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Dresdner Journal : 08.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190507087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-08
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 08.07.1905
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Beim Bezüge durch die HrichLfkaeUe tu«erhalt Dresden» 2,dv M (ermchl. Zutragung), durch die Volt im Deutschen Reiche 3 M. (au-fchlietzlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurückfenduna der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht cin- geforderten Beiträge bean» spruchr, fo ist das Postgeld beizufügen. Dresdner W Journal. Herausgegeben von der Königs. Expeditton des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingcrstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: WeritagS nachm. 3 Uhr. — Origiualberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. BukündigungSgebühren: Die Zeile Neiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zifferusatz ü Pf. Aufschlag für die Zeile. Unterm Re- daklionsstrich (Eingesandt) die Trxtzeile mittler Schrift oder deren Raum da Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittagS 12 Uhr für die nach mittags erscheinendeNummcr. ^156 Sonnabend, den 8. Juli nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bureauvorstand bei der Oberrechnungs kammer Oberrechnungsinspektor Eduard Röder den Titel und Rang als Rechnungsrat zu verleihen. Se Majestät der König haben dem Hotelier Martin Lorenz in Zittau das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. ^r»e««u«gen, Berfehuugen re. im öffent lichen Dienste. Im StfchäflSb,reich, des Ministeriums de» Kuttn« und öffentlichen Unterrichts. Zu besehen: Die neuerrichtete dritte ständige Lehrerstelle in Wiesenburg. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Außer 35 M für Turn- unterricht und 200 M Wohnung-geld: Grundgehalt 1200 M. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher PrüsungS- und AmtssührungSzer gnisse, sowie eine- MilitärdienstnachweiscS bis 24. Juli beim BezirkSschulinspektor für Zwickau II, vr. Scherfig, einzureichen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vie auswärtige Politik -er Woche. Einen Blick besonderer Aufmerksamkeit verdient in dieser Woche jener gewisse Teil der englischen Presse, der nicht müde wird, bei den Franzosen und auch noch anderswo in der Welt die Vorstellung lebendig zu erhalten, daß Kaiser, Volk und öffent liche Meinung in Deutschland von einer starken KriegSwut gegen Frankreich erfüllt seien und die gegenwärtige allgemeine politische Lage zu benutzen gedächten, um dem deutschen Übermut weitesten Spiel raum zu verschaffen. Ein Ausfluß solchen Trachtens wäre es gewesen, das englisch-französische Abkommen von 1904 hinfällig zu machen, wie überhaupt die t-nteuts eoräiale zwischen Großbritannien und Frank reich auseinanderzutreiben. Derartige Behauptungen müssen als sachlich ebenso verkehrt wie in ihrer letzten Absicht gehässig und gefährlich abgetan werden. Deutschland hat keinen Anlaß, Mächtegruppierungen zu stören, solange diese dem von ihnen mehr oder minder feierlich verkündeten Zweck der Friedens erhaltung bez. Friedensstärkung getreu bleiben. Wir haben den franko-russischen Zweibund sich entwickeln sehen und diese Entwickelung nicht zu hemmen ge sucht, wobei sich schließlich ergab, daß unsere Haltung um so berechtigter war, da der Zweibund der fran zösischen Revanchelust nach und nach Fesseln anlegte. Ebensowenig hat es Deutschland dem mit ihm ver bündeten Italien verübelt, daß das appenninische Königreich eine nähere Fühlung zu Frankreich er strebte und erreichte. Des Kanzlers Wort von der Extratour, die der Mann seiner Frau, ohne einen roten Kopf zu kriegen, erlauben muß, ist noch un vergessen. Und die Erneuerung des Dreibunds wie des deutsch - italienischen Handelsvertrags hat den Beweis geliefert, daß die Grundlage des deutsch - italienischen Freundschaftsverhältnisses trotz allem Verbrüderungsbemühen in Paris und in Rom unerschüttert blieb. Füglich machte uns auch die Erkenntnis keine Kopfschmerzen, daß der frühere Minister des Auswärtigen Hr. Del- casse eine anglophile Politik begann und die be kannte Annäherung erreichte, die in dem April abkommen vom Jahre 1904 ihren Ausdruck fand. Kunst und Wissenschaft. Emil Peschel. Sein Leben und sein Werk. Ter vergangene Donnerstag hat den verdienstvollen Direktor des Körnermuseums, Hrn. Hofrat vr. Emil Peschel, in vollster körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische 70 Jahre alt werden und ihn damit an die Schwelle des biblischen Alters treten lasten. Und ganz im Sinne des Schriftwortes war und ist sein Leben ein gesegnetes, denn cS war Mühe und Arbeit. Mühe und Arbeit, der gottlob der Erfolg nicht fehlte. DaS „Dresdner Journal", das den Jubilar seit Jahrzehnten zu seinem Mitarbeiter und Freunde zählt, hat bereits am Donnerstag des festlichen Tage«, den Hr. Hofrat Peschel begehen konnte, gedacht, und eS hat seinen Lesern versprochen, den Glückwunschworten ein ausführlicheres Bild über sein Leben und seine Lebensarbeit folgen zu lasten. vr. Peschel ist Dresdner Kind. Er wurde hier am 6 Juli 1835 al« Sohn des Kammermusiku« Peschel geboren, genoß eine tüchtige Erziehung und widmete sich nach absolviertem Gymnasium dem Studium der neueren Sprachen und Literatur. Im Jahre 1855 begab sich Peschel nach England und Nordamerika (er war unter anderem Schüler Garnesey« in Oxford und O. W Wights in New Dort), um dort an den Quellen sich zu seinem künftigen Berufe, dem des Gymnasiallehrer«, praktisch vorzubereiten und weiterzubilden Al« fertiger Kenner der englischen Sprache und hervorragender Wister über englische Literatur kehrte Peschel nach mehrjährigem Auf enthalt in den obengenannten Ländern in sein Vaterland zurück, promovierte zum Doktor der Philosophie und trat danach al» englischer Fachlehrer in das Lehrer- Als dann aber die eutents ooräials jenes deutsch feindliche Gesicht erhielt, das ihr Hr. Delcassv zu verleihen beliebte, und als sich zeigte, daß die fran zösisch-englische Annäherung von der Leitung der französischen Auslandspolitik benutzt wurde, um Deutschland in eine Position völliger Vereinsamung zu bringen, da wurde deutscherseits dafür gesorgt, in Paris wissen zu lassen, daß unsere Geduld eines Tages am Ende sein könnte und wir die kriegerisch sten Konsequenzen nicht fürchten würden, die Hr Delcasss aus seiner Freundschaft zu England zu ziehen gedächte. Ter Erfolg ist bekannt. Wir sind mit ihm zufrieden. Gegen eine britische Orientierung der französischen Politik zu Zwecken, die innerhalb der Interessengebiete beider Völker geblieben wären, hätten wir nichts einzuwenden gehabt; sie wäre eine Privatsache zwischen Paris und London gewesen. Eine solche Politik mag die dritte Republik auch fürderhin treiben. Es ist uns sicher nicht darauf angckommen, Frankreich in solche Beziehungen zu Deutschland zu bringen, welche die Franzosen ihre Unabhängigkeit gekostet hätten. Nicht minder halt los ist die besonders vom „Standard" verfochtene Ansicht, Deutschland betreibe die internationale Marokkokonferenz nur darum so eifrig, weil wir hofften, auf diese Weise die französisch-englischen Ab machungen über das Schellfische Reich nichtig zu machen; vom britischen Standpunkte müßte deshalb die Konferenz verworfen werden. Dem Londoner Blatt scheint hierbei ein wichtiger Punkt aus dem Gedächtnis geschwunden zu sein. Haben wir doch ungezählte Male in der englischen Presse ver nommen, daß England seinem französischen Freunde in Marokko völlig freie Hand lasse und selbst dort uninteressiert sei. Ist dies richtig, so muß es Großbritannien jetzt auch einerlei sein, mit welcher dritten Macht sich Frankreich über marokkanische Dinge verständigt. Weiter weiß man gerade aus Versicherungen der britischen Regierung, daß die englisch-französische Marokko-Übereinkunft den Rechten und Ansprüchen anderer Mächte dortselbst keinerlei Abbruch tun soll. Es kann mithin diese Übereinkunft dadurch nicht berührt werden, daß sich die Mächte über etliche marokkanische Fragen auf einer Konferenz verständigen. In diesem Sinne sind auch wohl die von dem „Petit Parisien" im Laufe dieser Woche mitgeteilten Punkte aufzufassen, die der deutsch-französischen Verständigung zugrunde liegen sollen. Sie be zeichnen nur ganz allgemein Angelegenheiten, die schon bekannt sind, und deren Bestätigung für Deutschland eigentlich als selbstverständlich gelten muß. Die Unversehrtheit Marokkos sowohl wie die Aufrcchthaltung der Souveränität des Sultans von Marokko haben wir stets als die Voraussetzung für die Lösung des marokkanischen Problems be zeichnet. Desgleichen wird die Achtung aller zwischen Marokko und den Mächten geschlossenen Verträge zu gewährleisten sein, sofern diese den bekannten Grund satz der offenen Tür nicht verletzen. Daß ferner das französisch-englische und das französisch-spanische Übereinkommen keinen Eintrag erfährt, ergibt sich aus den vorhin dargelegten Gründen. Und was endlich die Anerkennung besonderer Rechte Frank reichs im Hinblick auf die algerisch-marokkanische Grenze betrifft, so bemerkten wir schon in unserer vorigen Übersicht, daß Deutschland hier keinen Anlaß zu Einwendungen finde. Das sind die Punkte des „Petit Parisien", die nur von sehr ferne her die diplomatischen Festsetzungen zwischen Deutschland und Frankreich andeuten dürften. Aber darüber, daß Deutschland von Frankreich keine besonderen Vorteile erpreßt und Frankreich nicht zur Aufgebung be rechtigter Interessen gezwungen hat, könnte die offiziöse Mitteilung des „Petit Parisien" die Londoner Blätter immerhin belehrt haben, wenn diese sich überhaupt belehren lassen wollten. Vielmehr wird man in der Meinung wiederum bestärkt, daß ein Teil der englischen Presse die Verständigung zwischen Berlin und Paris um jeden Preis verhindern will. Besonders drastisch kommt die hierauf abzielende Stimmung in einem Aufsatze der durch ihre Hetzereien gegen Deutschland berüchtigten Zeitschrift „National Review" zum Ausdruck Da wird die haltlose Ver dächtigung von der Kriegslust des Deutschen Kaisers besonders dick unterstrichen, das lächerliche Wort von einer „Potsdamer Gefahr" geprägt und schließlich zur Gründung eines „großen Friedensbundes" auf gefordert, der berufen fein müßte, den Ehrgeiz Sr. Majestät des Kaisers zu zügeln. Wo in bestimmten Kreisen des britischen Volkes die Neigung ganz notorisch ist, einen Seekrieg zur Vernichtung der deutschen Flotte beraufzubeschwören, wo ferner erst kürzlich den Engländern von etwelchenPariserZeitungen vorgehalten wurde, daß die britische Publizistik nichts anderes bezweckte, als Frankreich in den Krieg mit Deutschland hineinzutreiben, damit England den ge bührenden Nutzen hätte, — da muß cs doch geradezu grotesk anmuten, wenn ein Organ von der Beschaffen heit der „National Review" eine Friedensbedrohung durch den Deutschen Kaiser an die Wand malt! Zum mindesten etwas eigenartig hat es übrigens in Deutschland berührt, daß ein für offiziös gelten des römisches Blatt, die „Tribuna", jüngst sich eine ganze Reihe von Unfreundlichkeiten gegen das Deutsche Reich geleistet hat, die beinahe auf dem selben Brette standen wie die Verleumdungen der „National Review". Besonders — unterrichtet er wies sich die „Tribuna" u. a. mit der Behauptung, so lobenswert gelassen wie die französische, fo hitzig und herausfordernd sei die deutsche Presse in den Auslassungen über die Marokkoangelegenheit gewesen. Zieht man einige besonnene Pariser Organe, wie „Temps", „Figaro", „Journal des D^bats", ab, fo ist ungefähr das Gegenteil von dem richtig, was die „Tribuna" sagt. Doch es hat für uns weiter keinen Zweck, sich bei all dem ungereimten Zeug aufzuhalten. Nur die Frage möchte interessieren, ob die „Tribuna" bei ihrem Hetzartikel sich etwa auf die italienische Regierung beziehen könnte; und wir halten eS einfach für selbstverständlich, daß diese Frage zu verneinen ist. In der römischen Consulta dürfte man ausreichend genau über die deutschen Absichten unterrichtet sein, um uns keine anderen als völlig loyale Ziele zuzutrauen. Bei der „Tri buna" werden daher auswärtige Einflüsse im Spiele sein, und daß dies englische sind, deutet die hervor gehobene Übereinstimmung zwischen dem römischen Blatte und englischen Zeitungen genugsam an. Vielleicht aber ist es doch auf einen Wunsch der Consulta zurückzuführcn, wenn die „Tribuna" in einem späteren Aufsatze eingeschwenkt und über die deutsche Marokkopolitik ein vernünftigeres Urteil abgegeben hat. Wir nehmen hiervon im Hinblick auf das deutsch-italienische Bundesverhältnis gern Notiz. Der Stand der zwischen Deutschland und Frank reich gepflogenen Unterhandlungen über die Marokko- angelcgenheit ist beim Abschluß unserer Wochenüber sicht der, daß die Verständigung als erreicht gelten darf, indem Frankreich seine Teilnahme an der Marokkokonferenz zusagt, daß aber noch einige formale Hindernisse zu überwinden sind, bis der end gültige Wortlaut der Schriftstücke festgesetzt werden kann, die das Übereinkommen enthalten und offiziell veröffentlicht werden sollen. Die letzte Unterredung zwischen dem Ministerpräsidenten Rouvier und dem Botschafter Fürsten Radolin fand am Donnerstag statt und betraf, nach einer Mitteilung der „Agence HavaS", die endgültige Form, die den Mitteilungen gegeben werden soll, die zu der Zeit ausgetauscht werden, wo Frankreich seinen Beitritt zu der marok konischen Konferenz vollziehen wird. Eine neue Unterredung der beiden genannten Staatsmänner war für den heutigen Sonnabend angekündigt. Wir dürfen sonach, da das endgültige Einvernehmen zwischen Berlin und Paris wohl kaum noch zweifel Haft erscheint, von einem Erfolge der Beharrlichkeit sprechen, mit der Deutschland seinen klaren RechtS- standpunkt verfochten hat. Und man wird eS deutscherseits mit Genugtuung begrüßen, daß in Frankreich die bessere Erkenntnis von den Aufgaben und Zielen der französischen Politik den Sieg davon getragen hat. Das Bewußtsein von der Notwendigkeit, auf einem als verkehrt erkannten Wege umzukehren, bedeutet aber noch nicht das Eingeständnis einer Niederlage. Dies sollten sich einige Pariser Zeitungen klar machen, die in offenbarem Arger über das Ent gegenkommen Frankreichs gegenüber der deutschen Auffassung nochmals die angeblich vorhanden ge wesene Kriegsgefahr hervorholen und darob nach träglich wütende Angriffe gegen Deutschland richten. Solcher an der Lage der Tinge nichts ändernde Treppenwitz wird bei allen Unbefangenen einer komischen Wirkung nicht ermangeln. Der Erlaß des Reichskanzlers Fürsten v. Bülow an den Deutschen Botschafter in Paris, den Sozialistenführer Jaurös zu ersuchen, daß dieser die von ihm geplante Reise nach Berlin unterlasse, hat natürlich bewirkt, daß Hr. Jaurös seine Fahrt in die deutsche Reichshauptstadt auf gibt, wodurch die Rede, die er in einer sozial demokratischen Versammlung zu Gehör der deutschen „Genossen" bringen wollte, der aufhorchenden Welt zunächst vorenthalten bleibt, es sei denn, daß der „Vorwärts" in einigen Tagen diese Kundgebung veröffentlichen sollte. Begreiflicherweise wird die Maßregel des Fürsten Bülow in allen Blättern besprochen und daran auch wohl in der gemäßigteren Presse die Bemerkung geknüpft, man hätte Hrn Jaurös getrost in Berlin sprechen lassen sollen; erst das Verbot dieser sozialdemokratischen Veranstaltung leihe der ganzen Sache ein Relief, die ihr nicht zukomme. Wir teilen diese Meinung durchaus nicht Handelte eS sich doch, wie aus der Darlegung des Kanzlers deutlich hervorgeht, nicht sowohl darum, den Politiker Jaurös an einer oratorischen Leistung zu hindern, die gewiß mancherlei Zutreffendes über die internationale Lage enthalten hätte, als vielmehr darum, der Sozialdemokratie die Möglichkeit zu Demonstrationen abzuschneiden, die auf das Gebiet der auswärtigen Politik hinübergegriffen hätten und so die „staatsfeindlichen Bestrebungen (der Sozial demokratie) gegen die nationalen Interessen" zu fördern geeignet gewesen wären. Wessen man sich in dieser Richtung von der blinden Hetzwut der Sozialdemokratie zu versehen hat, ergab sich unter anderem aus einem kürzlich veröffentlichten Aufruf des sozialdemokratischen Parteivorstands „zur schleu nigen und sofortigen Sammlung von Geldmitteln zur Unterstützung des russischen und polnischen Proletariats in seinem Kampfe zum Sturze des russischen Despotismus". Ähnliche Töne zur Störung der Beziehungen Deutschlands zu anderen Mächten und zur Schädigung des deutschen Ansehens dem Auslands gegenüber wären vermutlich auf einem kollegium der Realschule 1. Klaffe (Realgymnasium) zu Dresden-Neustadt ein. Schon in dieser Zeit, die in den Anfang der sechziger Jahre fällt, begann Peschel seine dem Andenken Theodor Körners gewidmete Sammeltätigkeit, die sich auf alle in Frage kommenden Gebiete, historische, literarische und künstlerische Erinnerungszeichen, erstreckte. Waren auch die Mittel, die Peschel für die Erwerbung von Körnerreliquien zu Gebote standen, keine reichen, so war sein Samm- lungSeifer um so größer; Peschels Sammlertätigkeit ist ein beredtes Zeugnis dafür, zu welch' eminenten Erfolgen die Kräfte eines einzelnen führen können, wenn Hin gabe an sein Werk, Unermüdlichkeit und Opferwilligkeit ihn beseelen. Daß Peschel zu gleicher Zeit seine Feder in den Dienst Theodor Körners stellte, daß er, wo überall sich ihm Gelegenheit darbot» dem Andenken diese« größten unter den Dichtem der Freiheitskriege nützte, bedarf nicht der näheren Beweisführung; wohl aber sei mit Dank für den verdienstvollen Mann daran erinnert, daß er, als im Jahre 1863 Alldeutschland die fünfzigste Wiederkehr de« Tode«tagS Körner« in feierlichen Akten beging, es war, der zuerst den Gedanken an die Er richtung eine« Denkmal« für den deutschen Tyrtäu« au»- sprach und mit einem Eifer sondergleichen in die Mafien de« Volke« hinaustrug und diese für seine herrliche Idee begeisterte. Er allein war e«, der die Dresdner Gedenk feier de« Jahre« 1863 in« Werk setzte und durch sic beinahe alle Mittel zusammenbrachte, die für die Denk- malSerrichtung vonnöten waren. Am 18. Oktober 1871 konnte da« allen Dresdnern bekannte Kömcrstandbild auf dem Georgplatze vor der Kreuzschule feierlich enthüllt und der Stadt Dresden in Pflege gegeben werden. Inzwischen war Peschel unablässig weiter bemüht, seine Sammlung von Kömerreliquim und Erinnerung«- zcichen an die Zeit der Freiheitskriege zu bereichern, und das gelang ihm mu dem Erfolge, daß er daran denken konnte, sie in einem Kömermuseum zusammen zufassen. Mit großen Opfern und nach Überwindung zahlloser Hindernisse und Schwierigkeiten war er Ostem 1875 imstande, in demselben Hause, wo Kömer am 23. September 1791 geboren wurde, sein Museum der Öffentlichkeit zu übergeben. Seitdem sind 30 Jahre vergangen; zehn Jahre lang, nachdem es eröffnet war, bis 1885, war Peschel noch Besitzer der in diesem Museum aufgespeichcrten Schätze, dann übernahm diese die Stadt Dresden und lohnte ihres Sammlers rastlose Mühe um die Zusammentragung alles dessen, was an Körner und seine Zeit erinnert, durch die Bestallung Peschels als Direktor seine« Museums. Zu dieser Ehrung, welche die Stadt Dresden dem verdienten Ge lehrten bereitete, gesellten sich im Laufe der Jahre mannigfache Auszeichnungen deutscher Fürsten; der ver ewigte Kaffer Wilhelm I., der hochseliae König Albert und andere deutsche Souveräne verliehen vr. Peschel hohe Ordcn«au«zeichnungen, und König Albert ernannte ihn im Jahre 1890 zum König! Sächsischen Hofrate. Bon den Schriften, die Hofrat Peschel im Laufe der Jahre verfaßt und herausgegcben hat, stehen natur gemäß die über Körner in erster Linie; es sind drei, und zwar eine Körnerbibliographie (Leipzig 1891, 63 S), Theodor Körners Tagebuch und Kriegs- lieder (Freiburg i. Br 1893, 107 S) und in Verbin dung mit vr. Eugen Wildenow Theodor Körner und die Seinen (Leipzig 1898, zwei starke Bände). Außer diesen Schriften gab Hofrat Peschel mehrere sprachwissen schaftliche Arbeiten herau«, di« bei den Fachgelehrten noch heute in hohem Ansehen stehen Wie verdienstvoll aber immer auch diese Schriften sein mögen, wie schätzenswert seine Beiträge zur Körner literatur sind, alle diese Arbeiten, ja selbst der beherrschende Anteil, den er an der Errichtung unsere« KörnerdcnkmalS hat, muffen zuruckneren vor vem unverganguchen Ver dienst, daß er sich durch die Erschaffung des Körner- museumS erworben hat. Wäre ihm nie im Leben ein anderes Werk geglückt als diese« eine, hätte er auch nie als Lehrer und Schriftsteller fördernd auf das Wissen seiner Mitmenschen eingewirkt — er könnte trotzdem das Wort des alten Philosophen auf sich anwenden: non inutili» viri! Die Schwarz-Weisi-Ausstcüung im Sächsischen Kunstverein V. Den Reigen der Berliner eröffnet an der rechten Wand des großen Hauptsaals Ernst Moritz Geyger, der sich bald in Charlottenburg, bald in Florenz aufzu halten pflegt und wie Klinger sowohl als Radierer wie al« Bildhauer großen Ruhm genießt. Er hat sich in den letzten Jahren in dieser seiner ersteren Eigenschaft selten oder gar nicht an deutschen Ausstellungen beteiligt und soviel wir wissen, überhaupt seit längerer Zeit nicht» von graphischen Arbeiten veröffentlicht. Auch seine in die Ausstellung aufgenommenen, brillant gemalten und ungemein farbig wirkenden Tierstücke, die „Affen- diSputation", die „Löwenruhe", die „Elefantentoilette" und der „Marabu" dürften ihrer Entstehung nach ziemlich weit zurückliegen; da sie aber in weiteren Kreisen nicht sehr bekannt geworden sind, kann man nichts dagegen haben, daß wir auf diese Weise wieder daran erinnert werden, einen wie ausgezeichneten Graphiker wir Deutschen in diesem Künstler besitzen, der übrigen« in seiner schönen Ansicht de« Schlosse« Chillon am Genfer See mit dem Blick in« Rhonetal gezeigt hat, daß er sich auch auf die Landschaftsradierung versteht. Die zurzeit am meisten genannte und von der Kritik wohl zu stark verhätschelte Lieblingserscheinung der
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