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Dresdner Journal : 13.11.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190511133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-13
- Monat1905-11
- Jahr1905
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- Dresdner Journal : 13.11.1905
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ve»»«»»ret«: Beim Bezüge durch dir chk>chtf1»a»k, iu«,r»ak» Hresde«» 2,KV M (kinschl. Zulraguag), durch die V»ß tm Deutschen Reiche S M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Bird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, über von dieser nrcht ern» geforderten Beiträge bean- sprucht, fo ist das Postgeld beizusüge». Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Grohe Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erschauen: Werktag- nachm. b Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfe« uur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden NuküttdigungSgrbühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung- Seite oder deren Raum 2v Pf. Bei Tabellen- und Ziffcrnsatz 5 Pf. Aufschlag für die Zeile Untern, Re daktionsstrich (Eingesandt) oie Texlzeile mittler Schrift oder deren Raum bv Pf. Gebühren - Ermäßigung bei Öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittagS 12 Uhr für die nach mittags erscheinendcNummer. M264 Montag, den 13. November nachmittags. 1905. Amtlicher Teil. Dresden, 13. November. Se. Majestät der Mlig sind am vergangenen Sonnabend abend lö Uhr 50 Min. nach Tarvis gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Kirchschullehrer Kantor Karl Friedrich Böhme in Markersbach das AlbrechtSkreuz zu ver leihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «Seschäftsvereiche de» Ministerium» de» Kultus «. öffentl. Unterrichts. Zu besetzen: die ständige Lchrerftelle in Lölhain. Kollator. Ministerium de- «ullus :c. Außer freier Wohnung mit Gartengenuß und den gesetzt. Alterszulagen 1600 M. Gehalt, 5» M. vom Kirchen- dienste und 110 M. für den FortbildungSschulunterricht, sowie nach Befinden der Lehrersfrau 72 M. für Nadelarbeit-unter- richt. Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis 26 November an den Bezirksschulinspestor in Meißen; — u) Ostern 1806 die Kirchschulftelle zu Schönau a. d. Eigen. Kollator: die oberste Schulbehörde. 1200 M vom Schul-, Sbb.bS M vom Kirchendienfte und sreie Wohnung, ev. HO M. sür Unterricht in der Fortbildungsschule und 72 M. für Nadclarbeitsunter- richl durch die Gatlin des Stelleninhabers; b) Neujahr 1SVS die zweite Lehrerstelle an derselben Schule. Kollator: die oberste Schulbehörde. I2l0 M. vom Schuldienst, 100 M. vcrsönl. Zulage, 30 M. für Vertretung des Kirchschullchrcrs und freie Wohnung, ev. HO M. sür Unterricht in der Fort- buvungsschule, liv M. sür überstunden und 42 M. sür Reinigen des Schulzimmers. Wegen der Stellvertretung des Kirchschullehrers wird auf die musikalische Tüchtigkeit des Be werbers Gewicht gelegt. Vorschriftsmäßige Bewerbungen sind mit sämtlichen Prüfungs- und Amtszeugnissen bi- SO. No vember beim Bezirksschulinspcktor zu Löbau einzureichen. Hilfslehrer haben ihren Militärausweis beizufügen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil, Die militärische Lage in Mittelasien, Es ist lehrreich und interessant, zu verfolgen, wie die englische und russische Presse sich fortgesetzt mit den Ergebnissen des Bündnisvertrags zwischen England pnd Japan und insbesondere mit seinen Folgen auf die Lage in Mittelasien beschäftigen. In diesen ernsten Betrachtungen spielen eine wichtige Rolle einerseits das ganz neue englische Bahnprojät von Jamrud nach der afghanischen Grenze, zur Ent lastung der Verkehrsstraße über den Khyberpaß und anderseits die am 26. November zu erwartende Er- iffnnng der russischen Eisenbahnlinie Kasalinst— Taschkent von der großen Strecke nach Orenburg. Hierbei sind strategische und politische Erörterungm zur Sprache gekommen, die kaum allgemein bekannt sein dürften und die militärische Lage in Mittelasien in einem ganz anderen Lichte erscheinen lassen, als bisher allgemein angenommen worden ist. Zunächst ist es ja richtig, daß die Fertigstellung der großen Bahnlinie Orenburg—Taschkent mit der großen Schwesterbahn von Krasnowodsk über Merw nach Kuschk sowie der von Merw über Buchara- Samarkand nach Andischan führende Schienenweg den Nachschub aus dem Innern des Reiches und einen etwaigen Aufmarsch russischer Heersäulen an der Grenze von Afghanistan in außergewöhnlichem Maße beschleunigen und erleichtern können. Auch muß damit gerechnet werden, daß die von Samarkand nach Kilif am Ämu-Tarja bereits im Projekt festgesetzte Bahn in nicht allzuserner Zeit eine neue militärische Zufahrtsstraße dorthin bilden und eine noch schnellere Konzentration Lunft und Wissenschaft. Kvnigl. Schauspielhaus. — Am 11. d. M : „Prinz Friedrich von Homburg". Schauspiel in fünf Akten von Heinrich v. Kleist. Der Geburtstag des großen Dichters (18. Oktober), als der Heinrich v Kleist immer freudiger erkannt worden ist, war seit mehr als einem Jahrzehnt durch eine Auf führung des „Prinzen von Homburg" oder eines anderen Kleistschen Dramas bezeichnet worden Diesmal hatte sich die Wiedergabe einer Kleistschen Schöpfung am Ge burtstag selbst oder in dessen nächster Nähe nicht ermög lichen lassen und so erschien der „Prinz von Homburg" fast einen Monat nach dem eigentlichen Gedenktage, immer aber vor einem auch den letzten Platz füllenden Publikum. Zu der Verschiebung läßt sich mit Wagners „HanS Sachs" nur sagen: „Der Regel Güte, daraus man erwägt, daß sie auch mal 'ne Ausnahm verträgt!" und der Wunsch ausdrücken, daß cS ein andermal bei der Regel bleibe. Der „Prinz von Homburg" aber, dessen ganz einzige Wirkung Hebbel mit dem schönen Bild ver glichen hat, daß sie uns an einen lachenden Maimorgen erinnere, über den sich mit furchtbaren Schlägen das erste Gewitter entlädt, (nach dem die Sonne um so strahlender glänzt und der Duft um so erquicklicher ist), ging wieder einmal mit all seiner echten Lebenssülle und seinem poetischen Zauber an uns vorüber und hinterließ einen tiefgehenden Eindruck. Daß Herrn WieckeS Prinz von Homburg eine der vorzüglichsten Rollen deS Künstlers, wenn nicht seine vor züglichste überhaupt ist, mußte in vergangenen Jahren mehr als einmal ausgesprochen und kann auch heute nur wiederholt werden. Die ganze Gestalt, mit ihrem Reich tum wechselnder Stimmungen und ihrer Emporrichtung weiterer russischer Streitkräfte nahe dem afghanischen Grenzgebiete ermöglichen werden. Dabei dürfte eS sich naturgemäß nicht um die beiden turkestanischen und die beiden kaukasischen Armeekorps handeln, die dank einer der Kriegsstärke fast gleichkommenden Friedensstärke mit 80000 Mann und 250 Geschützen sofort zur Stelle sein werden, sondern es müssen auch die Truppen aus den unmittelbar angrenzenden Militärbezirken und vor allen Dingen die Reserve formationen aus dem Kaukasus und Turkestan mit in Rechnung gezogen werden, die auf Grund der Mobilmachungserfahrungen aus dem Kriege mit Japan, bereits jetzt zu einem wohlorganisierten Ver bände zusammengefaßt worden sind. Ohne auf diese Einzelheiten an dieser Stelle näher einzugehen, muß doch aus den russischen Veröffentlichungen das hervor gehoben werden, daß bereits 14 Tage nach einer Mobilmachung bei Kuschk wie bei Kilif je ein Armee korps verfammelt und daß nach Verlauf von 2H Monaten 200 000 Mann vermittels der beiden großen Eisenbahnlinien von Krasnowodsk und Orenburg aus nach der afghanischen Grenze geschafft werden können. Bisher ging die allgemeine Annahme dahin, daß Rußland mit diesem Truppenaufgebot feine Arme nach Indien ausstrecke und, wenn es nach Jahren sich von seiner jüngsten Niederlage erholt haben sollte, über Afghanistan hinweg dem vorgedachten Ziele zumarschieren würde. Davon soll aber heute keine Rede mehr fein, und felbst unter weit günstigeren Verhältnissen, als sie heute liegen, will die russische oberste Heeresleitung nichts mehr davon wissen, daß einer Armee der Vormarsch durch das ganz unweg same Afghanistan zugemutet werden solle. Im Gegenteil soll diese Armee in erster Linie defensiven Zwecken dienen, wenn dem Willen und den fried lichen Wünschen der russischen Politik, durch Persien hindurch nach dem offenen Meer bis an den Golf von Oman vorzudringen, bewaffneter Widerstand von dem englischen Nachbarn cntgegengestellt werden sollte. Demgegenüber will England auf alle Fälle gerüstet sein und hat zu dem Zwecke nicht nur eine völlige Neuorganisation seines in Indien verfügbaren Heeres vorgenommen, sondern auch das Bündnis mit Japan gerade auf die mittelasiatischen Verhältnisse zu geschnitten. Bei ganz objektiver Prüfung der hier durch auf beiden Seiten geschaffenen militärischen Lage kann man jedoch nicht sagen, daß die Vorteile auf englischer Seite liegen. Allerdings sind ja die neun Divisionen des englisch-indischen Heeres in der Gesamtstärke von 140000 Mann auf verhältnis mäßig kleinem Raume an der Nordwestgrenze Indiens zusammengezogen und bereit, gegebenenfalls den Vor marsch auf Kabul oder Kandahar anzutreten. Auch werden die eingangs genannte Bahn von Jamrud nach dem Kabultal zu und die nach neuesten Nach richten ebenfalls schon projektierte Linie von Quetta nach Kandahar wohl geeignet sein, diese Absichten zu unter stützen. Aber England bedarf für diesen Fall einer Offensive ganz gewiß einer zuverlässigen Sicherung seiner sehr langen Etappenstraßcn und eines durch aus erprobten Schutzes des Hinterlands gegen die immer bestehenden Gefahren innerer Un ruhen. Ob die hierfür bestimmten Tcpottruppen und die aus Engländern und Mischlingen ge bildeten Freiwilligenformationen ausreichen werden, muß bei dem geringen Ausbildungsgrade dieser Ein heiten sehr zweifelhaft erscheinen. Auch der mili tärische Wert der für einen etwaigen Kriegsfall aus der Heimat zugesagten acht Divisionen mit zusammen 120000 Mann, die sich aus Linientruppen, Milizen zum echtesten Heldcnrum, sinder durch Wucke die ge- gewinnendste und überzeugendste Verkörperung Auch Hrn Müllers Oberst Kottwitz ist eine Meisterleistung charakteristischer DarsteUungskunst und lebenswarmen Aus drucks — Ganz vorzüglich gibt Frl. Politz die Prin zessin Natalie von Oranien, die feinbeseelteste der Kleistschen Frauengcstaltcn wieder, ergreifend schön wirkte namentlich die große Szene des vierten Aktes mit dem Kurfürsten. — Hervorgehoben werden muß außerdem die Mitwirkung von Frau Voigt-Aly (Kurfürstin), der Herren Winds (Kurfürst Friedrich Wilhelm), Blankenstein (Graf Hohenzollern), Eggerth (Feldmarschall Dörfling). Auch der Vortrag der Erzählung vom vermeinten Tod des Kurfürsten durch Hrn Bauer (Rittmeister von Mörncr) verdiente um ihrer schlichten Lebendigkeit willen großes Lob. ES ist gut und hocherfreulich, daß „Prinz Friedrich von Homburg" in unseren Schulen gelesen wird, und es gibt nicht allzu viele Schauspiele in unserer dramatischen Literatur, die mit so besonderem Recht der Jugend vor- gefükrt werden dürfen Gleichwohl läßt sich nicht wünschen, daß gerade dies Werk nur ein jugendliche« Publikum habe, es bleibt eine klassische Schöpfung für Jung und Alt A St. Wissenschaft. * Nach einer Wiener Meldung der „Frkf. Ztg." hat Prof. Krehl in Straßburg i. E. die Berufung al» Nachfolger Nothnagels nach Wien angenommen * Im „Temps" wird ein Briefwechsel de« Pariser Arztes vr. Bernheim mit Prof. Behring veröffentlicht, der sich auf Behrings Tuberkulosesorschungen be zieht. Auf dem Pariser Tuberkulosekongresse sagte Beh ring, er werde sein Mittel zuverlässigen Kliniken zur Prüfung übergeben vr Bernheim wandle sich darauf an Behring nnt dem Ersuchen, er möchte ihm und anderen französischen Ärzten sein Mittel überlasten, und zwar, und Freiwilligen zusammensetzen, kann nicht allzuhoch veranschlagt werden, denn selbst wenn diese nach fünf bis sechs Wochen an Ort und Stelle gelangen sollten, wie Lord Kitchener kürzlich mitzuteilen wußte, werden ihnen so viele örtliche Schwierigkeiten und ganz ungewohnte Verhältnisse des Klimas und der Verpflegung entgegentreten, daß ein gut Teil ihrer nächsten Verwendungsbereitschaft sicherlich verloren geht. Und was den japanischen Bundesgenossen an langt, so hält die russische Presse, wohl auch mit einigem Recht, dafür, daß in Tokio eine Bereitstellung japanischer Truppen in Indien überhaupt nicht in ernste Erwägung gezogen werden könne, nachdem sich Japan durch den Friedcnsschluß mit Rußland neue Grenzen in Asien geschaffen habe und zum Schutze seines Besitzes und seiner Rechte in Korea und in der Mandschurei eine starke Armee jedenfalls hier operationsbereit halten müsse, wenn es durch einen FriedenSbruch zwischen Rußland und England je zu bewaffneten Hilfsdiensten gezwungen werden sollte. Kurz gesagt: auch wir sind nach all diesen Er wägungen, die wir auf Grund durchaus sachlicher Preßstimmen in England und Rußland hier wieder gegeben haben, der Ansicht, daß auf beiden Seiten in absehbarer Zeit von offensiven Unternehmungen nicht die Rede sein kann. Weder die militärische, noch die politische Lage sind danach angetan, und ebensowenig können auf diesem Wege nennenswerte Vorteile für eine der beiden Parteien erstritten werden. Wie lange es aber noch dauern kann, bis Rußland in langsamem Vorwürtsschreiten sich nach dem Indischen Ozean durchgeorbeitet haben wird, ohne dabei britisches Gebiet zu betreten, läßt sich in dieser Stunde ebensowenig sagen, wie nicht zu über sehen ist, welche Schritte England dagegen unter nehmen wird. Möglich ist, daß diejenigen recht bc halten, die meinen, die im Prinzip beschlossene Bahn von Quetta über Nuschki nach der persischen Grenze, sei das erste große Unternehmen, das Rußland Vor dringen hindernd in den Weg gelegt werde Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Berlin. Au« dem Neuen Palais bei Potsdam wird berichtet: Am vergangenen Sonnabend abends um 7 Uhr fand im Theatersaale des Schlöffe« zu Ehren des.Königs von Spanien eine Theateraufführung statt Im Theatersaale fanden sich ein: Ihre Majestät die Kaiserin, der Kronprinz und die Kronprinzessin, die sämtlichen hier anwesenden Prinzen und Prin zessinnen de« Königl. Hauses, der Reichskanzler, Staatssekretär Frhr. v Richthofen, Botschafter v Radowitz, die Umgebung, die Gefolge, der Ehrendienst, zahlreiche Mitglieder des hohen Adels mit ihren Damen, ferner der Oberpräsident, die Spitzen der Potsdamer Behörden, die Offizierkorps der Potsdamer Regimenter, ebenfalls mit ihren Damen. Zuletzt erschienen Se. Majestät der Kaiser und der König von Spanien Vor der Bühne nahmen Platz: der König von Spanien zwischen dem Kaiser und der Kaiserin, rechts von der Kaiserin die Kronprinzessin, die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen und die Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein, links von der Kaiserin der Kronprinz und die Herzogin Marie Antoinette zu Mecklenburg. Gegeben wurde der „Damenkrieg" von Scribe in der Bearbeitung von Olfers Nach der Aufführung wurde im Marmorsaale ein Souper an kleinen Tischen eingenommen Am ersten Haupttische saßen Se. Majestät der Kaiser zwischen Madame de Nuata, Gemahlin des spanischen Botschafters, und Staats minister Gullon einerseits, der Fürstin Lichnowsky und dem Generalleutnant v Bascaran anderseits; am zweiten Haupttische Jbre Majestät die Kaiserin »wischen dem König von Spanien und der Freifrau v. Senden rechts, Botschafter de Ruata und Frau v. Wedel links. Gestern morgen um '-^9 Uhr fand in den Eommuns im Neuen Palais Gottesdienst für die Kaiserliche Familie statt. Um 12 Uhr vormittags erfolgte die Vereidigung der Rekruten der Garnison Potsdam im Langen Stalle. Anwesend waren die Generale des Gardekorps, die fremdherrlichen Offiziere, das preußische und spanische Gefolge, der Ehrendienst, Ihre Majestät die Kaiserin, der Kronprinz, der Fürst von Hohenzollern, die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses. Se Majestät der Kaiser und der König von Spanien erschienen in offenem Wagen, vom Neuen Palais kommend Der Kaiser trug die General- seldmarschalluniform, der König die Uniform der Generale der Infanterie. Die Fahncnkompanie wurde vom Prinzen Eitel Friedrich von Preußen komman diert. Die Fahnen wurden nach dem Langen Stall gebracht und nahmen vor dem Altar Ausstellung Die Predigt für die evangelischen Mannschaften hielt Militäroberpfarrer Gocns, sür die katholischen Divisions pfarrer vr. Middendorf Dann fand die Vereidigung statt. Hierauf hielt der Kaiser eine Ansprache, die mit einem Hoch auf den König von Spanien endete. Dem „Lokalanzeiger" zufolge hatte die Ansprache folgenden Wortlaut: „Ihr seht hier den Altar, aus demselben das Kreuz, das Symbol aller Christen. Als solche schwüret ihr heule den Fahneneid. Ich wünsche und hoffe, daß ihr dieses Schwures stet- eingedenk bleibet. In diesem Augenblicke steht eine denkwürdige Episode vor Meinem Auge. Als der Kaiser Leopold von Österreich dem berühmten Prinzen Eugen den Oberbefehl über die Armee übertrug und ihm den Marschallstab überreichte, ergriff Prinz Eugen das Kruzifix und hielt es mit den Worten in die Höhe: „Dieses soll unser Generalissimus sein!" Solche Gesinnung erwarte Ich auch von euch. Ich will sromme und tapfere Soldaten in Meiner Armee haben, keine Spötter. Euch wird der Vorzug zuteil, in den Reihen der Garde in Potsdam zu dienen, wo euch aus Schrill und Tritt die Andenken an den großen Soldatcnkönig, der nicht w<^ von hier die letzte Ruhestätte hat, und an die ruhmreiche Geschichte Preußens gemahnen Zeigt euch dieser Auszeichnung hyxch besondere Übung soldatischer Tugenden würdig und geht anderen voran in Gottrsfurcht. Treue und Gehorsam!" Die Musik spielte oie spanische Hymne. Tann bracyie der Kommandant von Potsdam, Generalmajor v Westernhagen, ein Hoch auf den Kaiser aus, die Musik spielte „Heil dir im Siegerkranz". Nachdem die Fahnenkompanie mit den Fahnen aus dem Langen Stall herausgerückt war, fand draußen ein Vorbeimarsch statt. Hierauf begab Sich der Kaiser mit dem König von Spanien und Gefolge nach der Garnisonkirche und be sichtigte deren Inneres Von dort begaben sich alle zu Fuß nach dem Regimentshause des 1 Garderegiments, wo ein Frühstück stattfand. Nachmittags, bald nach der »Rückkehr ins Neue Palais, begab sich der König, begleitet vom General adjutanten v Lindequist, nach dem Marmorpalais zu einem längeren Abschiedsbesuch bei den kronprinz- lichen Herrschaften Um ^7 Uhr wurde bei Ihrer Majestät der Kaiserin der Tee eingenommen. An wesend waren der Kaiser und die Prinzen und Prinzes sinnen der Königlichen Familie. Hierbei verabschiedete sich der König von der Kaiserin. Für die Herren der Gefolge, den spanischen Botschafter und den Ehrendienst wurde der Tee im Apollosaalc serviert Um 6 Uhr '>2 Min. fand die Abreise des Königs von Spanien von der Station Wildpark nach Wien statt. Der König benutzte den österreichischen Hofzug. Zur Verabschiedung aus dem Bahnhofe waren anwesend der Kaiser, der Kronprinz und sämtliche Prinzen Der Kaiser trug die Uniform des Regiments Numancia. Ferner waren anwesend der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Frhr v. Richthoscn, der spanische Botschafter, die Herren der Botschaft und der spanische wie er ausoructUch fagr, zur Änwenvung vel Kranken in den Polikliniken für Lungenkranke, die der Pariser Bund zur Tuberkulosebekämpfung unterhält Man muß be achten, daß Bernheim und seine Arbeitsgenoffen das Behringsche Mittel in Polikliniken anwenden wollen, d. h. an Kranken, die sie nicht in beständiger Beobachtung haben, sondern im besten Falle täglich einmal in ihrer poliklinischen Sprechstunde sehen Nun könnte es nichts Verkehrtere« geben, als ein Tubcrkulosemittcl, dessen Ver wendbarkeit beim Menschen erst von Anfang an studiert werden soll, poliklinisch zu gebrauchen Wissenschaft und Humanität erheischen unerläßlich, daß eine solche Prüfung nur in Kliniken vorgenommen wird, wo die Kranken unter dauernder Überwachung stehen Es müßte sich darum für Behring ganz von selbst verstehen, daß er Bernheim« Gesuch ablehnte Verwunderlich muß viel mehr erscheinen, daß Bernheim, der doch als Tuberkulose arzt die Dinge kennt, Behring mit einem solchen An liegen kommen konnte Behring nahm Gelegenheit, in seinem ablehnenden Bescheid an vr. Bernkeim einige Mitteilungen über sein Verfahren und den Stand seiner Tuberkulosestudien zu machen „Mein neue« Heilmittel", schreibt Behring, „kann nicht verschickt werden, ohne daß man Gefahr läuft, daß e« seine spezifische Eigenheit zum Teile verliert Ich gewinne da« 4' X au« dem Ticrkörper in einer Form, die am besten mit derjenigen eine« Explosivstoffe« ver glichen wird. Sobald da« Mittel seine Bildungsstätte, v. h. den lebenden Organismus, verläßt, ist es Änderungen ausgesetzt, die sehr viel Ähnlichkeit mit der Gerinnung des Blutes haben, sobald diese« au« den Blutgefäßen auSfließt Gerade um deswillen ist vorläufig die Kon trolle de« Heilwerk« meine« Mittel« nur an der Ursprungs- und ProduktionSstclle und zudem nur durch unparteiische Forscher möglich, die unter meiner Leitung die große Schwierigkeit und die lange Dauer, womit die DX-Her- fleüung vervunven gl, grunvUcy lennen gelernr yuoen Ein solches Vorgehen ist bei der Erprobung von Heil mitteln, wie Sie sehr gut wissen, nicht ungewöhnlich Ich erinnere nur an die Pasteursche Schutzimpfung gegen Tollwut, die man auch nicht jedem Kliniker, geschweige denn jedem praktischen Arzte überlassen kann. Zudem ist die Anwendung des 4 X viel schwieriger und delikater als diejenige des Pastcurschen Impfstoffes gegen die Tollwut Ich habe wichtigere Gründe, nicht schon jetzt die Herstellungsweise des T X bekannt zu machen; ich behalte mir die genaue Beschreibung des Verfahrens für eine spätere Gelegenheit vor. Aber ich darf Ihnen sagen, daß ich mit Metschnikoff darüber verhandle, daß mein 1 X im Pariser Pasteur-Institut hergestellt werden und seine Verwendbarkeit an Kranken von dort aus über wacht werden soll. Erst wenn durch die erste Versuchs reihe und eine mehrmonatige Beobachtungszeit dies 1 X al« brauchbar erwiesen sein wird, denke ich daran, andere Stellen für die Behandlung nach meiner Methode zu errichten Au« alledem erklärt sich leicht, daß ich sagte, ich würde erst nach einem ganzen Jahre mein neue« Tubcrkulosemittel bekannt machen." * Aus London wird berichtet: Ein äußerst kost bares Manuskript, Bedas schön illuminierte« „Super Cantica Canticorum" au« dem 13. Jahr hundert, da« einen Wert von 200000 bis 240000 M besitzt, ist au« der Bibliothek der „Gesellschaft von Gray- Inn" gestohlen worden; gleichzeitig ist ein gedrucktes, 1614 datierte» Exemplar von „Dks Uask of verschwunden Das Manuskript, auf 154 Seiten Schreib- pcrgament in altem Leder gebunden, ist etwa zehn zu acht Zoll groß und etwa zwei Zoll dick Seit Jahr hunderten hat das Manuskript, das ein seltener Schatz ist, in der Bibliothek von Gray« Inn, dem ehemaligen Palast der Lords und jetzigen Rechtsschule in London, gelegen, und c» wurde im Mai mit anderen Manuskripten
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