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Dresdner Journal : 29.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-29
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 29.11.1902
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2218 gilt der Bürgerkrieg in Venezuela nach den eigenen Erklärungen Castros für beendigt; und damit ist der Zeitpunkt gekommen, wo die Anwendung von Zwangs maßregeln durch europäische Mächte nicht mehr al- einseitige Parteinahme in den inneren Kämpfen Venezuelas mißdeutet werden konnte Aus dem Umstande, daß diese Stunde des Handelns ungefähr gleichzeitig für Deutschland und England eintritt, erzieht sich ohne weiteres auch die Zweckmäßigkeit, das beiderseitige Vorgehen so zu gestalten, daß sich die Schritte der beiden Mächte nicht durchkreuzen. Ferner würde dem Präsidenten Castro durch ein gemeinschaftliches Auftreten der deutschen und der englischen Diplomatie das von ihm bisher beliebte Spiel unmöglich gemacht werden, bald scheinbar Deutschland auf Kosten Englands und bald England auf Kosten Deutschlands günstiger zu behandeln. Den Schild der Monroö-Doktrin, den das venezola nische Staatsoberhaupt seiner Handlungsweise vor zuhalten für gut befand, hat nian ihm schon von Washington aus entwunden. Die nächsten Tage und Wochen müssen Aufschluß darüber bringen, wie weit sich das Einschreiten erstrecken wird, wozu Deutschland und England sehr gegen ihren Willen durch die allem Völkerrecht Hohn sprechende Haltung den venezolanischen Regierung genötigt werden könnten Bereits ist aus Kiel die Nachricht ge kommen, daß die drei deutschen Kreuzer „Amazone", „Ariadne" nnd „Niobe" Befehl erhalten haben, kriegsmäßig für Venezuela auszurüstcn. Dadurch dürften die bereits in de» venezolanischen Gewässern befindlichen deutschen Streitkräfte eine ansehnliche Verstärkung erhalten und Deutschland in den Stand gesetzt werden, mit allem Nachdruck für unser ge schädigtes Recht cinzutreten Der britische Kolonialsekretär Chamberlain schwimmt zur Zeit auf hoher See, mit dem Kurse auf Südafrika. Seine Abreise aus England ist unter Umständen erfolgt, die beweisen, daß Chamber lain der populärste Mann im großbritannischen Reiche ist; nnd die „Times" haben nicht zu viel gesagt, wen» sie dem Kolonialministcr das Wort mit auf die Reise gaben, er nähme das unbeschränkte Vertrauen des Königs und seiner Kollegen im Ministerium mit sich. Auf alle Fälle ist die vou je, trotz aller Angriffe, unerschütterte Volkstümlichkeit Chamberlains durch die freiwillige Ucbernahme der großen Aufgabe, welche die süd afrikanische Reise bedeutet, noch gewachsen. Der Minister selbst täuscht sich wohl kaum über die seiner harrenden Schwierigkeiten; aber einmütig hat ihm das britische Volk bei seinem Scheiden vom Muttcrlande bezeugt, daß er der rechte Mann sei, um die Heilung der Schäden, die der südafrikanische Krieg gebracht hat, nach Möglichkeit zu beschleunigen Zu den Ereignissen in Östasien, die im Laufe der Woche keine besondere Wendung genommen habe», bleibt zu erwähnen, daß nach Entfernung des sehr thatkräftigcn Generals Grodjckow zu feinem Nachfolger als Generalgouverneur des Amurgebicts der General Snbotitsch ernannt worden ist. Der ncnc Gouverneur wird sich zwar im Gegensatz zu dem mehr auf Eroberung bedachten Wirken feines Vorgängers aus die Erhaltung des Gewonnenen be schränken, darin aber Thatkraft und Großzügigkeit bekunden Lant der „Nowoje Wrcmja" hat Subo- titsch dem Kaiser Nikolaus eine» Bericht vorgelegt, worin sich der neue Gcncralgouverneur unverblümt über die für Rußland abträglichen Machenschaften der anglo chinesischen Presse ansspricht. Von einer Verstärkung des verkehrspvlitischen Einflusses Ruß lands in Nordchina hat dieser Tage der „Standard" zu berichten gewußt Danach wäre von der man dfchurischen Sektion de» sibirischen Eisenbahn eine Zweigbahn im Ban begriffen, die durch das östliche Gobi nach dem Kalganthor der großen Mauer gehen soll und dergestalt einen kürzeren Weg zur chinesischen Hauptstadt bilden würde, als die früheren Pläne annehmen ließen Die Besorgnis des eng lischen Blattes wendet sich keiner neuen Sache zu, da das erwähnte Eisenbahnprojekt seit langem be schlossen worden ist; doch zeigt die „Standard- Meldung, wie sehr man in englischen Kreisen das Vordringen Rußlands in Pctschili auf Kosten Eng lands empfindet. Tagesgerichte. Dresden, 29. November. Se Majestät der König begab Sich heute früh '^8 Uhr in Begleitung einer Anzahl Cavaliere zu Wagen nach Oberpoyritz zur Abhaltung einer Jagd auf Pillnitzer Revier. Aus dortiger Umgebung waren noch die Herren Kammerherr Graf Rex auf Zehista, der Kommandeur des 2. Feld - Artillerie - Regiments Nr. 28 Oberst Mehlhorn, und die Majore Brunner und Devrient vom 5. Feld-Artillerie-Regiment Nr. t>4 (Garnison Pirna) mit Einladungen zu dieser Jagd beehrt worden Das Jagdfrühstück wurde Mittags im Hotel zum Forsthaus in Großgraupe eingenommen. Nach Schluß der Jagd findet die Königliche Tafel im Schlosse zu Pillnitz statt. Ten Kammerherrndicnst bei Sr. Majestät dem König übernimmt von morgen bis mit 13. Dezember der König! Kammerherr v Carlowitz auf Kuckuck stein Deutsches Reich. Berlin. Uebcr die Teilnahme Sr. Majestät des Kaisers an der Einweihungsfcicr der Ruhmcshalle in Görlitz ist in einem Teile der gestrigen Auslage unter Drahtnachrichten bereits berichtet worden. Wir wieder holen das Mitgeteilte nachfolgend für unsere auswärtigen Leser: In den reichgeschmückten Straßen bewegte sich gestern feit dem frühen Morgen eine große Menschen menge, die herbeigeströmt war, um den Kaiser zu sehen, Allerhöchstwelcher zur Einweihung der Ruhmcshalle und des Kaiser Friedrich-Museums erwartet wurde. Zahlreiche auswärtige Kriegervereine standen mit im Spalier. Am Bahnhofsplatzc waren 1000 Eisenbahnbeamte ausgestellt. Um 10 Uhr 55 Min. traf der Monarch ein und wurde vom Kultusminister vr. Studt, dem Obcrpräsidenten Fürsten Hatzfeld-Trachenberg, dem kommandierenden General des 5. Armcecorps v. Stülpnagel, dem Divisionskommandeur General v. Eichhorn, Brigade kommandeur v Bernuth, Landrat v. Röder, Oberbürger meister Büchtemann, Bürgermeister Heyne und dem Stadtverordnetenvorsteher Geheimrat Bethe und anderen empfangen. Im Gefolge Sr. Majestät befanden sich Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg, Wirkt. Geh. Rat v. Lucanus, General der Infanterie v. Plessen, Major und Flügeladjutant Graf v. Schmettow, Hauptmann und Flügeladjutant v. Friedeburg, stellvertretender Leib arzt Stabsarzt Niedner, der Gesandte v. Tschirschky und Bögendorff und der Ehef des Militärkabinetts Gras Hülsen-Häseler. Der Kaiser trug Kürafsicruniform mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens. Nach der Begrüßung bestieg Se. Majestät mit General v. Stülp nagel einen offenen Wagen und fuhr, auf dem ganzen Wege von der Bevölkerung stürmisch begrüßt, nach der Ruhmcshalle. Bei der dort stattfindenden Feier dankte Bürgermeister Heyne namens des Komitees dem Kaiser als Markgrafen der Oberlausitz für die Er richtung der Lausitzer Ruhmcshalle. Unbeschadet der Liebe zum angestammten Fürstenhaus« habe fick die sächsische Oberlausitz mit den Preußen zu einein Werk geeinigt, das ein sichtbares Zeichen fein solle der Liebe zu Kaiser und Reich. Der Redner übergab die Halle der Stadt gemeinde Görlitz Oberbürgermeister Büchtemann über nahm das Werk, dankte Sr. Majestät dem Kaiser namens der Stadt und wies aus das Vorbild der ersten Kaiser hin, deren Doppelstandbild die Ruhmcshalle schmückt. Redner schloß mit den Worten: „Dem Vaterland? unsere Liebe, den Bundeafürsten unsere Treue, dem Kaiser unser Herz!" und brachte sodann ein Hoch aus Se. Majestät den Kaiser auS. — Wie heute noch gemeldet wird, dankte Se. Majestät der Kaiser auf diese Ansprache des Oberbürgermeisters in längerer Rede, nahm sodann einen von zwei Ehrenjungfrauen dargebotenen Ehrcntrunk aus einem Kristallpokal entgegen und trank auf das Wohl der Stadt Görlitz und der Lausitz. Hieran schloß sich ein Rundgang durch das Gebäude Der Kaiser sprach dem Architekten Behr Seine Anerkennung aus, zog mehrere der Anwesenden ins Gespräch und ver ließ nach etwa halbstündigem Aufenthalt die Ruhmes- halle. Hierauf nahm Se. Majestät die Parade über die Ehrencompagnie ab und begab Sich dann zum Bahnhof zurück. Die Abfahrt erfolgte um 12 Uhr 50 Min. — Der Staatssekretär im Reichsschatzamt Frhr. v. Thielmann gab Donnerstag abend ein parlamen- tarisch'eS Essen. Es waren Abgeordnete fast aller Parteien des Reichstages erschienen, in erster Reihe die Mitglieder des Präsidiums und die Schriftführer, sodann v. Normann, Gröber, Speck, Spahn, Bassermann u. a. — Die freisinnige Volkspartei hat folgenden Antrag Bargmann und Gen. eingedruckt: Der Reichstag wolle beschließen: Für den Fall der Annahme des Antrages v Kardorff und Gen. (Nr. 775 der Drucksachen) den Satz 2 zu fassen wie solgt: „Jedoch werden in Abweichung von diesen Beschlüssen » ) Die Zollsätze der Nr. 7: Mais und Dari aus i an M - - - 11 und 12: Speise bohnen, Erbsen, Linsen, Futterbohnen, Lupinen, Wicken ..... > 1,50 - - - - Nr. Sv: Hopsen . . - is,— - - - - 47: Getrocknetes Ovst - 4, - - -60: Kaffee ... - 20, bez. 25, - - - - 132: Butter. . aus 16. - - - I3S: Käse ... - 20, - - - . 134: Eier . . . « 2, - r 784: Rohluppen . - -,50 - - 785: Werkzeugstabl - ,50 . 3 M und 1,50 - festgesetzt. d) die in Nr. 18 Kleesaat, 19 Grassaat, 23 Kartoffeln, 27 Grünsutter, 33 Küchengewächse, 37 Lebende Pflanzen, 46 Frisches Obst, S1 Gerbrinden, 92 Quebracho, 93 Gall äpfel, 106 Federvieh, 114 Heringe, 881 Gerbstoffauszüge, 653 Holzfchlisfauszügc, 654 Pappen, 656 Strohpavier, 657 Packpapier, 658 Druckpapier, 682 Steine, 682» Pflaster steine, 713 Hohlsteine, 714 Hintermauerungssteine. Ber- blcndsteine, 777 Roheisen ausgcführten Gegenstände zollfrei gelassen — Die „Neue polit. Korresp." schreibt: Man kann annehmen, daß der Zolltarif vom Jahre 1902 mit einer viel größeren Mehrheit angenommen werden wird, wie der vom Jahre 1879. Damals votierte ihn eine Zwei drittel-Mehrheit von rund 240 gegen 120 Stimmen. Diesmal wird es die Minderheit schwerlich auf 100 Stimmen bringen, und die . Mehrheit wird eine Drei- viertcl- bis Vierfünftcl Mehrheit fein. Zentrum, National- liberale und Freikonservativc werden geschlossen für den Tarif stimmen, und von den Konservativen werden sich höchstens ein Dutzend Agrarier abzweigcn. Indessen ist anzunehmcn, daß auch diese im letzten Augenblick für den Tarif eintrcten werden, und wäre cs auch nur, um nicht Schulter an Schulter mit einer Partei zu stimmen, von der eben erst eine That ausgegangen ist, die der Kaiser als „so niederträchtig und gemein charakterisiert hat, daß sie alle Herzen erbeben gemacht und jedem deutschen Patrioten die Schamröte in die Wangen treiben müsse über die unserem ganzen Volke angethane Schmach!" — Das achtzehnte Petitonsverzcichni« iß j« Reichstage auSgegcbcn worden. Um Aufhebung der für die Einfuhr von ausländischem Vieh und Fleisch bestehenden Grenzsperre haben gebeten der Berliner Hausfrauenverein in Berlin, Magistrat und Stadtverord nete von Charlottenburg, die freisinnigen Bezirlsvcreine der südlichen Friedrichstadt und Rosenthaler Vorstadt in Berlin. Für Wetterführung der Sozialreform traten verschiedene Verbände von Handlungsgehilfen ein Ter Zentralvcrband deutscher Bäcker-Innungen „Germania" in Berlin befürwortet Abänderung des 8 139 der Ge werbeordnung (Ausnahmebestimmungen für den Verkehr im Bäckcrgewerbe in den Morgenstunden). Der Ver band ostdeutscher Brauereien und Mälzereien in Briese» i. Weftpr. ersucht um Abänderung des Gesetzes von» 81. Mar 1872 wegen Erhebung und Staffelung der Braustcuer, SurrogatSverbot und Fixation der Brau steuer, Marie Elisabeth Prüfer in Berlin um Reform der Kirchenverwaltung, Luise Gutbier in Koburg um Be gründung einer nationalen Bühne, der Deutsche Musitcr- Verband in Leipzig, den Militürmusikern alles gewerb liche Musizieren zu untersagen. Der 18. und 19. Kom mission sind verschiedene Eingaben zugegangen, nament lich bezüglich der Regelung der Kinderarbeit in gewerb lichen Betrieben, so vom Berliner Verein für Schul gesundheitspflege, Deutschen Lehrerverein in Berlin und Handelskammern. — Ter Gesetzentwurf betreffend die Kontrolle des Reichshaushalts, des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen und des Haushalts der Schutz gebiete für das Rechnungsjahr 1902 ist dem Reichs tage gestern zugegangen. Er besagt: Die Kontrolle der genannten Etats wird von der preußischen Lber- rechnungskammcr unter der Benennung „Rechnungshof des Deutschen Reiches" nach Maßgabe der im Gesetz vom 11. Februar 1875 betreffend die Kontrolle des Rcichshaushallr- etatS und des Landcshaushaltsetats von Elsaß-Lothringen für das Jahr 1874 enthaltenen Vorschriften geführt. Ebenso hat die preußische Obcrrechnungskammer in bewz auf die Rechnungen der Reichsbank für das Jahr 1902 die gemäß H 29 des Bankgesetzes vom 14. März 1875 dem Rechnungshöfe des Deutschen Reiches obliegenden Geschäfte wahrzunchmen. — Die vom 27. November ab ausgegebene Nr. 46 des Reichs-Gesetzblattes enthält: Verordnung, betreffend die Beaufsichtigung fchaumburg-lippischer privater Per sicherungsunternehmungen, vom 16. November 1902; Verordnung, betreffend die Bestimmung eines Garnvon- orts für die Militärpersonen der Ostasiatischen Be satzungs-Brigade für Angelegenheiten der streitige« Gerichtsbarkeit, vom 16. November 1902; Verordnung über die Inkraftsetzung des Gesetzes, betreffend die Unfallfürsorge für Gefangene, vom 30. Juni 1900 (Reichs-Gesetzbl. S. 536), vom 24. November 1902; Verordnung, betreffend die anderweit« Anrechnung des Wohnungsgcldzuschusses bei Bemessung der Pension für die Reichsbankbeamten, vom 24. November 1902; Be kanntmachung, betreffend Aenderungen der Anlage I! zur Eiscnbahn-Verkchrsordnung, vom 23. November 1902 Essen a. d. R. Frau Krupp hat an das Direk torium der Firma Krupp folgendes Schreiben ge richtet : Ich teile hierdurch mit, daß mit dem Ableben meiner lieben Mannes, kraft der testamentarifchen Bestimmung del vereinigten Hrn. Alfred Krupp, des Vaters des Entschlaieacn, die gesamte Fabrik mit allen Außenwerken und Zubehörusgei ungeteilt in das Eigentum meiner ältesten Tochter Vmh« übergeht, deren Rechte bis zu ihrer Großjährigkeit ich zu ver treten habe. Gleichzeitig bestätige ich hiermit, in Bermluuz meiner Tochter Bertha, die den Mitgliedern des Direktorium« von meinem entschlafenen Galten erteilte Vollmacht in volle« Umfange, indem ich das feste Vertrauen hege, daß Sie die Geschäfte der Firnia im Geiste des Verewigten und mit der alten Pflichttreue weiterführen werden Ich ersuche dal Direktorium, vorstehendes im ganzen Bereiche der Firma be könnt zu geben. Essen, den 27. November 1902. Frau Margarethe Kruvv kei'Nlllil'fLi' WM-8iIde>' Oa« mit nedenütebeuäor 8ekutrmarLo versetzens vsnnetanksn KIpssv»« kostebt au« <i«m von cksn Lornckorker ZVerkon eixsn» verengten silderwoisaon XickelmetLlI. x-snsnnt ^Ipaeoa, unck aus ^aranbirt reinem Silber. Dis ^arantirt« ^ilkeruuUa^e betrügt 90 x p Dirck. DsslotUck u. (-adeln. Ora- W virunz-on vou >Vappen. zsono^rammen eto. können seckerreit an^edraebt wsrckso, ckeon ckas Uetall ist ckurcb unck ckurck silbernwiss. kür I. (Qualität < . WIütni.M 1 Mksll'Ml' 8tii!8M Ml I'MMr 81i» 3!. 9819 Mk" ßnsnKo. "WH weiter Ausstellung die erste goldene Medaille. Es war abcr bloß cine wenigcr günstige Wahl, die Sinding be- stimmtc, sich mit dieser „Urahne" bei uns einzuführen, und Herr Holst, der Inhaber der Emil Richtcrschen Kunsthandlung aus der Prager Straße, hat sich daher um den Künstler selbst und um alle Dresdner Kunst- frcunde ein entschiedenes Verdienst erworben, als er sich entschloß, die zuerst im Januar dieses Jahres in Berlin bei Keller u. Reiner zur Schau gestellte Kollektion der Hauptwerke Sindings von Bremen aus, ivo sie zuletzt zu sehen war, zu uns kommen zu lassen, um so cine Ucbcrsicht über das Schaffen des nordischen Bildhauers zu ermöglichen. Eine solche führt ohne Zweifel zunächst zu dem Er gebnis, daß Sinding, der die erste Anleitung in seiner Kunst in Berlin bei Albert Wolff, dessen Schüler er jedoch nur anderthalb Jahr war, erhalten und sich dann nahezu cin Jahrzehnt lang selbständig in Paris und Rom wcitcrgebildct hat, ein Künstler ist, der die Formen dcs menschlichen Körpers vollkommen beherrscht, der aber wenig Wert daraus legt, in ihrer Nachbildung über die hergebrachte Auffassung hinauszugehen. Er ist nichts weniger als cin Naturalist und sicht seinem Vorläufer Thorwaldscn und den Vertretern der klassizistischen Schule in bezug auf seine Formengebung und auf den Ausbau der Gruppen weit näher, als den mo dernen Franzosen und Belgiern. Aber für Sinding ist die Darstellung des menschlichen Körpers nur Neben sache; eine Eigenart besteht in der Betonung des seelischen Elementes, das er mit einer einzig dastehenden Stärke auszudrücken weiß. Das qicbt allen seinen Werken einen durchaus persönlichen Charakter, der sich aus einer gewissen, auf seine nordische Abkunst zurückzu- suhrenden Herbheit und aus einer ebenso stolzen Inner lichkeit der Empfindung zusammcnsctzt Gleich sein erstes größeres Werk, die „Barbaren mutter" vom Jahre 1883, läßt erkennen, wie Sinding die überlieferte Formcnanschauung mit seinem Ideal von ungcbändigtcr Kraft und Urwüchsigkeit zu verbinden weiß. Wahrend die Haltung dcs sorgfältig studierten Körpers noch nicht frei von Pose ist und die Linienführung bei ibm noch offenbar auf die stilistischen Regeln und an tiken Vorbilder Rücksicht nimmt, ist das alte Hüncn- weib, das ihren toten Sohn aus dem Getümmel dcr Schlacht fortträgt, ganz frei von jedem akademischen Rcgclzwang; sic ist wirklich das typisch erfaßte Barbarcn- wew, das, wie Maximilian Rapsilbcr, dcr Verfasser der Biographie Sindings, bemerkt, „keine Kulturfetzcn an sich hängen hat", nur veredelt, durch den unge künstelten Ausdruck der Mutterliebe, die sich auch in ihrer, Brust regt und sie zur heldenhaften Aufopferung ihrer Kräfte antrcibt. Nahe verwandt mit dieser Gruppe, abcr weniger gewaltig im Ausdruck der Furchtlosigkeit ist die „Witwe", die gleichfalls ihren gefallenen Gatten vom Schlachtfeld in Sicherheit bringen will. Der jugendliche Körper der jungen Frau ist von vollendeter Schönheit und Rundung und ergreifend der Ausdruck schmerzlicher Verlassen heit in ihren edlen Zügen. Aus dem Körper des Gatten abcr ist jedes Leben gewichen, cs wird ihr kaum ge lingen, die auf den wohl etwas künstlich zurückgcbogenen Beinen nach hinten umgefaUcnc Gestalt cmporzurichtcn. Die wahre Größe von Sindings Kunst seelischer Charakteristik kommt abcr auch in der Gruppe: „Zwei Menschen" ganz und voll zur Geltung. Das jugend liche Mcnschenpaar, das sich im Kuß innig umschlungen hält und in leidenschaftlicher Liebe nicht von einander lassen kann, ist mit einer Reinheit der Empfindung dar- gestellt, die jeden «»keuschen Gedanken von vornherein ausschließt Auch hier sind die Formen des halb knicenden Mannes und des in seinen Armen ruhenden WeibeS voll ausgereift; dcr eine ist so gesund und stark >vie die andere, abcr mit den feinsten, in Worten nicht auSzudrückendcn Linien ist der natürliche Unterschied des Geschlechtes in dcr Haltung der beiden ausgedrückt. In dcr „Nacht" sehen mir cin eben erst der Kindheit ent wachsenes Paar, lose an einander geschmiegt, auf einem Baumstamm schlafen. Das Mädchen, das an der Brust des Knaben hockt und von seinem Arm leise umschlossen wird, sucht bei diesem nur den Schutz, den die männ liche Kraft dcr weiblichen Bedürftigkeit als etwas Selbst verständliches zu teil werden läßt. Nur cin Künstler von keuscher Unberührtheit und der überzeugenden Ehr- Rrcht für das Natürliche konnte es ferner wagen, einen so heiklen Vorwurf plastisch durchzuführen, ivie es Sinding in der Gruppe der „gefangenen Mutter", die ihr Kind stillt, gethan hat. Dem in Knechtschaft geratenen Weibe sind die Hände aus dem Rücken zusammengcbundcn; deshalb muß sic sich nieder beugen, um ihrem Knaben, den sie nicht zu sich cmvor- hebcn kann, die Brust zu reichen. In formeller Hinsicht qicbt vielleicht gerade diese Gruppe mancherlei Anlaß zu Bedenken. Die Körperstellung des in vollen, kräftigen Formen gebildeten Weibes erscheint zu peinlich studiert; ja die vorgebeugtc Haltung des Oberkörpers wirkt in Verbindung mit den zurückgezogenen Beinen beinahe schematisch. Ein Naturalist, der die Schönbeitsregeln der Antike weniger als Sinding im Kopfe hätte, würde das Motiv namentlich freier und nicht so sorgfältig abgerundet herausgcbracht haben. Aber ganz undcntvar ist cs, daß ihm der Ausdruck zarter und doch naturnotwendiger Hingabe an die Muttcrpflicht besser gelungen wäre, als es in Sindings Lösung der Aufgabe der Fall ist. Seine Begabung für das Anmutige und Liebliche ringt offenbar in ihm nicht selten mit einer Neigung zum Gewaltigen und Phantastischen Tas würde uns sein jüngstes Werk die „Mutter Erde", die nackt vor einem Felten sitzt und in deren Schoß ein liebliches Mcnschenpaar ruht, am deutlichsten zeigen, wenn Hr. Holst es nicht vorgczogen hätte, diese riesige Arbeit fortzulassen und statt dieser nur die Gruppe dcr Schlafenden in stark verkleinerter Marmorausfühcung auszustcllen. Roch weniger als das Gewaltige scheint Sinding das Ungestüme und Wilde zu liege». Seine „Walküre", die mit gezücktem Schwert auf einem zum Kampfe drängenden Strcitroß mit fliegender Mälmc den Felsen herabsprcngt, ist vielleicht, formell betrachtet, sein eigen artigstes Werk und dcr erste Versuch, nicht eine hellenische, sondern cine echt nordische Schlacktcnjungfrau plastisch darzustcllcn. Aber dieser Versuch ist nickt recht geglückt. In der Gruppe, die auf eine einzige, lang gestreckte Linie hinausläuft, finden sich zu verschiedene Motive, die wie dcr wallende Mantel der Walküre nicht genügend plastisch motiviert sind. Wie die „Mutter Erde", so fehlt in der Ausstellung auch die im Eingang erwähnte „Urahne". Dafür bekommen wir den Studien kopf einer Alten zu sehen, die uns mit ihren vergrämten Zügen wie die Frau Torge selbst anblickt. Dieser Studicnkopf gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten bisherigen Leistungen Sindings; er ist frei von der Ucbcrtrcibung der „Urahne" und dabei so ckarakteristisch und naturwahr, daß man «»nehmen darf, Sinding werde im Laufe seiner Weiterentwickeluna alle», was noch von überlieferten Formen an ihm hängt mehr und mehr abstreifen. Die Sindingschen Arbeiten werden uns in der Aus stellung des Hrn. Holst nicht im Original, sondern in von dem Künstler selbst vorgenommenen Reproduktionen m Gips, Marmor, Bronze und Terrakotta vorgeführt, nutz zwar in verschiedenen Größen, von denc« wenigstens die kleineren Nachbildungen zu erschwing lichen Preisen geboten werden. Der Wunsch liegt nahe, daß die eine oder die andere dieser Gruppe« den Weg in, das Bürgerhaus finden möchte. Sie werden sich dort weit besser ausnehmen, als die bisher üblichen italienischen Figuren von Negern und Nubier« oder gar die billigen, immer unleidlicher geworben» Kopien mäßiger Antiken, weil sie als Schöpfungen eine« germanisch empfindenden Künstlers uns innerlich naher stehen, als dcr meist wertlose Export aus der Fremde. Wer sie in der gut angeordncten Ausstellung bet Richtcrschen Salons, der zu diesem Zwecke mit einem neuen hellgrauen, mattglänzcnden Stoffüberzug verseh» worden ist, gesehen hat, wird sie nicht sobald vergesse« und diese Ausstellung als eine der bedeutsamsten bet Hm. Holst im Gedächtnis behalten. H. A Lier. Litteratur. Littcratur. Von Hermann Sudermanns fesselnd und lebendig geschriebenem Roman „Ter Katzcnsteg" ist soeben die 50. Auflage erschienen; die I. G.Eottasch« Verlagsbuchhandlung in Stuttgart und Berlin hat dai Buch, das geheftet 4 M., in Pergament gebunden 5 K 80 Pf kostet, mit einem Bildnis des Dichters vcrschc» lassen. Bekanntlich hat vor zwei Jahren von Sudcr- manns Roman „Frau Sorge" dieselbe Jubiläumsausgabe veranstaltet werden können Bildende Kunst. Künstlerischer Wandschmuck. Deutsche Künstler- Stein Zeichnungen Leipzig. Verlag von B G. Teubner und R. Voigtländers Verlag. Der groß« Erfolg, den di« Künstler-Steinzeichnungen großen Format« (d. i. 100 x 70 und 75 x 55 ein., für Bildniss« 60 x 50 em) gehabt haben, hat die Verlagshandlung veranlaßt, auch ein kleines Format herauszugcben (d r 41 X 50 cm, mit weißem Rand 77 X 44 cm). Diese
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