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Erzgebirgischer Volksfreund : 10.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-187307105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18730710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18730710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1873
- Monat1873-07
- Tag1873-07-10
- Monat1873-07
- Jahr1873
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.07.1873
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war Madrid, 3. Juli. In Folge von Erceffe« der Internationalen sollen 2000 Einwohner San Lucar verlassen haben. In dieser Gegend deS schönen Andalusiens erhalten jetzt schon die Kinder Ramen wie L I» kevolatloa -oei»l, „Rau« für die sociale Revolution". — Kriegsschiffe versehen de« Dienst zwischen Bayonne und Santander. Amerika. Das ScheidungSdecret, da- der Primadonna Frau Lucca, verehelichte Sa« ronin Rhaden am Sonnabend, 14. Juni, von Newporter Obrrgerichte ringe» unp^W AjrLtMonsenstS nachzuweisen und in der Kaffe ihre- Truppentheils ,jt«SöÄ Mflz liegen haben, ist durch kriegsministerielle Verfügung vom 30. Juni v. allgemein -auf 100 Thaler erhöht worden. EmS. Der Kaiser hat am 5. d. M. morgens mit dem Gebrauch der B-unnenk-'r begonnen und wurde beim Erscheinen auf der Promenade von den anwesenden Kurgästen mit großer Freude begrüßt. Die am Abend zuvor beab sichtigte großartige Illumination mußte, da sich über unserem Kurorte ein heftiges Gewitter entlud, unterbliebe», doch dürfte dieselbe an einem der nächsten Abende, vor der Abreise de- Kaisers Alerander, wohl noch stattfinde». Am 5. d. Abend- zwischen 7 und, 8 Uhr machten Kaiser Wilhelm und Kaiser Alerander eine Spazierfahrt auf der Chauffe nach Koblenz zu. Mittag- hatten beide Monarchen in den „Bier Thürmen zusammen dinirt. Berlin. Wie die Losungsworte der Sinke-Comitb'S: „Vor Zuzug wird gewarnt", so haben auch die Berichte der hiesigen Zeitungen über die WohnunaSnoth, der Teuerung der Lebensmittel, dem Gesundheitszustände und aller sonst schwierigen Verhältnisse ihre Wirkung nicht verfehlt und die Zugkraft der neuen Kaiserstadt merklich herabgestimmt, denn während Berlin — wie die „Poft" auf Grund authentischer Notizen mittheilt — sich durch den Ueberschuß an Geburten und Zuzug 1866 um 18,880 1867 um 20540, 1868 um 33,623, 1869 um 30,019, 1870, d:S Krieges und der dadurch verminderten Geburten w gen, freilich nur um 11,533, dagegen aber 1871 um 55,182 und 1872 um 52,800 Einwohner vermehrte und ein Zuzug von 211,452 und ein Abzug von 38.8 Procent oder 77,759 Menschen stattfand, stellte sich der Zu- und Abzug in diesem Jahre bedeutend niedriger. In der ersten Woche des Januar d. I. fand nur ein Zuzug von 968, dagegen ein Abzug von 1407, in der des März ein Zuzug von 2930, aber ein Abzug von 1432, in der deS April ein Zuzug von 2333 und ein Abzug von 2588 (also ein Minus von 255 und durch das Zurückbleiben der Geburten von 748) Personen statt. Em ähnliches Resultat epgiebt die Juniwoche vom 6. bis 12,- da in derselben der Zuzug nur 1637, dagegen der Abzug 1701 Personen b trug, so daß sich wiederum ein Minus von 84 Personen herauöst llt. Der einer Völkerwanderung gleichende Einzug deS Jahres 1867 von 80,481, 1868 von 81,870, 1869 von 92,316, 1870 von 96,135, 1871 von 132,871, 1872 von 211,452 Männern, Frauen und Kindern wird in diesem Jahre, wenn die ersten 5 Monate d. I. gegen die glei chen der Vorjahre in Betracht gezogen werden, nicht erreicht. Dagegen über trifft die Zahl der Eingezogenen, tue nur ein Einkommen bis zu 400 Thlr. haben, in diesem Jahre die der Vorjahre um 5 pCt., dieselbe betrug in den Jahren 1871 und 1872 58 und jetzt 63 pCt. Berlin, 8. Juli. Die RecurSentscheidung deS OberkirchenratHS in der Gydow'schen DiSciplinarsacke lautet der „Spener'schen Zeitung" zufolge dahin, daß die Entscheidung deS ConsistoriumS vom 2. Dccember 1872, welche vis Absetzung Sydows auöspricht, vahin abzuändern ist, daß demselben wegen dcS durch einen öffentlichen außerordentlichen Vortrag gegebenen schweren Anstoß ein geschärfter Verweis zu errheilen sei und ihm d:e Kosten deS Verfahrens zur Last zu legen seien. Thorn, 6. Juli. Die Cholera schreitet hier immer noch vor, wenn auch in der inneren Stadt bis jetzt sehr unbedeutend. Im städtischen Lazarethe ha ben bis gestern etwa 50 Kranke Aufnahme gefunden, von denen ungefähr zwei Dritt-.l gestorben find. Außerdem ist aber auch eine nicht ganz kleine Zahl Leichen auf polizeiliche Veranlassung direct von den Flößen aus beerdigt worden. Stuttgart, 5. Juli. Die gestrige Gedenkfeier der Amerikaner war die zahlreichst besuchte von allen bisherigen und die denkwürdigste derselben durch das Auftreten Friedrich Hecker'ö nach 25jähriger Abwesenheit in Amerika. Er war vom Vorstand deS Amerikaner-Club- aufgefordert worden, die Eröffnungs rede zu halten und diesr Aufforderung bereitwillig nachgekommen. Wenn aber verschiedene Blätter, vor Allen der „Schw. Merkur", wiederholt darauf hinwiesen, daß H-cker mit ganz anderen Anschauungen über Deutschland und seine Zustände über den Ocean herübergekommen, als er hinübergegangen, so täuschen sie sich gewaltig. Jedes Wort seiner langen Rede war ein Dementi, ja ein Protest gegen solche Behauptungen. Diese Reds hätte er auch an dem Tage deS Jahres 1848 halten könne», als er mit dem Säbel in der Faust zum Aufstand auffoideite, um die Republik in Deutschland zur Begründung von dessen Einheit und Freiheit durchzuführen. Er prieö — allerdings der gestrigen Veranlassung wegen vom amerikanischen Standpunkte ausgehend und an der Hand der Erstehungs-Geschichte der nordamerikanischen Union — nicht bloS die Einheit,'sondern auch die Freiheit und erklärte die eine von der andern getrennt für unhaltbar. Er verurtheilte auf'S Allerschärsste — allerdings immer an der Hand der amerikanische» Geschichte, und indem er von dem SecessionSkrtege sprach — die Dekorationen, die Dotationen, den Militarismus überhaupt als nicht mit dem Wesen eines freien Volkes vereinbar. Er stellte in sehr schlagender Weise den republikanischen Patriotismus dem der europäischen Monarchien ge genüber. Aber auch d-n den Amerikanem gewöhnlich in Europa und besonders t» Deutschland gemachten Vorwurf der Dollars-Jägerei wußte er durch Ver gleich mit den Zustände», die er in Europa getroffen, mit den neuesten Bör senkrise», mit den Schwindelzuständen u, s. w. in Europa, zu Richte zu ma chen. Er sagte, daß dir Amerikaner die Schwindelperiode bereits hinter sich hätten, und daß der Gelderwerb in ganz nüchterner Weise vor sich x,ehe. Aber zu welchem Zwecke mache ihn der Amerikaner gegenüber dem Europäer? Um Millionen für edle gemeinnützige Zwecke zu opfern, wie Peabody und Andere, um die Hinterbliebenen, der um'S Vaterland verdienten Männer, ohne Dotatio nen vom Staat, sicher zu stellen u. s. w. Dann aber wies er auf die zuneh mende Prosperität der Union hin, die bi- zum Schluffe dieses Jahrhunderts 100 Millionen Einwohner zählen werde, eine gewaltige republikanische Pro paganda, der für die Dauer nicht- mehr auf dem Erdenrund werde widerstehen können. Da- Alles, mit tausendfache» HurraHS der Amerikaner ausgenommen, enthält kein Jota von Dem, was der „Merkur" uns in Aussicht gestellt. Auch da- ReichSpreßgesetz mit seiner „Paragraphen-MauSsalle" blieb nicht unerwähnt. Senator Schurz hatte sem Nichterscheinen brieflich au- Wien mit Unwohlsein entschuldigt. Frankreich. Täglich greift die religiöse Bewegung in Frankreich mehr um sich und eS ist »M abzusehe«, wo dieser bereits Schwindel erregende Anfall von Frömmig- leit -r«» bleibe» wird. Zu Tausenden strömen die Gläubige» den Wallfahrts orte» zu, und diese frommen Kundgebungen vermehren sich der Art auf allen Punkte» de- Lande-, daß deren Ausdehnung unmöglich zu berechnen ist. Da neue Elsässer Journal, dessen wir jüngst gedacht, drückt sein Bedauern über da- adsürdr Treiben au-, da- nur'daju dient, die Leidenschaften aufzuretzey und den Haß zu schüren. ES ist nicht patriotisch gehandelt, sagt da-Blatt, in einem Lande wie Frankreich, da- so sehr der Ruhe und de- inneren Frieden- bedarf, um seine schweren Wunden zu heilen, Uneinigkeit unter den Bürgern zu säe», alten Groll zu wecke», »ach de» Kriege mit dem Ausland:, nach dem Bürger kriege gewissermaßen einen moralischen Krieg hervorzurufen. Weit würdiger wäre eS gewesen, einen Aufruf zur eifrigen vethciligung Aller an dem gemein- samen Werke der Wiedererhebung, der Wiedergeburt deS Landes za erlassen; welche rasche Fortschritte hätte dies Werk gemacht, wenn man für einige Zeit allen Stimmen Stillschweigen auferlegt und nur der Stimme des Landes Gehör geschenkt hätte, das verlangt, sich frei bewegen zu dürfe«, um die eS erdrückende» Laste» abzuschüttel», zu einem kräftige« Lebe« aufzuerstehen. Diesen allein frei sinnigen und patriotische» Standpunkt haben die Parteien nicht anzunehmen verstanden, sie haben auch nicht de« kleinste« Theil ihrer Prärogative dem Vater- lande zum Opfer gebracht; das allgemeine Interesse verdient in ihren Auge« keine Berücksichtigung; sie strebe« «i»zig und allein damach, ihre Privatintereffr« zu befriedige», und in ihre« blinde» Eifer setzen sie jede Vorsicht, jede Weisheit bei Seite und lassen sich vom Strom ihrer Leidenschaft hinreiße». Und die Presse, statt diese unglückselige Aufregung möglichst zu. beschwichtigen, facht sie an durch ihre leidenschaftlichen Anstrmgungm, ihre heftige, wilde Sprache. Traurig ist es, solche sträfliche Erceffe im Ramen der Religion, des Symbols deS Friedm und der Bruderliebe, verübe« zu sehe«; Zwistigkeiten, die wir ei«zig und allein in der Geschichte der Vergangenheit finde« sollten, um beklagt und gerügt zu werden, und die bi- zu emem gewissen Punkte ihre Entschuldigung in der Un wissenheit der vergangenen Jahrhunderte finden konnten, wieder aufleben zu sehm; besonders traurig aber ist eS, eine Regierung, die Regierung Frankreichs, ei» solches Vorgehen nicht bloS dulden, sondern zum Staune« ganz Europa'- an regen, aufmuntern, befördern zu sehen. Lasse man doch der Religion ihren einfachen, mystischen Charakter, man lege den reinen, erhabenen Kundgebungen srommer Seelen keinerlei Hemmnisse in den Weg; aber man bediene sich dersel ben nicht als eine- politischen Werkzeuges, um de« Haß zu schüren und die Bürger gegen einander aufzureizm. Frankreich dreht sich in diesem Augenblick um sich selbst, und tappt im Finstern umher, um den richtigen Weg zu finden; wohlan, man verhüte doch, daß eS nicht auf eine blutige Bahn geleilet werde. — Diese Mahnung deS Elsässer Blattes wird an maßgebender Stelle schwerlich einen Wiederhall finden, im Gegentheil ist man in Paris der Ansicht, daß noch lange nicht genug „gepilgert" worden. ES soll ein vollständiger „moi, 6« pel<:ein»bes" firirt und speciell der Zeitraum vom 22. Juli bis 22. August zum Heile Frankreichs dem Gebete gewidmet werde«. Am 17. und 21. August soll dann Frankreich feierlich der heiligen Jungfrau geweiht und dazu eine Pil gerfahrt nach La Salette inaugurirt werden. Das „leitende Comite will ein kleines Handbuch für den „moia äe» pelerinsxe»" herausgeben, in welchem alle päpstlichen Bullen, der bewilligte Ablaß uns sonstige den Pilgern nützliche Dinge verzeichnet stehen. Verschiedene Deputirtendamen beabsichtigen die Bitt gänge und Anbetungen während des Pilgermonats auch für Paris zu organi- siren, um so dem würdigen Vorbilde ihrer Gatten nachzueifern. Paris, 7. Juli. Die amtlichen statistischen Ermittelungen über dm fran zösischen Handel in den ersten 5 Monaten dieses JahreS liegen jetzt vor. Danach beträgt die Gesammteinfuhr 1284 Millionen, 118 Millionen weniger als in der entsprechensen Periode deS Vorjahres. Die G-sammtauSfuhr beläuft sich auf 1635 Millionen, 192 Millionen mehr als in dem gleichen Jahresabschlusse von 1872. Die Gesammteinnahme aus den Grenzzöllen und den indirecten Steuern erreicht, den amtlichen Angaben zufolge, die Summe von 424 Millionen, 96 Millionen mehr als die vorjährige Einnahme in der gleichen Periode. ' Paris, 6. Juli. Die See war stürmisch, aber dennoch traf der Schah von Persien gestern Abend um 9j Uhr in Cherbourg ein, er wurde von Land- und See-Behörden empfangen, und setzte heute Morgen seine Reise nach Paris fort. Von Cherbourg selbst sah er nicht viel. Ungeachtet deS stürmischen Wetters er nickt seekrank geworden. Unterwegs wurde er von der französischen Flotte begrüßt, die 606 Schüsse abfeuerte. I» Paris, wo der Schah um 6 Uhr erwartet wird, ist Alle- zu seinem Empfange bereit. Seit 4z Uhr sind die Truppe», welche von dem improvistrten Bahnhofe bis nach dem Palaste de- gcs tz gebenden Körpers Spalier bilden, unter dem Oberbefehl de- General- Montandon ausgestellt. Die Menge, die fich auf dem Wege, welchen der Schah nehmen wird, eingefunden hat, ist eine ungeheure. Von 12 Uhr begann eine wahre Wallfahrt Neugieriger nach dem boulogner Wäldchen und der Avenue d'Uhrich und gegen 4 Uhr füllten sich auch die Elysäischm Felder und der Ein- trachtsplah. Der Triumphbogen hat jetzt auch ein besseres AuSsehm. Man hat die Brettergerüste mit Guirlande» verziert und noch mehr Fahnen angebracht, so daß er fast ganz verschwindet, und »och eine mächtige Sonne mit einem ge waltigen Löwen auf der Spitze deS Triumphbogens aufgeflanzt, so daß die kleine Sonne mit dem kleinen Löwen, die sich auf der Facade befinden, nicht mehr ft kläglich sich auSnehmen. Dabei ist derselbe von Tausenden geputzter Herren und Damen und 2400 Mann republikanischer Garde so wie einer Unmasse Volks, das freilich in der gehörigen respektvollen Ferne gehalten wird, umgeben. Jeden falls wird man hier Nichts unterlassen, um bei dem Schah den englischen Eindruck zu verwischen, und Alles aufbieten, damit er glaube, daß Frankreich nicht da- Geringste von seiner Macht verloren habe. In dieser Beziehung gehen alle Parteien Hand in Hand, und sogar die Republique Francaise fordert heute auf, daß man All-S thue, um den Schah in der Meinung zu lasse», daß Frankreich seine Stelle unter den großen Nationen nicht verloren habe. DleS sind die Gesinnungen der ungeheuren Menge, welche im gegenwärtigen Augenblicke im boulogner Wäldchen, in der Avenued'Uhrlch und in dm Elysäischen Feldern lagert, um den Schah zu erwarten. Die Leute scheinen sich selbst zu bewundern, daß man, nachdem 5j Milliarden bezahlt, noch beinahe eine Million daran setzen kann, um dem persischen Monarchen ein st großartiges Schauspiel zu bieten; dabei ist man überzeugt, daß der Asiat auf seiner langen Reise nichts Großartigeres gesehen hat al- die nrnack« n»tloo, die Blume des Abendlandes. Ungeachtet der gehobenen Feststimmung, in der sich der richtige Pariser befindet, hat ihn aber seine gallische Laune nicht verlassen und er macht fortwährend Witze und Wortspiele über den „Schah", der wegen dcS Gleichklangs mit dem Worte LIint (Katze) reichen Stoff dazu bietet. Spanien.
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