Garnisongerichte dürfte ihr sehr rasch folgen Der Staatsanwalt vr. v. Pester hat die Nichtigkeitsbe schwerde gegen da- freisprechende Urtheil bezüglich drt Johann Ondra zurückgezogen. Infolge dessen wurde Ondra au- der landesgerichtlichen Haft entlassen. — Aus Olmütz telegraphirt man der „N. ft. Pr.": Gestern wurden in Kojetei.l nach vorgenommener Haussuchung die Socialist eu Navratil, Schreiber, Staßnek und Raubal verhaftet und gefesselt nach Olmütz gebracht. Socialistische Schriften wurden bei den Verhafteten vorgefundeü. Buda-Pest, 29. Mai. In Bezug auf den Wahl- kampf in Ungarn und der siebenbürger Sachsen schreibt man der „Schles. Ztg ": Seit der Wahl bewegung in Ungarn hat sich daselbst eine ganz neue Industrie entwickelt, welche Waffen zum Kampfe für die Parteien erzeugt und liefert. Allerdings bestehen diese Waffen nur in den sogenannten Kortesch-(Cortege-) Ausrüstungsgegenständen, als da sind: Fahnen mit Inschriften, Federn u. dergl. zur Ausschmückung der Parteiagenten und ihrer Banderien bei Wahl versammlungen und Aufzügen. Solche Handlungen schießen jetzt wie Pilze au- der Erde und ver senden ihre PreiScouronte an alle Candidaten ohne Unterschied der Parteistellung, ES wäre interessant, zu berechnen, was nur die Beschaffung dieser äußeren Agitation-mittel dem Lande kostet, gan» zu geschweige!« von den BtstechunaSgeldern und von dem Weine, der bei den Wahlen «n Strömen fließt. DaS sächsische Volk in Siebenbürgen wird nach wie vor in seiner reservirten Stellung bleiben. In den sächsischen Wahl kreisen hat bisher die Corruption nicht Fuß fassen können, obwohl es an Versuchen magyarischerseits nicht gefehlt hat. Da« Erscheinen der magyarischen Wähler mit Zigeunermusik und Banderien entlockt dem ernsten sächsischen Wähler, der still und würdig zur Wahl urne schreitet, höchstens ein Lächeln des Bedauerns. Seit 16 Jahren führen die sächsischen Abgeordneten und mit ihnen das ganze sächsische Volk den schweren Kampf für die höchsten Güter, für die Erhaltung des Volksthums, für deutsche Sprache und Gesittung — und se«t 16 Jahren hat eS keinen Erfolg, nur Nieder lagen zu verzeichnen. Es gab oft Momente, wo es der Muth zu verlassen und Alles verloren schien. Aber immer wieder hat es sich ermannt und hat seine Pflicht gethan, ohne nach dein Erfolge zu fragen. Und heute, wo es beinahe aus feinet letzten Position hinausgedrängt ist, ist es so entschlossen, wie zuvor, den Kampf für seine nationale Existenz weiter zu führen. Es ist auch zuversichtlich zu erwarten, daß die volk-treuen sächsischen Abgeordneten in ihrer früher« Stärke von 10 bis 12 Abgeordneten in den Reichstag gewählt werden, obwohl es die Gegenpartei an mannichsacher Versuchung nicht wird fehlen lassen. Pari-, 29. Ma«. Einer Depesche aus Saigun zufolge traf der diesseitige Gesandte Pate- notre heute mit einem imposanten Gefolge aus Marine- truppen in Hu« ein. Sobald er dort die Ausgabe, den Vertrag von Huö im Einvernehmen mit Anam abzuändrrn, d. h. ihm die chinesischerseits beanstandeten Punkte zu benehmen, erledigt hat, wird er seine Reise nach China fortsetzen, um dort über den Abschluß des endgiltigen Friedensvertrages, der in den Präliminarien von Tientsin vorgesehen ist, zu unterhandeln. — Wie dem „Standard" aus Hongkong telegraphirt wird, hat man in China jenen Präliminarverlrag mit sehr geringer Befriedigung ausgenommen und es sind an den Kaiser nicht weniger als 47 Gesuche gerichtet worden, welche verlangen, daß Li-Hung-Tschang, der Vicekönig des Pestchili, in Anklagestand versetzt werde. Infolge dieser imponirenden Kundgebung habe Li-Hung-Tschang darum gebeten, sich vom öffentlichen Leben zurück zuziehen. Der „Temps" räth, den 1. Theil dieser Meldung mit Vorsicht aufzunehmen, und spricht dem 2. jede Wichtigkeit ab, da China in militärischer Hin sicht seit 5 oder 6 Jahren keinen Fortschritt, sondern eher Rückschritte gemacht habe, also gezwungen sein werde, sich den Friedensbedingungen von Tientsin aus jeden Fall zu unterwerfen. Pari-, 30. Mai. (Tel.) Der Senat hat heute mit 160 gegen 119 Stimmen einen Antrag auf Aus hebung des Gesetze- vom Jahre 1816 angenommen, durch welches die Ehescheidung aufgehoben wurde. Bern, 30. Mai. In Bezug auf die Gotthard- bahn wird von der Bundeskanzlei Folgendes Ustge- Wolkenbruch, der den Mühlbach so stark angeschwollen hat, daß er den Votdergbund fast überschwemmt; das andere ein Seestück; im Schein des Mondes fährt das Dampfschlff, mit den Wellen kämpfend, die sich am Damme brechen, au- dem Hafen. Wer vor einem schwarzen Kupferstich sich die Farben des Gemäldes hinzudenken kann, wird sich an den beiden Blättern erfreuen können, da durch die photographische Auf nahme zugleich die Technik, die Pinselführung der Originale, mit auch die harmonische Zusymmenstimmung der Töne getreu wiebetgegeben ist und eine Wirkung ausübt, als ob man vor den Originalen stände. Von den letzteren sind hier auch solche gewählt worden, die den Meister vorzüglich charakterstiren und seine Eigenart, die markige Kraft seiner Pinselführung, die Meisterschaft seine- Vortrag- zum eminentesten Aus druck bringen. Theatet. Franz Bitton hat da- classisch« alt spanische Lustspiel: „1» vvräack «ospsebo»»", von Don Juan Ruiz de Alarcon y Mendoza, für die deutsche Bühne bearbeitet und unter dtm Titel: „Der Lügner" jetzt im Druck erscheinen lassen. ES war vielleicht eine glückliche Idee, dieses Lustspiel eine- der bedeutendsten spanischen Dichter, eine- Zeitgenossen Calderon'S und Moreto'-, der deutschen Bühne zuzuführen. Da- Stück (1621 gedichtet) zeichnet sich durch Leben-wahr- heit und lieben-lvürdigen Humor aus. Die ursprüng lichen 11 Verwandlungen bei Originals sind iu 5 zusammengezög-n worden, so daß der erste und dritte Auszug ohne Scenenwechsel stattfinden kann. Die wichtigste Aenderung hat der Bttrbttter am Lchlusst de- Lustspiel- vorgenommerf, wo in dem spanische,
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