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Dresdner Journal : 20.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-20
- Monat1902-10
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 20.10.1902
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hier an dieser durch die Erinnerung an die brandenburgische Geschichte geweihten Stätte umgeben von den Söhnen des treuen Havellandes Vertreter aller Stände, Alt und Jung, sind von nah und fern herbeigeeilt, alle geleitet und durch drungen von dem einen Gefühl, dem des Dankes für unseren Kaiserlichen Herrn Denn mit der Stadt Fehrbellin sühlt sich das ganze Osthavelland eins in dem Danke für dies herrliche Denkmal, das Eurer Majestät Gnade dem Gedächtnis de« Helden von Fehrbellin an der Stätte seines Ruhmes errichtet haben Dem Geschenke selbst aber geben Eure Majestät die schönste Weihe dadurch, daß wir am Tage der Enthüllung der hohen Ehre teilhastig geworden sind, Eure Majestät hier im Havellande begrüßen zu dürfen. Der heutige Tag wird uns immer unvergeßlich bleiben, ein unauslöschliches Gedenkblatt in der Geschichte des Kreises Osthavelland. Denn das Er scheinen Eurer Majestät an dieser Stätte und die Kaiserliche Gabe: sie haben uns von neuem den Beweis erbracht, wie nahe die Geschichte Brandenburgs und damit wir, die Erben seiner Tradition, dem landesväterlichen Herzen Eurer Majestät stehen. Unser Dank, er soll und wird nicht nur in Worten bestehen «Wir sind Bauern von geringem Gut, und dienen unserem gnädigsten Kurfürsten und Herrn mit unserem Blut" so schrieben die Brandenburger vor mehr als 200 Jahren aus ihre Fahnen Ihre Gesinnung, sie hat sich mit der Scholle ver erbt auf Kind und Kindeskinder, so stehtS heute in aller unserer Herzen, und so soll und wird es sein, jetzt noch und immerdar! Ob mit unserem Blute, wie unsere Väter im Laufe der Jahrhunderte, ob in steter, treuer Friedensarbeit, ein jeder an seinem Platze: der Dienst des Königs sei unsere erste Pflicht und unser schönstes Recht Geruhen Eure Kaiser liche Majestät, nunmehr die Huldigung gnädigst entgegenzu nehmen, die der Kreis Osthavelland in diesem Trünke deutschen Weines in Ehrfurcht darbringt." — Aus dem Neuen Palais bei Potsdam wird berichtet: Gestern morgen besuchten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin den Gottesdienst in den Communs Um 12 Uhr legte Maler Bohrt Entwürfe vor. Um 1 Uhr empfingen Sr. Majestät der Kaiser den bisherigen dänischen Gesandten v. Vind in Gegen wart des Staatssekretärs I>r Frhrn. v. Richthofen in Ab- schicdsaudicnz, ferner den russischen Marineattach« Fürsten Dolgoruckow, den Hauptmann Frhrn. v. Senden, der als Militärattache nach Madrid geht, und den Militär attache in London, Rittmeister Grafen Schulenburg. — Ein Besuch Sr. Majestät des Kaisers in Kiel anläßlich der dort stattfindenden Vereidigung der Marine rekruten steht nach einer Meldung der „Post" für den Monat November bevor. Bei dieser Gelegenheit gedenkt der Monarch eine eingehende Besichtigung des neuen Trockendocks auf Wilhelminenhöhe vörzunehmen und auch der Eindockung des ersten Schiffes daselbst bei zuwohnen. — In maßgebenden parlamentarischen Kreisen wird angenommen, daß die entscheidende Abstimmung über die Mindestzölle für Getreide und Vieh erst morgen bez. am Mittwoch stattfinden wird. — Die 19. Kommission des Reichstags zur Vorberatung des Gesetzentwurfs, betreffend Kinder arbeit in gewerblichen Betrieben ist zu morgen, Dienstag, einbcrufen worden. — Die Geschäftsordnungskommission des Reichstags wird erst am 22. d. Mts. zusammentreten. — Wenn sich auch etwas Bestimmtes betreffs des Fehlbetrages im Reichshaushaltplan für 1902 noch nicht sagen läßt, so wird doch in den mit der Vorbereitung des Voranschlags betrauten Kreisen nach der „Nat.-Lib. Korresp." angenommen, der Fehlbetrag werde sich niedriger stellen, als bisher verlautete, allerdings aber höher sein, als 100 Mill. M. — In den vom Bundesrate in der letzten Plenar sitzung den zuständigen Ausschüssen zur Vorberatung überwiesenen Uebereinkommen zwischen dem Deutschen Reiche einerseits und Italien sowie der Schweiz ander seits in Sachen des Patent-Muster- und Marken schutzes wird man, wie die „Berl. Pol. Nachr." schreiben, wohl eine Folge des Beitritts Deutschlands zur inter nationalen Union zum Schutze des gewerblichen Eigen tums zu erblicken haben. So lange die innerhalb der Union geltenden Bestimmungen Deutschland den Anschluß an diese nicht rätlich erscheinen ließen, hat es bekanntlich versucht, mittels Abschlusses von Sonderübercinkommen mit einzelnen Staaten zur Regelung der internationalen Beziehungen auf dem in Rede stehenden Gebiete zu ge langen. U. a. waren solche Uebereinkommen mit Italien und der Schweiz abgeschlossen worden. Durch den Bei tritt Deutschlands zur Union wird die frühere Sachlage in etwas verschoben, und es dürste wohl hierauf zurück zuführen sein, wenn nunmehr Novellen zu den erst maligen Ucbereinkommen mit Italien und der Schweiz vereinbart und dem Bundesrate vorgelegt sind. Selbst verständlich wird für diese Aenderungen auch die Ge nehmigung des Reichstages einzuholen sein. — Die Deutsche Reichspartei ist zu heute zu einer Fraktionssitzung zusammenbcrufen worden. — Die augenblickliche Parteistärke der Fraktionen des Reichstags hat sich folgendermaßen gestaltet: Es zählen an Mitgliedern: Konservative 52, Reichspartei 20, Antisemiten 10, Zentrum 106, Polen 14, National liberale 53, Freisinnige Vereinigung 14, Freisinnige Polkspartei 26, Deutsche Volkspartei 7, Sozialdemo kraten 58, fraktionslos sind 36, im ganzen 396 Ab geordnete. Erledigt ist der Wahlkreis 6, Liegnitz, durch den Tod des Stadtrats Kauffmann (-j- 2. Oktober 1902). einem reizvoll dankbaren Terzett mit Klavierbegleitung von W. Bargiel und neben Kinderductten für Sopran und Alt auf dem Programm. Der Abend wurde durch Hrn. Joh. Kötz schkc an der Orgel mit einer eigenen, ungewöhnlich weit ausholendcn Komposition eröffnet, die an erster Stelle wohl dem Zwecke diente, unter Assistenz eines Registriergchilfcn die mannigfachen Klanggruppcn und Solostimmen des schönen Instrumentes vorzuführcn. Zur Unterbrechung der Gcsangvnummcrn wäre eine später folgende zweite (vielleicht Bachsche) Orgclnummcr gewiß manchem Konzertbesuchcr nicht unwillkommen ge wesen U. S. Wissenschaft. * Die Anmeldungen zur Internationalen Tuberkulose-Konferenz, die am Mittwoch im preu ßischen Abgeordnetenhaus«: zu Berlin zusammentritt, mehren sich täglich, so daß ein großer Teil der Mit glieder der mit dem Sitze in Äerlin neubegrttndeten Zentralstelle für die Tuberkulosebekämpfung zu dieser ersten Tagung versammelt sein wird. Dementsprechend werden die allgemeinen Sitzungen im Plenarsitzungssaal stattfinden und von der Geschäftsstelle Berlin IV., Wil helmplatz 2, auf schriftliche Bestellung Zuhörerkarten ausgcgebcn werden. Um den zahlreichen Delegierten des Auslandes den Aufenthalt in Berlin zu einem möglichst angenehmen zu machen, hat sich aus den Kreisen des deutschen Zentralkomitees für Lungenkranke, dem Berlin- Brandenburger Heilstättcnvcrcin und dem Volkshcilstättcn- vercin vom Roten Kreuz ein besonderes Ortskomitee ge bildet In der kürzlich im Kaiserhof stattgchabten Ver sammlung, an der u. a zahlreiche Vertreter der Behörden, Wissenschaft und Handelswclt teilnahmen, wurde be schlossen, zu Ehren der Konferenz-Teilnehmer, zu denen die berühmtesten Männer der Wissenschaft und hervor ragende Staatsbeamte aus allen Ländern, insbesondere au« Frankreich, gehören, am Sonnabend, den 25. d Mts , ein Festdiner im Großen Saale der Gesellschaft der — Der Abgeordnete Pachnicke hat den wiederholt im Reichstage verhandelten Antrag auf Einführung einer Verfassung in Mecklenburg wieder ausge nommen Der Antrag schlägt zu den» Bchufe folgenden Zusatz zu Artikel 3 der Reichsverfassung vor: „In jedem Bundesstaat muß eine aus Wahlen der Be völkerung hervorgegangene Vertretung bestehen, deren Zustimmung zu jedem Landesgcsetz und zur Feststellung des Staatshaushalts erforderlich ist." — Die am 17. Oktober ausgegebene Nr. 41 des RcichsGesetzblattes enthält eine Bekanntmachung vom 16 Oktober 1902, betreffend den Befähigungs nachweis und die Prüfung der Maschinisten aus See- dampffchiffcn der deutschen Handelsflotte. Lübeck Se. König!. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist am vergangenen Sonn abend mittag hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von einer Abordnung des Senats, unter Führung des Bürgermeisters vr. Brehmer, begrüßt worden. Nachdem der Großherzog die Front der Ehrenkompaqnie abge schritten hatte, erfolgte eine Fahrt um die Wälle der Stadt und eine Besichtigung des Domes, der Marien kirche, der Schiffergesellschaft und der Hafenanlagen. Um 2 Uhr fand im Rathause ein Festmahl statt, an dem die Spitzen der Behörden teilnahmen. Gegen 5 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Ludwigslust. In der Begleitung des Großherzogs befanden sich der General adjutant, Frhr. v. Maltzahn, und der Flügeladjutant, Oberleutnant v. Behr. Myslowitz. Ueber die in einem Teile der Sonn- abcndnummer unter Drahtnachrichten bereits erwähnte Feier der Enthüllung der Denkmäler Kaiser Wilhelms I und Kaiser Friedrich III. wird noch folgendes Ausführliche berichtet: Zu der Enthüllungs feier der Denkmäler Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs III. hatte Myslowitz sein schönstes Gewand angelegt. Bahnhof, Festplatz und sämtliche Straßen prangten in reichstem Guirlanden- und Fahnenschmücke. Hohe Ehrenpforten grüßten den Deutschen Kronprinzen, wohl kein Haus und keine Hütte war schmucklos geblieben. Auf dem Wilhelmsplatze, dm das Rathaus, der Monumentalbau der Synagoge und das Gym nasium umgeben, waren große Tribünen er richtet worden, auf denen die Damen der Ho noratioren Platz genommen hatten. Die von den Bild hauern Freese und Hankow in Berlin geschaffenen Standbilder der beiden Kaiser erheben sich rechts und links, einander gegenüber, von wundervollen Blumen beeten umrahmt. Inmitten des Platzes stand die rot drapierte Rednerkanzel, ihr gegenüber befand sich das Zelt für den Kronprinzen, aus dunkelgrünem Sammet mit der deutschen Kaiserkrone und dem Reichsbanner hergestellt. — Auf dem Bahnhofe fand der Empfang des Kronprinzen seitens der Behörden statt. Das 22. Infanterie-Regiment in Gleiwitz stellte die Ehren compagnie mit der Fahne und dem Musikcorps. Um 11 Uhr trafen Se. Kaiser!, und König!. Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen in Begleitung des Oberpräsidenten von Schlesien, Herzogs zu Trachenberg, und des Obersts v. Pritzelwitz mit dem fahrplanmäßigen Zuge in Myslo witz ein Ihn erwarteten Fürst Pleß, Regierungs präsident Holz aus Oppeln, Landrat Gerlach und Bürger meister I)r Heuser. Nach freundlicher Begrüßung dieser Herren erfolgte im Viergespann des Grafen Tiele- Winckler auf Moschen durch das Spalier der Krieger vereine, Gewerke und sämtlicher Schulen der Einzug in die Stadt unter dem Geläute aller Glocken. Auf dem Festplatz überreichte eine junge Dame dem Kronprinzen einen Blumenstrauß. Der Männergesangverein Myslo witz trug einen Hymnus vor. Bürgermeister Heuser hielt darauf eine Ansprache. Die Hülle der Denkmäler sank, und die Nationalhymne wurde angestimmt. Nach einem Rundgang wurde das Frühstück in der Festhalle eingenommen. Bildhauer Freese erhielt den Kronenorden 4 Klaffe. Der Kronprinz fuhr nach dem Frühstück mit dem Fürsten Pleß, dem Prinzen Pleß und Grafen v. Hochberg nach der Myslowitzgrube und von dort im Automobil des Fürsten durch ein tausendköpfiges Spalier der Angehörigen der Landgemeinden und Vereine nach Pleß, wo er bis heute, Montag, bleibt. Mannheim. Gestern fand hier in Anwesenheit Ihrer König!. Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin sowie des Erbgroßherzoas und des Prinzen Kar! von Baden das fünfzigjährige Jubiläum des 2. Badischen Grenadierregiments „Kaiser Wilhelm I." Nr. 110 und in Verbindung damit die Enthüllung eines Denkmals Moltkes statt. Nachdem die Hülle des von Prof. Uphues-Berlin ge schaffenen Denkmals gefallen war, hielt der Großherzog eine Ansprache, in der er der unsterblichen Thaten Moltkes gedachte und mit einem begeistert aufgenom- menen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser schloß. Dieser Feier folgte ein Festessen der Veteranen des Regiments, bei dem der Großherzog und der Erbqroß- herzog erschienen. Abends fand ein Festmahl des Offi zierscorps des Regiments statt, bei dem der Großherzog ein Hurra auf Se. Majestät den Kaiser ausbrachte. Um 'z,9 Uhr abends kehrten der Großherzog und die Freunde, Potsdamer Straße 9, zu veranstalten. Für die Durchführung dieser und anderer vom Ortskomitce geplanten Veransialtungen wurde eine aus den Herren Kommerzienrat Holty, Kommerzienrat Kopetzky, Kommer zienrat Jacob, Geh. Rat Kettner u. a. bestehende beson dere Kommission eingesetzt. Am Freitag folgen die Konferenzteilnehmer einer Einladung der Landesversuchs anstalt Berlin zum Besuch der neuen ausgedehnten Hcil- stüttcnanlagcn in Beelitz. Das gelegentlich der Konferenz eingerichtete Tuberkulose-Museum wird in den Nebcn- räumen des Sitzungssaales eine große Zahl von Aus stellungsgegenständen aus dem Gebiete der Tuberkulose- Forschung und -Praxis vereinigen. Geh. Rat Koch hat dazu u. a. auch die historische Tubcrkelbazillenkultur, an die sich die Entdeckung des Krankheitserregers knüpft, zur Verfügung gestellt. * Der bekannte Förderer der Nordpolsorschung, der Amerikaner Ziegler, hat, wie aus New-Aork tele graphiert wird, seine finanziellen Beziehungen zur Baldwin-Expedition völlig gelöst. Er hat jedoch damit seinen Plan der Auffindung des Nordpols noch nicht ausgcgebcn, sondern wird zu diesem Zwecke eine neue Expedition aussenden, mit der Baldwin aber nichts zu thun haben wird. P In Kiel starb am vergangenen Donnerstag Prof. Johannes Bockendahl, der zu den ältesten Mit gliedern der Kieler medizinischen Fakultät gehörte. Bockcn- dahls Arbeitsfeld war vornehmlich die Gesundheitspflege. Er entfaltete auf diesem Gebiete eine sehr rege und fruchtbringende Thätigkeit zu einer Zeit, wo die Hygiene noch weit davon entfernt war, durch d.c Aufnahme unter die vollwertigen akademischen Disziplinen von Staats wegen anerkannt zu werden Bockendahl, 1826 geboren, gelangte 1850 zur Promotion. 1865 trat er als Mcdizinalinspcktor sür Holstein in den Mediunaldienst Im Jahre darauf wurde er zum Professor für gericht liche Medizin und Hygiene an der Universität Kiel und zum Direktor de« Instituts für StaatSarzneikunde be- Großherzogin sowie der Erbgroßherzog nach Karlsruhe zurück. München. General der Infanterie z. D. Otto v. Schmidt ist in der vergangenen Sonnabend-Nacht gestorben. tsierrtich-Ungarn. Wien. Ministerpräsident vr. v. Koerber richtete bei Uebernahme der Leitung des Justizministeriums ein Schreiben an die OberlandeSgerichtSpräsidenten Dieses betont unter Hinweis auf die Unabhängigkeit des Richterstandes, daß einerlei Recht für jedermann sein und das Recht vor niemanden gebeugt werden solle. Das Schreiben gedenkt der in Aussicht stehenden Reform des Strafrechts, und bezeichnet es insbesondere als not wendig, daß kein Beschuldigter vor Fällung des Urteils als Strafwürdiger betrachtet oder behandelt werde; aber auch als eigentlicher Zweck der Strafe sei die Besserung im Auge zu behalten. Das private und Familienleben der Staatsbürger solle mit aller Energie geschützt werden. In einem Schreiben an die Oberstaatsanwälte ermahnt der Ministerpräsident diese zur sorgfältigen Vermeidung uusicher begründeter Anklagen. Das freie Wort, wenn es nur aus patriotischem Herzen komme, sei keine Ge fahr und eine freie Presse die richtige Ableitung hoch- gesteigerter Leidenschaften. Allerdings sei einer die rohen Instinkte nährenden Journalistik das Gesetz in seiner ganzen Schärfe entgegenzuhalten. — Die Regierung beabsichtigt demnächst eine Vorlage zur Bekämpfung der Trunksucht für alle Königreiche und Länder Oesterreichs einzubringen. Die Vorlage will das Schankgewerbe einschränken und die strafrechtlichen und privatrechtlichen Bestimmungen, die gegenwärtig nur für Galizien und die Bukowina gelten, in teilweise veränderter Fassung auf alle Länder äusdehnen. Prag. Hofrat Mattusch hielt vorgestern im Tschechenklub eine Rede über die Sprachenfrage. Er wies darauf hin, daß er wiederholt erklärt habe, er halte die Obstruktion für ein Verbrechen an der Ver fassung. Er bezeichnete sodann die Gmndzüge des Körberschen Planes in der gegenwärtigen Form als un annehmbar und sprach seine Befriedigung über die Er klärung Körbers aus, daß die Sprachenfrage nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden werde. Er meinte, das in Aussicht gestellte Sprachengesetz müsse nicht in allem mit den Grundzügen übercinstimmen. Die Giltig keit der deutschen Sprache in beschränkter, gesetzlich ge regelter Weise sei immer besser, als die gegenwärtige Praxis. Redner bezeichnete die endliche Entscheidung der Sprachcnfrage als für beide Nationalitäten höchst wünschenswert und erklärte, wenn die Deutschen jede Forderung abwiesen und die Regierung auf dem Stand punkte verharre, daß ohne Einverständnis der Deutschen dem tschechischen Volke keine Konzession zugestanden werden dürfe, so sähe er kein Ende des Streites, keine verfassungsmäßige Erledigung des Ausgleichs mit Ungarn voraus, und dann wären innerpolitische Wirren die Folge. Frankreich. Paris. Der König von Portugal stattete vor gestern nachmittag dem Präsidenten Loubet einen Besuch ab. — Der englische Botschafter Monson gab vor gestern zu Ehren Lord Kitcheners ein Frühstück, an dem auch der König von Griechenland teilnahm. — Der „Temps" veröffentlicht eine Mitteilung der Gesandtschaft von Haiti, in der es heißt, daß die haitianische Deputiertenkammer nunmehr die Wahl der Senatoren vornehmen könne und daß die Wahl des Präsidenten der Republik Haiti demnächst stattfinden könne. Kandidaten für die Präsidentschaft seien Fouchard und Seneca Pierre; die Kandidatur Firmins zähle nicht mehr mit. — Der Ausstand der Bergleute dauert unver ändert fort. Die Nacht zum Sonnabend verlief in dem Kohlenbecken von Pas de Calais ziemlich erregt. Ein Arbeiter, der sich zur Arbeit begeben wollte, wurde durch einen Schuß am Fuße verwundet. Das Syndikat der Grubenarbeiter de« Pas de Calais hat eine Kundgebung erlassen, in der die Arbeiter aufgefordert werden, bis zum vollständigen Siege mutig im Ausstande zu verharren. Calais. Die dem Syndikat der Auslader im hiesigen Hafen angehörenden Arbeiter verneinten mit 301 gegen 38 Stimmen die ihnen zur Abstimmung vorgelegte Frage, ob sie vom Aus lande kommende Schiffe ausladen sollten. Ueber die Haltung der dem Syndikat nicht angehörigen Auslader ist nichts be kannt. Saint Etienne. Die Bergarbeiter suchen die übrigen Arbeiterverbändc zum Anschluß an den Ausstand zu bewegen; bisher hatten sie jedoch keinen Erfolg. Die Weber, 20000 an der Zahl, beschlossen vorgestern, eine allgemeine Abstimmung über das Ein treten in den Ausstand vorzunehmen. — Das Syndikat der Metallarbeiter hat sich dahin ausgesprochen, daß der Grubenarbeiterausstand nur eine diese Korporation angehende Frage sei, und cs abgelehnt, an dem rufen, 1872 wurde Bockendahl Regierungs-Medizinalrat. 1897 trat er in den Ruhestand. Bildende Kunst. * Aus Paris meldet man: Der Archäolog Boni, der Konservator der italienischen Kunstbauten, hat, dem „Temps" zufolge, neuerdings schwere Besorgnisse über den Dogcnpalast in Venedig ausgesprochen. Boni ist dringlich nach Venedig berufen worden, um die Arbeiten an dem völlig abgesperrten Dogenpalaste schleunigst in Angriff zu nehmen. Zugleich teilte Boni mit, daß er eine große Menge römischer Pozzolonaerde nach Venedig sende. Dieses Material, das einen Druck von 300 Kg auf den Kubikzentimeter gestattet, sei be stimmt, bei der Rekonstruktion des Venetiancr Campaniles den Zement zu ersehen. Die Basis, die 400 qm hatte, wird jetzt mit 800 bemessen werden. Für die Innen treppe wird Eisen als Material gewählt. * Die „Gazette de l'Hötel Drouct" meldet, daß ein bedeutender Rembrandt, das „Porträt des Admirals van Tromp" für 300000 Frcs. an Mr. Schwab ver kauft worden ist. Das Porträt ist auf Holz gemalt und mißt 33 zu 27 Zoll. Im Jahre 1832 war dasselbe Bild in Paris für 17100 Frcs. verkauft worden, so daß sein Wert in 70 Jahren fast um das Zwanzigfache gestiegen ist. Es giebt mehrere Porträts van Tromps von Rembrandt; eins ging bei der Hope-Versteigerung im Jahre 1849 in den Besitz der Familie Rothschild über. Theater. * Aus Leipzig wird uns geschrieben: Das drei aktige Lustspiel „Im bunten Rock" von Franz v. Schönthan und Frhr. v. Schlicht, da« bekanntlich vor kurzem im Berliner Schauspielhause einen ent schiedenen Erfolg erzielte, ist nun auch hier bei der gestrigen Erstaufführung im Alten Theater mit sehr lebhaftem Beifall ausgenommen worden Im Mittel GeneralauSstande teilzunehmen und sich mit den Grubenarbeitern für solidanjch zu erklären Der Sekretär deS Verbandes der französischen Dock arbeiter hat den Sekretär des englischen Verbandes ersucht, zu veranlassen, daß keine englischen Kohlen mit der Bestimmung nach Frankreich verladen werden. In BuxisreS-les-MineS, Departement Allier, haben die Bergarbeiter die Arbeit wieder aus genommen. Carmaux. In einer Versammlung der aus ständigen Bergleute teilte das Mitglied deS Aus schusses des nationalen Bergarbeiterverbandes Joucaviel mit, daß gegenwärttg gegen 160000 Bergleute sich im Aus stände befinden und nur gegen 14000 arbeiten. Roanne. Das Referendum der Weber ergab für den Ausstand 463, gegen ihn 4035 Stimmen. Belgien. Charleroi. Nach einer Depesche von vorgestern hat der Ausstand der Grubenarbeiter im hiesigen Bezirke an Ausdehnung zugenommen; es herrsche voll ständige Ruhe. Wie unter dem gestrigen Tage gemeldet wird, hat das nationale Komitee der Grubenarbeiter gestern sehr wichtige Beschlüsse gefaßt, deren Inhalt noch nicht bekannt ist, zu deren Durchführung es aber die Gruben arbeiter auffordert, ohne Ausnahme heute die Arbeit wieder aufzunehmen. Großbritannien. London. Das „Reuterfche Bureau" glaubt zu wissen, daß die Meldungen des Brüsseler Blattes „Petit Bleu" betreffend die Verpachtung von portugieschen Kolonien vollständig unbegründet sind. Ein der artiger Vorschlag sei nicht in Frage gekommen — Amtlich wird gemeldet: Die Kolonne Swaynes hatte zwei Zusammenstöße mit den Streitkräften des Mulla bei Erego in der Nähe von Mudug am 6. d. Mts. Nach lebhaftem Kampfe wurde der Mullah mit großen Verlusten zurückgefchlagen. Die Eng länder verloren zwei Offiziere und 50 Mann an Toten Zwei Offiziere und 100 Mann wurden verwundet Da die Eingeborenentruppen sehr erregt waren, zog sich Swayne nach Bohotle zurück, um Verstärkungen zu erwarten. Der Mullah führt von allen Seiten Ver stärkungen herbei. — Nach eurer in Aden eingegangenen Nachricht hatte die britische Abteilung, die gegen den Mullah in Somali- Land operiert, einen heftigen Kampf zu bestehen, bei dem Major Philipps und Hauptmann AnguS fielen und Oberst Cobbe verwundet wurde. Rußland. Sebastopol. Die Königin von Griechenland ist an Bord der Jacht „Amphitrite" nach Athen ab gereist. — Nach einer Meldung aus Port Arthur tras Finanzminister Witte am 14. d. Mts. in Mulden ein und empfing in seinem Salonwagen den Gouverneur Clo'angshun, dem er bald darauf einen Gegenbesuch machte. Der Gouvemeur trank auf das Wohl des Zaren und des Kaisers von China, betonte mit Be friedigung die ausgezeichneten Beziehungen, die zwischen den chinesischen Behörden und den russischen Truppen beständen, und sprach die Hoffnung aus, daß eine enge Freundschaft beide Völker verbinden möae Witte erwiderte, der Zar sei von Friedensliebe erfüllt; die Aufrechterhaltung der freundschaftlichen Beziehungen hänge von den Chinesen selber ab. Der Aufenthalt des Ministers in Mulden war nur von kurzer Dauer. — Am 16. d. MtS. kam Witte in Dalni an, wo er zwei Tage zu bleiben beabsichtigte. Spanien. Madrid. Eine dem „Liberal aus Tanger zu gehende Depesche meldet: Es verlautet, daß alle euro päischen Angestellten aus Fez ausgewiesen worden seien. Bulgarien. Sofia. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korr- Bureaus.) Hier emgetroffene Meldungen besagen, Zontschew habe im Lager der Aufständischen eine zum Ausharren aufmuntemde Rede gehalten; ferner wird be richtet, die türkischen Truppen hätten den Paß von Kresna eingenommen und seien dadurch Herren des Strumathales geworden; sämtliche Stellungen der Aufständischen seien jetzt unhaltbar. Die Londoner „Saint James Gazette" meldet: Aus von den Mächten erhobene Vorstellungen hat Bulgarien mit dem Versprechen geantwortet, daß jegliche Vorsicht geübt werden solle, um zu verhüten, daß bulgarische Agi tatoren die geringste Ermutigung zur Veranlassung von Ruhestörung in Macedonien erhielten. Es sollen Maß regeln ergriffen werden, tim sie zu verhindern, hin und zurück das Land zu durchaueren. Serbien. Belgrad. Die Lösung der Krise ist nach einer punkte des Stückes sieht man einen lieben Leutnant, der den alten Moserschen Schlag repräsentiert, und eine junge amerikanische Millionärswitwe, die charmant deutsch radebrecht. Um diese netten Hauptfiguren gruppieren sich der Fabrikant, wie er in Possen zu Hause ist, der ver liebte ältere Herr, dessen Johannestrieb sich diesmal unter dem Rocke eines Divisionskommandeurs regt, dcr Assessor a. D., der sich durch Arrangieren von Festlich keiten und dergleichen seinen wohlhabenden Nächsten nütz lich macht, und die hier selbstverständlich militärisch vn brämte Naive, dazu einen Sergeanten von der Infanterie, dessen Festigkeit im Urteil über einen talentlosen Einjährig Freiwilligen vom Vater und anderen interessierten Personm durch materielle Spenden verschiedener Art mit Erfolg an gegriffen wird. Die lächerliche Fürsorge des Fabrikanten für seinen das Jahr abdienenden Sprößling macht sich in dm Stücke übermäßig breit, ihre Darstellung erzielt Ccencn, die fast alle über einen Leisten geschlagen sind und wohl auf das Konto des als militärischer Satircnschreiber längst bekannten Frhrn. v. Schlicht kommen Die beste Seite des Stückes bilden die Auftritte, die sich zwischen dem Leutnant und der Amerikanerin abspielcn und neben alten aber darum noch nicht ganz versagenden Wcndungm und Effekten auch solche von neuer und liebenswürdiger Art zeigen. Diese Scenen wurden von Frl. de Balskv und Hrn. Schuy sehr frisch und gewinnend wiedergcgcben Der zweite Akt des leicht gezimmerten Stückes fand den stärksten Beifall, und wenn rm dritten auch die Episode des Divisionskommandeurs die Stimmung des Publikums zu schwächen drohte, so war doch das ^nde und damit alles gut; am Schluffe marschierte vor der Villa des Fabrikanten eine Kompagnie mit rauschender Bataillons musik vorbei! Das machte den Sieg der Autoren zu einem vollständigen 8 k X Aus Berlin schreibt man uns: Das mit großer Spannung erwartete diesjährige Lustspiel unsern erfolgreichsten Theaterfirmen, Blumenthal und Kadel- bürg, das den verheißungsvollen Titel führt „D»S
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