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Dresdner Journal : 28.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-28
- Monat1893-06
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 28.06.1893
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Erste Beilage zu L47 des Dresdner AsNrNüIs. Mittwoch, den 28. Juni 1893, abends. CagesgeschulM (Fortsetzung aus dem Hauptblatte.) Warschau, 26 Juni Gegenüber der den rus sischen Blättern von dec obersten Paßbehörde zu gegangenen Weisung, sich anläßlich der Besprechung des jüngst abgeschlossenen Handelt Vertrages mit Frank reich jeglicher Erörterungen zu enthalten, die den Gang der noch nicht abgeschlossenen handelspolittschen Ver handlungen mit Deutschland ungünstig beeinflussen würden, dürste eS allgcmein aasfallen, daß es gerade ein halbamtliches russisches Organ und zwar der Warschauer „Dnewnik" war, das sich über diese Vor schrift hinweggesetzt hat. Den eben veröffentlichten russischen Moximallarif an leitender Stelle besprechend, führt dieses Blatt zunächst die Gründe aus, welche die russische Negierung zu dieser neuesten Schwenkung in der Handelspolitik veranlaßt haben. „Bis zum heu tigen Tage, sagt der „Warschamsky Dnewnik", hielt sich Rußland an einen einheitlichen Zolltarif hinsichtlich der eingesührtcn Waren, ohne Unterschied ihrer Her kunft. Dieses System hatte für Rußland keinerlei Nachteile und Unzuträglichkeiteu, da cs mit der Mehr zahl der auswärtigen Staaten Handelsverträge auf Grund der Meistbegünstigung abgeschlossen hatte, ' während die Vergünstigungen, die einige europäische Staate» sich unter einander zugcstanden haben, die russischen Handelsinteressen fast gar nicht berührt haben, da sie Waren betrafen, die Rußland entweder gar nicht, oder nur in sehr geringen Mengen auS- geführt hat. Seit 1. Februar 1892 wurden jedoch zwischen Deutschland, Italien, Österreich-Ungarn, Belgien und der Schweiz Handelsverträge abgeschlossen, auf Grund bereu Deutschland diesen Staaten namhafte Vergünstigungen bei der Einfuhr solcher Gegenstände, wie Getreide, Holz, Butter, Eier, Vieh und anderes gewährt hat, welche die hauptsächlichsten Artikel der russischen Ausfuhr bilden. So lange nun Rußland einen einheitlichen Zolltarif gegenüber ailcn Staaten, mitdencnes nichtin vertragsmäßigenHandelsbeziehungen steh», zur Anwendung bringt, ist cs für Rußland un möglich, die russischen Handelsinteressen vor solchen Beeinträchtigungen zu schützen; allein die Sachlage wird ganz anders sein, wenn Rußland zwei Zoll tarife zur Beifügung stehen: der Minimaltarif, der gegenüber solchen Staaten zur Anwendung gelangen wird, die Rußland die Meistbegünstigung gewähren, und der Maximattarif für solche, welche der russischen Ausfuhr gegenüber höhere Zölle einheben, a's bei den aus anderen Staaten Angeführten Warcrartikeln. Auf Grund dieser Erwägung beschloß die russische Regierung die Einführung zweierlei Tarifsätze. Ter Minimaltarif ist der mit einigen Ausnahmen fest- gelegte heute gilt'ge Tarif atz, nährend der Maximal tarif aus einer mehr oder weniger erheblichen Stei gerung der gegenwärtigen Zollsätze besteht.' — Und nun werden diese Zollaufschläge im Maximaltarif in ausführlicher Weise angeführt, worauf das Organ der Landesverwaltung in Ntufsisch Polen im nachstehenden Schlußsatz' aus dem Maximaltarife die Nutzanwend ung in »iiier die Aussichten des russisch deutschen Handelsvertrages stark trübenden Weise zieht: „Ruß land genießt das Meistbegünstigungsrecht folgenden Staaten gegenüber: England, Frankreich, Italien, Holland, Belgien, Türkei (mit Bulgarien nnd Ägyp ten), Schweden, Norwegen und Dänemark, wohin un gefähr 67 Proz. der gesamten russischen Ausfuhr artikel — also während der letzten 5 Jahre durch schnittlich jährlich für 418474000 Rubel — abgehen. Rußland genießt dieses Meistbegünstigungsrecht nicht auf Seite Deutschlands, Österreich-Ungarns, Rumä niens, Spaniens und Portugals, wohin während der genannten Zeitfrist Rußland alljährlich im Durch schnitt Waren für 203888000 Rubel, darunter nach Deutschland allein für 164949000 Rubel ausgeführt hat. Wenn nun mit Deutschland kein Handels abkommen erzielt werden sollte, so wird der Maximal tarif sehr empfindlich die deutsche Ausfuhr nach Ruß land treffen, indem er noch größere Absatzgebiete für englische und französische Waren sichern würde, die ja ohnedies schon auf allen russischen Mälkten sehr ge fährliche Konkurrenten der deutschen Einfuhrwaren bilden." Chicago, 26. Juni. Wie das „Reut. Bur." meldet, sandten 38 der ersten Geschäftshäuser Chicagos an den Präsidenten Cleveland ein Telegramm, in welchem ausgeführt wird, die Shermansche Silber akte trage die Hauptschuld an der gegenwärtigen ge drückten Finanzlage, die sofortige Aufhebung dieser Akte sei daher das beste Mittel zur Wiederherstellung des Vertrauens. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement des Kriegs. Beamte der Militärverwaltung. Lurch Verfügung des Kricgsministcriums. Den 1Z. Mai 1893. Engelhardt, Garnis.-BerwaltungSinspcktor in Döbeln, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand »ersetzt. Den S. Juni 1893. Viehweg, Earnison-BerwaNungsinspeklor in Leipzig, aus seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Den 8. Juni 1893. Hempel, Ooerroßarzt, Bergemann, Roßarzt, beide vom 2. Köniqin-Huf. Regt. Nr. IS, — aus ihren Antrag mit Pension in den Ruhrstand versetzt. Den 16. Juni 1893. Wapler, Blausnitzer, Earnison - Bauinspektor:«, mit Wahrnehmung der Lokalbaubeamtenstellc dcS Baukreises Leipzig bezw Chemnitz beauftragt. Dresdner Nachrichten vom 28. Juni. p. Am 1 Juli ds«. I« erfüllt sich ein Zeitraum von 25 Jahren, seit in Dresden eine ständige Berufsfeuer wehr begründet wurde. Diese Zeilen sollen neben einem Hin weis auf da« bevorstehende Jubiläum diese« Institut« einen auch für wertere Kreise rnteressanteu Rückblick auf jene Zeit werfen, in der bei einem Brande noch die gesamte Bürgerschaft, da» Militär u s. w. durch die Alarmsignale des Türmers, der Tambours, Signalisten und Nacht wächter zur Hilfeleistung herbeigerufen wurden Damals war bei einem Brande stets „die ganze Stadt aus den Beinen", und auch solche, die nur aus Neugierde zum Feuerherde eilten, mußten ost wider ihren Willen nach Kräften mit zugreifen. Wie anders jetzt! Nur die Be wohner derjenigen Straßen, welche die im Galopp dahin jagenden Feuerwehrgeschiire berühren, merken etwas von ein-m Feueralarm; die übrigen Bewohner der Stadt Haden selbst bei größeren Bränden oft nicht die geringste Kenntnis davon; auf diese Weise wird unnütze Auslegung und das nur hinderliche Zusammenströmen Neugieriger einigermaßen unterdrückt. Aus dem Brandplatze arbe-ten heutzutage nur Lie Mannschaften; selbst große Brände, mit deren Bewäl tigung man früher tagelang zu thun hatte, sind jetzt in wenigen Standen unterdrückt. Dresden gehört zu denjenigen Orten des Reiches, in welchem am frühesten Spuren von einem geregelten Feuer löschwesen zu finden sind. Schon im Jahre 1521 erließ der Herzog Georg für die Stadt Dresden eine Feuer ordnung, die später auf alle Städte des Landes ausgedehnt wurde. Dieselbe enthielt außer einigen Vorschriften über feuersichere Bauart und über die Feuerschau die nämlichen Bestimmungen wie alle Feuerordnungen jener Züt, sicherte dem Brandstifter, der noch rechtzeitig Hilfe herbeirief und dadurch die Unterdrückung des Feuers herbeiführte, Straf freiheit (!) zu und regelte die Pflichten der Bürger bei Feuersgefahr. Die Ersetzung der gewöhnlichen Spritzen mit Wendehals durch Schlangenspritzen (Schlauchspritzen) eignete sich Dresden zu allererst mit an. Nach dem großen Brande von Alt-Dresden (der jetzigen Neustabt) im August 1685 wurde die große Ratsspritze nach Hamburg gesandt und hier in eine Schlangenspritze umgeändert. Diese Um änderung mit Hin- und Her trans port der Spritze kostete nebenbei bemerkt nach der Stadtrechnung 1000 Meißner Gulden. Der erwähnte Brand mochte die Ursache dazu sein, daß man in der folgenden Zeit mit allen Kräften an der Verbesserung des Feuerlöschwesens arbeitete, jedoch trat auch hierin später wieder ein längerer Stillstand ein. Tie wichtigste V rl esserung der Löschanstatten — die Ständigkeit der Löschmannschaft — wurde schon früh Angeführt. In der Feuerordnung von 1662 wird erwähnt, daß 30 Hand werksmeister vom Nate Wohnung erhielten und sich jeder zeit bei ausbnchendem Feuer bereit Hilten mußten. Die Feuerlöschardnung aus dem Jahre 1848 führt uns ein bereits ziemlich umfängliches Peisonalverieichnis vor, bestehend aus: einem Feuerlöschdirektor und zwei Stellvertretern, einer Feuercompagnie von 48 Mann, ven Chais nträzern, Schornsteinfegern und Laternenivärtern, den Löschmannschasten (385 Mann mit 17 Spritzen) und den Eimermannschaften; daneben werden noch die Kommunal garde und die Garnison als Absperrungs- und Bewachungs mannschaften erwähnt. Es heißt in der erwähnten Feuer löschordnung des weiteren: „Alarmsignale werden durch den Kreuztiumer, die Nachtwächter, die Tambours und Signalisten der Militärwachen und die Tambours der Kommunalgardc gegeben." Als Feuermeldestellen werden das Alt- und Neustädter Rathaus bezeichnet Im Jahre 1859, in welchem auch auf dem Turme in Neustadt eine Wache errichtet wurde, erkannte man, daß diese Einrichtungen den Verhältnissen der inzwischen rasch gewachsenen Sta: t nicht mehr entsprachen. Infolgedessen erhielt im Jahre 1860 der damalige Stadtverordnete Advokat Teucher — derzeitiger Stadtrat und verdienstvoller Leiter unseres Feuerlöschwesens — vom Rate den Auftrag, einen Neorganisattonsplan für das städtische Feuerlöschwesen zu bearbeiten; der Genannte ent ledigte sich seiner Aufgabe nach Kenntnisnahme von den in Berlin und Wien bestehenden Einrichtungen unter Be rücksichtigung der örtlichen Verhältnisse Dresdens auf das Veste. Der Turnrat des Altstädter Turnvereins legte im Jahre 1863 dem Nate ein Grundgesetz für eine aus Mit gliedern dieses Vereins zusammen getretene freiwillige Turnerfeuerwehr vor, welches beim Nate freundliche Aufnahme fand Die hiermit ins Leben gerufene, dem älteren Dresdner noch in guter Erinnerung stehende frei willige Turnerseucrivehr entwickelte sich schnell zu einem Institute, welches durch strenge Disziplin und regen Fleiß sich imniermehr vervollkommnete und dessen Thätigkeit in Stunden der Gefahr von gutem Erfolge begleitet war. Bei der weiter fortschreitenden Organisation hielt man nunmehr an einem gemischten System fest, indem man im Jahre 1868 ein ständiges Berufsfeuerwehrcorps einsührte und dasselbe im Vereine mit dem freinullmen Turnerfeuerwehicorps unter das Kommando eines Feuc-lchch- direktors stellte. Die Zahl der ständigen Berufsfeuei wehr leute beschränkte sich zunächst auf 10 (!), erhöhte sich aber bis zum Jahre 1880 (zum 11. deutscher Feuerwehrtag rn Dressen) auf 96 Mann. Mit dem 1 August 1866 wurde der damalige Kommandant der Turnerfeuerwehr, Gustav Ritz, zunächst interimistisch als städtischer Feucrlöschdirektor angestellt, während von diesem Zeitpunkte ab die Turner feuerwehr unter Leitung des Klempnermeisters Waldmann und später bis zu ihrer im Jahre 1880 erfolgten frei willigen Auflösung (welche u. a durch das Aufhören des Stürmens bedingt war) unter Kommando des Klempnec- meisters Scholle, des jetzigen Leiters unserer König!. Hos- theaterseuerwehr, stand Am 1. April 1880 bestand die Dresdner Feuerwehr aus einem Branddirektor, einem Brandmeister und 96 Berussfeuerwehrleutcn, sowie der Turnerfeuerwehr (150 Mann). Die Auslösung der letzteren, sowie besonders die Ausdehnung der Stadt nach allen Seiten hin hatte in längeren Zwischenräumen mehr mals eine, wenn auch nur geringe Erhöhung der Mann- schaftszahl nötig gemacht, so auch vor kurzem, als zur Einführung des zweitägigen Dienstes eine Verstärkung von 15 Mann bewilligt wurde. Somit setzt sich die hiesige städtische Feuerwehr gegenwärtig zusammen: aus einem Branddirektor, einem Brandmeister, einem Feldwebel, 16 Oberfeuerwehrlcuten und 116 Feuerwehrleuten Der bespannte Ausrückesahrpark besteht aus 2 Schlauchwagen, 2 Mannschaftswagen, 2 Spritzen, 2 Maschu enleitern und 1 Landspritze. Außerdem sind noch einige Reservewagen sowie die kleinen Hanvgerätewagen der BezirkSwachen verfügbar. Die Einverleibung von Strehlen und Striesen, welch' letzterer Vorort zur Zeit noch eine freiw Feuerwehr besitzt, wird wahr scheinlich, da gerade diese Vororte sich noch bedeutend auszubreiten scheinen, in nicht allzuferner Zeit eine weitere Vergrößerung der Feuerlöscha stalt erfordern. Immerhin ist die Zahl der Mannschaften, mit derjenigen annähernd gleichgroßer Städte verglichen, eine geringe. Dieses Verhältnis hat aber seinen hauptsächlichen Grund in der im Jahre 1875 eröffneten oor üalichen Hochdruckwasserleitung, welche den Gebrauch von Spritzen und damit die Erfordernis einer größeren Zahl von Bedienungsmannschaften im Stadt gebiet überflüssig gemacht hat An Zuwendungen bez. Stiftungen besitzt da« hiesige Feuerwehrcorp« vis jetzt drei: die „I)r. Wünschstiftung", aus welcher alljährlich an drei Mitglieder für besonders gute Führung und tüchtig- Leistungen Geldprämien auSgehänvigt werden, sodann die „Richterstiftung" und den „Karlfonds", eine vom verstorbenen Direktor des Residenztheater» ge spendete Stiftung So kann denn am 1. Juli unsere Berufsfeuerwehr, von deren Leitung und Leistung nicht nur die Beschützung und Erhaltung dcs Eigentums unserer Einwohnerschaft, sondern bei drohender Gefahr auch das Leben des Einzelnen abhängt, auf den Festtag ihres 25jährigen, allezeit ehren werten und mit opferwilliger Hingabe verbundenen Be stehens mit voller Genugthuung und Freude blicken. — Wenn auch dieser Tag bei einem solchen Institut — dem Dienste in einer großen Stadt entsprechend — nicht in äußerlich me lbarer Wcise begangen werden kann, so soll doch dem letzteren anläßlich seines bevorstehenden I ibiläums hieimit für seine jederzeit bewiesene TüchtigkAt im Dienste unserer Stadt der gebührende Dank ausgesprochen werden, verbunden mit dem Wunsche, daß in Stunden der Gefahr auch ferner dessen Wirksamkeit stelS zum Wohle der Stadt und deren Bewohnerschaft von gutem Erfolge begleitet sein möge! Aus dem Polizeiberichte. Auf dem Ferdinand- platze wurde gestern abend ein 4 Jahre alter Knabe von einem Zweiradfahrer umgerissen, doch schien das Kind Verletzungen nicht eVillen zu haben — Auf einem Neu- baue in Vorstadt Striesen wurde gestern ein Arbeiter von einer hölzernen Walze am Kopse verletzt. — Auf der Grunaerstraße stieß gestern eine Droschke gegen einen Pferdebahnwagen. Die Droschke büßte die Hälfte der Deichsel ein, außerdem wurde das Pferv verletzt. Am PserLebahnwagen zersplittert.'n zwei Fensterscheiben, wodurch auch eine Dame eine leichte Verwundung davontrug. — Ein Unbekannter, der sich als „Kaufmann Fran; Balow aus Beilin" in das Fremdenbuch eingetragen, ist am Montag spät abends in einem hiesigen Hotel einge troffen und ain anderen Morgen frühzeitig heimlich davon gegangen, ohne seine Schuko zu benchligcn Der Be trüger dürste noch in anderen Hotels auftreten Er ist vielleicht 45 Jahre alt, von mittlerer Gestalt, spricht schle sische Mundart. An der rechten Hand trug er eine schwarze Binde. * Bauliche Herstellungen im Innern der Hof- und Sophie nkirche machen es nötig, diese Kirche in den Monaten Juli und August für alle gottesdienstlichen Handlungen zu schließen. Während die Mittag- und Abend gottesdienste der Sophienkirche ganz aassallen wird die evangelische Hofkirche ihre Gottesdienste in der ihr dazu überlassenen Frauenkirche abhalten, sodaß die Geistlichen der beiden Kuchen im Vormittagsgottes- diensre 9 Uhr abwechselnd predigen, die Geistlichen der Hofkirche am 6, 8, 10, 12. Sonntage nach Trini- lat.s An den genannten Sonntagen findet 8 Uhr Beichte und Abenvmahlsfeier durch die Hofprediger statt. Die aus morgen, Donnerstag, fallende Unter redung mit den Konfirmierten der Hoskirche wird bereits in der Frauenkirche abgeh.ltcn. * In der vom städtischen statistischen Amte kürzlich veröffentlichten Wohnungsstatisnk liegen für die wesent liche Verbesserung hinsichtlich des Wohnens namentlich der Minderbemittelten lnieresfante Ziffernbeweise vor, wo nach sich betriff» Dresdens die besonders in sozialdemo kratischen Versammlungen und Zeitungen immer wieder- kehrcnde Behauptung von der fortschreitenden Verschlimmer ung Ler Lage der ärmeren Klaffen als durchaus unwahr erweist. Zunächst hat nicht nur innerhalb oer Zahl der kleinen Wohnungen zwischen den beiden letzten Zählungen von 1885 und 1890 eine sür diesen kurzen Zeitraum wesentliche Vermehrung der besser ausgcstatteten, insbesondere der mit einer Küche versehenen Wohnungen stattgefunden, indem 1885 von 100 kleinsten Wohnungen mit einem heizbaren Zimmer nur 70.32, 1890 dagegen bereits 76,21, also nach 5 Jahren 6 Proz. mehr eigene Küche besaßen, sondern es hat währens dieser 5 Jahre auch ein volles Viertel aller Bewohner von kleinsten Wohnungen (ein heizbares Zimmer), die sich 1885 noch ohne oder nur mit einem Nebenraum oder Küche begnügen mußten (28 206 Personen), Wohnungen mit mehr Räumen eintaufchen können, so daß nur noch 21 835 in jenen Wohnungen mit geringer Ausstattung verblieben. Sodann wohnten aber auch von je 1000 Dresdnern 1885 noch 481,01 in Wohnungen mit nur einem heizbaren Zimmer, 1890 nur noch 428,82, also über 52 pro m. weniger, während statt 228 (1885) 259 (1890), also 31 pro m. mehr, Wohnungen mit 2 und statt 112 (1885) 132 (1890) oder 20 pro m. mehr Wohnungen mit 3 heizbaren Zimmern innehatten Insbesondere wurden allerkleinste Wohnungen ohne heiz- bare Zimmer statt 1885 von 444 1890 nur noch von 414 ober statt 0,195 von 0,161 Proz. der Bevölkerung und auch Wohnungen m't einem heizbaren Zimmer ohne andere, nicht heizbare Zimmer statt 1885 von 12 635 1890 nur noch von 9920 oder statt von 5,5 nur noch von 3,8 Proz. unserer Mitbürger bewohnt. Nesidcnztheater. Als zweite Rolle hat Hr Büller sich den „Inspektor Bräsig" gewählt. Da der Gast als Reuter-Recitator sich einen Namen gemacht hat (Hr. Büller ist geborener Hamburger und hat in saft allen größeren Städten Neutervorlesungcn gehalten), so ist er mit der Partie des „Bräsig" besonders vertraut. Professor Jensch schreibt über diese Partie in der „Magdeburger Zeitung": Hr. Büller hat hierin den kerngesunden Humor der Reuter- schen Dichtung voll erfaßt und steht in dieser Hinsicht hoch über allen anderen Bräsigdarstellern der Jetztzeit; wir wüßten ihn eigentlich nur mit dem verstorbenen Schelper zu vergleichen. * Öeffcntliche Unterhaltungen Heute Mittwoch abend 8 Uhr findet das erste Konzert des aus 70 Mitgliedern bestehenden Berliner Konzerthausorchesters unter Leitung des Kapellmeisters Karl Meyder auf dem Berg keller statt. Die Konzerte werden bei günstiger Witterung im Garten, bei ungünstiger im Saale abgehalten. (Über das Programm s. das Nähere in der Ank.) — Das zweite Konzert der genannten Kapelle findet morgen, Donnerstag abend statt. * Aus kartographischem Eebicte erschien soeben eine Sar- nison. mgebungskarte von Dresdcn im Maßstabe von t: Ivvooo und I Plan der Albertstadt im Maßstabe von l. lS kvv. Namentlich di: erstere Karle dürste für die Ein wohner ron Dresden und Umgebung ein erhöhtes Interesse haben. Sie ist im König! topographischen Bittkau bearbeitet und vorzüglich in Kupferstich ausgeführt. Inhaltlich umfaßt dieselbe mehr als 4 Blatt der VemralüabSkarte dcS Deutschen Reichs. Der „Plan der Albertstadt" ist sür weitere Kreise inso fern von Wert, als darin die Anlage dicfeS Stadtteils, der Heller mit drn Übungsplätzen und ein Teil der Dresdner Heide, welche soviel zu größeren Spaziergängen ausgesucht wi'd, ein gehende Berücksicht gung gefui den haben. Die beiden Ka len sind der C Höcknerschen Buchhandlung hier, Neustadt, zum Vertrieb übergeben worden. Die große Karte lostct nur 4 M Nachrichten aus den Landestrilen. x. Leipzig. 27. Juni. Wie aus den: jüngst erschie nenen Verwaltungsbericht des Rate« der Stadt Leipzig zu ersehen ist, wurden der Stadtbibliothek im vorver gangenen Jahre 789 Bände neu einge»rdnet; es bestand demnach die Bibliothek am Schluffe der BerichtSzeit au« 107 256 Bänden Von den 789 in die Bibliothek im letzten Jahre eingeordneten Bänden waren neu gekauft 435, alt gekauft 11, geschenkt 320, vom Rate abgeliefert 15, au» dem Rat«archiv entnommen 3, au» dem unkata logisierten Vorrat entnommen 5 — Im Landesverrats prozeß vor dem Reichsgericht gegen den Elsässer Gastwirt Fohr er wurden heute die Zeugen vernommen. * Bad Elster, 27. Juni. Am Sonnabend feierte, wie das „Ebemn Tazbl" schreibt, unser Ort sein Brunnen- sest. Tie öffentlichen und Privatgebäude zeigten Flaggen schmuck, oie Brunnenhäuser waren mit Buchenlaub und die Kolonnaden mt bunten Fähnchen verziert, die Brunnen mädchen hallen ihre Festtagsauszeichnu"g, die in silbernen Schärpen besteht, angelegt Tie Teilnahme an dem Feste war diesmal geringer als in den Jah.en vorher. Eines teils war wohl die unsichere Witterung, anvernteils die Reichstagssttchwahl an Lem geringen Besuche von auswärts schuld. " Crimmitschau, 26. Jun. Der hiesige „Kauf männische Verein" hat vor längerer Zeit eine Kasse ge gründet, um dadurch wandernde Kaufleute zu unterstützen Wie nützlich dies Unternehmen ist, zeigt, dem „Leipz Tgbl" zufolge, die Thalsache, daß seit Anfang vorigen Jahres 27 Anweisungen aus Mittagstisch und 45 Anweisungen auf Abendbrot, diachtlager und Frühstück ausgegeben wurden; in der ersten Zeit wurden auch Bar- unterstützungea gegeben * Plauen i. B., 27. Juni. Am Sonntag sand das zweite diesjährige Preissliegen der Tauben des hiesi gen Brieftaubenzüchtervereins „Eilbote" ab Birkenfeld (360 Km Entfernung) statt. Bei diesem Preisfliegen wurden, dem „Chemn Tagbl." zufolge, die beteiligten Mit glieder sowie die mit der Feststellung Les Ergebnisses betrauten Herren dadurch überrascht, daß die Tauben über eine Stunde früher hier eintrasen, als nach der gewöhn lichen Flugleistung berechnet worden war Die Tauben wurden in Birkenfeld früh .5 Uhr in Freiheit gesetzt und 8 Uhr 52 Minuten erreichte die erste ihre Heimat, brachte es sonach zu einer Fluggeschwindigkeit von 1551 m in der Minute. U Schandau, 27. Juni Unsere Kur- und Bade anstalt erfreut sich zur Zeit zahlreichen Besuches, es haben hierselbst 350 Parteien mit 771 Personen Wohnung zu längerem Aufenthalt genommen. Tie Zahl der Touristen betrug bis zum 23 Juni 6880. Lebhafter Verkehr herrscht zwischen Schandau und dem Schleußengebiet bei ^interhermsdorf, woselbst sowie in Hinterdittersbach zur Aufnahme und Verpflegung Ler Schleußenbesucher genügens Sorge getragen ist. vermischtes. * Ein neues Niesenteleskop Man schreibt der „Franks. Ztg": Ten Ruhm, das größte Fernrohr der Erde zu besitzen, wird Las Lick-Observatorium bald an Chicago abgebcn müssen, wo gegenwärtig Mr. Merkes aus Privatmittcln eine neue Sternwarte erbauen läßt, für die er ohne Beschränkung der Kosten in irgendwelcher Hinsicht nur die eine Bedingung gestellt hat, daß dieselbe alle vor handenen übertreffen muffe. Demgemäß soll, während die Lick-Sternwarte „nur" einen 36zölligen Refraktor besitzt, dort ein solcher von 40 Zoll Objektivöffnung ausgestellt werden. Die Linse ist bereits bei A Elark in Washington, die Säule und das Rohr bei Warner u Swasey in Eleveland, Ohio, in Arbeit gegeben. Zahlenangaben über letztere, die die amerikanische Zeitschrist „Astronom/ anä ^strcpbvsios" macht, geben einen Begriff von der un geheueren Größe des geplanten Teleskops. Danach hat die Säule eine Höhe von 9 m und ein Gewicht von 45 t. Oben aus derselben sitzt die stählerne, 4 m lange Polachse im Gewicht von 3500 KZ, an dieser die einen Fuß Durch- meffer haltende Dcklinationsachse, 1750 kx schwer. Letztere trägt dann das Rohr, das bei einer Länge von 18 m und einem Maximaldurchmesser von 1^ m 6t wiegt. Mit den Gegengewichten beziffert sich die Schwere des ganzen Teleskops auf 75 t, und doch ist alles so gut ausbalanziert, daß der Beobachter mit leichtem Druck das Fernrohr in jede Lage bringen kann. Um in beliebiger Höhe bequem beobachten zu können, hebt und senkt sich der ganze Fußboden des Beobachtungsraumes mit dem Be obachter, wie dies bei allen neueren großen Refraktoren der Fall ist. Wenn man das Fernrohr nach dem Zenith richtet, so hat die Mitte des Objektivs eine Erhöhung von 21 m über dem Erdboden, was ungefähr der Höhe eines fünfstöckigen Hauses entspricht. * Auf der Reise nach Ehicago hat ein Mitarbeiter der „N Fr. Pr." in Philadelphia Nast gemacht. Von einem Besuche in der do-.tigen Münze erzählt erfolgendes: „So ein Dollar ist ein schönes Geldstück, bedeckt fast die Hand fläche, gilt aber, einzeln genommen, nicht besonders viel hierzu lande Es ist ein ganz hübsches Schauspiel, die Beamten Ler Münze — viel Frauensimmer darunter, vielleicht die Mehrzahl — mit dem Metalle hantieren zu sehen. Es erregt überhaupt auf Schritt und Tritt die Bewunderung des Europäers, daß hier alles, was der Öffentlichkeit dienen soll, aich öffentlich sichtbar ist. In jede» größere Geschäft, jede Bank, jedes Warenhaus läuft man hinein, guckt in allen Ecken umher und geht wieder fort, ohne daß sich jcmand um einen bekümmert hätte. In Washington kann man durch alle Ministerien wandern, in alle Kanzleien und Beamtenstuben die neugierigsten Blicke we.fen, niemand hindert einen daran. In dem ungeheuer großen Schatz amte, der Banknotenfabrik, wird alles gezeigt, wie das Geld entsteht und wie man es zerstört, wie es gemacht und wie es nachgemacht wird Man braucht bloß dem Führer zu solgen, der die Schaulustigen rudelweise durch das ganze HauS geleitet. Die Angestellten arbeiten hinter Gittern und Drahtgeflechten wie in einem großen Vogel bauer. Gleich in dem ersten Zimmer, das wir zu sehen bekamen, trat ein Mann aus dem Käfig und hielt ein Päckchen Banknoten in dieHöhe, jede von 10000 Dollars. Das Päckchen, erklärte er, enthalte 100 solcher No*en. Hundertmal 10000 Dollars, also eine Million Dollars, macht ungefähr 2'^ Millionen Gulden. Ich hatte mit dieser Kopfrechnung noch zu thun, als der Beamte mir das Gelb in die Hand steckte: „l'Ieags!" Man konnte wahrhaftig glauben, der höfliche Mann beabsichtige, dem Fremdling von der anderen Halbkugel ein kleines Reiseandenken zu verehren Zum Glück faßte ich die Situation richtig auf, wog nur die Millionen einen Augenblick auf der flachen linken Hand — mein Regenschirm in der Rechten war viel schwerer — roch sogar ein bißchen daran — und gab dann die Sache weiter an meinen Nebenmann: „klsass!" Dieser that desgleichen und so wanderte die Million Dollars von Hand zu Hand, als wäre sie ein abgegriffenes Buch aus der nächstbesten Leihbibliothek gewesen Nach der Analogie: „EireulaUog librnrv" tauften wir denn auch das wan dernde Päckchen: »tbo circulatiog willioo", und die Amerikaner schmunzelten dazu in ihre Bocksbärte Unten im Keller sah man dann das Gegenstück zu dem schönen Papiergeld, die Deckung in Silber und Gold Man zeigte ferner, wie die eingezogenen Banknoten vernichtet werden. Da» Verfahren ist wohl überall dasselbe In einem großen Kessel wird der entthronte Mammon, nachdem er soviel Segen gespendet, soviel Unheil angerichtet hat, zu Brei zerkocht. Au« diesem Brei macht man in Washington allerhand unnütze Gegenstände, die eigentlichen Reise andenken. Für ein Halden Dollar bekommt man beispiel»«
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