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Dresdner Journal : 13.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190506135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-13
- Monat1905-06
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 13.06.1905
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verns-pret«: Beim Bezug» durch di« GeschtstoSeik, ln«,rß«rs Z>rr»den» 2,80 M («tajchl. Zutragung), durch di» Vß im Teulichen Reiche 8 M. (au-jchUcbkch Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Stummern 10 Pf. Wird Ziirücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von diejer nicht ein- aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgrld beizusügen. Dresdner Mltrml Herausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.»Anschluß Nr. 1295. Erschein«, - Weritag« nachm 8 Uhr. — vriginalbrrichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedrnlkt werden ^134 Dienstag, den 13. Juni nachmittags. 1905 AnkÜudisnnsSsetzktzre«: Lie Zeil« kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum io Pf. Bei La bellen- und Zisfernfad 8 Pf Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift od« deren Raum 80 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei vfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für dte nach mittag» erscheinende Nummer Amtlicher Teil. Cr«e«nungen, Versetzungen re. im Sffent» Nche« Dienste. Im «eschLftSbereiche de« Ministerium« der Justiz. 1. Prädizierungen. Verliehen: den Sekretären bet dem AG Dresden Richter, bei dem AG. Leipzig Richter der Amt-name .Obersekretär', dem Sekretär bei dem AG Leipzig Krebs der AmtSname „Rechnungsinsprktor", den Wacht meistern bei dem AG Dippoldiswalde Braune, bei dem AG Kamenz Eisenreich, bei dem AG Meerane Eulitz, bei dem AG. Pirna Ranft, bei dem AG Riesa Andrä, bei dem AG Rochlitz Pretzschel, bei dem AG. Schandau Schrllig der Amlsname .Arresthausinspeklor", lleu Dienern und Gerichtsvollziehern bei dem AG Auerbach Gleisberg, bei dem AG. Borna Damme, bei dem AG. Chemnitz L.ehnert, bei dem AG. Crimmitschau Dreßler, bei dem AG Döbeln Fischer, bei dem AG. Dresden Beier, Glaß, HSsselbarth, Münsel, Pahlitzsch, Pietke, Roder, Schwede, Werner und Wünsche, bei dem AG Franken berg Hertel, bei dem AG Glauchau Kegel und Zimmer mann, bei dem AG. Meißen Haferkorn und Werner, bei dem AG. Oelsnitz Seifert, bei dem AG. Pirna Otto, Nobschink und Stange, bei dem AG. Plauen Fritzsche und Reichelt, bei dem AG Reichenbach Buchheim, bei dem AG. Stollberg Siegert, bei dem AG Werdau Leimert, bei dem AG. Zwickau Fehmel, Grosche und Schmidt sowie dem Tienergehilfen und Gerichtsvollzieher bei dem AG Grimma Bräy der AmtSname .Gerichtsvollzieher', dem Aufwärter bet der Kanzlei des Justizministeriums prädizierten Kanzlisten Kirsten sowie den Dienern bei dem AG. Bautzen Haink und bei dem AG Meißen Schaller der Amls name .Botenmeister", dem Kastellan bei dem LG. Dresden Michel sowie dem Diener und Hausmann bei dem LG Leipzig Aurich der AmtSname „HauSinspeklor". — 2. Beamten Etat. a) In den Ruhestand versetzt: der seither in Wartegeld versetzt gew. Sekretär bei dem AG Dresden Wunderlich, der Diener bei dem AG. Leipzig Beier b) Auf Ansuchen entlassen: der Assessor bei dem LG Leipzig Or. Dietrich, o) Verstorben: der Diener bei dem AG Chemnitz Kästner 3. Mai, der Diener bei dem AG. Oberwiesenthal Fleischmann 17. Mai, der Aktuar des AG Dresden Döhler 29. Mai. ä) Angestellt: die seit herigen Referendare vr. Mohrmann bei dem LG. Leipzig, Troitzsch bei dem AG. Auerbach, Or Helm bei dem AG. Crimmitschau, Meusel bei dem AG. Dippoldiswalde, Schreiber bei dem AG Großschönau, vr. Köst bei dem AG. Leipzig, vr. Kind bei dem AG Lommatzsch, Mörbitz bei dem AG Zwickau als Assessoren, der seither probew. als Ausseher verw. Militäranw. Löscher alS Ausseher im GerichtSgefängnisse zu Plauen. «) Ver- etzt: die Assessoren bei dem LG. Chemnitz vr. Uhlich zum AG Chemnitz, bet dem AG Auerbach Fuhrmann zum AG Königsbrück, bei dem AG Dippoldiswalde Braun zum AB Neustadt, bei dem AG Döhlen Fischer zum AG Dippoldiswalde, bei dem AG Hohenstein-Ernstthal Meißner zum AG Kamenz, bei dem AG Lengefeld Heitzig zum AG. Falkenstein, bei dem AG. Neustadt vr. JunghanS zum AG. Pirna, der Sekretär bei dem AG Ehrenfriedersdorf Schwind zum AG Bautzen, der Aktuar bei dem AG Plauen Walter zum AG Dresden, die Expedienten bei dem AG. Augustus burg Böhme zum AG. Pul-nitz, bei dem AG Dresden Irmer zum AG. Adorf, bei dem AG Limbach Andrich zum AG Ehrenfriedersdorf, bei dem AB. Pirna Müller zum AG Augustusburg. — 3 Rechtsanwälte. Abgang. Müller, bisher in Thum, hat seine Zulassung zur Rechts anwaltschaft aufgegeben. Zuwachs. Zugelassen: Schmalz zur Rechtsanwaltschaft bei dem AG. Chemnitz, dem LN Chemnitz und der Kammer für Handelssachen in Annaberg mit dem Wohnsitz in Chemnitz, Fischer zur Rechtsanwalt schaft bei dem AG. Annaberg, dem LG. Chemnitz und der Kammer für Handelssachen in Annaberg mit dem Wohnsitz in Annaberg, Dralle und Ouerll zur Rechtsanwaltschaft bei dem AG Leipzig und dem LG Leipzig mit dem Wohnsitz in Leipzig, Wachter zur Rechtsanwaltschaft bei dem AG. Borna und dem LG. Leipzig mit dem Wohnsitz in Borna. — 4. Zweite juristische Staatsprüfung: 12 bestanden in der Zeit vom 7. di- 27. Mai Der Rechtsanwalt Gustav Adolf Müller in Dresden ist zum Notar für DreSden-Altstadt auf so lange Zeit, als er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 11. d. M.: „Zar und Zimmermann." Komische Oper in drei Akten. Musik von Albert Lortzing. Als Bewerber um da« verwaiste Fach eines Baßbuffo trat diesmal Hr. Erwin vom Stadttheater in Riga in die Schranken. Indessen man kann nicht sagen, daß seine Verkörperung der Gestalt des Bürgermeister- von Saardam den Beweis erbracht hätte, er könne für die hiesigen Verhältnisse als ein berufener Vertreter der Rolle gelten. Dem Gast soll zuerkannt werden, daß seine Leistung im allgemeinen von Fleiß und Intelligenz zeugte, daß er u. a. auch über eine gut entwickelte Mimik ver fügt und dem gesanglichen Teil mit einem gewißen Ge schmack gerecht zu werden sucht. Aber damit ist auch so ziemlich erschöpft, was zu seinen Gunsten zu sagen ist. Für eine Bühne vom Range der unseren geht seiner Leistung der Zug in- Große ab. Wie eS dem Gast nicht gegeben ist, die Figur de- van Bett so recht in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen, vermöge des Mangels an einer über eine starke vw oomie» verfügenden, au» dem vollen schöpfenden Gestaltungskraft, so gebricht c» ihm auch an der erforderlichen Energie im stimmlichen Ausdruck Das Organ reicht nicht annähernd au«, um die unerläßlichen drastischen Wirkungen in unseren Räumen erzielen zu können, dazu geht ihm der eigentliche Baß- charakter nicht unbedenklich ab. Kurz, der Gast erscheint un« nicht al« der rechte Mann für un«, und wir er- innerten un« wieder de« gleichfalls au« Riga gekommenen Hrn Poppe, der sich vor einigen Monaten al« Falstaff und Marcel recht glücklich vorstellte, als de« weitaus besten Bewerbers um da« Baßbuffofach, den wir seit längerer Zeit hörten und der nur in einer Partie Nichtamtlicher Teil Die auswärtige Politik -er vorigen Woche. Es kann als dankenswert bezeichnet werden, daß sogleich nach dem Rücktritt des Hrn. Delcass« von dem solange bekleideten Posten des franzö sischen Ministers des Äußern durch eine amt liche Kundgebung der „Agence Havas" festgestellt wurde, die Verurteilung seiner Verhaltens durch sämtliche anderen Mitglieder deS Ministeriums Rouvier beziehe sich nicht nur auf die marokkanische Frage, sondern ganz allgemein auf die Grundzüge seiner internationalen Politik. Diese Erklärung scheint anzudeuten, daß den Pariser Staatsmännern über die Vortrefflichkeit des für Hrn. Delcasse alle Einzelheiten beherrschenden Gedankens ernste Zweifel aufgestoßen sind. Schwächung Mitteleuropas, vor allem Deutschlands, durch Bildung einer festen Gruppe der Westmächte, worin Frankreich und England nach Bedürfnis Spanien, aber auch Italien als Vorspann für ihre Ziele benutzen könnten, — das war die neue Diplomatie, als deren glücklicher Erfinder die englische Presse noch mehr als die französische Hrn. Delcasse Jahre hindurch in allen Tonarten gepriesen hat. Und auch bei unS sahen besorgte Vaterlandsfreunde die Trutzmauern drohend emporwachsen, zwischen denen das vereinsamte Deutsche Reich gefangen ge halten werden sollte. Heute müssen auch die Klein mütigeren unter den Verfechtern unserer nationalen Politik dem Fürsten v. Bülow öffentlich oder im stillen danken, daß er die Einschüchterungsversuche einer Gegnerschaft, die sich bald als französisch-eng lische, bald als französisch-italienische, bald als fran zösisch-spanische Verbrüderung darstellte, ruhig von sich abprallen ließ, und das von Hrn. Delcasss mit seinen Freunden an der Themse aufgeführte Zwing- Deutschland von Anfang an als ein Scheingebäude erkannte. Man vergegenwärtige sich nur die „reellen" Unterlagen dieser Politik: England tritt an Frank reich etwas ab, was es nie besessen hat, die Vor herrschaft in Marokko: Frankreich lockt Spanien mit geheimen Versprechungen über einen afrikanischen Gewinn, dessen es selbst noch sticht sicher ist; Italien wird mit der Anwartschaft auf Tripolis, wo Frank reich wiederum nichts zu vergeben hat, freundlich gestimmt, vielleicht noch gar mit Stücken aus der österreichischen Erbschaft geködert, die in den Berech nungen Pariser und Londoner Weltverteiler eine so große Rolle spielt. Man glaubt sich in die Zeiten der alten Kabinettspolitik zurückversetzt, wenn man diese mit dem Namen Delcassismus abgestempelte Geschäftigkeit betrachtet, die freihändig zwischen je zwei Mächten über Besitztümer einer dritten ver fügen wollte. Und eine derartige begehrliche Ver größerungssucht hing sich den Mantel reinster Frie densliebe um, gab sich den Anschein, die Ruhe Europas gegen ausschweifende Pläne Deutschlands schützen zu müssen. Das Spiel ist gründlich gestört worden und hoffentlich mit dem Sturze seines sinnreichen Urhebers den anderen Teilnehmern, freiwilligen wie unfreiwilligen, auf lange hinaus verleidet Vor allem kann die marokkanische Frage selbst nach dem Abgang des Hrn. Delcasse auf den Boden zurückgeführt werden, den sie nie hätte ver lassen sollen Sie wird künftig weder ein ausschließ licher Tummelplatz deS französischen Ehrgeizes, noch Vorwand zu mehr oder minder verdächtigen Gruppen bildungen, sei eS der romanischen Völker, oder einer Auswahl von Mittelmeerstaaten, oder der westlichen Seemächte sein; sie wird aufhören, der bedrohliche Keil zu sein, der für britischen Nutzen in die Ein tracht des festländischen Europas getrieben werden sollte. Sie läßt sich nun wieder der ungefährlichen internationalen Behandlung unterwerfen, für die eine frühere Marokkokonferenz das Beispiel und die Über einkunft von 1880 die rechtlichen Grundlagen bietet. Die amtliche Einladung aller beteiligten Mächte durch den Sultan nach Tanger zu umfassenden Be ratungen über die für das Scherifische Reich nötigen Neuerungen knüpft ausdrücklich an jene von Hrn. Delcasse geflissentlich übersehene Urkunde an, die in Artikel 17 den einzelnen Regierungen die Meist begünstigung verbürgt und ihnen damit das Recht gibt, gegen willkürliche Veränderungen des geltenden Zustands Einspruch zu erheben. Die eilfertigen An gaben englischer Blätter, wonach schon das Zusammen treten der neuen Konferenz an dem Widerstand Groß britanniens und Frankreichs scheitern müßte, beweisen einstweilen nichts als unfreundliche Wünsche, die in ge wissen englischen Kreisen fortdauern. Die Regierungen haben sich über die auf die Forderung des Sultans zu erteilende Antwort, worin die Teilnahme oder Nichtteilnahme an der Konferenz auszusprechen ist, noch nicht entschieden. In London bedarf es dazu erst der Erörterung der Frage im Ministerrat, in Paris hat man bei der Auseinandersetzung mit der Politik DelcassöS vermieden, sich in diesem Punkte schon die Hände zu binden, und Spanien verhält sich ebenfalls abwartend. Inzwischen macht in Madrid die Ernüchterung über den Gewinn, der aus einem unbedingten Hand in Handgehen mit Frankreich zu erwarten sein soll, weitere Fortschritte. Die Eindrücke der Pariser Königstage haben auch die derzeitige, durchaus franzosenfreundliche Re gierung zu neuen bindenden Abmachungen mit der Republik nicht zu bestimmen vermocht. Der Versuch, in der spanischen Hauptstadt vor dem Gebäude der französischen Botschaft Kundgebungen für ein poli tischeS Bündnis beider Staaten zu veranstalten, hat das Gegenteil der von den Anstiftern beabsichtigten Wirkung gehabt. Auch die nachträgliche Entdeckung, daß bei dem Anschlag gegen das Leben Alfons XIll. Paris französische Anarchisten nicht weniger al- spanische beteiligt waren, und daß es der Pariser Polizei noch immer nicht gelungen ist, den Haupt schuldigen festzunehmen, wirkt abkühlend auf die Sympathien der Spanier für den französischen Nachbarn. In der ostasiatischen Friedensfrage zeichnen sich schärfer als je seit Beginn des Feldzugs die Umrisse ernster diplomatischer Schritte ab. Es ist jedoch angesichts vielfacher übertriebener und ent stellender Nachrichten in der englischen wie auch in der amerikanischen Presse nicht leicht, sich ein Bild zu machen von dem, was wirk lich geschehen ist. Man muß davon ausgehen, daß für Rußland eine Lage, besteht, bei der gerade seine Freunde, ohne Mißdeutungen ausgesetzt zu sein, sich ihm in bester Absicht nähern können, nicht nm Ratschläge zu erteilen, sondern um sich darüber zu vergewissern, wie die maßgebenden russischen Persönlichkeiten selbst die politischen Folgen der letzten Ereignisse auf dem ostasiatischen Schau plätze beurteilen Am meisten hervorgetreten bei diesen Annäherungsversuchen ist der Präsident der Vereinigten Staaten. Man verrät aber kein Ge heimnis mit der Feststellung, daß Hr Roosevelt bei seinem Vorgehen sich durch Se Majestät den Kaiser unterstützt fühlt. In zweiter Reihe halten sich Eng land und Frankreich. Daß die Japaner sich in der „verfang", der de« Landgrafen—(„Tannhäuser"), für die er schließlich kaum oder nicht in' Frage kam. WaS die übrige Rollenbesetzung anlangt, so sang Frl Serbe zum erstenmal die Marie. Hat die junge Künstlerin die Partie noch nicht gesungen? Sie erschien nicht sicher in ihr, und da« war es wohl auch, was ihre Tongebung beeinflußte, diese bisweilen durch ein Tremo- lando getrübt erscheinen ließ. Unverkennbar war indessen, daß die Partie selber zu ihrem eigensten Rollengebiet gehört. Aus der Zahl der rühmlich bewährten ein heimischen Vertreter der übrigen Rollen heben wir dies mal Hrn. Jäger besonders hervor, der wieder einmal feine Berufung für Tenorbufforollen vom Schlage der de» Peter Iwanow in hellstem Lichte zeigte, munter und degagiert in Gesang und Spiel sich gab. HG. Scheide mantel schien anfänglich nicht besonders disponiert, holte sich aber dann mit dem „Zarenlied" den üblichen Erfolg. Daß trotz Hrn. KutzschbachS flotter Leitung eine gewiße Mattigkeit über der Vorstellung lag, kann freilich auch nicht verschwiegen werden. O. S Könial. Schauspielhaus. Am 8. und 11. d M Schiller Zyklus. 7. und 8. Abend. „Maria Stuart", Trauerspiel in 5 Akten von Schiller. — „Die Jung frau von Orleans", romantische Tragödie von Schiller Die Fortsetzung de« Schiller-ZykluS, mit dessen Ende auch der Schluß der Spielzeit »usammenfallen wird, hat dem Schauspielhause eine lebendige, warme und regsame Teilnahme de» Publikums auch m den Vorsommerlagen erhalten So fanden die Aufführungen der „Maria Stuart" wie der „Jungfrau von Orleans", die letztere am ersten Pfingsttage, vor gefülltem Haust statt. Einen besonderen Anlaß zu kritischen Erörterungen geben diese Abende nicht: „Maria Stuart" wird durch die ergreifend schöne, wahrhaft innerlich beseelte Wiedergabe, d,e Frau Saalbach der Gestalt der unglücklichen Schottenkönigin zuteil werden läßt, über die Lmie einer bloß guten und der Würde der Schöpfung entsprechenden Vorführung hinausgehoben; die „Jungfrau von Orleans" aber gehört zu den Schillerschen Dramen, die in den letzten Jahren neu einstudiert, neu ausgestattet worden sind, und bei denen es sich vor allem darum handelt, sic nicht von der erreichten Höhe herabglcitcn zu laßen. Bei der Vor stellung am Sonntag hatte an Stelle deS durch Unpäßlichkeit behinderten Fräulein Serda Fräulein Diacono die Rolle der Agnes Sorel übernommen Ich erinnere mich nicht, ob sie diese früher gespielt hat, jedenfalls verdiente die rasche Bereitwilligkeit wie die maßhaltende Anspruchslosigkeit, mit der die Künstlerin die Gestalt der KönigSgeliebten verkörperte, den besten Dank. Daß die Wirkung der Tragödie zum großen Teil von der Wirkung der Gestalt der Johanna d'Arc abhängt, weiß jedermann, und daß Frl. Politz in ihrer Jungfrau eine zugleich lebensvolle und weihevolle Gestalt schafft, ist an dieser Stelle so oft bezeugt worden, daß eS wahr lich keiner erneuten Würdigung bedarf. Die Steigerung der Kraft wie die geistige Vertiefung, die Frl. Politz gerade in dieser Aufgabe erreicht und bewährt hat, sichern jeder Wiederholung den vollen und überzeugenden Ein druck. Daß die „Jungfrau von Orleans" unter den dramatischen Dichtungen, die beständige« Neustudium der Darsteller, eine immer wachsame Sorgfalt der Regie er fordern, eine der anspruchsvollsten bleibt, ergibt sich au« der Wechselwirkung innerlicher Vorgänge und glänzender Äußerlichkeit Hier wird immer etwa» zu wünschen übrig bleiben und so muß für diesmal der Wunsch auS- gedrückt sein, daß da« theatralisch« Schlachtgetümmel in einigen Szenen die poetische Rede in Zukunft nicht all zusehr übertönen möge A St Erinnerung an die noch nachwirkenden Neutralitäts-- streitigkeiten mit Frankreich jede Beteiligung des Pariser Kabinetts in einer vermittelnden Tätigkeit verbeten hätten, muß als ein Irrtum bezeichnet werden. Im Gegenteil. Japan hat den Wunsch, für seine kommenden Anleihebedürfnisse die Gunst des französischen Geldmarkts zu gewinnen; und es geht gewiß nicht wider die Absichten der Staats männer in Tokio, wenn der Pariser „Temps" in recht vorlauter Weise dem Kaiser Nikolaus die Not wendigkeit eines unmittelbaren Friedensschlusses zu beweisen sucht. Selbstverständlich hält sich die Sprache, dick von der amerikanischen Diplomatie und wohl auch noch von anderen Mächten in St. Peters burg geführt wird, durchaus fern von solchen An maßlichkeiten. Einen technisch-diplomatischen Inhalt haben die Eröffnungen, die in jüngster Zeit aus be freundetem Munde nach Rußland gelangt sein mögen, überhaupt nicht Namentlich wird von dem so genannten Anerbieten der guten Dienste, womit die Diplomatie den Begriff eines genau umschriebenen Vorgehens verbindet, nicht gesprochen werden können Im wesentlichen handelt es sich wohl darum, daß mehrere Mächte, vor allem Amerika und Deutschland, dem russischen Kaiser und seinen Ratgebern Gelegen heit geben wollten, Wünsche mit Beziehung auf das Ende des Krieges in Ostasien zu äußern, unter der Voraussetzung, daß solche Wünsche schon jetzt in den Gesichtskreis der amtlichen Politik des Zarenreichs treten sollten. Diese Voraussetzung bleibt beherrschend für das Verhalten aller neutralen Regierungen gegenüber der nichtamtlichen Friedensstimmung, die in Japan ebenso vorhanden ist wie in Rußland. An die Ausübung eines Druckes auf die Entschließungen Rußlands denkt auch Präsident Roosevelt nicht, ge schweige denn unsere deutsche Diplomatie. Übrigens möchten wir nochmals darauf aufmerksam machen, daß eine unmittelbare Wendung zum Frieden vor neuen Entscheidungen zu Lande auch von Japan nicht gewünscht wird, solange die Faustpfänder für die Erfüllung japanischer Forderungen, Sachalin, Wladiwostok und vielleicht Eharbin, sich noch in russischen Händen befinden. In zwischen läßt man von Tokio aus die Versuche, das Kabinett von St Petersburg zu einer Äußerung zu bewegen, gern gewähren, schon um die Sympathien der Friedensfreunde in der ganzen Welt der japanischen Sache nicht zu entfremden, vielmehr die etwaige Mißstimmung über das Scheitern solcher Versuche dem russischen Gegner zuzuwälzen Bisher hat Kaiser Nikolaus einen Wunsch nach Frieden in der Tat nicht ausgesprochen. Die Meldung des „Reuterschen Bureaus", wonach die Botschafter in Paris und Washington angewiesen worden sein sollen, Japans Friedensbedingungen festzustellen, steht damit nicht im Widerspruch. Denn der Hin weis auf die Bedingungen des Gegners läßt sich auch so deuten, daß Rußland vor Abgabe der von ihm erwarteten Erklärungen ein erstes Wort zu den Friedensverhandlungen den Japanern zuschiebt Es ist zu bezweifeln, ob die Regierung in Tokio, selbst wenn sie wollte, schon jetzt in der Lage wäre, ihre Forderungen für den Friedensschluß genau oder auch nur annähernd genau aufzustellen. Tie Beratungen des Mikado mit seinen Staatsmännern, die dazu notwendig sind, haben vermutlich bisher überhaupt noch nicht stattgefunden Als rein aus der Luft ge griffen sind die Behauptungen anzusehen, die dem zur Hochzeitsfeier des Deutschen Kronprinzen in Berlin eingetroffenen Prinzen Arisugawa eine be sondere Mission für den Friedensschluß durch per sönliche Fühlungnahme mit dem gleichfalls am Adolf Stern, dem Dichter und Literarhistoriker, zum 70. Ge burtstage. „Dreimal im Verlaufe des vielbewegten neunzehnten Jahrhunderts hat die deutsche Literatur neben ihrer natürlichen Entwickelung, neben der Um- und Neubildung, die sich mit jedem echt schöpferischen und nicht bloß nach ahmenden Talent vollzieht, . .. eine literarische Revolution erlebt" Diese Umsturzbeftrebungen, die feit dem Abfluten deS Klassizismus einander ablösten, die romantische, die jungdeutsche und die jüngstdeutsche, „die gerade in ihrem letzten Stadium angelangt ist" und von denen jede „jedesmal mit dem Anspruch austrat, die allein gültige und allein selig machende Lösung aller künstlerischen Probleme, aller ästhetischen Zweifel zu bringen und jedesmal Probleme und Zweifel zurückließ", hat Adolf Stern alle miterlebt Und jeder, der sich mit den wissen schaftlich ästhetischen Arbeiten Stern«, vor allem seinem Ergänzunatzbande zu Vilmahr« Literaturgeschichte, „die deutsche Nationalliteratur vom Tode Goethes bis zur Gegenwart" und den beiden Bänden seiner „Studien zur Literatur der Gegenwart" vertraut gemacht hat, wird einen vortrefflichen geklärten Einblick in die vergangenen und gegenwärtigen literarischen Bewegungen und ihre ge schichtliche Entwickelung gewonnen haben, zugleich aber wird er sich überzeugt haben, daß auf diese Werke in der Tat zutrifft, wa« der Verfasser im Vorwort zur zweiten Folge der oben zitierten „Studien" sagt: daß sie nämlich au« dem Verlangen nach großen und reinen Wirkungen poetischer Literatur, dem warmen Gefühl für schöpferische Naturen, für künstlerische Eigenart und lebendige Darstellungskraft hervorgegangen seien, von der Überzeugung beseelt, daß eS wichtiger fei, die Talente auf den selbständigen Kern in ihren Schöpfungen zu untersuchen, al» die Übereinstimmung mit
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