Dresdner Journal : 03.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190501032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-03
- Monat1905-01
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- Titel
- Dresdner Journal : 03.01.1905
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(autschtteLlich Bestellgeld, vierteljährlich Einzelne Nummeru 10 Pf- Wrd Zurückfenduna der fite dhs Schiiftleitung bestimmte«, aber von dieser nicht na» aesorderlen Vnttäge bea«. spnicht so ist da» Postgeld bei^usügen »«kt»»t»«««««tdthre»: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 oral gespaltenen AnküM- giing-.Kelle oder deren Raum uv Ps Bei Tabellen» und Ziffernsatz L Ps Aufschlag kür die Zeile Untenn Rr- vaktton-stnch (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum bv Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag- 12 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer. Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Herau-gegeben von der Königl. Expedition deS Dresdner Journals, Prscheiuemr Werktag» nachm. S Uhr. — Origtnalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Dresdner Journal. ^2 Dienstag, den 3. Januar nachmittags. 1905 Bezugs-Einladung. Bestellungen auf da» Dresdner Journal für da» !. Vivi'ffvlIskn 1905 «erden in Dresden-Altstadt in unserer Geschäfts stelle. Zwingerstr. LV, in Dre-den-Aeustadt in der Hof Musikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner) Hauptstraße 2, zum Preise von 2 US. S0 I»G. angenommen. Bei den Poftanstalteu im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 3 Mark. Zn der weitern Umgebung Dresden» gelangt da» Dresdner Journal noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften des obern Elbtale» bi» Schandau, in denjenigen de» untern Elbtale» bis Meißen und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegnen Orten. Wo in diesen Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS in» Ein vernehmen setzen. Löuigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Brigadier nach Neumark, Gendarm Gerlach in Leuben bei Riesa nach Luga, Gendarm Adler III in der Brigade Mügeln al» Dtstrikl-geudarm uach Leuben bei Riesa, Gendarm Knauthe in Burkhardl-dors nach CoSwig, Gendarm Schindler IV in Wechselburg nach Burkhardl-dors, Gendarm Reichelt II io Hartmannsdorf nach Wechselburg, Gendarm Uhlig I in Johanngeorgenstadt noch Hartmannsdorf, Gendarm Uhle mann in der Brigade Scharsenstein als DistrtktSgendarm nach Johanngeorgenstadt, Gendarm Bogel in Mylau nach Neumark, Gendarm Zeißler in Neumark nach Netzschkau, Gendarm Erlbeck II in Adorf als Bnreaugendarm zur Gendarmerie»Oberinspektion, Gendarm Grünler in der Brigade Meißen Cölln al» DistriktSgendarm nach Adorf, Ben» darin Balzer in Tannenberg nach Werda und Gendarm Holz weißig II in der Brigade Laubegast als DistriktSgendarm noch Tannenberg. Angestellt al« Gendarme: Bizeseldwebel Pallmer in der Brigade Mügeln, Bizeseldwebel Eckert in der Brigade Scharsenstein und Feldwebel Herzog in der Brigade Meißen Cölln — Bei der Polizeidirektion zu Dresden. Pensioniert: Stadtgendarm Falk Befördert: Die Expedienten Jäckel, Kunze und Kießling zu Bureau- assistentea. I« «eschLstSvereiche des Ministeriums de» Kultus u. öffcntl. Unterrichts. Zu besetzen: dir S ständige Lrhrerstelle zu Krumhrrmersdors bei Zschopau. Kollator: Ministerium des Kultus rc Grundgehalt 1200 M. Außerdem ISO M Pers Zulage sowie freie Wohnung mit Garlengenuß Bewerbungen mit den erforderlichen Unter lagen (AmlSsührung-zeugntS bis in die neueste Zeit und event. MilitärdienstnachweiS) bi- 17 Januar an BezirkSschulinspektor Sattler, Flöha (Vedördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Oberlehrer an der IH. Bürgerschule in Meißen und Kantor in Zscheila Johann Friedrich Bruno Lindner das Verdienstkreuz zu verleihen. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rentier Gocht in Ebersbach das Albrechts- kreuz zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im »,schästsd«r«tche de» Ministeriums der ihinuuzeu. Kreis- und Bezirk-steueroerwaltung. «ersetzt: Assessor vr Seume in Zwickau zum Klei-steuer- rate in Leipzig Angestellt: Assessor vr. Knäbel al- juristischer Hilfsarbeiter beim KreiSsteuerrate in Zwickau, Assessor vr »ühn al- juristischer Hilfsarbeiter beim KreiS- struerrate in Chemnitz Versetzt: die Bezirkssteuersekretäre Pfretzschner von Borna nach Leipzig und Schneider Philipp Gustav) von Leipzig nach Borna, die Bureau- aisistenten Richter (Karl Gustav) von Dresden nach Rochlitz, Nollau von Chemnitz nach Leipzig, die Expedienten Uhle mann von Großenhain nach Dresden, Schüller von Dresden nach Großenhain. Befördert: zu Bezirkssteuersekretären die Bureauassistenten Nöbel inOelsnitz und Köther in Dresden, zum Bureauassistenten der Expedient Richter (Karl JuliuS) bei der kreisfteuerrätlichen Kanzlei in Chemnitz Angestellt: als Expedienten die Privatexpedienten Richter (Karl Theodor) bet der Bezirkssteuereinnahme Zwickau, Meley bei der Be zirkSsteuereinnahme Dresden, Dreßler bei der kreissteuer» rätlichen Kanzlei in Chemnitz Barth bei der BezirkSsteuer- einnahme Auerbach — d) Technische» Personal der Steuerverwaltong Versetzt: die BermessunqSingenieurc Prasst in Glauchau nach Dresden, Jahn in Dresden nach Glauchau Besördert: Bermessungsingenieurassiften» Herr mann zum Vermessungsingenieur beim technischen Bureau de« kreisftenenätlichtn Amtes in Dresden, Vermessung-assistent Viertel zum BermessungSincenieurassistcnten, Geometer iDipl-Jng) Müller zum BermessungSassistenlen Pensio niert: Vermessungsingenieur WilmerSdorss in Dresden. Zm «eschLstsbereiche des Ministeriums des Innern. Bei dem Landgendarmeriekorps. Pensioniert: Obergendarm Busch in Annaberg und Gendarm Zetzsche in CoSwig Besördert: Gendarmerie Brigadier Hösemann in Mylau zum Obergendarm in Annaberg Versetzt: Gendarm Regeusteiu in Luga unter Ernennung zum Gcndarmerie- ver Labinettswechsti in Oesterreich. AuS Wien schreibt man unS: Ministerschicksale vollziehen sich oft unabhängig von der Entwickelung des öffentlichen Lebens. Zwischen dem nun erfolgten Rücktritte vr. v Koerbers und der neueren Gestaltung der Verhältnisse Oster reichs besteht aber ein unmittelbarer Zusammenhang, vr. v Koerber hat seine Laufbahn im bureaukrati- schen Berufe zurückgelegt; er war der Leiter eines Beamtenministeriums Man vermag jedoch in seinem Walten an der Spitze der Regierung keinen burcau- kratisckcn Zug zu entdecken. Im kleinen wie im großen war er der Anwalt, häufig genug der Vor kämpfer deS Fortschritts Nicht jenes Fort schritts, der erst einer Verherrlichung durch die Phrase bedarf, sondern deS Fortschritts, der durch greifbare Leistungen bessernd und befreiend wirkt. Im Vertrauen auf sein Können hat Koerber sich fast Unmögliches zugemutet, als er sich neben der Führung deS Kabinetts auch die Leitung der Mini sterien des Innern und der Justiz zu dem aus gesprochenen Zwecke vorbehielt, in beiden Ressorts eine einschneidende reformatorische Tätigkeit zu ent falten. Die Ergebnisse dieser Tätigkeit sind unver gängliche Denkmäler für den Mann, der nun geistig und körperlich übermüdet die Ruhe sucht In der Verwaltung wie im Justizwesen wurden ungezählte Mängel beseitigt, ungezählte segensreiche Neuerungen durchgeführt, darunter auch solche, die in geradezu epochemachender Weise das Humanikätsprinzip zur Geltung brachten. Der Chef des Beamtenkabinetts hat einen Kampf gegen die bureaukratische Rückständig keit unternommen, und er hat in diesem Kampfe glänzende Erfolge errungen. — vr. v. Koerbcr wollte aber auch auf dem politischen Gebiete ein Reformator sein. Er wollte den Bann des nationalen Haders dadurch brechen, daß er die Parteien zur wirtschaftlichen Arbeit aufrief. Sowie die Regierung in ihrem Wirkungskreise mit einem früher niemals wahrnehm- Lunst nud Wissenschaft. König!. Sächsischer Altertnmsverein. In der gestrigen Sitzung de» König!. Sächsischen Altertum-Verein», in der Se Königl Hoheit Prinz Johann Georg den Vorsitz führte, sprach nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten und der Ausnahme bez. Anmeldung neuer Mitglieder Archivsekretär vr. Beschorner über da» Zeithainer Lager von 1730. Nachdem er die Vorbereitung zu dreier großartigsten aller Veran staltungen August« de» Starken geschildert hatte, suchte er vom heutigen Stande der Wissenschaft au» die Frage zu beantworten, ob da- Kampemcnt bei Radewitz oder, wie e» im Volk-munde gewöhnlich heißt, da« Zeithainer Lustlager tatsächlich nur als eine miluärische Spielerei anzusehen ist, wie man die» meist behauptet hat, oder ob ihm nicht doch eine militärische Bedeutung zukommt? Die Beantwortung dieser Frage hängt wesentlich von der Beurteilung der Person Augusts de» Starken ab Bi» in unsere Tage hinein sah man in diesem Herrscher nur den genialen Genußmenschen, der da» Leben von.der heitersten Seite nahm und sich um ernste Dinge wcnia kümmerte Neuerding« aber hat man, namentlich durch die Forschungen vr Haake«, erkannt, daß er sich doch der Regierung«geschäste und namentlich aller militärischen Dinge mit größtem Eifer annahm Soldat durch und durch, bemühte er sich, nach dem unglücklichen Nordlicht Kriege, ip dem die bisherige sächsische HecreSverfassung völlig Schiffbruch gelitten hatte, seinem Land« eine neue Arinee zu geben. So wurde er eigentlich erst der Pschöpser dc« bereit« 1681 begründeten „stehenden Heere«". Inwiefern begründete de, Vortragende näher Besonder» -rohen Umfang nahmen die Heeresnsormen seit 1728 an. Die ganze Armee wurde neu uniformiert, neu be ¬ waffnet und nach neuen Exerzierreglements emgcdrilll Um über diese neu geschaffene Armee die Gcneral- musterung abzunehmen und die Exerzierreglements auf ihre Verwendbarkeit beim Exerzieren in großen Ver bänden zu prüfen, veranstaltete August der Starke daß Zeithainer Lager Außerdem aber bestimmte ihn auch noch die vielleicht durch das französische Beispiel und ähnliche Bestrebungen seine« Vaters, Johann Georg« III, geförderte Erkenntnis, daß jeder mit Truppen ausgerüstete Staat schon im Frieden den Krieg üben und infolge dessen mindestens aller drei Jahre solche große Armeckampements veranstalten müsse. Die Vorberei tungen zu dem Zeithainer Lager gingen alle auf den König unmittelbar zurück Er suchte selbst den Platz aus, bestimmte den Juni zur Abhaltung und entwarf bis in alle Einzelheiten das Programm Nachdem er e« zu nächst sehr großartig angelegt hatte, beschränkte er e« schließlich aus eine Parade am 1 Juni, auf da« Einzel- «xerzitren der verschiedenen Truppengattungen (Dragoner am 3, Kavallerie am 10 , Infanterie am 12 und Lancier« am 13. Juni), auf Übung der ganzen Armee (am 15. in Kolonnen, am 17. in PhalangeS oder Linien und am 19. in Karree«) und auf zwei große Felvdicnstübungen, von denen die eine die Erzwingung eine« Elbübergang« bei Gröba darstellte, die andere eine Schlachr zwischen zwei Armeen. Alle dies« llbungen machen schon an sich nicht den Eindruck, al» seien sie nur auf die Befriedigung einer schaulustiaen Menge berechnet gewesen Außerdem aber hat August der Starke selbst bekannt, daß er statt unterhaltender und scherzhafter Schauspiele wirkliche Übungen bieten wollte. E» kam ihm hauptsächlich darauf an, drn König Friedrich Wilhelm l, den er für künftige, vielleicht nah« bevorstehend« Krieg« al« Bundesgenossen gewonnen hatte, von de, Brauchbar keit seiner Truppen zu überzeugen Und daß ihm die« gelungen ist, läßt sich nicht bezweifeln -d baren Eifer für die Hebung der Industrie, de» Handels und deS Verkehrswesens sorgte, so sollten auch die Parteien und ihre Vertreter gemeinsam ihre Fürsorge für eine segensreiche Entwickelung bekunden, die sich zum Wohle der Gesamtbevölkerung und un behindert vom nationalen Zwiste vollziehen konnte. Mit diesem Verlangen hat vr. v Koerber sich auf einen Standpunkt begeben, auf den unsere Partei- Politiker sich nicht emporzuschwingen vermochten. Er hat seine Pflichten als ein wahrhaft moderner Staats mann aufgefaßt. Dadurch ist er in einen unüber brückbaren Gegensatz zu den sogenannten Volks Vertretern geraten, die ihre Pflichten gegen das Volk zu erfüllen glauben, indem sie die Arbeit? Unfähigkeit des Parlaments erzwingen oder dulden Aus diesem Gegensatz« ergab sich auch der äußere Anlaß zur Demission vr. v. Koerbers Im Budget- ausschusse des Abgeordnetenhauses wurde vor einigen Wochen eine Krcditforderung der Regierung von einer starken Mehrheit abgelehnt. Deutsche und Tschechen hatten sich zu dieser rühmlichen Tat vereint. Tie Tschechen blieben damit nur der von ihnen schon längst gegen die Regierung beobachteten Taktik treu; die deutschen Vertreter aber fanden eS angemessen, verschiedene kleine Verstimmungen, von denen sie in letzter Zeit hcimgesucht wurden, so recht augenfällig durch da- Zusammengehen mit ihren erbitterten Feinden zum Ausdruckzu bringen. Diese Meistcrleistung politischer Klugheit gaben sie zum Besten, nachdem vr. v Koerber eben zu ihrer Beruhigung das bedeutsame, von den Tschechen mit größter Leidenschaftlichkeit getadelte Wort gesprochen hatte, er werde den nationalen Besitz stand deS Deutschtums stets schützen Ten Dank sür dieses Wort zollten die liberalen Deutschen gemein sam mit den christlichsozialen Stammesgenossen, ob schon die beiden Parteien bei allen ihren sonstigen Handlungen durch die stärkste Nebenbuhlerschaft und das regste gegenseitige Mißtrauen getrennt sind. So wurde denn durch werktätige Mithilfe deutscher Par teien dem tschechischen Ansturm gegen die Position Vr. v. Koerbers verstärkter Nachdruck verliehen — gegen die Stellung des Staatsmanns, der während einer fünfjährigen Wirksamkeit als Kabinettschef stets und unter den schwierigsten Verhältnissen jede Schädi gung von den Interessen des Deutschtums abznwehren suchte und der im Verkehr mit den deutschen Partei politikern alle Gebote der Loyalität unverbrüchlich erfüllte. Deutschen und Tschechen vereint gebührt das Verdienst, daß sie den parlamentarischen Boden wählten, um diesem Manne eine Schlappe zu be reiten, nachdem er mit unerschöpflicher Geduld be strebt war, einen von den Abgeordneten selbst plan mäßig zerrütteten und leistungsunfähig gemachten Parlamentarismus zu erhalten und neu zu beleben. Angesichts des Geschehenen mußte vr. v. Koerber die Hoffnung auf das Gelingen seiner Mission endgültig aufgeben. Zugleich mußte er mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß die Deckung der finanziellen Staatserfordernisse ohne Anwendung von Gewaltmitteln in absehbarer Zeit nicht zu er reichen wäre. Diese Erwägungen dürften noch durch andere Momente ergänzt worden sein, und so entschloß sich vr. v. Koerber endlich, dem dringenden Rat seiner Ärzte zu befolgen und den Monarchen um die Enthebung von einer Bürde zu bitten, die ihm durch den Undank österreichischer Parteipolitiker zu einer unerträglich schweren gemacht wurde. Als die Nachricht von dem Rücktritte vr. v Koerbers bekannt wurde, wollte niemand von den Nächst beteiligten die Mitschuld an dem Ereignisse auf sich nehmen. Sogar in tschechischen Kreisen regte sich ungeachtet mancher im Flüstertöne verbreiteten Be ¬ schwichtigungsworte die Sorge, ob die Zukunft den Obstruktionshelden den erhofften Lohn für die Hin wegdrängung des Ministeriums Koerber bringen werde. Noch weit düsterer war die Stimmung im deutschen Lager, in dem man mit einmal die früher so geringschätzig behandelten Verdienste vr. v Koerbers und damit auch die Größe der eigenen Mißgriffe er kannte Erst die Ernennung des Frhrn. v. Gautsch zum Ministerpräsidenten hat die deutschen Politiker von ihrer Beklemmung befreit. Durch diese Er nennung hat Kaiser Franz Joseph bewiesen, daß er in richtiger Würdigung der staatlichen Interessen die Ratschläge unbeachtet ließ, die darauf hinzielten, die gesamte innere Politik in eine neue Bahn zu lenken. Der Monarch will nicht an der deutschen Bevölkerung die Verirrungen ihrer Führer ahnden und er hat daher mit der Leitung der Regierung einen Mann betraut, der sich in seinem gesamten Wirken stets als ein Vertreter strengster Unparteilichkeit bewährte und der unter Beobachtung untadeliger Gerechtigkeit gegen die anderen Nationalitäten seine gutdeutsche Gesinnung niemals verleugnete. Frhr. v. Gautsch wird vor läufig nicht weit von dem Wege abgehen können, den vr. v. Koerber einschlug Ihm kann es aber gelingen, Erfolge zu erreichen, die seinem Vorgänger versagt blieben. Ihm kommt die Situation zu statten, in der er die Führung der Geschäfte übernimmt und die dadurch gekennzeichnet ist, daß Deutsche und Tschechen unter dem mächtigen Eindrücke der jüngsten Krise die Notwendigkeit einsehen dürften, den für Staat und Volk verhängnisvollen Gegensatz zwischen der Parteipolilik und den Erfordernissen des Ge meinwohls zu beseitigen. Frhr. v Gautsch ist durch seine außerordentliche Begabung und seine gewinnende Persönlichkeit prädestiniert, diese Lage zum Vorteile der Gesamtheit auszunutzen Vom Lriegsschauplahe. Port Arthur. Ter Fall Port Arthur« ist da- große Ereignis, aus das die Bevölkerung Japan- seit Monaten mit steigender Ungeduld gewartet hat und in dem sie, wenn nicht den ausschlaggebenden Gewinn des ganzen Kriege-, so doch ein Ereignis von höchster symptomatischer Bedeutung erblickt Al« di« Festung, die schon infolge de« japanisch- chinesischen Krieges in den Händen der Japaner war, auf den von den Mächten au-geübten Druck hin an China zurückgcgeben wurde und nicht lange danach durch den Pachtvertrag über die Halbinsel Kwangtung in den Besitz der Russen gelangte, sahen die Japaner mit steigender Bitterkeit, wie sich aus dem von ihnen er oberten Platze eine mächtige moderne Festung entwickelte, die nicht nur für die Vorherrschaft der Ruffen in der Mandschurei und ihre Stellung am Golf von Petschili von größter Wichtigkeit wurde, sondern sich auch bei den wachsenden Gegensätzen zwischen dem Zarenreich und dem Jnselvolk zu einer ernsten Bedrohung der von Japan in Korea verfolgten Pläne herausbildete. Es setzte sich hierdurch die Meinung fest, daß diese für Japan ungünstige Entwickelung unmöglich gewesen wäre, wenn die Festung nach dem chinesischen Kriege in den Händen Japans verblieben wäre Und in der Tat konnte ohne den Besitz Port Arthurs Rußland, allein aus den nörd lichen Hafen von Wladiwostok gestützt, die überseeischen Verbindungen de« Jnselvolks nicht ernstlich gefährden, eben die Verbindungen, die für das Jahrhunderte alte Ver hältnis zu Korea von ganz ausschlaggebender Bedeutung sind. Ms daher der Krieg um die koreanische Frage im Februar 1901 au-brach, mußte die erste Unternehmung, die den sicheren Fortgang aller weiteren Operationen ge währleisten sollte, sich gegen diesen gewaltigen Stützpunkt der russischen Seemacht richten Ter nächtliche überfall in der Nacht zum 8. Februar war die Einleitung zu dem gewaltigen Kampf, der dann mit steigender Intensität zwischen den beiden Parteien geführt wurde. Die Wifsenjlbuft. * Der 22. Kongreß für innere Medizin wird, wie bereit- gemeldet wurde, vom 12. bis 15 April 1905 zu Wiesbaden unter dem Vorsitz des Geheimrats Pros Erb-Heidelberg siattfinden Tas Hauptvcrhand- lungsthema des Kongreßes betrifft die Frage der Ver erbung Es sind kierfür zwei längere Referate angesetzt. Bei dieser Gelegenheit soll die Bedcu'ung der Vererbung und Disposition mit besonderer Berücksichtigung der Tuberkulose erörtert werden. * Der deutsche Geographcntag wird vom 13. bi- 18 Juni 1905 in Danzig tagen Am 13, 14. und 15. Juni sollen wissenschaftliche Sitzungen statt- findcn, während der 16., 17. und 18 wissenschaftlichen Ausflügen gewidmet sind Die Vorträge werden alle Gebiete der Geographie umsafsen und besonders die Landeskunde berücksichtigen Im alten Franzi-kanerkloster soll eine Ausstellung von Kartcn und Instrumenten statt finden und auch eine Übersicht über die Entwickelung unserer Kriegsmarine gegeben werden Zu der großen Festschrift haben Beiträge zugesagt die Herren Prof, v Bockel mann, Regierungtzrat Bindemann, Oberlehrer Lakivitz, vr. Seligo, Zeise und Dorr. Ausflüge sollen gemacht werden nach Thorn, Marienwerder, Marienburg, Elbing, Kahlberg, Karthaus, Hela »c. * Die Preisverteilung der Pariser Akademie der Wissenschaften hat in der letzten Jahre-sitzung programmäßig statlgesunden Die Zahl der Preise ist eine so große, daß ihre Aufzählung unmöglich ist Es können daher nur die entweder nach dcm Geldwert oder nach der ourch sie ausgezeichneten Forschung wichtigen cnvShnt werden Die mathematischen Preise sind sämtlich im Inland geblieben und können nur den Fach mann interessieren In dcr Abteilung für Schiff fahrt ist rin außerordentlicher Prri« von 6000 Frc« in gleiche Teile geteilt worden zwischen M. Jacob für theoretische Untersuchungen über die Fortpflanzung unter meerischer Explosionen, Gayde für eine Arbeit über den Widerstand von Schiffskörpern gegen untermeerische Ex plosionen und La Porte für hydrographische Arbeiten an der Küste der Bretagne. Ferner erhielt Lucien Mottez den Plumey-Preis für wichtige Dienste in der unter meerischen Schiffahrt In der Abteilung für Astro nomie ist der berühmte von Pierre Guzman gestiftete Preis natürlich wieder nicht verliehen worden, weil e« noch keinem gelungen ist, mit den Bewohnern eine« anderen Planeten in Beziehung zu treten, was zur Er werbung diese« großen Geldpreise« erforderlich sein würde In» Au-land gegangen sind der Lalande-Prei» an den Engländer Burnham für Arbeiten über Doppel sterne, der Valz-Prei« an den Portugiesen de Campo« Rodrigue« für seine Arbeiten an der Sternwarte von Lissabon nnd in«besondere für die Bestimmung der Connen parallaxe nach Beobachtungen de» Planeten Eros, außer dem die Janssen-Medaille an den Astronomen Han«ky. Geographische Preise haben erhalten der Franzose Baratier für seine tatkräftige Teilnahme an der Expedition de« Oberst Marchand in Inner-Afrika, Benard sür arktische Forschungen, Berget für ein Werk über die Physik und Meteorologie der Erde; dann der au«gezeichnetr kanadisch« Geolog« Dawson für seine letztjährigen hydrographischen Untersuchungen im östlichen Kanada, Oberstleutnant Luban«ki sür Forschungsreisen in Hinterindien; endlich der hochverdiente Auguste Pavie, der Urheber großartiger Forschungen im französischen Indo-China Von physi- kalischen Preisen wären zu nennen der H. öcrt Prei« an George Claude für ein allgemcinokiü.indUcbe- Werk über Elrktrizitit, der HugheS-Prei« an Ariö« für seine Veröffentlichungen über die Throne d«r Wärme und chemische Statik, der Kastner-Prei« an Kapitän Feri^ für seine Arbeiten über drahtlos« Trlegravhie Di« größeren
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