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Dresdner Journal : 02.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190510021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-02
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 02.10.1905
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ve,ug«»rei«: Beim Bezüge durch die »escsäslsNeil, inneröaks prerde«» L,üo M (einschl Zurragung. durch die V-k im Teutsche» Reiche 3 M. (autschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzel»« Nummern lv Ps. Wird Zuriicksenduna der für dir Tchristleitung bestimmlea, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean» iprucht, so ist das Postgeld beizufügen. Dresdner W Journal. Herausgegebcn von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß M. 1295. Erscheinen: Werktags nachm k Uhr. — Originalberichtr »nd Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden Ankündigungsgrdülneu: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gunas Leite oder dercuRaum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zisfcrnsay ü Pf Ausschlag sür die Zeile Untcrm Re daktionsstrich (Eingesandt) oie Textzeile mittier Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags l2 Uhr für tue nach mittags erscheinende Nummer. M 229 Montaa, den 2. Oktober nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Dresden, 2. Oktober. Ihre Majestät die Königin-Witwe sind heute vormittag 9 Uhr Min. von Sigmaringen nach Dresden zurück- gekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- niht, den Amtshauptmann Or. v. Oppen in Plauen ' M vortragenden Rate im Ministerium des Innern ml dem Titel und Range eines Geh. Rcgierungs- rales zu ernennen. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der Amtshauptmann Or. jur. Junck in Oelsnitz zur Amtshauptmannschaft Plauen versetzt worden Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Oberregierungsrat v. Nostitz-Drzcwiecki im Ministerium des Innern zum Amtshauptmann in Pirna zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern versetzten bisherigen Rate für gewerbliche Angelegenheiten bei der Kreishauptmannschaft zu Dresden Regierungsrat Schlippe den Titel und Rang als Oberregierungsrat zu verleihen Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Rcgierungsrat Michel im Ministerium des Innern zum Amtshauptmann in Auerbach zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der Regierungs- mt Frhr v. Welck bei der Kreishauptmannschaft Chemnitz als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern versetzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem als Rat für gewerbliche Angelegenheiten zur Kreishauptmannschaft zu Dresden versetzten bis herigen Gewerberate Hübener in Dresden den Titel und Rang als Regierungsrat zu verleihen. Se Majestät der König haben die von dem Verwalter des Höckendorfer Reviers Forstmeister Eras nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand Allergnädigst zu genehmigen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Versetzung des Oberförsters Kempe mm Reitzenhainer auf das Höckendorfer Revier zu Fmehmigen und die Revierverwalterstelle auf Reitzen hainer Revier dem Forstassessor Püschel unter Er nennung zum Oberförster zu übertragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem zur Amtshauptmannschaft Marienberg versetzten bisherigen Hilfsarbeiter beim Evangelisch lutherischen Landeskonsistorium Bezirksassessor Graf v Holtzendorff den Titel und Rang als Regierungs assessor zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Oberzoll revisor Leonhardi in Leipzig bei seinem Übertritte in den Ruhestand den Titel und Rang eines Zoll rates zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Hauptbuchhalter Heister in Leipzig das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Rechtsanwalt und Notar Justizrat Or. Martin Drucker in Leipzig das ihm von der Regierung der Französischen Republik ver liehene Ritterkreuz der Ehrenlegion annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im Keschästsbcrciche des Ministeriums »er Justiz. Ter Rechtsanwalt Or. Max Hermann Haubold in Hohenstein-Ernstthal ist zum Notar für Hohenstein Ernstthal aus so lange Zeit, als er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. Im «eschäftsb,reiche »e» Ministeriums des Innern. Pensioniert: Lbersekretär Kanzleirat Pseiffer bei der Kreishauptmannschaft Bautzen und Hilfsbureaudiener Wehse bet der Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt. — Entlassen: Expedient Teichmann bei der Amlshaupimann- schast DreSden-Ältstadt. — Angestellt: die Diätisten Ebner als Expedient bei der Kreishauptmannschast Bautzen, Mey als Expedient bei der Amlshauptmannschast Glauchau und Schubert als Expedient bei der Amlshauptmannschast Schwarzenberg — Befördert: Bureauafsistent Sturm bei der Amtshauptmannschaft Pirna zum Sekretär; die Expedienten Göpfert bei der l. Ministerial Rechnungsexpedition und Laue bei der Amlshauptmannschast Grimma zu Bureau assistenten. — Versetzt: Regierungsrat Or. Sala von der Amlshauptmannschast Dresden-Neustadt zur Kreishauptmann- schast Chemnitz; Regierungsrat Or. Caspari von der AmtS- hauptmannschast Marienberg zurAmlshauptmannschast Dresden- Neustadt; Regierungsassessor Or. Jani von der Amtshaupt- mannschast Schwarzenberg zur Amlshauptmannschast Chemnitz; Lbersekretär Wendler von derAmlshauplmanuschaslDresden- Neustadt zur Kreishauptmannschast Bautzen; die Sekretäre Kreher von der Ministerialkanzlei zur Kreishauptmannschast Dresden als Generalkommission für Ablösungen und Gemein- heitsteilungen, und Wunderlich von der Amlshauptmann schast Marienberg zur AmtshaupImannschast Dresden Neustadt; die Bureauassistenten Auerbach von der Amtshauptmannschast Zwickau zur Amlshauptmannschast Döbeln, Tutschmann von der Amtshauptmannschast Glauchau zur Ministerialkanzlei, Goldhan von der Amlshauptmannschast Annaberg zur Amlshauptmannschast Zwickau, Henschel von der Amtshaupt mannschaft Leipzig zur Amlshauptmannschast Annaberg, Hübel von der Amlshauptmannschast Bauyen zur Amls- hauptmannschafl Plauen, Jursch von der Amtshauptmann schaft Schwarzenberg zur Amlshauptmannschast Dresden-Alt stadt, Kohl von der Kreishauptmannschast Dresden zur Amts- hauplmannschaft Flöha, Lehmann von der Amthauptmann schaft Flöha zur Amtshauptmannschast Leipzig, Schuppang von der Amtshauptmannschast Döbeln zur Amlshauptmann schast Marienberg und Seifert von der Amtshauptmannschast Plauen zur Amtshauptmannschast Chemnitz; Expedient Kuhn von der Kreishauptmannschast Bautzen zur Amlshauptmann schast Bautzen. Tierärztliche Hochschule. Abgang: Assistent und Proscktor Hornickel am anatomischen Institut; Assistenten Werrmann an der Klinik sür große, Spiegel an der Klinik iür kleine Haustiere, Jurk an der auswärtige» Klinik. — Angestellt: Tierarzt Richter als Prosektor und Assistent am anatomischen Institut; Obcrveterinär Barthel als Assistent an der Klinik sür große, Tierarzt Boden alS Assistent an der Klinik für kleine Haustiere; Unterveterinär Schierbrandt als Assistent an der auswärtigen Klinik. Pensioniert: der Direktor der hiesigen Kunstgewrrbe schule mit Museum Geh. Hosrat Prof. Graff, der Direktor der Baugewerken- und Tiesbaufchule zu Zittau Baurat Prof. Knothe-Seeck, der Lehrer Pros. Mohn an der Akademie sür graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig — Ver setzt: der Direktor der hiesigen Baugewerkenschule Prof. Kayser in gleicher Eigenschaft zur Baugewerken- und Tief bauschule zu Zittau, der Vorstand der Gcwerbeinspektion zu Chemnitz Gewerberat Westphal in gleicher Eigenschaft zur Gewerbeinspeklion Dresden unter Ernennung zum Technischen Kommissar sür das Steinbruchswesen im Bezirke der Amts hauptmannschast Pirna, der Vorstand der Gewerbeinspektion zu Bautzen Gewcrberat Tetzner in gleicher Eigenschaft zur Gewerbeinspeklion Chemnitz. — Befördert: der Lehrer Pros Seitler hier zum Direktor der Baugewerkenschule zu Dresden, der Gewerbeinspektor Reichardt in Döbeln zum Vorstand der Gewerbeinspeklion zu Bauyen — Angestellt: Maler Rentsch in Leipzig als Lehrer au der Akademie sür graphische Künste und Buchgewerbe daselbst, Stadlbaumeistcr Ulbricht aus Hainichen, Or i»^. Diplom Architekt Hammitzsch aus Nürnberg und Architekt und Baumeister Seiscrt hier als Lehrer an der hiesigen Baugewerkenschule, Regierungs baumeister Brückler in Cossebaude alS Jnspektionsassistent bei der Gcwerbeinspektion zu Döbeln, Techniker Brandt in Chemnitz als Techniker sür Physik an den Technischen Staals- lehranstalten daselbst, Maschinenmeister Wendler als Trucker und Maschinenwärter bei der Akademie sür graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig. — Entlassen aus Ansuchen: Techniker Benscler bei den Technischen Staatslehranstalten zu Chemnitz. — Gestorben: Gcwerbeinspektor Kohlsdors in Wurzen. t Jm weschäftödereiche des Ministeriums deSKultuS und Sffentl. Unterrichts. Zu bessetzen: Eine Lchrer- stelle an der Bürgerschule zu Lausigk Kollator: Der Sladt- gemeinderat. Ansangsgehalt IbOO M, einschl 300 M. Wohnungsgcld sür verheiratete, und 1400 M, einschl 200 M. WohnungSgeld, sür unverh. Bewerber und steigt von der Stäudigwcrdung oder mindestens vom 24 Lebensjahre ab aller 8 Jahre um je 150 M bis 3000 M bez. 2S00 M. Auswärts verbrachte Dicnstjahce können ev. angerechnet werden. Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen sind bis 2t. Oktober beim Kollator einzureichen —Zur Erledigung kommt l. Januar 1S0« die Schuldirektorstelle zu Augustusburg. Kollator: Ministerium des Kultus :c. Gehalt 3200 M einschl. 500 M Wohnungsgeld. Die Bewerber sollen besähigt sein, französi schen Unterricht zu erteilen. Gesuche mit den erforderlichen Unterlagen sind bei Bezirksschulinspektor Sattler, Flöha, bis bis 7. Oktober einzureichen. Im Geschästsbereiche des Evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums sind im regelmäßigen Verfahren zu besetzen: Das Diakonat zu Netzschkau (Plauen)—Kl. 1— Kollator: Frau Gräfin v. Schönburg Glauchau, Erlaucht, aus Gusow bei Berlin; daS Pfarramt zu Gottleuba (Pirna) — Kl Hl (k) — Kollator: das Ev-luth. Landeskonsistorium — Versetzt: O. K. O. Wehrmann, Anstaltsgeistlicher in Bräunsdors, als Anstaltspfarrer in Großschweidnitz (Lber- lausitz); O. P. A. Burkhardt, Diakonus in Riesa, als Pfarrer in Gröba (Großenhain). (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Vas französische L'andesverteidiqungslykem. Das französische Landesvcrteidigungssystem besteht bekanntlich, abgesehen von der großen Zentralfestung Paris und den Befestigungen an der Alpcngrenze, aus zwei Linien. Die vorderste Linie zerfällt in drei große, durch offene Zwischenräume getrennte Gruppen Jede Gruppe besteht aus zwei großen Festungen auf den Flügeln, die durch eine Sperrfortkette mit einander verbunden sind und mit diesen zusammen einen befestigten Abschnitt bilden Die rechte Flügel gruppe wird durch die Linie Belfort—Epinal, die mittelste durch die Linie Toul—Verdun, der linke Flügel durch die Gruppe Maubeuge—Lille gebildet. Belfort, Epinal, Toul und Verdun sind bedeutende Festungen, Maubeuge und Lille sind von geringerer Bedeutung. Außer den genannten befestigten Ab schnitten sind in vorderster Linie noch einige einzelne S. e.cfoi.S wie Manonvillers (vorwärts Lunöville), Charlemont (bei Givet), Fort des Ayvelles (bei Mözwrcs), Hirson, Pagny und Bourlemont (südwest lich Toul), ferner die kleinen Festungen Montmödy und Longwy vorhanden, die sämtlich den Zweck haben, die Eisenbahnen zu sperren Hinter dieser vorderen Linie deckt im Norden in zweiter Linie die Gruppe Reims—Laon La Fi-re den Zugang nach Paris, während im Süden die Gruppe Besancon—Langres—Dijon eine Flankenstellung gegen über einer auf Paris vordringenden Jnvasionsarmee bildet. Zwischen den großen befestigten Abschnitten (rc-gions fortitiös) der vordersten Linie sind somit an der Mosel zwischen Epinal und Toul und an der Maas nördlich Verdun zwei große Lücken gelassen, auf welche die feindliche Offensive beschränkt werden soll. Gestützt ans die Festungen, hoffte man die Invasion auf diese Weise wirksam bekämpfen zu können. Das ganze nach dem letzten Feldzug entstandene System war in erster Linie auf die strategische Defensive zugeschnitten, für die man sich möglichst günstige Verhältnisse zu schaffen suchte, während der Gegner in seiner Operationsfreiheit beschränkt werden sollte. Es war zu erwarten, daß mit dem Erstarken der französischen Armee in den weiteren Jahren der Gedanke der reinen Defensive hinter den Festungen Lumss und Wissenschaft. Ncsidcnzthcatcr. — Am 30. v M.: „Ledige Leute". Komödie in drei Akten von Felix Dormann (Zum erstenmal.) Am vergangenen Sonnabend wurde im Residenz theater das Werk eines österreichischen Schriftstellers zum erstenmal aufgeführt, das die Bühnentaufe längst hinter sich hat. Es wurde — wenn wir recht berichtet sind, mit großem Beifall — vor zwei oder drei Jahren be reits in Wien und Berlin (Lessingtheater) gespielt Man fragt sich vergeblich, welchem Bestandteile des Werkes dieser Beifall gegolten haben mag Eine Häßlichkeit bleibt eine Häßlichkeit, selbst wenn sie in ihren schlimmsten Blößen verhüllt gezeigt wird. In diesem Stücke aber tritt sie, aller Blößen entkleidet, vor den Zuschauer, ja mhr noch: sie brüstet sich geradezu ihrer Nacktheit, just als wolle sie dem Zuschauer sagen: seht, sc bin ich, so häß lich kann Häßlichkeit sein. Der Verfasser dieser Besprechung las in diesen Tagen eine eben erschienene Schrift, die sich mit jenen unglück lichen, ebenso bemitleidenswerten wie verächtlichen Ge schöpfen beschäftigt, die von Schimpf und Schande leben. Er sah in einen Abgrund seelischen Elends, er schauderte vor den Tiefen sittlicher Verworfenheit, die der Verfasser dieses Buches vor seinem Leser eröffnet. Dem Milieu dieses Buches entstammt das Sujet, das Felix Dörmann in seiner Komödie dramatisch behandelt Das ist an sich nichts Anstößiges, das ästhetische und ethische Gefühl , Verletzende«, denn die dramatische Literatur kennt zahl- k reiche Arbeiten, die sich mit solchen Themata befaßen i Alexander Dumas' „Kamelicndame", Viktorien SardouS k „Odette" mögen als Beispiele dienen. ES ist über diese Stücke l viel AbsprcchendeS geschrieben worden, insbesondere hat man und scheinbar mit vollem Rechle an chnen vcn Mangel poetischen Einschlags gegenüber einer rein naturalistischen Darstellung des Lebens getadelt. Wie poetisch aber sind trotz allem und allem diese Stücke gegenüber dem Dörmannschen Werke. Man kann es sich gefallen laßen, einer unpoctischen Vorfabel gegenübergestellt zu werden, man kann es auch ertragen, daß eine Handlung in ihren ersten Zügen, eine Fabel in ihrer Entwickelung nichts gibt als eine Ab schreibung des Lebens; aber dort, wo Vie Peripetie ein tritt, wo für den geschilderten Konflikt die Lösung vor bereitet wird, da muß unbedingt auch dem seelisch er hebenden, innerlich befreienden, dem poetischen Bedürfnisse des Zuschauers sein Recht werden, da ist dem dramatischen Dichter sein Weg nach zwei Seiten hin klar vorgeschricbcn: er muß entweder seinen Helden zugrunde gehen lassen gemäß dem dramatischen Gesetze von Schuld und Sühne oder er kann ihn emporhcben in ein neues Leben, das, rein und adelig, die Sühne für ein vergangenes unreines darstellt Keine dieser beiden allein möglichen, von Dumas wie Sardou und den zahlreichen dramatischen Schrift stellern, die Probleme, wie das Dörmannsche behandelten, mit Konsequenz durchgesührten Tarstellungsarten findet in dem Werke de« Wiener Schriftstellers Anwendung Er beginnt seine Arbeit im sittlichen Schmutze und läßt sie im sittlichen Schmutze enden; er schildert zwar in einer Kurtisane das Ausflämmcn einer echten, reinen, sittlichen Liebe zu einem edlen Manne, der sie zu sich empor ziehen will aus moralischem Elende; aber er läßt dieses Ausflammen nicht zum lodernden Feuerbrande werden, der alle» Unreine in ihr vernichtet; er läßt es zurücksinkcn in Asche und Schlacke, läßt ein gefallenes Mädchen weiter dem sittlichen Elend verfallen, anstatt es dem Leben zu erretten oder es zugrunde gehen zu laßen Nur wer Wesen und Zweck der Kunst völlig verkennt, kann e« sich in feinem Kunstwerke an einem bloßen Ab schreiben der Natur genügen laßen; in diesem Sinne ist der Mater, Ver nichts als Etenvs- unv Häßtichkeitsschilverungen zu geben weiß, so wenig Künstler wie der Dichter, der sich darin gefällt, einen Ausschnitt aus dem Leben ohne jegliche poetische Unterströmung darzustcllen Die Arbeit Tormanns, die übrigens mit dem Schnitzlerschen Drama „Liebelei" manchen episodischen Zug gemein hat, könnte noch zehnmal so wirkungsvoll in ihrem szenischen Auf bau sein, wie sie es ist, sie könnte die Fähigkeit der Gcstaltenzeichnung in noch weit höherem Maße besitzen, wie es in diesem Stücke der Fall ist, sie könnte noch echter und treuer im Milieu sein, wie sie es ist, kurz: sie könnte ein Meisterwerk dramatischer Schriftstcllcrarbeit fein — nun und nimmermehr wäre sie eine Dichtung Wenn irgendwo, so wird an diesem Werke das Wort des Vaters des Naturalismus Zola: „O art, e'k>8t 1» naturs vus eoin cl'un tempörament" zu schänden; denn das Temperament des Zynismus, durch das diese Art von Natur gesehen wurde, führt nicht zur Kunst, son dern zur künstlerischen Entartung Die Darstellung des Werkes durch die Mitglieder des ResidenztheatcrS war eine höchst lobenswerte. An erster Stelle verdient genannt zu werden Frl. Ernestine Münchheim für die höchst lebensvolle, der Auffassung DörmannS mit feinem Verständnis nachgegangene Ver körperung der Rolle der Aloisia Brandl Die dankbare, aber schwierige Aufgabe erfordert bedeutendes Können schon allein in bezug auf die unerläßliche Dezenz der Darstellung dieser von einer naiv - aufdringlichen Ge meinheit erfüllten Figur. Frl. Münchheim befleißigte sich dieser Dezenz mit großem Geschick, ohne des wegen der Wirkung der Rolle den geringsten Abbruch zu tun Neben ihr standen beisallswert die sympathischen Leistungen des neugewonnenen Frl Marie Wrmplinger, welche die weibliche Hauptfigur, eine naive Liebhaberin, mit würziger Charme, aber auch den erforderlichen dra matischen Akzenten durchführte, und Frl Anni Schiiten« allmählich an Anhängern verlor und daß diese Wandlung auch in den Ansichten über den weiteren Ausbau das Landesverteidigungssystem zum Ausdruck kommen mußte. Dies ist tatsächlich geschehen und hatte die Vorlage einiger Gesetzentwürfe über die Deklassierung einzelner Festungen, sowie über eine Einteilung der verbleibenden Befestigungen in drei Klassen durch die Regierung zur Folge. Aus der Einteilung geht hervor, daß an der deutschen Grenze nur die vier großen Ostsestungen mit den zunächst anliegenden Sperrforts, ferner die einzelnen SperrfortS Manonviller und Eognelot in der 1. Klasse verbleiben, im übrigen die Sperrforts ketten an der oberen Mosel und an der Maas in die 2. Klasse zurücktretcn Ebenfalls gehören zur 2. Klasse die Festungen Maubeuge, Montmody und Besancon, während Lille, Langres und die Gruppe Reims—Laon—La Före in die 3. Klasse treten. Alle Befestigungen 1. Klasse sollen den modernen Anforderungen entsprechend umgebaut werden, während diejenigen 2. Klasse, deren Wert als Stützpunkt für das Feldheer nur eventuell in Frage kommen kann, nicht modern umzubauen, sondern nur innerhalb gewisser Grenzen zu unterhalten sind. Tie Be festigungen 3. Klasse sollen dagegen weder unter halten noch armiert und ausgerüstet werden, noch wird für sie eine Kriegsbesatzung vorgesehen. Sie bleiben bestehen lediglich mit Rücksicht auf die mili tärischen Dienstgebäude, die sich darin befinden und mit bezug auf eine immerhin mögliche Verwendung im Kriegsfälle. Obgleich die Armeekommission der Kammer und die Senatskommission sich dem Regierungsentwurf angeschlossen haben, wobei zur Erläuterung bemerkt wurde, daß die Befestigungen 3. Klasse nicht verfallen, sondern baulich instand gehalten werden sollten, hat die Teputiertenkammer fortgesetzt solche Schwierigkeiten ge macht, daß dies Gesetz bis heute ebensowenig zustande ge kommen ist, wie der Teklassierungsentwurf, der die Auflassung einiger veralteter und deshalb für die Landesverteidigung wertloser Werke dringend empfahl. Unabhängig von den beiden genannten Gesetz entwürfen hat die Regierung einen dritten vorgelegt, nach dem einerseits die Bedingungen gesetzmäßig festgelegt werden sollten, unter denen in Zukunft Auslassung, Neubau oder Änderung von Be festigungen stattfinden dürfen, anderseits eine Er leichterung des Rayongesetzes zugunsten der Ein wohner stattfinden sollte. Über diesen Gesetzentwurf hat der Abgeordnete Gcrvais im Namen der Armee kommission der Kammcr soeben einen Bericht er stattet, der zugleich über die beiden vorher erörterten Gesetzentwürfe, sowie über das gesamte Landes verteidigungssystem mancherlei interessante Be merkungen enthält. Gervais hält cs nämlich für nötig, bei dieser Gelegenheit die gesamte Landes verteidigung in ihrer Rückwirkung auf die Finanzen und die sonstigen Landesinteressen einer Prüfung zu unterziehen. Man habe, so meinte er, das starre Befestigungssystem Vaubans zu lange beibehalten. Tie neuere Kriegsgeschichte zeige aber, welchen Wert dir provisorische Befestigung habe. Die vor die per manente Linie vorgeschobenen Anlagen (cl^k6N8er flu womont) bei Port Arthur hätten eine erheb liche Widerstandskraft gezeigt. Es fei daher an der Zeit, von dem ausgedehnten System einer zusammen hängenden permanenten Befestigung, das dem Staate ungeheuere Kosten auferlcge, zu einem gemischten System überzugehcn, das sich aus der permanenten Befestigung und einer biegsameren Art der „beweg lichen Befestigung" zusammensetze. Man brauche eine Anzahl Festungen ersten Ranges, aber diejenigen 2 Helm, welche die lockeren Allüren und das deib-zugreifende Wesen einer Demimondaine vortrefflich zu charakterisieren wußte. Don den Herren bot die einheitlichste Leistung, diesmal die eines sentimentalen Liebhabers, Hr Willy Schröder. Er spielte den Toni Wallner mit über zeugender seelischer Innerlichkeit. Neben ihm sind noch die Herren Richard Eivenack und Karl Friese zu nennen, welch' letzterem zudem nicht nur die sorgfältige Regieführung des Werkes, sondern auch drßen geschickte und geschmackvolle Jnszenesitzung zu danken ist Ter Beifall, den das Werk bei seiner hiesigen Erst ausführung fand, war erfreulicherweise sehr spärlich und beschränkte sich eigentlich nur auf Heiterkeitsregungcn bei komischen Episoden und Szenen während des Spiels; bei den Aktschlüßen überwog der Widerspruch den Bei fall, so daß die Annahme berechtigt ist, daß dem häß lichen Werke in Dresden nur ein kurzes Bühncndasein beschieden ist. W. TgS Wissenschaft. * Die Journalistik ist im Laufe des letzten Jahres überraschend schnell zu einer vielseitig behandelten aka demischen Disziplin geworden, nachdem erst vor wenigen Jahren die Universität Heidelberg den ersten schüchternen Versuch, dies Fach zu lehren, gemacht hat. Jetzt wird da« Zeitungswesen von Nationalökonomcn, Historikern, Juristen und praktischen Journalisten zum Gegenstand von Hochschulvorlesungen gemacht DaS geht aus den soeben erscheinenden Vorlesungsverzeichnissen für das Winterhalbjahr 1905'06 deutlich hervor. Namentlich nehmen sich jetzt auch die Juristen des PreßrcchtS an und suchen die so ost beklagte Verständnislosigkeit unserer Richter den besonderen Arbeitsgebieten, Aufgaben und der Rechtslage der Redakteure gegenüber zu beseitigen. Spezialvorlesunzen über „Preßrecht" kündigen in Berlin Prof. Goldschmidt, in Leipzig Prof. Nagler, in München
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