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Dresdner Journal : 29.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190506299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-29
- Monat1905-06
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 29.06.1905
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Vezu-Spret«: Beim Bezüge durch di« K,schäft»«,ne inaer-ak» Z>re»dni» 2,SO M (emschl. Zutragung), durch die Hk»« im Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksenduna der für dieSchristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld deizusügeir. Dres-ner Herausgcgeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. j Journal Erscheinen: Werktags nachm. S Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Bnkündt«un,»gebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum Lv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz k Pf. Ausschlag für die Zeile. Untenn Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum bl) Pf. Gebühren - Ermäßigung bei Ssterer Wiederholung- Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinendeNummer. 148. Donnerstag, Den 29. Juni nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. nichtamtlicher Teil. PersonalverLnderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche usw. ä.. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. 23. Juni. Frhr. v. Fritsch, Rittm. im Karab.-Regt., auf ein weiteres Jahr zur Dienstleistung bei Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Sachsen kommandiert. — 28. Juni, v Keßinger, Major und Bats- Kommandeur im 3. Jnf.-Regt. Nr. 102 „Prinz- Regent Luitpold von Bayern", vom 1. Juli ab zur Dienstleistung beim Bezirkskommando II Dresden kom mandiert v. Kirchbach, Oberltnt. im 3. Jnf.-Regt. Nr 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern", unter Beförderung zum Hauptm, vorläufig ohne Patent, zum Komp.-Chef ernannt. L. Abschiedsbewilligungen. 28. Juni. Loeseze, Hauptm. und Komp.-Chef im 3. Jnf.-Regt. Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern", mit Pension und der Erlaubnis zum Tragen der Armee- Uniform der Abschied bewilligt. Beamte der Militärverwaltung. 23. Juni. Kammel, Baurat, Militär-Bauinspektor, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte eines Jntendantur- und Baurats bei der Intendantur XIX. (2. K. S.) Armeekorps, zum Intendantur- und Baurat unterm 1. Juli ernannt. Tie Transatlantische Feuerversicherungs- Aktiengesellschaft zu Hamburg hat für die Ver sicherung gegen Feuer-, Einbruchdiebstahl-, Unfall-, Haftpflicht- und Wasserleitungsschäden als Haupt- bevollmächtigten im Königreiche Sachsen gemäß 8 H5 Absatz 2 des Reichsgesetzes über die privaten Ver sicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 an Stelle des Herrn Oskar Tröge in Leipzig vom 1. Juli dieses Jahres ab Herrn Louis Franke in Leipzig bestellt. Dresden, am 19. Juni 1905. Ministerium des Innern. Für den Minister: Merz. bsio Ernennungen, Versetzungen re. im -stent- tichen Dienste. Im Geschäftsbereiche beS Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Die neuerrichtete Schulstelle zu Doberschau bei Bautzen. Kollator: Die oberste Schulbehörde. 1200 M. Grundgehalt, freie Wohnung im ueuerbauten Schulhaufe und Gartennutzung, die geseyl. Alterszulagen, 110 M. für Fortbildungsschul- und bb M für Turnunterricht, sowie nach Befinden 72 M. für Handarbeitsunterricht an die Frau. Bewerbungsgesuche mit den erforderlichen Beilagen sind bis 18. Juli bei Bezirks schulinspektor Schulrat Schütze, Bautzen, einzureichen. Im Geschäftsbereiche d,S Ministeriums des Kriegs. Beamte der Militärverwaltung. 21 Juni. Gräbner, Oberzahlmstr. des 1. BatS. 5. Jns-Regts. „Kron prinz" Nr. 104, aus seinen Antrag unterm 1. Oktober mit Pension in den Ruhestand versetzt. Arldt, Taeschner, Zahlmstr.-Aspiranten, zu Zahlmeistern beim 2. Bat. 5. Jns - Regts. „Kronprinz" Nr. 104 bezw. (Taeschner) beim 3 Bat 1t. Jns.-RegtS. Nr. 139 ernannt. — 27. Juni. Hartung, Baurat, Militär-Bauinspektor in III Dresden, als HülsSarbeiter zur Intendantur des XII. (1. K. S.) IBrmeekorpS, Korn, Militär Bauinspekior in II Dresden, in die Borstandsstelle de- Militär-BauamtS III Dresden, Mundt, Militär-Bauinspektor in V Dresden, in die Borstandsstelle des Militär-Bauamt- II Dresden, — unterm 1. Juli versetzt. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Kunst und Wissenschaft. Zur Literaturgeschichte. I. Den alten Gemeinplatz „Wenn zwei dasselbe sagen, so ist's nicht dasselbe", kann und darf man ohne weiteres in den Satz: wenn zwei das gleiche hören, ist eS nicht das gleiche, umwandeln. Schiller wußte wohl, warum er im Briefe vom 28. Mai 1789 an den Dresdner Freund Körner, unmittelbar nach seiner glanzvollen Jenenser Antrittsvorlesung, den Zweifel vernehmen ließ, ob nicht zwischen dem Katheder und den Zuhörern eine Art von Schranke sei, die sich kaum übersteigen lasse. „Man wirft Worte und Gedanken hin, ohne zu wissen und fast ohne zu hoffen, daß sie irgendwo fangen: fast mit der Überzeugung, daß sie von vierhundert Ohren vierhundertmal und oft abenteuerlich mißverstanden werden " Der Schriftsteller auf kunstgeschichtlichem und ästhetischem Gebiet ist kaum besser dran als der Dozent, wenn er nicht von vornherein den Kreis der Leser, für die er schreibt und an deren Teilnahme er sich wendet, sehr scharf bestimmt und begrenzt hat. Bei der Natur aller nichtexakten Wissenschaften, der Kunstgeschichte und Literatur geschichte zumal, ist aber diese scharfe Begrenzung schwierig, wo nicht unmöglich. Die zahlreichen Ver öffentlichungen zur Literaturgeschichte lassen sich eben keineswegs in populäre und spezifisch wissenschaftliche einteilen, zwischen den Werken, die der einen oder der anderen Art anaehören, liegt die große Zahl derer, die ihren wissenschaftlichen Gehalt, die Resultate neuer For schung, neuer geistiger Durchdringung de« Stoffe« durch ihre Darstellung weiteren Kreisen zugänglich zu machen suchen Der Kritik scheint daraus dre doppelte Ausgabe zu erwachsen, in jedem einzelnen Falle die Erscheinungen Die Frage der Arabischen Eisenbahn. Schon seit einer Reihe von Monaten trägt man sich mit dem Plane, die große Wüstenei von Arabien durch eine Eisenbahn zu erschließen. Man fragt sich, waS dabei herauskommen soll, aber es ist zu bedenken, daß eS mit dem Begriff der Wüste doch nicht immer so arg bestellt ist, wie die Leute es meinen, und dazu kommt noch, daß Arabien als das heilige Ursprungsland des Islam auf einen ziemlich starken Verkehr aus religiösen Rücksichten rechnen kann und ihn auch schon jetzt tatsächlich besitzt. Es handelt sich denn auch in der Tat darum, den Zutritt zu den heiligen Städten Mekka und Medina durch die Erbauung einer Eisenbahn zu erleichtern, und es fehlt nicht an optimistischen Stimmen, welche die Erwartung aussprechen, Arabien werde durch diese Eisenbahn etwas von dem alten Glanze zurückerhalten, den es nach der Verlegung der Residenz des Khalifen oder Sultans von Bagdad nach Konstantinopel verloren und bisher nicht wieder zurückerworben hat. Der gegenwärtige Plan zielt auf eine Verlängerung der erst in jüngster Zeit geschaffenen syrischen Bahn nach Arabien hin, und zwar über Medina bis Mekka. Auf diesem Wege würde auch ein Anschluß an die anatolische Bahn und also eine fortlaufende Verbindung nach Bagdad einerseits und nach Konstantinopel anderseits ge schaffen werden. Gleichzeitig mit diesen Projekten erörtert die große Londoner Wochenschrift „Engineer" auch die Frage einer Überbrückung des Bosporus, die mehr als einmal in ernstliche Erwägung gezogen worden ist und angeblich keine unüberwindlichen Schwierigkeiten darstellen würde. Dieser großartige Brückenbau wäre dann das Endglied in der Folge von Schienenwegen, die sich von Mekka bis nach dem Goldnen Horn erstrecken würden Es wird daran er innert, daß vor 15 Jahren der Ingenieur Eads, der Schöpfer der berühmten Brücke über den Mississippi bei St. LouiS, eine dreifache Bogendrücke zur Über spannung des Bosporus vorgeschlagen hat, die im wesentlichen eine Vergrößerung der amerikanische» Brücke sein sollte. Letztere wurde 1880 vollendet und besitzt drei Bogen mit einer Spannung von je 156 m. Was nun die eigentliche Arabische Bahn betrifft, so ist nur der Anfang von Damaskus in fast genau südlicher Linie bis zum Platz Maan (465 km) bereits im Bau begriffen. Die Arbeiten auf dieser Strecke umfassen 24 Stationen, 65 Brücken, einen Viadukt von 60 iu Länge und 20 ui Höhe und einen Tunnel von 150 m Länge. Die Schwierig keit des Bahnbaues beruht auf der rauhen und zer rissenen Beschaffenheit des im allgemeinen ebenen Bodens. Immerhin sollen die Kosten 30000 M. auf das Kilometer nicht überschreiten, waS auch für eine eingleisige Linie billig sein würde. Allerdings sind dadurch Ersparnisse gemacht worden, daß von der französischen Regierung 5000 Soldaten für die Ausführung der Vorarbeiten zur Verfügung gestellt waren. Wirtschaftlich günstig für die Aussichten der Eisenbahn ist das Vorhandensein von großen PhoS- phatlagern im Gebiet von Es-Salt im Ost-Jordan- land, die einer englischen Gesellschaft gehören. Die Erzeugnisse dieses Bergbaues werden neben Getreide und Ladungin von Petroleum, Asphalt und ähn lichen Stoffen dieser Bahnstrecke einen ganz ansehn lichen Güterverkehr zuführen. Insgesamt würde die Arabische Eisenbahn, die gewöhnlich wegen ihrer Bedeutung für die mohammedanischen Pilgerfahrten nicht bloß nach ihrem sachlichen Wert, sondern auch nach der Seite ihrer möglichen Wirkung auf ein große« Publikum oder eine Gruppe von literarischen Fachgenossen oder von ästhetischen Feinschmeckern zu beurteilen. Doch selbst wenn sie dies schärfer ins Auge fassen wollte, würden ihr eine gute Zahl literarhistorischer Veröffent lichungen begegnen, von denen nicht ohne weiteres gesagt werden kann, daß sie der einen oder der anderen Gattung angehören und deren Wirkung sie gleichsam dem Glück oder dem Zufall befehlen muß. Zu den kürzlich hervorgetretenen literarhistorischen Werken, die ihrer Ausgabe und Fassung nach weiter Verbreitung nicht bloß fähig sind, sondern solche Verbreitung schon gefunden haben, muß in erster Linie die zweite neubearbcitete und vermehrte Auflage der „Oieschichte der deutschen Literatur von den ältesten Zeiten bi« zur Gegenwart" von Prof, vr Friedrich Vogt und Prof. vr Max Koch (Leipzig und Wien, Verlag de« Bibliographischen Institut«) gerechnet werden, die in bezug auf Umfang, klare Ver ständlichkeit, Grundton, auf reiche bildliche Ausstattung den Wünschen eine« großen Publikum« voll entspricht. Die Fassung der Vogt-Kochschen Literaturgeschichte (die zuerst 1897 erschien) hat mit der vorliegenden zweiten Auflage eine beträchtliche Erweiterung, namentlich durch ausführlichere Behandlung der Literatur de« 18. und 19 Jahrhundert« erfahren, und ist durch Literaturnachweise, die dem Leser die brauchbarsten Ausgaben dv besprochenen Werke und da« wichtigste unter den literarhistorischen Darstellungen und Einzeluntersuchungen zugänglich machen sollen, auch al« Führer für eingehendere Studien brauchbar gemacht worden Die Vorzüge der Darstellung werden durch die große Anzahl bildlicher Beigaben — Porträt«, Handschristcnprobrn, Druckproben — verstärkt Die Charakteristik der neuesten deutschen Literatur hat gegen über der ersten Auflage wesentliche Verbesserungen er- alS Hedschra-Eisenbahn bezeichnet wird, bis Mekka hin eine Länge von 1700 Km erreichen. Der Aufstand in Deutsch-Sü-westafrika. ^as Gamtoap- oder Karibrivier, an dem im Lauf« dieses Monats erst Hauptmann v Erckert, einer der Offiziere der alten, kleinen Schutztruppe, dann Major v. Kamptz, früher Kommandeur der Kameruner Schutztruppe, größere Gefechte mit den Hottentotten hatten, liegt weitab im Süden des Namalands, östlich von den großen KaraSbergen. Es ist vielleicht 80 km lang und endet im Goub- oder Bakrivier, etwa 25 km von der Grenze nach dem britischen Betschuanenlande zu Hauptmann v. Kamptz wollte offenbar, wie aus der gestern mitgeteilten Meldung hervorgeht, daß er von Osten an die feindliche Stellung heranrückte, den Abzug des Feindes über die Grenze verlegen. Das ist nun durch das große Gefecht vom 17. Juni gegen die ganze Bande Morengas gelungen. Am folgenden Tage ver folgte die Abteilung, über die nach der Verwundung des Majors v. Kamptz der Hauptmann Siebert das Kommando übernommen hatte, den Feind, der sich am Gamtoap bei Narus festgesetzt hatte. Dieser Ort ist auf der Kriegskarte nicht verzeichnet. Nach der Einnahme von NaruS am 19 flüchteten die Hottentotten in süd licher Richtung, wohin sie weiter verfolgt wurden, unter Zurücklassung ihres zahlreichen Viehbestands. Der Schlag ist jedenfalls von Bedeutung für die weitere Entwickelung der Dinge im äußersten Süden. Wenn auch nicht an zunehmen ist, daß die geschlagenen Hottentotten sich er geben, so ist doch ihre Widerstandsfähigkeit weiter ge schwächt. Was die Nachrichten über den Kapitän der Belhanier Hottentotten, Cornelius, betrifft, der am Großen Fischflusse bei Kochas festsitzt und gegen den Major Gräser marschiert, so ist dabei hervorzuheben, daß der Bandensührer Morris, der vor einiger Zeit auf eng lisches Gebiet geflüchtet war, sich mit ihm vereinigt haben soll. Es handelt sich auch hier nur um eine geringe Entfernung vom britischen Gebiete, höchstens 50 km von der Mündung des Fischflusses in den Orange. Der russisch-japanische Krieg. Die Übergabe des Konteradmirals Nebogatow. St. Petersburg. (Meldung der Petersburger Telegraphenagentur) Nachdem im Publikum und in der Presse sich widersprechende Gerüchte betreffend die Über gabe der Panzerschiffe „Kaiser Nikolaus I ", „Orel", „Admiral Senjavin" und „Generaladmiral Apraxin" auf getaucht sind, teilt der Generalstab mit, daß der Konter admiral Nebogatow und die Kommandanten der ge nannten Schiffe bei ihrer Rückkehr nach Rußland in Anklagezustand versetzt werden würden unter der An schuldigung eines Verbrechens, das im Artikel 279 des Marincstrafgesetzbuchs vorgesehen ist. Die Schuldig befundenen werden dort nnt Dienstentlassung und Degra dation oder Todesstrafe »bedroht. Meuterei auf dem Panzerschiff „Knjäs Potemkin". Auf dem Panzerschiff der Schwarzen Meer-Flotte „Fürst Potemkin" ist eine Meuterei ausgebrochcn, wie sie bisher wohl einzig dasteht; nicht genug damit, daß die Mannschaft ihre Offiziere ermordete und sich des Schiffes bemächtigte, bedrohen die Meuterer auch die Odessaer Behörden und entfesseln im Hafen einen allgemeinen Ausstand. Aus Odessa wird hierüber berichtet: Vorgestern abend traf der besagte Panzer hier ein. Alsbald verbreitete sich in der Stadt das Gerücht, daß die Besatzung ihre Vorgesetzten niedergemetzelt hätte, um einen Matrosen zu rächen, der, weil er Klage über schlechte Nahrung im Namen der ganzen Besatzung geführt hätte, getötet worden sei. Ferner wurde gesagt, der Leichnam ser auf der neuen Mole ausgestellt und die Matrosen ließen die Behörden nicht herankommen und drohten, ihnen Widerstand zu leisten. Tausende von Menschen strömten alsdann nach dem Teil des Hafens, wo der fahren, wennschon sie noch mannigfache Lucken und Zufälligkeiten zeigt. Im ersten Teil werden noch zahlreiche Proben mittelhochdeutscher Dichtung (nach den Originalen und in deren metrischen Formen ins Neu hochdeutsche übertragen) gegeben, mährend im zweiten Teil eine intimere Bekanntschaft des gebildeten Publikums mit den poetischen Werken selbst vorausgesetzt wird. Alles in allem erfüllt die Vogt-Kochsche Geschichte der deutschen Literatur ihren Hauptzweck in vortrefflicher Weise, sie gehört entschieden zu den Werken, die ihre Leser zu den Schöpfungen der Poesie und Literatur zu rück und nickt von ihnen hinwegleitcn Abenteuerliche Mißverständnisse, von denen Schiller spricht, sind hier ausgeschlossen, der Zweck wie der Wirkungskreis ist klar und bestimmt ins Auge gefaßt, der Ton dem Zweck ent sprechend, die Wirkung gewiß. Ungefähr das gleiche gilt von der Reihe biographisch- kritischer Studien, die ursprünglich die Einleitungen zu den billigen, aber sorgfältig redigierten Hessischen Leipziger Klassikerausgaben bildeten, und nun auch inSonderabdrücken herausgegeben worden sind. E« liegen un« zurzeit von diesen kleineren Schriften die Bändchen „Cervantes Leben und Werke" von Wolfgang v. Wurzbach (Leipzig, Max Hesse« Verlag), „Fritz Reuter« Leben und Schaffen" von Karl Friedrich Müller (Leipzig, Max HesfeS Verlag), „Ludwig Tieck" von G Wil ko w«ki (Leipzig, Max Hesse« Verlag), vor, lebendige Charakteristiken, die, auf vortreffliche« Material und gute« Urteil gestützt, vollkommen geeignet sind, die besprochenen dichterischen Persönlichkeiten den Lesern nahe zu rücken, ja zu weiterem eingehenderen Anteil für sie anzuregcn Die Hauptsache bleckt auch hier die Einführung in die Werke, und so schätzbar die selbständige Heraus gabe der gehaltreichen und billigen Heftchen für alle diejenigen ist, die Cervante«' Don Ouirote und No vellen, Fritz Reuter« Schriften oder eine Auswahl von Leichnam des Matrosen Omeltschuk vom obengenannten Panzer, der aus Sewastopol mit zwei Torpedobooten angekommen war, lag Aus der Brust des Verstorbenen war ein Zettel angebracht, mit der von der gesamten Besatzung abgegebenen Erklärung, daß Omeltschuk für die Wahrheit gestorben sei, indem er dem Offizier sagte, daß man den Leuten schlechte Nahrung gebe Das Publikum warf fortwährend Geldspenden in die am Kopfende des Toten aufgestellte Büchse, um das nötige Geld für seine Beerdigung zu sammeln. Unter vielen Lesarten über das Vorgefallene herrscht die vor, daß ein Offizier, dem Omeltschuk meldete, daß die Mann schaft schlechte Suppe erhalten habe, ihn durch einen Reoolverschuß getötet habe Die gesamte Mannschaft überfiel erst ihn, dann den Kapitän und ertränkte ihn mit seinen Offizieren, ausgenommen 8, die sich mit den Matrosen verbündet hatten In Odessa angekommen, brachten die Matrosen die Leiche Omeltschuks in einem Boot an Land und teilten den Behörden mit, daß sie, falls man sie zu verhaften versuchte, auf die Urheber des Versuchs schießen würden. Eine rote Flagge wurde wiederhott an Bord des Panzerschiffs gehißt, dessen Besatzung sich nach und nach auf alle Boote und Dampfer begab und die Arbeiter zwang, die Arbeit einzustellen Dre Kohlenzieher lieferten der Mannschaft des Panzer schiffs, die Omeltschuk ein feierliches Begräbnis be reiten will, Nahrungsmittel. Man erwartete gestern abend das Schwarze Meer-Geschwader. Die Erregung der Menge ist ungeheuer. Ein verkleideter Grenzwächter wurde an der Leiche Omeltschuks getötet. Der Bürger meister der Stadt ist nach Moskau abgereist. Er richtete an die Bürger Odessas ein Telegramm, in dem er sie bat, sich zu beruhigen und die Ruhestörungen ein zustellen. Weiter liegen aus Odessa folgende Nachrichten vor: Hier acht das Gerücht, daß das Packhaus der rus sischen Schiffahrtsgesellschaft geplündert worden ist. Vorgestern wurden den ganzen Tag über an vielen Punkten der Stadt Schüsse gehört. Die Zahl der Verwundeten ist noch nicht ermittelt Auf dem Kathedral- platze fand gestern abend eine Bombenexplosion statt, wodurch ein Schutzmann und der Bombcnwerser getötet wurden. Heute wurden einzelne Läden geöffnet. Pa trouillen halten die Ordnung aufrecht. Lokalbahnzüge verkehren in Begleitung von Patrouillen Der Ausstand in den Fabriken dauert fort. Tagesgeschichte. Dresden, 29. Juni. Se Majestät der König wohnte am heutigen katholischen Feiertage Peter Paul vormittags dem Gottesdienste in der Haus kapelle in Wachwitz bei. Allerhöchstderselbe kam nach 11 Uhr in das Residenzschloß geritten und empfing zunächst Frau verw. v. Schönberg, geb. v Seydewitz in Audienz. Um 12 Uhr empfing Se. Majestät eine Abordnung des Vereins für vaterländische Festspiele in Dresden unter Führung des Ehrenvorsitzenden, Oberbürgcr meister geh. Finanzrat a. D. Beutler, sowie eine Abordnung der Stadt Pirna unter Führung des stellvertr. Bürgermeisters Stadtrates Thieme-Garmann und erteilte hieraus nachstehenden Herren Audienz: den Vortragenden Räten geh Medizinalrat Prof, vr Renk, geh. Baurat Schönleber, geh. Finanzrat v. Sichart und geh. Regicrungsrat Vr. Hallbauer, den ordentl. Professoren geh. Hofrat vr. Stern und geh. Hofrat vr Drude, Direktor des Königl. Botan Gartens, Dresden, OberregierungSrat Posse-Blasewitz, Obersinanzrat vr. Böhme-Dresden, Oberregicrungs- rat I)r. Körner-Bautzcn, Oberforstmeister Klette Zschopau, Oberstudienrat Rektor vr Schütze- Zittau, den Lberamtsrichtern vr Domsch-Chemnitz und Mannsfeld-Frankenberg, den Regierungsräten Trecks Werken jchon besitzen, so emschieoen man sic empfehlen darf, so muß man vor allem wünschen, daß sie im Rahmen der Hessischen Klassikcrausgaben die weiteste Verbreitung finden. Mit den neuesten Veröffentlichungen eines so 'reg samen Forschers und Sammlers, wie Karl Theodor Gaedertz ist, gelangen wir zu der Reihe der literar historischen Essays und Skizzen, der Beiträge zur Er kenntnis einzelner literarischer Größen, zur Ergänzung unserer bisherigen Anschauungen, einem Gebiet, wo sich die Literaturgeschichte in unabsehbare Weiten, um nicht zu sagen ins Unendliche ausdehnt. Die früher erschienene Sammlung „WaS ich am Wege fand", Blätter und Bilder aus Literatur, Kunst und Leben, erhielt eine neue Folge (Leipzig, Verlag von Georg Wigand), die gleich der früheren eine Fülle bisher völlig un bekannter oder doch nicht beachteter Mitteilungen zur Lebens- und EntwickelungSaeschichte der ver schiedensten Dichter und Schriftsteller oder solcher Persönlichkeiten, die mit ihnen in Verbindung und Be ziehungen gestanden haben, darbietet. Tie reiche Mannig faltigkeit der frisch und mit warmem Anteil an Persön lichkeiten und Zuständen deutscher Vergangenheit ge schriebenen größeren und kleineren Aufsätze tritt uns ent gegen, wenn wir nur die Titel der einzelnen ins Auge fassen. Meist handelt es sich um Ergänzungen zu den ausführ lichen LcbcnSgtschichten und Bnessammlungen bekannter Ge stalten, manchmal auch um die Auffrischung vergessener Namen und Verdienste, jedenfalls werden Leser aller Art ihre Rechnung bei einigen der Beiträge zur Literatur-, Kunst und Kulturgeschichte finden, der Fachmann ist ohne hin in der Lage, da« bi«her Verborgene und von Gae dertz an» Licht gebrachte zu schätzen und zu benutzen Die neue Folge von ,,Wa« ich am Wege fand" enthält die Studien und Bilder: „Der Sänger de« Mesfia«", „Gräfin Maria von Schaumburg-Lippe und Sophie von
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