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Dresdner Journal : 10.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190508103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-10
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 10.08.1905
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ve,n,«»rtt«: vtim Bezüge durch di« Geschäft»«»», i«n,rl,st Dresden» 2,L0 M (ernichl. Zulragung^, durch die im Deutschen Reiche S M. (au-schlietztick Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksrnduna der für die Schristlritung bestimmten, aber von dicstr nicht ein« geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgrld beizusügen. Drrs-ner Wnrnal. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm 5 Uhr. — Originalberichle und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. SnkündigungSgebührea: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zisfernsatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile. Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) Vie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum Lü Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für dre nach mittags erscheinende Nummer. 184. Donnerstag, Den 1«. August nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Architekt Schilling in Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Roten Adler-Orden 4. Klasse annehme und trage. Personalveränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche usw. ^..Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 9. August. Stellenbesetzung des am 1. Oktober neu zu bildenden 3. Ulan.-Regts. Nr. 21. Komman deur: Major Graf v. der Schulenburg-Hehlen, aggr. dem 2. Ulan.-Regt. Nr. 18, komm, als Führer des komb. Jäg.-DetachementS zu Pferde; Major beim Stabe: Major Frhr. v Fuchs-Nordhoff, Vor sitzender der Remontierungs-Kommission; Eskadr.- Ehefs: Rittm. v. Herder im Garde-Reiter-Regt., Rittm. v. Wuthenau im komb. Jäg.-Tetachement zu Pferde, Rittm. Jahn im Karab.-Regt, Rittm. Schulz im komb. Jäg.-Tetachement zu Pferde, Rittm. Edler v. der Planitz im Karab.-Regt ; OberltntS.: Frhr. v Kap-Herr, Tillmanns, Schäffer, — im komb. Jäg.-Tetachement zu Pferde, Haebler im Karab.-Regt, v. Schönberg-Rothschönberg im Garde-Reiter-Regt.; LtntS: v. Lüttichau, Frhr. v. Ziegler und Klipphausen, im komb. Jäg- Detachement zu Pferde, Schulze im 2. Ulan.-Regt. Nr. 18, v. Römer, im komb. Jäg.-Tetachement zu Pferde, v. Schimpfs, v. Rocheid, — im Garde- Reiter-Regt, v. Zehmen im 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn", Frhr. v. Milkau im Karab.-Regt. Im Beurlaubtenstande. 9 August. Die nachstehen den Reserve-Offiziere in gleicher Eigenschaft unterm 1. Oktober zum 3. Ulan.-Regt. Nr. 21 versetzt: die Ober ltnts. der Res : Vollbrechtshausen, Oelßner, — des 1. Ulan.-Regts. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn", die Ltnts. der Res.: Wittig, Oehler, — des 2. Ulan.-RegtS. Nr. 18, Schöttler, Gelpke, — des 1.Ulan.-Regts. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn", Schmidt (Johannes) des 2. Ulan.-Regts. Nr. 18, Gleisberg des 1. Ulan.-Regts. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn". 8 Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 7. August. Die LtntS.: Grabau (Ludwig) im 6. Jnf.-Regt Nr. 105 „König Wilhelm II von Württemberg", Weigel bei der Unteroffiziervorschule, v. Portatius im 1. Jäg-Bat. Nr. 12 — scheiden behufs Übertritts zur Kaiser!. Schutztruppe für Süd westafrika mit dem 15. August aus dem Heere aus. 6. Im Sanitätskorps. 7. August. Krönig, Stabsarzt der Res. im Landw.-Bez. Plauen, scheidet behufs Übertritts zur Kaiser!. Schutztruppe für Süd westafrika mit dem 15. August aus dem Heere aus. Beamte der Militär-Justizverwaltung. 17. Juli. vr Bucker, Justizrat, Oberkriegsgerichts rat beim Gericht des XII. (1. K. S.) Armeekorps, auf seinen Antrag mit Pension und der Erlaubnis zum Forttragen der bisherigen Uniform unterm 1. November in den Ruhestand versetzt. Wekclnntrn^chnng, die Abhaltung der diesjährigen Wahlfähig- keits- und Fachlehrerprttfungen betreffend. Die diesjährigen WahlfähigkcitS-Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, welche ihre Kandidaten-Prüfung schon Ostern 1903 bestan den haben, sollen zwischen Michaelis und Weihnachten stattfinden. Diejenigen, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens am 31. August ihre Zulassungsgesuche bei dem Bezirksschulinspektor ihres Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 (Seite313 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen, wo rauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Ge suche mit tunlichster Beschleunigung und spätestens bis 15. September unter Beobachtung von 8 16 der Prüfungsordnung an den Prüfungskommissar abzugeben sind. Diejenigen, welche sich einer Fachlehrer-Prü fsung, außer der Prüfung im Zeichnen, unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach 8 28 der Prüfungsordnung beizufügenden Zeug nissen ebenfalls bis spätestens den 31. August laufenden Jahres bei dem Bezirksschulinspektor ihres Wohnortes be hufs des Weiteren anzubringen Dresden, den 27. Juni 1905. Ministerium des Kultus uud öffentlichen Unterrichts. v. Lehdewih. ssss Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im Geschäftsvereiche -e» Ministerium» de» Kriegs. Beamte der Militärverwaltung 9. August. Moser, Zablmstr der 2 Abt. S Feldart Regts. Nr 68, Richter, Stabsveterinär vom 2. Ulan -Regt Nr l8, Rehm, Lberveterinär vom komb. Jäg.-Tetachement zu Pferde, — unterm 1. Oktober zum 3. Ulan -Regt. Nr. 21 versetzt. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Die Levölkeruug Marokkos. Von der Bevölkerung Marokkos entwirft der „Mouvement Geographique" nach einem größeren französischen Werk von Cousin und Sauvin eine Schilderung, die eine treffliche Übersicht über die verschiedenen Elemente der Einwohnerschaft des jetzt so viel genannten Mittelmeerlands ermöglicht. Man teilt die marokkanischen Völker gewöhnlich in Berber, Araber, Mauren, Juden, Neger und Europäer. Der eingeborene Jude ist von einem Neger und auch von einem Europäer leicht zu unterscheiden, schwieriger dagegen ist die Trennung der Berber, Araber und Mauren. Diese Namen bezeichnen auch mehr eine Besonderheit der Sitten, der Sprache re. als eine ethnologische Einteilung Für Anthropologie und Ethnologie ist Marokko heute wie früher nur eine Fortsetzung von Algier gegen den Atlantischen Ozcan hin. Die Knochenhöhlen, die steinzeitlichen Nieder lassungen, die Felsendenkmäler nach Art der nor dischen Dolmen, die alten Inschriften und Gräber in Marokko gleichen durchaus denen von Oran und Algier. Über die heutigen Bewohner von Marokko weiß man noch wenig, aber auch dies wenige er innert sehr an die Ergebnisse der gründlicheren Forschungen in Algier und Tunis. Dennoch ist die Verteilung der einzelnen Stämme hier und dort sehr verschieden, indem in Marokko die Urbevölkerung einen weit größeren Teil der Gesamtheit bildet. Die drei großen Gruppen der Berber (Riffaner, Beraber und Chleuhs) bilden mit 5 200 000 Köpfen erheblich mehr als die Hälfte der auf etwa 9 Mill, geschätzten Bevölkerung und haben sich nie durch die Eindringlinge verdrängen lassen. Tie Karthager vermochten nur einige Plätze an der Küste zu besetzen, und die Eroberung durch die Römer ging gegen Süden nicht über eine Linie von Sals nach Fez hinaus. Die Araber ferner schienen, nachdem sie mitten in die Berberstämme vorgedrungen waren, von diesen aufgesogen zu sein und ihre Rasseeigen tümlichkeiten ganz ausgegeben zu haben. Die Volks zahl der Stämme außer den Berbern wird geschätzt auf 1200000 Mauren, 1000000 Araber, 200000 Juden, 150000 Neger und 15000 Europäer, die mittlere Volksdichte auf 19 Einwohner für jeden Quadratkilometer. Die verschiedenen Namen Berber, Beraber, Riffaner (Riffpiraten), Kabylen oder Kebail, Chelleuhs oder Chleuhs und Haratiner be zeichnen in verschiedenen Gegenden dieselbe Rasse, deren nationaler Name Amazigh (Mehrzahl: Jmaziru) ist. Die Berber von Marokko haben die gleichen Eigentümlichkeiten und Fehler wie die von Algier. Sie sind kräftig und arbeitsam, aber wenig zur Unterwerfung geneigt; sie halten sich vom Ufer und von den Städten fern, bewohnen also den ganzen ge birgigen Teil des Landes. Ihr Ursprung ist un gewiß. Ihre Unterwerfung ist weder den Kathagern und Römern, noch den Vandalen und Goten ge lungen. Zuweilen, namentlich unter den Riffanern, finden sich auffallend viel blonde Menschen, im mittleren und südlichen Marokko mehr braune: aber der Wechsel ist so groß, daß die sichere Unter scheidung eines Berbers von einem Araber unmög lich wird. Man kann nach dem Urteil von Doutte die Marokkaner in Arabisch und Berberisch sprechende scheiden, in Nomaden und Ansässige, in Berg- und Flachlandbewohner; man kann Gruppen unterscheiden, die mehr oder weniger von der Kultur des Islam beeinflußt worden sind. Die Trennung in Berber und Araber aber ist willkürlich, weil sie sich auf keine wissenschaftlich begründete Tatsache stützt. Immerhin versteht man unter den Berbern ins besondere die Stämme der Berbersprache. Die Araber dagegen sind im oberen Gebiet des at lantischen Teiles und im Tal der Muluja vertreten; wie in Algier sind sie vornehmlich Hirten und No maden (Beduinen), aber äußerlich wie gesagt nicht als Araber kenntlich. Die arabische Sprache ist übrigens in der Ausbreitung begriffen und verdrängt die Berbersprache mehr und mehr. In den Städten leben die Mauren, deren Ursprung ein sehr mannig faltiger ist. Zum größten Teil stammen sie von den aus Spanien vertriebenen Mauren ab Außerdem sind sie aus Ehen mit Arabern, Berbern, bekehrten Juden und sogar christlichen Renegaten hervor gegangen. Sie sind sanft, gesittet und intelligent und stellen die leitende Bourgeoisie dar, aus der viele hohe Beamte des Maghzen und Großkaufleute hervorgehen Die Juden von Marokko haben zwei sehr verschiedene Abstammungen. Die in den Riffen und in Nicdermarokko leiten ihre Abkunft von Stämmen her, die schon vor der Zerstörung Jerusa lems bestanden: das gilt auch von den jüdischen Bauern bei Mogador und im hohen Atlasgebirge. Tie Juden sprechen sämtlich nur Arabisch. Ihre Glaubensgenossen, die 1242 aus Italien, 1350 aus den Niederlanden, 1407 aus Frankreich und England, 1476 aus Portugal und namentlich 1494 aus Spanien eingewandert sind, behandeln sie durchaus Kunst und Wissenschaft. Residenztheatcr. — Am 9. d. M.: „Hotel Pom padour". Schwank in drei Akten von Antony Mars und Leon Xanrof. Deutsch von Max Schönau. (Gastspiel der Schauspielgesellschaft des Direktors Paul Linsemann aus Berlin) Der im vorigen Jahre mit Beifall aufgenommene Schwank fand auch gestern wieder seine Lacher, obwohl die Belustigung, die er darbietet, nur vollendetem Unsinn ihr Dasein verdankt. Im Spiel trafen die Mitglieder des Ensembles, von Hrn. Max Walden, der die tragende Nolle spielte, bis zu dem Diener Jean des Hm. Paul Barleben hinab nicht den für solche Stücke unerläßlichen frischen Ton, der dem ständigen Residenztheaterensemble so hervor ragend zu eigen ist; die Aufführung schleppte in mehr als einer Szene, woran nicht immer die Dialogunsicher heit verschiedener Darsteller allein die Schuld trug; wo sie flott war, war sie zugleich von Übertreibungen nicht frei, wie in den Schlußszenen des zweiten und dritten Akte«. W. Dg«. Aus Stindes dichterischer Frühzcit. Bevor Julius Stinde verhältnismäßig spät in seinen humorvoll liebenswürdigen Skizzen das eigentliche Feld seiner Begabung entdeckte und in der „Buchholzen" den bleibenden Typu« de« Berliner Spießbürger« aufstellte, hat er in mancherlei anderen Gebieten menschlicher Tätigkeit sich versucht. Er hatte, wie wir gestern schon mitteilten, eigentlich Chemie und Naturwissenschaften studiert und war dann nach beendeten Studien al« Werkfthrer in eine chemische Fabrik in Hamburg ein- getreten. Aber der Wunsch nach schriftstellerischen Arbeiten regte sich immer stärker in ihm; er schrieb zu nächst populärwissenschaftliche Plaudereien. Toch jein Sinn war nach Höherem gerichtet; er wollte zur Lyrik, zum Drama! Oft besuchte er das Vorstadttheater in St. Pauli und er hat in seinen „Erinnerungen", die er vor Jahren in „Vclhagen und Klasings Monatsheften" ver öffentlichte, drollige Geschichten aus diesem Milieu, das ihn so stark beeinflußte, erzählt. Wie gemütlich ging es doch damals in so einem Theater zu! Es gab im Volkstheater keine Rezensenten vom Fach, das Publi kum rezensierte selbst auf frischer Tat; es ließ dem Mimen, der ihm gefiel, ein kühjeS Seidel Bier oder ein warmes Glas Grog, je nach der Jahreszeit, reichen und stieß auf offener Szene mit ihm an; den Bösewicht dagegen bewarf es entrüstet mit nicht eßbaren Dingen und verlangte stampfend und heulend Abbitte, wenn der Verbrecher der moralischen Gerechtigkeit nicht zur Ge nüge verfiel. Faust mußte z B , obgleich ihn Mephisto mit mehreren schwarzen Unholden hinter die Kulissen schleppte, wieder vortreten, Gretchen um Verzeihung bitten, ihr einen Kuß geben und auf den stürmischen Zuruf: „Heiraden, Heiraden!" der treulos Verladenen mit einem lauten vernehmlichen „Ja!" die Ehe geioben. An der Straßenwand hing, wenn gespielt wurde, an den Sonntag Nachmittagen und an den Abenden der Wochentage ein riesiges Gemälde, das die auf regendste Szene des Stückes darstellte, da« gerade auf dem Spielplan war. Auf der Parade stand der Direktor Dannenberg selbst in glänzendem Ritteranzug mit mäch tigem Federbusch auf dem Helm und lud die Menge ein. Von Zeit zu Zeit verschwand er, wenn er nämlich selbst in dem Stücke mitzutun hatte, und spielte rasch seinen Part herunter, der in Anbetracht seiner Tätigkeit vor dem Theater bi» aus das Notwendigste zusammengestrichen war Die höchste Kunst diese» Direktors bestand über haupt im Streichen. Die längsten Schauspiele unserer größten Dichter wurden auf vie Dauer einer halben Stunde eingerichtet, über eine Stunde währte kein Stück Der Dichter mutzte tue Niedrigkeit des Eintrittsgelds büßen; der erste Platz kostete vier Schillinge oder dreißig Pfennige, der zweite zwei, der dritte nur einen, so mußte das Stück in der kurzen Spielzeit möglichst oft wieder holt werden. Häufig wurde draußen lange gefeilscht, und wenn die Differenzen in Scheidemünzen gar nicht auf gehen wollten, gab der Direktor ein paar Schnäpse zu, zu welchem Zwecke zwei Karaffen bei der Kaffe standen, von denen die eine Rum, die andere Kümmel enthielt. Trotz so wenig ermutigender Verhältnisse fühlte Stinde den Trieb der Muse so stark in sich, daß er beschloß, sich ganz ihrem Dienste zu widmen. Seine literarische Tätigkeit begann damit, daß er Aufsätze und Erzählungen aus dem Volksleben schrieb, die ihm das Hamburger Blatt „Reform" abnahm. Neben ihm, so erzählte Stinve, war ein begabter junger Mann Johannes Meyer, der Skizzen aus dem Hamburger Leben und gute plattdeutsche Gedichte schrieb, als Hauptmitarbeiter an dem Blatte tätig. Da» Honorar war für beide nicht glänzend, und Meyer» größter Kummer war es, daß der Kassierer über dies die falsche Ansicht hegte, daß die Überschriften der Geschichten und Gedichte bei dem Zeilenhonorar nicht zu berechnen wären. Meyer sagte zwar: De Awerschrift i« de Hauptsaak bi'n Gedicht", der Kassierer behauptete aber, sie müßte gratis zugegeben werden wie die Düte zum Mehl. DaS Honorieren von Gedichten wurde überhaupt als ein Gnadenakt angesehen, und wenn der Reporter Marcu« Behrens in die Redaktion stürzte mit den Worten: „Ich habe einen wunderschönen Mord", dann fiel der Kur» aller VerSkunst in tiefste Wertlosigkeit; schon eine einfache Prügelei machte ihr redaktionell den GarauS. Aber wo wurde sonst in Hamburg Lyrik bezahlt? Da sagte eine« Tages der Prinzipal der „Reform", der wenigsten» Mit leid mit den Geldnöten der beiden Literaten hatte: „In einem früheren Jahrgang der „Reform" ist eine Erzähiung von Heitmann „Der Hamburger Brand" enthalten, daraus sollten Sie und Meyer ein Theaterstück machen .. Da- als „korasteros" (Freunde). Diese sprechen Spanisch und z. T. Französisch, finden sich fast ausschließlich in den Küstenhäfen und spielen als Handelsleute und Unterhändler eine wichtige Rolle in der wirt schaftlichen Erschließung des Landes. Die marok kanischen Neger sind sudanesischer Abkunft und in Marokko weit zahlreicher vertreten als in Algier. Sie stammen meist von Sklaven ab, die mehr oder weniger ihre Freiheit zurückgewonnen haben. Ein Teil der Neger ist auch direkt eingeführt worden, doch sind die Sklavenkarawanen, seit die Fran zosen den Sudan besetzt haben, eine immer seltenere Erscheinung geworden. Dennoch herrscht die Sklaverei in Marokko noch allgemein. In den Städten deS Innern werden die Sklaven noch öffent lich versteigert und erzielen sehr verschiedene Preise; eine junge Negerin erreicht oft 400 M , eine alte kaum 20 M Tie Gesellschaften zur Bekämpfung der Sklaverei haben in Marokko also bisher wenig Erfolg gehabt. Tie meisten Neger finden sich in der Gegend zwischen Melines und Salo. Tie Europäer wohnen in den Häfen, einige in der Hauptstadt Fez. Die Mehrzahl besteht aus Spaniern, ferner sind ver treten Franzosen, Engländer, Deutsche, Amerikaner, Portugiesen, Italiener, Österreicher, Griechen, Schweizer, Belgier, Schweden und Dänen. Der russisch-japanische Lrieg. Die Friedensverhandlungen. Portsmouth (Newhampshire), 9 August. Die heutige Konferenz der Friedensunterhändler währte etwa eine Stunde. Es wurde lediglich über den Austausch der Beglaubigungsschreiben verhandelt und das Pro gramm für die folgenden Sitzungen vereinbart Man kam dahin überein, daß das Protokoll französisch und englisch abgefaßt werden soll und daß diese beiden Sprachen gemeinsam während der ganzen Verhandlungen zur Anwendung kommen sollen. Die Sitzungen sollen von '210 Uhr vormittags bis '^1 Uhr nachimttags und von 3 bis ^6 oder 6 Uhr nachmittags stattsinden. Bei der Vorweisung der Beglaubigungsschreiben, die für genügend befunden wurden, gab Komura eine mündliche Erklärung über den Inhalt seines Beglaubigungsschreibens und erbot sich, unverzüg lich nach einem amtlichen Exemplar seines Beglaubigungs schreibens zu schicken, das er nicht mitgebracht habe. Witte versicherte ihm, das sei unnötig; das Beglaubi gungsschreiben krnnte morgen beigebracht werden. Die Erkttirung KomuraS über sein Beglaubigungsschreiben wurde als genügend angesehen. — Dieser kleine Zwischen fall wird vielfach besprochen, aber von zuständiger Seite wird mitgeteilt, daß Baron Komura im Ernst der Meinung war, es würden bei der heutigen Sitzung keine Formalitäten erledigt, und daß er deshalb sein Beglau bigungsschreiben beizubringen für unnötig gehalten hätte Diese Ansicht war erklärlich in Anbettacht der Formlosigkeit, mit der die Vorverhandlungen ins Werk gesetzt wurden Die Bevollmächtigten sind so davon überzeugt, daß die beider seitigen Vollmachten ausreichend sind, daß sie den Aus tausch der Beglaubigungsschreiben als eine tatsächlich schon vollzogene Formalität ansehen. Einer der Bevoll mächtigten erklärte später, die Konferenz sei bisher völlig befriedigend verlaufen. Aus der Mandschurei. St. Petersburg. General Linewitsch meldet unter dem 8. August aus der Gegend östlich der Mandarinen straße: Am 5 August wurde eine Armeeabteiluna gegen das Defilee in der Nähe des Dorfe» Chagou vorgeschoben. Ungefähr 35 Werst südlich Taulu ergriffen die Japaner die Offensive und umgingen unsere beiden Flügel, unsere Abteilung hierdurch zum Rückzüge nach Norden zwingend. In der Nähe de» Defilees von Madoulin stießen die Japaner gegen Teile dieses Detachement« vor. Als dieses Halt machte und das Feuergefecht aufnahm, zogen sie mu tonnen Sie viel Gelv verdienen". Das war für die beiden eine Erleuchtung, sie schrieben das Stück und nannten es „Hinterm breiten Giebel", nach dem Namen der alten Straße, die bei dem furchtbaren Brande zuerst zerstört war. So wurde Julius Stinde Theaterdichter. Das Stück war wundervoll Der Glanzpunkt war der vierte Akt, der hoch oben auf der Galerie des brennenden Turmes der Nikolaikirche spielte. Die Szenerie sollte großartig werden: „Man sieht den blauen Himmel und einen Teil des Turmes Rauchwolken ziehen vorüber. Die beiden Bösewichter des Stückes treten durch die Tür auf die Galerie und werfen sich gegegenseitig ihre schwarzen Taten vor. Rauch quillt von unten auf. Den bösesten Bösewicht erfaßt die Angst, er will in den Turm und hinab Der andere schließt die Tür und schleudert den Schlüffe! von sich. Flammen brechen aus dem Rauch, da» Glockenspiel singt, wie e» in Wirklichkeit bei dem Brande geschah, sein letztes Spiel „Nun danket alle Gott". Musik, das Tosen des Feuers malend, um spielt die Choralmelodie, züngelnde Flammen umlohen den Turm, der krachend mit den Übeltätern in die Tiefe stürzt. ." Und wirklich wurde das Stück vom Karl Schulze- Theater angenommen; zu den Proben aber ließ man die Verfasser nicht zu, weil sie von der Inszenierung ja doch nichts verstünden, und so saßen sie also eines Sonntags abends unter dem Publikum und harrten der Erstaufführung ihres Stückes. Doch schon beim Schluß de« ersten Akte« mußten sie den Schmerz erleben, daß die Jamben am Schluffe nicht gesprochen wurden, und als Meyer sich darüber beschwerte, erhielt er die Aus kunft: „Schultze hett de Versen streken, he säd, se güngen in Rittersteweln" „Der Turm reißt alle« wieder her aus", suchte Stinde sich selbst und Meyer zu trösten. Vorsichtshalber ging Meyer, um nach dem Turm zu sehen; bleich und verzagt kehrte er zurück „Kaatze (so hieß der Theatermaler und Maschinist) malt noch an den Torm." Sie waren wie erschlagen, ihnen bangte vor dem vierten
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