Dresdner Journal : 04.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190501048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-04
- Monat1905-01
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- Titel
- Dresdner Journal : 04.01.1905
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vttnXprrl«: Beim B<z»ge durch di« Grfchäftaß«« i»«ertz«5» Dr«d«u» 2,d0 M («mich! Aulmguna), durch dt« Muff 1» Teuftchen Reich« » M. auöichlußlich Bestellgeld) vierteljährlich. Gtujelur Nummern 10 Pf. Mrd Zurückseudung der für die Schristleitung bestimmte», «der vou dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, fo ist da« Postgeld beiiufügen. Dresdner Journal Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werftag« nach» S Uhr. — vriginalderichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgrdruckt werden. Dir Zelle kleiner Schrift d« 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Rau» Sv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernfatz b Pf Aufschlag kür die Zeile Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) oie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum b0 Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. Mittwoch, den 4. Januar nachmittags. 1905. Dyngs-Einladung. Bestellungen auf das Dresdner Journal für da« I. 1905 werden in Dresden-Altstadt in unserer Geschäfts- Belle, Zwingerstr. 2V, in DreSdeu-Neustadt in der Hof musikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner) Hauptstraße 2, zum Preise von 2 «I. S0 p«. angenommen. Bei den Postaustalte« im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 3 Mark. In der weitern Umgebung Dresdens gelangt daS Dresdner Journal noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften des obern ElbtaleS bis Schandau, in denjenigen des untern ElbtaleS bis Meißen und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegnen Orten. Wo in diesen Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Ein vernehmen setzen. Lönigl. Lrpe-ition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 4. Januar. Se. Majestät der König haben in einer heute mittag 1 Uhr im hiesigen König!. Residenzschlosse dem Königl. Bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen v Montgelas erteilten Partikular audienz auS dessen Händen ein Handschreiben Sr. Königl. Hoheit des Prinz-Regenten von Bayern entgegenzunehmen geruht, durch welches der Gesandte in seiner bisherigen Eigenschaft erneut beglaubigt wird. «Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Austritt des Direktors beim Königl. Kupferstichkabinett Prof. vr. Max Lehrs auS dem Sächsischen Staatsdienst infolge Berufung nach Berlin zu genehmigen und an dessen Stelle den seitherigen Direktorialassistenten Prof. I)r. Jean LouiS Sponsel als Direktor beim Kupferstichkabinett zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Direktor der Turnlehrerbildungsanstalt in Dresden Ernst Woldemar Bier den Titel und Rang als Professor in der vierten Klasse der Hof rangordnung zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Ober Postsekretär Klopffleisch in Bautzen bei seinem Übertritt in den Ruhestand daS Ritterkreuz 2 Klasse des AlbrechtsordenS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die ihnen von Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Meiningen verliehenen Ordensdekorationcn annehmen und tragen, und zwar Oberschenk Graf v. Einsiedel das Groß- kreuz und Kammerherr v. Bünau das Komturkreuz 2 Klasse des Herzog!. Sachsen-Ernestinischen Haus ordens. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die ihnen Kunst und Wissenschaft. Berliner Theaterbrief. Berlin, 3. Janur 1905. Das alte Jahr 1904 ist nun doch nicht so trostlo« iu Ende gegangen, wie es einsetzte und wie eS sich kon sequent durchzuhalten schien Wir haben zuguterletzt noch durch daS Finderglück Max Reinhardts im „Neuen Theater" eine Tragödie kennen lernen dürfen, die uns keineswegs die Hoffnung nahm, daß der Schwund der Poesie nur ein akutes Erbteil unserer Zeit sei. „Der Graf von CharolaiS" heißt die Dichtung und Richard Beer-Hofmann der Dichter Ein Name, den die Literaturgeschichte de« angehenden 20. Jahrhundert« kraftvoll zu nennen haben wird Eine Tragödie, die da« erstemal wieder seit langer Zeit praktisch gehobene und bedingte Charaktere lebendig macht, und die vor nehmlich in ihren ersten drei Akten eine seltsam ge schloffene Komposition und überall vom ersten Wort bi« zum Senken de« Vorhang« ein rastlose« Aufblühen von Gedanken, ein reiche«, echt goldene« Schimmern tiefer Schönheiten al« wertvollen Besitz in sich trägt. Etz wird m ihr inhaltlich an da« Motiv eine« Drama« „Die verhängnisvolle Mitgift" von Shakespeare« dichten dem Zeitgenoffen Massinger angeknüpft. Doch nur an- geknüpft, denn die innere AuSq.staliung der Dichtung ist vollkommen frei und ganz in den Bahnen modernen poetischen Empfinden« gehalten, welche« da« Gewoge einer bunten, wechselvollen Handlung weniger einschätzt, al« die künstlerische und psychologische Durcharbeitung der Lharaktere Da« mehr traurige Geschchni« bei Masstnger von dem jungen Grafen, der in feuriger Sohneslieb« den Leichnam seine* Vater« dadurch au« den Händen lrutaler Gläubiger zu befreien sucht, daß er sich selbst von Sr Hoheit dem Herzog von Anhalt verliehenen Dekorationen annehmen und tragen, und zwar der Schloßverwalter Albrecht in Moritzburg die goldene Medaille de« Herzog!. Anhaltischen Hausordens Albrechts des Bären und der Hoflakai Gierth die silberne Medaille desselben Ordens WekannLinachung, den Verkehr mit Diphtherie-Heilserum betreffend. Unter Bezugnahme auf die Verordnung vom 16. Mai 1895 — Nr. 917 IIU — weitere Be stimmungen über den Bezug, die Aufbewahrung und die Abgabe des Diphtherie-Heilserums in den Apotheken betreffend, (Nr. 116 dieser Zeitung), wird hiermit bekanntgegeben, daß künftig auf dem Deck papier, mit welchem die staatlich kontrollierten Fläschchen mit Diphtherieheilserum umhüllt werden, daS Datum der Prüfung in Fortfall kommen darf. Im übrigen aber bleiben die Vorschriften in Abs. 3 der erwähnten Verordnung vom 16. Mai 1895, hinsichtlich der Bezeichnung und Plombierung der Fläschchen auch fernerhin in Gültigkeit Dresden, den 30. Dezember 1904. Ministerium des Innern. v. Metzsch. r» WekcrnnLrnachung, die Abhaltung der Kandidaten-Prüfungen an den Lehrerseminaren des Landes und an den Lehrerinnensemiuaren zu Dresden und Leipzig sowie der Wahlfähigkeits-Prüfung am Lehrerinnenseminar zu Calluberg Ostern 1905 betreffend. Die SchulamtS-Kandidaten-Prüfungen an sämtlichen evangelischen Seminaren des Landes und an den Lehrerinnenseminaren zu Dresden und Leipzig, sowie die Prüfung von Lehrerinnen, welche nicht auf einem Seminar vorgebildet worden sind, finden in Gemäßheit des 8 4 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 in den letzten Wochen vor Be endigung des Schuljahres statt. ES werden daher diejenigen, welche zu diesen Prüfungen zugelassen zu werden wünschen, soweit dieselben nicht auf Grund 8 3, Abs. 1 der Prüfungs ordnung von Einreichung besonderer Anmeldung be freit sind, hierdurch aufgefordert, sich spätestens bis zum 21. Januar 1905 bei dem unterzeichneten Ministerium unter Beifügung der in 8 3 der Prüfungsordnung vorgeschriebenen Zeugnisse rc. anzumelden, event. auch die nach 8 3, Abs. 4 der Prüfungsordnung vorgeschriebenen An gaben zu machen. Die WahlfähigkeitS-Prüfung am Lehrerinnen seminar zu Callnberg findet nach Ostern 1905 zu nächst für frühere Zöglinge dieser Anstalt statt. Kandidatinnen, welche sich dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben spätestens bis zum 2. Februar 1905 ihre Gesuche um Zulassung bei dem Bezirksschul inspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der mehrerwähnten Prüfungs-Ordnung vor geschriebenen Zeugnisse cinzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Anmeldungen an die Kanzlei des unterzeichneten Ministeriums bis spätestens zum zum Pfände anbielet und dafür von dem gerührten Richter nicht nur von seinen Schulden befreit wird, sondem auch noch dessen einzige Tochter zum Weibe erhält, die dann am Grafen zur Betrügerin wird, ward hier zu tragischer Höhe gehoben, doch leider nicht vollauf bis zum Ziele geführt. Denn nach dem glänzenden Anstieg bi« zum dritten Akte, fällt das Drama jäh ab. Die letzten beiden Alte verlieren das Gleichgewicht und poltern in Katarakten abwärts. Aller schöne Rhythmus der Sprache Hilst nicht mehr von der Enttäuschung fort, daß den Blütcngewinden der poetischen Bilder die bindende Energie der inneren Entwickelung fehlt. Und das erregt mehr als Enttäuschung, e« erregt Bedauern, weil sich in den ersten drei Akten dieser Tragödie vor unseren entzückten Sinnen eine Dichtung von so wundervoller poetischer Kraft und Glut entfaltete, wie wir sie lange nicht sahen Der Beifall war denn auch bi« zu dem kritischen Abbruch ein fortdauernd jubelnder, bi« schließlich der Hügel ungelöster Fragen, der sich im vierten und fünften Akte vor un« auf türmte, zu schwer wurde, um weiter die Begeisterung zu heben Wa« dem „Grafen von Charolai«" teilweise fehlte, die Komposition, fehlte dietmal jedoch gänzlich dem neuesten Drama eine« Dichters, den wir vor sieben Jahren al« Hellen Stern am poetischen Himmel be grüßten, dem Schauspiel „Die Herzmarke" von Philipp Langmann, da« in aller Sorgfältigkeit am veraangenen Donner«tag da« Neue Königl Operntheater aufführte Schad« um diesen Poeten, der damals mit seinem „Bartel Turaser" so glänzend aufstieg, der dann, durch den Erfolg gereizt, au« seinen rauhen Verner Bergen nach Wien ging und hier im Getriebe der Jung- wiener Weichlinge all sein« feine Eigenart verlor Al« er damals austrat, da zitterte der voden noch unter seinen Tritten, jetzt aber hat «r den leisen, echt wiene- 16. Februar 1905 tinzureichen sind. Dresden, am 30. Dezember 1904 Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. 7« v. Seydewitz. N« Geschäftsbereich« de« Ministerium» de» Gultu» u. Ssteutl. Unterricht». Zu besetzt»: eine ständige Lehrerstelle an der Stadlschule in Brandl- Koll : die oberste Schulbehörde Außer SOO M Wohnung-geld für verheirateten und ibO M für unverh. Lehrer Bnsang-gehalt 140» M, der sich durch 3- und 4jährige Zulagen bis zum ö». Lebensjahre aus 2700 M erhöht Miteinsendung de» musikalischen PrüsungSzeugnisseS erforderlich Gesuch« bi ss. Januar an Bezirksschulinspektor vr. Michel, Grimma. Srueunungen, Versetzungen re. im -stent- liche« Dienste. Am Geschäftsbereiche be» Ministerium» »er Justiz. I. Prädizierungen. Verliehen: den Sekre tären in der Kanzlei de- Justizministerium- Schwendler und Jmhos bet dem LG. Leipzig Kühn, bei dem LG Plauen Eichler bei der Ge angenanstalt Dresden Meinig, bei der Gefangenanstalt Leipzig Uhlmann, bei dem AG Annaberg Matthe-, bet dem AG Bautzen Pelz und Neichner, bet dem AG Bischofswerda Appolt, bei dem AB Dresden Härtwig und Heydrich, bei dem AG. Kamenz Wagner, bet dem AG Leipzig Damm, Dittrich, Erler und Ihle, bei dem AB. Stollberg Arnold, bei dem AG. Zittau Hönig der AmtSname .Obersrketär". — 2 Be amten Etat. ») In den Ruhestand versetzt: der seither in Wartegeld versetzt gewesene Referendar bei dem AG Augustusburg Kommissionsrat Han -, der Diener bet dem AG Auerbach Michel b) Aus Ansuchen entlassen: die Assessoren bei dem AG. Leipzig vr Tegetmeyer, bei dem AG. Löbau Frenzel, bei dem AG Oschatz Vr. Seeling, bei dem AG Reichen bach Vr. Knäbel, bei dem AG Zittau Reichner, der Hilssgeistlichc bei der Gesangenanstalt Leipzig Göbel, o) Verstorben: der Diener bei dem AG Leipzig Michael am 4. Dezember 1904, der Aktuar bei der Gefangenanftalt Leipzig Heber am 19. Dezember 1904. ä) Angestellt: die seitherigen Reserendare vr. Jentsch bei dem AG. Augustu-burg, Heisig bei dem AG Löbau, vr Hartmann bei dem AG Zittau als Assessoren, der PredigtamtSkandidat Kleemann als Hilf-geistlicher bei der Besangenanstalt Leipzig, v) Versetzt die Amtsrichter bei dem AG Bautzen Fabian zum AG. Dresden, bei dem AG Chemnitz Meusel zum AG. Zöblitz, bei dem AB Dresden Parzer zum AS. Chemnitz? bei dem AG Ebersbach vr. Neumann zum AG Bautzen, die Assessoren bei dem LG Dresden vr. Ginzel zum LG. Zwickau, bei dem AG Augustusburg Mammen zum LG Chemnitz, bei dem AB Crimmitschau Tobias zum AG. Leipzig, bei dem AG. Ebersbach vr. Kirsten zum AG. Crimmitschau, der Expedient bei dem AS. Dresden Schneider heinze zum AG. Falkenstein — 3 Rechtsanwälte Ab gang Rechtsanwalt Urban in Zwickau hat seine Zulassung zur Rechtsanwaltschaft ausgegeben Zuwachs. Zugelassen worden sind: Hofsmann zur Rechtsanwaltschaft bei dem OLG mit dem Wohnsitz in Dresden, Frenzel zur RechlS- ü» lischest bei b-m AB. Bischofswerda, dem LB Bautzen und der Kammer für Handelssachen in Zittau mit dem Wohn sitz in Bischos-werda, vr. Wörner zur Rechtsanwaltschaft bet dem LG. Leipzig mit dem Wohnsitz in Leipzig, Meyer und vr. Swiderski zur Rechtsanwaltschaft bei dem AG. Leipzig und dem LG. Leipzig mit dem Wohnsitz in Leipzig, Sinz zur Rechtsanwaltfchast bei dem AG Lausigk und dem LG. Leipzig mit dem Wohnsitz in Lausigk. Veränderung. Der Rechtsanwalt vr. Windisch, bisher in Dresden, ist nach Aufgabe seiner Zulassung bei dem AG Dresden und dem LG. Dresden nunmehr zugelassen bei dem AG. Eibenstock, dem LG. Zwickau und der Kammer sür Handelssachen in Glauchau mit dem Wohnsitz in Eibenstock — 4 Zweite juristische Staatsprüfung: 12 bestanden in der Zeit vom 4 bi- 29. Dezember 1904 Im «tschLftsderetche de» Ministerium» de» Finanzen. Bei der Finanzverwaltung ist ernannt worden: Nagel, seither Bureauassistent, als Sekretär beim Finanzministerium I« «rschäflöberetch« de» Ministerium» de» Innern. Ernannt: der Lehrer an der K. Gewerbzeichenschule zu Schneeberg Joh. Lorenz zum Leiter dieser Schule mit dem Titel .Gewerbelehrer". Angestellt: der Chemiker Eisenkolbe als Assistent bei der landw Versuchsstation zu Möckern, der oauck. oec. Mickel als Assistent bei der landw Abteilung der pflanzenphysiologisckenVersuchsstation zu Dresden, der Maler Richard Buhr in Berlin als Lehrer an der hiesigen Kunstgewerbeschult, der Hilfslehrer an der K Bewerbzeichrn- schule zu Schneeberg Major als Lehrer an dieser Schule. Befördert: der Expedient Bey bei der hiesigen Bewerbe- inspeklion zum Bureau Assistenten Pensioniert: der Lehrer Pros Herrmann an den Technischen Staatslehranstalten zu Chemnitz, der Direktor der K Gewerbzeichenschule zu Schnee berg Pros Clauß lBrbördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteil«) Nichtamtlicher Teil. Sozialdemokratisches. Für die Sozialdemokratie ist die Agitation Selbstzweck. Die bürgerlichen Parteien agitieren, um vermittels positiver Mitarbeit in den Parla menten von ihren programmatischen Bestrebungen einen möglichst großen Teil ins Werk setzen zu können. Die Sozialdemokratie verschmäht jede posi tive parlamentarische Tätigkeit; ihr Programm ent hält auch nicht Forderungen, die auf dem Boden der bestehenden Ordnung erfüllbar wären, sondern die zur Agitation dienen sollen. Dabei geht die sozialdemokratische Partei von der Anschauung auS, daß jede auch nur beschränkte Mitarbeit an der Gesetzgebung einer Anerkennung der heutigen StaatS- und Gesellschaftsordnung gleichstehen würde. Ihre Bestrebungen aber gipfeln in der Unterwühlung und Zerstörung dieser Ordnung, und darum ist ihre Tätigkeit eine rein negative und zer setzende Eine Partei, die nicht imstande ist, positive Ergebnisse zu erzielen, gerät jedoch in Gefahr schließ lich den Boden im Volke zu verlieren. Aus diesem Grunde ist die Agitation für die Sozialdemokratie Selbstzweck; sie bedarf immer neuer und stärkerer Agitationsmittel und einer immer kräftigeren und tobenderen Sprache, um sich auf der Höhe zu er halten. Neben der Organisation, an der die Sozial- dem okraten rastlos arbeiten und deren guteSFunktionieren auch im persönlichen Interesse aller der Tausende von „Genossen" liegt, deren Existenz dadurch — sei e« als direkte Angestellte der Partei, sei cs als Geschäfts leute, die von ihr abhängcn — begründet ist, bildet die Hauptsorge der sozialdemokratischen Parteileitung das Heranschaffen zugkräftiger Agitationsmittel. Diese Sorge ist auf den beiden letzten Parteitagen besonder« deutlich zum Ausdruck gebracht worden. Es war aber nicht zu verkennen, daß sich die „Genossen" in dieser Beziehung in großer Verlegenheit befanden, und die letzten Etatsreden Bebels und v Vollmars, in denen der ganze „Zündstoff", über den die Sozial demokratie verfügt, zusammengetragen war, haben den Beweis geliefert, daß bei ihr zurzeit an „zündendem" Agitationsstoff starker Mangel herrscht Auf dem Bremer Parteitage hatte eine Anzahl von Teilnehmern sich bemüht, Vorschläge behufs Belebung der Agitation zu machen; aber der Erfolg blieb aus. Zwei dieser Vorschläge wurden mit be sonderem Eifer vertreten: die antimilitaristische Agitation unter der Jugend und die Schulfrage. Von der Jugendagitation mußte aus Furcht vor der Anwendung staatlicher Machtmittel Abstand g/nommen werden, und in der Schulfrage war keine Aussicht vorhanden, eine Übereinstimmung zu erzielen. Um jedoch diesen Agitationsstoff nicht zu verlieren, wurde der Plan gefaßt, einen besonderen preußischen Parteitag einzu- berufen, auf dem in „machtvoller Demonstration" besonders die Schulfrage und noch manch' änderet Thema behandelt werden sollte Dieser „Preußen tag" hat bekanntlich in der Woche nach Weihnachten rischen Gang, da« echt wienerische Getänzel sich zu eigen gemacht „Di« Herzmarke" hat im ganzen einen Um fang von acht Akten Hr v. Hülsen hat recht gehabt, höchstens die ersten vier Akte aufzuführen Aber das in erkenntnisreichem Anlauf vollbrachte Opfer auf dem Altar der modernen Literatur ward ihm schlecht gelohnt. Das Stück wurde fast einmütig abgelehnt. Es ist im Gegensatz zu Beer-HosmannS Tragödie eine traurige Begebenheit, die in ihm vorgeht. Und gleichzeitig eine weiche, die dem ersten Erfordernis des Dramas, daß sich in ihm das Evangelium von der stahlharten Kraft der Persönlichkeit offenbaren soll, ganz und gar nicht ent gegen kommt. Im Gegenteil, der Otto Dieterlin, dessen GeschästSaenie da« ganze Landecker Fabrikwinkelch«n auf den Kopf stellt, wird durch die Sentenzenflut eines Frauenseelchens zum Resignierten, der sogar seine heißeste Errungenschaft, den Besitz der Weberei „Die Herzmarke", fahren läßt und sich des Absolutismus seiner Kraft be gibt. Zerfahrenheit in Idee und Komposition hallen sich die Wage, dazu kam noch der gänzliche Mangel poetischen Schöpsergeiste«, und die Gleichgültigkeit an diesem Stück war nicht mehr abzuwenden, so sehr sich die vortreffliche Regie de« Schauspielhaus«« und di« Dar steller — Matkow«ky al« Dieterlin allen vorn — für den Erfolg abmühten Da ist e« in diesem Suchen um den großen Erfolg der Spielzeit wiederum zu verwundern, wie Mar Rein hardt nie um einen Einfall verlegen ist, wenn der Be trieb einmal zu stocken droht Er hat jetzt für fein „Kleine« Theater" ein Lustspiel hervorgeholt, auf dem bereit« der Staub von 40 Jahren liegt: Björnson» zweiaktige Komödie „Die Neuvermählten", und damit Stimmung und Erfolg erzielt. Man wundert« sich, daß d«r stirn runzelnde Björn on jemal« fo jung und frisch au«aefeh«n haben kann, o ganz unangekränkelt von der Bläff« d«« Gedanken«, o straff und stolz und heiler Denn alles bewegt sich hier in natürlichem Gange ohne Geziere nnd Gewinde weiter, mit goldenem Humor übersonnt und leisem ironischen Ausblitzen überschim mert Nur nicht natürlich genug gespielt wurde die Nein« Dichtung. Frau Eysoldt machte auS dem Gänschen, das als Neuverwählte nicht aus dem Hause ihrer Eltern will und schließlich doch an der Hand eines tiefen, ent- fagungsinnigen Frauengemüts den Weg zur großen Liebe findet, eine Tiefgründige Und das war nicht richtig Denn hier können nur Heiterkeit und Sonnigkeit un« den Geist dieser Dichtung in seiner ganzen Wärme über mitteln Doch der Rest ist Schweigen. Den Beifall am Silvesterabend im „Lcssingtheater" und im „Berliner Theater" machten nicht die drei Stücke, die da zum erstenmal gegeben wurden, sondern das Vorahnen der Punschstimmung, mit der man in« neue Jahr treten wollte. Sowohl Max Schönaus „Gräfin v. Keck", mehr eine Burleske al« eine Poffe, wie Hartleden« bereit« in München, Wien, Leipzig und Jena abgelehnte Komödie „Im grünen Baum zur Nachtigall" sind in der Tat an anderen Tagen al« am Silvester kaum zu genießen Al« nennenswert bliebe höchsten« Paul Mongrs« witziger Einakter „Der Arzt seiner Ehre" übrig, der ein« gute Fülle Geist und Witz, aber wenig Poesie entfaltet Aber nur alle drei Faktoren zusammen machen da« Kunstwerk, und zwar ist die Poesie von ihnen immer am unentbehrlichsten gewesen Darum kann aller Geist und Witz da« poemche Gedeihen im neuen Jahr weniger stärken al« die blühend«, ewig adelnde Kraft der Po«sie Wer wünschte nicht, daß sich im Kommenden einer würdig zeigte, ihre reifen Früchte zu brechen!' vr E «tffenschafl. Heilkunde. Der französisch« Arzt Calot ist drr Verfechter «in«r neuen Behandlung der Schwind-
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