Weißeritz-Zeitung : 29.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192305292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19230529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19230529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1923
- Monat1923-05
- Tag1923-05-29
- Monat1923-05
- Jahr1923
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 29.05.1923
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Dieses Blatt enthält -le amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschaft, -es Amtsgerichts unv -es Sta-trats zu Dippot-iswat-e Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Petit zelle 200 M., außerhalb der Amtshauptmann schaft 250 M., im amtlichen Teile (nur von Behörden) Zeile 400 M. — Eingesandt und Reklamen Zeile 500 M. r Bezugspreis: Monat Mal 4000 M. ohne Zu- j r tragen. Einzelne Nummer 170 M., Sonntags t ! 200 M. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde r r Nr. 3. — Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. r Postscheckkonto Dresden 12 548. r Weif;eritzZeilung Taqeszewmg m» Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedederg ii.Il. Aelteste Zeitung -es Bezirks Verantwortlicher Redakteur: Felix Jekne. — Druck und Verlag: Larl Iehne in Dippoldiswalde. ^^L0er«icheMn» SSchsischeS Dippoldiswalde. Trotzdem der Begrützungsabend zur Er öffnung der 7. Berbandstagung des AH.-Verbandes des Vereins .Glück zu!' für viele recht .anstrengend und lang war, fanden sich die Alten Herren am Sonnabend doch pünktlich zur General versammlung zusammen. Von den rund 1000 Verbandsange hörigen waren gegen 160 erschienen. Eine Vorstandssthung war ihr voraufgegangen, wodurch der Beginn etwas verzögert wurde. Vorsthender Blank eröffnete die Versammlung mit begrabenden Worten und wies auf den vorliegenden zahlreichen, aber doch auch anregenden Beralungsstoff der diesmaligen Tagung hin und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Beratungen vom gleichen Geiste beseelt sein und ohne Trübung verlaufen möchten, wie die früheren. Vom Verlesen der Niederschrift der 6. Verbands- tagung wurde abgesehen, sodaß der Vorsitzende sogleich eingehen den Bericht über die Vorkommnisse und die Tätigkeit des Ver bandes seit der letzten Generalversammlung, besonders eingehend über dle Beschlüsse der Vorstandssthung 1921 in Braunschwelg erstatten konnte. Aus dem Bericht des Verbandssekretärs Funk über dle allgemeinen Verbandsangelegenheiten war zu entnehmen, daß der Verband im Laufe der letzten 3 Jahre 18 ordentliche und 5 außerordentliche Mitgleder, der aktive Verein 2 Ehrenmit glieder (Liebel—Dippoldiswalde und Gebauer—Chemnitz) durch Tod verloren hatte. Man widmete ihnen kurze Zeit stillen Ge denkens. Wie in allen Vereinen, kam auch hier zum Ausdruck, daß die Geldentwertung störend auf die Balanzierung von Ein nahme und Ausgabe gewirkt hat, die Mitgliedsbeiträge reichten nicht zur Deckung der entstandenen Ausgaben, man beschloß daher, nachdem Unverricht—Schweidnitz kurzen Revisionsbericht über die Verbandskasse erstattet und auf seinen Antrag dem Sekretär Ent lastung erteilt worden war, den Mitgliedsbeitrag auf 1923 auf lO 000 M. festzusehen, weiterhin die Festsetzung des Beitrags dem Vorstande zu überlassen. Die Aufnahmegebühr wurde auf 10?« des Mitgliedsbeitrages festgesetzt für die sofort nach Austritt aus dem aktiven Verein dem AZ.-Verband beitretenden Glück-zu'er, aus 50A sür dle später Zutrekenden und auf 100?L für außer ordentliche Mitglieder. Einen breiten Raum der Verhandlungen nahm die Angelegenheit Fürnkranz ein, die seinerzeit dadurch, daß sie aus Mülkerschule und Verein in die Oeffentlichkeit getragen wurde, auch in der hiesigen Bürgerschaft Erregung hervorrief. Das Aufnahmegesuch F.'s wurde genehmigt. Nach Erledigung dieser Angelegenheit wurde der vorgeschrittenen Zeit wegen die Generalversammlung auf den Sonntag vertagt. Um 5 Uhr fanden sich die Alten Herren mit ihren Damen und Freunden aus der Stadt zu gemeinschaftlichem Essen im Reichskronensaale zusammen, dem Tanz folgte. Während der Tafel begrüßte der Präside Conrad zugleich im Namen des Vorsitzenden Blank die Erschie nenen mit dem Wunsche, daß der gleiche festliche Geist wie am Vortage an diesem obwalte, und erhoffte recht gemütliche Stunden. 3m Namen der Stadtverwaltung und der Deutschen Müllerschule sprach Gewerbeoberstudienrat Direktor Meller. Er freute sich, so viele Alte Herren hier zu sehen, und gab der Hoffnung Raum, daß diese nach Besichtigung der Schule und Mühle am Sonntag mit dem Bewußtsein scheiden würden, daß die Deutsche Müller- fthule auf der Höhe sei, daß sie ihrem Wahlspruch .Aus der Praxis für die Praxis' gerecht werde. Müller und Mühlenbauer gehörten zusammen, einer sei auf den anderen angewiesen. Ihr Zusammenarbeiten gewähre erst eine günstige Fortentwicklung des ganzen Volkes, denn kein Volk könne ohne Nahrung sein. Im .Glück zu!' seien beide Teile vertreten. Er schloß mit dem Wunsche, daß das Wirken des AH.-Verbandes .Glück zu!' unter Blanks tatkräftiger, sicherer Leitung zum Segen des deutschen Vaterlandes sein möge. Auf den Damenflor sprach Stadlrat Macher—Dohna in Vertretung des sonst stets diesem in schönen Versen huldigenden 2. Vorsitzenden Pauli, der diesmal an der Tagung leider nicht teilnehmen konnte. Zwei Tafellieder brachten weitere Abwechselung, wie auch eine Bunte Bühne, in der Vereins damen und Aktive mit Gesangs-, Tanz- und humoristischen Vor trägen aufwarteten, für diese sorgte. Endlich brachte auch der Tanz Unterhaltung. Trotz der Fülle des Saales, die die Tanz fläche stark beschränkte, huldigten doch viele der Kunst Terpsichores. Und trotz alledem herrschte auch in den übrigen Lokalen der Stadt noch reges Leben und viele blieben hier wie dort in alter Freundschaftsrunde recht lange beisammen. Am Sonntag morgen sand die Generalversammlung ihre Fortsetzung. Man beschäftigte sich zunächst mit einigen schwerwiegenden Fragen und traf neue Bestimmungen über die Ernennung von Ehrenmitgliedern durch den aktiven Verein, weiter solcher über die Aufnahme außer ordentlicher Mitglieder. Der Ueberschuh von der Denkmals sammlung wurde dem .Eisernen Buche' zugesührk. Rasch einigle man sich auch über den Vollzug der Adolf-Eduard-Mende-Stifkung und wählte die Gesamtvorstandschaft aus schriftlichem Wege ein stimmig wieder. Als Ort der nächsten Generalversammlung wurde wieder Dippoldiswalde gewählt. Man war wohl einstimmig dafür, trotzdem die hiesigen Säle zur Aufnahme so vieler Festteilnehmer kaum mehr ausreichen. Es wurde daher der Munsch laut, daß bis dahin unbedingt ein größerer Saal gebaut werden müsse. Endlich wurde noch beschlossen, zur Ehrung des unermüdlich tätigen Ver- bandssekrekärs Funk eine Adolf-Funk-Slifkung zu errichten, der jährlich 5?K der Mitgliedsbeiträge zufließen und deren Beträge nach noch zu treffenden Bestimmungen Funks verwendet werden sollen. Nachdem dann noch dem 1. Vorsitzenden der Dank sür seine umsichtige Leitung des Vereins und der Generalversammlung ausgesprochen worden war, schloß dieser die Generalversammlung mit dem Wunsche auf weiteres Wachsen und Blühen des AH.- Verbandes. '/r I Uhr zogen die.Aktiven mit Fahne und die Allen Herren mit ihren Damen in langem, stattlichen Zuge durch die Stadt nach dem Denkmalsplahe vor der Müllerschule, wo AH. Derschow—Dresden im Auftrage deS AH.-Verbandes und des aktivenVereins einen Kranz am Denkmal niederlegke und um einige Minuten stillen Gedenkens bat. Präside Conrad widmete den gefallenen Farbenbrüdern ebenfalls Worte treuen Gedenkens. Nach einer photographischen Aufnahme der Festteilnehmer richtete „^^^/"siudienrat Ingenieur Meller an die Erschienenen Herz- Uche Willkommensgrüße, betonte, daß die Mütterschule immer dem Fortschritt huldige, bat, Wünsch«, die Verbesserung bedeuteten, ,u geben, wenn beim Durchschreiten der Schule und Ehle solche auftauchen sollten, und lud dann zur Besichtigung der M. 1^1 Dienstag den 29. Mai 1922 ! !! - . — .V ' " I Unterrichksräume ein. Die auswärtigen Gäste kamen dieser Ein- ? laduna rege nach und besichtigten Schule und Mühle auf das ein gehendste, geführt von Direktor Oberstudienrat Meller und anderen Herren. Dabei war manches Lob zu hören. Im Gasthof Seeblick' Paulsdorf wurden die Festveranstaltungen mit einem Tanze beschlossen. Auch dort reichten die Räumlichkeiten beinahe nicht aus, alle Teilnehmer zu fassen. Der Tanz wurde durch ver- schiedene Gesangsvorträge unterbrochen, gegen 11 Uhr aber der Garten des .Seeblick' mit Lampions beleuchtet und ein Feuerwerk abgebrannt, während Boote mit Lampions über die Wasserfläche zogen. In der herrlichen Mondnacht, das Wetter hatte sich seit Mittag ja ganz bedeutend gebessert, gewährte alles dies einen herrlichen Anblick und bildete einen würdigen Abschluß der Tagung. Die Festtage sind vorüber, die Gäste kehren in ihre heimatlichen Gefilde zurück. Hoffen wir, daß fie alle, dle mit großer Liebe an ihrem einstigen Musenstädtchen hängen, mit dem Bewußtsein geschieden sind, schöne Tage verlebt zu haben, daß sie ihnen lange in Erinnerung bleiben. — Am gestrigen Sonntag beging Bäckermeister Ferdinand Baumgarten das SOjährlge Bürgerjubiläum und wurde Ihm unter beglückwünschenden Worten das übliche Ehrendiplom durch Bürger- meister Herrmann und Stadtverordnetenvorsteher Schumann überreicht. — Erledigt: Hauptamtliche Fortbildungs-(Berufs-)schullehrerstelle in Glashütte. Ortskl. L. Bewerbungen bis 10. Junk an den Bezirksschulrat zu Dippoldiswalde. — In der amtlichen Bekanntmachung der Finanzämter Dippoldiswalde und Heidenau in voriger Nr. mutz das letzte Wort des 2. Absatzes Arbeitslohn (nicht Arbeitsschein) lauten. — Am Nachmittag des 24 Mai besichtigte, wie dies be reits vor kurzem seitens des Frauenvereins Ruppendorf ge- schah, eine größere Anzahl Mitglieder des Frauenvereins Johns- bach das Wettinstist. Die schönen Hellen Aufenthalts- und Schlafräume der Pfleglinge, wie alle sonstigen Einrichtungen fanden allseitige Anerkennung. Am Schlüsse der Besichtigung wurde der Frau Oberin ein ansehnlicher Geldbetrag übergeben, der zum Besten der Pfleglinge verwendet werden wird. — Die „Hellen Nächte" nehmen jetzt ihren Anfang. Sie entstehen dadurch, daß die Sonne in, ihrer scheinbaren Be wegung nachts weniger als 18 Grad unter den Horizont sinkt; dann beleuchten die Sonnenstrahlen noch die oberen Luftschichten und es bildet sich ein Heller Dämmerungsbogen, der selbst um Mitternacht im Norden nicht ganz verschwindet. Dieser Dämmerungsbogen nimmt von Tag zu Tag an Um fang zu und erreicht am 22. Juni, dem längsten Tage, seine größte Ausdehnung und höchste Höhe; dann geht er ebenso langsam zurück und verschwindet gegen Ende Juli. Während der Zeit der Hellen Nächte wird es auch um Mitternacht nicht -völlig dunkel. — Zur Streckung der Kohlenvorräte müssen auch im ncuenSommerfahrplannochZugseinschränkungen vorgenommen winden, von denen aber die Strecken unseres Verwaltungs bezirks nicht betroffen werden. Schmiedeberg. Mutterberatungsstunde findet Mittwoch den 30. Mai nachmittag 2—3 Uhr in der Schule statt. Glashütte. Im Warteraume des hiesigen Bahnhofes wurden dieser Tage zwei Reklamebilder mit starkem Elchenrahmen und Glas verdachtlos gestohlen. Weit über l 0 Jahre hingen diese Bilder unberührt aus. — Ein Zeichen der Jetztzeit! Altenberg. Wie in den meisten Orten Sachsens, so soll auch hier eine freiwillige Sanitätskolonne gegründet werden, die nach ihrem Zustandekommen den Freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz angeschlossen werden soll. Es haben sich bereits eine Anzahl Altenberger Einwohner da zu gemeldet. Doch ist der Beitritt noch weiterer Männer, die wirklich Lust und Liebe zur Sache haben, dringend erwünscht. Liebenau. Nachdem in der letzten Generalversammlung des hiesigen Darlehnsvereins der bisherige Rechner, Gutsbesitzer Otto Grahl, nach 26 jähriger Geschäftsführung erklärt hatte, sein Amt niederzulegen, wurde Gutsbesitzer Joh. Wolf als solcher gewählt und hat am l 5. Mai das Amt angetreten. Dresden. Der Landtag hatte bekanntlich beschlossen, der Negierung zu empfehlen, das Gehalt der Beamten auf ein Vierteljahr im voraus zu zahlen. Der Finanzminister erklärte schon damals, daß das unausführbar sein werde. Jetzt wird mitgeteilt, daß die Regierung tatsächlich nicht in der Lage ist, dem Landtagsbeschlusse zu entsprechen. Sie werde es vielmehr bei dem bisherigen Verfahren bewenden lassen. — Die Sächsische Landersteile für Kunstgewerbe hat die Reichs-, Staats- und Gemeindebehörden, die Vertreter der Kirche, die Kunst gewerbe - und Wirtschaftsverbände, Industrie und Handwerk sowie die Werkbundmitglieder des Landes zu gemeinsamer Beratung nach Dresden eingeladen, und der Einladung ist aus allen Landesteilen entsprochen worden. Line reich beschickte und sorgfältig geordnete Ausstellung gewerblicher Schulen Sachsens ist aus Anlaß dieser Tages in der Akademie für Kunstgewerbe veranstaltet worden. Ans unserer Gegend ist nur die Uhrmacherschule zu Glashütte auf der Ausstellung vertreten. Sebnitz. Der Kreisausschuß genehmigte in seiner letzten Sitzung die Erhöhung der hiesigen Musikinstrumentensteuer aus das SOfache der jetzigen Sätze. Hohnstein. Durch unvorsichtiges Abkochen im Stadt- walde wurde von zwei jugendlichen Wanderinnen ein Wald- brand verursacht. Unter Zurücklassung des Kochgeschirrs o9. Jahrgang suchten die Uebeltäterinnen das Weite. Rasch herbeigeeilten Einwohnern gelang es, dem Brande Einhalt zu tun. Immer hin dürste ungefähr ein halbes Ar Waldbestand vernichtet sein. Pegau. Die Verpachtung von 32>/2 Acker städtischer Wiesen hat insgesamt 38450000 Mark ergeben. Es ent fallen somit auf den einzelnen Acker durchschnittlich l 180000 Mark. Schwarzenberg. Beim Ausräumen einer Abortgrube in einer Schankwirtschast in Antonstal wurde die Leiche eines neugeborenen Kindes aufgefunden, das anscheinbar von der Mutter getötet worden ist. Als Mutter desselben wurde eine in dem Hause wohnhaft gewesene 24 Jahre alte Klöpplerin aus Trinkseifen ermittelt, die auf dem Bahnhof verhaftet wurde, als sie nach der Tschecho-Slowakei abreisen wollte. poinearbs Schlappe. Poincarä hat einen Fall von Mimikry geliefert, indem er mit seinem Demissionsanerbieten Bonar Law nach äffte; aber er hat sich nicht geschickt genug dabei angestellt, die Aehnlichkeit mit seinem englischen Vorbild fehlte, und so erweckte er bloß Heiterkeit, als er auf das Zu- reden Millerands hin sein Rücktrittsgesuch schleunigst zurück nahm, richtiger ausgedrückt, zurücknehmen mußte. Er hatte, um es noch einmal festzuhalten, dem Senat angesonnen, sich gegen den Kommunistenführer Marcel Lächln ab» Staatsgerichtshof zu konstituieren, und seine Niederlage lief eigentlich auf ein Vertrauensvotum für den Kommunisten hinaus. Das PoinearS erteilte Mißtrauensvotum konnte dieser voraussehen, und deshalb hielt ihn der Staatspräsi dent bei den Rockschößen fest, al» er sich aus der Ruhrklemme mit guter Manier herauswinden wollte. Gr hatte dasselbe Manöver schon einmal in der letzten Woche bei der Abstim mung über die Sommerzeit versucht, indessen tat ihm der Senat nicht den Gefallen und versicherte ihn seines Ver trauens. Jetzt ist er in das für einen französischen Staats mann besonders gefährliche Stadium der Lächerlichkeit ge raten, und diese wird dadurch verstärkt, daß sich di« Re- gierungspresse bemüht, die verhängnisvolle Abstimmung im Falle Cachin auf den unpolitischen Karren zu laden. Das ist eine um so verfehltere Ausrede, al« PoincarS kurz zuvor der Ablehnung seines Antrages auf die Verfolgung der kommunistischen Partei eine hochpolitische Bedeutung beige- meffen und mit seinem Rücktritt gedroht hatte. Er kann sich unmöglich verhehlen, daß di« Tag« seiner Ministerschaft gezählt sind, weil seine Ruhrpolitik ge scheit e r t ist. Nur möchte niemand die Suppe aüslöffeln, die sich der Vater aller Hindernisse im Ruhrgebiet eingebrockt hat. Die radikale Mehrheit im Senat ist chauvinistisch, Chauvinismus ist in Frankreich Trumpf. Wer auf Erfüllung der Reparationen besteht, hat auch den geringsten Anschein zu vermeiden, als wolle er an der Ruhr einen das französisch« Prestige bloßstellenden Rückzug vorbereiten. Und das hält sehr schwer und erfordert eine politische Strategie, wie fie General Moreau in Bayern bewies. Wer inzwischen hat sich die Lage im neubesetzten Gebiet nicht nur für Deutschland verschlechtert: die Verquickung der Lohnbewegung mit dem Kommunistenputsch ist auch für die Franzosen gefahrdrohend geworden. Ihrer Genugtuung darüber, daß die Ruhrbevölkerung im eigenen Fette schmort, ist Bitternis beigemischt; Milliardenwerte gehen in Rauch auf und vermindern die Leistungsfähigkeit Deutschlands so offen sichtlich, daß dieser Umstand bei kommenden Verhandlungen in Rechnung gestellt werden muß. Dabei ist zu berücksichtigen, wem die Schuld an diesem Mederbruch trifft. PoincarS wird mit der ihm eigenen selbstherrlichen Geste sie natürlich Deutschland zuschieben, nur vermag er nicht zu bestreiten, daß seine Werkzeuge es waren, von denen das Ruhr- g«biet des polizeilichen Schutzes entblößt wurde. Die französischen Generale haben fortwährend die Schupo verfolgt, dem Selbstschutz alle erdenklichen Hindernisse bereitet und nicht nur selbst sich an der Ausplünderung von Staats- und Privatkassen beteiligt, sondern auch d«n Kommunisten unmittelbar Beistand geliehen. Dafür liegen Beweise vor. In der französischen Kammer ist bei der Beratung der Ruhrkredite die Besetzung in allen Phasen durchgesprochen worden, und der Stimmführer der Sozialisten, Auriol, be tont« energisch wiederholt deren finanziellen Mißerfolg und drängte Poincarä in «ine weitangelegte Verteidigungsstellung. Seine Ausführungen brachten nichts Neues und erfreuten sich der Unterstützung der Mehrheit, der die Bemerkung, Frank- reich habe es gar nicht eilig, aus dem Ruhrgebiet zu gehen, angenehm in die Ohren klingen mochte, besonders weil in diesem Zusammenhang von dem Premierminister neue Zwangsmaßnahmen angekündigt wurden. Aber das heiße Eisen des kommunistischen Vorstoßes faßte er nicht an. Die Kommunisten in Frankreich mit allen Mitteln anzugreifen und sie im Ruhrbezirk nicht gewähren lassen, sondern ihnen obendrein Vorschub leisten, ist eine viel zu widerspruchsvolle Politik, als daß sie nicht für ihre Urbeber einmal üble Folgen Eigen müßte. Das Spiel mit dem kommunisti- scheu Feuer wird sich rächen und es beginnt schon jetzt nach Frankreich üborzugreifen. Einstweilen im Reich der Ge danken. Es ist kein Geheimnis, daß di« Sowietkendlin« an
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode