Dresdner Journal : 21.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189303214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-21
- Monat1893-03
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- Titel
- Dresdner Journal : 21.03.1893
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F66. Dienstag, den S1. März, abends. 1898. v«»»x»pr«l»r Druck«» vi«rt«IjLtirjiel> s KO kf, k« ^eu L»i»«rl. ckei»ttc>»«n 1'o»e»v»z»lt«» riertsl- ^lict» » tt»rk; »u„erd»Ib de» deuttcke» tritt ko»t- uad 8temp«lru»cdl»x dia»«. Lioreloo Kuwmern: IS kk. X»tril»ckl8UU8>«Ikvbitl»rv»r r-r 6«o kaum eiosr ^««I>»lreneo 2ei1v ^killvr kckrikt 40 kk. Unter „Kio8««»adt" 6ie 2«>ls Ü0 ?5. Lei I^OsIieo- und ^itserno^tr enttpr. ^uk»etll»A. Li-seNeiueur H^Iiet» wit Xu,n»iim- der 8oou- u. ksiertLx« »benä». kerusprecd-Xvielrlu»»; lir. 128L. Dres-ncrImmm!. Für die Geiamtletwng verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Louad«« v»u L»tiii»aix«uxen t»u«»siirt»r I-«ipnx: ». LranMrttrr, Nommi^iiouLr do» Dresdner dourn»I»; 8»»i>orx »«rlio V>«n I-eipiix L»»«l Nre«I»u rr»nirtnrt ». M.: //<ia»e»<Äri»i iS U«</trr, L«riin-VV>sn-ri»iobuiss ?r»x I.«lprl8 kriuillturt ». H. Nüacdou! k»n» I-anUon - Lvriin - kravilkurt ». N - Stntkx»rl: /-a»d>« ct (7o.»»rUn- dnia/idrndanz, Lrisisu: /.m lt L»nnor»r^ t). / Il.Us a. S.: d ^jarci <e 60. Ilvr»u»xederr Lüoixl. Ilrpedition des Dresdner dourn»I». Dresden, 2«inzer»tr. 20. ksrnsplsclr-^nsdilnss: l^r. 12S2. Amtlicher Teil. Dresden, 21. März., Se. Majestät der König sind gestern Nachmittag 6 Uhr 50 Min., Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Maihilde heute Vormittag 10 Uhr 16 Min. von Prag wieder hier eingetroffen. Dresden, 16. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem ordentlichen Honorar professor in der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig Dr. pbil. Woldemar Bernhard Wenck das Ritterkreuz erster Klasse vom Albrechtsorden zu ver leihen. H-ekanntrnachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Annabcrg betr. Tic Ministerien der Finanzen und des Innern haben zu der von der Stadtgrmeinde Annaberg beschlossenen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten des Letzteren unkündbaren Schuldscheinen in 1200 Abschnitten ü 500 Mark behufs Ausnahme einer mit 4 vom Hundert jährlich zu verzinsenden städtischen Anleihe von Sechshundert Tausend Mark nach Mastgabe des vorgelegten Anleihe- und Tilgungs- Planes die nach H 1040 les Bürgerlichen Gesetzbuchs mörderliche Genehmigung ertheilt, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, den 16. März 1803. Die Ministerien der Finanzen und des Innern. von Thümmel. v. Metzsch. Münckner. Nichtamtlicher Teil, ßelegraplnsche und telephonische Aachrichten. Arnsberg, 21. März. (Tel. d. Dresdn. Journ) Bei der Reichstaqowahl wurden bis heute mittag für Fnsangel 8463, für Boese 2318 Stimmen gezählt. Paris, 20 März. (W T B.) In St. Dw hat sieb ein Komitee zur Errichtung eines Denkmals für Jules Ferry gebildet, welches auf einem nach Ferry benannten Platze im Mittelpunkte der Stadt Aufstellung finden soll. Nom, 20. März. (W T.B ) Heute abend ex plodierte im Eingänge des Palais Marignoli eine große Petarde, wodurch einigt Fensterscheiben zerstört wurden. Menschen sind nicht verletzt worden. Nom, 21. März. (Tel d. Dresdn. Journ.) Heute nacht erplodierte vor der Einfahrt zum Palais des Oberhofmarschalls deS Papstes, Sac chetti, eine große Petarde: viele Fensterscheiben wurden zertrümmert. Eine andere Petarde wurde nachts auf der Treppe eines Hauses in der Vin LMittio toutane, bevor sie explodierte, entdeckt und beschlagnahmt. Windsor, 20. März. (W. T. B) Die Königin ist in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg nach Perths- moutb abgereist, übernachtete dort an Bord ihrer Jacht und tritt morgen über Eherbourg die Weiterreise nach Florenz an. Stockholm, 20. Mürz. (D B.Hd.) In hie- sigen Neichstagskreisen herrscht nach einer Korre spondenz der ,,Norrk. Tidn." große Entrüstung und Erbitterung über da» Vorgehen der Norweger ß . . '^7^ Kunst und Wissenschaft. Der döse Geist Roman von A. G. v. Suttner. r« (Fortsetzung.: Er erhob sich im Banne einer fieberhaften Er regung: „O, Zoe, Sie treiben mich zum Wahnsinn! Wissen Sie denn nicht, wußlen Sie es nicht längst, daß mich die Lieb: zu Ihnen verzehrt, daß ich ein unglücklicher, elender Mensch fürs Leben bin, wenn Sir mich zurückstoßen?" „Genug, genug!" rief sie aufspringend. „Ich will, ich kann Sie nicht länger hören Schonen Sie meine Gefühle, bitte — verbittern Sie mir nicht den fried lichen Aufenthalt, den Sie mir selbst zur Erholung angebolen haben." „So wenig Hoffnung habe ich also!" rief er im Tone schmerzlicher Enttäuschung. „Ich verbittere Ihnen den friedlichen Aufenthalt, weil ich es wagte, mein Herz vor Ihnen auSzuschüttrn?" „Gehen Sie jetzt; fassen Sie sich und geben Sie auch mir Zeit zur Fassung" „Und dann?" Seine Äugen leuchteten. „Verlassen Sie mich, ich bitte Sie" „Ich gehorche." Er schritt langsam der Thür zu, dann mochte er Miene wieder umzukehrcn, aber schließlich besann er sich doch anders und »erließ daS Gemach. In seinem Innern tobte es, als er sein Zimmer betrat Tas war keine Komödie gewesen, taS war und die für die Schweden kränkenden Auslassungen im Storthing. Den norwegischen Forderungen gegenüber befinde sich aber Schweden in der Stell ung eines boutu« pv^iüeu-. Die norwegische Frage werde im Reichstage bei der Verhandlung über den Etat des Ministeriums deS Äußern zur Erörterung kommen. In der zweiten Kammer ersuchte der Abg. Mankell, Präsident dcü VolkLreichktages, um die EilaubniS, folgende Anfrage an den Minister präsidenten richten zu dürfen: „Beabsichtigt die Regierung, in der gegenwärtigen Tagung einen Vorschlag zur Änderung der geltenden Verfassungs- bestimmungen betreffend das Wahlrecht zur zweiten Kammer vorzulegen?" Ohne Verhandlung ver weigerte die zweite Kammer mit 118 gegen 94 Stimmen die Zulassung der Anfrage. St. Petersburg, 21. März. (Tel d. Dresdn Joun.) Entgegen den Pari,er Nachrichten wirb keine neue Note oder sonstige Äußerung Rußlands bezüglich Bulgariens erfolgen. Warschau, 2V. März. (D. B. Hd.) Der Flecktyphus tritt in den von der Weichsel über- schwemmten Gegenden in Besorgnis erregender Weise auf; die Behörden haben Schritte ringe- leitet, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Sofia, 2V. März. (W.T.B) In dem Pro- zesse gegen Ilia G orgiew wurden heute die letzten 11» Zeugen vernommen. Der Zeuge Lepawlzow erklärte, der Angeklagte habe den Bewegungen StambulowS nachgespürt und gleichzeitig in fort- währenden Beziehungen zu den gedungenen Mördern gestanden. Washington, 21. März. (Tel. d. Dresdn. Journ Der oberste Gerichtshof entschied, daß die Importeure märt berechtigt sink, gegen die Ent scheidungen -er Zellb. Hörden, welche nach Anhörung von Zeugen gefällt sind, Einspruch zu erheben und daß sie die von den Kommissaren der Zollbehörde auferlegten Geldstrafe» zahlen müssen, wenn ein Unterschied von mehr alS 10 Proz. zwische l dekla riertem und wirklichem Werte besteh:. Im vor liegenden Falle handelte es sich nm die Einfuhr von Handschuhen. New-Vork, 2V März. (D. B. Hd.) Harrison soll nächpens eine RechlfertiguagSschrif» seiner Politik als Präsident der Vereinigten Staaten vec- öffentlichen. Dresden, 21. März. Die jungtfchechijche Wahlrcform. ** In der Sitzung deS Wiener ReichSratcS vom 17. d. Mts. brachten die jungtschechischen Abgeordneten Slavtk und Genossen den Gesetzentwurf über die Ein sührung d^r allgemeinen und direkten Wahlen für den österreichischen Reichsrat e.n Die jungtschechischen Wahlrcformbestlcbungen haben in diesem Gesitzantrag eine greifbare Gestalt angenommen und gestatten in dieser Form einen Einblick in die weltverbesfernden Pläne der jungtschechischen Partei, deren Verwirk lichung allerdings erst dann zu gewärtigen wäre, wenn die maßgebenden Kreise in Österreich — und damit hat es glücklicherweise noch gute Weile — das jung- tschechische Programm als das einzig übrige Mittel zur Rettung des vielgliederigen österreichischen Staats wesens anerkennen und anwenden. Der in Rede stehende Entwurf einer Neugestaltung der österreichischen Wahlzustände leidet demnach vor allem an der Aus sichtslosigkeit seiner Durchführung in absehbarer Zu kunft, aber gleichwohl wohnt ihm eine gewisse Bedeu tung inne, insoweit er geeignet ist, auf die Partei voller, wirklicher Ernst. Vor Aufregung keuchend, schritt er auf und nieder, sein ganzes Wesen war durch und durch aus dem Gleichgewicht gebracht; seine Augen glühten, in die blassen Wangen waren rote Flecken getreten, auf der Stirn standen die Schweißperlen Hin und wieder stampfte er mit dem Fuße und hob beide Hände an die Stirn, dann murmelte er einzelne Phrasen, heftige Verwünschungen mit schmerzlichen Klagen vermengend. Und in seinem Gehirn tobte eS ebenso heftig, wie in seinem Herzen „Ja, mit Leichtigkeit habe ich Deinetwegen ein Verbrechen begangen — mit wahrer Wollust!' machten sich endlich seine Gedanken Luft. „Es kostete mich keine Stunde der zögernden Überlegung, die Beiden aus dem Wege zu schaffen, um nur die Bahn frei zu machen. Deinetwegen ganz allein geschah es — das Verlangen nach Deinem Besitze überwog alles andere! Du warst der Preis, den ich im Auge hatte, und dieser Preis soll mir nicht entgehen; ob Tu nicht willst oder nicht kannst, ist mir eine, lei; Du gehörst mir — ich habe Dich redlich errungen!" Jetzt lachte cr spöttisch ans: „Redlich! ... Ei, warum nicht? Warum sollte ich das von mir nicht behaupten können? Ja, ich behaupte eS, und ich will die Früchte meines Kriegszuges ernten. Ich will, ich will!" . . . Buch auf Zoe hatte die eben stattgehabte Scene keinen geringen Eindruck hervorgebracht. Kaum, daß Eytzing gegangen war, war auch sie auS dem Zimmer geeilt, um sich in ihrem Gemach einzuschließen. Sie sah den erregten Mann im Geiste noch einmal vor sich, e» war ihr, wie wenn sein heißer, leidenschaft licher Blick sie gesengt hätte, und die tiefe Stimme, Verhältnisse im Neichsrate zersetzend einzuwirken und neue Erregungen in dem verfassungsmäßigen Leben der österreichischen Völker zu wecken. DaS jung- tschechische Wahlreformprojekt soll einem taktischen Schachzug dienen, der auS dem einzigen Grunde unternommen wird, um die Bemühungen der Ne gierung behufs Konsolidierung der parlamentarischen Verhältnisse zu durchkreuzen und den RcichSrat in den Augen der nicht wahlberechtigten Mehrheit der Be völkerung als reaktionäre Körperschaft zu diskreditieren, die nicht die Wohlfahrt nnd Freiheit aller Staats bürger, sondern nur die Aufrechterhaltung der Vor rechte der besitzenden Klaffen im Auge habe und anstrebe Der Entwurf hebt zunächst die Interessen vertretung auf und will an deren Stelle die gleich mäßige Vertretung aller Staatsbürger, welche die Altersgrenze von 24 Jahren überfchritten haben, cin- führen. Nicht das Maß der Bildung, der Kenntnisse, der Steuerleistung. sondern nur die Kopfzahl schafft Wahlbezirke und Abgeocdi.etenmandate. Statt der jetzt von den Städten, Landgemeinden, dem Groß grundbesitze nnd den Handelskammern auf Grund einer bestimmten Steuerzensus gewählten 345 Volksvertreter wären künftighin 460 Abgeordnete von der in ebenso viele Bezirke zu 50 — 70 000 Einwohnern geteilten Gesamtheit der volljährigen S aatsbürger zu wählen, wobei allerdings für die Vertretung der Sonder inteies'cn des Großgrundbe'itzeä und der HandelSkreise kein Raum übeig bliebe Die Wahlen sollen auch auf dem Lande direkt — also ohne das verhaßte Wahlmännersystem — vollzogen werden und die ländlichen Wähler nach jeder Richtung den städtischen gleichgestillt werden Durch diese der VolkSmasse, die bis jetzt nicht wahlberechtigt war oder das Wahlrecht nicht direkt ausüble, sehr zusagenden Zugeständnisse sichern sich die Urheber des WahlreformentwrufS den Beifall auch derjenigen Vvlkskreise, die bisher außerhalb dec Ein flußsphäre der jungtschechischen Parteileitung standen. Insbesondere ist eS die Sozialdemokratie, die in letz terer Zeit auch in Österreich an Boden gewonnen hat und bei der Förderung der jungtschechischen Wahl- refvnuplänc dem Jungtschechenklub treue Hecresfolge leisten wird. Auch die ländliche Bevölkerung in den durch konservative Abgeoidnete vertretenen Wahlbezirken wird infolge der geplanten Ab schaffung des Wahlmänn riystims Geschmack an den juugtsck)cchischen Nesormplänen finden. Außerdem dürfte die Vereinigte Linke zu dem vom Jungtschechenklub eingebrachteu WahlreformentwUife keine grundsätzlich abwehrende Stellung nehmen, da diese Partei die liberalen Foiderungen r ach dem all gemeinen Wablrcchle und nach Beseitigung der Klassen- Vertretung nicht bekämpfen darf, ohne mit sich selbst und mit ihrer Vergcngenheit in Widerspruch zu ge raten. Allerdings wird sie dabei Gefahr laufen, die zahlreichen Vertreter des liberalen Großgrundbesitzes zum Abfalle von dec dcutfchlibcralen Sache zu reizen, d:e nach dem jungtschechischen Wahlrefoimprojekt »m das Recht gebracht werden sollen, im Neichsrate an der Gesetzgebung Anteil zu nehmen Tie Hauptanziehungrkrast soll die Wahlrcform jedoch auf die im Neichsrate vertretenen österreichischen Slawen üben. Auf Grund der geltenden Wahlord nung haben diese die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung bildenden Volksstämme im Reichsrate eine Vertretung gehabt, die nie die Zahl von 140 Stimmen überschritt, während die Deutschen, der deutschsprechrnde Großgrundbesitz, die Rumänen und Italiener über die übrigen 200 Stimmen verfügten. Nach dem jungtschechischen Wahlreformentwurfe wür den den österreichischen Slawen von den projektierten 40t) Stimmen nicht weniger als 223, also die Mehr heit der sämtlichen ReichratLsitze, zufallen. Nach den die vor fieberhafter Erregung gezittert, tönte ihr noch in den Öhren nach Aber das, was er ihr gesagt, war häßlich, abscheulich gewesen — haßerfüllte Worte, schwere Verdächtigungen gegen jenen, dessen Freund er sick bisher genannt hatte. Hätte er ihn unerwähnt gelassen, wäre cs nur zu einem Geständnis seiner Gefühle gekommen, sie würde ihm zwar kein williges Ohr geliehen haben, aber sie hätte versucht, ihn mit sanften Wortrn zu beschwichtigen. So hatte er nur erreicht, daß sie plötzlich ein unerklärliches Angstgefühl gepackt, daß die Idee in ihr aufgestiegen: dieser Mann ist in seiner Leidenschaft gefährlich! Er selbst hatte sich zu einem Verbrechen bereit erklärt, vorausgesetzt, daß ihm kein anderer Weg blieb, zu ihr zu gelangen — und als er so vor ihr gestanden, hatte sie es ihm aufs Wort geglaubt. Deshalb war ihr erster Gedanke der gewesen, sich von seiner Gegenwart zu befreien, es nicht dahin kommen zu lassen, daß seine Erregung den Höhepunkt erreichte. Jetzt wunderte sie sich selbst, daß es ihr so schnell gelungen, ihn zu bändigen, und sic zitterte, wenn sie sich vergegenwärtigte, wie leicht ihr der Versuch hätte mißlingen können. Ja, der verhältnismäßig friedliche Aufenthalt hier war ihr seit der letzten Stunde gründ lich verdorben worden, sie sühl'k, daß sie keine ruhige Minute mehr haben würde, und darum hielt sie es für das Beste, die Frage der Heimreise dem Vater gegenüber in Anregung zu bringen. Sobald der Baron nach Hause kam, führte sie ohne Zeitverlust ihr Vorhaben aus, aber der alte Herr zeigte sich der Sache nicht sehr zugänglich. „Gerade jetzt beginnt es erst gemütlich zu werden", einzelnen Kronländern geordnet, würde die neue, nach der Kopfzahl der Bevölkerung vollzogene Verteilung der Abgeordnetenmandate sich in nachstehender Weise gestalten. Böhmen würde künftighin 98 Ab geordnete, statt der bisherigen 92 wählen, Mähren 38 (statt 36), Schlesien 10 (IO), Galizien 110 (63 - der Zuwachs fiele ausschließlich den Ruthenen zu), Bukowina 11 (9), Dalmatien 9 (9), Istrien 5 (4), Terst 3 (D, Görz und GradiSka 4 (4), Krain 8 (10), Steiermark 21 (23), Kärnten 6 (9), Tirol 14 (18), Vorarlberg 2 (3), Salzburg 3 (5), Niedcrösterreich 45 (37), Öberösterreich 13 (17). Es ist demnach die Majorisierung der österreichischen Deutschen im Reichs rate der Endzweck dieses reformatorischen Anschlages der Jrmgtschechen, um dessen willen die slawischen Gruppen des Reichsratcs, also auch die den Jung tfchechcn bisher nicht besonders freundlich gegenüber stehenden Slowenen und Ruthenen zum Vorfpann herangezogen werden sollen. Eine Aussicht auf Inkrafttreten aber hat der jungffchcchische Wahlrcsormemwurf, wie gesagt, nicht. Abgesehen von dem Widerstande der Regierung und des Herrenhauses, ist nach der bestehenden Verfassung zur Änderung der Wahlordnung die Zustimmung der sogenannten qualifizier««: Mehrheit des Reichsrates (Anwesenheit von der sämtlichen Mitglieder des Neichsrates und z -stimmendes Voium von Ne der an wesenden) erforderlich, eine Vorbedingung, die zu be schaffen die Jungtschechen außer stände sind. Aber die Aussicht auf eine geräuschvolle und an interessanten Episoden reiche Behandlung im Reichsrate dürste ihn« nicht voreuthalten sein, und damit werden sich die jungtschechischen Wahlreformer sch'icßlich auch zufrieden geben. CtMogc schichte. Drrsd .1, 21. März Heute nachmittag um .5 Uhr findet eine größere Königl. Hostafcl statt, an der Se. Majestät der König mit den diensthabenden Kavalieren teiluchmcn und zu der die nachgeirannten Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden sind: Ihre Exrellenzen der Königl. Preuß. Gesandte re. Graf Dönhoff, die Königl. Staatsministcr v Metzsch, Edler v. d Planitz und v. Seydewitz, General- licutenant v Funcke, ferner Oleh. Rat Hensel, Geh Rat Dr. Zeuner, Generalmajor Schultze, Senats- Präsident Mettler, Kammerherr Graf Seebach, Herzog!. Sachsen-Altenburg. Kammerherr v. Stammer, der Erbschenk des Herzogtums Hintcrpommern Graf Krockvw, ach. Finanzräte Edler v. d. Planitz und Dr. v. Körner, Lberkriegsgerichtsrat Dr. Pcchwell, Oberkonsistorialrat Dr. Löber, geh. Negierungsrat Frhr. v. Welck, geh. Medizinalrat Leibarzt Dr. Fiedler und Königl Preuß. Oberstlieutenant v. Bülow. Außerdem sind noch folgende Delegierte der inter nationalen sanitären Konferenz, welche an der in voriger Woche stattgehabten Galatasel nicht tcil- genommen hatten, eingeladen worden: Österreich- Ungarn: Sektionsrat im Handelsministerium v. Ebner, Frankreich: bevollmächtigter Minister und Geschäfts träger Barröre, Professoren Dr. Brouardel und Dr. Proust, Legationsattach« de Soussoy, Türkei: General Bonkowski-Pascha, Dr. Vitalis-Effendi, Oberst Dr. Nouri-Bey, Adjutant-Major Dr. Hassan Terfik-Effendi Schweden und Norwegen: Legationsattachö d'Anckars- värd. Morgen Mittwoch abends Vz9 Uhr findet bei Sr Majestät dem König ein Hofkonzert statt, zu dem zahlreiche Einladungen ergangen sind. Unter den Ein geladenen befinden sich auch die Delegierten der inter nationalen sanitären Konferenz. Dresden, 21. März. Bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg, Herzog zu Sacb'en, findet sagte er verdrießlich. „Auch ist jetzt nicht die beste Jahreszeit, um wieder in Buchenfeld einzuziehen." „Die günstige Jahreszeit steht vor der Thüre", bemerkte sie. „Und schließlich ist doch die Sache für unsere Verhältnisse etwas kostspielig. Der Zweck war, hier Erholung zu suchen; diese haben wir gesunden; es dürfte jetzt nützlich sein, wenn sich der Herr wieder auf seiner Besitzung zeigt." „Freilich, daS wohl Nun, wir können ja ge legentlich einen Zeitpunkt feslsetzen. Gar so eilig wird es ja nicht sein", und er machte sich aus dem Staube, um weiteren Auseinandersetzungen zu entgehen. Zoe hatte nicht erwartet, Eytzing an diesem Tage erscheinen zu sehen, aber er kam doch und halte an- scheinend seine volle Ruhe wieder gefunden. Er nahm wie gewöhnlich, die Lekiüre zur Hand und bat Zoe nicht einmal, ihn abzulösen. Al: sie dann den Thce bereitete ui d Baron Nagotz mit der Frau vom Hause eine Partie Bezigue begann nahm er die Gelegenheit wahr, um sich Zoe zu näher». „Können Sie einein Wahnsinnigen verzeihen? sagte er traurig Sie schien die Fiage überhört zu haben, denn es erfolgte kerne Antwort. „Also unversöhnlich!" „Winn Sie sich bemühen, vernünftig zu sein, will ich zu vergessen trachte»", erwiderte sie hastig und sie schloß sich wieder den anderen an, um mit erkünstel tem Interesse dem Spiel zu folgen. XV. Eytzing bemüh!' sich, nach Zoe'S Geheiß, ver nünftig zu sein, da- heißt, er kämpfte gewaltsam seine
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