Dresdner Journal : 20.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190507204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-20
- Monat1905-07
- Jahr1905
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- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1905
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^§166 Donnerstag, den 20. Juli nachmittags. 1905 Amtlicher Teil (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. lution drohen und daß ihr gewissenloses Spiel mit Die Vorgänge in Ungarn. Aus Budapest schreibt man uns: Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Kommerzienrat Ehret in Glauchau die Krone zum Ritterkreuze 1. Klasse vom Albrechts orden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Polizeiwachtmeister bei der Polizeidirektion zu Dresden Ranft bei seinem Übertritte in den Ruhestand das Albrechtskreuz zu verleihen. Wenn in dem Kampfe der Koalition gegen Krone nicht die wichtigsten Interessen Ungarns und des Habsburgerreichs auf dem Spiele stünden, so könnte man ihn, so wie er geführt wird, ohne weiteres als eine beispiellose Farce bezeichnen. Die hochadeligen Veranstalter dieses Kampfes und die mit ihnen verbündeten geheimen Räte und früheren Minister des Königs sind dahin gelangt, daß sie in ihren Kundgebungen ganz unverhohlen mit der Revo Ver Aufstand in Deutsch-Südwestafrika. Aus Swakopmund, 11. Juli wird der „Nat Ztg." geschrieben: Vor einigen Tagen beunruhigte das Gerücht vom Auftreten der Pest in Lüderitzbucht sehr die Gemüter der hiesigen Bevölkerung Ein an Ort und Stelle entsendeter Spezialist konnte jedoch erfreulicherweise nichts Positives feststellen. Trotzdem hat man von seiten der Behörden sofort alle Vorkehrungen getroffen, um den unheimlichen Gast von unserem Gestade fern zuhalten und insbesondere eine strenge Kontrolle aller aus den Häsen der Kapkolonie hier einlaufenden Schiffe und deren Besatzung angeordnet Man darf also dank den energischen Vorsichtsmaßregeln der Behörden die Hoffnung haben, daß die Pest auf die Kapkolonie beschränkt bleibt. Der Typhus scheint mit Einsetzen der kalten Jahres zeit weniger zu grassieren. Groß ist dagegen immer noch die Sterblichkeit unter den Herero-Gefangenen am hiesigen Platze, und zwar findet diese bedenkliche Tatsache ihren Grund in dem rauhen Klima, das die an das wärmere Innere Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Unteroffizier Ernst Hinterberg, geboren am SO. 11. 77 zu Günstergost, früher im König!. Sächs. 12. Infanterieregiment Nr. 177, am 14. Juli 1905 im Feldlazarett 3 Kalksontein an Typhus und Skorbut gestorben Ferner sind an Typhus ge storben: Reiter Joseph Gogolin, geboren am 16 12. 77 zu Schreibersdorf, früher Bezirkskommando Sprottau, am 16. Juli 1905 im Lazarett Dawignab; Reiter August Möller, geboren am 2. 3. 81 zu Tangstedt, früher im Jn- santerieregiment Nr. 141 am 14. Juli 1905 in der Kranken sammelstelle Warmbad. Der russisch-japanische Lrieg. Abreise Wittes. St. Petersburg, 19. Juli. Der Präsident des russischen Ministerkomitees Witte ist heute abend, be gleitet von seiner Gattin, nach dem Auslande abgereist. Zur Verabschiedung hatten sich mehrere Mitglieder der Regierung, sowie der chinesischen und koreanischen Ge sandtschaft auf dem Bahnhof eingefunden. die Bevölkerung Ungarns allmählich für Absichten gewinnen wollte, deren Wahnwitz bei vorzeitiger Enthüllung des gesamten Planes alle Urteilsfähigen abgeschreckt hätte. Der offenkundige Zweck des An griffs auf die Kronrechte und die politische Immunität des Heeres verleiht aber dem Verhalten des Monarchen erst die volle Bedeutung einer pflichtgemäßen Wahrung unantastbarer Interessen des Reiches. Ist das neuentdeckte „Prinzip", daß die Krone in den Heeresfragen den Diktaten des Parlaments zu gehorchen habe, auf eine Verfassungsfälschung gegründet, so gilt das gleiche von der Methode, durch die man die Krone zur Unterwerfung unter da- Prinzip nötigen will Die Führer der Reichs tagsmehrheit erklärten noch vor wenigen Wochen, sie würden den Kampf in streng gesetzlicher Weise austragen, das heißt mit den Mitteln der so genannten passiven Resistenz. Nach der ungarischen Verfassung ist die jeweilige Regierung nicht be rechtigt, ohne Genehmigung des Parlaments'Steuern einzutreiben und Rekruten auszuheben. Die Be völkerung wurde haranguiert, diese Bestimmung auszunützen und so abermals einer Verlockung zu folgen, die schon früher schweres Unheil über die Leichtgläubigen hcraufbeschworen hatte. Da man aber wahrnahm, daß dieser Appell nicht die erhoffte Wirkung auf die durch Schaden klüger gewordenen Volkselemente übte, zog man die Komitatsverwaltungen, deren Mitglieder zum Teile Anhänger der Koalition sind, zur Hilfeleistung heran. Diese behördlichen Organe sollen die sich meldenden Rekruten zurückweisen und die einlangen den Steuern entweder nicht annehmen oder nicht an die Staatskassen abführen Einzelne Komitats- ausschüsse haben sich bereit gefunden, das Verlangen der Koalition zu erfüllen und die anderen sollen durch das neueste ebenso phrasenhafte wie rabulisti- sche „Manifest" des Mehrheitskomitees zur Nach ahmung dieses traurigen Beispiels veranlaßt werden. Damit ist die Umwandlung der „streng gesetzlichen passiven Resistenz" in eine unzweifelhaft gewaltsame aktive Resistenz vollzogen, die durch keinen Buch staben der ungarischen Gesetze gerechtfertigt werden kann. Der „königStreue" ExzellenzenauSschuß der Reichstagsmehrheit geberdet sich als eine Neben regierung, deren vornehmste Aufgabe es ist, der vor". König eingesetzten Regierung bei jeder un anfechtbar legalen Maßnahme in den Arm zu fallen und so den staatlichen Organismus zu zerrütten. Dieses verblendete Gebaren muß die Verwirklichung der aufrichtigen Friedcnswünsche der Krone un möglich machen und die Wiederkehr normaler Ver hältnisse in vorläufig unabsehbare Ferne rücken. Aus Sachalin. Tokio, 19. Juli. (Reuter) Hier glaubt man all gemein, daß die Bodengestaltung der Gegend hinter Mauka auf Sachalin, wo die Ruffen nach der Nieder lage bei Darline Halt machten, einen weiteren Rückzug nach Nordm nicht gestattet. Munitionsmangel wird ver mutlich die Russen bald zur Übergabe zwingen. des Landes gewohnten Leute nicht vertragen können. Sie werden von Lungen- und Herzkrankheiten befallen; anderseits leiden die zu Skeletten abgemagerten Menschen, deren Magen nach langer Fastenzeit auf der monatelangen Flucht nun die regelmäßige Nahrung nicht verarbeiten kann, an meist tödlich verlaufenden Krankheiten, in erster Linie Skorbut Man muß der aufsichtführenden Behörde, der Etappcnkommandantur hier, das Zeugnis ausstellen, daß sie alles getan hat, um der erschrecklichen Sterb lichkeit eine Schranke zu setzen. Man hat den Gefangenen Holzbaracken erbaut, warme Kleidung gegeben und ärztliche Behandlung, trotzdem ist kaum zu hoffen, viele von den Gefangenen durchzubringen; es starben in zwei Wochen kürzlich noch 117 Eingeborene (Männer, Weiber und Kinder). Sind es auch unsere Feinde, die selbstverschuldet in so tiefes Elend geraten sind, so ge bietet doch schon das eigene Interesse an der Erhaltung eines brauchbaren Arbeiterstamms, alles daran zu setzen, die Not nach Möglichkeit zu lindern. Sehr viele Familien hier am Platze haben verwaiste Hererokinder angenommen, die sonst elend umkommen würden, zumal unter den Leuten selbst jedes Mitgefühl für den darbenden Stammes- genossen erstickt scheint, jeder sorgt nur noch für sich selbst. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums der Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Angestellt: Ratsassessor l)r. Zetzsche unter Verleihung des Diensttitels »Assessor" al- Juristischer Hilfs arbeiter beim Hauptzollamte Dresden I; Wachlmeister Gerber, Trompeter (Bizewachl neister) Schindler, Militäranw Schulze und der vorm. Student Hübner als Grenzaufseher. — Be fördert: Obergrenzauffcher Leutemann zum Oberkontroll- assistenten in Dippold.swalde; die Revisionsaufseher Gutte zum Obergrenzausseher in Bärenstein und Hoffmann zum Untersteuereinnehmer in Stollberg; Steuerausjeher Thiele zum Nebenzolleinnehmer in Niedernatzschung; die Kopisten Hausding und Walther zu Grenzaufsehern in Trattlau bez. Geising. — Versetzt: Obergrenzkontrolleur Assessor vr. Mörbitz in Schirgiswalde unter Belassung des Dienst titels „Assessor" als Juristischer Hilfsarbeiter zur Zoll- und Steuerdireklion; der Juristische Hilfsarbeiter beim Hauptzoll amte Dresden I Assessor I)r. Gottfried als Obergrenz kontrolleur nach Schirgiswalde unter Belastung des Titels und Ranges als „Assessor"; Zollsekretär Müller als Oberzoll einnehmer von Riesa zum Nebenzollamie I Sebnitz-Nieder einsiedel; Oberzolleinnehmer Walther als Zollsekretär von Sebnitz nach Riesa; die Oberkontrollassistenten Mauers berger als Zollassistent von Dippoldiswalde zum Nebenzoll- amtc I Sebnitz-Niedereinfiedel und Strauß als Zollassistent von Großenhain nach Meißen; Obergrenzausseher Hertzsch von Bärenstein nach Seifhennersdorf — Pensioniert: Unterstcuereinnehmer Pöhler in Stollberg; Nebenzolleinnehmer Eichler in Niedernatzschung; Steueraufseher Fritsche in Panschwitz; Grenzausseher Scheufler in Hartau. — Aus An suchen entlassen: Grenzausseher Bonitz in Bärenstein — Verstorben: Zollsekretär Wittich in Zittau; Nebenzoll einnehmer Petzold in WeitersglaShütte. Bei dem staatlichen Fernheiz- und Elektrizitäts werke zu Dresden ist an gestellt worden: Dietze, seither Maschinenwärter-Anwärter, als etatm. Maschinenwärter; Heinrich, seither Hilfsheizer, als etatm. Heizer. Im Geschäftsbereiche b«S Ministeriums beS «nltuS äffen«. Unterrichts. Zu besetzen: die «irch- schulstelle z^Hohburg b. Wurzen. Kollator: die oberste -chulbehördS Außer freier Wohnung im Schulhause und ÄarttngemtU 120V M. vom Schul-, 597,09 M. vom Kirchen dienst und 1IO M für Fortbildungsschulunterricht. BcwerbungS- gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis 8 August bei Bezirksschulinspektor vr. Michel in Grimma einzureichen. den bedenklichsten Schlagworten bereits die Männer mit Bangen erfüllt, die noch vor wenigen Jahren als Vertreter des extremsten nationalen Radikalis mus galten. Wenn die aristokratischen Leiter der ganzen Bewegung von ihrer KönigStreue sprechen, so tun sie eS nur, um die Bedingungen zu be zeichnen, von deren Erfüllung die Fortdauer der Treue abhängen soll, die sie einst dem Monarchen zuschworen, so oft er ihnen Gunstbeweise spendete. Und wenn sie von ihrer Hingebung sür die ungarische Verfassung erzählen, so meinen sie eine Konstitution, deren Bestimmungen nach dem Augen- blicksbedarf formuliert werden. Der kühne Miß brauch, den sie mit der ungarischen Verfassung treiben, indem sie diese in ein Dokument der völligen Rechtlosigkeit des Königs umwandeln wollen, wird fortgesetzt, und zwar mit wachsender Waghalsigkeit und Unverfrorenheit. Die ausländische Presse wird benützt, um das internationale Publikum geflissentlich irre zuführen. Während der Köuig den schoncndsten Gebrauch von* seinen klar umschriebenen Rechten macht und immer wieder die Möglichkeit zum Aus gleiche zwischen jenen Rechten und gänzlich rechts widrigen Forderungen der ungarischen Opposition zu bieten sucht, behaupten die Vertreter dieser Forde rungen in ihren rabulistischen Preßdarlegungen, daß der König die Grenzen seiner verfassungsmäßigen Befugnisse überschreite. Es ist wohl kein Wart kräftig genug zur Brandmarkung dieses unwürdigen Spiels, das darauf hinzielt, die öffentliche Meinung des Auslands durch Täuschungen zu einer Partei nahme gegen den allverehrten Kaiser und König zu bestimmen. Die Einzelerscheinungen der ungarischen Krise sind traurig genug für das Gesamtreich und für Ungarn selbst. Sie werden doppelt peinlich für alle Patrioten des Reiches, doppelt beschämend für ihre Urheber, wenn man durch niedrige Agitationen das Ausland zur Sukkursleistung im Kampfe gegen einen Herrscher aufruft, dem Ungarn alle Errungen schaften eines raschen politischen, nationalen und kulturellen Aufschwungs verdankt. Auf dem Pfade, der von der Rechtlichkeit und Wahrheit hinwegführt, gibt cs nur eine Umkehr, aber kein Stillhalten. Durch syste matische Fälschung des ungarischen Verfassungs rechts hat man zunächst die Formel hergestellt, daß der König in der Frage der militärischen Kommandosprache die Wünsche der Koalition be friedigen müsse. Als Baron Fejervary vor kurzem im Namen des Monarchen Zusagen machte, deren sachliche Bedeutung gewiß ebenso groß ist als der Wert einer sofortigen Erfüllung jener Wünsche, wies man die Vorschläge des Regierungschefs mit Hohn zurück. Nun leugnet man gar nicht mehr, daß es sich nicht um die sachliche Tragweite der geforderten Konzessionen handle, sondern um ein „Prinzip". Allerdings vermeidet man noch eine klare Aussprache über den Inhalt, den man diesem Worte geben will. Der Schleier des Geheimnisses ist aber durchsichtig. Das „Prinzip" soll darin bestehen, daß in den Armee fragen die Rechte der Krone belanglos, die Rechte des Parlaments allein maßgebend werden. Könnte man die Krone zur Anerkennung dieses Prinzips zwingen, so hätte man nicht nur die ungarische Kommandosprache ertrotzt, sondern auch die Unter ordnung eines künftigen ungarischen Nationalheeres unter die Verfügungen des ungarischen Reichstags. Dies ist das wahre und letzte Ziel des Ansturms, der nur deshalb gerade gegen die deutsche Kommando sprache begonnen wurde, weil man eben die erste Bresche in das ehrwürdige Bollwerk der einheitlichen Armee legen wollte — vielleicht auch deshalb, weil man Tagesgerichte. Dresden, 19. Juli. Der König!. Preußische außer ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf Dönhoff hat einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. Während der Dauer der Abwesenheit desselben ist der Legationssekretär Kracker v. Schwartzenfeldt mit der Führung der gesandtschastlichen Geschäfte betraut worden. Deutsches Reich. Berlin. Aus Hörnesand wird berichtet: Die „Hohenzollern" mit Sr Majestät dem Kaiser an Bord, die „Berlin", der „Sleipner" und ein Torpedoboot sind gestern vormittag um 10 Uhr nach Nyland ab gegangen. — AuS Aarhuis meldet man: Se. Kaiser!, und König!. Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen wohnte gestern vormittag den Übungen der hiesigen Garnison bei, die vom Prinzen Christian von Schweden befehligt wurden. — Als Teilnehmer an der parlamentarischen Studienreise nach Togo und Kamerun werden genannt: Vom Zentrum der Vertreter für Augsburg, Oberamtsrichter Kalkhof in Wertingen, und der Ver treter für Tauberbischofsheim, Landgerichtsdirektor Lunst und Wissenschaft. lemers wieder in die Räume des Museums zurückkchren. „Bilderdiebe", sagte eines Tages ein Detektiv zu einem Mitarbeiter des „Gaulois", „sind fast immer sehr gebildete Leute, die wohl mit Geld versehen sind und über Preise und Verkaufsmöglichkeiten der Bilder ganz genau Bescheid wissen." Der Mann, der so geschickt das Bild zu entwenden wußte, wird auch Mittel und Wege wissen, es unbemerkt zu verkaufen. Wenn man alle die Tricks und Kniffe aufzählen wollte, die erfinderische Bilderdiebc angewandt haben, um mitten aus einem viel besuchten und wohl beobachteten Museum heraus die kostbaren Werke fortzubringen, dann müßte man ein ganzes Buch schreiben, in dem eine nicht verächtliche Fülle von geistreicher Kombinierung und genialer Ge schicklichkeit aufgespeichert wäre. Die einen schneiden, wie dies bei einem berühmten Bilde des Murillo ge schah, einen einzelnen abgerundeten und für sich wirken den Teil eines Meisterwerks heraus, den sie dann leichter verkaufen können, wenn er nicht von einem zu bekannten und berühmten Werke herrührt und ein unauffälliges Motiv darstellt. Andere wieder vertauschen das Original mit einer Kopie, so daß der Betrug vielleicht erst nach zwanzig bis dreißig Jahren erkannt wird, wenn er nicht vielleicht überhaupt unentdeckt bleibt. Vor einigen Jahren nahm man einen Italiener fest, der sich für einen In genieur auSgab, in Wirklichkeit aber einen ausgedehnten Handel mit gestohlenen italienischen Bildern betrieb, die er an deutsche und österreichische Kunst händler verkaufte. Er hatte für ihren Transport große Wandspiegel Herstellen kaffen; zwischen die Spiegelsolie und tue Holzwand dahinter wurden die Bilder gelegt, die vermittel» dieser genialen Idee unbemerkt ihr Vater land verließen. Ungeheuer groß ist die Zahl der Meister werke, die aus Privatsammlungen gestohlen werden. So wurden im Juni 18-18 z. B aus den PalaiS von Saint-Cloud und - Neuilly Gemälde, Handzeichnungen alter Meister, Gouachen und Aquarelle im Werte von sind wundervolle Kunslwerke von ersten Meistern der Regence. Ich sollte im Gegenteil meinen, daß der An blick solcher Bilder ein Reiz mehr für den zukünftigen Bewohner meines Hauses wäre.." Mein Herr, diese Bilder sind shoking, direkt schauderhaft! Es sind Nackt heiten und ihre Stellungen verletzen das Schamgefühl. Laßen Sie die Bilder wegkratzen, oder ich miete nicht... Oder laßen Sie sie wenigstens zudecken, daß man sie nicht sieht" Dieser letztere Vorschlag erschien dem Be sitzer eher annehmbar und er ließ auf die alten Zeugen einer lustigeren Zeit moderne Bilder aufleimen, die von einer ebenso großen Langweile wie Geschmacklosigkeit zeugten. Nun war die Engländerin zufrieden, aber sie nahm großen Anteil an dem Einfügen der neuen Bilder und beteiligte sich selbst an dieser Arbeit. Während des Jahres war die Dame häufig abwesend und sah nur selten Personen bei sich Dann zog sie wieder aus, ließ ihr eigenes Mobiliar verkaufen und verschwand aus Paris. Als nun von neuem der Zettel, der den Ver kauf oder die Vermietung de« Hotels anbot, aufzehängt war, da beschloß man, die schlechten Bilder wieder zu entfernen, welche die entzückenden Kompositionen des 18. Jahrhunderts verhüllt hatten Aber ach, als man die modernen Bemalungen abgenommen hatte, da sah man die Wandfüllungen leer: die Engländerin hatte die echten Bilder herausgenommcn und war mit ihnen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Alle Nachforschungen waren erfolglos, und die schönen Rokokowerke zieren jetzt wahrscheinlich das PalaiS eines amerikanischen Nabob«, der von ihrer Geschichte nichts ahnt. * Die Ergebnisse der durch die verdiente englische Altertumsgesellschaft für ägyptische Forschung in diesem Jahre veranstalteten Ausgrabungen sind jetzt in London in der Bibliothek der „Gesellschaft für biblische Archäologie" ausgestellt. Die bedeutendsten Funde sind, wie im „Athenaeum" mitgeteilt wird, die Stücke au« dem Tempel de« Mentu-botop II , die von vr Naville 800000 Fr gestohlen, von denen man heute wohl nach den damals vorhandenen Inventaren noch einen be trächtlichen Teil in den Sammlungen von Liebhabern, die sie dann nach mannigfachen Irrfahrten erworben hatten, feststellen könnte. Wie zielbewußt und raffiniert bisweilen Bilderdiebe zu Werke gehen, beweist eine Ge schichte, die sich vor vier Jahren in Paris ereignete: Der Besitzer eines alten Palais, das bereits ein wenig vernachlässigt war, aber in seinem Innern auf Schritt und Tritt noch die wundervolle Schmuckkunst und den gewählten Luxus der Rokokozeit erkennen ließ, hatte an der Tür die bekannte Aufschrift anbringen laßen: „Zu verkaufen oder zu vermieten." Jedoch die Liebhaber solch eines alten Gebäudes, die in den unwohnlichcn Räumen mit den Geistern der galanten Zeit Zwiesprache halten wollten, stellten sich nicht ein; und der Zettel hing bereits recht lange daran, als eines Tages bei dem Besitzer eine Dame von elegantem Äußeren und vor nehmem Auftreten vorsprach, die während der Dauer ihre« Aufenthalts in Paris das Hotel mieten wollte. Die Dame, eine Engländerin, nannte ihren Namen, der recht einfach und unauffällig klang, aber sie bestach den Wirt durch ihre feinen Manieren und ihre vollendete Konversationskunst. Man kam überein, daß sie das alte Gebäude für ein Jahr mieten sollte, und sie bezahlte im voraus. Doch die Dame knüpfte eine Bedingung an die Übernahme des Hause«. Bei der Besichtigung des Hotel» hatten ihr die Wandgemälde des großen SaaleS, die, von dem leichten Pinsel eines Rokokomalers mit entzückender Grazie hingcworfen, allerlei laszive Ge schichten der Mythologie erzählten, sehr mißfallen. „Diese Gemälde sind skandalös", hatte sie gesagt. „Ich könnte ihren fortwährenden Anblick nicht ertragen, ohne auf das Empfindlichste in meiner Würde als Frau ver letzt zu werden. Man muß sie entfernen!" Der Be sitzer war erschrocken, entrüstet „Diese wundervollen Bilder entfernen? Was denken Sie, Madame Das Literatur. * AuS Breslau wird berichtet: Prof. Felix Dahn war gestern aus Anlaß seines 50jährigen Doktor jubiläums Gegenstand vielfacher Ehrungen. Zuerst erschienen zur Gratulation die Mitglieder der juristischen Fakultät, in deren Namen Prof. Gretener sprach und eine Festschrift überreichte. Später erschien der Senat mit dem Rektor Magnifikus an der Spitze, der eine längere Ansprache hielt und eine tabula ^ratulatori» überreichte. Oberpräsident Graf v. Zedlitz und Trützschler beglückwünschte den Jubilar in seiner Eigenschaft als Kurator der Universität und überbrachte ihm als Ober präsident Schlesiens die Glückwünsche Sr. Majestät des Kaisers und den dem Jubilar verliehenen Roten Adlerorden 2 Klaffe Zahlreiche Deputationen der philo sophischen Fakultät sowie von juristischen und anderen Behörden, Bürgerschaften und studentischen Verbindungen folgten. Von zahlreichen auswärtigen Universitäten gingen schriftliche Glückwünsche ein. Die Universität München ehrte den Jubilar, der das Fest in voller Frische und Rüstigkeit begeht, durch Erneuerung des Doktordiploms. Bildende Kunst. * In diesen Tagen wurde die gesamte Kunstwelt durch eine Zeitungsnachricht in Erregung versetzt, nach der im Museum des Haag ein prachtvolles MänneS- bildni« von Franz Hals gestohlen worden ist Obwohl eine Belohnuna von 1000 Frei für die Entdeckuny de» Diebe» oder Mitteilungen von Tatsachen, die zur Wieder- auffindung de« Bildes führen könnten, au»grsc-t worden ist, dürste wohl schwerlich da» Bildnis deü großen Har Dresdner Journal Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm. 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die KeschäsisSeue inneröalS Zirevden» 2,50 M. (rlnschl. Zulragungb durch die im Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf Wird Zurücksendung der für die Schristlenung bestimmten, aber von dieser nicht rin- gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügen- Ankündigung-gebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi- gunaS-Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Zifferusatz 5 Pf. Ausschlag sür die Zeile. Untern: Re daktionsstrich (Eiilgcsandt) oie Lextzeile mitlier Schrift oder veren Raum 50 Ps. Lebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittag» 12 Uhr sür tue nach mittags erscheinendeNummer.
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