Dresdner Journal : 27.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190503274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050327
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-27
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- Dresdner Journal : 27.03.1905
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Vtim Bezug« durch die chtfchäflsftt«, Prttdeu» 2,»0 M (rinschl. Zutraguaa), durch dir V»st üu Deutfchcii Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierleljährlich. Eiuzela« Rummern 10 Pf. Wird Zuracklendung der für die Schnstteitung bestimmten, aber von dieser nicht eiu- gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist daä Postgeld beizusügen. Dresdner Journal Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag» nachm. ö Uhr. — Origiaalbericht« und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. ««kändtgnns-Gtdahre«: Die Zeilt kleiner Schrift der 7mal gespaltenen Ankündi gung» Seile oder derenRaum SO Pf. Bei Tabellen, und »iffernsatz b Ps. Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstlich (Eingesandt) die Dertzeile mittler Schrift oder deren Raum öv Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag- 12 Uhr für du nach mittag- erscheinende Nummer. O71 Montag, den 27. März nachmittags. 1905 öyilgs-Einladung. Bestellungen auf da- Dresdner Jonrnal für das II. Visi'IvIZGki' IT08 werden in Dresden-Altstadt in unserer Geschäfts stelle Zwingerstr. 20, in DreSden-Neustadt in der Hof musikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner) Hauptstraße 2, zum Preise von 2 I«. S0 pt. angenommen. Bei den Postaustalteu im Deutschen Reiche be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 3 Mark. In der weitem Umgebung Dresdens gelangt das Dresdner Jonrnal noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften des obern ElbtaleS bis Tchaudan, in denjenigen )eS untern ElbtaleS bis Meißen und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegnen Orten. Wo in diesen Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Ein- rernehmen setzen. König!. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den bisherigen außerordentlichen Professor in der mathematischen und naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Straßburg Martin Disteli vom 1. April 1905 ab zum ordentlichen Professor der darstellenden Geometrie in der Allgemeinen Abteilung der hiesigen Technischen Hochschule zu ernennen. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Postsekretär Böttrich in Chemnitz das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens und dem Ober-Postschaffner Reuther in Schneeberg-Neustädtel das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Wagenhalter und Hand werker Friedrich Edelmuth Oswald Müller die ihm von Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Altenburg verliehene silberne Verdienstmedaille des Herzog!. Sachsen-Ernestinischen HausordenS annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die nachgenannten Königlichen Bediensteten die ihnen von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehenen Ordensdekorationen annehmen und tragen, und zwar der Kammerdiener Voll precht und der Leibjäger Buchwald die goldene Verdienstmedaille de- Herzog!. Sachsen-Ernestinischen HauSordenS und der Kammerlakai Schlegel die silberne Verdienstmedaille desselben Ordens. BkhSrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Die militärische LeLeutung des Auezkanals. Die langsamen aber sicheren Fortschritte, die der Bau der Bagdadbahn macht, beschäftigen die eng lischen Politiker, denen diese Bahn schon lange ein Kunst und Wissenschaft. Das Sexuelle in der Jugenderziehung.*) H. Die Art und Weise unsere« Vorgehens kann hier eine sehr verschiedene sein nach Maßgabe der individuellen Anlagen, Lebensgewohnheiten und Verhältnisse. Von einer leicht zu vermittelnden Kenntnis einfacher biologischer Vorgänge, z. B. der Zellenlehre ausgehend, läßt sich bereu« eine Ahnung von der Vermehrung de« Leben« und seiner Erhaltung geben. Einige Kenntnisse auf dem Gebiete der Zellenlehre, einige leicht verständliche bio logische Leitsätze sind, nebenbei gesagt, für den Knaben viel wertvoller al« manche historische oder philologische Kleinigkeit. Von der Vermehrung der einzelligen Wesen geht man über zu jener der vielzelligen und schließlich unter Zuhilfenahme der sich jeweilig darbirtenden Natur beobachtung zur Vermehrung de« Leben« in der Pflanzen- und Tierwelt. Aber alle diese Belehrungen, für die der geeignete Zeitpunkt im Alter der heranreiscndcn Menschen zu wählen ist, müssen nicht auf einmal gewissermaßen feierlich gegeben werden, so daß der Knabe sofort merkt: „Jetzt kommt da« große Geheimnis, jetzt soll ich auf- geklart werden", sondern die Kenntnisse werden allmählich, mit großer Unbefangenheit feiten« de« Belehrenden, ge wissermaßen al« ein rein naturwissenschaftlicher Unterricht vermittelt So kommt der Knabe in harmlosester Weise zu dem Wissen, worauf die Fortpflanzung auch de« Menschengeschlecht« beruht L« erwachender Sinnlich^» ist bereit« so viel Kenntni« vorhanden, daß phantastische Ideen und Träumereien, in denen da« Unglaublichste noch glaubhaft erscheint, keinen Platz mehr finden; da« Unkeusch« *) vergl. Nr. K8. Dorn im Auge ist, zurzeit wieder einmal in hohem Maße, indem sie dabei ganz unverhohlen aussprechen, der Persische Golf werde in Zukunft für alle Nationen die Hauptverkehrsstraße bilden und damit dem Suezkanal ein gut Teil seines vielumstrittenen Wertes nehmen. Einer solchen Möglichkeit gegen über dürfe aber England nicht untätig bleiben, son dern müsse sich beizeiten aufraffen, um nicht der einst beiseite geschoben oder als qurmtit« nezli^enble behandelt zu werden. In Wirklichkeit wollen jedoch all' die Ausführungen solcher Ansichten nur darauf hinaus, die Aufmerksamkeit von dem Endziel aller Bestrebungen nach der Weltherrschaft Englands ab zulenken und glauben zu machen, daß die Tage des Suezkanal- gezählt seien, wenn nicht der Persische Meerbusen schon jetzt al- sicher gestellter Ersatz an gesehen werden könne. Wer aber vermag schon heute zu sagen, wann die Bagdadbahn gebaut sein wird und ihrer Be stimmung übergeben werden kann! Bis zu diesem Zeitpunkt aber, und wahrscheinlich auch noch lange darüber hinaus, dürfte der Suezkanal für England seine volle Bedeutung behalten und zwar nicht nur in kommerzieller Hinsicht, sondern mindestens ebenso sehr in militärischer Beziehung. Ja, man kann sogar sagen, daß, wenn dieser Wasserweg, dem über 80 Proz. des TonnengehaltS sämtlicher ihn passierenden Schiffe angehören, für Großbritannien im Verhältnis von 80:20 mehr wert ist, als für jede andere Nation, er in politischem und strategischem Sinne für die Engländer eine Wichtigkeit hat, die gar keine arith metische Berechnung zuläßt. Wenn England seinen eifrigsten Nebenbuhler in Asien, Rußland, zu bekämpfen hätte, so würde es, wenn die ägyptische Durchfahrt gesperrt wäre, zu nächst auf den Weg ums Kap der guten Hoffnung herum angewiesen sein und dadurch gezwungen werden, unter sehr ungünstigen Bedingungen Krieg zu führen. Mehr als die Hälfte der englischen Transportschiffe ist aber für diesen Weg ungeeignet, ganz abgesehen davon, daß er die englischen Truppen unter Umständen zu spät ans Ziel bringen würde. Die Größe der Gefahr, mit der England in der Beherrschung des Suez kanals bedroht wird, ist gewachsen mit den russischen Eroberungen in Mittelasien, die dem Zarenreiche den Landweg nach Indien abkürzten, und sie wächst noch mit der Ausbreitung des russischen Einflusses auf der Balkanhalbinsel, der trotz der in Ostasien er littenen Niederlagen immer noch sehr groß ist und eine Gefahr für England durch Bedrohung des Suez kanals zum mindesten nicht ausschließt. Freilich steht ja England noch ein dritter Weg nach Indien offen, falls ihm der Suezkanal durch irgendwelche Hinder nisse verlegt sein sollte. Er führt über den Atlan tischen Ozean nach Kanada, dann auf der kanadischen Pacificbahn nach Vancouver und weiter zur See nach Indien oder auch an die ostasiatische Küste. Der Vertrag, den die englische Regierung im Jahre 1890 mit der kanadischen Bahn abschloß, erstreckte sich allerdings nur auf Herstellung einer Postverbindung von Vancouver, der Endstation der vorgenannten Bahn, nach den wichtigen japanischen und chinesischen Hafenplätzen Yokohama, Schanghai und Hongkong. Aber die Fortführung dieser Linie, resp. die weitere Aus nützung der bereit- bestehenden Route Hongkong— Singapore—Madras auch für militärische Zwecke kann bei der Machtstellung, die England in Indien inne hat, zurzeit auf ernste Hindernisse kaum stoßen. Die Vertragsbedingungen, die England für die Fahrt von Halifax—Vancouver—Hongkong seinerzeit ab geschlossen hat, fassen alle Möglichkeiten ins Auge und beziehen sich nicht nur auf den jederzeitigen Truppen- und Materialtransport auf der Eisenbahn zum Selbstkostenpreis, sondern sogar auch auf die Benutzung der Verwendung der Dampfer als be waffnete Kreuzer für den Fall, daß sich hierfür die Notwendigkeit herausstellen sollte Zweifellos ist, daß sich England auf diese Weise eine neue Ver bindungslinie geschaffen hat, die eS von jeder anderen Macht-pnabhängig macht und ganz auf eigene Füße stellt, denn sie führt über den Ozean bis nach dem nördlichen Amerika, geht von dort aus über das englische Gebiet von Kanada und erreicht bei Van couver das offene Meer wieder. Trotzdem wird sich aber England dieses Weges nur im äußersten Notfall für Truppentransporte im großen Stil bedienen. Denn was es heißt, große Menschenmassen mit dem ihnen anhängenden un geheuren Ballast von Kriegsmaterialien aller Art umzuladen, wie eS doch hier vom Schiff zu Bahn und dann wieder aus der Eisenbahn auf die TranS- portdampfer der Fall sein müßte, darüber haben die Russen während der ostasiatischen Wirren in der Verbindung der sibirischen Bahn mit dem Dampfer verkehr auf dem Amur und der Schilka sehr lehr reiche Erfahrungen gesammelt. Kurzum, alles weist die Engländer darauf hin, kein Mittel unversucht zu lassen, Beherrscher des Suezkanals zu bleiben. In richtiger Erkenntnis dieser Notwendigkeit war daher auch schon seit der Eröffnung des Kanals das Streben Englands auf dieses Ziel gerichtet und »war geschah dies mit der Beharrlichkeit, der man oie Anerkennung nicht versagen kann. Alle Bemüh ungen der Unternehmer des Kanals, ihn auf dem Wege der Gesetzgebung französisch zu machen, waren vergeblich; auf dem Wege der Tatsachen wurde er englisch. Politisch sozusagen umstellt, militärisch so beherrscht, daß seine 1887 ausgesprochene unbedingte Neutralisierung als ein Schemen erscheint, ist das stolze Werk fran zösischer Tatkraft und Intelligenz, des französischen Kapitals und Einflusses eine Sache Englands ge- gcworden. Die englischen Kanonen von Gibraltar, Malta, Perim, Aden, die Okkupation Ägyptens durch England lassen darüber keinen Zweifel. Daß auch für Rußland die militärische Be deutung de- Suezkanals außerordentlich groß ist, haben nicht nur die chinesischen Wirren im Jahre 1900 bewiesen, als zahlreiche Truppen in kurzer Zeit von Odessa aus nach Ostasien in Marsch gesetzt werden konnten, sondern ist noch deutlicher in die Erscheinung getreten zu Beginn und im weiteren Verlauf des Krieges mit Japan, gelegentlich der Entsendung der verschiedenen Geschwader nach den ostasiatischen Gewässern. Dieser hohe Wert des Kanals wird für Rußland auch ungeschmälert fort bestehen, ganz unabhängig von dem endgültigen Aus gange des Krieges im „fernen Osten" und dem Fort bestände der Verbindung nach China und dem Ozean vermittels der großen sibirischen Bahn. Denn sollte es jemals zwischen Rußland und England über die Streitfragen in Mittelasien zu einer nicht friedlichen Abrechnung kommen, dann wird Rußland die Be Nutzung des Suez-Kanals gar nicht entbehren können, selbst wenn eS noch so gut gerüstet an der afghani schen Grenze bereit stehen sollte. Daß England seinen immer noch mächtigen Nebenbuhler in Asien nur ungern durch die Wasser straße des Suez-Kanals fahren sieht, liegt auf der Hand. Und dieser Dorn im Auge wird bleiben, selbst wenn der englischen Politik die wenig wahr scheinliche Tatsache gelingen sollte, Alleinbeherrscherin deS Persischen Meerbusen- zu werden au« anderen Gründen sehr erwünschter Unterricht über die Hygiene und Diätetik des menschliche» Körper« ein zuschalten, der bisher fast überall fehlt; hier könnte in völlig unbefangener, zwangloser und würdiger Weise, ohne jede Breite und doch in ausreichender Ausführlich keit, auf die Bedeutung der sexuellen Funktionen und Organe, deren Anatomie und Physiologie und auch über die Gefahr des außerehelichen Verkehrs und die venerischen Krankheiten da« nötige gesagt werden Aber die Schule kann auch in anderer Beziehung günstig wirken E« ist eine nicht zu bestreitende Tat- facke, daß sexuelle Verirrungen an den großen englischen, meist auf dem Lande gelegenen vornehmen Grammatik schulen sehr selten sind, und daß die dort erzogene Jugend durch einen hohen Grad körperlicher Tüchtigkeit und Kraft sich «»«zeichnet E» ist ein unschätzbarer Vorteil dieser Erziehung, daß sie die Zöglinge nicht nur körperlich kräftig macht, sondern sie auch zu selbständiaem, überlegtem und energischem Handeln befähigt Daß dabei eine, bei unserer geistig überanstrengten Jugend so häufige Nervosität gar nicht aufkommen kann, ist leicht verständlich Dazu kommt die Anerziehung eine« hohen Gefühl« von Selbstachtung, der Wert, den die Jugend selbst auf Erlangung und Erhaltung einer guten Leibe«- beschaffenheit legt, die mit dem Training für den SportSzweck notwendig verbunden« nüchterne Lebensweise und der Sinn für Offenheit und Wahrhaftigkeit, welcher der Selbstachtung entsprinat — «in« d«r wirksamsten Schutzwehren gegen Heimlichkeiten aller Art, auch gegen di« geheimen Sünden der Jugend Nicht« ist in einer solchen englischen Gemeinschaft Heranwachsender Jugend io verachtet, wi« die Lüge — «me Lüg« ist unter um- ü md n allein genügender Grund zur dauernden Ent fernung de« Übeltäter«. Ein sehr wichtiger Punkt sexueller Pädagogik ist die eine« Schulmädels, ja sogar durch Einrichtung einer öffentlichen Schwimmanstalt oder die entblößten Knie eine« Oberländers oder Tiroler« sich verletzt fühlen. Mit Leuten, deren Schamgefühl einen so hohen Grad krankhafter Erregbarkeit erreicht hat, daß sie sich nicht scheuen, herrliche, absolut keusch gedachte Kunstwerke al« unmoralisch zu bezeichnen, kann man sich nicht auSeinander- setzen Im entgegengesetzten Sinne ist vielmehr der Standpunkt zu vertreten, dem auch Siebert Au«druck ge geben hat in den Worten: „die meisten von uns haben wohl die Reinheit wieder lernen müßen durch die Kunst". Denn durch eine falsche Moral verbildet find wir zu einem unreinen Denken erzogen worden Da« End« vom Liede ist, daß durch die ganze Geheimnistuerei der F«igenblattmoral da« Interesse am anderen Geschlecht erst recht erweckt wird, die Vorstellungen der Phantasie erst recht darauf Hin arlen ft werden Dadurch und durch da« ewig« Sttlle- fitzen und Stubenhocken wird die gcscblcchlüchc Frühreif« geradezu aroßgezogrn und diese ist e«, die eine sexuelle Hygiene besonk-crs bekämpfen muß. „Nicht da« Wißen und der naturgemäße Freimut", sagt Rosegger, „bringt zum Falle, sondern die Geheimni«. ist genommen. In den oberen Klaßen aber wäre ein auch Stellungnahme der Erziehung zum Nackten m Kunst und Leben. Die Hochstellung der Keuschheit von feiten beider Geschlechter ist, wie Siebext sehr beherzigenswert auS- geführt hat, ein Entwickelungsproduft unserer kulturellen Zustände und als solches für uns verehrungswürdig Aber diese Wertschätzung der sittlichen Reinheit hat doch wenig zu tun mit der aus dem extremsten Dualismus erwachsenen Vorstellung von der Sündhaftigkeit des nackten menschlichen Körpers. Durch eine ungesunde und un natürliche Erziehung sind weite Kreise heute zu einer so perversen und krankhaften Art von Schamhaftigkeit ge kommen, daß sie schon durch die Harmlosigkeit eine« Brunnenbubcrl«, durch die nackten Arme oder Beine Der Äufstand in Veutsch-Südwestafrika. General v Trotha befindet sich auf dem Wege nach dem südlichen Kriegsschauplatz und ist am 25. März von Rehoboth nach Kub abmarschiert. Nach einer Meldung des Generals aus Rehoboth vom 25 März haben die Gefechte vom 10. und 11. März in den Karasbergen den Erfolg gehabt, daß die Bande Morengas sich nach allen Seilen zerstreute Oberst Deimling hatte die Absicht, die Orte Hasuur, Garabis, Stinkdoom und Kalksontein, sowie die KaraSberge und Hurub mit kleinen gemischten Abteilungen zu besetzen, um die Gegend weiter vom Feinde zu säubern Major v. Kamptz kehrle mit dem Reste der Truppen und dem Beutevieh nach Keetmannshoop zurück. Auf dem Wege dorthin wurde er am 19. März östlich Hurub von etwa 100 Hottentotten angegriffen, von denen infolge der günstigen Artilleriewirkung 50 fielen. Dies seits sind drei Reiter gefallen, einer verwundet Am 22. März wurde die Abteilung Kamptz wieder von 150 bis 200 Hottentotten erfolglos angegriffen. Diesseits fiel ein Bur, vier Reiter und ein Bur wurden verwundet. Die feindlichen Verluste konnten der Dunkelheit wegen nicht festgestellt werden. Der russisch-japanische Krieg. Aus der Mandschurei. General Linewitsch meldet unter dem 25 : Tie Nacht ist ruhig verlaufen, bei den Armeen ist heute keine Veränderung eingetreten. Kleine japanische be rittene Patrouillen nähern sich der Station Tschuan- miausa. Die St. Petersburger Tel.-Ag meldet aus Gunschunling vom gleichen Datum: Die Truppen nehmen allmählich ihre neuen Stellungen ein und treten miteinander in Fühlung. Die nach den Kämpfen bei Mukden nach Norden gezogenen Trains nähern sich ihren Truppenteilen; die von ihren Truppenteilen ge trennten Mannschaften kehren zurück. Auf der rechten russischen Flanke sollen in der Umgegend der Stadt Mamakai bedeutende Chunchusenbanden bemerkt worden sein. — Eine genauere Angabe, wo diese neuen Stellungen zu suchen sind, fehlt in den russischen Be richten. Auch in einem in Tokio bekannt gegebenen amt lichen Bericht der Oberleitung der bei Hsinasching stehen den japanischen Streitmacht wird nur gemeldet, daß der Feind sich von dort 90 Meilen nordöstlich in der Richtung auf Hanlungschou zurückgezogen habe. AuS Synpinqai meldet die St Petersb. Tel.-Ag. vom 25. d. M: Heute früh umritt der Kommandierende der Armee die Truppen und begrüßte besonders die Überreste eines Schützenregiment«, die sich mit dem Bajonett durch einen geschloßenen Ring an Zahl überlegener japanischer Streukäfte den Weg gebahnt hatten. Nur 126 Mann von ihnen waren mit der Fahne zurückgekehrt; die Stimmung der Truppen ist gut. Von japanischer Seite wird gemeldet, daß die Eisen bahn von Mukden nach Kayuan wieder im Betriebe ist. Die Brücke über den Hunho ist noch nicht wieder hergestellt. London, 26 März Der Berichterstatter des Reuter- fchen Bureau- im Hauptquartier General Oku- meldet unterm 22. März. Ich hatte mit Marschall Oyama eine Unter redung, die erste, die er einem Journalisten gewährte. Marschall Oyama lehnte eS ab, die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit des Friedensschlüsse» zu erörtern, da er Soldat und nicht Politiker sei. Er sprach mit warmer Be wunderung von den Rußen, deren Offiziere und Soldaten sich wacker geschlagen hätten Der Umstand, daß die Japaner Port Arthur den Chinesen seinerzeit mit anderthalb Divisionen in nur fünf Stunden entreißen konnten, zeige den Unterschied zwischen den chinesischen und russischen Soldaten Die Japaner hätten ihre Pflicht getan, wie man es von ihnen erwartet habe Marschall Oyama lehnte eS auch ab, sich über die zu künftigen Pläne der Japaner zu äußern und sagte nur: „Wir sind bereit, den Krieg solange fortzusetzen, als es nötig ist ' Oyama, deßen Befinden ausgezeichnet ist, bewohnt mit dem Generalstab sünf Chinesenhäuser, die ihm von dem chinesischen Bizekönig zur Verfügung gestellt worden sind. tuerei, dt« dam» aufgewectie Neugierde und Begierde Unter dem Feigenblatte gedeiht die Keuschheit nicht, nur die Prüderie und die Lüsternheit. Die Prüderie verdeckt und die Verdeckung macht lüstern. — Legt der mediceischen Venus ein Hemd an: das fchöne Weib ist fort, und das interessante Frauenzimmer ist da." Auch mit der Literatur verhält es sich nicht viel anders Daß das Erotische in der Poesie, besonders in der lyrischen und dramatischen Dichtung, ja selbst im Epo« eine große Rolle spielt, ist gewiß Deshalb die Jugend vom Genuß literarischer Kunstwerke ausschließen zu wollen, wäre um so mehr verfehlt, als ein solches Verbot ja doch nur umgangen werden würde. Zum Schlüße noch einige Worte über die Erziehung junger Mädchen Im allgemeinen besteht kein Grund, jene sexuelle Erziehung auf naturwissenschaftlicher Basis, di« für die Knaben und Jünglinge notwendig ist, den jungen Mädchen vorzuenthaltem Insbesondere gilt dies für die heute immer zahlreicher werdende weib liche Jugend, die zu selbständiger ErwerbStätigkcit gezwungen ist Unbedingt notwendig ist eine voll ständige Ausklärung über die Wichtigkeit und Be deutung der Geschlechtsorgane, über die Folgen de« sexuellen Verkehr« und über die Gefahren der Ansteckung für jene vielen jungen Mädchen, di« völlig auf sich selbst angewiesen in« Leben hinau«treten, und sich mit ihrer Hande Arbeit od«r mit Verwertung ihrer geistigen Fähig keiten al« Arbeiterinnen und Dienstmädchen, al« Ver käuferinnen oder auch a!« Erzieherinnen oder Lehrerinnen in kaufmännischen oder anderen Berufen ihr Brot ver dienen So sehr man mit allen jenen Humanitären Be strebungen, di« sich drn Schutz, in»besond«rr d«r weib- lichrn Jugend zur Aufgabe gemacht haben, sympathisieren kann, so nachdrücklich muß doch betont werden, daß der Erfolg dieser Bemühungen voraussichtlich noch ein viel größerer sein würde, w«nn e« gelingen follt«, auch diese
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