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Dresdner Journal : 30.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191006304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19100630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19100630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1910
- Monat1910-06
- Tag1910-06-30
- Monat1910-06
- Jahr1910
- Titel
- Dresdner Journal : 30.06.1910
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eine Besprechung über die Ber haben. Reichskanzler fassungsfrage , die Presse ist der ge- die Kulturnationen die neuen Lieber Fürst Radolin! Es ist Mir ein Bedürfnis, Ihnen aus Anlaß Ihres Aus scheidens aus dein Reichsdienste Meinen Kaiserlichen Dank aus zusprechen für die ausgezeichneten Dienste, die Sie während einer nunmehr 47jährigen amtlichen Tätigkeit Meinen Borfahren an der Krone. Mir und-der ' - - - Als Notschalter in Lonüanl es Fynen gelungen, sich da! Achtung der Regierungen, bei denen Sie beglaubigt waren, in so ;ohem Grade zu erwerben, daß Sie in der Lage waren, Meine Politik und die Interessen unseres Vaterlandes erfolgreich zu vertreten. Indem Ich Ihnen, lieber Fürst, als Beweis Meines riamten Baterlande aeleistet haben. z-L-'S!. BetcrSbura und Daris ist ohlwollen der Monarchen unv die BerkehrSluftschifs der Welt, der schon glänzend erprobten -Deutschland", auszusteigen, hat sich die Wetterlage al» solche nicht wesentlich gebessert, die Presse ist der ge waltige Resonanzboden, dem die Kulturnationen die neuen Botschaften ablauschen. Und da» Luftschiff steigt auf. Lu» der Fahrt in die nähere Umgebung von Düssel dorf wird eine Fahrt in» Bergische Land. Der Bind schnaubt durch die Straßen, daß man kaum mehr die Möglichkeit hat, den Regenschirm offen zu behalten; wie mag e» höher oben gewesen fein? Da» Luftschiff kommt nach Westfalen — e» schlägt den Weg nach Münster ein, kein Zweifel, es ist gegen den willen de» Führer» abgetrieben. Der Sturm fegt doppelt wütend über da« Land. Die „Deutschland" wird, trotz de» starken Benzinverbrauch», andauernd gegen den Sturm gerichtet, endlich von einer wütenden Luftströmung emporgerissen, verliert dabei,, r - erheblich Gat und damit den unersetzlichen «uftrieb»inhalt und urlaub antteteu. Auf derselben wird er am Sonnabend saust der Liese zu. Der «egen hat da» Seine getan, da» Schiff!sich in Berlin aufhatten und Voraussichtlich mit dem Nach längerer Debatte nahm dann der Landes ausschuß in namentlicher Abstimmung den Antrag Hauß, die Regierung möge darauf hinwinen, daß der Ver- faffung-entwurf erst dem LandeSausschuß vorgelegt werde, bevor er dem Reichstage zugehe, mit 37 gegen 6 Stimmen und den zweiten Teil des Antrag- Blumen- thal-Labroise auf Einführung de- allgemeinen geheimen Wahlrecht- mit 33 gegen 4 Stimmen an. Nachdem darauf die Regierung-Vertreter den Saal wieder betreten hatten, verlas Unterstaatssekretär vr. Petri die Kaiserliche Botschaft, wodurch die Tagung geschlossen wird. Der Statthalter witd am lammenden Freitag seine Reise nach Schweden zu dem gewohnten Sommer urlaub antreten. Auf derselben wird er am k Wohlwollen» die Brillanten zum Kreuz der Großkomture des Königlichen Hausordens von Hohenzollern verleihe, dessen Insignien Ihnen demnächst zugehen werden, spreche Ich die Hoff nung aus, daß es Gott gefallen möge, Ihnen die nach einem arbeitsvollen Leben wohlverdiente Ruhe noch durch lange Jahre zu gewähren. Kiel, den 27. Juni 1910. Wilhelm, I. k. An den Kaiserlichen Botschafter Fürsten v. Radolin, Durchlaucht. Der Entwurf de- SchiffahrtSabgabengefetzes im Bundesrat angenommen. Berlin, 29. Juni. In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesetzes über den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Schiffahrtsabgaben in der von den Ausschüssen beschlossenen Fassung die Zustimmung erteilt. Die VerfaffungS- und Wahlrechtsfrage im Lande»- auSfchuffe von Elsatz-Lothringen. Straßburg im Elsaß, 29. Juni. In der heutigen Sitzung des Landesausschusses, auf deren Tages ordnung die Anträge Hauß (Z.) und Blumenthal (Temokrat)-Labroise (Lothringer) über die Ver- fassungs- und Wahlrechtsreform standen, gab Unter- staatSsenetär vr. Petri folgende Erklärung ab: Der Antrag Hauß und der zweite Teil des Antrag» Blumen- thal-Labroise beanspruchen für den LandeSauSschuß eine Ein wirkung auf die Gestaltung von Gesetzen, die ausschließlich der verfassungsmäßigen Zuständigkeit der gesetzgebenden Faktoren de» Reiche» Vorbehalten sind. Die Regierung erachtet e« als un vereinbar mit der gegebenen Rechtslage, sich an ihrer Beratung zu beteiligen. Sollte der auf das Wahlrecht bezüglich« Teil de» Antrag» Blumenthal-Labroife etwa besonders zum Beschluß er hoben werden, so würde die Regierung dem Hrn. Reichskanzler diesen Beschluß in gleicher Weise übermitteln, wie den am 84. Februar gefaßten Beschluß über da» Wahlrecht mit pro- portionellem Wahlverfahren. Darauf verließen die Vertreter der Regierung den Saal. noch befonder» zu beschweren. In den nächsten Augenblicken muß e» in den Teutoburger Wald saufen, man wirft über Bord, was geht, und es gelingt, die erste Höhe doch noch zu über fliegen. Aber da- Schiff ist „ausgequetscht", dazu kommt im letzten Augenblick da» Berfagen eine» Motor», und der Wind schleudert da» krastlo» gewordene Menfchenwerk krachend in die Bäume. Damit war da» Schicksal de» Luftschiffs besiegelt. Man wird im Karren System nicht» finden können, wa» diese» Mißgeschick bedingt oder auch nur begünstigt hätte. Der Ruf nach der Reißleine ist ganz unverständlich. Wo und wann hätte sie denn gezogen werden sollen? Als der Wind das Fahr zeug in die Höhe von über 1200 m riß? Oder als eS über den Bäumen schwebte? Daß eS keinen genügenden Auftrieb mehr hatte, war ja gerade die letzte und unmittelbare Ursache des Schiffbruch». Da« Ziehen der Reißbahn hat aber doch nur den Zweck, wo e» nötig wird, auch den iMen Rest deS auftreibenden Gases mit einem Ruck entweichen zu lassen. Angenommen, das Luftschiff wäre auf solche Weise entleert worden, so wäre e» mit allen feinen Insassen sofort ohne jede Milderung de» Falle» zu Boden gestürzt und aus der noch glücklichen Landung, wie sie vorliegt, wäre eine Katastrophe geworden. Das Unglück ist also nicht als ein Unglück des Systems oder gar als ein Landung-unglückrtn-usehen, sondern al» ein Sturm unglück. Der Sturm zwang zu langer Fahrt, der Sturm ver hinderte eine gute Landung, der Sturm beraubte das Fahrzeug seines nötigen Austriebs, und er war es, der eS dann zu Boden schmetterte. Dem Sturme gegenüber sind aber alle Luftfahr zeuge ohnmächtig, sie mögen welchem System immer angehören. Lustschiffe sämtlicher Systeme und auch Flugmaschinen sind bis jetzt vom Sturm vernichtet worden. Denken wir nur an Weil burg, an Erbslöh-Leichlingen, an das englische Militärlustschiff, das am Tage von Weilburg zerfetzt wurde, an die Patrie rc. So viel Namen, so viel Systeme! Hier erbeben sich ganz andere Fragen. War das Unter nehmen der Fahrt bei so offenbar ungünstiger Wetterlage zu lässig. Hat der wirkliche Verlauf der Dinge nicht gezeigt, daß es doch Umstände geben kann, die auch ein Zeppelinsches Luftschiff zwingen kann, zu landen? Wenn nicht, war es dann richtig, so lange gegen den Sturm anzukämpfen, statt, wie Graf Zeppelin selbst es bei seiner ersten Rheinfahrt getan hat, rechtzeitig zu wenden und mit dem Sturm im sausenden Fluge einem ge schützten Gelände zuzustreben? Das sind heikle Fragen, die nicht restlos bejaht oder verneint werden können, denn es bleibt immer noch jene unvorhergesehene Programmwidrigkeit, von der wir schon gesprochen haben: die Bö, die das Schiff plötzlich in große Höhe Hinaufriß und dort durch den Gasverlust die Tragkraft schwächte. Ohne sie wäre wohl nach menschlicher Voraussicht alles glatt abgelausen und anders gekommen. Der Untergang der „Deutschland" ist ein schwerer und empfindlicher Verlust, aber noch mehr als das: ein lehrreicher Fall. Deutsches Reich. Handschreiben Sr. Majestät des Kaisers an den Fürsten v. Radolin. Se. Majestät der Kaiser und König hat an den Botschafter Fürsten v. Radolin bei dem Ausscheiden aus seinem Amte folgendes Allerhöchstes Handschreiben gerichtet: Ausland. Der Voranschlag de» französischen Budget» für 1VU. Pari», 29. Juni. Der Voranschlag des Budgets für 1911 sieht m runden Zahlen 4270 Mill. Franken für die Ausgaben vor, eingerechnet 37 Mill, sür den Bau zweier Linienschiffe. Er stellt ohne Anleihe das Gleichgewicht her durch die normalen Einnahmen und durch mäßige Steigerung der Quittungsstempelsteuer. Ei: wird Kredite für die Aroeiterversicherung verlangen, diese werden nachträglich in da- Budget eingestellt werden zu derselben Zeit wie die erforderlichen DeaungS' mittel. » Krauzöstsch« Deputiert«uka«mer. Pari», 29. Juni. Die Minderheit von 121 Depu tierte«, die bei der gestrigen Abstimmung der Kammer Zum Stellenvermittlergesetz. Vom Verband deutscher Arbeitsnachweise wird unS mitgeteilt: Der Verband hat an da» Reichsamt de» Innern eine Eingabe gerichtet, die sich dagegen wendet, bei der Durch- führung de» Stellenvermittlergesetze- die kommunal unter stützten Nachweise der gemeinnützigen Nachweise nicht als öffentliche im Sinne deS Gesetzes gelten zu lassen. In der Praxis fei nämlich der Unterschied ^kommunaler" und „kommunal unterstützter Nachweis" mehr und mehr verblaßt, weil der Ge- meinde nach Gewährung von Unterstützung überall maßgebender Einfluß auf die Verwaltung eingeräumt wurde. Durch die in vielen Städten eingesührte Abordnung von Ratsmitgliedcrn oder Stadtverordneten in die Aussichtskommission werde dem VereinS- nachwei» auch nach außen der Charakter einer öffentlich-gemein nützigen Einrichtung gegeben. Gerade hier seien in reichem Maße ehrenamtliche Kräfte tätig, deren Einschränkung im Interesse der Sache zu bedauern wäre. Allgemeiner Fürsorgeerziehungstag. Rostock, 29. Juni. In der heutigen zweiten Haupt versammlung des Allgemeinen Fürsorgeerziehungs tages hielt vr. weck. Kluge-Potsdam einen Vortrag über die „Behandlung der schwer erziehbaren Fürsorgezöglinge". Der Redner behandelte sein Thema vom psychiatrischen Gesichtspunkte und führte etwa aus: Unter der Zahl der Fürsorgezöglinge befinden sich 45 bis 50 Proz., die in ihrer Verstandesfähigkeit, ihrem Willensvermögen und ihrem Gefühlsleben infolge krankhafter Vorgänge dermaßen beeinträchtigt und verändert sind, daß sie dem Durchschnitt der gesunden Kinder und Jugendlichen nicht entsprechen. Es ist geboten, sie möglichst frühzeitig durch eine sachgemäße Unter suchung zu ermitteln und sie einer gründlichen Behandlung zu unterwerfen. Bei der Behandlung solcher Zöglinge soll zwar die erzieherische Tätigkeit nach Möglichkeit im Vordergründe stehen, sie kann aber der ärztlichen Mitwirkung nicht entbehren. Die leichteren Schwachsinnsformen sind in den Erziehungs anstalten zu behandeln, sofern diese für besondere Einrichtungen Sorge tragen können. Die psychopathischen Zöglinge dagegen sind in sogenannten Zwischen- oder Verwahrungsanstalten unter zubringen, die, wenn möglich, an Krankenanstalten angegliedert werden und für eine wirksame Trennung der älteren und jüngeren Zöglinge Sorge zu tragen haben. Tieferstehende Schwachsinnige sind in den entsprechenden Krankenanstalten unterzubringen. Sämtliche Anstalten aber haben dahin zu streben, die Zöglinge für die Erziehung und Weiterbildung in einer geeigneten Familie vorzubereiten, um sie auf diesem Wege der Welt und der eigenen Freiheit wieder zuzuführen., Dieselbe Frage vom pädagogischen Stand punkte aus behandelte Anstaltsvorsteher P. Bredereck- Strausberg. Er forderte für die sexuell und kriminell Verwahrlosten wie für die geistig Minderwertigen besondere Anstalten nach Art der Magdalenenasyle, der Burschenfürsorgeheime, der Sonderab teilungen bei Anstalten für Epileptische rc. Zöglinge, die auch nach Beendigung der Fürsorgeerziehung nicht gebessert sind, sollen entmündigt und, je nach dem Grade ihrer Gemeingesährlichkeit oder Minderwertigkeit, in geschlossenen oder halboffenen Ber- wahrungsanstalten festgehalten und bei gemeinnützigen Unter nehmungen beschäftigt werden. Di« erklärt« sich rult den Ausführungen o.. n»urd«n hierauf geschäftliche Angelegenheiten erledigt. Zum Ort des lächsten Fürsorgeerziehnngstages, der im Jahre 1912 tattfinden soll, wurde Dresden gewählt. Damit war >ie Tagesordnung erledigt. Besserung der Einkommenverhättnisse der minder bemittelten Kreise. Uber die Besserung der Einkommenverhält nisse der minderbemittelten Kreise der Bevölkerung in Preußen bringt der „Neue politische Tagesdienst" folgende Angaben: Tie Veranlagungen der Einkommensteuer haben er geben, daß das Einkommen der Steuerpflichtigen mit weniger als 3000 M. eine bedeutende Steigerung er fahren hat. Denn es stieg von 3,1 Milliarden im Jahre 1895 auf 7,6 Milliarden im Jahre 1909. Das bedeutet also eine Steigerung von 150 Proz. in einem Zeitraum von 14 Jahren. Dieser Aufschwung in den Einnahmen kommt auch zum Ausdrucke in dem Anwachsen der Summen, die in die Sparkassen eingelegt wurden, weil diese überwiegend von den minderbemittelten Kreisen benutzt werden. Die preußischen Sparkassen hatten in dem Jahre 1895 ein Einlagekapital von 4,5 Milliarden; dieses ist nun in den letzten 14 Jahren bis zum Jahre 1909 auf fast 12 Milliarden angewachsen. Eine solche Steigerung findet ihre Erklärung in der Auf besserung der Lohnbezüge, die auf fast allen Gebieten unseres Wirtschaftslebens eingetreten ist. Nach Ausweis der Berechnungen für die Unfallversicherung sind in den letzten zehn Jahren die Durchschnittslöhne von 746 auf 1027 M., also um 38 Proz., gestiegen. Nimmt man nun eine Steigerung der Kosten des Lebensunterhaltes in der gleichen Zeit von 25 Proz. an, so würde sich immer noch eine reine Lohnsteigerung über die Erhöhung der Lebensmittelpreise von 13 Proz. ergeben. Im ganzen hat in der Zeit vom Jahre 1895 bis zum letzten Jahre das Einkommensoll eine Steigerung von 152 Mill, auf 284 Mill, erfahren, also eine Zunahme von 125 Proz. Die Steigerung an Einkommen ist mithin bei den minder bemittelten Kreisen verhältnismäßig eine erheblich stärkere gewesen. Zeitungsschau. Der Juni 1910 ist reich an Tagen, an denen wichtige, die Marine betreffende Ereignisse zum zehnten Male Wiederkehren. Solcher Tage zu gedenken, sich des da mals Erreichten zu freuen, ist das Recht der Mitlebenden und wird in unserer schnell vergessenden Zeit zur Pflicht. Den folgenden, der „Marine-Rundschau" entnommenen Aufsatz möchten wir daher unseren Lesern nicht vorent- halten: Während im Jahre 1900 im Reichstage das Flottengesetz be raten und geprüft wurde, spitzten sich die Verhältnisse in China in besorgniserregender Weise zu. Auf den au- Peking erschallen den Notschrei der dortigen Gesandtschaften hin wurde der be kannte Vorstoß der LandungSkorpS der auf der Taku-Reede ver sammelten Schiffe der verschiedenen Rationen unternommen, der unter dem Ramen der Seymour-Expedition (10. bi» 27. Juni 1900) trotz seines Mißerfolge» allen Beteiligten zu unsterb lichem Ruhme verholfen hat. An die deutschen Landungskorps der Hertha, Hansa, Kaiserin Augusta und Gefion (23 Offiziere, 489 Mann, 4 Maschinengeschütze) unter der Führung des Kapitäns zur See v. Usedom erging in der Nacht vom 21. zum 22. Juni jener später zum Schlagwort gewordene, überall in Deutschland lebhaften Widerhall findende Ruf „Osrmans to Go krönt" (die Deutschen an die Spitze), ein Beweis der Wertschätzung, deren sich die deutschen Seeleute bei ihren Mitkämpfern erfreuten. Während die gelandeten deutschen Mannschaften sich auf diesem Vorstöße und Rückzüge vor überlegenen Streitkräften da» Lob ihres Führers, des Admirals Seymour, dessen Führung sie sich willig unterstellt hatten, verdienten: Was den Mut und die hohe Disziplin anbetrifft, die von allen Offizieren und Mannschaften Seiner Kaiserlichen Majestät bewiesen wurde, so vermag ich nur zu sagen, daß sie der hohen Traditionen deS großen Deutschen Reiches vollauf würdig waren", — spielte sich im Peihogebiet die denkwürdige Eroberung der Takuforts (17. Juni) ab. Bei deren Erwähnung müssen die Namen des deutschen Kanonenbootes Iltis und seines Kommandanten, des Korvettenkapitäns Sans, immer an erster Stelle genannt werden. Was da- Feuer der kleinen Kanonenboote entscheidend vorbereitet hatte, die Niederkämpsnng der starken, weit überlegenen und zeit gemäß ausgerüsteten Küstenforts, vollendete der Angriff der inter nationalen Sturmkolonnen, deren Führer der Kommandant der Hansa, der Kapitän zur See Pohl, war. Wie das deutsche Admiralstabswerk mit Recht hervorhebt, war es vorzugweise ein Verdienst des deutschen Geschwaderchefs, des Vizeadmirals Bendemann, daß die bedeutungsvolle strategische Maßnahme der Besetzung der Takuforts gerade noch rechtzeitig und mit aller Kraft durchgeführt wurde. Diesem Entschluß war es zu verdanken, daß die Verbindung nach Tientsin und Peking aufrechterhalten und so schließlich die Rettung der in der chinesischen Hauptstadt hart bedrohten Gesandtschaften doch noch möglich wurde. Daß die schwere Aufgabe durch die Kanonenboote richtig angefaßt und mit Erfolg beendet wurde, ist vor allem der Tatkraft des „Jltis"- Kommandanten zuzuschreiben, der so sein dem Kaiser bei der Aus reise gegebenes Versprechen, „der neue „Iltis" wolle nicht schlechter sein als der alte", getreulich einlöste. Auch der anschließenden Kämpfe in und um Tientsin, die bis in den Juli hinein die Kräfte der Besatzungen der Schiffe und des aus Tsingtau geholten 3. Seebataillons ganz in Anspruch nahmen, und in deren erstem Abschnitt der Kapitänleutnant Kühne den Oberbefehl über das kleine deutsche Detachement („Kaiserin Augusta", „Irene") führte, sei gedacht. Die Erinnerung an diese aufreibenden, durch beständige Kämpfe ausgesüllten Tage wird in diesen Tagen auch in de» Herzen der Deutschen Tientsins ^wftcben, die als wackere Mitstreiter der deutschen Mannschaften freudig ihr Leben einsetztcn für den Schutz der bedrohten Ange- hörigen und ihre» gefährdeten Hab und Gutes. Schließlich soll auch an die Taten des braven Veefoldalen- .ch^e Schemen t», das unter der Führung des Oberleutnants Grafen Soden nach der Ermordung des deutschen Gesandten Frhrn. v. «erteler vom 13. Juni bi» zum Entsatz Pekings am 14. August in mannhafter Weise an der Verteidigung der be lagerten Gesandtschaften mitwirlte, erinnert werden. Von den 50 Mann der deutschen Schutzwache bezahlten 12 ihre Treue mit dem Leben, ihrer 14 wurden verwundet. Das dem Generalmajor v. Höpfner unterstellte Marine- expeditionSkorps (62 Offiziere, 2500 Mann) feierte am 19. Juni den Tag seiner Mobilmachung. Fürst Bismarck, der noch Probefahrten machte, verließ nach deren beschleunigter Be- eendigung am 30. Juni Kiel: Tiger und Luchs beeilten die Aus reise nach Ostasie». Am 3. Juli erfolgte der Befehl zur Bereit stellung der kombinierten Armeebrigade, woraus sich später das Ostasiatische Expeditionskorps (866 Offiziere, 18 788 Mannschaften und 5591 Pferde) entwickelte. Tie 4 Linienschiffe der Branden burg-Klasse und Hela wurden am 11. Juni nach Ostasien ge schickt, ebenso Schwalbe, Bussard, Geier und Seeadler dorthin zusammengczogen. 8 90, 8 91 und 8 92 folgten später (28. Juli). Die See-Streitkräfte auf der Ostasiatischen Station erfuhren so eine zeitweise Vermehrung, wie sie bisher noch nie dagewesen war. An der schnellen Hinauösendung der Truppen und Vor räte und dem hierdurch erzielten Erfolge sind nicht nur die in Frage kommenden Behörden beteiligt gewesen. Ohne die Muster betriebe, die unsere großen deutschen Schiffahrtsgesellschaften darstellen, ohne deren hingebenden Fleiß und ihre innere Tüchtigkeit wäre eS unmöglich gewesen, des Deutschen Reiches Kraft so schnell im fernen Osten in Taten umzujetzen. Auch ihrer Arbeit soll in diesen Erinnerungstagen gern und dankbar gedacht werden. , Zu der Strandung des Verlehrsluftschiffes „Deutschland" und den daraus gegen das starre System gezogenen Schlußfolgerungen schreibt die „Köln. Zeitung": Wie haben wir den Untergang der „Deutschland" zu werten? Ist es wahr, daß, wie behauptet wurde, da» starre System die Wurzel des ganzen Übel» sei? Ist es wahr, daß e» einem auf- reibbaren, also unstarren Ballon besser ergangen wäre? Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir uns nach den ein zelnen Tatsachen umsehen, die nach und nach und in ihrem Übeln Zusammenwirken da- Luftschifs bedroht und schließlich zum Scheitern gebracht haben. Gehen nur sie im Fluge durch. Rach in der ganzen Welt einzig dastehenden großartigen Erstlings fahrten stellt da» Luftschiff am Sonntag die Fahrten ein, weil da- Wetter so rauh geworden war, daß man tue Halle nicht ver lassen konnte. Als der Dienstag herankommt, jener Tag, an dem die internationale Presse bereit steht, mit dem ersten
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