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Dresdner Journal : 05.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190508055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-05
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 05.08.1905
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vnnssvrrt«: Veim Bezüge durch di» HeschLsltNeoe inner-ult Presden» 2,bv M (rrnschl. Zutragung, durch die im Deuychen Reich« » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wirt Zurücksenduno der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- aesorderlen Beiträge bean- sprucht, io ist das Postgell» beizusüge». DresLner Aournal. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag« nachm S Uhr. — vriginalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. rlnkündigungSgebahre«: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung«-Seite oder deren Naum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz ü Pf. Ausschlag für die Zeile Unterm Re» daktion-strich (Eingesandt) di« Lextzeile mittler Schrift oder oeren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinende Stummer. ^180. Sonnabend, den 5. August nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem bisherigen Direktor des Seminars zu Grimma, vr. pbil. Ludwig Wilhelm Otto Preil, die Stelle des Direktors ain Seminar zu Dresden-Friedrich stadt und dem bisherigen Direktor des Seminars zu Pirna, Karl Friedrich Mäder, die Stelle des Direktors am Seminar zu Grimma übertragen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Direktor des Seminars zu DreSden- Friedrichstadt, Schulrat vr. pbil. Ludwig Wilhelm Otto Preil, deu Titel und Rang als „Oberschulrat" in der 3. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in den Ruhestand versetzten Lokomotiv führer bei der Staatseisenbahnverwaltung Jentsch in Chemnitz aas Albrechtskreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Arbeiter Paul Hans Bock, zurzeit in Uelzen, Provinz Hannover, für die von ihm am 13. April 1005 unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben aus der Gefahr, im Elster flusse bei Leipzig zu ertrinken, die silberne Lebens rettungsmedaille zu verleihen. Er»e««ungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministerium- des Innern. Bei dem Landgendarmeriekorps. Pensio niert: Obergendarm Fischer in Grimma und BahnhofS- gendarm Kegel in Bodenbach — Befördert: Gendarmerie- Brigadier Reichelt llt in Raschau zum Obergendarm in Grimma — Versetzt: Gendarm Deichsler in Leutzsch unter Ernennung zum Gendarmerie-Brigadier nach Raschau, Gendarm Günzel in Schwepnitz nach Leutzsch, Gendarm Gotter in Zabeltitz nach Schwepnitz, Gendarmerie-Brigadier Zeh in Jöhstadt als DistriktSgendarm nach Zabeltitz, Gendarm Gehrisch in der Brigade Lugau als DistriktSgendarm nach Jöhstadt, Gendarm Berthold II in Weißenborn als Bahn hofsgendarm nach Bodenbach, Gendarm Bernhardt in der Brigade Schönheide als DistriktSgendarm nach Weißenborn. — Angestellt: Vizefeldwebel Kunert als Gendarm in der Brigade Lugau und Vizewachtmeister Ferchland als Gen darm in der Brigade Schönheide. Bei der Polizeidirektion zu Dresden. Pensio nier«: Sekretär Schanze und Stadigcndarm Oehmichen. — Befördert: Bureau-Assistent Delny zum Sekretär und Expedient Schuster zum Bureau-Assistenten. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil Die auswärtige Politik Ler Woche. Tie Erfindungen der ausländischen Presse über schwarze Pläne der deutschen Politik haben sich seit der Kaiserbegegnung in Björkö derartig über stürzt und in der Ausmalung so handgreiflichen Widersinns bewegt, daß selbst in England ein gewisser Rückschlag gegen die fortgesetzte Beunruhigung der öffentlichen Meinung mit falschen Nachrichten über Deutschland zu bemerken ist. Freilich das Herum raten nach dem Inhalt des politischen Gedanken austauschs, den die Kaiser Wilhelm und Nikolaus in den finnischen Schären gepflogen haben, wird so bald nicht verstummen. Mit gutem Grund bewahren aber die amtlichen Stellen in Deutschland wie in Rußland auch angesichts der verlogensten Ausstreu ungen über die jüngste Monarchenbegegnung ein un- Kunst und Wissenschaft. Nesidcnzthcater. — Am 4. d. Mts.: „Blanchette". Schauspiel in drei Akten von Eugsne Brieux. Deutsch von Liesel Landau. (Zum erstenmal) Gastspiel der Schauspielgescllschaft des Direktors Paul Linsemann. Der Verfasser der „Roten Robe" steht bei uns in keinem guten Andenken. Wir erinnern uns ohne Ver gnügen des krassen Tendenzstücks, das mit seiner eiskalten Berechnung, mit seiner schachspielmäßigen Ausnutzung eines Kriminalstoffs nicht den geringsten warmen Anteil an den geschilderten Menschenschicksalen aufkommen läßt, das der stärksten Reflexion bedarf, um aus seiner tendenziösen Milieuschilderung allgemein Gültiges, menschlich Er greifendes herauszulösen. Ganz in demselben Sinne ge artet, nur durch den Stoff von der „Roten Robe" unter schieden, ist das neue Schauspiel Brieux', das gestern zum erstenmal aufgeführt wurde. Nicht die Rechtspflege wird diesmal von dem Schriftsteller kritisch betrachtet, sondern die Kindererziehung; e» wird geschildert, zu welchen Ergeb nissen es führen muß, ivenn einfache Arbeitsleute ihrem Kinde eine Erziehung geben lassen, die gleich der ist, welche die Sprößlinae vornehmer und reicher Leute er halten. Ist diese Idee an sich schon ein höchst undank barer dramatischer Vorwurf, so wird sie zur direkten Unmöglichkeit, wenn sie in einer so abgeschmackten Form vorgetragen wird wie von Brieux. Kein Schimmer von Poesie umweht die Schilderung der Charaktere, nicht ein Hauch schöpferischen Vermögens ist in dem Aufbau der Handlung wahrzunehmen; wie ein scharfes, aber aller künstlerischen Retouche bares photo graphische« Bild nimmt sich die Mcnschendarstellung Brieux', nimmt sieb da» Schicksalsbild au«, da« er vor seine Zuschauer stellt. Es hieße dem unerquicklichen und widerwärtigen Werke unverdiente Ehre antun, wollte man ihm mehr al« dies« wenigen Worte widmen, es verbrüchlicheS Stillschweigen. Die Urheber der wahrheitswidrigen Gerüchte würden sich auch dann noch nicht zur politischen Ehrlichkeit bekehren, wenn man die Unterredungen der beiden Kaiser vom ersten bis zum letzten Wort amtlich veröffentlichen könnte. Das aber widerspricht einmal allem Herkommen. Auch würde man sich durch urkundliche Bekanntmachung der Gespräche von Björkö, der absonderlichen Grund ansicht unterwerfen, die Zusammenkunft in Björkö sei gewissermaßen etwas Unerlaubtes gewesen, worüber die deutsche und die russische Diplomatie der öffent lichen Meinung Englands und Frankreichs wenigstens nachträglich Rechenschaft ablegen müßten. Davon kann selbstverständlich nicht die Rede sein. Es genügt die nüchterne Feststellung, daß in Japan die leitenden Kreise wie auch die Presse von allem um die deutsch-russische Kaiserbegegnung erhobenen Zeitungsgeschrei nicht beunruhigt worden sind, daß in Paris der Ministerpräsident Rouvier wie in London die Spitzen des englischen Ministeriums, ja König Edward selbst sich über die Rückwirkung des Ereignisses auf den Friedensschluß günstig aus gesprochen haben, daß in Amerika, wo die Unter handlungen Japans mit Rußland beginnen sollen, Präsident Roosevelt in dem Auftreten Sr. Majestät des Kaisers eine Unterstützung seiner auf Beendi gung des Krieges abzielenden Bemühungen erblickt. Wo die in Björkö vollzogene Vertrauenskundgebung des Zaren für Deutschland wie eine Sprengbombe gewirkt hat, sind die auf französischem, englischem und auf russischem Boden in Diplomatie und Presse tätigen Vorkämpfer einer großen deutschfeindlichen Gruppierung getroffen worden, die durch Heranlocken von Japan auf der einen, Rußland auf der anderen Seite an das von Herrn Delcasso geschaffene fran zösische Kerngebilde herbeigeführt werden soll. Neuer dings enthüllen auch die polnischen Feinde unseres Volkes in öffentlichen Aufrufen ihre Mitarbeit für diesen „Vierbund", als dessen Oberhaupt nach einem Rundschreiben des polnischen Preßvercins in Posen — gewiß sehr gegen seinen Willen — König Edward von Großbritannien zu gelten haben soll. Ter älteste Sohn der Königin Viktoria erscheint dem großen Kreise unserer ausländischen Feinde mehr und mehr als eine verklärte Lichtgestalt, während Se. Majestät der Kaiser als Verkörperung des bösen Prinzips für die Entwickelung der europäischen Kulturvölker hingestellt wird. Wie unfruchtbar diese Künste einer politischen Salonmagie sind, zeigt sich darin, das der gegen Vernunft und Gerechtigkeit als Feind des Völkerfriedens angeschwärzte Herrscher, so oft er den Boden eines der Länder betritt, die durch seine ver meintlichen Pläne in Mitleidenschaft gezogen werden sollen, mit ehrlichem Jubel empfangen wird. So ist es auch in diesem Sommer auf schwedischem Boden und in Kopenhagen geschehen, von wo der Korre spondent des „Temps" noch am Tage der Ankunft des Kaisers meldete, die Stimmung sei seinem Be suche nicht günstig Unbeirrt geblieben sind die von Sr. Majestät dem Kaiser in Schloß Bernstorff verlebten freundlichen Tage durch das Geschrei, das auf die Ankündigung einer bevorstehenden Übungs fahrt britischer Geschwader nach der Ostsee in zwei bis drei deutschen Blättern und alsbald in einem großen Teile der englischen wie der französischen Presse entstanden ist. Es war, wie ein nüchterner Rückblick lehrt, viel Lärm um nichts. Schon vor Monaten hatten, ohne Zusammenhang mit politischen Umständen, die sich zu jener Zeit noch gar nicht übersehen ließen, die britischen Seebehörden eine baltische Manöverfahrt ins Auge gefaßt; und im all ¬ gemeinen war dies schon damals in Berlin dem ReichSmarineamt wie dem Auswärtigen Amte be kannt geworden. Sobald die betreffenden Pläne der englischen Admiralität dem Ministerium des Äußern in London mitgeteilt worden waren, gab dieses seinerseits der deutschen Regierung davon Kenntnis; zunächst vertraulich und mündlich, bald aber auch amtlich und in schriftlicher Form. Angesichts des Zeitungsstreites hat dann noch eine weitere diplo matische Aussprache stattgefunden, die von der eng lischen Regierung herbeigcführt wurde und für beide Teile befriedigende Erklärungen ergab. Weder see rechtlich noch politisch wären von deutscher Seite gegen englische Flottenübungen in der Ostsee förmliche Bedenken geltend zu machen. Rechtlich nicht; denn die Ostsee ist in Friedenszeiten ein offenes Meer, über dessen westliche Zugänge Deutsch land nicht verfügt. Politisch nicht; denn nach den durch die Umstände als glaubwürdig erwiesenen Ver sicherungen des Londoner Kabinetts entbehrt die Flottenfahrt jedes bestimmten politischen Zweckes. Freilich hebt sie sich von einem allgemeineren, auch politisch bedeutsamen Hintergründe ab. Dieser aber war bei uns von der Diplomatie wie von unserer Marine seit langem entdeckt. Und er konnte auch sonst für aufmerksame Beobachter kein Geheimnis geblieben sein. Wir meinen damit den seit mehreren Jahren allmählich vollzogenen, im britischen Parla ment wiederholt zugegebenen Frontwechsel in der europäischen Flottenstellung Großbritanniens von Südwesten nach Nordosten. Ein Mittel, um diese bis auf weiteres unabänderliche Entwickelung der englischen Seepolitik in den nördlichen Gewässern Europas anfzuhallen, gibt es nicht; und der unge eignetste Weg dazu wäre ohne Zweifel die von einigen deutschen Blättern vorgeschlagene theoretische Schließung der Ostsee durch entsprechende Verträge zwischen dem Deutschen Reiche einerseits, und Ruß land, Schweden, Norwegen, Dänemark anderseits. Selten ist in einer politischen Frage mit solcher Ge dankenlosigkeit in den Tag hinein geschrieben worden, wie bei den jüngsten Erörterungen über die Ver wandlung der Ostsee in ein sogenanntes wart- clauLum. Weil die englische Kriegsflotte eine Be wegung macht, die für Dänemark und Rußland, für Rußland namentlich so bald nach der Vernichtung seiner Kriegsmarine, empfindlicher ist als für die deutsche Seestellung, wurde unserer Politik angesonnen, sie sollte um vermeintlicher Gefahren willen einen Kriegsfall mit England vom Zaune brechen. Wer übrigens die publizistische Behandlung dieser Ostsee fragen näher verfolgt hat, wird sich erinnern, daß schon im März dieses Jahres die russische „Nowoje Wremja" auf eine Neutralisierung der Fahrstraßen durch die Belte hingewiesen hat. Auch jetzt ist es kein Zufall, daß dieselbe russische Zeitung und noch mehr das gesinnungsverwandte Blatt „Rußj" sich völlig auf die Seite der wenigen deutschen Blätter stellen, die das Erscheinen britischer Kriegsschiffe in der Ostsee zu Angriffen aus England und zu einer Verschärfung der deutsch englischen Beziehungen miß braucht haben. Im Gegensatz hierzu ist die baltische Reise eines großen Teiles der englischen Kriegsflotte von den amtlichen Kreisen Rußlands ebenso ruhig wie bei uns ausgenommen worden; und auch in Dänemark hat sich nicht die geringste Bereitwilligkeit zu Abmachungen über eine Schließung der Belte gegen England gezeigt, wie dies in völliger Ver kennung der internationalen Lage in Deutschland von einigen übereifrigen Patrioten vorausgesetzt wurde. Auch die norwegische Königsfrage dürfte in die Unterredungen, die der Kaiser in Björkö wie in Bernstorff geführt hat, kaum hineingespielt haben, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie es nach Pariser nnd Londoner Zeitungsnachrichten der Fall gewesen sein soll. Bekanntlich hatte die vorläufige Regierung in Norwegen sich nach der Losreißung von Schweden an König Oskar mit der Bitte gewandt, er möge einen jüngeren Prinzen des Hauses Bernadotte als Anwärter für den norwegischen Thron bezeichnen. Es mag sein, daß für diesen Wunsch der Regierung und des Volkes in Norwegen der Kaiser ein gewisses Interesse bekundet haben kann, das sich aus dem Wunsche einer möglichst glatten und friedlichen Scheidung zwischen Schweden und Norwegen, unterAufrechthaltung verwandter dynastischer Bande ungezwungen erklären würde. Seitdem aber feststeht, daß König Oskar es vermeiden will, sich gegenüber dem Gedanken der Begründung eines jüngeren Zweiges der Dynastie seines Hauses in Norwegen amtlich, sei es mit ja, sei es mit nein, zu erklären, hat auch der Kaiser in der Frage der norwegischen Königswahl völlige Zurückhaltung beobachtet. Der einzige Anwärter auf den erledigten Thron, dessen Aussichten ernst zu nehmen sind, ist bisher Prinz Karl von Dänemark. Bei den lächerlichen Behauptungen über den Wunsch des Deutschen Kaisers nach Einsetzung eines Hohen- zollernpriuzen im Königsschlvsse zu Christiania braucht man sich nicht aufzuhalten Übrigens ist selbst mit Beziehung auf den Prinzen Karl von Dänemark die weitere Entwickelung noch so unsicher, daß man in deutschen Kreisen nicht überrascht sein würde, wenn nach der für den 13 August bevorstehenden Volks abstimmung in Norwegen über die Lösung der Union mit Schweden die norwegische Regierung angesichts der Schwierigkeiten, einen Thronfolger zu finden, zur Verkündung einer Republik Norwegen übergehen sollte Tie russisch-japanischen Friedensverhand lungen beginnen, soweit es sich um Eindrücke han delt, die in der Presse hervortreten, unter recht stürmischen Vorzeichen. Von den japanischen Be vollmächtigten werden sehr abfällige Äußerungen über das bisherige Auftreten des Ministers v. Witte gemeldet Auf der anderen Seite führt die russische Presse eine sehr entschiedene Sprache, weist auf die Nervosität der Japaner hin und versäumt keine Gelegenheit, um auszuführen, das Bedürfnis, Frie den zu schließen, sei beim Sieger stärker als beim Besiegten. So hält die „Nowoje Wremja" dem siegreichen Gegner des Zarenreichs vor, Japan brauche eine starke Kriegsentschädigung; wollte es ohne eine solche Frieden schließen, so würde seine Lage die allerdrückendste sein; bei einer Fortsetzung des Krieges müßten weitere japanische Anleihen ge macht werden, zu welchem Zwecke Japan genötigt sein würde, zur äußersten Anspannung seiner inneren und äußeren Hilfsmittel zu greifen. Zudem sei zu erwägen, daß Japan die besten Altersklassen für seine Armeen erschöpft habe, daß es zur Ausfüllung der Verluste von Port Arthur und Mukden alte und noch nicht wehrpflichtige junge Leute einberufen mußte. Der „Swet" erklärt rund heraus, Rußland wünsche nicht den Frieden; es könne also davon keine Rede sein, daß Rußland eine Kontribution zahle, noch daß Sachalin abgerreten würde Rußland könne Nieder lagen tragen, brauche deshalb aber nicht auf feinen Platz in der Reihe der'Großmächte zu verzichten. Man darf dieses mißtönige Stimmen der In strumente zu den Friedensverhandlungen nicht allzu ernst nehmen. Alles spricht dafür, daß die russischen und die japanischen Unterhändler nicht bloß eine oberflächliche Fühlung nehmen, sondern in eingehender Beratung versuchen werden, die Beding- hieße Brieux ernster als dramatischen Schriftsteller nehmen als er es verdient, wollte man mit ihm rechten als Dichter; die Übersetzer seiner Arbeiten verschwenden ihre Kräfte nutzlos für ihn; er wird mit seiner brutalen Wirklichkeitsschilderunq, mit seiner zerrbildmäßigen Dar stellung des Lebens in Deutschland nie Anhänger finden Zu beklagen sind dre Künstler, die in solchen Aus gaben ihre Kräfte vergeuden müßen, ohne entsprechenden Lohn zu finden. Die Leistungen der Damen Alice Hall und Marie Caßmann und des Hrn. Ernst Legal hätten weit regeren Beifall verdient, als ihn das durch soviel Roheit erschreckte Publikum zu geben ver mochte, denn sie waren nicht nur körperlich anstrengende, sondern auch darstellerisch anspruchsvolle. W. Dgs vr. Alfred Fiedler. > Wie wir gestern schon kurz mitteilten, feiert heute Se. Exz Wirk!. Geh. Rat Prof. vr. Alfred Fiedler, der langjährige treue ärztliche Berater de» Königl. Hauses und frühere Oberarzt des Dresdner Stadtkrankenhauses, in seiner Villa in Bärenburg seinen siebzigsten Ge burtstag. Es ist eine Freude, zu wissen, daß der Jubilar, der diesen festlichen Tag in bescheidener Stille begeht, mit voller geistiger Frische und körperlicher Rüstig keit in den Abend seines an ernster und harter Arbeit, aber auch an schönsten Erfolgen so reichen Lebens tritt, und es ziemt sich, auf letzteres und auf die segensreiche Tätigkeit des hervorragenden Arztes, dem so viele Leben und Gesundheit verdanken, einen kurzen Blick zu werfen. Alfred Fiedler wurde am 5. August 1835 in Moritz burg al« ältester Sohn de« Aktuars B Fiedler geboren Nach Verlaßen der Kreuzschule in Dresden studierte er in Leipzig, wo er schon im Jahre 1859 promovierte. Er war dann eine Zeitlang Assistenzarzt an einer Rostocker Klinik und trat 1861 in derselben Stellung am Stadt- krankenhauS in Dresden ein, deren inneren Abteilung damals geh. Medizinalrat vr. Walther Vorstand. Dessen Nachfolger al» Oberarzt wurde er im Jahre 1869. JmKriegS- jahr 1866 war Fiedler Chefarzt des Lazaretts in der Pionier kaserne zu Dresden-Neustadt, wo bis zum Herbst des selben Jahres rund 1200 aus Österreich zurückgekehrte Cholera-, Pocken- und Typhuskranke behandelt und ver pflegt wurden Im Deutsch-Französischen Kriege war Fiedler ebenfalls für das Vaterland tätig, und zwar qing er mit einem Sanitätszuge nach Frankreich und übernahm dann dort, im Barackenlazarett in Doucy bei Sedan, im Auftrage des Generalarztes Prof. vr. Thiersch die Behandlung der dort untergebrachten Typhus- und Ruhrkranken, und nach seiner Rückkehr nach Dresden die jenige der Cholerakranken im Stadtkrankenhause. In der Ausübung seines Berufes wurde zu dieser Zeit Fiedler selbst von der Cholera befallen und erkrankte schwer. Als Oberarzt des Stadtkrankenhauses war er dann in ununterbrochener Folge bis zum Jahre 1901 tätig. Im Jahre 1871 wurde Fiedler zum Leibarzt des hochseligen Königs Johann ernannt, und in gleicher Eigenschaft wirkte er als ärztlicher Berater der sächsischen Könige und der Königlichen Familie bi« zur Jetztzeit. In dieser langjährigen Tätigkeit, durch die er sich so große Verdienste erworben hat und die für tausende und abertausende von so reichem Segen gewesen ist, hat Fiedler noch Zeit gefryrden, die medizinische Wissenschaft durch zahlreiche wertvolle Arbeiten zu bereichern. Er wähnt seien hiervon seine Untersuchungen über die Gallensteinkrankheit, die noch aus der Zeit stammt, wo Fiedln Prosektor am Dresdner Stadt- krankcnhau« war, ferner seine Arbeiten über Morphi nismus, über die Entstehung und die Behandlung der Rippenfellentzündung, über Weilsche Krankheit, über Herzmuskelentzündung und mehrere Abhandlungen über Typhus rc Diese und andere Veröffentlichungen, die ihrem Verfasser ein dauerndes Andenken in der Geschichte der Medizin sichern, geben Zeugnis von der unvergleich lichen Erfahrung, über die Fiedler verfügte, und von einer scharfen, aus das Wesentlichste eindringenden Be obachtungsgabe, die ihn auszeichnet und dre zugleich seine große und weit über die Grenzen des Vaterlands anerkannte Bedeutung als Diagnostiker bedingte. Erfreute sich Fiedler bei allen seinen Patienten und bei allen seinen Kollegen, die mit ihm in Berührung gekommen sind, herzlichster Verehrung und Liebe, so hat es ihm auch nicht an äußeren Anerkennungen gefehlt. Im Jahre 1873 wurde er zum geh. Medizinalrat, 1896 zum Geheimen Rat ernannt und ihm 1899 gelegentlich des 50jährigen Jubiläums des Stadtkrankenhauses der Titel Profeßor verliehen Im Jahre 1904 wurde er durch die Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat mit der Titel Exzellenz ausgezeichnet. Ferner ist der Jubilar Inhaber des Großkreuzcs des Albrechtsordens, Komtur 1 Klaffe des Verdienstordens, sowie Inhaber zahlreicher nichtsächsischer Orden Die Stadt Dresden würdigte ihn durch die Ernennung zu ihrem Ehrenbürger und gab ihm zu Ehren dem vom Rate errichteten Genesungsheim in der Oberlößnitz den Namen „Fiedlerhaus". Fiedler ist weiter Ehrenmitglied und Mitglied zahlreicher wissen schaftlicher Gesellschaften G * Vorgestern hatte sich, wie wir schon kurz mttteilten, im Stadtkrankenhaus Friedrichstadt eine größere Zahl von Kollegen, Freunden und Schülern Fiedlers zu- sammenqefunden, um der Nbergabe der Marmorbüste des Jubilars beizuwohnen, die von deßen früheren Assi stenten im Verein mit Prof. Robert Dietz für das Krankenhaus gestiftet worden war. Obcrmedizinalrat vr. Schmaltz nahm im Namen der Stifter das Wort und führte in warmer Rede aus, daß diese Büste ein äußerer Ausdruck des bleibenden Andenkens und Ein flußes sein solle, den Fiedlers Persönlichkeit auch nach seinem Scheiden au» seiner Tätigkeit hinterlaßen werde. Im Anschluß hieran wurde von Prof vr Schmidt eine Fest - fchrift, bestehend aus wissenschaftlichen Arbeiten von Schülern und Kollegen Fiedlers überreicht und dabei darauf hingewcesen, vaß der Gefeierte au» dieser Gabe ersehen möge, daß die Pflege
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