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Weißeritz-Zeitung : 25.06.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-06-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192506254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19250625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19250625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1925
- Monat1925-06
- Tag1925-06-25
- Monat1925-06
- Jahr1925
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 25.06.1925
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Zerf kurt. ' Skizze von t «s"u Lr «tt. E>" ttciucs Küukche» war'«, k» sich scheu aus dem Waid» dodcn zwischen trockenen Testen uiederließ, um hier M sterbe«. NA aber der wilde Geselle, der Sturm, kam, dem Fünkchen unternehmend in» Gesicht bkie» und seine Lebensgeister neu «facht», war da» rotgoldene Sternchen bereit, mit dem Freunde eine« Heinen Lanz zu wagen. Man war über den Waldbodon «»wirbelt, immer toller und toller, m erschreckender Begierde und Schönheit. So kam's, daß sich ein paar Ningellöckchen von dem Haupte der Tänzerin lösten und aus das Dach des Hauses, da» Bert Pust bewohnte, fielen. Jäh wurde der Fischer, der erst wenige Stunden von seinem, schweren Handwerke auSruhte, au» dem Schlafe gerissen, weil Sturm und Feuer eine zu schaurige Melodie sangen. Kaum zehn Minuten später war das ganze Fischerdorf lebendig. »Bert» Hau» brennt!" das war der Schreckenvruf, mit dem einer den anderen vom Lager aufscheuchte. In hohen Tran stiefeln, sonst aber nur notdürftig bekleidet, kamen sie heran« Männer, Frauen und Kinder versuchten zu helfen, erkannten aber nur zu bald, daß hier nicht mehr viel zu retten sei. »Di« Netze, Bert?" fragte einer. ' Der Fischer, an dessen Hab und Gut die feurige Lohe der« zückt emporkletterte, wie» mit dem Arm rückwärts. »Sind heilt'' Weit drüben auf dem Trockenplätze, den man in de« Dünen ««schaffen hatte, hing da» Gewebe unversehrt. Endlich kam auch die kleine Dorfspritze. Mit leisem Zischen senkte sich der Wasserstrahl in das Flammengold. Bert Pust stand «in wenig abseits. Nebe» ihm sein Weib. Reid« blickten schweigend auf da» schaurig-schöne Bild. Bert» «rode blaue Augen hingen unverwandt an den sprühenden Kunken, die goldenen Sternen gleich dem Firmaments entgegen flogen, bald aber ermattet zur Erde niedersanken. Sein Gesicht ivar unbeweglich. Kein Zucken verriet, was hinter dieser ««runzelten Stirne vorging. Nicht einmal sein Rücken beugte ich. Straff, wie man es an Bert Pust gewohnt war, stand die Lagere Gestalt des Siebzigjährigen aufrecht. Manch einer, der eifrig bemüht war, dem Feuer Hakt zu gebieten, warf in Augenblicken des Ruhen» einen mitleidigen Wick zu dem alter? Manne hinüber, der zum zweiten Male innerhalb eine» Jahrzehntes durch wilde Naturgewalten sein Hab und Gut verloren hatte. Damals trug das Meer die Schuld. ES ritz Bert» Anwesen nieder wie ein Kartenhaus. Lud al» jene Sturmnacht endlich vorüber war, hatte Bert mit bestem Griff der Hand die treue Lebensgefährtin umfaßt und »«fagt: »Wir bauen's neu auf." An «iner anderen Stelle, in der Nähe de» schützenden Salbe», war durch zähe Energie ein neue» Heim erstanden. v«rt Haft« dafür gearbeitet, mit seinem Weibe gedarbt, und zu», da die letzte Schuld getilgt war, mißgönnte ihm da» Schicksal sein neue», schwer errungenes Glück. Gierig fraß »er goldrote Feuervogel, waS harte, arbeitsgewohnte Hände unter Schweiß und Hoffen zusammengetragen halten. Al« das Dach prasselnd zusammenstürzte, als tausend und »der tausend glühende Fünkchen aufspritzteu, tastete sich die Hand der Frau zum Arm de» regungAos dastehenden Fischers. Mit scheuer Sorge forscht« sie in dem vom Wetter gebräunten Antlitz« mit den vielen Furchen. Aber die blauen Augen de» Fischer» konnten sich nicht loSreißen von dem schwelenden Haufen »ort vorn, nm den die Menschen lärmend liesen, in den immer ne« Wassermassen geschüttet wurden. Endlich kam Leben in Bert Pust. Langsam schritt er hinab »um Strande. Hier lagen die Kähne. Vor einem machte er halt. »Dich hat'» nicht gefressen," sagte er. Mehr nicht. ES »ar nie sein« Art gewesen, viele Worte zu machen. Er geizte mit jedem Wort, knapp wie seine Sprache klang auch sein Name: v»rt Pust. — Der Morgen dämmerte herauf, da gab e» für di« vielen, »i» »ur Hilfe herbeigeeilt waren, nichts mehr zu tun. Rauch- zeschwärzt Pande» die Grundmauern, ste bargen nicht» weiter al» traurige lleberrest«. Bert Pust hört« manch gute» Wort. Er nickte nur und schüttelt« den Kopf, al» man ihn drängt«, bei Kreunden au», »»ruhen. Man zerstreute sich langsam. Bott Pust stand mit sei«« Weib« neben dem ^rstörten Hei«. Noch eüur faßte nach seiner Hand: Baron Sumlichow, der von den Bolschewisten vor Jahren vertriebene Großgrundbesitzer, der sich verbittert in da» kleine Fischerdorf zurückgezogen hatte, um nur seinem Groll« zu leb«n. »Sie tu« mir leid," sagte er herzlich, ich kann e» Ihnen nachfühlen, wa» Sie verloren haben. Auch ich stehe seit Jahren vor dem Nicht», Alle» nahm man mir. nur die Verzweiflung bleibt und di« Hoffnung auf ein Wunder." Bert Pust sah mit seinen blauen Augen dem Baron in» Gesicht. Der fuhr fort: »Fünfzig Jahre ist man alt geworden, , gebrochen an Leib und Seele, unfähig zu jeder Arbeit. Man hat nicht» al» seinen Haß und seinen Groll. Wenn ich Ihnen aber trotzdem helfen kann, Bert Pust, kommen Sie zu mir, gemeinsam »vollen wir um Verlorenes klagen, da» erleichtert da» Herz." , In Bert» Augen trat ein stahlharter Glanz. „Ich dank' Ihnen, Hem Baron. Aber zum Klagen ist jetzt keine Zeit. Noch habe ich das Boot und die Netze." „Mann!" Der Baron starrte den Siebzigjährigen fassungs los an. In Bert» Augen vertiefte sich das Leuchten. »Ist nicht unsere Art zu klagen, Herr, und mit dem Schicksal I» hadern," sagte er ruhig. »Wasser und Feuer sind unsere Nährväter, und darum haben Sie auch ein Recht, ihren Lohn von uns einzufordern. Man muß sich damit abfinden- Wär' ein trauriges Geschlecht, das darum ", er wies auf di« öden Mauern, »seiner inneren Kraft verlustig ginge." Und dann reckte der große, hager« Bert seine sehnige Gestalt. „Ich dank' Euch, Herr, es war gut gemeint, aber — morgen heißt es die Arme regen, denn das da soll neu erstehen " Der Baron starrte dem Fischer ins Gesicht. „Mann, seid Ihr nicht in die Siebzig?" „Ja, Herr, bin ich!" Ganz still war e« geworden. Die Elemente hatten auS- getobt. Vom Strande herüber vernahm man das leise Plätschern der Wellen. Sie atmeten Ewigkeit — Unendlichkeit — Allmacht. Sie sangen Bert Pust ein vertrautes Lied. Ohne daß es ihm Wohl selbst bewußt wurde, schlangen sich seine Hände fromm ineinander, und wie leises Glockenläuten klang es über da» Plätschern hinweg, als der alte Fischer wie zu sich selbst sagte: »Man hätte mir die Prüfung nicht geschickt, wenn man nicht wüßt', daß ich's verwinden kann. Und darum, Herr, darum muß ich wieder schaffen." E« war ein scheuer Händedruck, den der Baron mit Bert Pust wechselte. Gesenkten Hauptes ging er davon. Der Fischer schaute sich nach seinem Weibe um. Da» sagte nichts, sah ihn nur mit verklärten Augen an, und diese Blicke kündeten ihm aufs neue, daß auch sie mit froher Zuversicht bereit war, Hand in Hand mit ihm, ohne ein Wort der Klage, den schweren Weg der Arbeit zu gehen. ?m klbenärot öffnen sick öle Nerren. Skizze von Emil Bergmann- Wien. Nach dem Frühstück versammelte der Kapitän seine Offiziere auf der Kommandobrücke und hielt eine Rede. Ruhig und harm los begann er mit der Aufzählung der allgemeinen Pflichten des Seemannes, ging dann mit etwas gehobener Stimme zu den besonderen auf seinem Schiffe über und landete schließlich mit kraftvollem Pathos bei dem aktuellen Falle: Minna Helling. Diese Dame war die Tochter eines reichen Mannes, den vor einem Jahre während einer Weltreise in Australien der Tod ereilt; dort hat sie ihn begraben und betrauert und fuhr nun mit un» von Albany nach Europa, einem neuen Leben entgegen. Sie bildete den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Bewegung aus dem Schiffe. Klug ung zurückhaltend, dabei jung, hübsch und eigen artig, wurde sie mit allen Mitteln ritterlicher Minnekunst um worben, wie es der Königin einer schönen Ozeanfahrt zukommt. Leider beteiligten sich an dem Wettstreit der heißen Herzen auch die subalternen Schiffsoffiziere, und dnS führte zu Spannungen, di« im Interesse der Disziplin nicht geduldet werden konnten. Der Kapitän hielt es daher für notwendig, sein« Untergebenen auf den richtigen Kur» zu bringen, und weil er ein gewissenhafter Mann war, besorgte er auch dieses Geschäft mit entsprechender Gründlichkeit. Zerknickt schlichen di« diensthabenden Sünder an di« Arbeit, die dienstfreien zur Koj«. Nur ich, der stets hilfsbereite, doch selten in Anspruch genommene Schiffsarzt, segelte backbordwärt», wo auf dem Promenadendeck eine Zweiganstalt de« schiffsherr lichen WhiSky-Soda-Jnstttute» aufgeschlagen war. Dort saßen einige trinkfrohe Gesellen. Zu ihnen flüchtete ich, um den unan- aenehiuen Nachgeschmack zu vertreibe«, den da» Palaver de» Atte« in meinem gekränkten Busen zurückgelassen. Denn nie hatte ich dem schönen Fräulein besonder» gehuldigt und empfand daher die Vor würfe d«S Kapitän» al« schwere Kränkung. Au» diesem Gefühl he» au» hätte ich denn auch sehr gern« Opposition gemacht und den Schwerennöter zu spielen begonnen. Glücklicherweise war ab«» der versöhnende Geist de» Whisky» stärker al» der Geist de» Widerspruches, und so drohte denn au» diesem Grund« der öffent- lichen Ordnung keine Gefahr. Doch seltsam. I« mehr mich mein Wille von Minna Helling fortzog, desto mächtiger trieb mich ein dunkler Drang zu ihr. Gerne saß ich nun in ihrer Nähe, fand den Klang ihrer Stimm« berückend und verfolgte jede ihrer Bewegungen mit trunkenem Blick. Aus dem gleichgültigen Mitreisenden wurde ein stiller Beobachter und — mit Herzensbeben erkannte ich es — bald ein stiller Verehrer. Ich mußte meine ganz« Energie ausbieten, um mich nicht zu verraten. Ich litt. * Eine» TageS, wir dampften bereit» an den schwarzen Klippen der Zwölf Apostel vorbei, saß ich einsam grübelnd ganz oben auf dem Bootsdeck. Hinter mir lag Australien, das Land der schaffen«, frohen Naturhaftigkeit, und Indien, da» Reich träumender Er- kenntnis. Doch mit zwanzig Knoten Stundengeschwindigkeit jagte das Schiff Europa entgegen, wo Naturhaftigkeit und Träumerei nichts galten. Und ich war nur «in Träumer. Da trat Minna Helling zu mir. Da» Meer lag schwarz und bewegungslos, starr und kahl ragten im Westen die afrikanischen Wüstenberge, Schwermut der Einsamkeit hüllte uns ein. Mein Herz drängte zum Bekenntnis, doch der Mund blieb stumm.' Ich fand nicht den Mut zur entscheidenden Frage. Nie wieder bot sich Gelegenheit zu einer Aussprache. In Brindisi ging sie von Bord. Bald nach dieser Fahrt habe ich Südwester und Oelzeug an den Nagel gehängt, von einem sich zur Ruhe setzenden Kollegen feine schöne, in der Strandstraße einer dalmatinischen Stadt gelegene Villa gekauft und mich als Arzt niedergelassen. Zwei Jahre schwerer Arbeit lagen bereits hinter mir. Minna Helling konnte ich nicht vergessen. — Durch den Nebel tönten Notsignale, ein Dampfer war gestrandet. Ich ging mit dem Zollkutter zur Hilfeleistung ab. Schwer nach Steuerbord drängend lag das Schiff an einer Klipp«, durch ein großes Leck in der Vugschotte strömte Wasser ein. Es gab keine Rettung, das Wrack mußte verlassen werden. Wir gingen so nahe wie möglich und übernahmen die wenigen Paffa giere aus Rettungsbooten. Al« e'rste wurde eine Verletzt« auf einer Tragbare herübergehoben. Sie war bei dem Zusammenstoß gegen das Rohr eines Windfanges geschleudert worden und be wußtlos liegen geblieben. Ich trat zu ihr und erkannte Minna Helling. Sie war auf einer Reise nach Korfu begriffen gewesen, wo sie den Winter verbringen wollte. Nun lag sie da, bleich und leblos. Während der Untersuchung erwachte sie. Die Liber hoben sich, verwundert blickte sie mich an; dann glitt «in matte» Lächeln über da» schöne Antlitz, die Augen schloffen sich Wiede». Ich brachte sie in meinem Hause unter, wo sie von der gut mütigen Alten, die meine Wirtschaft führt», aufmerksam und liebevoll gepflegt wurde. Trotzdem erholte sie sich nur langsam von der ziemlich heftigen Gehirnerschütterung, und eS dauert« lange, bis sie genesen war. Dann kam der Tag, an deffen Ende sie Abschied nehmen sollte. Wir saßen auf der Loggia. Zu unseren Füßen spielte bi« ankommende Flut, weit draußen stand ein Schwarm von Fischei booten unter wehender Leinwand; die See glänzte und flimmert« wie das Festkleid einer Prinzessin. D-r Sonnenball hing über der Kimmlinie. Zartes Abendrot blühte auf und bedeckte den Himmel bis fast zum Zenith. Heber Minna» Antlitz breitete sich rosenfarbener Schimmer, leuchtet« auf der grauen Seide, die ihre schlanke Gestalt umfloß, und ver dämmerte an dem grüne» Laube de« wilden Weine«, der di« Wände der Loggia deckte. Heilige« Abendweben, feierliches OfsenbarungSschweigen. Der Sonnenball versank im Meer, die Nacht brach an. Um Menschen, die solche Schönheit miteinander genösse», schlingt sich unsichtbar ein Band der Zusammengehörigkeit, «tu Band der Freundschaft oder — der Liebe. »Wie schön ist es hier," flüsterte Minna Helling. »Wollen Sie nicht für immer hierbleiben?" fragte ich. Sie senkte das Köpfchen, ihre Wangen entbrannte« tu purpurner Glut. Doch war e« nicht mehr der Wiedersehen» dew Abendröte, e» waren Gluten de« Glücks. —»» > UM»»»—— Xorsisöke tätigt unö Nrt. Von vr. E. Brandt. Auf den öden Klippen St. Helena» sM sich der ' sterbende Napoleon der Insel seiner Heimat erinnert haben. Mit dem Deft ihrer Wälder, so ungefähr drückte er sich au», stieg st« noch «tumal vor seine« geistigen Auge empor. Schließlich ist aber .Wälder" gar nicht der richtige Ausdruck sAr da», wa» hi«r eigentlich gemeint ist. Di« italienische Sprache Hat einen anderen Ausdruck geprägt. Ei« nennt das „b-> rtaecdw". Ei» von Busch und Baum bestandene» und ursprüng lich«» Land, über da» weder der Pflug de» Bauern noch di« Axt de» Füller» dahingegangen ist. Wies« und Bächlein können e» freundlich unterbreche», wenn, wie auf Korsika, eine wild«, süße Odem ausströmend«, fast alpin« Flora in dieser Macchia gedeiht. Diese Macchia ist da» Charakteristikum des seit 170 Jahren v«» Frankreich annektierten Eilander im Mittelmeer. Wenn man Glück hat in de» frühesten Stunden de» Tage», dann kann e» einem passieren, daß man von der Küste der Riviera an» dieser Insel fern« Berg« sieht. Einer Fata Mor gana gleich, lkne saft unwirkliche, etwa» dunklere Linie in dem unendlichen, bald matten und bald satten Blau. Nun, über dies« Berge hat da» schier stabile Klima diese» bevorzugten Landes der Macchia duftig grünen Mantel gebreitet, »ad der schimmert in allen Nuancen dieser lebendigsten Farve, gleich dem in den Strahlen der Sonne von den Winden oe» Herbste« gestreichelten Meer. Wer den Duft dieser Macchia einmal in sich ausgenommen hat, der ist der Meinung, er erfülle die ganz« Insel, er weh« ihm schon auf offenem Meere entgegen, wenn ihn der Dampfer st» den Golf von Ajaccio trägt. Denn er hastet in Herz und Sinnen. I» erster Linie in Herz und Sinnen dessen, der Korsikas Macchia in den Tage« de» Frühlings sah! Ist «» doch dann, als habe die Hand «iner unbekannten Gottheit dies« Insel mit Hunderttausenden von Blüten bestreu». Da wetteisert d«S Rosmarin» btaßblaue Blum« mit den leuchtenden Dolden dev Goldregen», und wie auf des Habe» »mbetretenen Wegen wuchert zu Füßen de» Wanderer» Ser rätselvoll« Asphodelo». Darüber di« Myrte in vollstem Klorl Und doch ist Korsika, ganz im Gegensatz zu der ligurischen Küste, lein Land der Blumen. Vergebens schweift hier vor de« bäuerlichen Hütten dieser Bergbewohner nach einem Nelkenbeet« oder einem Rosenhaine der Blick. Nackt sind fein« Dörfer, sein« Gärten verwahrlost. Nur di« Macchio vereinigt der Insel ganze Flora in ihrem Schoße, »ur st« läßt duftend« und lckühende Gesild« inmitttn der Äildni» erstehen und haucht f» chren köstlichen Atem über da» ganze Land. Wo fi«, lichter gestattet, Mr Stepp« wird, grasen ganze Herden derwUderter Pferd«. De Tier« sind klein von Gestalt, aber feurige« Temperament», und «in seltsam Spiel der Natur hat e» so gewollt, daß sie sich in tieffchwarz« und leuchtend weiß« Gk«mplare scheid««. Für den Bewohner dieser Macchia wendet man auf der Insel selbst und außerhalb dieser einen nicht ganz salonfähigen nuoorua an. Er ist ganz einfach der „Bandito", das heißt der Mann, deffen Lebensaufgabe in der Ausübung der „Vendetta" bestanden hat und weiterbesteht. Und so haben die korsische Macchia und ihr Bürger die französischen Behörden schon Millionen von Franken gekostet, und die Verfolgung dieser gefährlichen Subjekte fordert auch heute noch täglich Tausende. Zwischen dem „Bandito" der heutigen Macchia und dem Brigante früherer Zeiten macht die Sprach« einen grundlegende» Unterschied. Denn in d«m ersteren handelt es sich durchaus nicht um einen Wegelagerer wie i» dem letzteren. ES ist ja weithin bekannt: Di« Vendetta des Korsen folgt einem leidenschaftlichen, aber im Grunde seine» Wesen» edle» Gefühle, denn der Bandito der Macchia ist felsenfest davon über zeugt, daß e» seine Mission ist. Rach« zu üben für geschehene» Unrecht und der beleidigten Ehr« wieder zu ihrem Recht« zu verhelfen. Und nun aus der Macchia zu den Städten! Da ist Bastia. Nur in der Bauart seiner alten Paläste hat e» noch etwas von der genuesischen Herrlichkeit gewahrt au» jenen fernen Tage«, da die Insel noch der Herrschaft der ligurischen Republik unter stand. Sonst aber hat sie alle Eigenart verlöre« und ähnett jeder x-beliebigen französischen oder italienischen Proviuzstadt. t Ganz anders verhält e» sich mit Corte. Eigenart und »r- > alter Stolz reden aus deffen Gemäuer. Es liegt etwa fünf t Eisenbahnftunden von Bastia entfernt. Ernst und düster steigt ! e» im Dämmer deS Abends mit seinem gewaltigen Castello auf l einsamem Felsen empor, umrahmt vou einem Kranze gewaltiger ' Berge. So macht e» den Eindruck, als sei es von den Armen - eines Riese» in da» Dunkel de» nächtliche« Himmels hoch hinauf- t gehoben worden. Z« Füßen de» uneinnehmbare« Schlosse» ! schäumen die Wasser de» Golo und Travignano, und das ! Rauschen ihre» Gefälle» dringt durch di« Einsamkeit. ! In blutigen Kümpfen haben sich Genuesen, alemannische ! Kaufleute und französische Soldaten um die Erorberung diese» > Castellos gemüht. Unler anderen da» Held^ngeschlecht der Gaffori» Noch heut« zeigt man da» Fenster, in deffen Rahmen die Verteidiger der Burg den von ihnen gefmigengenom menen Sohn de» General», den jungen Gaffori, festbande», um so dessen Vater am Feuern zu hindern und ihn zur Aufgab« der Be- lagerung zu zwingen, damit sein Kind nicht getroffen werden sollte. Da aber zündete Faustina, die eigene Mutter, eine Fackel an und bedrohte die Ihren damit, da» Hau», in dem si« sich befanden, in Brand zu stecken, wen« da» Feuer gegen da« Castello eingestellt werden sollte. Di« Vorderfront de» Schlöffe» ist förmlich mit genuesische» Kugeln gespickt, und e« ist ein wahre» Wunder, daß e» beute noch steht. Siebzehn Jahre 'nach dieser denkwürdigen Belagerung, anno 17M. wurden seine Zimmer von Carlo Buonaparte und deffen Frau Letizia Namolino bewohnt. Hier empfing dies« letztere den großen Sohn, der im folgenden Jahre m Ajaccio da» Licht der Welt erblickte. > Auf den Weiden von Niolo haben sich die Kostüm» und Ge- f brauch« einrr ländlichen Bevölkerung erhalten. Man nennt da» s Land die „cerr, nee»". Die Köpfe feiner Bewohner sind noch r ganz erfüllt von Aberglauben und mittelalterlich«» Vorstellungen. Hier tragen di« Frauen noch ihren urnlicn Schmuck. Hier svricb» man in poetischen Bildern, lebt in Träumen und singt längst vergessen geglaubte Lieder, und in den Sitten der Hochzeiter, und Begräbnisse steigt versunken«» Jahrhundert herauf. Hier sagt der Bräutigam am Tage der Vermählung M feiner Braut: „Du bist di« Zimmetftcmd« und der Tymian" (wie i« de» Hohenlieds). Und fi« erwidert: .O du mein blühender Mandelbaum, du mein Wachhund, du mein stolzer Löwel" Und da» geschieht in demselben Land«, wo au« dem Mund« anderer Frauen der furchtbare Rus zur „Vendetta" erschallt. In demselben Lande, wo man sich weigert, Brot und Wei« vos dem Feind« zu nrhmen, ind«m man sagt: .Hiervon trinken wir nicht, aber von deinem Blak Kinken wir." Au» solche» Worten spricht noch heut« die Eigentümlichkeit einer Rasse. Denn der Korse ist weder Franzose geworden noch Italiener geblieben. Er ist eben Korse. Bedarf öS absolut eine« Vergleiche«, dann hätt er wohl den mit dem Bewohner der Abbruzz«» noch am «heften au». Rundfunk. ! X Ruudtuuk ««» Wissenschaft. In England Halst» sich die bisherigen Einnahmen aus dem Rundsunk so glätt« k »end gestaltet, daß die Postverwaltung von den für dost ; Jahr 1925-26 mit 360 000 Pfund veranschlagten Einnah« ? men 258 OVO Pfund für wissenschaftliche und rein wirtschafte r ltche Funkgebiete abzweiaen konnte. So wurden für Strahi- s kendestellen 96 000 Pfund, für Küstensunkstellen 84 00C Pfund und für da» Reichrsunkneh, da« dort erst in Ent- : Wicklung ist, während Deutschland bereit« über ein sehr l gut auSgebauteS Reichsfunknetz verfügt, 76 000 Pfund Vov- gesehen. ! X Ausflug des Hamburger Le «Vers in »«» Zoologie r scheu Garte«. Am Sonnabend, den 27. Juni, unternimmt j der ganze Hamburger Rundfunksender «inen Ausflug, und ' zwar geht'» in den Zoo. Da man aber an diesem Tage de» Rundfunk nicht einfach ausfallen lassen kann, werden die Mikrophone mitgenommen, sodaß alle Empfänger des Ham burger Sender« wie der Sender Bremen und Hannover z>» hören bekommen, wie sich die Rundfunksvieler und -Must- ker im Zoo amüsieren. Man wird erst da» Kinderkonzert au» dem Zoo übertragen, dann ein Gartenkonzert und schließlich «tne Opernparodle. Dazwischen wird man dann die wilden Tiere brüllen hören. Metie «achrichteu. * Morning Post meldet, d em Blatt Nsrican World zu folge sei in Brinsch-Zentralafrika ein neue» Goldfeld in einer Größe von 8000 QuadratMetlen im Lupatal entdeckt worden. „ * * 3" Einer chemischen Fabrik tu Blankenburg bet Berlin entttand im Azethlenspaltraum eine Explosion, dir »inen Vebäudeschaden anrtchtete.
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