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Dresdner Journal : 04.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190507042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-04
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1905
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vez«»*Pret«: Mim Bezüge dunt, di« innersak» Z>r^sen» 2,KO M (timchl. Zutragung^, durch dir tm Deu ischen Reiche S M. (au»ichlitb>ich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurückscndung der für die Schnstteitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gesorderten Beiträge bcan» sprucht. so ist das Postgeld beizufügen. Dresdner Journal Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag- nachm. L Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. AukünsigungSgebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankllndi- gungt Seite oder deren Naum 20 Pf. Bei Tabellen, und Zifferusatz ü Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktionsstrich (Eingesandt) die Lextzrile mittler Schrift oder deren Raum kV Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^152 Dienstag, den 4. Juli nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Seminardirektor Schulrat vr plül. Johannes Müller in Dresden-Friedrichstadt unter Verleihung des Titels und Ranges eines Geheimen Schulrats zum vortragenden Rate im Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Konditor Bernhard Guido Willy Limberg in Dresden daS Prädikat „Königlicher Hoflieferant" zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Universitäts- Professor a. D. vr. Vollmöller in Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Könige von Württem berg verliehenen Olga-Orden annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Bau- und Betriebs inspektor bei der Staatseisenbahn-Verwaltung, Bau rat Schneider in Zwickau das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ihm verliehene Ritterkreuz 1. Klasse des Sachsen-Ernestinischen HauS- ordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben den zum Vize konsul der Republik Columbia in Leipzig ernannten Ezequiel de la Hoz daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht HnLeignungsv erorönung. Mit Allerhöchster Genehmigung wird dem StaatS- fiSkus im Königreiche Sachsen zu dem im Interesse der Sicherheit und Ordnung des Eisenbahnbetriebes sich erforderlich machenden Umbaue des Bahnhofes Buchholz nach dem von den Ministerien des Innern und der Finanzen unterm 20. Juni 1905 und 10. Juni 1905 genehmigten Plane auf Grund des Gesetzes, die Expropriation von Grundeigentum für Erweiterung bestehender Eisenbahnen betreffend, vom 21. Juli 1855 (G - u. V.-Bl. S. 120) in Ver bindung mit 8 94 des Enteignungsgesetzes vom 24. Juni 1902 (G - u. V.-Bl. S. 153) das Ent- cignungsrecht verliehen. Dresden, am 20. Juni 1905. Ministerium des Innern. v. Metzsch. bkss Die „Deutsche Lebensversicherung Pots dam a. G." in Potsdam hat als Hauptbevoll mächtigten für das Königreich Sachsen gemäß 8 115 Absatz 2 des Reichsgesetzes über die privaten Ber- sicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 Hrn. Otto Krauß mit dem Wohnsitze in Leipzig, Nürn berger Straße 35, bestellt. Dresden, am 28. Juni 1905. Ministerium des Innern, Abteilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr Roscher. vssr Ernennungen, Versetzungen re. im Sffent- lichen Dienste. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Bürger und Schreier, seither char. Postsekretäre, als etatm. Postsekretäre im Ober P ostdirektionsbezirke Dresden. Im Geschäftsbereiche beS Ministeriums der Finanzen. Bei der Verwaltung der Staatseisenbahnen sind ernannt worden: Brauer, seither Betriebssekretär, als Eisenbahnsekretär mit dem Dienstprädikate „Magazinverwalter" in Leipzig II, Haupt, seither Betriebssekrctär, als Eisen- bahnsekretär in Dresden; Krönert, seither Stationsassistent I. Kl., als Fahrgeldkassierer in Tresden-A, Pflugbeil und Vater, seither StationSassistenten I Kl, als Äüterkassierer in Klingenthal und Dresden König Albert-Hafen; ^Bauer, Nigrini, Philipp und Renz, seither Bureauassistenten, als BrtriebSsekretäre in Dresden; Fritzsche, Lenk und Wunderlich, seither Station-Verwalter II. Kl. in Rabenau, Fährbrücke und Beiern-Langenleuba, als Station-Verwalter 1. Kl. daselbst; Tennhardt, seither Stationsverwalter II. Kl , als Stationsassistent I. Kl. in Freiberg; die nachgenannlen Stationsassistenten II. Kl. als StationSassistenten I kl.: Bieler in Bischofswerda, v. Bosse in Leipzig II, Bräter in Altenburg, Brömel in Limbach (Sachsen), Buck in Bautzen, Drechsel in Reichenbach i. V, Engelhardt in Altenburg, Fischer und Seifert in Leipzig I, Goldammer und PetterS in Roßwein, Großmann in Johanngeorgenstadt, Härtig in Siegmar, Hennig in Meerane, Hennig in Dahlen (Sachsen) Herrmann und Scheibner in Dresden-A., Kaßner in Chemnitz Altendorf, Kaubisch in Greiz, Loschke in Riesa, Michel in Freiberg, Mörtzsch in Bodenbach, Molle in Radeberg, Naumann und Zirus in Dre-den-N., Pfeifer in Pirna, Pfund in BorSdors, Reinsch in Schönberg, Rotth in Wüstenbrand, Schlenkrich in Meißen, Schlicke in Wünschendorf, Schmalz in Hlsnitz i. V, Schubert in Frankenberg, Seydel in Annaberg i. Erzgeb, Sickert in Zittau, Spannaus in Hartha (Stadt), Weißbach in VoiterSrcuth und Zimmermann in Eger; Techniker Peter, seither Zeichner, als Technischer Bureauassistent II Kl. in Dresden; die nachgenannten Feuermänner I.Kl. und Reserve- sührer als Lokomotivführer: Barth°, Schuffenhauer' und Weidel in Chemnitz Hilbersdorf, Eißmann' und Primke in Leipzig I, Kallmeier' und Koller' in Leipzig II, Kirsche in Mohorn, Kühne" in Hof, Martin^ in Reichenbach i. V, Nagel ° in Dresden-Fr. II, Scheibe' in Weischlitz, Schmiedel' in Zwickau und Ziegs ' in Sayda; Conrad und Haas, seither Packer, als Bodenmeister in Olbernhau und Bischofswerda, Peschel und Riedel, seither Weichenwärter II Kl., als Schirrmeister in Arnsdorf und Hohenstein-Ernstthal; Techniker Zaspel, seither Zeichner, als Bauaufseher in Berggießhübel; Lämmel in Riesa, Lang" und Schuffenhauer' in Leipzig II, seither Schlosser, als Feurrmänner I. Kl. unter Belassung der Eigen schaft als Lokomotivführeranwärter daselbst; Philipp, seither Bahnwärter (Streckenvorarbeiter), als Weichenwärter II. Kl. in Amsdorf; die nachgenannten HilfSweichenwärter re. als Weichenwärter II. Kl: Fickert in Niederwiesa, Höfgen in Radeberg, Hüttel in Schöna, Rottluff in Chemnitz, Steiger in Flöha und Uhlig in Frauenhain; Krauß, seither Bahnwärter, als Packer in Pockau-Lengefeld; die nachgenannten Güterschreiber re. als Packer: Auerbach in Dresden König Albert-Hafen, Caspar in DreSden-N, Dölling in Ol-nitz i. V, Eichler in Kamenz, Göhler in Dresden Wettinerstraße, Neumann in Mylau, Reuther in Chemnitz und Thomas in WarnSdorf; Schmutzler, seither Hilfswächter, als Wächter in Altenburg. Im «eschLftSdereiche »es Ministerium» »es Innern. Bei der Frauenklinik ztl Dresden ent lassen auf Ansuchen: Assistenzarzt vr. Albert; — an gestellt: vr. Rudolf Paul An gestellt: der wissenschaftliche Hilfsarbeiter bei der hiesigen Gewerbekammer vr. Arno Pfütze als Assessor beim Statistischen Bureau des Ministerium- des Innern. — Ent lassen: der Lehrer an der hiesigen Baugewerkenschule Archi tekt und Baumeister Exner. — Pensioniert: der Haus meister Drechsler bei den Technischen StaatSlehranstalten zu Chemnitz. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums des Kultus u. Sffentl. Unterrichts. Erledigt: Tie ständige Lehrerstelle an der deutsch-wendischen Schule zu Sokulahora b. Bautzen. Kollator: Tie oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, freie Wohnung im Schulhause und Garten nutzung Außerdem die gesetzlichen Alterszulagen, bei jüngeren Bewerbern 200 M. pcrs. Zulage bi- zum Eintritte der ersten AlterSzulage, 110 M für FortbildungSschul-, bk M für Turnunterricht, I6S M bis auf weitere- für drei Überstunden, nach Befinden auch Vergütung für Hand arbeitsunterricht durch die Frau. Kenntnis der wendischen Sprache erwünscht, doch nicht Bedingung Bewerbung-gesuche mit den erforderlichen Unterlagen sind bis 18 Juli bei Be zirksschulinspektor Schulrat Schütze, Bautzen, einzureichen. — Zu besetzen: Michaelis die neugegründete ständige Lehrer stelle in Neuwiese. Kollator: Die oberste Schulbehörde. 1400 M. Grun^ehalt und bez die gesetzlichen Alterszulagen sowie 200 M. Wohnung-gelb für vcrh, 120 M. für unverh. Lehrer. Bewerbungsgesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüsungs- und Amtsführung»,zeugnisfe, das letzte bis in die neueste Zeit reichend, von Hilfslehrern auch de-Militärdienst- Nachweises bis 22. Juli bei Bezirksschulinspektor Schulrat Richter, Chemnitz, einzureichen. Nichtamtlicher Teil Die nationale Ärbeiterbewegung. Als im Oktober 1903 die verschiedenen nicht sozialdemokratischen Arbeiterorganisationen zu Frank furt a. M. einen nationalen Arbeiterkongrcß ver anstalteten, war das in der ganzen bürgerlichen Presse als ein erfreulicher Anfang des Zusammen schlusses und des Erstarkens der nationalgesinnten Arbeiterschaft gegenüber den sozialdemokratischen Ge werkschaften mit hoher Befriedigung begrüßt worden. In dem einleitenden Referat des Kongreßkomitees war mit besonderem Nachdruck darauf hingewiesen worden, daß sich nur durch den Zusammenschluß der noch vielfach zersplitterten nationalen Arbeiter organisationen ein wirksames Gegengewicht gegen die Sozialdemokratie Herstellen lasse. Die ganze Versammlung stand also in dem Augenblick ihrer Einberufung unter dem Zeichen entschiedener Gegner schaft zur Sozialdemokratie und unter dem des Be strebens, gangbare Wege zum sozialen Frieden zu finden Im Verlauf der Verhandlungen aber machten sich schon verschiedene Abweichungen von diesem einzig ersprießlichen Kurse bemerkbar. So wurde von verschiedenen Delegierten der Forderung, gegen die Sozialdemokratie eine entschiedene Kampf stellung einzunehmen, entschieden widersprochen, wo durch ein Kongreßteilnehmer sich zu der Bemerkung veranlaßt sah, er sei frappiert durch den scharfen Ton gegen die Unternehmer und den milden Ton gegen die Sozialdemokratie. Ferner fiel es auf, daß der Kongreß die Koalitionsfreiheit der Landarbeiter und sogar der Beamten, insonderheit der Post- und Eisenbahnangesiellten als wünschens wert bezeichnete und selbst die politische Forderung eines ReichSvcreinSgesetzes erhob Ungeachtet dieser nicht unbedenklichen Vorgänge ist die Tagung des FrankfurternationalenArbeitcrkongressesim allgemeinen durchaus sympathisch ausgenommen wor den Man sah über die erwähnten Entgleisungen nachsichtig hinweg und gab dem Kongreß, wie den zu ihm gehörigen Orga nisationen nur den wohlmeinenden Rat auf den Weg, sich als Gegengewicht gegen die Sozialdemo kratie zu bewähren und nicht etwa auf die schiefe Ebene zu geraten, auf der eS, wie der National sozialismus bewiesen hat, kein Halten mehr gibt. Diese Mahnung ist leider fruchtlos gewesen. Die Kongresse der christlichen wie der evangelischen Arbeiterverbände, die in den letzten Wochen getagt haben, sind lebendige Beweise dafür, daß diese Orga nisationen leider schon auf der schiefen Ebene eine ganze Strecke weit nach links hinabgeglitten sind. Die christlichen Gewerkvereine insbesondere haben seit der Frankfurter Tagung eine Entwickelung genommen, die nur als sehr bedenklich bezeichnet werden kann. In bezug auf Organisation und Agitation richten sich diese Verbände vollständig nach der sozialdemo kratischen Praxis. Sie besitzen schon jetzt ein Heer von fast hundert besoldeten Gewerkschaftsbeamten und legen den Schwerpunkt auf die Gewinnung neuer Mitglieder, nicht indem sie dabei sich das Ziel setzen, den sozialen Frieden zu fördern, sondern indem sie nach dem Muster der Sozialdemokratie den Gegen satz zwischen Arbeiter und Arbeitgeber auf.das Schärfste betonen. Im Wettbewerb mit den sozial demokratischen Gewerkschaften sind die christlichen Arbeiterverbände zu reinen Kampforganisationen ge worden, die zwar behaupten, den Klassenstandpunkt zu verurteilen, die aber tatsächlich jetzt auf dem Klassenstandpunkt angelangt sind. In wirtschaftlicher Hinsicht also unterscheiden sich die christlichen Gc- werkvereine von der sozialdemokratischen Arbeiter bewegung nicht. Denn beide Organisationen stellen die Machtfrage, den Streik, in den Vordergrund, während die christlichen Verbände sich die Erzielung gütlichen Einvernehmens mit den Unternehmern zur Aufgabe machen müßten, und reden zu propagandisti schen Zwecken die Arbeiter gegen die Arbeitgeber auf, anstatt daß die christlichen Gewerkschaften sich bemühen müßten, Ol in die Wogen zu gießen und den Frieden zu fördern. Wohl ist in den Statuten der christlichen Ge werkvereine betont, daß die Vereine treu zu Kaiser und Reich stehen; daß aber diese Treue vor allen Dingen auch dadurch betätigt werden muß, daß eine grundsätzliche Kampfstellung gegen die ausgesprochenen Feinde der monarchischen Staatsordnung eingenommen wird, wird in jenen Verbänden gegenwärtig leider ignoriert. In der kürzlich stattgehabten General versammlung des christlichen Bergarbeiterverbands, der mehr als den vierten Teil der Gesamtmitglicder zahl der christlichen Gewerkschaften umfaßt, ist der Punkt in den Satzungen gestrichen worden, in dem es heißt: „Durch den Eintritt in den Gewerkverein bekennt sich jeder als Gegner der sozialdemokratischen Grundsätze und Bestrebungen." Dafür ist ein neuer Paragraph beschlossen worden, in dem jedem Mit- gliede „Bewegungsfreiheit im politischen Leben" über lassen wird Diese Statutenänderung würde keinen Sinn haben, wenn sie nicht zu dem Zwecke vor genommen worden wäre, ein Zusammengehen mit der Sozialdemokratie zu fördern, und in diesem Sinne wird sie auch mit Befriedigung von der sozialdemokratischen Presse aufgefaßt. Hierzu kommt, daß ungeachtet des Zustandekommens der preußischen Berggesetznovelle, die den Bergleuten erhebliche Vor teile zuwcndet, der christliche Bergarbeiterverband zu neuen Kämpfen rüstet und den MitgliedSbcitrag zu diesem Zwecke in der Generalversammlung verfünf facht hat. Die Entwickelung der christlichen Gewerk vereine zu reinen Strcikvereinen läßt sich also schlechterdings nicht leugnen. Die evangelischen Arbeitervereine stehen in wirt schaftlicher und politischer H nsicht auf einer viel einwandfreieren Stufe als die christlichen, der Zentrumspartei nahestehenden Gewerkvereine; denn sie bekennen sich nicht nur, sondern betätigen sich auch als entschiedene Gegner der Sozialdemokratie. Sie führen die Treue zu Kaiser und Reich, zu König und Vaterland nicht bloß als Aushängeschild, sondern halten diese Treue auch in ihren Handlungen. Doch ist auch bei diesen Organisationen ein Herabgleiten auf der schiefen Ebene zum Sozialismus neuerdings zu bemerken gewesen, indem der kürzlich stattgehabte Kongreß der evangelischen Arbeitervereine sich dem Anträge gegenüber, sich von dem auf der Frank furter Tagung gefaßten Beschluß, für die Koalitions freiheit der Landarbeiter einzutreten, nicht nur ab lehnend sondern sogar feindselig gezeigt hat. Diese Forderung, die bisher nur von der Sozialdemokratie agitationshalber verfochten, dann aber von den Nationalsozialen mit großem Eifer übernommen worden ist, gehört tatsächlich nicht in das Programm einer dem sozialen Frieden dienenden Partei. Es ist deshalb zu bedauern, daß die evangelischen Ver bände nicht die gebotene Gelegenheit benutzt haben, sich davon loszusagen Das üble Beispiel, das die christlichen Gewerkvereine durch ihr Entgegenrutschcn nach der sozialdemokratischen Seite geben, sollte die evangelischen Arbeiterverbände anspornen, sich von derartigen verhängnisvollen Bestrebungen fernzuhalten Jedenfalls aber wird man gut tun, die Entwickelung Kunst und Wissenschaft. Wissenschaft. * Prof. Olshausen, dem berühmten Berliner Frauenärzte, sind zu seinem gestrigen 70. Geburtstage viel fache Ehrungen zuteil geworden. An der Spitze der Glück- wünschcnden, die des großen Gynäkologen gedachten, stand Ihre Majestät die Kaiserin. In Ihrem Auftrage hatte die König! Porzellanmanufaktur zwei prächtige Vasen dem Jubilar übersandt, und aus Travemünde war ein Telegramm cingetroffen, in dem die hohe Frau persönlich ihre Glückwünsche aussprach. Der preußische Kultusminister vr. Studt erschien persönlich im Ols- hausenschcn Hause, um seine Glückwünsche darzubringen. In Adressen und Festschriften kamen die Gefühle zum Ausdruck, welche die medizinische Welt für den Meister der Frauenheilkunde empfindet So überreichte Professor Winter Königsberg im Auftrage der Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie eine kunstvolle Adresse nebst einer von Martin Wolff modellierten Büste des Jubilars, die später in Marmor auSgcführt werden soll. Die Berliner gynäkologische Gesellschaft hatte gleich der Deutschen gynäkologischen Gesellschaft in Adressen ihre Glückwünsche niedergclegt, von denen die erstere durch Geheimrat Bumm und die letztere durch Geheimrat Wert- Kiel überbracht wurden. — Von der „Berl. Klinischen Wochenschrift" war eine Festnummer erschienen, die Ge heimrat Ewald darbrachte. Unter der Redaktion der Geheimräte Fritsch-Bonn, Kästner-Bretlau und Winter- Königsberg hatten die früheren Schüler Olshausen« ein Werk zusammengetragen, das Geheimrat Fritsch dem Geburtstagskind überreichte. Eine weitere Festschrift war durch zwölf jetzt in Berlin wirkende Merzte, die einst in Halle Olshausens Schüler waren, geschrieben worden. Im Namen der Berliner Universität brachte der Rektor Prof. Hartwig seine Glückwünsche dar, und im Auftrage der hiesigen medizinischen Fakultät Geh. Rat Orth. Für die Berliner Medizinische Gesellschaft war Geh. Rat v Bergmann gekommen, der zugleich im Namen Esmarchs und dessen Gemahlin, der Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein seine Glückwünsche aussprach Für die Ärzteschaft der Charite hatten Geh. Rat Senator, im Auftrag der Kaiser Wilhelm-Akademie Generalarzt Schjerning und für die Ärzte der Marine Generalarzt Schmidt das Wort genommen. Zahlreiche Depeschen waren eingegangen, und alle Räume des Hauses waren mit den herrlichsten Blumen und den kostbarsten Arrange ments angcfüllt, die zum größten Teil Frauen gesandt hatten, die in besonderer Dankbarkeit dcS heutigen TageS gedachten * Theodor Mommsen hat, wie Pros Kipp in der „Dtsch. Litrztg." mitteilt, in seinem Testament die Professoren Karl Zangemeister und Otto Hirsch feld ersucht, sich der Herausgabe seiner kleinen Schriften zu unterziehen, soweit er selbst dazu nicht kommen sollte. Diese Ausgabe blieb, da Zangcmeister schon vor Mommsen starb, Hirschfeld allein zu erfüllen. Zunächst liegt nun der erste Band der juristischen Schriften vor. Geh. Rat Hirschfeld hat dazu die Vorrede geschrieben. Die Sammlung und Herausgabe' seiner juristischen Schriften hatte Mommsen schon bei Lebzeiten unter Mit arbeit Prof. Küblers begonnen Bereits im Dezember 1902 hat der Druck dcS ersten Bands angesangen. Aber teils Mommsens Arbeiten zum Oockei Hreocko8i»nu8, mehr noch das Schwinden seiner Sehkraft brachten den Druck im Mai 1903 schon beim «ittten Bogen in« Stocken, und e« war dem großen Gelehrten nicht mehr vergönnt, ihn wieder aufzunchmcn - Kübler hat dann auf Bitte der Testamentsvollstrecker die selbständige Druck legung der juristrschen Schriften übernommen. Der vor ¬ liegende ersie Band enthält 16 Arbeuen aus dem Ge biete des römischen und ägyptischen Rechtes. Der zweite Band wird Mommsens Abhandlungen über römische Juristen und römische Gesetzbücher, der dritte seine sonstigen Beiträge zur römischen Nechtsgeschichte bringen. vr. Jan Laurens Andries Brandes, einer der hervorragendsten und verdienstvollsten Forscher auf dem Gebiete indischer Sprachen und indischer Archäologie, ist vor einigen Tagen in Batavia plötz lich gestorben. Er war ein Schüler von Prof vr. Kern in Leyden und wurde, nachdem er seine Studien an dieser Universität vollendet hatte, als „wissenschaftlicher Beamter" von der Regierung nach Indien geschickt. Hier arbeitete er an der Fortsetzung des von vr. v. der Funk begonnenen balinesischen Wörterbuchs, während er seine Untersuchungen über die altjavanische Kultur in der Tijck8eüriU van bet U»t»vf«8eb 6enoot8ek»p veröffent lichte; er lieferte hier den Nachweis, daß im Gegensatz zu der bisher verbreiteten Ansicht die früheren Bewohner von Java auf sehr hoher Kulturstufe gestanden haben. Seine Arbeiten über die alten Chroniken von Java und Bali, wie auch die Herausgabe „des Buches der Könige" (varalatan) sind ungemein wichtige Beiträge zur Kenntnis der ersten Kulturperiodc Javas. Als Vorsitzender der Kommission für archäologische Untersuchungen auf Java hat er sich um die Restauration alter indischer Bauten, namentlich durch sein« gründliche Kenntnis der Orna mentik, große Verdienste erworben Zwei Bände, worin diese Bauten beschrieben werden, sind bis jetzt veröffent licht worden; besonder« interessant waren seine Unter suchungen über den großartigen Buddhatcmpel Boro- budur, der rund um einen Berg gebaut ist Nach Be endigung de« letzten Kriege« mit Bali begab er sich im Auftrage der Regierung dahin, um die der Vernichtung entgangenen Altertümer zu sammeln und zu beschreiben, da diese für die Hindugeschichte dieser Insel äußerst nuchtig waren Auf dem Orientalistentongreß m Hanoi, dem er beiwohnte, hat er zuerst auf den Zusammenhang der alten Bauwerke in China und Hinterindien mit den jenigen auf Java und Bali hingewiesen. Seine Absicht, in diesem Jahre nach Europa zurückzukehren und das von ihm gesammelte wissenschaftliche Material zu be arbeiten, ist leider durch seinen plötzlichen Tod vereitelt worden. Literatur. * Anton Ohorn, der Verfasser des Schauspiels „Die Brüder von St. Bernhard", hat ein neues Werk vollendet, dem gleichfalls ein Thema aus dem Klosterlebcn zugrunde liegt. Das Schauspiel beschäftigt sich mit der Frage des CölibatS. Die Uraufführung de« Stücke«, dessen Titel noch nicht feststeht, wird, wie „Die Brüder von St. Bernhard", am Stadttheater zu Chemnitz im Laufe der nächsten Winterspielzeit statt finden. * „Hille Bobbe" ist der Titel einer abendfüllen den Komödie von Adolf Paul, dem Verfasser der „Doppelgängerkomödie" und der „heroischen Komödien". Die Anregung zur „Hille Bobbe", jener bekannten Schankwirtin, die Hexe von Harlem genannt, hat dem Künstler da« gleichnamige Bild von Frans Hals in der Berliner Nationalgalerie gegeben * Ernst v Wildenbruchs neues dramatisches Ge dicht „Die Lieder des Euripides" geht als erste Novität der neuen Spielzeit im kommenden Herbst im Weimarer Hostheater in Szene. Bei dieser Dichtung spielt auch die begleitende Musik eine große Rolle Für die Vertonung seiner Verse hat nun Hr. v. Wildenbruch in Hrn Max Vogrich einen Mitarbeiter gefunden; Vogrich ist der Komponist der Oper „Buddah", die in der verflossenen Spielzeit ihre Uraufführung in Elber feld erlebte und in nächster Spielzeit sowohl in Paris wie in einer Anzahl deutscher Städte in Szene gehen wird.
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