Dresdner Journal : 18.11.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190511180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-18
- Monat1905-11
- Jahr1905
-
2139
-
2140
-
2141
-
2142
-
2143
-
2144
-
2145
-
2146
-
2147
-
2148
-
2149
-
2150
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Beim Bezüge durch die cheschästsäeike innertzas» Are»»,ns 2,50 M (einschl. Zurragungl, durch die Hk»S im Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, «der von dieser nicht cm» geforderten Beiträge bean» sprucht, so ist das Postgeld brizu'ügen. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm 5 Uhr. — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden VlnkündtgungSgcbühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gungt-Seite oder deren Raum 2« Pf. Bei Tabellen- und Zisfernsah 5 Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daltionSstrich (Eingesandt) oie TextzeUe mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittagS 12 Uhr für die nach mittag-erscheinende Nummer. 269. Sonnabend, den 18. November nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Adolf von Luxemburg am Königl. Hofe die Trauer auf Zwei Wochen, vom 18. November bis mit 1. Dezember d. I., angelegt. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Philipp von Belgien, Grafen von Flandern, Herzogs zu Sachsen, am Königl. Hofe die Trauer auf Eine Woche, vom 18. bis mit 24. November d. I, angelegt. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der Privat dozent vr. pllil. Richard Ludwig Friedrich Woltereck in Leipzig zum außeretatmäßigen außerordentlichen Professor für Zoologie in der Philosophischen Fakultät der Unirersität Leipzig ernannt worden Se. Majestät dir König haben Allergnädigst geruht, dem pens. Lehrer der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig Prof. Mohn das Ritter kreuz 1. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Güterdirektor in Oels Oberforstmcistcr Richard Gringmuth den ihm^von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Kroneuorden 3. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß Obcrhofmarschall Frhr. v dem Bussche-Streithorst das ihm von Sr. Hoheit dem Fürsten von Hohenzollern verliehene Ehrcnkreuz 1. Klasse des Fürstl. Hohenzollernschen Hausordcns annehme und trage. Das Ministerium des Innern hat der All gemeinen Kranken- und Begräbniskasse für Schneider und verwandte Berufsgenossen zu Dresden, eingeschriebenen Hilfskasse, auch nach Aufstellung ihres IV. Statutennachtrags vom 27. September 1905 bescheinigt, daß sie, vorbehält lich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des tz 7o des Krankenversicherungsgesetzes vom 10 April 1892 in Verbindung mit dem Ab ändcrunbsgcsetze vom 25. Mai 1903 genügt. Dresden, am 10. November 1905. viro Ministerium des Innern, Abt. III 8. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. JmGeschästövereichedeS Ministeriums de-Kultus und Sffentl. Unterrichts. Zu besetzen: 1. Januar 1SOS die vorbehältlich der Genehmigung des Ministeriums neu- gegründelc Direktorstelle an der kath. Schule (mittleren Volks schule) zu Leipzig-Reudnitz. Einkommen 4500 M., einschl. 20 »o Wohnungsgeld, dazu 5 Altcrszulagen zu je 300 M. von 3 zu 3 Jahren bis zum Höchstgehalte von 6000 M.; ferner 5 ständige (davon 3 vorbehältlich der Genehmigung des Ministeriums neugegründete) Lehrcrstellen, darunter eine Fach lehrerstelle für Zeichnen, an den kath. Schulen zu Leipzig. Ansangsgehalt 1800 M., einschl. 500 M. Wohnungsgcld. Kollator: das Apostolische Vikariat zu Dresden Gesuche sind bis 30 November beim Kollator einzureichen (Behörd! Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Vie auswärtige Politik der Woche. Die Lage in Rußland ist, wenn auch der neue Berfafsnngsstaat in der Bevölkerung des großen Reiches nur Schritt für Schritt Boden gewinnen kann, nicht wieder aus der Bahn allmählicher Be ruhigung entgleist, wie sie Graf Witte durch die von Kaiser Nikolaus genehmigten Reformen vorgezeichnet hat. Die Gärung in Finnland ist erloschen, die iu Zeitungsnachrichten ungebührlich aufgebanschten Vorgänge in Kronstadt sind, so sehr sie auch ciuen zuchtlosen Geist in der russischen Marine verraten, politisch ohne Bedeutung und ohne Folgen, den nicht überall ohne Grund ansgebrochenen Judenmetzeleien tritt die Negierung mit Strafen gegen die verant wortlichen Beamten scharf entgegen. In Moskau werben zwei politische Vertrauensmänner des Grafen Witte mit Aussicht auf Erfolg nm den Beistand der gebildeten Mittelklassen für die Durchführung der in der Kaiserlichen Kundgebnng vom 3I Oktober ge währten Freiheiten. Das geistige Oberhaupt der russischen Verfassungspolitiker, Struve, der Heraus geber der einflußreichen Zeitschrift „Nowoje Os- woboschdenije",istauf Grund des Amnestieerlasscs ans Paris in die Heimat zurückgekehrt und stellt sich bis aus weiteres dem Grafen Witte zur Verfügung. Die Scheidung zwischen mehr oder minder willigen Helfern am Bessernngswerk und den Anhängern einer gewalt samen Staatsumwälzung prägt sich schärfer aus, gegen die sozialdemokratische Republik wird in den breiteren Schichten des russischen Volkes selbst Wider stand geleistet. Eine Quertreiberei in größerem Umfang haben zuletzt die Polen versucht. Man er innert sich, daß diese unruhigsten Gegner des russischen Nationalstaats, solange der Feldzug im fernen Osten dauerte, durch Beschwörungen ihrer Freunde in Paris, Loudon und Wien vom Hervortreten mit Unabhängig keitsgelüsten zurückgehalten und zu vorwurfsfreiem Verhalten während der Kriegsnöte veranlaßt wurden. Als Lohn der Treue scheinen sie die Gewährung politischer Sonderrechte nach dem Vorbilde Finnlands erwartet zu haben, und groß war die Enttäuschung, als der so manchem Neuerungswunsch zugänglich ge wesene Graf Witte dem Antrag der Polen auf eine politische Ausnahmestellung, die den Übergang zu ihrer LoSreißung vom russischen Kaisertum bilden soll, die Verhängung des Kriegsrechts in ganz Russisch-Polen entgegensetzte. Jäher Schrecken in Polen und in der polenfreundlichen Presse von St. Petersburg, Paris und London, dann wie auf Ver abredung der Ruf, dahinter stecke Deutschland, Kaiser Nikolaus sei unschuldig, Witte nicht unbedingt schuldig, die Urheber der dem Polentum zugefügten Beleidigung seien der deutsche Kaiser und der deutsche Reichs kanzler Fürst von Bülow. Mit dreister Stirn wurde dieser Widersinn Tag für Tag in Dutzenden von ausländischen Blättern wiederholt. Bald berief man sich auf polnische, bald auf russische Gewährsmänner, und für manche russischen Kreise mag ja die Ver suchung nahe gelegen haben, den Unwillen, den die Versetzung ganz Polens in Kriegszustand im er leuchteten Westeuropa hervorrief, auf das zu solchen Verleumdungskünsten seit langem auSersehene Deutsch land abzuwälzen. Mit Gründen ist gegen diese be wußte Verdrehung der Wahrheit schwer auzukampfen. Jeder irgend Geschichtskundige weiß, daß Rußland für die Behandlung seiner polnischen Untertanen keine andere Richtschnur kennt, als die Interessen seiner jeweiligen Staatspolitik. Diese Politik hat öfters gewechselt, sie zog den Polen gegenüber bald schärfere, bald gelindere Saiten aus, aber sie verriet dabei keineswegs die Sorge, mit der preußischen Polenpolitik im Einklang zu sein. Im Gegenteil: dem preußischen Dur stand mehr fach ein russisches Moll entgegen und umgekehrt. Die letzte amtliche Kundgebung Rußlands, die den Polen die unverbrüchliche Bewahrung ihrer Untertanentreue unter drohendem Hinweis auf die Niederwerfung früherer Aufstände einschärft, ist aller dings besonders schroff. Jeder Unbefangene muß aber einräumen, daß hier für Rußland eine Handlung der staatlichen Notwehr vorlicgt, die ohne alle Rück sicht auf fremdländischen Beifall oder Tadel vollzogen worden ist. Graf Witte, der die größten Schwierig keiten hat, die nationalrussischen Politiker für die Verwirklichung seines Vcrfassungsplanes zu gewinnen, kann unmöglich den Polen Zugeständnisse machen, durch die sie gegenüber dem russischen Volke selbst bevorrechtet erscheinen würden. Nicht ohne Grund fürchtet man in besonneneren Kreisen Warschaus, daß die Überspannung der nationalpoluischen Forderungen gerade jetzt einen Rückschlag im übrigen Rußland Hervorrufen und dort den Patriotismus gegen die Polen in den Harnisch bringen könnte. Weshalb aber in Preußen Deutschland sich die Regierung um die Niederhaltung des russischen Polentums bemühen sollte, ist unerfindlich. Denn selbst die Teilnahme der preußischen Polen an einer Uuabhängigkeils bewegung in Rußland wäre für die Polen selbst viel gefährlicher als für das Deutschtum in unseren Ostmarken Sogar ein neues selbständiges König reich Polen im Weichselgebiet würde für unser Vater land nicht so unermeßlich furchtbar sein, daß wir im Hinblick auf eine so blasse Möglichkeit jetzt uns in die Behandlung der polnischen Untertanen Rußlands und Österreich-Ungarns cinmischcn müßten. Die An ziehungskraft eines polnischen Nationalstaats könnte auf die Habsburgische Monarchie bedrohlich wirken. Der preußische Staat ist zu fest gefügt, um nicht mit den Polen innerhalb wie außerhalb seiner Grenzen fertig zu werden. Es liegt ein Stück polnische» Größenwahns in der Annahme, die Zukunft Polens habe neuerdings schon die drei Kaisermächte, wenn auch nur zu geheimen Erörterungen, diplomatisch ins Feld rufen müssen; und es mag der polnischen Eitelkeit schmerzlich sein zu erfahren, daß solche Er örterungen nicht gepflogen worden sind, daß man namentlich in Berlin an die Kraft der Polen zu einer Staatsnmwälzung, die der Gebietscinheit des Deutschen Reiches gefährlich werden könnte, nicht geglaubt und weder den russischen noch den öfter reichischen Nachbarn deswegen bemüht hat. Vielfach wurde in der Presse eine kurze Note des Reuterschen Bureaus aus London bemerkt, die „von zuständiger Seite" stammend, sich über den „aufrichtigen Wunsch" sowohl auf englischer wie auf russischer Seite verbreitete, zu einer politischen Entente zu gelangen. Freilich war hinzugefügt, endgültige politische Schritte zur Erreichung dieses Zieles wären, solange die verwirrte Lage in Rußland fortdaucre, nicht angemessen. Dieser Satz hat über wiegend zu der Auffassung geführt, die Reutcrsche Depesche bedeute eine Ankündigung in dem Sinne, daß die Herstellung eines Einvernehmens zwischen England und Rußland vorläufig als vertagt zu gelten habe. Aber gerade für die auf diese An gelegenheit gerichteten Bestrebungen darf das Wort angewcndet werden, daß aufgeschoben nicht aufgehoben heißt. Das hervorstechende Merkmal bei den in der Reuter Note erwähnten „Erörterungen frenndschast licher Art" zwischen London und St. Petersburg ist das, daß die betreffenden Vorschläge oder — besser ausgedrückt — Avancen von England auSgegangcn sind, während Rußland sich auch in der Frage einer Verständigung über Grenzangelegenheiten zurück haltender zeigte. Eine Wiederaufnahme dieser Er örterungen ist nnn um so eher möglich, als Graf Lamsdorff in dem neuen russischen Ministerium das Portefeuille des Auswärtigen behält. Diesen Ausgang der Neubildung des russischen Kabinets hat man übrigens auch in Berlin mit Sympathie begrüßt. Denn Graf Lamsdorff genießt an den maßgebenden Stellen der deutschen Reichshauptstadt das Vertrauen, daß er das richtige Maß dessen finden wird, was Rußland für seine Beziehungen zu England tun kann, ohne das Verhältnis des Zarenreiches zu Deutschland zu beeinträchtigen. Auch in Wien wird das Verbleiben Lamödorsss auf dem Posten des Ministers des Äußeren gern gesehen, weil dadurch die Fortführung der von dem Grafen Lamsdorff und Goluchowski eingeleiteten Nefom aktien in Makedonien gesichert erscheint. Hiermit sind wir wieder bei der immer noch un gelösten Schwierigkeit der Finanzreform für die drei macedonischen Wilajets angetangt und können feststellen, daß die sechs Vertreter der Großmächte in Konstantinopel das letzte kategorische Verlangen gestellt haben, ihre Forderungen anzunehmen. Die ein schlägige Note soll den Charakter eines Ultimatums tragen. Sie verlangt die Annahme der Finanz kommission für die drei macedonischen Provinzen sowie des für die Tätigkeit dieser Kommission entworfenen Reglements und verschiedenes andere. Bleibt die Pforte bei ihrem Widerstande, so soll zu dem mehr fach angedrohten Gewaltmittel einer Flottenkund gebung nun tatsächlich gegriffen werden Nach einer offiziösen Wiener Note würde diese Demonstration so geschehen, daß sich die von den einzelnen Mächten bestimmten Schiffe an einem Punkte außerhalb der türkischen Gewässer (wahrscheinlich im Piräus) ver sammeln und sich von dort an ihr Ziel begeben, wo nötigenfalls Truppen zur Besetzung des Zollamts und anderer staatlicher Gebäude zu landen wären. Deutschland ist bei dem Schritte der Notenüber reichung, da sich ja ein deutscher Finanzdelegierter bereits mit in üsküb befindet, selbstverständlich be teiligt. Dagegen wird die Mitwirkung eines deutschen Kriegsschiffs bei der möglicherweise — alle Hoffnung auf des Sultans Nachgiebigkeit scheint »och nicht ge schwunden zu sein — gebotenen Flottenaktion nicht erfolgen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ein deutsches Kriegsschiff auf dem Schauplatz der Demonstration erst eintreffen könnte, wenn diese be reits begonnen Hütte. Auch Rußland nimmt an der Kundgebung nicht teil, sondern wird vielleicht an der Schwarzen Meerküste der Türkei demonstrieren. Das Wesentliche bleibt, daß Deutschland dieselben Forde rungen vertritt wie die übrigen Mächte. In der französischen Presse treten bei dieser Gelegenheit wieder zum mindesteu merkwürdige Auffassungen zutage. So verlangt der „Temps", daß die beiden Zivilagenten zurückgezogen werden möchten, weil sie zu türken freundlich seien. Dir „Figaro" aber denunziert Öster reich-Ungarn, das; es Absichten aut Saloniki hege. Solche Winkelzüge in den Pariser Zeitungen berühren umso merkwürdiger, als die amtlich-französische Politik derartige Tinge vermeidet und eher bestrebt ist, eine weniger türkenfeindliche Haltung einzunehmen. Ter dermaligc Chef des französischen Kabinetts Hr. Rouvier hat inzwischen den parlamentarischen Ansturm abgeschlagen und ist nach einigen Änderungen im Ministerium auf seinem Posten verblieben. Diese Tatsache darf vom Standpunkte der auswärtigen Politik aus als erwünscht bezeichnet werden, da die besonnene und lonale Art, wie Rouvier die aus wärtigen Dinge behandelt, bekannt ist und als eine gewisse Bürgschaft gegen abenteuernde Seitenwege erscheint. Freilich ist cs bemerkenswert, daß nirgends m der französischen Presse ein großes Vertrauen in eine längere Dauer des Kabinetts Rouvier sich kund gibt. Sollten die Tage seiner Ministerschaft in der Tat gezählt sein, so wäre das sicherlich nicht auf Gründe der auswärtigen Politik zurückzuführcn. Im Gegenteil, die auswärtigen Angelegenheiten nehmen unter Rouviers Leitung weiter einen günstigen Ver lauf. Ties gilt namentlich von der marokkanischen Sacke, die so weit gediehen ist, daß die spanische Regierung nach Besprechungen mit den Vertretern Deutschlands, Frankreichs und Englands sich ent schlossen hat, als Zeitpunkt für die Zusammenkunft der Konferenz von Algeciras den 1.5. Dezember zu bestimmen. Demnach könnte, falls Herr Rouvier in Bälde zum Rücktritt genötigt würde, der Anlaß hierzu nur in der inneren Politik Frankreichs gegeben sein. Hr. Delcassö zeigt sich jedenfalls bemüht, die Auf merksamkeit der Pariser Politiker wieder auf sich zu lenken. Bei der jüngsten entscheidenden Abstimmung der Kammer, die schließlich zugunsten Rouviers aus fiel, hatte sich der ehemalige Minister des Aus wärtigen zn den Gegnern der Regierung gesellt. Er befand sich auf der äußersten Linken bei den radikalen Sozialisten. Dort setzt cr die Hebel an, um der parlamentarischen Welt wieder nahe zu kommen, nachdem cr die Fühlung mit ihr während feiner langen Ministcr'chast ziemlich verloren hatte. In Norwegen haben die Dinge sich weiter so gestaltet, wie wir es wiederholt als wahrscheinlich bezeichneten Die Volksabstimmung ist mit Entschieden heit für die Beibehaltung der monarchischen StaatS- form ausgefallen, und zwar so, daß man sagen kann: vier Fünftel der Wähler haben für die Monarchie, ein Fünftel für die Republik gestimmt. Nunmehr wird, dem Beschlusse des Storlhing gemäß, sich eine Deputation dieser Körperschaft nach Kopenhagen bc geben, um dem Prinzen Karl von Dänemark die Königskrone anzutragen Und nach dem Ergebnisse der von ihm selbst gewünschten Volksabstimmung steht nichts mehr im Wege, daß der Prinz die Krone annimmt. Von der Mehrheit der norwegischen Nation willkommen geheißen, wird der Prinz als König Karl V. die Regierung ergreifen. Auch vom deutschen Standpunkte aus können wir diesen Ausgang der ganzen Streitfrage nur sympathisch begrüßen und wünschen, daß sich für den König wie für das Volk von Norwegen alle Hoffnungen erfüllen mögen, unter denen diese neue Phase in der Geschichte des nor dischen Reiches beginnt. Die Marinevorlage 1006. Die Marincvorlage ist am gestrigen Tage vom Bundesrat angenommen worden. Sie besteht aus zwei Teilen: 1. einer Novelle zum Flottcngesetz, 2. einer Denkschrift zum Marineetat. Die Novelle enthält die Ergänzung, die das Flottcn gesetz erfahren soll (Vermehrung der etatmäßigen Zahl der Auslandsschiffe ) Die Denkschrift erläutert: u) Etatsfordcrunaen, die durch das Flottcngesetz überhaupt nicht geregelt sind (Torpedoboote, Unterseeboote), >,) Forderungen, die im Prinzip zwar durch das Flottcngesetz geregelt sind (Zahl der Schiffe, Grundsätze für die Personalberechnung), die aber ihre Gestaltung erst durch den Jahrcs- etat finden (Preise der Schiffe, Größe der Pcrsonalvermehrung) Infolge der Mehlforderungen ist eine neue Geld- bcdarssbercchnung für die Durchführung des Flottengesetzes während der Jahre 1906 bis 1917 notwendig geworden 1. Entwurf linrr OovrUe zum Gesche, bctreffcnö die dlutschc Flotte, vom 14. Juni 1900. Einziger Paragraph. Der im 8 1 des Gesetzes, betreffend die deutsche Flotte, vom 14. Juni 1900 festgesetzte Sch'ffsbestand wird vermehrt: r bei d«r NuSlandSflntt, um 5 Große Kreuzer, 2 bei der Materialreserve um 1 Troßen Kreuzer. Begründung. 1. Notwettdigteil der Vermehrung. Schon bei Vorlage des jetzigen Flottengcsetzcs im Jahre 1900 hielten es die Verbündeten Negierungen für notwendig, zur Vertretung der deutschen Interessen im Auslande eine größere Anzahl von Kriegsschiffen zu fordern, als im ersten Flottengesetze von 1898 für diesen Zweck vorgesehen waren. Tie Mehrsorderung betrug 6 Große und 7 Kleine Kreuzer. Mit dem Bau derselben sollte indes erst im Jahre 1906 be gonnen werden, um zunächst die Schlachlflotte fertigzustellen. Der Reichstag lehnte diese Forderung damals ab. Nachdem der in Aussichl genommene Zeitpunkt für den Beginn des Baues herangekommen. sehen sich die Verbündeten Regierungen gezwungen, die Forderungen der 6 Großen Kreuzer zu wieder holen. Das Flottengesctz würde dann im ganzen für den Auslandsdienst 10 Große Kreuzcr vorsehen, davon sollen ver wandt werden: 1. als Stationäre — nach Maßgabe der bis herigen Erfahrungen — 4 2. als Kreuzergeschwader — zur Verwendung da, wo cs erforderlich wird — .... 4 3 als Malerialreserve . . 2 Summe . . 10 Tie damaligen Gründe für diese Vermehrung — Ver tretung und Förderung der überseeischen Interessen des Reiches — treffen auch heute noch zu. Es ist aber noch ein weiterer schwerwiegender Grund hinzugckommen: Infolge der Formierung starker und zahl reicher Geschwader von Panzerkreuzern seitens anderer Nationen ist auch für die Deutsche Marine die zwingende Notwendigkeit entstanden, für den Kriegsfall außerhalb des Rahmens der heimischen Schlachlflotte wenigstens noch ein Geschwader leistungsfähiger Panzerkreuzer zur Verfügung zu haben 2. Bauplan und Kosten. Es ist in Aussicht genommen, von den 6 Großen Kreuzern in den folgenden Jahren jährlich einen Großen Kreuzer durch den Etat zu fordern. Die Kosten für Schiff bau und Armierung werden auf 6X27,50 --- 165 Mill. M. veranschlagt. Die Verteilung dieser Kosten aus die einzelnen Jahre sowie auf ordentliche Einnahmen und Anleihe ist aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich *) Die Resolution lautet: Daß vom Rechnungsjahre 1901 Jahr Kosten Davon sind zu decken aus: Bemerkungen. ordent lichen An leihe Ein nahmen Millionen Mark 1906 1907 1908 1909 1910 1911 >912 1913 1914 1915 4,60 13,30 20,90 27,50 22,90 18,80 19,90 16,30 14,20 6,60 1 52 4,57 7,62 10,63 10,20 9,74 10,89 10,48 10,44 6,60 3,08 8,73 13,28 16,87 12,70 9,06 9,01 5,82 3,76 AuS ordentlichen Einnahmen sind nach den bisherigen Grundsätzen von den Schifs- baukosten 6 Proz der jährlichen Werlvcrmehrung der Flotte sowie die gesamtenBrmierungS- kosten zu decken Der Rest enlsällt auf Anleihe (Vgl. die Resolution N des Reichs tags bet Annahme deS Flotten- gesetzeS — Nr 909 der Reichstags - Drucksachen von — *) sowie auch die Denkschrift zur Erläuterung de- Entwurfs eine- Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reich-hau-hallkctatS für das Rrchnungsjahr >901 — Nr. 52 der Reichstag- Drucksachen von 1900 1901 — ) Lumme 165,00 8L,tzS 82,31
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode