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Dresdner Journal : 07.12.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190512078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-07
- Monat1905-12
- Jahr1905
- Titel
- Dresdner Journal : 07.12.1905
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vet»«s»rri»: Vtim Bezüge durch dir chel<äf,,a,»e tu«,rd«s» Dresden« 2,50 M (einschl. Zutragung , durch die Hk»k im Deutschen Reiche » M. ^ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der silr die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht em» aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld teizusügen. Dnsdlltl Imrnal. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nachm. 5 Uhr. — Lriginalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. BnküttdigungSgrbühreu: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gungS Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Ps. Ausschlag für die Zeile. Unterm Ne daktionsstrich (Eingesandt) oie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. .'N 284 Donnerstag. Den 7. Dezember nachmittags. 1905. Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Dezember. Se. Majestät der König begab Sich heute früh, begleitet vom General ü in uuito Generalmajor v. Altrock mit Sonderzug 7 Uhr 10 Min. ab Neustädter Bahnhof nach Schön feld, um, einer Einladung des Königl. Kammerherrn Frhrn. v. Burgk Folge leistend, an der von dem selben veranstalteten Jagd teilzunehmen Nach der Jagd nimmt Se Majestät beim Kammerherrn Frhrn. v Burgk auf Schönfeld am Diner teil und kehrt dann abends 8 Uhr 5 Min mittels Bahn nach Dresden zurück Nächsten Sonntag abend 11 Uhr 40 Min. ab Hauptbahnhof wird Sich Se. Majestät der König zu einem Besuche Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Württemberg nach Stutt gart begeben. Die Ankunft dortfelbst wird am 11. Dezember mittags 12 Uhr 21 Min erfolgen. Tie Wiederabreise Sr. Majestät von. Stuttgart ist für den 12 Dezember nachmittag 4 Uhr in Aussicht ge nommen Deutsches Reich. Berlin. Aus dem Neuen Palais bei Potsdam wird berichtet: Gestern vormittag unternahm Se. Majestät der Kaiser einen Spaziergang, hörte die Vorträge des preußischen Finanzministers Frhrn. v. Rheinbaben und des Chefs des Zivilkabinctts und begab Sich um 11 Uhr 4.i Min. mit Ihrer Majestät der Kaiserin im Automobil nach Berlin, wo um ',1 Uhr im Königl. Schlosse Frühstückstafel stattfand. Nachmittags fand in der neuen Garnisonkirche die Trau er feier für den verstorbenen Generalarzt vr v Leuthold in Gegenwart des Kaiserpaares, des Prinzen Adalbert von Preußen, der Damen und der Herren der Umgebung, des Gefolges und des Haupt- guarüerS, des preußischen Kriegsministers, des preußischen Kultusministers, der Generalität, der Offiziere, der Militärärzte, der Lehrkörper, der Studentenschaft, der Militärärztlichen Bildungsanstalt, der Vertreter wissen schaftlicher Kreise und der Spitzen der Behörden statt. Nach der kirchlichen Feier kehrten die Majestäten in das Schloß zurück. Im weiteren Verlaufe des Nachmittags stattete der Kaiser dem früheren Botschafter in Berlin Schuwalow im Hotel „Kaiserhof" einen Besuch ab. Schuwalow hatte sich einer leichten Operation unterzogen, die Prof. Fränkel ausführte und alücklich verlief. — Der Ausschuß des Bundesrats fürRechnungs- wesen und die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll- und Steuerwesen hielten gestern Sitzungen ab — Mit dem an den Reichstag gebrachten Gesetz entwürfe über die Verlängerung der Ermächtigung des Bundesrats zur Fortsetzung des handels politischen Provisoriums gegenüber England auf zwei Fahre wird der zweite Akt der Handels vertragspolitik, der sich in nächster Zeit abspielen soll, eingcleitet. Diesem Entwürfe wird in allernächster Zeit der Handelstarifvertrag mit Bulgarien folgen, der sich bereits im Bundesrate befindet und dessen Erörterung hier Schwierigkeiten nicht finden wird. Handelspolitische Verhandlungen schweben gegenwärtig mit mehreren Staaten Man nimmt an, daß die Unterhandlungen mit Schweden demnächst zum Ab schluß gelangen werden. Haben sie, was erwartet wird, ein positives Ergebnis, so würde auch dieser Ver trag bald an den Bundesrat und Reichstag gebracht werden können. Auch der deutsch-chinesische Handels v ertrag, der sich bekanntlich an schon vorhandene Muster aulehnen soll, dürfte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen Außerdem sind Verhandlungen über Vertragsabschlüsse mit Spanien, Portugal, den lNld WiücMatt. Sächsischer .Kunstverein. II. Wie beherrschend bei den Malern von heute die Vor liebe für Abendstimmungen ist, das beweist Ernst Lieber mann mehr noch als Volkmann Nicht eines seiner zahlreichen Landschaftsbilder ist im flutenden Lichte des Mittags, in den leuchtenden Farben des frühen Nach mittags gemalt. Bei Liebermann macht man übrigens noch eine andere Wahrnehmung. Er kennt nur die Verwendung gebrochener Farben: ein Merkmal dafür, daß er in noch höherem Maße als Volkmann poetische Impressionen in seinen künstlerischen Arbeiten Wirkung gewinnen läßt. Solche Impressionen sind es, die beispiels weise in dem Bilde „Helle Sommemacht" zum Ausdruck kommen Man muß nur bereit sein, sich von ihnen be herrschen zu lassen bei der Betrachtung dieses Bildes, und man wird dem dargestellten Farbenspiel nicht ab lehnend gegenüberstehen, zumal wenn man sich der Worte Goethes aus seiner „Jtaliänischen Reise" erinnert, des Staunens, das ihn erfaßt, bei einem Gange durch das mondhelle nächtliche Rom, über die Größe, die alle Er scheinungen in einem solchen Halblichte annehmcn, um ihm zuzustimmen in dem Urteil, daß erst in solchen Stunden, in denen nichts Untergeordnetes, nichts Neben sächliche« da« Auge ablenken kann, der tief geheime Sinn des Lebens in die Erscheinung trete. Nicht das Müde des Abends sieht man dann in einem solchen Bilde, sondern das Große und Erhabene Ganz wundervoll ist dem Künstler, der elegische Stimmungen gern die Ober hand über sich gewinnen läßt — nicht immer zum Nutzen seiner Bilder — da« „Schloß am Wasser" gesungen und die „Romanze", zwei Bilder, die in ihren matten Halb Vereinigten Staaten von Amerika und Argen tinien vorbereitet bez eingeleitet. Von diesen drängen zunächst nur die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten, da nach der Kündigung durch Deutschland da« alte handelspolitische Abkommen bekanntlich am 1. März 1906 abläuft. Am besten für die beiderseitigen Handels- interefsen wäre es sicherlich, wenn sich bis dahin ein end gültiges neues Abkommen erzielen ließe, indessen wird man deutscherseits die Antwort Amerikas auf die bereits vor einiger Zeit gemachten Vorschläge abwarten müssen, um zu sehen, ob sich dieser Wunsch verwirklichen läßt. Das jetzige handelspolitische Verhältnis zu Spanien er hält um die Mitte 1906 sein Ende. Auch hier dürfte also, wenn ein neue« Abkommen getroffen würde, diese« noch in der jetzigen Reichstagstagung zur Beschlußfassung gelangen Daß mit dem Inkrafttreten des neuen deutschen autonomen Zolltarifs und der neuen Handels tarifverträge auch in das Verhältnis Deutschlands zu Portugal und Argentinien ein besonderes Moment kommen muß, ist natürlich. Jedenfalls darf man sich darauf gefaßt machen, daß im soeben eröffneten zweiten Akt der Handelsvertragspolitik an den Reichstag noch andere Entwürfe außer dem auf England bezüglichen gelangen werden. Preußischer Landtag. Das Abgeordnetenhaus wählte gestern zunächst das bisherige Präsidium wieder und erledigte dann die Interpellationen der Abgg. Strosser und v. Schenckcndorss betreffend das Eisen bahnunglück bei Spremberg. Minister v.Budde führte in seiner Antwort aus: Es spielen in diesem Falle eine Reihe menschlicher Zufälligkeiten und eine großartige Betriebs- bummelei die Hauptrolle, da sieben Personen ihren Instruk tionen zuwider gehandelt haben Sämtliche mittelbar und unmittelbar mit dem Vorkommnis in Verbindung stehenden Beamten sind bereits beseitigt worden. Die Angriffe seitens der Presse auf die höheren Beamten des EisenbahnresfortS waren unberechtigt. Sobald die Sicherheit des Betriebs in Frage kommt, gibt es für mich keine Fiskalität und Bureau- kratie. — Tie Fraktion der freisinnigen Bolkspartei de» Abgeordnetenhauses hat sich unter dem Vorsitze des Abg Kindler konstituiert. Tie Mandatsnirder- legung des langjährigen Vorsitzenden der Fraktion, des Abg Eugen Richter, wurde lebhaft bedauert Folgelides Tele gramm wurde an ihn abgesandt: „DieFraktion der sreisinnigen Volkspartri des preußischen Landtags hat mit schmerzlichem Bedauern von der Nieder legung des Mandats des Hin Abg. Richter Kenntnis ge nommen. Sie spricht ihm für seine durch nahezu vier Jahr zehnte ausgeübte treue Wirksamkeit im preußischen Parlament al- Vorkämpfer des entschiedenen Liberalismus wärmsten Dank aus und bekundet mit herzlichsten Wünschen für die baldige völlige Genesung ihres Führers den Entschluß, in seinem Sinne getreu den Grundsätzen der Partei weiter zu wirken." Ferner wurde beschlossen, dem Abg Richter noch in einer besonderen Adresse die Gefühle der Verehrung, Dankbarkeit und Anerkennung auszudrücken. Oldenburg. Wie in einem Teile der gestrigen Auflage unter den Drahtnachrichten bereits mitgeteilt wurde, wurde in der gestrigen Sitzung des Oberlandes gerichts Oldenburg die Berufung des Grafen Wels burg in Sachen feiner Anerkennungsklage kosten pflichtig abgewiefen. Österreich-Ungarn. Wien. Ter Kaiser stattete gestern nachmittag dem König der Hellenen einen längeren Besuch ab: später gab der König in der Hofburg seine Karte ab. — Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses nahm in seiner gestrigen Sitzung ein halbjähriges Budget provisorium an Während der Beratung erklärte der Ministerpräsident Frhr. v. Gautsch nach eingehender Darlegung des Standpunkts der Regierung, daß dieselbe, falls bis zum Jahresschluß keine gültigen Delegations- beschlüsse oder nicht wenigstens ein votiertes gemeinsames Budgetprovisorium vorlägen, in der Votierung des zur Verhandlung stehenden Budgetprovisoriums noch keine Ermächtigung erblicke, die Beitragsleistung für die ge meinsamen Angelegenheiten auszusühren. Wenn die Negierung die Beiträge leiste, so würde dies nur vor schußweise gegen vorbehaltene Abrechnung zur gegebenen Zeit und nur dann geicheken, wenn Ungarn seinen Vcr- tönen, rn ihrer Durchsichtigen Luft- uno Lichlltimmung nicht nur hohen poetischen Gehalt haben, sondern auch als reine Landschaftsschildcrungcn von packender Wirkung sind. Nicht in allen seinen Bildern ist Liebermann so glücklich wie in diesen dreien: sein „Bergsce", viel zu hoch ins Bild gerückt, zeigt einen starken Zug in« Kom ponieren, und ebensowenig werden sich die meisten Be trachter seiner Werke mit der eigentümlich gesehenen „Waldschlucht" befreunden Auch in der „Schneewolke" entfaltet sich sein Farbentalent nicht so frei, wie wir es von ihm gewöhnt sind, dagegen ist er wieder ganz der packende Farbenpoet in dem prächtig gesehenen und groß zügig dargestellten „Vorfrühling". Neben Volkmann und Liebermann fesselt die Auf merksamkeit der Münchner W Kandinsky, dessen Arbeiten fast den ganzen Kuppelsaal cinnehmen. Für den, der es sich beim Landschaftsbilde nicht an einem bloßen, geschäftsmäßigen Abschreiben der Natur genügen läßt, hält es nicht schwer, zu dem wohl noch jugendlichen und noch in der Entwicklung befindiichen Künstler ein Verhältnis zu gewinnen. Daß er zu zeichnen gelernt hat, erweisen die zahlreichen farbigen Holzschnitte, die in seiner Sammlung enthalten sind Nicht ohne Absicht verstreut er wohl diese Proben einer sicheren Hand und eines die Linie scharf erfassenden Auges zwischen seine tlgcmälde oder besser Llstudien, denn bildmäßiq abgerundet ist kaum eine der Kandinskyschen Arbeiten. So mancher, der Farbencrperimenten grundsätzlich wenig zugetan ist, würde bei der Betrachtung der Kandinskyschen Arbeiten vielleicht zu Trugschlüssen über dessen Können kommen, wenn er nicht Gelegenheit hätte, seine zeichnerischen Quali täten zu erkennen Er kann zeichnen und er kennt den Wert der Farben al« malerisches Ausdrucksmittel. Noch lebt er allerdings in einer zu Seltsamkeiten, zu Phantastereien aencigten Gedanken- und Gefühlswelt, noch spielt seine naive Freude am Farbenschwelgen ihm manchen Streich, pflichtungen auch nachkommen werde In diesem Falle werde die Regierung seinerzeit in irgend einer Form Indemnität oder durch ein Ermächtigungsgesetz die Zu stimmung des Parlaments für dasjenige einholen, wa« sie geleistet habe. Auf die von den Delegationen be willigten außerordentlichen Kredite seien mäßige Vorschüsse für unabweisliche Bedürfnisse in gleichem Maße wie seitens Ungarns geleistet worden Die meisten Redner erklärten, die Darlegungen des Ministerpräsidenten zur Kenntnis zu nehmen Budapest Der leitende Ausschuß der Koalition veröffentlichte eine Kundgebung, in der die Verantwortung für den Setzerausstand auf das Kabinett Fejervary geschoben wird. Der Setzerausstand, so heißt es m diesem Schriftstück, sei nicht ein Kampf für das allgemeine Stimmrecht, sondern ein Anschlag auf die Koalitions presse, die vernichtet werden solle Demgegenüber wird amtlich sestgestellt, daß von den fünf Preßorganen, welche die Regierungspolitik offen unterstützen, gestern vier nicht erschienen sind, während die meisten Blätter der Koalition, darunter diejenigen, welche die Regierung an greifen, selbst gestern, am zweiten Tage des Ausstands, erschienen Wien, 6. Dezember Abgeordnetenhaus Bei Fort setzung der Debatte über die Regierungserklärung erklärt der Freialldeulsche Herold, daß seine Partei für das allgemeine gleiche Wahlrecht eintrete, um allen deutschen Arbeitern Gleich berechtigung zu verschaffen. Der Tschechischradikale Klosac legt Verwahrung dagegen ein, daß der Statthalter von Böhmen Vollmacht zur Verhängung des Ausnahmezustands über Prag erhalten habe, und betont, daß in Prag vollständige Ruhe herrsche. Die Debatte wird daraus geschlossen Abg. Gras Sternberg greift als Generalredner auss heftigste den Ministerpräsidenten und den Abg Adler (Sozialdemokrat) an Kramarcz erklär«, alle Nationalisten müßten sich, wenn sie nicht Bolksverräier werden wollten, im Kampse gegen die internationale Sozialdemokratie vereinigen. Er sei sür eine gerechte Ausgestaltung des Wahlrechts, doch hätte der Reichs rat nur den Gesetzesrahmen zu schaffen, während die Landtage die Einzelbestimmungen auszuarbeiten hätten, weil nur auf diese Weife den besonderen Bedürfnissen der einzelnen Länder und Volksstämme Rechnung getragen werden könne. Die Debatte ist hiermit erledigt. Nächste Sitzung morgen. Frankreich. Paris. Der Senat setzte gestern die Beratung der Vorlage betreffend die Trennung von Staat und Kirche fort. Denoix beantragte Zurückziehung der für die Beratung der Vorlage bewilligten Dringlichkeit, da mit der Senat eine zweite Lesung vornehmen könne Der Antrag wurde mit 181 gegen 100 Stimmen abge- lehnt. De Lamarzelle erhob im Namen von 25 Mit gliedern der Rechten Einspruch gegen das Gesetz, das ein Ausnahmegesetz sei und vom Lande verurteilt werde. Meline erklärte im Namen der liberalen Republikaner, er werde nicht für das Gesetz stimmen, denn die Frage der Trennung von Staat und Kirche sei noch nicht reif. Da« Gesetz sei unannehmbar, weil es weder die Freiheit verwirkliche noch die religiöse Neutralität. Redner unter zog dann die einzelnen Bestimmungen des Gesetzes einer längeren Kritik Im weiteren Verlaufe seiner Rede führte Moline aus, die Völker, die an der Spitze der Zivilisation marschierten, die von Amerika, England und Deutschland, seien die religiösesten. Die religiösen Kämpfe nötigten da« französische Volk, „auf der Stelle zu treten", während die konkurrierenden Mächte mit Riesenschritten vorwärts marschierten Redner schloß mit einem Appell an den Senat, durch Verwerfung der Vor lage seinen Patriotismus zu beweisen (Beifall im Zentrum) Nachdem noch mehrere Redner gegen das Gesetz gesprochen hatten, erklärte Combes im Namen der demokratischen Linken, er werde für das Gesetz stimmen, damit die religiöse Neutralität der Republik ihre Weihe erhalte Das Gesetz sei ein Gesetz der moralischen Freimachung und der sozialen Friedens stiftung Man habe an der von der Deputiertenkammer beschlossenen Fassung des Gesetzes nichts ändern dürfen, damit es am 1 Januar 1906 in Kraft treten könne; aber nichts werde dem entgegenstehen, daß das Gesetz später auf Grund der Erfahrungen abgeändert würde (Beifall links) Ter Gesetzentwurf wurde schließlich in seiner Gesamtheit mit 181 gegen 102 Stimmen unter Bravorufen der Linken und Hochrufen auf die Republik angenommen Paris, 6 Dezember. Deputiertenkammer. In der heutigen Vormittagssitzung wurde der erste Artikel der Vor läge betreffend die Altersversorgung mit 542 gegen 14 Stimmen angenommen. In diesem Artikel wird im Prinzip der Beginn der Altersversorgung aus das SO Lebensjahr fest gesetzt - In Beantwortung der Anfrage, ob die Soldaten vom Jahrgange 1905 einen zwei- oder dreijährigen Dienst ableisten werden, erklärte der Kriegsminister Etienne, die Jahresklasse 1905 würde im Jahre 1907 entlassen werden, sobald keine hindernden Umstände eintreten «Srotzbrttannien. * Sir Thomas Barclay, der frühere Vorsitzende der englischen Handelskammer in Paris, hatte unter dein 31. Oktober an den Präsidenten der Mannheimer Handelskammer ein Schreiben gerichtet, in dem e« heißt: Die zwischen Großbritannien und Deutschland bestehenden Mißverständnisse geben allen Engländern, welche die dauernde Erhaltung von Ruhe und Frieden in Europa wünschen, Grund zu ernster Besorgnis. In der Absicht, nachzuweisen, daß das gleiche Empfinden auch in Deutschland weit verbreitet ist, bitte ich Sie um eine kurze Mitteilung in dieser Angelegenheit Der Präsivent der Mannheimer Handelskammer richtete hierauf an Sir Th. Barclay eine Erwiderung, in der er den Wunsch des Plenums der Mannheimer HandelSkaminer ausdrückt, daß es den einflußreichen und auf das Wohl ihrer Mitmenschen aufrichtig bedachten Männern dies seits und jenseits des Kanals gelingen möge, den herz- jichen Beziehungen wieder Geltung zu verschaffen, die zum Vorteil beider Länder zwischen England und Deutschland bestanden haben. Die Antwort der Mann heimer Handelskammer gipfelt in der Erklärung: Sollten zeitweise Verstimmungen zwischen beiden Nationen be standen haben oder noch bestehen, so können und müssen solche gegen die großen Kulturaufgaben, die in gemein samer Geistesarbeit zu erfüllen sind, bedingungslos zu rücktreten Der, wenn auch scharfe Wettbewerb aus dem Gebiete der Industrie und des Handels kann sich auf friedlichem Wege vollziehen und wird so dem Fortschritt und der Förderung der Kultur dienen V * London. Lord Avebury, der am 1. Dezember der Versammlung des Komitees sür die Annäherung zwischen Deutschland und England präsidierte, telegraphierte an demselben Tage an Se Majestät denDeutschenKaiser: Ein sehr erfolgreiches und eindrucksvolles Meeting sei abgehalten worden, um freundliche Gesinnungen zwischen dem deutschen und englischen Volke zu fördern. Die bezüg lichen Resolutionen seien mit Enthusiasmus angenommen worden Reichskanzler Fürst Bülow antwortete tele graphisch, er sei von Sr Majestät dem Kaiser ermächtigt worden, Lord Avebury und allen denen, die seine freund willigen Gefühle teilten, des Kaisers aufrichtigen Tank zu übermitteln. — Der Botschafterin Madrid Sir A. Nicolson ist zum Vertreter Englands auf der Konferenz in Alge ciras ernannt worden. — (Reuter.) Der russische Botschafter hat der Handelskammer von New Castle und Gateshead auf eine Einladung zur Teilnahme an ihrem heute stattfinden den Jahresbankett, bei dem auch Lord Roberts zugegen fein wird, folgende Antwort zugehcn lassen: ES ist nicht nur meine Aufgabe, sondern auch mein eigenster Wunsch, alles zu tun, um die freundschaftlichen Bezie hungen zwischen unsern beiden Ländern und die Aus dehnung von Handel und industriellen Unternehmungen möglichst zu fördern Ich werde nicht verfehlen, die Gefühle, welche die Handelskammer beseelen, zur Kennt nis der kaiserlichen Negierung zu bringen, kann aber dem Festmahle morgen nicht beiwohnen, da ich nach Rußland abreise Dublin. Die internationale Konvention der Ver einigten Irischen Liga wurde gestern eröffnet John Redmond, der den Vorsitz hatte, führte in einer Rede aus, der Ausblick, der sich für Irland eröffne, sei hoffnungsvoll, aber die Iren hätten, obwohl sie einen Feind, die Balfoursche Regierung, nicdergcworsen hätten, noch einen heiklen, gefährlichen Weg zu durchmessen, ehe aver «chon tlmgl vocy «ympyonijHer Reichtum aus seinen Bildern. Aus wessen Schule der Künstler hervorgegangen ist, läßt sich schwer erkennen; soviel scheint sicher zu sein, daß französische Einflüsse leitend auf seine bisherige Arbeit sich geäußert haben Dazu fleißiges Studium alter Meister, und so vermögen wir uns die hclldunklen Töne zu erklären, die in den „Zwei Reiterinnen" oder den „Schwänen" zum Ausdruck kommen. Jedenfalls tritt uns in Kandinsky eine Malerphysiognomie entgegen, die reich ist an fesselnden Zügen und der man daher in Zukunft mit steigendem Interesse begegnen wird. Zu den Landschaftern, sür welche die gestrigen Ein gangsworte zu diesen Aussätzen mit geschrieben waren, zählen auch noch H Völcker (Wiesbaden) und W. Laagc (Curhaven) Der erstere ist der größere Farben künstler von beiden, der letztere der bessere Zeichner Völcker hat mancherlei von Volkmann an sich, vor allem die Freude daran, sein Bild in einen einheitlichen Ton zu setzen; auch an Kalckreuth erinnert er da und dort. Seine Neigung zu des letzteren Eigenart erkennt man aus dem „Abziehrndcn Gewitter" mit seinen schweren Lokaltönen, der sensibeln Behandlung der Luft, die wie ein grauer, beängstigender Traum über der Landschaft liegt; an Volkmanns Malweise erinnert das „Eiseltal" und da« „Dorf im Mondschein", beide, weil sie wie die Volkmannschen Arbeiten die Vorliebe für gebrochene Farben zeigen, für das Auflösen der Lokaltöne in einen einheitlichen Grundton, in dem das ganze Bild gewiffer- maßcn schwimmt Wirkt Völcker in seiner Gesamt- crschcinung weich, als StimmungSschilderer, so setzt Laage seine Hauptaufgabe darein, die Landschaft in realistischer Treue wiederzugeben Die« gelingt ihm mit dem Er folge, daß er zwar nirgend« hart und kalt anmutet, aber auch nur bedingungsweise da« Landschastsbild, das er darstcllen will, psychologisch erschöpft, d. h. e« seelisch belebt, ihm malerisch poetischen Gehalt gibt Gute Tonftudien fiehr man m zwei von W Ha macher (Berlin) ausgestellten Marinen und überraschend gelungen als Vordergrundstudie ist eine Arbeit von August Leonhardi (Blasewitz) Wenig Freude dagegen hat der Beschauer an den zahlreichen Arbeiten von A. Enders (Plauen). Schwer und un beweglich erscheint nicht nur seine Art, das Land- schaftsbijd zu erfassen, sondern vor allem seine Farben gebung; in den Notizen, die sich der Unterzeichnete über das von Endler Gesehene gemacht hat, erscheint als einigermaßen annehmbare Leistung nur eine „Wald- wicfe", ganz mißlungen hingegen muten mehrere andere Arbeiten, z. B. eine „Winterlandschaft" und das Bild „Wetteraufheiterung am Abend" an Ist ein Dialer schon nicht imstande, in Licht und Lust Bildbestandteile zu sehen, die in unmittelbarster Beziehung zum Land- schastSstück stehen, so soll er sich nicht lange beim er künstelten Hineinkomponicren solcher Bestandteile in sein Bild aushalten, sondern dies mit derjenigen Treue wiedergeben, mit der er es sieht. Dann kommt er schließlich vielleicht wenigstens zu einer annehmbaren realistischen Leistung, während er so immer manieriert und verkünstelt wirkt. Georg Hänel (Dresden) mag ihm als Beispiel dienen In dessen Bildern ist kein verzweifeltes Suchen nach Stimmung bemerkbar, sondern nur tüchtiges, realistisches Können; aber sein Natursinn ist gesund entwickelt, und er trägt sein Sujet mit breitem, freizügigem Pinsel ohne falsche« und ungesundes Patho« vor. Von den sonstigen gegenwärtigen Beständen der Ausstellungsräume de« Kunstvereins bleiben noch die Werke Carl Schönherr« (Dresden), de« überlebenden aus einer längst versunkenen Kunstepoche, und die eine« begabten Oldenburger Genre- und Bildnismalers, B. Winter, sowie einige Porträts unseres einheimischen Porträtisten Walther Witting zu betrachten übrig.
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