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Weißeritz-Zeitung : 21.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192003219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19200321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19200321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1920
- Monat1920-03
- Tag1920-03-21
- Monat1920-03
- Jahr1920
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 21.03.1920
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s Ein seltsamer Sinn bei den Pflanzen. H Der amerikanische Naturforscher S. Leonard Bastin " 1 Veröffentlicht im „Scientific American" die Ergebnissx von j einer Reihe fesselnder Beobachtungen und Versuch«, die I neue Beweise bringen für die seltsame Fähigkeit der Pflanzen, ohne Augen, ohne Geruchs- und ohne GehörS- »rgane die Anwesenheit bestimmter Gegenstände wahrzu nehmen oder zu fühlen und ihr Verhalten danach einzu richten. ES handelt sich gleichsam um eine Fähigkeit de» Fernfühlen« bei den Pflanzen, um die Fähigkeit; Gegenstände zu spüren, mit denen sic nicht in unmittel bare Berührung gekommen sind. Es ist bekannt, bah der Sonnentau Fliegen fängt; die Blätter dieser Pflackze sind mit sehr empfindlich»» f tzangarmen ausgerüstet, die die Beute umschlingen. ^Allein das Laub des Sonnentaus", so führt Bastin auS, . ^zeigt noch ein anderes überraschendes Merkmal. Wenn ! man in einer Entfernung von einem halben Zoll vor jedem Blatte eine Fliege befestigt, wird man Zeuge eines seltsamen Vorganges. Nach kurzem sieht man, daß die Blätter sich wahrnehmbar der Beute zugeneigt haben; bald haben die Fangarine die unglückliche Fliege erreicht und beginnen das Opfer zu umschlingen. Mit jedem Augenblick wird das Schicksal der Fliege gewisser, ein - paar müde Zuckungen noch, und sie ist tot." Hier liegt . also der Fall vor, daß die Pflanze nicht eine Beute fest- -halt, die zufällig in ihr Bereich gekommen ist, sondern 's sie nähert sich ihrem Opfer, verfolgt es und Packt es, sie geht regelrecht auf die Jagd. „Manche Pflanzensind höchst skrupellos; außerstande sich selbst zu ernähren, machen sie Jagd auf ihre schwer ' arbeitenden Genossen. Das tut beispielsweise die Flachs- ' seide, eine der schlimmsten Parasiten, die, von den ersten ^Wochen ihres Daseins abgesehen, weder Wurzel noch Blätter hat und sich als Blutsauger von anderen Pflanzen z ernährt. Die Flachsseide keimt im Boden und strebt in t einem seltsamen sadenartiaen Wackstum empor- Nu» , kommt für die junge Flachsseide alles daraus an, beizeiten s «ine geeignete Gastpflanze zu packen, sagen wir eine Klee- < Pflanze. Nichts ist merkwürdiger zu beobachten, als die - Weise, in der daS sadenartige Gewächs im Grase und ; Über das Gras hinwächst, auf der Suche nach einem i Opfer. Kommt die Flachsseide dabei in die Nähe einer i Kleepflanze, dann wächst sie plötzlich mit gesteigerter . Schnelligkeit weiter, bis sie das Opfer erreicht hat. Nun r Vermehren sich die Fäden tausendfach und erzeugen un» -ählige Sauger, die der Kleepflanze den Lebenssaft ent- l gtehen." Als einen »vetteren Beweis für die Fähigkeit des j FernfühlenS teilt der Forscher eine Beobachtung mit , «tner Erbse mit. Neben der jungen Pflanze wurde in : einer Entfernung von 6 cm ein Stock befestigt. Binnen ; weniger Stunden geschah etwas überraschende». Die , junge Ranke, die bisher zwischen zwei Blättern empor- > ; sproß, nahm eine wagerechte Haltung an. DaS wäre i an sich nur eine bekannte WachStumerschetnung; aber die > Ranke nahm gradenwegs die Richtung auf den Stock, j ' Schließlich lehnte sich der ganze obere Teil der Pflanze ! zu dem Stock hinüber, indes die Ranke sich emsig festzu- , " klammern begann. „Man kann sich schwer der Vorstellung . erwehren, daß die Ranke, wenn das Wort gestattet ist, ! ' wußte, daß die Stütze in erreichbarer Nähe war." Ein andere» Beispiel: Auf einem Eisendach, das an einer Stelle durch Rost schadhaft geworden ist, siedelt sich § ein KaktuS an. Er strebt dem von dem Rost gefressenen Loche zu. In dem Augenblick, da eS erreicht ist, beginnt eine erstaunlich starke Wurzelentwicklung: und die Wurzel fasern werden drei Meter tief durch die Luft in grader Richtung zum Boden hinabgeschickt. Weiter beobachtete schon vor Jahren Dr. Earpenter einen ähnlichen Fall: In einer Aushöhlung auf der Krone einer alten welkenden Eiche kommt der zufällig dorthin verschlagene Samen eines ElsebeerbaumeS zur Entfaltung. Er wächst eine Weile, findet anscheinend in» Moder Nahrung, aber sie reicht nicht aus. Nun beginnt der Elsebeerbaum von dem Gipfel der Eiche Wurzeln hinabzusenden, und zwar durch den hohlen Eichstamm. Die Wurzeln werden so stark, daß sie wie ein Bündel junger Stämme erscheinen. Allein in der Richtung in der sie dem Boden zustrebcn, liegt ein großer Stein von etwa 1 Fuß Durchmesser. Hätten die Wurzeln ihr Wachs tum in der bisherigen Richtung fortgesetzt, so wären sie s auf den Stein gestoßen. Allein etwa einen halben Meter oberhalb des Steines spalten sich die Wurzeln; eine ! Wurzelfaser weicht nach rechts, die andere nach links auS, ; gabelförmig streben sie über den Stein, ohne ihn zu , berühren, zur Erde und dringen hier in den nahrhaften , Boden .. . GolSclse. (21. Fortsetzung.) ' „Tie ziemt eigentlich nur den Bräuten", meinte Pie Doktorin unbefangen. i „Ja, eben deshalb", entgegnete er, und so ruhig, vls habe er etwas gesagt, das sich ganz von selbst ver stehe, füllte er die Gläser und wandte sich an Fels. „Stoßen Sie mit mir an, Doktor", sagte er. „Ich trinke auf das Wohl meiner Retterin, der Goldelse aus Gna deckst^ Ter Doktor schmunzelte und stieß kräftig an. Aus dies Zeichen näherte sich eine Schar Herren, mit den Gläsern in der Hand. „Schön, meine Herren, daß Sie kommen!" ries ihnen der Schloßherr entgegen, „trinken Sie mit mir puf die Erfüllung meines höchsten Wunsches!" Ein Hoch schallte durch die Lüfte, und die Gläser klangen lustig aneinander. „Skandalös!" rief die alte Exzellenz und ließ die Gabel mit einem faftigen Stücke marinierte,» Aales auf den Teller fallen. „Tort drüben geht es ja wahr haftig zu, wie in einer Studentenkneipe. Ich bin ganz sprachlos. Welch unanständiger Lärm! Ta schreit ja wirklich der Pöbel auf den Straßen manierlicher, wenn ler unseren Turchlauchten ein Hoch zu bringen sich erlaubt. Uebrigens, meine Liebe", wandte sie sich an Helene, „ich bemerke mit großem Erstaunen, daß Ihr Herr Bruder ziemlich familiär mit dem Doktor Fels verkehrt." ( „Er schätzt ihn hoch ein als einen durchaus recht- Rchen Mann mit bedeutendem Wissen", erwiderte »«lene. 7 „Tas ist alles recht schön und gut, aber er weiß Bcher nicht, daß dieser Mensch gegenwärtig sehr übel ^geschrieben ist an unserem Hofe. Denken Sie sich, holprig, Vaumssss, Raum * er hat die unbegreifliche Kühnheit gehabt, unserer alv geliebten Prinzessin Katharina —" „Ja, ich kenne diese Geschichte", unterbrach Fräu lein von Walde die Entrüstete, „m»in Bruder hat sie mir vor einigen Tagen selbst mitgeteilt." „Wie, er weiß das und berücksichtigt so wenig die Stimmung des Hofes, der ihn stets ausgezeichnet hat? Unglaublich! Ich versichere Ihnen, liebes Kind, e mir schlügt schon jetzt das Gewissen, und ich werd« bei Ankunft unserer Herrschaften sicher die Augen nicht aufschlagen können, in dem schuldigen Bewußtsein, daß ich mit diesem unmanierlichen Menschen hier zusammen« gekommen bin." Helene zuckte mit den Achseln. Sie litt alle jene Qualen, die uns so manchmal die gesellschaftlichen Rück sichten auferlegen; sie mutzte mit zuvorkommende» Aufmerksamkeit auf tausend Nichtigkeiten hören und antworten, während ein Heitzer Schmerz ihr Inneres zerriß. Hollfeld war nicht allein so unaufmerksam gewesen, Helene bei ihrer Ankunft auf dem Festplatze der Für sorge des Grafen Wilden«»» zu überlassen, er hatte auch, als er endlich erschienen war, kein Wort der Entschuldigung für seine Säumnis gehabt, und mürrisch und zerstreut hatte er sich endlich an ihre Seite gesetzt. Sie sand ihn seltsam verändert, und ihr unruhiges Herz, ihr Kopf zermarterten sich in Vermutungen. Zuerst folgte ihr argwöhnisches Auge Coruelie, die ihrer Quecksilbernatur gemäß wie ein Irrwisch von Gruppe zu Gruppe flatterte und unaufhörlich plauderte und lachte. Ueber diesen Punkt war sie jedoch bald beruhigt; denn es gelang ihr nicht ein einziges Mal, einen Blick Hollfelds auf dem Wege nach der kvketten, aber anmutigen Hofdame aufzufangen. Ihre besorgten Fragen wurden einsilbig beantwortet. Ties nachlässige Benehmen, das sie zum erstenmal ar» ihm ben^rkte, tat ihr unbeschreiblich wehe. Sie schwieg 'endlich und ließ ermüdet die Lider über dis Augen sinken — niemand bemerkte die zwei Hellen Tropfen, die an ihren Wimpern hingen. Mitten in den Jubel der Hochrufe hinein, der rugenscheinlich bedeutend erhöht wurde daourch, datz der sonst so ernste, schweigsame Schloßherr ihn ver- »nlaßt hatte, fiel plötzlich ein Schatten: wenigstens schien es Elisabeth, als verkündete-- das Gesicht des Hausverwalters Lorenz, das auf einmal zwischen den Baumstämmen in der Nähe auftauchte, nichts Gutes. Ter alte Mann gab sich die größte Mühe, um die Aufmerksamkeit seines Herrn auf sich zu lenken, ohne datz es die anderen bemerken sollten. Endlich »elang es ihm. Herr von Walde warf einen raschen Blick hinüber, stand auf und ging mit dem alter» Diener tiefer in das Gestrüpp, während die anderen Herren Hre früheren Plätze wieder aufsuchten. Er kehrte sehr dald mit bleichem Gesichte zurück. , , , ,Zch habe eine erschütternde Nachricht erhalten, Infolge deren ich sofort abreisen muß", sagte er mit gedämpfter Stimme zu dem Toktor. „Herr von Hart wig in Thalleben, ein alter Freund von mir, ist auf einer Spazierfahrt verunglückt, die Verletzung ist töd lich; wie man mir schreibt, kann er höchstens nur noch einen Tag lebe,» ... er veruft mich zu sich, um die Sorge für seine unmündigen Kinder in meine Hände zu legen. Teilen Sie der Baronin Lessen meine Abreise und deren Veranlassung mit; sie soll dafür Sorge tragen, daß das Fest nicht gestört werde." Ter Doktor entfernte sich sogleich, um die Baronin aufzusuchen. Seine Frau war schon vor einer Weile nach dem Büfett gegangen, und so stand Elisabeth ii» diesem Augenblicke Herrn von Walde allein gegenüber. Er näherte sich ihr rasch. „Ich hatte geglaubt, wir würden heute nicht aus einandergehen, ohne datz der Schluß des Glückwunsches ausgesprochen worden wäre", sagte er, während sei»» Auge ihren ausweichenden Blick aufzufangen suchte. „Ich gehöre nun schon einmal zu jenen Glückspilzen, denen noch in der letzten Stunde ein Unstern das gelobte Land verschließt." Er bemühte sich, diesen Worten eine»» humoristische»» Anstrich zu geben, aber sie klan gen deshalb nur um so bitterer. „Diesmal soll er mich jedoch zähe finden", sprach er in entschlossenem Tone weiter, „fort muß ich, das läßt sich nicht ändern, aber die Erfüllung dieser schweren Pflicht kann mir sehr erleichtert und versüßt werden' durch ein Ver sprechen Ihrerseits. Wissen Sie noch die Worte, die Sie mir vorhin nachgesprochen haben?" „Ich vergesse nicht so schnell." „Ah, das klingt schon bedeutend ermutigend für mich! ... Es gibt ein Märchen, in dem ein einziges Wort ein Reich voll unermeßlicher Schätze und lieb licher Wunder erschließt; der Schluß jenes Glück wunsches ist auch ein solches Wort. Wollen Sie mir behilflich sein, daß es ausgesprochen werde?" „Wie könnte ich Ihnen zu Schätzen und Reich tümer,» verhelfen?" „Tas ist meine Sache. Ich bitte Sie ernstlich in diesem Augenblicke keine»» weitere»» Ausweichungsver such zu machen, den»» die Zeft drängt. Ich frage ^ie also, wollen Sie in den Tagen, die ich ausbleiben werde, sich bestreben, den Anfang des Glückwunsches in Erinnerung zu behalten?" Sie werden bereit sein, wenn ich zurück- Ende zu hören?" ich »verde mitten in Trübsal und Leide»» blauen Himmels über wir behalten, und Ihnen — möge unterdes mein guter Engel dei» Namen jenes Wunderreiches zuflüstern . . . Leben Sie wohl!" Er reichte ihr die Hand und schritt hinter dein Turin« auf den nächsten Weg, der nach dem Schloss« führte . Elisabeth blieb eine Weile in einer Art süßer Betäubung stehen, aus welcher sie erst durch die Dok torin geweckt wurde, die mit Tellern, und Schüsseln „Und kehre, das „6-ut, ein Stück ISlWe« ßUrückkqfiE möb KU sM «Mwa sm« Iren der Herren vorzufind«». Da» junge Mädchen "teilte ihr da» Geschehene Mit. Bald daranf kam auch der Doktor und erzählte, »die Frau Baronin sei sehr gereizt gewesen, daß ihr Vet ter e» nicht der Muhe wert gehalten hab«,, sie persün- pch von-dem Vorfall in Kenntnis zu setzen. Währenddem ging Elisabeth hinüber zu Fräulei» von Wald«, um sich zu beurlauben. E» hiett sie ja hier nicht» mehr zurück. „Sie wollen aehen?" fragt« Helene, al« da» junge Mädchen hinter ihren Stuhl trat und sich empfahl. „Was meint mein Bruder dazu?" „Rudolf ist In «tner dringenden GeschäftSsache nach dem Schlosse gerufen worden," antwortete die Baro nin, die eben erschien, schnell an Elisabeths Seite tre tend, „Fräulein Ferber ist mithin der Verpflichtung des Hierbleibens enthoben." Während dieses kurzen Wortwechsels bog sich die Oberhofmeisterin zurück und' musterte Elisabeth von Kopf bis zu de»» Füßen mit ihren kalten, stechenden > Augen; Hollfeld aber stand auf und entfernte sich, ohne ein Wort zu sagen. Elisabeth verabschiedete sich noch rasch von Tok- . tor Fels und Frau und schritt dann erleichterten Her zens ii» dei» Wald hinein. Sie atmete auf, als das Gewühl hinter ihr lag, als ein rauschender Akkord den Walzer schloß, dessen jubelnde Töne sie noch eine Weile begleitet hatten. Jetzt durfte sie sich ungestört dem Zauber hingeben, der ihrem ganzen Sinnen und Denken einen süßen Bann auferlegte, der sie zwang, immer wieder auf jene längst verhallte Stimine zu hören, die mit er greifendem Klange ihr Herz bestrickte, und vor wel cher alle Vorsätze des Mädchenstolzes, alle Vorsichts maßregeln des Verstandes haltlos verwehten. Sie dachte daran, wie sie zuerst ihm widerstandslos gefolgt war, obgleich ihr tief gekränktes Ehrgefühl iHv aebot, den Kreis, in welchem sie so unwillkommen er schien zu verlassen; sie empfand noch einmal jene Glückseligkeit, mit der sie an seine Seite geeilt »var, als er es vor alle»» Anwesender» betont hatte, datz er ihr für heute angehöre und keine Stellvertreterin für sie wolle. Er hätte sie bis an das Ende der Welt führe»» können, sie wäre ihm blindlings gefolgt mit unerschütterli^em Vertrauen und der ganzen Hin- ' gäbe ihres Wesen-:- . . . - Und ihre Eitern? . . . Jetzt begriff sie, wie eine Jungfrau das Vcne.haus verlassen könne, uin einem Manne anzugehörrn, dessen Lebensbahn bis dahin fern ab voi» der ihrige», über Vielleicht ganz entgegenge setztes Gebiet gcicnsen »var. Noch vor zwei Monaten war ihr das ein unlösbare? Rätsel gewesen. Cie hatte einen Weg betreten, de»» fie oft in Miß Mertens' Gesellschaft zurückgclegt hatte. Er mün dete, in zahllosen Windungei» schmal durch das Dickicht laufend, an der Landstraße, die den Wald durchschnitt und nach L. führte. In ihre Träumerei versenkt, hatte Elesibeth nicht gehört, daß ihr schon längst rasche Schritte folgten: deshalb erschrack sie jetzt doppelt, als dicht in .ihrer Nähe ihr Name von einer männlichen Stimme ge nannt wurde — Hollfeld stand hinter ihr. Sie ahnte, was ihn hierher führte, sie fühlte das Herz klopfen, aber sie faßte sich schnell und trat ruhig seitwärts, um ihn auf dem schmalen Weg vorüber zu lasse»». „Nein, so ist es nicht gemeint, Fräulein Fer ber", meinte er lächelnd und in einem eigentümlich ver traute»» Tone, der sie tief verletzte. „Ich wollte mir erlauben, Sie zu begleiten." „Ich danke," entgegnete das junge Mädchen ruhig, aber zurückweisend, „es wäre eine nutzlose Aufopfe rung Ihrerseits, den»» ich gehe am liebsten allein durch den Wald." x „Und kennen Sie keine Furcht?" fragte er, so nah« an sie herantretend, daß ein Heitzer Atem ihre Wang« berührte. „Nur die vor ungebetener Gesellschaft," entgeg nete fie, mühsam ihre Entrüstung bekämpfend. „Ah, das ist wieder einmal jene hoheitsvolle Hal tung, hinter der Sie sich mir gegenüber stets v«r- schanzen; weshalb? nun, das weitz ich mir schon zu. rechtzulegen. . . Heute jedoch werde ich sie nicht s« ' respektieren, wie ich sonst folgsamerweife tue — ich f muß Sie sprechen." „Und das ist so wichtig, daß Sie um deswillen Ihre Freunde und das Fest verlassen?" „Ja, es ist ein Wunsch, der mit meinem Leben zusammenhängt, der mich Tag und Nacht verfolgt. Ick bin krank und e»end, seit ich fürchte, er könne sich vielleicht nie verwirklichen — ich —" Elisabeth war unterdes immer rascher vorwärts- geschritten. Es wurde ihr unheimlich diesem Men schen gegenüber, aus dessei» Augen jetzt jene Leidenschaft unverhohlen loderte, die ihr schon einen heftigen Ab scheu eingeflößt hatte, als Ue noch beherrscht wurde Sie fühlte aber auch, datz Ruhe in diesem Augenblick ihre einzige Waffe sei, und deshalb unterbrach ft, ihn, während der schwache Versuch eines Lächelns u« ihre Lippen zuckte. „Ach," sagte sie, „unsere Klavterübungen sind als, vom besten Erfolge gewesen, Sie wünschen meinen Bei, stand auf dein Gebiete der Musik, wenn ich recht vtr- stehe?" „Sie verstehen mich absichtlich falsch," rief er- zornig. „Nehme»» Sie das als eine Art von Schonung meinerseits, ich müsste Ihnen sonst Tinge sagen, die Sie vielleicht noch weniger zu hören wünschen," erwi derte Elisabeth ernst. „Spreche»» Sie immerhin, ich kenne die Frauen genug, um zu wissen, daß sie es lieben, eine Zeit- lang die-Maske der Kälte und Zurückweisung vorzu halten . . .die Beglückung ist dann um so süßer. Ich gönne Ihnen die Freude dieser unschuldigen Koket terie, aber da,»»» —" Elisabeth stand einen Augenblick starr und sprach los vor dieser Unverschämtheit: solch häßliche Wort« hatten noch nie ihr Ohr berührt. Scham und Ent rüstung trieben ihr das Blut in das Gesicht, und si« suchte vergebens nach Worten, um diese beispiellos« Frechheit zu strafen. Er faßte ihr Schweigen ander» auf. - „Seh«»» Sie," rief er triumphierend, „daß ich Si« durchschaut Habel. . . Das Erröten des Ertapptsein» steht Ihnen unvergleichlich! . . . Sie sind schön wie ein Engel; noch nie ist mir eine solche NhmPH«noestaft
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