Dresdner Journal : 28.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190509282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-28
- Monat1905-09
- Jahr1905
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- Titel
- Dresdner Journal : 28.09.1905
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Veiu-Spret»: Beim Bezüge durch di« Ktsch-st»-,»« innertzal» Dresden» 2,so M (einschl. Zutragung), durch die im Deutschen Reiche 3 M. (au-schüeßuch Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht rin- gesorderten Beiträge bean sprucht, io ist das Postgeld beizusügen. Hercmsgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.»Anschluß Nr. 1295. Erscheine« r Werktag- nachm 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Elnkündtg«n>»>rbühre«: Die Zeil« kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündt- gunaS-Seite oder deren Raum so Pf. Bei Tabellen» und Zisfernlatz 6 Pf Ausschlag wr die Zeile. Unterm Re- baktionSstrich (Eingesandt) die TextzeUe mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren»Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittags 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. 226 Donnerstag, den 28. September nachmittags. 1903. (Amtlicher Teil. Se«e«»u«ge«, Bersetzunge« re. im -ffent- liche« Dienste. AmSeschäft-dereiche de» Ministerium» de-Gultu» un» Ssfentl. Unterricht». Zur Erledigung kommt 1 Januar 1906 die Schuldirektorstelle zu Augustusburg. Aehalt S200 M, einschl 500 M Wohnung-geld. Die Be werber sollen befähigt sein, französischen Unterricht zu erteilen. Kewerbungsgesuche mit den erforderlichen Unterlagen sind bis 7 Oktober bei Bezirksschulinspektor Sattler, Flöha, einzureichen. - Zu besetzen: 1. Januar 1906 die vorbehältlich der Ge nehmigung der obersten Schulbehörde neu zu errichtende z ständ Lehrerstelle ar der Schule inEngelsdorsbei Leipzig, der eine bedeutende Vergrößerung bevorsteht Kollator: die oberste Zchulbehörde Gehalt bis zum 26 Lebensjahre 1350 M., vom 27. bis 29. 1500 M, vom 30. bis 82 1650 M, vom zz bis 35 1800 M, vom 36. bis 38 1950 M, vom 39. bis 41 2100 M., vom 42 bis 4». 2250 M., vom 45 bi-47. 2400 M, vom 48. bis 50. 2550 M , vom 51. Lebensjahre ab 2700 M Außerdem sreie Wohnung oder 300 M. Wohnungsentschädigung Gesuche unter Beifügung der er- sorderlichen Beilagen sind bis 17. Oktober beim Bezirksschul inspektor für Leipzig II Schulrat Zimmler einzureichen. Kehördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Vie Wiedereröffnung des österreichischenNeichsrats. Aus Wien schreibt man uns: Das österreichische Parlament hat seine Beratungen iviedcr ausgenommen. Schon die Borgänge in der Eröffnungssitzung des Abgeordnetenhauses haben neuerdings dargetan, daß alle Fragen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwickelung Österreichs unter dem Einflüsse der ungarischen Krise ein völlig verändertes Gepräge erhielten. Möglichkeiten, die vor dem Beginne dieser Krise noch gar nicht ernst lich erörtert wurden, sind nun aktuell geworden und Probleme, die noch vor kurzem die allgemeine Auf merksamkeit auf sich lenkten, sind fast gänzlich in den Hintergrund getreten. Die Volksvertreter, deren Mandate in nicht ferner Zeit erlöschen, sollen im letzten Abschnitte ihrer Tätigkeit Aufgaben von viel leicht historischer Tragweite bewältigen. Die Grund lagen der wirtschaftlichen Beziehungen Österreichs zu Ungarn und zum Auslande sind gefährdet; die staatsrechtlichen Fundamente der Wehrkraft und der internationalen Repräsentation der Monarchie sind einem mächtigen Ansturm ausgesetzt. Im Vereine mit der Regierung soll die Volksvertretung dafür sorgen, daß die durch diese Erscheinungen gekenn zeichnete Entwickelung den Interessen Österreichs und des Gesamtreichs möglichst wenig Schaden zufüge. Es sollen Präventivmaßnahmen für alle Fälle getroffen werden und es soll doch jeder Schritt vermieden bleiben, der die Lage verschärfen könnte. Die politischen Faktoren Österreichs dürfen ihre Kräfte nicht in einem vielleicht aussichtslosen Kampfe zum Schutze der Ge meinsamkeitsbollwerke verbrauchen, sie dürfen ander seits den Gegnern keine Argumente für noch heftigere Angriffe auf diese Bollwerke liefern Aus den um fassenden Darlegungen des Frhrn. v. Gautsch ge winnt man die beruhigende Gewißheit, daß die Re gierung den Anforderungen einer schwierigen und heiklen Situation gewachsen ist. Der Kabinettschef hat die Akti-ncn angedeutet, welche die Regierung behufs Wahrung der österreichischen Interessen in den Einzelsragen durchzuführen gedenkt, sobald die Notwendigkeit der Abwehr vorhanden sein wird An diese Andeutungen knüpfte er die bestimmte Erklärung, daß eine Revision des gesamten Ausgleichs niemals ohne Mitwirkung der berufenen Faktoren Österreichs erfolgen werde Der Ministerpräsident hat seine Mitteilungen offenbar geflissentlich in nüchterner, streng sachlicher Form vorgebracht und er hat die Wirkung seiner Rede nicht in rhetorischen Effekten, sondern in der wiederholten und entschiedenen Geltendmachung des unanfechtbar korrekten Stand punkts der österreichischen Regierung gesucht. Seine Kundgebung stützt sich auf die Gesetze, so wie sie ihrem Buchstaben und ihrem Geiste nach aufgefaßt werden müssen und nicht auf waghalsige Ge setzesinterpretationen, wie sie von den ungarischen StaatSrechtlern nach dem jeweiligen Tagesbedarfe erzeugt werden. Eben deshalb hat seine Rede in Ungarn eine nichts weniger als beifällige Aufnahme gefunden. Tie magyarischen Kritiker äußern ihren Unmut, indem sie gegen den Frhrn. v. Gautsch den Vorwurf erheben, sein Standpunkt decke sich völlig mit demjenigen, der kürzlich von dem Monarchen selbst in der Ansprache an die Koalitionsführer ent wickelt wurde. Dieser vermeintliche Tadel kann in Österreich wohl nur als ein Lob gewürdigt werden. Das Gebiet der spezifisch österreichischen Konflikt fragen berührte der Ministerpräsident in einigen Be merkungen, die weder auf deutscher Seite noch in den anderen nationalen Lagern enthusiastische Zu stimmung fanden, die aber doch auf keiner Seite mißbilligt werden konnten. Durch diese Behandlung hat er nicht allein den allgemeinen Grundsätzen ent sprochen, die sich aus der Unparteilichkeitspflicht der Regierung ergeben, sondern auch den Anforderungen der heutigen ausnahmsweisen Lage Die Zurück stellung der nationalen Zwistigkeiten ist für die Parteien heute eine Pflicht des Patriotismus und der Vernunft und die Regierung kann den Betei ligten ihre Pflichterfüllung nur dadurch erleichtern, daß sie es vermeidet, der argwöhnischen Eifer sucht der Rivalen durch einseitige Verheißungen, mit denen man früher oft allzu freigiebig war, neue Nahrung zuzuführen. — Ein schärferes Ge präge zeigten die Erklärungen des Kabinettschefs über die Wahlreformfrage. Frhr. v. Gautsch hat damit unseren Sozialdemokraten eine in mehrfacher Hinsicht unliebsame Überraschung bereitet. Als die Gerüchte von seiner angeblichen Stellungnahme gegen das Fejervarysche Wahlreformprojekt in die Öffentlichkeit drangen, inszenierte die sozialdemokratische Parteileitung einen Entrüstungssturm. Nach be kannter Schablone wurden Versammlungen veranstaltet und Verdammungsverdikte aller Art über den „Wahl rechtsräuber an der Spitze der österreichischen Re gierung" gefällt. Zugleich wurde angekündigt, daß in der ersten Parlamentssitzung die große feierliche Justifizierung des unmodernsten aller modernen Staatsmänner erfolgen solle. Frhr. v. Gautsch ließ alle Schmähungen und Drohungen gleichmütig über sich ergehen, ohne die für ihn verfügbaren Behelfe zu irgendeiner Erwiderung oder Rechtfertigung zn benützen. Erst bei der Parlamentseröffnung selbst sagte er ohne Umschweife, daß er den ihm zu- gemuteten Eingriff in die ungarische Wahlreform frage überhaupt nicht unternommen habe und daß die gesamte Kampagne der Sozialdemokratie daher gegenstandslos sei. So haben seine Gegner, die ihrem Arger naiverweise in der Frage Luft machten, weshalb er die falschen Gerüchte nicht sogleich dementieren ließ, nur einen Heiterkeitserfolg er rungen und zwar gänzlich auf ihre eigenen Kosten. Zum Überflüsse mußten sie es noch hinnehmen, daß Frhr. v. Gautsch ihnen unter ZustimmungSäußerungen Luust und Wissenschaft. * Luthcrfestspicl im städtischen Ausstellungpalast. Gestern abend gelangte zum erstenmal das geschichtliche Charakterbild „Luther" von vr. Otto Devrient, dessen Generalprobe wir schon gestern an anderer Stelle Erwähnung getan hatten, zur öffentlichen Vorführung, der zahlreich geladene Gäste, u. a. der Ehrenvorsitzende des Festspielausschusses, Hr. geh. Finanzrat a. D. Ober bürgermeister Beutler, beiwohnten. Die Ausführung machte unverkennbar auf die sehr zahlreiche Zuhörerschaft — der 2000 Personen fassende Saal war wohl ausver kauft — einen starken und erhebenden Eindruck, ein weihe voller Zug lag über der ganzen Veranstaltung, und die frisch und unmittelbar wirkenden Bilder aus dem Leben und Schaffen unseres großen Reformators lösten beim Publikum unverkennbar ein warmes religiöses Gefühl aus, das sich in einer andächtigen und beifallsfreudigen Stimmung kund gab ' Das Festspiel selbst ist, obwohl es hier in Dresden noch nicht aufgesührt worden ist, wohl interessierten Kreisen allgemein bekannt. Die geniale Persönlichkeit Luthers eignet sich, da ihr auf der Höhe ihres Lebens gangs der große Konflikt fehlt, nicht zur dramatischen Bearbeitung, so sehr auch die Größe und Erhabenheit des Stoffes dazu anreizen mag. So bleibt für die Bühne nur eine in dramatischer Form gehaltene Wieder gabe einzelner Ereignisse und Episoden aus dem Leben und den Kämpfen LutherS: auch dies jedoch noch eine ungemein schwierige Ausgabe, die Otto Devrient mit großem Geschick und liebevollstem Verständnis sehr glücklich gelöst hat. Er hat es verstanden, die einzelnen Bilder schlicht, wahr und natürlich und dabei leben-warm und feffelnd zu ge stalten, die Gestalt Luthers ist in den Gang der Hand lung fest eingefügt und tritt doch, alle anderen über ragend, plastisch hervor, und die Treue, mit der sich der Verfasser an die geschichtliche Überlieferung gehalten hat, hat nicht verhindert, dem Werke einen poetischen Glanz zu verleihen. Dabei durchweht das Ganze eine ehrliche Begeisterung und ein wahres und schönes religiöses Gefühl. Die Darstellenden, bekanntlich bis auf zwei nur Dresdner Einwohner, sind ihrer oft recht schwierigen Ausgabe schauspielerisch meist überraschend aut gerecht geworden und erfreuen besonders durch die Frische und das Verständnis, das sie ihren Rollen entgeacnbringcn Die Hauptfigur, Luther, wird von Hrn. Hosrat Hugo Edward aus Darmstadt gegeben, der das Hauptgewicht auf die ernste Größe Luthers legt, aber leider in Maske und Natürlichkeit des Ausdrucks, ebenso wie in Sprech kunst, wenig befriedigt. Desto mehr ist ihm aber zu danken für seine vorzügliche Einstudierung dcS ganzen Werkes und die sehr gelungene Regie; be sonders die Volksszencn sind sehr glücklich und lebendig gestaltet. Hervorzuheben ist noch Frau Re- gierungSrat Wilhelmine Storch-Kühlmann, die als Katharina v. Bora warme Töne und Innigkeit findet. Die Musikleitung liegt in den erfahrenen Händen des Hrn. König! Musikdirektors Römhild, während die Orchestermusik Hr. Kapellmeister Bade leitet und an der Orgel Hr Organist Birn tätig ist. -vü. Andreas Achenbach. Als Andreas Achenbach, der morgen, am 29 Sep tember, das Fest seine» 90 Geburtstage» in der wegen seine» hohen Alters von ihm selbst gewünschten Stille begeht, vor 20 Jahren seinen 70. Geburtstag feierte, wär der Jubel, der ihn von allen Seiten, am meisten aber aus den Reihen seiner Düsseldorfer Kollegen um- aller anderen Parteien des Hauses offen erklärte, er perhorreSziere für Österreich das allgemeine Wahl recht, weil dasselbe hier angesichts der nationalen Verhältnisse Zisleithaniens nicht einen Ausgleich des politischen Rechtsbesitzes, sondern eine neu» und sehr bedenkliche Schädigung des Gleichberechtigungsprinzips bewirken könnte. Die Grencharriere der ^lpe«. Es ist ganz erklärlich, daß italienische wie französische Blätter sich zurzeit mit vielen militärischen Betrach tungen beschäftigen In vorderster Reihe steht dabei der mächtige Grenzwall der Alpen, an dem in diesem Monat, nach den Direktiven des Generals Metzinger, große Ge birgsmanöver stattgefunden haben und über dessen mili tärische Bedeutung die nachstehenden Angaben von einigem Interesse sein dürften. Tie Alpen fallen nach der italienischen Seite sehr steil ab, während sie sich nach der französischen allmählich senken. Die Wege haben daher auf letzterer weniger Biegungen und Kunstbauten und meist auch geringere Steigerungen als auf ersterer Alle Truppenbewegungen sind aber hier an die vor handenen Wege gebunden. Wenn auch einzelne Leute und zuweilen auch Reiter, an manchen Stellen neben den Wegen vorwärts kommen, und wenn auch Patrouillen und" kleine Abteilungen vorübergehend die vorhandenen Fußpfade zu benutzen vermögen, so sind doch größere Truppenkörper unbedingt aus die wenigen vorhandenen Straßen angewiesen. Der Gegner weiß daher von vorn herein genau, an welchen Stellen er den Gegner zu er warten hat. Die Zahl der feindlichen Annäherungs linien ist eine genau bestimmte und sehr beschränkte. Aber nicht nur die Zahl der Anmarschwege bez. der feindlichen Marschkolonnen, sondern auch die Stärke der letzteren ist hier im voraus durch das Gelände bestimmt. Zunächst ist die Marschformation durch die Breite der vorhandenen Wege bedingt. Die Straßen gestatten für alle Waffen die in unserer Felddienstordnung vorge schriebenen und auch bei Franzosen und Italienern üb lichen Marschformationen; Infanterie zu vieren, Ka vallerie zu vieren oder zweien und Artillerie zu einem, die Saum- und Fußpfade nur den Reihenmarsch zu einem, und zwar erstere auch für Maultiere und Ge birgspferde, letztere nur für einzelne Leute. Die Marschgeschwindigkeit ist abhängig von der Steigerung und von der Bodenbeschaffenheit der Wege ^nd dürfte auf den Straßen insofern von der normalen abweichen, als beim Marsch aufwärts die Mannschaften, beim Marsch abwärts die Reit- und Zugtiere etwas lang samer gehen Außerdem sind Märsche im Hochgebirge, besonders für nicht an dieselben gewöhnten Truppen, außerordentlich ermüdend; infolgedessen wird die Tages leistung wesentlich geringer sein als im Flachlande. Von besonderer Bedeutung ist, daß eine die Alpen über schreitende Armee in bezug auf ihre Verpflegung nahezu ausschließlich auf ihre Trains angewiesen ist. Diese Tatsache ist ausschlaggebend für die Bestimmung der Größe der Kolonne, die auf eine Alpenstraße gesetzt werden kann, insofern die Möglichkeit bestehen muß, daß die Trains im Verein mit den Wagen der großen Bagage und etappenweise vorzuschiebenden Magazinen, die Ver pflegung der gesamten Kolonne sicher auszuführen ver mögen. Der italienische General Ricci hat darüber eine genaue Berechnung angestellt, aus der hervorgeht, daß die Stärke einer solchen Kolonne nicht größer als die eines Armeekorps mit drei Divisionen (höchstens 50000 Mann) sein darf. Außer den sechs großen Straßen, die über die Alpen führen — die Cornice, der kleine St. Bernhard, der Mont Cönis, der Mont Genövre, über Agentera (Col de Laroche) und der Col di Tenda — sind noch etwa 15 Maul tier- oder Saumpfade vorhanden, deren Mitbenützung mög lich wäre. Wie wenig Truppen jedoch auf einen solchen Pfad gesetzt werden können, kann man sich errechnen, wenn man bedenkt, daß auf diesen nur Einzelmarsch mit großen Abständen von Mann zu Mann und noch größeren zwischen den Abteilungen, möglich ist, besonders wenn tönte, nur der Ausdruck der allgemeinen Anerkennung und der kaum von einer Seite bestrittenen Bewunderung für den größten und ersten unter den deutschen Land schaftsmalern, die das 19. Jahrhundert hervorgebracht hat. Heute sind seit dieser denkwürdigen Achenbachfeier volle 20 Jahre ins Land gegangen. In dieser kurzen Spanne Zeit hat die deutsche Kunst solche Wandlungen durchgemacht, daß vieles, was damals als unfehlbares Evangelium gepriesen wurde, heute als Verkehrtheit an gesehen wird, und daß die anerkannten Führer von da mals inzwischen wieder von ihrem Throne herabgestürzt sind oder sich wenigstens nur mit Mühe noch in ihrer Stellung behaupten. Auch Andreas Achenbach ist cs nicht erspart ge blieben, den Wankelmut, dem jedes künstlerische Urteil nun einmal unterworfen zu sein scheint, aus eigener Er fahrung kennen zu lernen. Er hat auch bei der un glaublichen, bis ins hohe Alter nicht nachlassenden Frucht barkeit seiner Produktion selbst dazu beigetragen, daß sein Ruhm nicht unverdunkelt blieb, da auch Bilder sein Atelier verließen, denen cS an genügender Durchbildung und der eigentlichen Vollendung gebrach. Dennoch hat noch keiner ernstlich gewagt, das Ansehen, das sich der Meister schon seit langem errungen hat, anzufcchten und den guten Klang seines Namens zu schmälern. Dazu ist seine Stellung in der Geschichte der deutschen Kunst doch zu gesichert und zu deutlich erkennbar, als daß die Meinungen über seine Bedeutung wesentlich auS- einandergehen könnten. Denn eS wird ihm unvergessen bleiben, daß er als der erste voll und ganz mit der süß lichen Romantik der Schirm er schule, unter deren Einfluß er ausgewachsen war, brach und sich statt dessen einem kräftigen Realismus in die Arme warf, der uns heute manchmal etwa» trocken und nüchtern erscheinen will, der aber zu seiner Zeit einen großen Fortschritt bedeutete. Dazu kam seine ungewöhnliche Fähigkeit, sich in die Kunst seiner Vorgänger zu vertiefen und sich an ihrem Last- und Reittiere (Gebirgsbatterien, Vorratspferde rc), die beim Aufwärts- und Abwärtsgehen eine andere Marschgeschwindigkeit haben als Menschen, mitmarschieren. Praktische Versuche haben ergeben, daß ein Bataillon von 1000 Mann in 40 bis 50 Minuten und eine Gebirgs batterie in 18 bis 20 Minuten abläuft. Demnach wird eine gemischte Brigade zu 6 Infanterie- und ein Alpen jägerbataillon, eine Gebirgsbatterie und eine Pionier kompanie mit kleiner Bagage auf Maultieren, in etwa acht Stunden, und bei Ausscheidung einer Marschsicherung in neun Stunden ablaufen bez. zur Spitze aufmarschiercn. Legt eine solche Kolonne an einem Tage eine Strecke von sechs Stunden zurück, so muß sie im ganzen (wenn auch nicht jeder einzelne Teil derselben) 15 Stunden marschieren. Die Verpflegung, zu deren Transport 250 Maultiere für eine Tagcsportion nötig wären, würde noch einige Stunden später cintreffen. Dabei würden noch dadurch Schwierigkeiten entstehen, daß eine beladene Maultierverpflegungskolonne beim Heranmarsch zur Brigade der von derselben leer zurückkchrendcn ausweichen müßte. Die Benutzung der Fußpfade ist mit Rücksicht auf die Schwierigkeit der Verpflegung nur vorübergehend mög lich und vermag die Anzahl der gleichzeitig zum Über gang über die Alpen in Bewegung zu setzenden Truppen nicht zu erhöhen Hieraus ergibt sich für den strategischen Angreifer, wenn er mit einer großen Armee die Alpen überschreiten will, die Notwendigkeit, sämtliche vorhandenen Alpenstraßen, und möglichst auch die vorhandenen Maul tierpfade auszunützcn Gleichwohl könnte zunächst nur eine Armee von einer Maximalstürke von 50000 mal 6 und 7000 mal 15 gleich 405000 Mann, die Alpen auf den vorangcgebenen 21 Straßen und Wegen überschreiten, und diese verhältnismäßig geringen Streitkräfte sind dabei auf eine Frontbreite von 250 lein verstreut. Auch die Marschleistungen unterliegen in den Alpen einer engen Begrenzung. Bei Marschleistungen im Gc- birgsgelände ist nicht nur mit horizontalen Entfernungen, sondern auch mit vertikalen zu rechnen. Ein kräftiger, im Bergsteigen gewandter Mann vermag in ciner Stunde unter günstigen Verhältnissen bis zu 300 m zu steigen. Gut trainierte Truppen können bei reichlicher Ernährung unter günstigen Verhältnissen 1000 m, Alpenjäger bis 1500 in in einem Tage ersteigen. Diese Leistung läßt sich noch um etwa 300 in erhöhen, wenn die Truppe ohne Gepäck ist. Damit ist jedoch die Maximalgrenze der Leistungsfähigkeit der Truppe erreicht, wenn auch ein zelne gewandte Bergsteiger noch größere Höhenunterschiede an einem Tage zu überwinden vermögen. In richtiger Erkenntnis, daß im Hochgebirgskriege die Beschaffenheit der Truppen gegenüber der Zahl derselben in den Vordergrund tritt, haben Frankreich und Italien gleich den ebenfalls'einen Teil des Alpengebiets beherr schenden Österreichern, eine eigene Truppenart für den Alpenkrieg geschaffen, Alpins bei den Franzosen und Alpini be» den Italienern genannt. Dieselben rekrutieren sich aus der Alpenbevölkerung, sind daher von frühester Jugend her an die Strapazen des Bergsteigens und des Felsenerklimmens, sowie an das rauhe und wechselreiche Klima der Alpen gewöhnt. Aus diesem vortrefflichen Material wird durch sorgfältige und zweckentsprechende Ausbildung ein Elitekorps geschaffen, das zu hohen Leistungen in dem beschwerlichen Hochgebiraskriege be fähigt »st Ihre Garnisonen liegen teils in den Alpen, teils am Fuße derselben. Vorzugsweise dienen die Alpen jäger auch als Besatzungen der in den Alpen angelegten festen P'ätzc. Frankreich verfügt zurzeit über 12 Alpenjäger bataillone zu je 6 Kompanien, wogegen Italien 7 solcher Regimenter mit 22 Bataillonen hat. Außer den Alpen jägern bildet eine weitere Spezialtruppe für den Alpen krieg die Gebirgsartillerie Frankreich hat 14 Batterien mit gleichem Kaliber wie die Feldgeschütze, Italien 15 Batterien mit 7,5 ein Kaliber. Zum Transport der französischen wie der italienischen Gebirgsgeschütze (Lafette und Rohr) sind je 3 Tragtiere notwendig Die Gebirgs batterien garnisonieren wie die Alpenjäger und sind durch ihre Ausrüstung, Organisation und Ausbildung in den Stand gesetzt, den Jägern auf ihren schwierigsten Pfaden zu folgen Vorbilde weiter zu entwickeln Am meisten zogen ihn die alten Holländer an, die er in vielen seiner Land schaften nicht nur erreicht, sondern übertroffen hat, zumal er nicht bloß die Ruhe in der Natur dargestellt, sondern immer wieder versucht hat, auch des wildesten Aufruhrs in ihr Herr zu werden. Er zuerst hat das Leben und Treiben der See mit Erfolg wiederzugeben verstanden und Gicßbäche aus dem skandinavischen Norden ge schildert, deren Wasser wirklich über alle entgcgenstehenden Hindernisse dahinwegbraust. Obwohl er in Süddeutsch land und Tirol gereist war und zwei Jahre in Italien Aufenthalt genommen hatte, fühlte er sich doch in Norwegen, das er im Jahre 1838 zum erstenmal aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte und immer wieder gern aufsuchte, am heimischsten Dort zogen ihn die schäumenden Wasser fälle des Landes immer wieder an, und er konnte sich nicht genug tun, sie mit größter Frische und Lebendigkeit im Bilde festzuhalten Nicht minder fesselten ihn die Küsten der Nordsee in Belgien und Holland, sowie das Innere des Landes mit seinen stillen Kanälen, während er die offene hohe See kaum jemals daraestellt hat Daneben fehlt es nicht an Bildern, deren Motive der Gegend am Niederrhein entnommen sind, oder er wandte sich nach Hildesheim, dessen alte Bauten ihm vielerlei zu sagen hatten. Eine hervorragende Wichtigkeit hat in den meisten seiner Bilder die Staffage; sie ist bei ihm nicht bloß Füllsel, sondern ein wesentlicher Teil der Arbeit, die auf diese Weise schärfer charakterisiert wird. Das „Judenviertel in Amsterdam" in der hiesigen Galerie Meyer und „Der Fischmarkt in Ostende" in der Berliner Nationalgalcrie beweisen vielleicht arn besten, wie sein malerischer Blick auch da lohnende Vor würfe entdeckte, wo andere vor ihm acktlos vorüber gegangen waren Von seiner Vielseitigkeit zeugt vor allem auch der Umstand, daß er sich auch mit Glück aus das Gebiet der Heiligen und der Architckturmalerei begeben
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