Dresdner Journal : 16.09.1884

Uhr rlen 1,10 M. « - «et-- sq. eptbr.-Octli ».vv M. N«8, S, W217 L doovoMevtoprelo r M xn»» 4«ot»«d«o L«i«kl: /kkrtivb: .... 18 ^Mtrliok- 4 I1»rll SV ?k. IÜ»»»tL0 10 kt. ä», <1«ot»et»«o Koivi»»» tritt?o«t- unct 8towpol»a»cll»^ turulll. l»»»r»t»»prel,«r NU u«ll Itltuiu Ziller tst!«p»ltoL«i» ?«UtL«iIs x> kk. Ovtor „Li»^«siu»ät" äiv 2«itv KO kL 6« ^xboltso- ov<j 2i8vr»»»t» 80 *jh Avlootü»^ Lr»el»»t»«o r l^rliob mit ^u>v»din» äsr 8ovv- uvä kolortob* Adsvö» kür äov kot^sväon Dienstag, den 16. September. Dt ts-nn Immml. 1884. I»»er»tcw»u»»Uiu« »u»«*»rt»i LotxotU: H. Lrantlstrttrr, OowwisrionLr ä», t)r»«toer .louriml»; N^mdorULsrNoVt-ii Vr»>k1d" «. ».: <4 t^NA^-r, NorUo-Vi«» ?r»U I<«ip«»x ». ». - »üoed»»: A/ «*r, »»-Ua: »r«w«v: Nr«»I»i' /. ÜUiiAr«'» <L«ni1 ,- rr»oksi>rr , > UuektlLnüinn^; SorUt«: . H»»»or«r: üc>»^ier, ?»rt» 8«rUo VrLaltUirt x. N ItaN^ort: Daxäo <4 , N»wdoi^: A«i. L'tcin«'. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Her»««x«Kerr Nünizl. klrpoäition 6e» Hre,än<-r ^onrnxl», Drvsäev, 2vjotskr»tr»»»o lio LU. U boot. I tkvMLlut. ev. utenant d.R. ia Serischrr inwalt 0r. ipzig. Hm. tenbrrg eiu rister Guido i Glauchau. grb. Illgen Ibaudirector :ra inDre»- eisert, geb. Sden. Hr. n Dresden» rich Baron . («S I.) in üge von g nach: >0 — -u» r, 4,so — — Nerlln ^a. — N«rU» l». . — Lr««I»n - ^»rkd»ck (0. wL>t» L, 6- a, ppoI<It»»»U«, ««IS»»» <a. l», 3, «M — Klar vro»»- .3 bl, Ljb»a. >»nI,»ok-O«1»- >» »ur Hounr. >, I»,w, », », >rd l»j s.is, «,»», 7,4», tl. — i s,us, r, 4,ro, > 6. 1»,vs, », >s. — ü«ip»1o I. dl, I.siiatz »,»S, <S,4L b. , ll. — Uow- 7,3S. — l.ow- N.ioen 7,SS, udrack»), I ^SS, »»cbeubroÜ,), — Llllovb,-» !UUl>«k«n (2. », 3Ä>»ll6»o, »» 8ov»- U- b kim», »» 7,10, <3,10 »2 o, <8^»L n»«b ok»u, l.«oo«- 3, <7^0 <u» n , X« ulk All» , (o. Lo6»o- - -r-xitt, la. — I,t»odm> 6. «, «,,SS. «. ,1V. — »,4S - VI«. l,iO »».> I, ».S«, »»tod-xd-r» ll. L., 6LW- touu, I«L»I). at 11 6ow- svsrzi »«lrs/, toriao pvaits s »nä rstup. a. ra. üov- iuna- er gr. » Uhr a >^S nnerS- ipelle: r und ediger einvr, lv Uhr redigt, randt, irche. ikouut ikonu» irche. Archi« «gen: irche. Pastor «icar Skru» Sept, s Uhr »rochie Wolff > voll- lungen irche. Diak. tift« igen irche- erbt- Amtlicher Theil. Dre-den. 12. September. Se. König!. Majestät haben dem Untersteuereinnehmer Johann Karl Ehre« gott Koch in Pulsnitz das AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Nicht,lmMcher Lheil. Uebersicht: lelegraphischr Nachrichten. ZeitungSschau. LageSqrschichte. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 15. September, früh. (Tel. d DreSdn. Journ.) Der Kaiser ist mit dem Reichskanzler Kürsten BiSmarck, den Grafen Her- bert und Wilhelm v. BiSmarck, den Generälen v. Albedyll, v. Lehndorff und Prinz Radziwill, sowie dem übrigen Gefolge gestern AbendS über Schneide« mühl «ud Bromberg nach Skieraiewice abgereist, wo die Ankunft heute Nachmittags um 4 Uhr er folgt. Die Zusammenkunft der drei Kaiser in Skirrniewicr dauert bis Dienötag. Wien, Sonntag, 14. September, Abends. (W. T. B.) Der Kaiser ist heute Abends S Uhr mit einem Separathofzugr der Nordbahn nach Skirrnirwice abgereist. In seinem Gefolge be finden sich der Minister drS Auswärtigen, Graf Kalnoky, der österreichische Botschafter in St. Petersburg, Graf Wolkenstein, der Geueraladju- taut Krhr. v. Mondel, die Flügeladjutanten Graf Rosenberg und Baron Fließen, der russische Mi litärattache v. Kaulbars, der Leibarzt Lanyi und L Beamte deS Ministeriums des Auswärtigen. Paris, Sonntag, 14. September, AbendS. lW. T. B.) AuS Hanoi wird gemeldet, daß von Haiphong und von Saigun je 6 Compagnien Marineinfanterie adgegangen seien, um zu den Streltkräftev deS AdmiralS Courbet zu stoßeu. Ju Donkin herrscht vollständige Ruhe. Rom, Montag, 15. September. (Tel.d.DreSdn Journ.) Auf der Fahrt von Neapel nach hier wurde der König auf allen größeren Bahnhöfen mit Ovationen empfangen. Auf der Fahrt nach dem Bahnhofe in Neapel fanden stürmt,che Accla- mationen Statt; Lereiue mit Fahnen und dir Volksmenge rief: „ES lebe der Later drS Vater landes! «S lebe das Haus Savoyen!" Der König war tief bewegt und dankte nach allen Seiten grüßend. Der Minister Mancini, welcher fick wohl befindet, begleitete den König nach dem Bahn- Hofe, verblieb aber selbst in Neapel. Bei der An kunft deS Königs in Rom hatte sich eine enorme Menschenmenge eingefundrn; Musikbandln spielten die Köuigöhymne, die Behörden waren erschienen. Der König iu Civil gelangte mit Mühe durch die Menge zum Salon und erschien infolge der an haltenden Acclamationrn auf dem Balcon, worauf er sodann nach Pol» weiterretste. Der Minister präsident Drpretis blieb iu Rom. Neapel, Montag, 15. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Cb» lera ist entschieden im Abuehmeu. Ju den letzten 24 Stunden bis gestern Nachmittags um 4 Uhr wurden 47k Erkrankungen und 255 Todesfälle an der Cholera, worunter 9K früher Erkrankte waren, constatirt. London, Montag, 15. September, Vormittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Ernennung des eng lischen Gesandt»« iu Brüssel, Sir E. B. Malet, zum Fcuillcton. Stedigirl von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Neustadt. — Sonnabend, den 13. September: „Nelly-, Lustspiel in 3 Acten von D. Duncker. (Zum ersten Male.) Der dramatische Inhalt dieser Novität, mit welcher die Wintersaijon eröffnet wurde, spinnt sich aus dem bequemen, hand lichen, freilich aber auch reichlich abgenutzten Motiv heraus, daß zwei Brüder sich verschworen haben, ihre persönliche Freiheit, ihr ungestörtes Fürsichleben oder wie sie anders ihre Vereinsamung nennen mögen, nimmermehr der Tyrannei der Ehe zu opfern. Um eS uns glaubhaft zu machen, wie sich zwei Hagestolze über den Schutthaufen ihrer angeblichen Grundsätze hinweg in daS sonnige Thal der Ehe hinabführen wssen, wäre eS allerdings wünschenSwerth, daß die Verfasserin über ein gewisses Maß von Geist und Anmuth verfügte. Statt dessen bewegt sich die Hand lung mit einer säst verblüffenden Einfachheit au, der breiten Straße deS Verbrauchten und Allbekannten, und für den dürstiaen Gehalt, welchen einige possen hafte Anleihen umsonst zu verdecken suche», können wir auch dadurch nicht entschädigt werden, daß man eS nur mit ehrlichen Leuten zu thun hat. Wenn da- Stück trotzdem bei dem gut besetzten Hause eine recht freundliche Aufnahme fand, so gebührt das Verdienst der sorgfältigen Regle de» Hrn. Nrchelsen und dem Fleihe sämmtlicher Mitwirkenden, welche den intimen Vorgängen in dem Hanse eine» Fabrikanten nach englischen Botschafter in Berlin bestätigt sick und wird von der Regierung nahestehenden Blättern beifällig beartheilt. Ein Artikel der „Times" bespricht die heutige Kaiserbegrgnung in Skieraiewice. Die Annahme sei berechtigt, daß die Entrevur Europa die Ga rantien d«S Friedens dringe. England aolaugend, so könne dasselbe die Entrevue nur frendig de- grüßen; eS dürfte in Skiernirwicr Nichts geschehen, waS Englands Interessen irgendwie schädigen oder mit irgend einer Macht in Collifion bringen könnte. Skieraiewice, Montag, 15.September, früh. (W T B.) Der Kaiser von Rußland, die Kaiserin und die Mitglieder der kaisrrl. Familie find gestern AbendS 7 Uhr mit ihrem ganzen Gefolge hier rivge- troffeu und im Schlosse abgestiegeu. Auf dem Bahn- Hofe wurden dieselben von der hier eiugetroffrurn Gemahlin des Großfürsten Wladimir, sowie von den Behörden empfangen. Die Gemahlin deS Gouver neur» v. Medem überreichte der Kaiserin ein prachtvolles Bouquet; eine Deputation der Bauern brachte Salz und Brod dar; eine Schaar Knaben begrüßte das Kaisrrpaar mit dem Absingen deS Kaiserliches. Nach der Ankunft im Schlosse fand eiu größere» Diner Statt. Dresden, 15. September. Wie unsere Leser aus dem an der Spitze des Blattes befindlichen Berliner Telegramme ersehen, ist Se. Majestät der Kaiser Wilhelm mit dem Reichs kanzler Fürsten Bismarck gestern Abends um 11 Uhr über Schneidemühl und Bromberg zu der Dreikaiser- zusammenkunft nach dem Schlosse Skierniewice abge reist. Das Schloß Slierniewice liegt einige Meilen süd westlich von Warschau und bildet den gemeinschaftlichen Knotenpunkt der Bahnstrecken Thorn - Skierniewice- Warschau und Oderberg- (auch Krakau-) Granica« Skierniewice-Warschau. Das Schloß ist anmuthig ge legen, aber, wie schon das Aeußere des 2 stückigen Baues errathen läßt, in seinen Verhältnissen sehr be scheiden. Die oberste Bewachung desselben ist, wie der „Köln. Ztg.- aus Warschau gemeldet wird, wäh rend der Dreitaiserzusammenkunft in die Hände eines zwar noch jugendlichen, aber ungemein umsichtigen, schneidigen und sehr liebenswürdigen Marineoffizier», des Fürsten Tscherdatow, gelegt, der sich der Verant wortlichkeit seiner bedeutenden Aufgabe sehr wohl be wußt ist. ES sind alle erdenklichen Vorsichtsmaßregeln getroffen, um unberufenen, lästigen und schlimmer» Gesellen einen jeden Versuch, sich dem Schlosse und dessen Umgebung zu nahen, zu verleiden. Der Fürst Tscherdatow hat unumschränkte Vollmacht, und ohne seine besondere Erlaubmß darf Niemand in der Nähe des Schloßes sich aufhalten oder gar den Park betreten. Auch die höchsten Würdenträger in voller Uniform stoßen aus eine undurchdringliche lebenoige Mauer von wachthabenden Beamten, durch die sie sich nur mit dem vom Fürsten Tscherdatow ausgestellten Passirscheine den Weg bahnen können. Die Ankunst des Kaisers Franz Josef in Skier niewice, sowie des österreichlsch-ungarischen Ministers des Aeußern, Grafen Kalnoky dürfte, wie die „Polit. Eorr." meldet, heute Nachmittags 2 Uhr erfolgt sein. Der Kaiser Wilhelm und der Kaiser Josef werden durch die ihnen zugethcllten Ehrenosfiziere an den Landesgrenzen enigeholt und im Namen des Kaisers Alexander III. begrüßt werden. Die Abreise der Ma jestäten von Skierniewice ist für den 17. d. (nach einer andern Version schon sür den 1ü. d. Mts.) anberaumt. Die Dreikaiserzusammenkunst ist selbstverständlich bereits der Gegenstand lebhafter Erörterungen der Tagespresse. Die Aeußerungen sind je nach der Stellung des betreffenden Blattes, offen und frei, oder Möglichkeit glaubhaftes Leben zu verleihen suchten. Dies gilt in erster Linie von den Herren Richelsen und Matkowsky, den be»den Hauptfiguren. Hr. Grube sollte meines Bedünkens durch lichtvollere Betonung des naiven, vertrauensvollen Wesens von Wolfgang Wood den Schein der Bornirtheit fern halten; denn er würde dadurch dem unerfahrenen amerikanischen Jüngling größere Sympathien gewinnen. Hr. Jasse spielte den hochbetagten Geschäftsführer Lange vorzüglich; er macht auS dieser Rolle einen lebhaften, geschäftigen Greis, welcher emsig trippelt, weil er nicht mehr rasch gehen kann. Die verkannten Frauenherzen (Nelly Berg und Eugenie Weidtmann) kamen durch das gewandte, natürliche Spiel dc» Frl Tullinger und des Frl. Breier zu glücklicher Gel tung. Mit kräftigem Humor hatte Frau Wolff ihre Wirthschafterin ausgestattet, während der Hausdiener des Hrn. Schubert bei mrnderer Derbheit besser in den Rahmen des Stückes passen würde. Den Abend beschloß ein beifällig aufgenommenes ä« lleur 8«ri«»ux, getanzt von Frl. Taube, vom Victoriatheater in Berlin, und Hrn. Rothe. Der Gast wird durch eine vortheilhafte Erscheinung unterstützt und zeigte eine tüchtige Schule. R. Gthr. Resideuztheater. Diese Bühne wurde am 13. Sep tember unter der Leitung des Hrn. Franz Steiner mit der 3artigen komischen Operette „Nanon, die Wlrthu» vom goldenen Lamm-, nach einem Lustspiele von Theaulon und dArtoiS von F. Zell, Mufik von Richard Geuse wieder eröffnet. Die erste Wieder- holung de» Stücke« erfolgte am 14. September und mehr zurückhaltend; aber im Allgemeinen wird doch die Zusammenkunft der drei Monarchen als eine er neute Bürgschaft de» Frieden» aufgefaßt. Die .Post- schreibt: „Es kann nicht davon die Rede sein, d«ß bei dieser Zusammenkunft der Kaiser und ihrer «Men Minister, die sich nicht einmal auf Tage, son- dern vielleicht nur auf Stunden ausdehnen wird, un entschiedene Fragen zum AuStrage gebracht werden. Andererseits können wir aber auch nicht glauben, daß die Zusammenkunft blo» die Bedeutung einer Demon- stratwn haben soll und nur zu diesem Zwecke ins Werk gesetzt worden ist. Für diesen Zweck hätte man wohl vermieden, die Neugierde der Außenwelt so hoch zu spannen, und hätte wohl auch da» Ganze mit einem Schaugepränge umgeben, da» völlig fehlen zu sollen scheint. WaS wir demnach erwarten zu können glau- M», ist eine Manifestation längst vorbereiteter und «t endgiltig gefaßter Entschließungen.- — Die halb- aMtliche „Wiener Abendpost- sagt: „Se. Majestät der Kaiser tritt in nahen Stunden eine Reise an, um u«t Ihren Majestäten den Kaisern von Rußland und Deutschland zusammenzutreffen. Die Völker Oester reichs begleiten die Reise Sr. Majestät mit ihren besten Segens- und Glückwünschen. Die Zusammen kunft der drei mächtigen Herrscher Mitteleuropa- ge schieht unter dem Zeichen der ungetrübtesten Freund schaft, und der herzliche Dank der Völker für die «Segnungen des Friedens ist es, welcher Sr. Majestät das Geleite bis über die Grenze Oesterreichs giebt.- — Ein Artikel der officiösen „MontagSrevue- sagt, in allen Staaten blicke man mit Sympathie und Aner kennung auf die Bekräftigung des Verhältnisses, das sich so offenkundig die Beseitigung der Gefährdung de» Friedens und den Schutz und die Sicherung des Bestehenden zum Ziele gesetzt habe. Der Anschluß Rußlands werde nicht als Erweiterung, sondern als ein Schritt mehr zur Erfüllung dieses Zweckes be trachtet. Der Lontinent erfreue sich tiefer Ruhe; die in dem Verhältnisse Frankreichs zu Deutschland ein getretene Wendung sei als da» weitaus bedeutendste Moment in der gegenwärtigen Gesammtlage Europas anzusehen. Bei dieser Lage der Dinge dürfte der europälsche status quo nicht nur den Ausgangspunkt, sondern auch den Zielpunkt der Besprechungen bilden. — DaS dem auswärtigen Amte der österreichisch-unga rischen Monarchie nahefiehende „Fremdenblatt-be merkt u. A.: „Die Zusammenkunft der drei mächtigen und von gleicher Sorge für den Frieden und gleicher Liebe für das Wohl ihrer Staaten beseelten Impera toren ist nicht durch specielle Motive herbeigeführt worden. Sie entspringt einer liefern Quelle, nämlich der Freundschaft aller drei Monarchen, und tritt in erster Linie als ein persönlicher FreundschaftSact in den Vordergrund, von dem keine neuen politischen Thaten zu datiren, und aus den keine späteren Actionen zurückzusühren sein werden. Sicherlich werden die Fürsten und die Staatsmänner die Gelegenheit zu einem Gedankenaustausche über die die Interessen der drei Staaten zunächst berührenden Fragen nicht un benützt verstreichen lassen, aber sie werden kaum einen Anlaß habe», eine neue Politik zu inauguriren. Nicht um die Vereinbarung oder Vorbereitung irgendwelcher Action kann es sich bei diesem feierlichen Anlasse han deln, sondern die Sorge der Fürsten wird darauf ge richtet sein, daß jener glückliche Zustand des Friedens nach außen, dessen die Staaten sich erfreuen und den sie gerade der Verhütung von Actionen zu danken haben, welche die Ruhe gefährden könnten, erhalten und gesichert werde. Dies ist daS gemeinsame edle Streben der drei Monarchen. Sie führen den längst gehegten Wunsch nach einer freundschaft lichen gemeinsamen Begegnung aus, geleitet von dem Bedürfnisse, die Harmonie in der ausrichtigen und ausschließlichen Verfolgung friedlicher Ziele hatte dem Hause ein zahlreiches Publicum zugeführt, welches mit Zeichen des Beifalls nicht geizte. Dennoch haben wir »u dem Dresdner Publicum das gute Ver trauen, daß dasselbe eS zu einer 300maligen Auf- sührung, welche da» Stück vor einigen Tagen im Berliner Walhalla-Operettentheater erlebte, nicht kom men lassen wird; der gute Geschmack kann von der dauernden Pflege dieser literarisch und musikalisch leichtfertigen Genres keinen Bortheil ziehen. Der Text führt uns eine jener LiebeSintriguen vor, an welchen da» Paris unter Ludwig XIV. so reich war. Die Musik weist, wie die Johann Strauß'fchen Operetten, einen eigenthümlichen Zwiespalt im «Stile auf; sie ist halb französisch und halb Wienerisch und sördert eine Freiheit der Darstellung, welche an Fri volität grenzt. Bon einem wahrhaft künstlerischen Ge nuß, wie uns z. B. Gounod's „Philemon und BauciS- oder DälibeS' „Der König hat's gesagt" bieten, kann wegen der ununterbrochenen Tanzrhythmen nicht die Rede sein. Genee bietet dem Theaterbesucher musika lische Melodienzünder, welche man theilweife nicht zum ersten Male hört, und überläßt eS dem Garderobier, seine Lancanmelodien für das Auge durch prächtige StaatSklerder und puffige Frauengewänder aus der verschwenderischen Perrükenzeit Ludwig's XIV. zu über tragen. War die Wiedergabe der Operette anbelangt, so mußte leider die Gesangslust in den Solo- und Lhorleistungen sür die Gesangskunst einspringen, welche eine bedenkliche, für das Ohr wenig erfreuliche Ver wandtschaft mit dem Wiener VolkSsängerthum auswieS. R. Gthr. durch einen herzlichen Händedruck zu besiegeln.- — Die Wiener (alte) „Presse- sagt u. A. Folgende»: „Alle Anhänger und Freunde der bestehenden staat lichen Ordnung und einer gleichmäßig ruhigen, von fieberhaften Krisen freien Entwickelung der Völker und Staaten innerhalb der Bahnen des wahrhaften cultu- rellen Fortschritte» sehen mit freudiger Erwartung eine Fürstenbegegnung sich vollziehen, mit welcher sie eine erneute und bestärkte Bekräftigung der sür die Wohl fahrt Europa» bereits so segensreichen Friedenspolitik des mitteleuropäischen Kaiserbundes erblicken müssen. Diejenigen subversiven Elemente in Europa aber, welche in einer neuen Störung deS Völkerfriedens und des guten Einvernehmens der maßgebenden Staaten und Regierungen die einzige Möglichkeit für die Verwirk lichung »hier Umsturzpläne erblicken — mögen diese Pläne nun auf eine gewaltsame Abänderung der inter nationalen Verträge und der durch dieselben gezogenen Landesgrenzen, mögen sie auf eine gewaltthätige Ab änderung der historisch überlieferten und bei uns in Mitteleuropa und im Osten glücklicherweise noch mit dem gesammten Bolksthume innigst verwachsenen Staats ordnung abzielen, oder mögen'sie die sociale Gliede rung und den historisch gewordenen Besitzstand der Gesellschaft nach utopischen Recepten ummodeln und zu diesem Zwecke unser ganzes durch Jahrtausende mühsam erarbeitetes und von Geschlecht zu Geschlecht vermehrtes Capital der Gesittung und Bildung über den Haufen werfen wollen — alle diafe unter sich verschieden gearteten und doch wieder, wenn auch nicht bezüglich ihrer letzten Ziele, aber in Betreff ihrer nächsten Mittel mit einander verbündeten Umsturz parteien schauen mit unverhohlener Bestürzung auf tue Dreikaiserbegegnung hin und aus die durch dieselbe eröffneten Perspectiven." — Eine weniger freundliche Stellung nimmt unter den großen Wiener Tages- blättern die „Neue freie Presse" der Zusammen kunft der drei Monarchen gegenüber ein. Nach ihr - fühle Jedermann, daß die Zusammenkunft der drei Kaiser durch die dieselben verbindende persönliche Freundschaft nicht hinlänglich erklärt sei. Zum Schluffe verweist die „N fr. Pr.- auf die Rede des ungarischen Ministerpräsidenten v. Tisza in Großwardein, welche ziemlich deutlich vernehmen lasse, „in welcher Richtung die innere Entwicke lung der nächsten Zukunst sich bewegen wird", und dabei sei in Rechnung zu ziehen, „daß Tisza der Noth gehorcht, nicht dem eigenen Triebe, wenn er sich zum Verkündiger der conseruativen Politik macht, und daß in anderen Händen das Werk leicht noch ganz anders gerathen kann.- — Ueber die Ziele der Mo narchenzusammenkunst äußern sich am weitgehendsten die „Hamburger Nachrichten". Nach dem hansea tischen Blatte fehle es nicht an indirecten Anzeichen, aus denen man nicht unberechtigt Schlüffe auf die möglichen Zwecke der Monarchenbegegnung ziehen könne. Dasselbe sagt: „Da ist zunächst der Umstand, daß die Schweiz seit dem Tage des Bekanntwerdens der Zusammenkunft einen merkwürdigen Eifer in der Verfolgung der Anarchisten, welche den schweizer Boden zur Vorbereitung von Anschlägen auf andere euro päische Staaten lange genug mißbraucht haben, an den Tag legt. Wenn auch nicht wohl anzunehmen ist, daß die Schweiz damit beabsichtigt, etwaigen Beschlüssen der Monarchen in dieser Richtung von vornherein die Spltze abzubrechen, so kann man sich doch nicht des Eindruckes entschlagen, daß zwischen der Mvnarchen- zusammenkunst und dem Vorgehen der Schweiz ein gewisser Eausalnexus, hoffentlich m bestem Sinne, be steht. In Verbindung mit diesen Beobachtungen in der Schweiz mag alsdann wohl auch den scharfen antisocialistischen Darlegungen des einflußreichen unga rischen Staatsmannes eine gewisse symptomatische Be deutung beizumessen sein. Ferner giebt die unruhige Ein Problem der Gesellschaft. Novelle von Ä. Mardy. (Fortsetzung.) Ihr mitleidiges Herz zwang sie eines Tages schein bar zufällig seinen Weg zu kreuzen. Befremdet be merkte sie, wie er bei ihrem Anblicke sichtlich erschrak. Ihre blauen Augen richteten sich ernst fragend auf ihn, und so klang auch der weiche Ton ihrer Stimme: „WaS ist Ihnen geschehen? Habe ich Ihnen un wissentlich etwas zu Leide gethan? Mein Gott —- sie trat bestürzt einen Schritt näher und faßte in un willkürlicher Bewegung nach seiner Hand — „wie verstört Sie auSsehen? Sie sind krank, Fritz, ernst lich krank?- Ein krampfhafte- Zucken schien durch die ganze hohe Gestalt zu fliegen, seine Lippen bewegten sich, ohne eine Silbe hervorzubringen, erst als Käthchens Finger jetzt seine willenlos herabhängenve Hand be rührten, riß er sie los mit jähem Ruck — und ihre warme Theilnahme mit verletzend rauhem Worte ab lehnend, eilte er von dannen mit einer Hast, als könne er ihrer Nähe nicht schnell genug entfliehen. „WaS soll ich davon denken?- fragte sich Kath- chen in rathloser Bestürzung. Sie wollte ihm zür nen und konnte nicht; denn in dem Blick, den sie au» seinen dunklen Augen aufgefangen, lag, ent gegen seinen höhnisch kalten Worten, ein Ausdruck, so gluthvoll und zugleich so todeStraurig, daß eine seltsam wehe Empfindung ihre Seele durchschauerte. Eine eigene Scheu hielt sie sortan ab, ihm nochmals in den Weg zu treten, und doch hätte sie wer weiß