Sächsische Dorfzeitung : 15.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-15
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188405153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840515
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-15
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- Sächsische Dorfzeitung : 15.05.1884
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Llhsischk NorßeiluV Donnerstag, den 15. Mai 1884 46. Jahrgang Feuilleton Diensten bereit lewttz , mit für dm cd zahl» > Ferner Nadler sowie Lehrer n Grab« sei hier, meinem . für ihn 'enen , Klein» ck d Thül» r litben « Inserate werden bis Mont»g Mittwoch u. Freit»- Mittag angenommen und kosten: dieispalt Zeile 1bPf. Unter Eingesandt: 30 Ps. 84. »idt. eboreu: rrn-does inert m ng das. H H- Sroße in ; Baha« G. «. Adam mit >. ranse ii rich das. (32 I.,; erne T. cher; rrtair >anu; D«m eidtl; lbrrt; UkUt« „dem herzigen Kinde zu Liebe. „neuen Luther" zu nennen wagten, zeigte sich am Mon tag wieder in seiner ganzen Hohlheit und Armseligkeit den erstaunten Volksvertretern. Phrasen und Floskeln, Trugschlüsse und verbrauchte Bilder mußten die mangeln den Gründe ersetzen und oft war man versucht, zu glauben, daß man aus dem Parlament der deutschen Nation in den Dunstkreis eines Jünglingsvereinö oder einer antisemitischen Versammlung versetzt sei. Nur die fortwährenden Unterbrechungen und Zwischenrufe erinner ten daran, daß Herr Stöcker nicht unter seinen andäch tigen Zuhörern war. Einer dieser Zwischenrufe lautete sehr charakteristisch: „Herr Stöcker, wo bleibt die Logik?" Der Redner vertröstete auf weitere Ausführungen; aber die Logik kam nicht und wollte nicht kommen. Als eS zur Abstimmung kam, fiel der Antrag Windthorst gegen die Stimmen des Centrums und einiger Anhängsel. Diese Niederlage war aber noch ehrenvoll gegenüber dem Fiasko, das der Antrag Stöcker erlitt. Nur wenige Getreue erhoben sich dafür und unter schallendem Ge lächter schloß die große Aktion ab. Es war ein Aus gang ähnlich dem des Hornberger Schießens. Der Reichstag genehmigte am 13. Mai den Ent wurf über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren, sowie die Vorlage für die Dotation an die deutsche Cholera-Kommission. Sodann wurde in zweiter Lesung der Entwurf über die Abänderung der Maaß- und Ge wichtsordnung unverändert angenommen; es legte der Regierungskommiffar die Vortheile des einheitlichen Maaß- und Gewichtssystems dar. Dagegen wollte Abg. Ruppert die Bezeichnungen Centner und Pfund im Interesse des Kleingewerbes beibehalten wissen. Der diesbezügliche Antrag wurde jedoch abgelebnt. Nächstkem erfolgte die Berathung über das Dynamitgestz. Hasen clever erklärte, die Socialdemokraten würden der Ver weisung an eine Kommission zustimmen, bei der Ab stimmung über das Gesetz sich jedoch derselben ent halten, denn sie würden deshalb nicht für das Gesetz stimmen, weil dasselbe mißbraucht werden könnte, aber auch nicht gegen dasselbe, weil sie der Regierung nicht die Mittel entziehen wollten, gegen DynamiteurS zu wirken. Bezüglich seiner ersten Behauptung meinte Hasenclever, ein Geheimpolizist könnte Jemanden Dyna mitpatronen ins Haus legen und dann denselben denun- ciren. Auf Anregung Windthorst's konstatirt Staats sekretär von Schelling, daß nur unbefugter wissentlicher Besitz von Sprengstoffen strafbar sei. Schließlich wurde ohne jede weitere Debatte das Dynamitgesetz einstimmig angenommen. Die Socialdemokraten mit Ausnahme Rittinghausen's enthielten sich jedoch der Abstimmung. Schließlich fand eine erschöpfende Debatte über die Giltigkeit der Wahl des Prinzen Handjery statt; die Ungiltig keitserklärung dieser Wahl wurde mit ID) gegen zoo ihren und der Ihrigen Unterhalt selbst zu verdienen, mangelt, Arbeiten, die ihren Kräften und Fähigkeiten gemäß sind, angewiesen werden, d. h. solchen Armen, deren der Staat sich annehmen muß, weil sie sich weder ihren Unterhalt selbst verschaffen, noch denselben von anderen Privatpersonen, welche nach besonderen Gesetzen dazu verpflichtet sind, erhalten können. Das Landrecht erkennt danach allerdings das Recht auf Arbeit der Armen, nämlich im ArbeitShause, an. Entweder will der Reichs kanzler dem Arbeiter dieses Recht auf Arbeit geben, öder er befindet sich allerdings auf dem Boden des socia- liftischen Staates. Die Abgg. Bebel und Bamberger konstatirten, ein Jeder von seinem Standpunkte aus, die gewaltige Tragweite dieses geflügelten verhängnißvollen Wortes. Der socialistische Führer war in seinem Reckte, wenn er erklärte, daß Fürst Bismarck da einen Satz verkündigt habe, der die heutige bürgerliche Gesellschaft, ihre ge- sammten Arbeits- und Produktions-Verhältnisse in den Grundfesten erschüttere und wenn er hieran die Frage knüpfte: warum dann der Kanzler gegen die Socialisten, seine nunmehrigen Bundesgenossen, Ausnahmegesetze ver lange. Auch der Abg. Bamberger schob das Deck- mäntelcken des preußischen Landrechts bei Seite und versuchte das wahre Gesicht des „Rechts auf Arbeit" vor der Versammlung zu enthüllen; er rief der Regie rung zu, daß sie bereits bis über die Schulter im Socialismus siehe. Es ist in der That ein merkwür diges Schauspiel, welches die staatssocialistischen Heil künstler aufführen. In demselben Augenblicke, in wel chem sie mit dem mindestens sehr unzulänglichen Eimer des Socialistengesetzes zum Löschen herbeieilen, werfen sie selbst den Zunder des Klassenhasses in die Massen. Man spielt da in sehr bedenklicher Weise mit dem Feuer, möge nie der Tag kommen, da man es bitter bereuen wird! Nachdem der Kampf um das Socialistengesetz bereits in der Sonnabendsitzung des Reichstages ent schieden war, hatten die bisherigen Debatten nur noch die Bedeutung eines Nachgefechts, das sich in zahlreiche kleinere Scharmützel auflöste. Diese waren jedoch reich an interessanten und bedeutsamen Momenten. Unter Anderem handelte es sich um die Resolutionsanträge der Abgg. Windthorst und Stöcker, die darauf hinausliefen, den Regierungen und allem Volke die Gnadenmittel der Kirche zur Heilung der socialen Schäden anzupreisen. In Wahrheit war es dem Centrumsführer (Windthorst) darum zu thun, bei diesem Anlässe zum so und so vielten Male seine bekannte Rede gegen den Kulturkampf zu halten. Und Herr Stöcker? Nun, man weiß ja zur Genüge, waS dieser edelsinnige Apostel der Liebe unter „praktischem Christenthum" versteht. Der wunderliche Heilige, den seine Freunde in blasphemischer Weise einen t 3. Heidt cholv 'obi- -«edl t,N- Aus verstreuter Suat. Roman von Ernst Wichert. (17. Fortsetzung.) Am andern Tage zur bestimmten Zeit fand die Konferenz statt. Der Polizeirath erklärte sich zu allen Am Montag Vormittags zur Visitenstunde ließ Herr Carlo Eberti sich bei Frau vou Festwalden melden und wurde vorgelassen. Er sagte, er sei in Brasilien reich begütert, kürzlich aber, nachdem er die Verhei- rathung mit einer Landsmännin in Aussicht genommen, nach seinem Vaterlande zurückgekommen, um sich mit zuverlässigem deutschen Dienstpersonal zu versehen. Vor Allem brauche er für seine Frau eine paffende Gehilfin, die ein gefälliges Wesen habe, tüchtig und zugleich be scheiden sei, womöglich Niemand in der Heimath zurück lasse, nach dem sie sich zurücksehne. Er habe nun darauf hin hier in seiner Vaterstadt Erkundigungen eingezvgen, sei an den Vorstand einer wohlthätigen Anstalt gewiesen und von dem Herrn Polizeirath auf ein junges Mädchen, Namens Minna Schmidt, aufmerksam gemacht, das hier im Dienst stehen solle. Er nannte zugleich die sehr glänzenden Bedingungen eines mehrjährigen Engagement-. Zur Sicherung sc Ute hier ein ausreichendes Kapital vor der Abreise deponirt werden. Die Generalin sprach sich nicht ohne Empfindlichkeit mißbilligend darüber aus, daß der Polizeirath bei dieser Empfehlung auf sie selbst wenig Rücksicht genommen habe. „Aber Ihre Bedingungen, mein Herr", fuhr sie fort, „sind in der That derart, daß eine Konkurrenz meinerseits unmöglich ist und daß ich an einer armen Waise glauben müßte, schweres Unrecht zu begehen, wenn ich ihrem Glück hindernd in den Weg treten wollte. Minna soll also Freiheit haben, sich zu entschließen. Ich stelle sie Ihnen sogleich vor." einem Vater anfangen, den man zum erstenmal im , Damit verabschiedete er sich. „Wenn der TeufelS- Leben sieht? Der vielleicht Anforderungen stellt, die sich ! junge so sein Glück machen sollte", murmelte er vor sich mit gewissen Herzenswünschen nicht gut vereinigen lassen ! hin, „er hätt's eigentlich um daS Mädel verdient." — — man kann dock nicht wissen." Inseraten- Annahmeftcven: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaaiensteinLVogl«, Rudolf Moffe, G L. Daube L Lo. in Dresden Leipzig, Hamburg, Berlin, Franksuri a M. u. s. w. »: Dew ! Tage- 'arbeitn !oack ii rßpachn ; Berg« ; Berg« »bescher S. R. er Hahn iger i» chweizn ccker m cherm«- inopitz; Wirth- allstem- arbeiter Clauß- K. «. Fabrik- mit kl cnze in lsdors; en mit r meister rbel in , Nautz- -gmann . Locke >bel iu . «e- irauni- I. S. Engel- !2 T-); einopitz Laauer 3 L-); (63. klemert gmanu !. 9M. Würg- A. S. ) T.): msdors Zalther ; Frau 2 R. ne T. uschild iutsbe- -); s. 1 M. Ober» Th. utrbe- »ngae- b M. in S. „Mein Vorschlag", fuhr der Polizeirath fort, „geht > also dahin: Sie nähern sich erst dem Mädchen unter > irgend einem schicklichen Vorwande, ohne sich erkennen ! zu geben und prüfen selbst. Ich bereite dann Minna > auf die Möglichkeit vor, daß sie mit ihrem Vater ver- ! einigt werden könne, ziehe die Generalin ins Geheimniß, ! um Ihnen ungehinderten Zutritt dort zu verschaffen — ! das Weitere macht sich von selbst." „Der Weg ist weit", meinte der Fremde. „Ich ! sollte denken, wenn man einem blutarmen Mädchen sagt: f Du hast einen reichen Vater, der fortan für Dich sorgen ! will — da steht er! so müßte der Jubel groß sein, j Oder wissen Sie'S besser, so widerspreche ich nicht: darin haben Sie sicher recht, daß ich daS Mädchen erst sehen muß. Das kann gleich morgen geschehen. Wie - führe ich mich denn ein?" Der Polizeirath zeigte sich erfinderisch. Man wurde über den Plan einig. „Berufen Sie sich nur dreist auf mich", sagte er, „so erhalte ich gleich Gelegenheit mich hinterher einzumischen." Die Schweißtropfen standen ihm wieder auf der Stirn, so eifrig war seine Betheiligung bei der Verhandlung zum Besten seines Schützlings. „Wenn ich etwas nur genau wüßte —!" „Was, mein Herr?" „Ich behalt'S lieber noch für mich. Dummes Zeug vielleicht und doch . . . Unwichtig ist'S nicht. Ich muß versuchen, eS herauszubringen. Sie erfahren dann auch daS vor Ihrer letzten Entscheidung." l Politische Weltschau. Deutsches Reich. „Das Recht auf Arbeit!^ Nachdem der Reichskanzler den verhängnißvollen Eatz proklamirte, trommeln sofort seine Trabanten die Melodie lustig weiter und preisen dessen fürsorgende Thätigkeit im Interesse der arbeitenden Schichten der Bevölkerung mit dankenden Worten. Das Alles ist sehr schön, schreibt hierauf das Tageblatt der Reichs- hauptstadt weiter, aber damit ist die Frage noch nicht beantwortet, woher die Arbeit kommen soll, wenn sie nicht da ist. In einer Zeit, wo recht viel Arbeiter ge sucht werden, hat die Verkündigung des „Rechtes auf Arbeit" keine Bedeutung; warum hat aber Fürst Bis marck die Berechtigung dieser socialdemokratischen Forde rung nicht damals anerkannt, als in der großen über die ganze Erde sich ausdehnenden Industrie- und Handels- krisis Millionen Hände feierten, feiern mußten, weil sie keine Arbeit fanden? Wenn ein Staatsmann und vollends einer von der Bedeutung wie Fürst Bismarck jenen Grundsatz als seine Ueberzeugung hinstellt, so ist es folgerichtig doch der Staat, der die Arbeit schaffen muß, welche Handel und Industrie in kritischen Zeit läuften nicht zu schaffen vermögen. Woher hätte nun damals wohl der Staat — einerlei ob Preußen oder das Reich — die Arbeit und was die Hauptsache ist, die Mittel, sie zu bezahlen, nehmen wollen? Wenn Fürst Bismarck diese Frage zu beantworten weiß, so hätte er eS im Reichstage thun sollen; kann er es nicht, so ist seine Anerkennung des „Rechtes auf Arbeit" eine sicherlich wohlgemeinte, aber höchst gefähr liche Kundgebung. Die socialdemokratische Partei hat denn auch sofort die Konsequenz gezogen, daß das „Recht auf Arbeit" gesetzlich festgestellt werden müsse. Fürst Bismarck aber wird sich wohlweislich hüten, zu einem derartigen Gesetze die Hand zu bieten, denn über die Undurchführbarkeit des socialdemokratischen Ideals, dem er zugeftimmt hat, täuscht er sich ganz gewiß nicht. Was hat dann aber seine öffentliche An erkennung desselben für einen Werth ? „das ist hier die Frage." Aber es ist eine von denen, auf die man überhaupt keine Antwort giebt. Einen besonderen Nimbus hat der Reichskanzler seiner Aeußerung noch durch den Hinweis gegeben, daß daS preußische Landrecht dieses Recht an erkenne. Das ist nun vollends seltsam. Er hat sich dabei auf den neunzehnten Abschnitt des zweiten TheileS deS Landrechts berufen, aber ohne zu sagen, daß dieser Abschnitt von Armenanstalten und anderen milden Stiftungen handelt. Die ersten acht Paragraphen jenes Abschnittes stellen die Grundsätze auf, welche der Staat der Armenpflege zu Grunde legen soll. Ferner sollen den jenigen, welchen es nur an Mitteln und Gelegenheit, Wirklich eine Perle von einem Mädchen", versicherte er. „Da hat sich einmal unsere Erziehungsmethode glänzend bewährt. Das Kind schien verloren! Hübsch und eitel — zwei Eigenschaften, die schon oft verderblich zusammen gewirkt haben. Aber Eitelkeit ist am Ende nickts Anderes, als das sehr natürliche Gefallenfinden an sich selbst. Sie wird eine heilsame Triebkraft zum Aufstreben, wenn man ihr rechtzeitig den würdigeren Gegenstand zeigt. Ich bin stolz auf das Mädel, daS heut — ich wette meine Seligkeit darauf — jeder Versuchung widersteht. Was diese neuesten Enthüllungen für einen Eindruck machen, lasse ich füglich dahingestellt. Wir müssen vor sichtig verfahren. Vielleicht wär's daS günstigste, sie gar nicht aufzuklären; aber etwas Reelles für sie zu thun, etwa durch Vermehrung ihres Auöftattungskapitals je nach Umständen. Doch Lie scheinen andere Absichten zu haben und werden, wenn Sie sich legitimiren können, wie ich vorauSsetze, auf Ihrem Rechte bestehen. Jedenfalls muß ich verlangen, daß Minna selbst entscheidet, ob daS Konv-rt geöffnet werden soll oder nicht. Stellen wir sie ebne Weiteres vor diese Frage, so wird das arme Kind in die schwerste Verlegenheit gerathen. WaS mit Exped. ». Redaktion Dresden-Neustadt I. Meißner «ässe 4. Lie Zeitung erscheint Lteustag, Lvnnerstaa und Sonnabend sr^h. Abonnements- VretS: dkrteWrl. M 1,b0. «ii beziehen durch die kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Boten. Vei freier Lieferung tnS HauS erbebt die Post noch eine Ge- dühr von 2b Pfg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Candmamr. Amtsblatt für die kgl. AmLShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadl, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden.
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