Dresdner Journal : 09.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188407095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-09
- Monat1884-07
- Jahr1884
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907
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- Titel
- Dresdner Journal : 09.07.1884
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V188. Mittwoch, dm 9. Aull. 1884. Iw z»u»»»» ä«»t»ed»» L«ted»: ^Lkrlivk: .... 18 jLXrlioX: 4 A»rk 8V kk. e:iuL«1oo Hunuosr«: 10 k5. I 4»»«rk»1d äe» <teut»obe, ! Ksicüe, tritt kc»t- nr>a 8towp«l»u»rül»^ üli»»u l»»«r»1eopret»e: S'Sr 6«u Ktmw viosr 8sk«p»It«iisn LO ?f Unter äi« 2silv 80 kk. Lei l'ndeUvn- un<l 2i§srn»»tt 80 1b Lrsekelne» r Tk^Iicb mit Xuinskm« äer 8onn- un<1 keiertn^e XdsnU, für U«n f'il^rxl^n 1'n.lr. DreMerIourM. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ln8«r»ten»uu»t»n>« »usntlrt»: Lsipil»: H. Lran<1«tetter, 6ou»oi»«onLr äs» vrs»äo«r äournni»; Lnwdnr, >«rttn -Vi»o 1«tp«tU Ni»l Nr»»i»u »ritkNirl ». N : //aa»«cÄ«n <t ^vAirr, 8»rU»-Vi»o S»»dur^- kr»U - l^lpitx kr»»>ltnrt ». H. M4»e8»»: ^uä. , N«rU»: /-»ratittenctant, /!,. <8c8/otte, kr»»!»u: /. LtanA««'» Lureau <Lmii Xc>dc«tX),' rrnoictnrt » » : ^tieAer'svks UuokknnälunF; OkrM«: O ^f<A/rr; L»n»or»r: 6. LcXU«)«»', k»ri» L«rlin - Vr»nkknrt ». ».- 8t»u,»rt: Da-t»eF 6o , Lnwdnrx t ^tci. üteiE. ller»n«x«derr XSvisl. Lrpeäitiov äs» vre»äoer äonrn»!», vrsxäsn, 7.vin«r<>r9trs>>9s k^o SO tliMamtlicher Lheil. Neberlicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Post.) Tage-geschichte. (Berlin. Schwerin. Wien. Prag. Brünn. Paris. Marseille. London. Belgrad. Washington. New-Uork.) Dresdner Nachrichten. Proviuzialuachrichteu. (Hainichen. Döbeln. Wald» heim. Zittam) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Betriebsergebviffe der unter k. s. Staatsverwal ¬ tung stehenden Eisenbahnen. (Kohlentransport.) UnglücksfLlle in der Provinz. Lermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. Eiugesandtes. Keuilleton. Lotteriegewinnliste vom 7. Juli. Juserat». Tageskalender. Beilage. Börseunachrichten. Telegraphische Witteruug-bericht«. Telegraphische Nachrichten. Karlsruhe, Moutag, 7. Juli, Abends. (W. T. B.) Der Präsident deS Ministerium- der Justiz, des CultuS und deS Unterricht-, vr. Nokk, ist zum TtaatSrath ernannt worden. Wien, DievStag, 8. Juli. (Tel. d. DreSdn- Jourm) Die amtliche „Wiener Zeitung" publieirt den StaatSvrrtrag vom 5. Mai d. I. zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Königreiche Sachsen, betreffend mehrere Eisenbahnanschlüffe an der österreichisch-sächsischen LandeSgrrnze. Pola, Montag, 7. Juli. (W. T. B.) Der Kaiser und Kronprinz Rudolf find heute Morgen 6 Uhr hier eingetroffeu und von der Bevölkerung mit enthusiastischen Kundgebungen empfangen wor den. Rach der Besichtigung der Land- und Lee- truppea und dem Besucht der Befestigung-Werke begaben sich der Kaiser und der Kronprinz unter lebhaften Hurrahrufen der versammelten Volks menge und unter dem Salutschießen der Kanonen an Bord der kaiserl. Dacht „Miramar", wo da- kaiserl. Hoflager aufgeschlagen wurde und wo der Kaiser alsbald Meldungen rutgegenuahm und De- putaiionen empfing. Paris, Montag, 7. Juli, Nachmittag-. (W. T B.) Ja der Deputirtenkammer erklärte der Ministerpräsident Ferry, er habe heute Vormittag die mü der Genehmigung der kaiserl. chinesischen Re- gierung versehene Urkunde über den Vertrag von Tientsin erhalten. Der Vertrag sei von den Chinesen verletzt worden, die Chinesen hätten das Feuer auf die französischen Truppen unter Umständen eröffnet, die außer Zweifel stellten, daß eS sich um einen hinter listigen Ueberfall gehandelt habe, es fei daher eine Genugthuung nothwendig. Die Regierung habe es, nachdem sie im Monat Mai d. I. auf eine Kriegs entschädigung feiten Chinas verzichtet, für ihre Pflicht gehalten, die chinesische Regierung daran erinnern zu müssen, daß derartige Vertragsverletzungen bezahlt werden müßten oder eine Genugthuung erheischten. Die Regierung erwarte die Antwort der chinesischen Regierung, sei indeß inzwischen in der Lage, den Ver trägen Achtung zu verschaffen und sie werde dies mit Mäßigung aber mit einer durch nichts zu erschüttern den Festigkeit thun. (Beifall.) Ju parlamentarischen Kreisen heißt e-, die Regierung werde eine Entschädigung von 25V Millionen von China fordern. Pari-, Montag, 7. Juli, AbendS. (W.T.B.) Mehrere Abendblätter wollen wissen, daß die fran zösischen Truppen al« Garantie für die Bezah lung einer Kriegsentschädigung durch China ge wisse Punkte an der chinesischen Küste und nament lich daS Arsenal von Kutschau besetzen würden. DaS Journal „Aranyais" erklärt daS Gerücht von einer ernsten Erkrankung deS HerzogS v. Au male für unbegründet. Rom, Montag, 7. Juli, AbendS. (W. T. B.) DaS hiesige Geschworenengericht hat den Ange klagten Bajo der Ermordung Decesare'S schuldig erklärt und zum Tode verurtheilt. Loudon, Montag, 7. Juli, AbendS. (W.T.B.) Im Unterhause erklärte der Kanzler der Schatzkammer, Childers, für die nächste Sitzung der Conferenz sei noch kein bestimmter Tag festgesetzt, die Finanzdelegirten seien aber eifrig mit ihren Arbeiten beschäftigt. — Der Unterstaats- secretär im Departement der Colonien, Ashley, theilte mit, Lord Derby habe die australischen Colonien be nachrichtigt, daß ein Obercommissar oder ein depu- tirter Commissar mit weitgehenden Vollmachten auf der Ostküste von Neuguinea oder in der Nähe dieser Küste stationirt werden könne, um namens der Königin den Schutz über jene Küste auSzuüben, und daß dieser Commissar sofort ernannt werden solle, wenn die Co lonien für das Jahr bis zum 1. Juni l885 eine Bei steuer von 15 (XX) Pfd. Sterl, leisten würden. Die australischen Colonien hätten diese Beisteuer soeben bewilligt, die Ernennung eines Commissar werde daher in aller Kürze erfolgen. Konstantinopel, Dien-tag, 8. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ju Varna und beim Eintritt in den Bosporus ist eine ärztliche Untersuchung der nach Konstantinopel Reisenden angeordnet worden. Washington, Montag, 7. Juli. (W. T. B.) Der Congreß hat sich heute vertagt. DrkSden, 8. Juli. Die Aufgaben des preußischen StaatsratHS geben gegenwärtig zu vielen oft willkürlichen Ver muthungen Anlaß. Diesen verschiedenen Unterstellungen gegenüber darf man daran erinnern, daß das Ge schäftsregulativ der neuen Körperschaft noch nicht er schienen ist; es dürfte zunächst geboten sein, sich ledig lich an Das zu halten, was bisher amtlich über den Staatsiath und die ihm zu unterbreitenden Arbeiten verlautbarte. Durch Erlaß Sr. Majestät des Königs von Preußen vom 20. April d. I. wurde die Wiederein berufung des Staatsraths befohlen, durch weitere vom 11. Juni datirte Erlasse wurden Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz zum Präsidenten, der Reichs kanzler zum Vicepräsidenten des Staatsraths ernannt und das StaatSministerium von der Ernennung der neu ernannten Mitglieder des StaatsratHS — im Ganzen 7l an der Zahl — unter dem Bemerken be Nach der „Nordd.Allg.Ztg." soll sich der StaatS« rath auch mit der Frage der surtax« üsotrspot und der „N. Pr. Ztg." zufolge auch mit der Erhöhung der Getreidezölle beschäftigen. Im Ganzen stellt sich der Staatsrath nach Dem, was bis jetzt Zuverlässiges über seine Aufgaben verlautbarte, als eine begut achtende, die Fühlung der Regierung mit den ver schiedensten Jnteressenkreisen unterhaltende Körperschaft dar, welche, ihrer Statur nach wesentlich verschieden von einer parlamentarischen Versammlung, dazu be stimmt ist, dem preußischen Staate jederzeit den Rath erfahrener, uneigennütziger und unparteiischer Männer Tagesgeschichk. * Berlin, 7. Juli. Der bisherige deutsche Ge sandte in Washington, v. Eisendecher, ist vorgestern Abend aus Washington hier eingetroffen. — In der unter dem Vorsitze des StaatSministers v. Bötticher vorgestern abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurde der Beschluß des Reichstags vom 24. Juni d. I., be treffend eine Petition des Centralverbandes der HauS- und städtischen Grundbesitzervereine Deutschlands wegen Abänderung des H 8 der Civilproceßordnung, dem Reichskanzler überwiesen. Eine bei dem kaiserl. Dis- ciplinarhofe erledigte Stelle wurde durch Neuwahl wieder besetzt. Dem Beschluß des Reichstag vom 15. Mai d. I., betreffend eine Petition wegen Rück erstattung des Zolles für gesägte Marmorplatten, gab die Versammlung keine Folge. Genehmigt wurden die Anträge der Ausschüsse, betreffend die Zollab fertigung von Leinenwaaren durch das königl. sächsische Hauptzollamt zu Schandau; Zollerleichterungen im Veredelungsverkehr mit Roheisen; die zwangsweise Versetzung eines kaiserl. Postbeamten in den Ruhe stand; der Bericht der Reicheschuldencommission, sowie die vom Reichstag darüber gefaßten Beschlüsse. Schließ lich saßte die Versammlung Beschluß über die ge schäftliche Behandlung mehrerer Eingaben von Pri vaten. — Dem Reichskanzler Fürsten Bismarck ist am 4. d Mts. von dem Generallieutenant z. D. v. Löbell aus Hannover eine Adresse übersandt wor den, in welcher die Bitte ausgesprochen ist, dafür zu wirken, daß der Antrag des Reichtagsabgeordneten Ackermann rc. (über die Abänderung der Gewerbe ordnung vom 18. Juli 1881) zum Gesetze erhoben werde. Am Schlüsse des Gesuches heißt es: Nur lebenskräftige, starke, mit hinlänglichen Rechten au»- gestattele Innungen können diese Aufgaben erfüllen Euer Durchlaucht wollen demgemäß erlauben, daß die gehorsamst Unterzeichneten die ehrerbietigste Bitte vortragen, die Ge nehmigung deS auf Antrag deS Aby. Ackermann und Gen ge faßten ReichStagSbefchlusseS hochgeneigtest erwirken und dadurch den Innungen ein weiteres werthvolleS Recht beilegen zu wollen. Mit dem WachSthum lebenskräftiger Handwerker- corporationen, mit der Sicherung einer bessern Erziehung der jüngeren Handwerker wird auch daS deutsche Handwerk in dem wiedergeeinigten deutschen Vaterlande wieder gesunden und er blühen und in fester Treue gegen Kaiser und Reich einen festen Damm bilden können gegen die Gefahren, mit welchen die Be strebungen anarchischer und radicaler Parteien die Zukunft unser» Volke» bedrohen Unterzeichnet war das Gesuch von 223 einzelnen selbstständigen Handwerkern, im Namen der Innungen von den Vorständen und von einer größern Zahl von Freunden des Gewerbestandes. Schwerin, 7. Juli. (Tel.) Der Großherzog und die Frau Großherzogin sind heute hierher zurück- gekehrt und, da mr vorigen Jahre wegen der Trauer um den verstorbenen Großherzog ein feierlicher Einzug unterblieben war, von der Bevölkerung mit besonderer Feierlichkeit empfangen worden. Die Schulen, Gewerke und Vereine mit ihren Fahnen und Abzeichen bildeten Spalier, an der ersten Ehrenpforte brachten 24 Ehren jungfrauen in bäuerlichen Landestrachten einen poeti- nschrichttgt, daß Se. Majestät daS Regulativ, betreffend die Verhandlungen des StaatSraths, genehmigt habe und den weiteren Vorschlägen des Staatsministeriums wegen des ersten Wiederzusammentritts deS Staats raths und der demselben zur Erstattung von Gutachten vorzulegenden Gegenstände entgegensehe. Nach Dem, was über das Regulativ bis jetzt be kannt geworden, soll die Begutachtung der dem Staatsrath zu unterbreitenden Vorlagen nur aus nahmsweise aus besonderen Gründen durch das Ple num, dagegen in der Regel durch eine engere Ver sammlung erfolgen. Diese engere Versammlung setzt sich zusammen aus dem Präsidenten, sämmtlichen Mit gliedern des Staatsministeriums, dem Staatssecretür des StaatSraths und einer der 7 Abtheilungen, in welche, entsprechend den Hauptzweigen des Staats, dienstes, der StaatSrath emgetheilt ist; zu den Mit gliedern dieser Abtheilung treten noch 4 aus den an deren Abtheilungen von dem Könige jedes Mal zu berufende Mitglieder hinzu. Dieser engere Staats rath, in welchem der Schwerpunkt der Wirksamkeit des Staatsraths bisher gelegen hat und auch ferner liegen soll, wird also je nach dem zu berathenden Gegenstände verschieden zusammengesetzt sein. Der Zweck der Thätigkeit des Staatsraths ist die Vorbereitung der Gesetzesvorlagen. Man will durch das Zusammenwirken vieler, an Erfahrungen reicher Männer, die Volkskreife und ihre verschiedenartigen Interessen bei jedem Act der Gesetzgebung neu berück sichtigen und andrerseits dem Regierungsorganismus eine größere Stetigkeit verleihen. Neben den Trägern der höheren Staatsämter haben auch andere ausge zeichnete Persönlichkeiten aus den verschiedenen Be rufszweigen in dem Staatsrath Sitz und Stimme erhalten; eine Neuerung, zu welcher man wohl durch die mit dem elsaß-lothringifchen Staatsrath gemachten Erfahrungen ermuntert wurde. Eine der nächsten Aufgaben des StaatSraths wäre, nach der „Post*, das Gebiet der Unterrichtsverwal tung. „Die zu einem Schulpflichtgesetze erweiterte Vorlage über die Bestrafung der Schulversäumnisse ist, wie Hr. v. Goßler bei der Etatsberathung auf eine Anfrage des Abg. v. Zedlitz erklärte, lediglich mit Rücksicht auf die beabsichtigte Einbringung des Schul dotationsgesetzes zurückgestellt worden, letzteres aber bekanntlich unterblieben, weil in letzter Stunde schwer wiegende Bedenken gegen den bereits völlig ausgear beiteten Entwurf sich erhoben. Beide Entwürfe oder wenigstens der des Schuldotationsgesetzes dürsten ohne Frage für die nächste Landtagssession wieder aus genommen werden und alsdann jedensalls zunächst den Staatsrath beschäftigen. Erzählte man sich doch und zwar mit dem Anscheine völliger Glaubwürdigkeit, daß gerade die Erfahrungen mit dem Schuldotationsgefetze bei dem Fürsten Bismarck den von ihm seit mehr als Jahresfrist erwogenen Plan der Wiederherstellung des StaatSraths zum Reisen gebracht habe.* Eine Zuschrift des Reichskanzlers an die Frei burger Handelskammer äußert sich noch weitergehend und läßt die Annahme zu, daß dem Staatsrath auch solche der Reichsgesetzgebung anheimfallende Gegen stände zur Begutachtung vorgelegt werden sollen, welche preußische Interessen in höherm oder geringerm Grade berühren. In dem Schreiben des Reichskanzlers an die Freiburger Handelskammer, welche eine zustim mende Erklärung zur Colonialpolitik der Reichsregie rung erlassen hatte, heißt es: „Die Thatsache, daß aus allen Theilen deS Reiches zahlreiche Kundgebungen gleichen Inhalts mir zugehen, bestärkt mich in der Hoffnung, daß unsere Anträge auf Unterstützung der Schifffahrt die Zustimmung des künftigen Reichstages finden werden. Die Zwischenzeit wird zur Begut achtung derselben durch den Staatsrath benutzt werden." Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Kunstausstellung. Als eine auffallende Auszeichnung anderen Jahren gegenüber macht sich bei der gegenwärtigen Ausstellung da» für das Ganze, sowie für jedes einzelne Bild vortheilhafte Mitwirken einer sorgsamen und geschmack vollen Ausstellung angenehm fühlbar. Man hat er sichtlich auf diese ermüdende Arbeit, die durch Tausende von Erwägungen endlos gemacht werden kann, einen großen Fleiß verwendet; es wurde dadurch aber auch der lohnende Erfolg einer sich ergänzenden und zu sammengehörigen Vielseitigkeit von Eindrücken erreicht, die sich möglichst wenig feindlich begegnen oder gar ein ander aufheben. Wäbrend sonst die Hängecommission in einzelnen sich avlösenden Abtheilungen arbeitet, hatte sie sich dies Mal in ihren Mitgliedern Pauwels, Ehrhard, Preller, Kießling, Thomas und Heine zu gemeinschaftlicher Arbeit entschlossen. Nur solcher Ge duld ist eS zu verdanken, daß die meisten Bilder in ein befriedigendes Licht gebracht sind: denn was dem einen Bilde genügt, ist ost für das andere unzureichend. Dieselbe Vorsicht ist auch bei der Wahl der Nachbar- chaft erforderlich, obgleich hier ein guter Ausgleich ast zu den Unmöglichkeiten gehört, da die beste Nach- mrschaft eine« Kunstwerke» eben keine Nachbarschaft, andern die isolirende Umgebung durch einen unbe- etzten Raum ist. Darin und in dem Umstande, daß e» auch Wände giebt, die da» Licht von recht» em- pfaoge», liegt der Hauptgrund, daß der älteste Kunst kenner bis heute vergeblich darauf wartet, einmal einem Maler zu begegnen, der sich von der Placirung feines ausgestellten Bildes beglückt fühlt. Es hängt entweder zu hoch oder zu niedrig, zu dunkel oder in zu prallem Licht, oder es hängt gar ein (hier folgt eine kraftvolle Injurie) „Reisser" von (hier folgt wieder eine noch stärkere Injurie) Felix Sudelmeier daneben, so daß selbst Titian nicht zur Geltung kom men könnte. . Bei dieser Gelegenheit will ich noch eine Be merkung machen, die vielleicht von den Künstlern aus genutzt werden kann. Es zeigt sich nämlich von den ältesten Zeiten der Malerei bis heute, namentlich jedoch in der neuen Zeit, daß 75 Procent aller Bilder das Licht wesent lich von der linken Seite empfangen oder doch au- solchen Richtungen, die man analog der Windrose, „links", „links-linkS-vorn", „linkS-vorn", oder „vorn" bezeichnen könnte. Das Arbeiten mit der rechten Hand, die vorwiegende Thätigkeit und Entwicklung der linken Gehirnhälfte bei allen Culturvölkern und das sich danach richtende Sitzen im Atelier bringt diese vor waltende Einseitigkeit der Beleuchtung und aller da nach berechneten Effecte ganz naturgemäß hervor. Dennoch sollte man diese einseitige Beleuchtungswahl nicht zu sehr über sich Herr werden lassen, man würde dadurch der Natur, die kein rechts und links, son dern nur die Licht- und Schattenscala zwischen Sonnen aufgang und -Untergang kennt, mehr Vielseitigkeit und Wechsel abgewinnen. Ich lege diesem scheinbar äußer lichen Wunsche, weil er nach Unbefangenheit und Frei heit strebt, auch geistige Wichtigkeit bei, obgleich ich schon im Vorau« die nicht unrichtige Bemerkung yöre: Wir Menschen sind ja alle so daran gewöhnt, am liebsten sämmtliche Bilder, selbst die, welche eine recht seitige Beleuchtung haben, nur auf einer Wand zu ehen, die das Licht von UnkS empfängt, daß man tets die entgegenstehende Wand als den minder gün- tigen Platz betrachten würde. Geht doch sogar diese Gewähruny so weit, daß man fast alle Theaterkenner auf der linken Seite des Hauses versammelt findet, weil es unserm Auge Unbehagen bereitet, von der rechten Seite nach der Mitte und der linken hinüber zu sehen, während uns die umgekehrte Sehbewegung sympathisch ist. — Diese Gewohnheiten sind aller dings nicht zu bestreiten, aber sie dürfen nicht durch indifferente Hingabe an dieselben zur monotonen Regel für die künstlerische Auffassung werden. — Ich habe schon gestern die vorzügliche Qualität unserer Ausstellung ausgesprochen und gesagt, daß die Landschaft und das Thierstück der Zahl und dem Werthe nach eigentlich den ersten Platz einnehmen, obgleich daneben daS Genrebild als gewichtiger Lon current auftritt. An bedeutenden Portraits findet zu fällig ein größerer Mangel, als in mehreren anderen Jahren Statt. Ludwig Willroider in München (nicht zu ver wechseln mit Josef in Düsseldorf) hat eine sehr große Landschaft „Motiv von der Riviera di Ponente" aus gestellt. E« ist eine Arbeit, die ich schon auf der letzten Münchner internationalen Ausstellung wegen ihrer schmucklosen Ausfassung, naturwahren Gewalt der Technik und doch zugleich liebevollen, in Mittel- und Vordergrund staunenSwerthen Technik bewundert habe. Man kann in diesem Werke bedauern, daß der Meeres küste, nachdem die ganze Gegend den Namen hat, ein zu kleiner Raum und verschwindender Effect gegeben wurde; daß kein italienisches, lebensfreudiges Licht die plastischen Felsen mit ihrem eigenthümlichen Pflanzen wuchs auf der zerbröckelten Stein- und Erdkrume be leuchtet, ja man kann das Interesse einer charakeristi- schen Staffage schmerzlich vermissen. Doch auch der Süden hat seine kühlen nordischen Tage, die mit ihrem neutralen Lichte den Localtünen nicht zu schmeicheln verstehen, und ferner ist Alles, was der Maler gegeben hat, im Vollklange einer beabsichtigten Stimmung dar gestellt und reif ausgetragen. Man sieht, daß man es mit einem Meister von breit und tief wirkender Kraft zu thun hat, und dabei steht, beiläufig bemerkt, der bescheidene Preis von 6000, M. im angenehmen Mißverhältnisse zu diesem Galenebilde. Nicht als ein solches kann'ich die ebenfalls sehr große Landschaft von dem talentvollen Josef Wenglein m München bezeichnen. Er hat mit seiner glücklichen Bravour für die atmosphärische Augenblicksstimmung den malerischen Reizen des Jsarufers bereits in be deutenden Bildern viel Tüchtiges abgewonnen. Hier sehen wir den „Georgenstein im Jsarthal bei Bayer brunn." In diesem Bilde hat Wenglein nun leider keinen andern Erfolg, als den äußerlichen einer umfangreichen, anspruchsvoll auftretenden Arbeit von technischer Bra vour zu verzeichnen. Der kalte Herbsthimmel ist wie gemauert; doch nicht diese mamerirte Methode der Farbenaufspachtelung, mit der sich schon so Mancher glücklich zu hoher Wirkung abgefunden hat, sondern vielmehr die häßliche, ungewöhnliche, geradezu unnatür liche Wolkenbildung verdirbt den malerischen Eindruck. Die Bezeichnung „malerisch", die doch jedes Gemälde
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