Delete Search...
01 Dresdner Journal : 20.06.1902
- Titel
- 01
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-19020620014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-1902062001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-1902062001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-20
- Monat1902-06
- Jahr1902
- Titel
- 01 Dresdner Journal : 20.06.1902
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
tagtäglich für ihn sorge» und wache» durften, ist er verschieden Die aber um ihn waren, wisse«, daß ihr Schmer, d«, unser« ist, daß wir ihre Treue um den Verblichenen mit Treue zu ihnen lohne« wollen . . " Die „Dresdner Nachrichten" widmen dem Hohen Entschlafenen u. a. folgende Worte in ihrem Nachrufe: „Die Totenglocken läuten im Sachsenlande: König Albert ist heimgrgange« Wo die schmerzensreich« Kunde hlntnfft, da stockt der Herzschlag und die Brust halt den Atem zurück . . . Ein Trauern geht durch Sachsen» Land und Volk, wie es inntger, ergreifender, herzbewegender nicht ge dacht werden kann E« gemahnt an di» Tage, da Deutschland seinen ersten große« Kaiser zu Grabe trug, wa» sich jetzt in engeren Grenzen im Sachsenlande ab spielt Nur der tiefen Verehrung, die Deutschland« Volk Kaiser Wilhelm l. entgegen brachte, sind die reiche Lieb», die treue Anhänglichkeit zu vergleichen, die Sachsen« Landeskinder für König Albert allezeit im Herzen getragen haben und die jetzt allerorten an der Bahre des König» zum letzten überwältigenden Ausdruck gelangen. Wa« war er un»? I« diese Frage preßt der grenzenlose Schmerz um den teuren Entschlafenen sein ganze« Empfinden zusammen, und wenn e« .etwa« girbt, da« die Trauer zu lindern vermag, so ist e« di« Antwort: „Er war un« alle«: Herrscher, Mensch und LandeSvater zugleich". Von dem sanften Fittich der Rückerinnerung getragen, schwebt der Genius des Lande» hernieder zu der geweihten Stätte, wo König Albert seinen edlen Geist in die Lüft« gehaucht hat, und streut Rosen der Dankbarkeit um da« Totenlager des einzigen Herrscher«. Wenn je ein Volk Ursache gehabt hat, feinem Fürsten dankbar zu sein, so ist es da« sächsische. In leuchtender, vorbildlicher Monarchengröße steht König Albert in de, Geschichte Sachsens da, und ihre Annalen werden es den fernsten Enkeln künden, daß seine Regierung einen Markstein in der ge samten Entwickelung des Lande» bildete . . . So trauert denn a«ch alle», wa» in Sachsen «in fühlende» Herz in der Brust trägt, mit gleichem tiefem Schmerze an der Bahre de» toten König«, ohne Unterschied de« Range« und Stande«, de» Berufs und Vermögen« Ob arm, ob reich, ob alt, ob jung, ob sonst getrennt durch allerlei widerstreitende Interessen: am Sarkophage König Albert» schweigen alle Gegensätze, und au« jedem Auge fließt die Thräne der Wehmut um de« großen, guten und edle« König, der un» entrissen worden ist Die Trauer de« Sachsenlande» findet auch außerhalb der sächsischen Grenzen im ganzen Deutschen Reiche Wider hall War doch König Albert von Jugend auf ein treuer Hüter de» reichsdeutschen Gedankens, von dem Augenblicke an, wo er auf schleswig-holsteinischem Boden al« Kronprinz seine jugendlich« Brust dem feindlichen Feuer bot, bi» zu der Zusammenschweißung d«S Reichs auf den Schlachtfeldern Frankreich» und weiter von da durch die langen Jahre seiner gesegneten Regierung bi« zum letzten Atemzuge seine» ganz der königlichen Pflicht geweihten Leben« Darum, wenn jetzt die Dresdner KönigSgruft sich öffnet, um König Albert de« Gerechten zu seinen erlauchten Vorgängern zu gesellen, wird All deutschlands Trauer mit hineinfchreiten und wird All deutschland« letzte Huldigung sich mit der Klage der Sachsen um ihren König vereinigen. . ." Von den sonstigen Morgenzeitungen des Sachsen- landeS liegen uns die Nachrufe des „Leipz. Tageblattes" und des „Chemnitzer Tageblattes* vor. Das erstere schreibt in einem längeren Aufsatze u. a. folgender: „So ist «» traurigernste Wirklichkeit geworden: was wir in den letzten zwei Jahren so oft zu fürchten hatten und doch, von innigsten Wünschen und Hoffnungen be seelt, so gern in die fernste Zukunft hiuauSgerückt ge sehen hätten, was wir noch in de« letzten Tagen mit immer neu sich belebe«d«m Hoffen un« erspart glaubten, es ist mit der furchtbaren Unerbittlichkeit de» Schicksal« an un« herangetreten: da« sächsische Volk steht verwaist in tiefster, schmerzlichster Trauer an dem Sarge seine» au» innerstem Herzen geliebten und verehrten König» Albert Und die übrigen deutschen Stämme reichen un» die Bruderhand mit dem warmen Drucke, der auch vom irnersten Herzen geht. Auch sie haben bewundernd und voll Liebe zu dieser königlichen Heldengestalt, zu dem maßvoll abwägenden Weisen auf dem sächsischen Throne emporgeschaut Ja, uns ist ein Herrscher entrissen worden, der uns wie ein Vater vor dem Herzen stand, der deutschen Nation aber ein BundeSfürst glorreichster Vergangenheit, unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich . . Mit dem 29. Oktober d. I». hätten sich 29 Jahre erfüllt seit der Thronbesteigung de» Verewigten. Wie klar und lichtvoll liegen diese 29 Jahre vor unsern Augen!... Wie seinerzeit mit Kaiser Wilhelm I., so sinkt mit König Ald«rt ein Stück unserer Geschichte ins Grab; wir sahen e» in ihm verkörpert, in ihm wandelt« der Geist einer glorreichen Zeit unter un« und hatte Fleisch und Blut angenommen; an ihm erinnerte sich der Krieger von 1866 und 1870 ruhmvoller Kämpfe, an ihm der patriotische Bürger des Werdegang« und der Vollendung seiner Jugendträume Das ist ja da« schönste Geschenk, da« eine gütige Vorsehung einem hervorragenden Manne al« Morgengabe in die Wiege legen kann, daß es ihn an der Wende einer neuen Zeit geboren sein und mit dieser groß werden läßt, daß e» ihn dann immer an die Punkte wirkend und Einfluß übend stellt, wo die Schick sale de« Zeitalter« entschieden w«rden, daß seine Ent wickelung und Thätigkeit gleichen Schritt hält mit den Wünschen und Bestrebungen seine« Volke«: so wird die Geschichte de« Fürsten zugleich die Geschichte seine« Volke» Da« galt einst von dem unvergeßlichen Kaiser Wilhelm I., da« gilt in gleichem Maße für unseren un vergeßlichen und unersetzlichen König Albert . ." Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" schreiben: „Mit König Albert sinkt einer der letzten Paladin« aus Deutschlands größter Zeit in« Grab. Ein reiche« gottbegnadete« Leben ist zur Rüste gegangen. Er, Der al» Herrscher Seine« Volke» die Werke und Errungen schaften de« Frieden« zu schirmen wußte, ist nun zur ewigen Ruhe Angegangen Mit dem Sachsenvolke steht heute die ganz» deutsche Welt trauernd an der Bahr« König Albert« " DaS „Chemnitzer Tageblatt" begleitet den Tod deS Monarchen mtt folgenden Worten: „König Albert, der von seinem Volke heißgeliebt« gütige und gerechte Fürst, der ruhmreiche Führer der Sachsen in Krieg und Frieden, der Monarch, zu dem ganz Deutschland al« zu rmem der letzten Paladine au« der unvergeßlichen großen Zeit in bewundernder Ehrfurcht emporschaute, ist von un« geschieden Nicht unerwartet kam di« Kunde Mit banger Sorge schauten wir alle in diesen Tagen nach dem schlesischen Sommer- fitze de« Herrscher« Trüber und trüber lauteten die Nachrichten, und doch hielt aller Herzen di« Hoffnung aufrecht, daß auch dieimal die kräftige Natur de« ge liebten Herrscher«, die schon so manchem Ansturm standgehalten, siegen werde. Es ist ander« bestimmt gewesen Fern von der teuren Heimat ist König Albert von seinen Sachsen geschieden Tief, echt und allgemein ist die Trauer Wir haben einen Fürste« verloren, um den un« Tausende und Abertausende beneidet habe», einen Fürsten, der im wahrsten Sinne deS Worte« ein Vater seine« Volke« war Die Herzensgüte unsere« König» Albert, di« schlichte Einfachheit, die auch den einfachsten Unterthan sich seinem König ohne Scheu nähern ließ, hat ihm einen festen, unerschütterlichen Platz im Herzen seiner Sachsen gesichert Wie die alten Krieger m jubelnder Begeisterung sich bei jeder Gelegenheit um ihren ruhmgekrönten Führer scharten, so rief in allen Schichten der Bevölkerung, so oft Könia Albert Städte oder Landerteile seine» Sachsen von seiner Hauptstadt au» aufsuchte, die Kund«: „König Albert kommt!" Jubel und Freude hervor. Wußte man doch, wa» man diesem Herrscher zu danken hatte, diesem großen edlen Fürsten, der es al» seine erste Lebensaufgabe ansah, sein Volk glücklich und zufrieden zu sehen " Der „Bogtländische Anzeiger" schreibt in einem Sonderblatt: „Der unerbittliche Tod, dessen Herannahen jede Nach richt au« den letzten Tagen immer deutlicher erkenne» ließ, ist eiagetreten, unser von jedem treuen Sachsen herzen mit Innigkeit geliebter König Albert ist in Frieden entschlafen Mit ihm ist der letzte der großen Heerführer au« Deutschlands großer Zeit von un» ge gangen, ein vornehm denkender edler deutscher Fürst, ein wahrer Vater seine« Volke«, da» ihn liebte, wie er e« geliebt hat. Tiefste Trauer erfüllt di« Brust eine» jed«n Sachsen, erschüttert nimmt die gesamte deutsche Nation teil an unserem Schmerz." Nicht minder warme Nachrufe widmen die Berliner Morgenblätter dem Hingeschiedenen Könige; sie heben Seine echte deutsche Gesinnung, Seine Ver dienste als Feldherr und Seinen hervorragenden An teil an der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches hervor. Die „Krzztg." citiert am Schlüsse einer längeren geschichtlicken Betrachtung den Ausspruch des hochseligen Königs Johann, Majestät: „Mit der selben Treue, mit der ich zum alten Bunde gestanden bin, werde ich auch an der neuen Verbindung, in die ich jetzt getreten, halten und, soweit es in meinen Kräften steht, alles anwenden, um dieselbe für unser engeres wie für unser weiteres Vaterland möglichst segensreich werden zu lassen", und knüpft daran fol gende Schlußsätze: „Da» schöne Wort ist sein und seine» ritterlichen Sohne» Leitstern geblieben, und besonder« Kronprinz Albert war e«, der mit edler Männlichkeit die Bitternisse und Verstimmung der vergangenen Tage verwand und mit klarem Auge für die Zukunft und mit sicherem Ge schick an der Neuausbildung der sächsischen Truppen nach preußischem Vorbilde so thätig war, daß ihn der Bundesfeldherr König Wilhelm von Preußen, als er im Februar 1867 nach Dresden kam, zum kommandierenden General des XII. ArmeecorpS ernannte... Und weiter: 1870/71. Wir können «S un« an dieser Stelle ver sagen, den Feldherrnruhm des Kronprinz«» Albert, den er sich auf Frankreich» Boden erwarb, des näheren zu begründen An der Spitze seiner braven Sachsen half er mit zum Siege bei St. Privat-Roncourt, dann al» Oberfeldherr der Maasarmee bei Beaumont, Sedan und Pari» DaS Wort seine« einstigen Lehrers: „I,ato signa ksrss Saxonias tnas" ward herrlich erfüllt . . . Am 11. Juli 1871 ward e» dem heldenhaften Kronprinzen Albert vergönnt, im Schmucke des Großkreuze» de» Eisernen Kreuze», als dessen letzter Ritter er nun heim- berufen worden ist, in Dresden einzuziehcn, und zwar al» Generalfeldmarschall; auch Alexander II von Ruß land verlieh ihm die Würde eine» Feldmarschalls Am 19. Oktober 1873 starb König Johann, und al« König Albert bestieg der Kronprinz Albert den Thron keiner Väter. Wa« er als solcher für sein Volk und Land, als treuester Bundesgenosse fürs Deutsche Reich gethan hat: unvergänglich ficht r» in der Weltgeschichte ver zeichnet . . . Nun ist er heimgrgange», und mit Sachsen trauert da» ganze deutsche Volk, an seiner Spitze der Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm II, an seiner Bahre" Die „Post" schreibt: „Eine der ehrwürdigsten Herrschergestalten ist mit König Albert von Sachsen au» dieser Welt geschieden. Gehörte doch der Verblichene, ganz abgesehen von seinen sonstigen Monarchentugrndcn und rein mensch lichen Vorzügen, zu jenen Männern, die an der Wieder aufrichtung de» Deutschen Reiche» hervorragenden thäti- gen Anteil genommen haben Er war einer der ruhm gekrönten Feldherrn de» großen Kriegs, au« dem do« neue Deutsche Reich hervorging Aber König Albert« Verdienste um Deutschland reichen weit über die de« siegreichen Heerführer« hinau«. Für Sachsen war di« Einordnung in das Reich wohl schwieriger, al« für irgend einen anderen deutschen Einzelstaat, denn geschicht liche Ereignisse eine» ganzen Jahrhundert« hatten d«n Gegensatz zum preußischen Staate in Sachsen sich schärfer zuspitzrn lassen al« irgendwo ander» in Deutschlaud Wenn heute in der sächsischen Bevölkerung und in der ganzen deutschen Nation beinahe jede Erinnerung hieran verschwunden ist, wenn in Sachs«« von Partikulari»mu» nicht« mehr zu verspüren ist, wenn da« Eachsenland fest und kn» zum Deutschen Reich« hält, so ist di«« in erster Reihe da« Verdienst König Albert«, drr in alle dem «in leuchtende« Beispiel grgtbrn hat" Die „Deutsche Tageszeitung* läßt sich wie folgt vernehmen: Di« Hoffnung, daß da« teure Leben de« König« von Sachsen seinem Volk« und dem Deutschen Reiche noch erhalten werden möge, ist nicht in Erfüllung ge gangen Die Vorsehung hat srinen Tagen »in Ziel a Ktzi, und tiefer Schmerz erfüllt die Herzen ferner Lande«kindrr; ja weit über di« Grenzen de» Reiche« hinau« wird man dem ritterlichen und dabei doch so schlichten Herrscher, dem aufrichtigen Freunde dreier Kaiser, dem siegreichen Heerführer über da« Grab hinau« ein treue« Gedenken bewahren; denn wahrlich, er hat durch sein Lebe« und Wirken de« gerechtesten Anspruch darauf, nicht nur von seinen Zeitgenossen den Tribut wahren Danke« zu empfangen, sondern er wird in der Geschichte fortleben al» ein vorbildlicher Führer seine« Volke». Jetzt unter dem mächtigen Eindruck« d«» soeben ein getretenen Heimgangs de» edlen Fürsten treten un« zu nächst seine rein menschlich schönen Eigenschaften vor Augen: sein« nie versagende Milde'und Güte, sein hohe« Gerechtigkeitsgefühl, sein einfache», jedem höfischen Wesen abholde», ungezwungene« Auftreten im Verkehr mit seinem Volke, kurz, die ganze, eine echte Menschenliebe ausströmende Persönlichkeit de« König« König Albert« Eigenschaften haben ihm denn auch eine herzliche Liebe seine« Volke« eingetragen, dem er ein wahrer Lande«vater gewesen ist Aber sein politische« Wirken galt nicht nur seinem eigenen Vaterlande; auch auf die Geschicke de« Reiche« hat er, da er ein Freund und Berater de« Deutschen Kaiser« war und al« solcher oft genug seinen Einfluß au»übte, in wohlthätigster Weise im Sinne seiner bewährten klaren Einsicht i« die realen Verhältnisse eingewirkt; und so ist sei« Verlust auch nach dieser Richtung hin auf da« Tiefste zu be klagen." Im „Tag" lesen wir: „Da» Unabwendbare ist eingetreten: König Albert von Sachsen ist gestern abend gestorben. Der Tod des Senior« unter den deutschen Bundesfürsten reicht in seiner Bedeutung weit über die Grenzen de« Sachsenlande« hinaus. Mit dem Namen König Alberts untrennbar verknüpft find die großen Erinner ungen an die Gründung de« Reiche», und darum ist der Gestalt de» greisen Sachsenkönig« auch in allen Gauen unsere» Vaterlande« gleiche Liede und Verehrung gezollt worden. Un« Berlinern aber stand König Albert noch besonders nahe Er war der treueste Freund und Be rater unserer Hohenzollernkaiser, nicht zum wenigsten unseres gegenwärtig regierenden Herrscher»." Die „Voss. Ztg." widmet dem Dahingeschiedencn u. a. folgende Worte: „Wenn heut« der alte Gegensatz zwischen Preußen und Sachsen geschwunden ist, so hat daran den hervor ragendsten Anteil König Albert. Er war im Kriege gegen Frankreich der treue Waffengefährte d«> Deutschen Kronprinzen und stand seit seiner Thronbesteigung rück- haltlo« zu dem jungen Deutschen Reich unter preußischer Führung. Nirgends hatte einst der Partikularitmu» tiefere Wurzeln geschlagen al» innerhalb der grünweißen Grenzpfähle, und keinen zuverlässigeren Bundesgenossen hatte seit «inem Menschenalter jeder Deutsche Kaiser als König Albert Immer war er ihm mit Rat und That zur Seite; mit bewundernSwertcm Takt hatte er sich in die veränderte staatsrechtliche Lage gefunden; ohne Sorge, durch den Glanz der Kaiser krone verdunkelt zu werden, nahm er gern bei politischen Anlässen seinen Platz neben dem Oberhaupt des Reiche». Er stand ihm nahe wie ei» Familienglied, wie der beste Freund. So lebt das Bild König Alberts in dem Herzen des Volke» und auf den Blättern der Geschichte. War er seinem engeren Vaterland ein gerechter und wohlmeinender Fürst, so war er dem Deutschen Reiche ein hochsinniger Vorkämpfer der Einigkeit, immer be- strebt, den nationalen Bau zu festigen. Darum trauern bei seinem Heimgange nicht nur die Bürger seine» Staate«, sondern die ganze Nation, so weit die deutsche Zunge klingt. Sie legt einen frischen vollen Kranz nieder an der Bahre eine« bewährten Feldherrn, eine» tüchtigen Fürsten, eine« edlen Manne« " Und die „Börsenzeitung" schreibt: „Ein bedeutsame» Stück deutscher Geschichte ver körperte der verewigte König in sich, und in doppelter Hinsicht wird die Geschichte ihn ehren: als Helden und al» von allen Bürgertugenden erfüllten Deutschen Fürsten. Man kann sich einen Herrscher nicht liebens würdiger, wohlwollen^cr, gerechter denken, als den ver storben Sachsenkönig Albert, dessen Verdienste um die Wohlfahrt des Reiches mannigfach und überaus belang reich waren Ein Zeuge au» großer Zeit, ein gewissen hafter Landessürst, ein treuer Verbündet!» und edler, hoheirsvoll in Gesinnung und Weltanschauung die Dinge dieser Welt betrachtender Monarch ist in König Albert von hinnen gegangen — sein Andenken wird in Deutsch land unvergeßlich bleiben." Die „Schlesische Zeitung" führt u. a. aus: Daß König Albert mit gleicher Hingebung und gleichem Eifer wie für da« Reich auch für die Wohl fahrt seine« angestammten Lande« sorgte, bedarf kaum besonderer Betonung. Da« Größte wie da» Kleinst« fand bei ihm gleiche« Interesse, und wie er die wirtschaftlichen Verhältnisse seine« Volke« auf da» sorgsamste förderte, so erfreuten sich Kunst und Wissen schaft in gleichem Maße seiner Gunst Nicht un erwähnt darf bleiben, daß König Albert verstanden hat, sein Land vor kirchenpolitischen Erschütterungen, wie sie in anderen Bu«de»staaten schwer fühlbar geworden sind, zu bewahren. Mit Recht verehrten ihn darum seine LandeSkinder wie einen Vater und dankten ihm für seine Treue, Weisheit und Güte mit einer Liebe, die sich u a bei seiner silbernen Hochzeit, bei dem 800jährigcn Jubi läum de» Gesamthauses Wettin sowie bei der Feier de» 70. Geburtstage» und de» 25 jährigen Regierung«- jubiläum» d«« König« befand«,« lebhaft bekundet» In dem waldumläumten Jagdschlösse ist er nun vahm- gegangen Mit der Königin-Wltwe und mit dem König Georg sowie den andere» Mitgliedern de« Hause« Wettm stehen alle national gesinnten Deutschen im Inland« wi« im Aullande trauernd an der Bahre diese« edlen Herrscher«, de« bunde«treuen Reich»fürsten und deutschen Hrerkönig«, de« letzten der großen Führer au» dem Heldenzeitalter de» nationalen Einigungskampf»«. Die Wiener Blätter widmen dem verewigten Monarchen Aufsätze voll aufrichtiger Trauer und heben die militärischen und menschlichen Tugenden des Verblichenen hervor. Die „Neue Freie Presse" sagt: „Di« Trauer um den Verlust de« ausgezeichneten König« ist eine allgemeine Auch wir in Oesterreich haben allen Grund, dem treuesten brüderlichen Freund unsere« Kaiser«, dem Verbündeten von 1866, ein tief dankbare« Andenken zu bewahren" DaS „Frrmdenblatt" schreibt: „Wir verehrten in König Albert den Freund unsere« geliebten Herrscher« Diese Freundschaft, die auch unserer Monarchie gegolten hat, macht die Gestalt de« König« Albert auch bei un« zu einer volkstümlichen und sichert ihm »in treue« dankbare» Angedenken bei dem nach folgenden Geschlecht" DaS „Neue Wiener Tagblatt" hebt hervor: „Sachsen verehrte in dem König einen Herrscher von mildem, gerechtem und konstitutionellem Sinn. Do» Deutsche Reich verliert eincn Fürsten von erprobter, glänzender Bundestreue. Oesterreich-Ungarn und sein Kaiser verlieren einen guten und verläßlichen Freund, der in schweren Tagen diese Freundschaft brthätigt hat." Die „Oesterreichische Volkszeitung" schreibt: „Da» deutsche Volk nannte den Verblichenen den Schildhalter de« Deutschen Reiche». Der siegreiche, von dem Reichsgedanken so ganz beseelte Bunde»fürft hat diesen Ehrennamen wohl verdient." Die „Deutsche Zeitung" sagt: „DaS gesamte deutsche Volk dieSseit» und jenseit« der schwarzgelben Grenzpfähle teilt den Schmer, Sachsen« um den Verlust diese« wahrhaft edlen deutschen Fürsten." Die „Ostdeutsche Rundschau" schreibt: „Ein edler Fürst, ein bewährter Feldherr ist mit König Albert gestorben König Albert zählte zu jenen AuSerwählten, deren Andenken bleiben wird, solange da« Volk lebt, dem sie angehörten " Die Londoner Blätter bringen ebenfalls schon in ihren heutigen Morgenausgaben längere Abhand lungen, in denen sie des Lebens und Wirken- de» König- Albert rühmend gedenken. Die „Morning- pvst* nennt ihn einen der Giundpfeiler dcS Deutschen Reicher und einen der beliebtesten Fürsten Europas. Der „Standard" sagt: „König Albert habe dem Deutsch»» Reiche gleich er folgreich al« Berater wie auf drm Schlachtfelde gedient." Die „Times" führen aus: England habe allen Grund, sich in Ehrerbietung dem Bedauern Über den Tod König Albert« anzuschlirßen, im wahren Mitgefühl mit der Trauer, die nicht nur Sachse» allein, sondern da« ganze deutsche Volk über den Verlust eine« Monarchen empfindet, dessen persön liche Bemühungen so viel zur Förderung der Errichtung de« großen Deutschen Reiche« beigetragen hätten und dessen Leben ein bemerkenswerte« Beispiel der vor nehmste« und anziehendsten Eigentümlichkeiten de« deutschen Nationalcharalter« bilde." * * * Aus BreSlau wird gemeldet: Wie die „Schles. Ztg." erfährt, rückt die 7. Compagnie des Grenadier regiments „König Friedrich III." (2. schlesisches) Nr. II unter dem Befehl deS Hauptmanns Korff nach Sibyllenort ab, um das Schloß und den Park zu besetzen und die erforderlichen Posten zu stellen. Außerdem fahren zehn Offiziere vom Leib kürassierregiment nach Sibyllenort. Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers sollen am Sarge immer vier Offiziere, je zwei zu Häupten und am Fußende, stchen und die Totenwacht halten Mit den Kürassieroffiziercn zugleich begiebt sich Major Neitz v. Frentz zum Generalkommandeur des 6. Armee corps nach Sibyllenort. Aus Metz wird gemeldet: Auf militärische Anordnung erfolgt am Sonntag, den 22. d. MtS. die Ankündigung vom Ableben König AlbertS von Sachsen in den Garnisonkirchen von Metz. Aus München wird über die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten telegraphiert: Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete Präsident v. Orterer dem gestern verstorbenen König von Sachsen einen sehr herzlichen Nachruf, indem er hervorhob, am gtstrigeu Abend sei in dem be freundeten Nachbarlande das Leben eines Fürsten erloschen, dem alle in Sympatbie zugethan waren. Als Sohn einer bayrischen Prinzessin habe der verstorbene König ein besonderes Anrecht, daß man in Baye-n seiner gedenke. Als stiller Dulder sri Er hingegangen, Er, der einst ein helden mütiger Heerführer war. Ihm danke das deutsche Volk viel, denn Er habe zur Einigkeit und Stärke des deutschen Volkes viel gethan, von den Tagen Seiner Jugend an bis zu Seinen letzten Tagen. DaS deutsche Volk beklage in dem Heimgegangenen einen drr besten und edelsten Fürsten. Der Präsident ge dachte sodann noch deS engen Freundschaftsbandes zwischen dem verstorbenen König und den WittelS- bachern und betonte: Wir sind alle einig in der Trauer mit dem treuen Nachbarvolke. Das HauS hörte die Worte de» Präsidenten stehend an. AuS London berichtet man: Infolge de» Ab leben» de» König» von Sachsen findet der in Windsor-Castle angesetzte Ball nicht statt. Tagesgerichte. TreS-eu, 20. Juni. Auf Allerhöchsten Be- fehl hat sich Se. Excellenz der Vorsitzende Herr Staatsminister v. Metzsch-Reichenbach heute stütz nach Sibyllenort begeben. Deutsches Reich. Berlin Au« Aachen wird unter dem gestrigen Tage gemeldet: Zu Ehren Sr Majestät de« Kaiser« und Ihrer Majestät der Kaiseri» hat di« alt» Kaiserstadt «in festliche« Gewand angelegt Di« Au«schmückung drr Straßen und der altertümlichen Häuser ist überau« prächtig Bald nach 2 Uhr trafen, wi« bereit« in «inem Teile unsere« Blatte« gestern gemeldet wurde, Ihre Majestäten und Se Kaiser!, und König! Hoheit der Kronprinz auf dem Marschierthorbahnhof ein, wo so genannter kleiner Empfang stattfand. Zu diesem waren erschienen der Erbgrohherzog von Bade», Reich«- kanzler Graf v Bülow in der Uniform der Bonner König«husaren, Feldmarschall Graf v Waldersee, Ob«r- präfident Nass« und Regierungspräsident v. Hartmann Nach der Begrüßung stiegen S« Majestät der Kaiser, Allerhöchsiwe!ch»rGarde«-du-Eorp«-Uniform mit schwarzem Küraß trugen, und Se. Kaiser!, und König! Hoheit de, Kronprinz zu Pferde, während Ihre Majestät die Kaiseri» in offenem vierspännigen Wagen ä I» Daumont Platz »ahm Feierliche« Glockengeläut« «»tönt« von all«n Türme« der Stadt, Kanonen donnerte« am Marschierthor, durch da» der Einzug in die Stadt er folgte Zu beide» Seiten de« Thorr« waren Tribünen errichtet, auf denen 200 weißgekleidete, blumenbekränzte Schulmädchen aufg«stellt waren, die beiden Majestäten den ersten Willkommrnügruß entboten und Blumensträuße überreichten Den Zug eröffneten Oberpräfident Nasse, Regierungspräsident v. Hartmann und der Polizei präsident Hierauf folgt« ein Zug Deutzer Kürassiere, und dann kam der Wagen Ihrer Majestät der Kaiserin, dem zwei Spitzenreiter vorauf und Oberstallmeister Graf Wedel zur Seite ritten Dann folgten Se Majestät der Kaiser und Se Kaiser! und König! Hoheit der Kron prinz; die hohen Gäste wurden fortwährend mit nicht enden wollenden Zurufen begrüßt Dem Kaiser und dem Kronprinzen folgten der Erbgroßherzog von Baden, der Reichskanzler Graf v Bülow und Generalseldmarschall Graf v. Waldersee sowie da« Gefolge. Der Zug bewegt« sich am Theaterplatz vorbei, wo die hohen Herrschaften kurze Zeit am Standbilde Er Majestät de« hochselipe» Kaiser« Wilhelm I verweilten, nach dem Münster; hier wurden die Majestäten vom StiftSkopitel empfangen. Prälat vr BelleSheim hielt eine Ansprache an Se. Majestät dem Kaiser, in d«, er an Karl den Großen erinnerte, der da« Münster al« Heiligtum der Religion und Lu-gangspunkt der Wissenschaft und Kunst in« Dasein rief Seit 1870 sei der musivische Schmuck im Achteck der Münsterkirche allmählich zu neuem Glanze erstanden Die Vollendung diese« Kunstw«rke» sei ins besondere der thatkrästigen kaiserlichen Förderung und (Fortsetzung in der ersten Beilage)
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview