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Weißeritz-Zeitung : 08.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193211081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19321108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19321108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1932
- Monat1932-11
- Tag1932-11-08
- Monat1932-11
- Jahr1932
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 08.11.1932
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tionalsozialisten und Zentrum unter einen Hut zu dringen, wobei vermutlich weniger der Gedanke einer parlamenta rischen Koalition eine Rolle spielen werde al» der der Dul dung oder Stützung eines Kabinetts, das nicht Kabinett von Papen zu heißen brauche. Man müsse abwarten, ob der Versuch eines Kabinetts von Schleicher —Gregor Strasser gemacht werde. In Kreisen der Deutschen Volkspartei wird die Meinung geäußert, daß auch nach dieser Wahl die Ansicht gelten durfte, daß das Parlament als solches aufaehört habe, die entscheidende Rolle zu spielen. Es werde an die Nationalsozialisten noch einmal die ganz klare Frage zu stellen sein, ob sie positiv Mitarbeiten wollten oder nicht. In gutunterrichteten Kreisen der Kommunisten wird das Wahlergebnis als außerordentlich zufriedenstellend für die KPD. bezeichnet, die trotz geringerer Wahlbeteiligung im Reich sehr gut abgeschnitten habe. Es fei damit zu rech nen, daß die Kommunisten Mißtrauensanträge gegen das Kabinett von Papen vorlegten und Anträge aus Aufhebung der Notverordnungen vom 14. Juni und 4. Sep tember. General Litzmarm Altersprölideut Wie sich bei Durchsicht der Listen der gewählten Abge ordneten ergibt, ist der im Wahlkreis Frankfurt an der Oder (Grenzmark) als nationalsozialistischer Spitzenkandi dat gewählte General Litzmann 82 Jahre alt. während Lie nächstälteste Abgeordnete, die Kommunistin Frau Clara Zetkin, 75 Jahre alt ist. Der neue Reichstag wird also vor aussichtlich von General Litzmann eröffnet werden. Ausruf Sitters In drei Aufrufen wendet sich Adolf Hitler an die Rationalsozkalisten und die Parteigenossen, an die SA.» und SS.-Männer und an Vie Leiter der Parteiorganisation und -Propaganda. Ätl dem ersten dieser Aufrufe heißt es. daß ein gewalti ger Angriff gegen die Bewegung und die Rechte des deut schen Volkes abgeschlagen worden sei. Die Regierung von Papen habe eine vernichtende Niederlage erlitten. Die ihr verschriebene Deutscknationale Bolkspartei und deren An hänger umfaßten zusammen keine 10 Prozent des deutschen Volkes. 80 Prozent lehnten sie ab. Für die NSDAP, sei der Sinn des Ausganges dieser Wahl klar: Fortsetzung des Kampfes gegen dieses Regiment bis zur endgültigen Beseitigung, keinerlei Kompromisse, und kein Gedanke an jirgendeine Verständigung mit diesen Elementen! Schließlich ! kündigt Adolf Hitler einen verstärkten neuen Propaganda feldzug an. Aufruf Hugenbergs Der deutschnationale Parteiführer Dr. Hugenberg veröffentlicht folgenden Aufruf: „Unbeirrbares Feschalten an den für richtig erkannten politischen Zielen und opferbereiten Einsatz aller Gliederun gen der Partei, insbesondere auch der in den Kampfgruppen organisierten Jugend, haben der Deutschnationalen Volks- Partei einen überzeugenden Sieg gebracht. Die schwarz- braune Mekrheit im Reichstag ist beseitigt. Damit ist eine der wesentlichsten Voraussetzungen für die Durchfichrung Les von uns in Volk und Parlament vertretenen Kurses geschaffen. Dank und Anerkennung^ spreche ich allen Kampfern der deutschnationalen Bewegung aus, di« sich Wer Einsatz ihrer Person gegen Terror und Lüge durch- gesetzt haben. Der Kampf geht weiter. Heil Deutschland." Rach der Schlacht... Zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten kam es la Altenvoerde bei Schwelm zu Zusammenstößen, ln deren Verlauf mehrere SchMe abgegeben wurden. Zwei Kommu nisten und ein SS.-Mann erhielten lebensgefährliche Ver letzungen und mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Vier Kommunisten wurden von der Polizei festgenommen. Mittwoch KadiaeWtzms , Berlin, 8. Novetttber. Nach demVortrag des Kanzlers beim Reichspräsidenten wird für die weitere Klärung der innerpolitischen Lage zu- nächst eine Sitzung des Reichskabinetts von Bedeutung sem, die für Mittwoch vorgesehen ist. Die Reichsregierung wird ich am Mittwoch darüber, schlüssig werden, in welcher Weise ie nun vorgeht. Im Augenblisk steht deshalb auch der Termin ür einen Empfang der Patteiführer noch nicht fest. Die Reichsregierung wird sich in dieser Kabinettssitzung grund- Mich über densachlichenArbeitsplandernäch- sten Wochen aussprechen. Dabei stehen vor allem zwei Fragen im Vordergrund, die eine ist das große Problem der Berfassungsreförm, für die bekanntlich die Vorar beiten im Reichsinnenministerium bereits weitgehend im Gange sind; wie diese Dinge aber technisch behandelt werden sollen, darüber muß die Reichsregierung noch Beschluß fas sen. Den zweiten wesentlichen Gegenstand der Kabinettsbe ratungen bildet die Kontigentieruna, die so schnell als möglich zum Abschluß gebracht werden soll. Ob das noch in dieser Woche möglich sein wird, muß man abwarten, da es sich ja um eine der schwierigsten wirtschaftlichen und außen- politischen Fragen überhaupt handelt Kommunisten verlangen sofortige Einberufung des Reichstags ' Die neugewählte kommunistische Reichstagsfraktion hat die sofortige Einberufung des Reichstages verlangt. Sie wird u. a. einbringen ein Mißtrauensvotum gegen das Ge samtkabinett und einen Antrag, die im Verlauf des Ver- tehrsarbeiterstreiks Inhaftierten freizulassen und alle durch die ordentlichen oder Sondergerichte gefällten Urtelle aufzu heben. Mms des Zentra«» Köln, 8. November. Der Vorstand der Deutschen Zentrumspartei betont in einem Aufruf an die Wähler, daß das Wahlergebnis eine Absage an das jetzige Regime bedeute und eine Mechnuna für diejenigen sei, die dem deutschen Volk und seiner Vertretung die Rechte nehmen wollen, ohne die ein gesundes Staats- ltt>en nicht bestehen könne. „Dem Staat kann dienen, wer nicht gegen das Volk, sondern mit dem Volk geht. Die Re gierung hat gegen das Volk optiert, das Volk hat die Ant wort aeaeben. Auf Grund dieses Volksurteils werden.wir jeden verantwortbaren Schritt zur Ueberdrilckung der Zer rissenheit in den politischen Lagern und zur Ermöglichung einer starken volksverbundenen Reichsregierung an Stelle des unmöglichen Zustandes von heute unternehmen." Ler Berliner Perlehrrstreil ' , Höhepunkt bereit» überschritten. I Berlin, 8. Oktober. Mit laaeranbruch wurde am Montag der Notbetrieb bei der BVG. wiederaufaenommea. Verein im Laufe des Sonntag» und Montag früh hatten sich so viel Arbeitswillige gemeld«, daß 400 Strahenbahnzüge und 105 Omnibusse ein gesetzt werden konnten. Auch bei der ll-Vahn hat sich die Slrttklage sehr zugunsten der BVG. verschoben. Man kann annehmen, daß -er Höhepunkt de» Streiks überschritten ist. Au» Anlaß de» Streik» wurden vom Vern«hmung»rich- ter Im Polizeipräsidium gegen 30 Personen Haftbefehl wegen Landfriedensbruch», schweren Landfrledensvruch» oder we gen Transportgefährdung erlassen. In der Nacht zum Montag hat ein« kommunistische Ter- rorgruppe in Martendorf den Hauptumschalter für die Stra ßenbahn geöffnet, den Schalter herausgerissen und di« Eisen tür gegen den Schalter gelehnt, so daß Kurzschluß entstand. Darauf geriet ungefähr 25 Meter von dem Umschalter ent fernt der große Kabelmündungskasten unter Explosionen in : Flammen. Die herbeigerufene Feuerwehr Oano wegen der f hohen Spannung (ungefähr 5000 Volt), die sich dabei ent wickelte, dem Brand machtlos gegenüber und konnte lediglich Absperrungen vornehmen. Rings um die Brandstelle waren Zettel auf der Erde verstreut, oi« folgenden Inhalt hatten: „Wir warnen vor Benutzung der Straßen- und der U-Bahn! Lebensgefahr!" Vor dem Zusammenbruch Zwischen dem kommunistischen und dem nationalsozia listischen Flügel der Leitung de» Berliner Verkehrsstreiks ist, wie eine Mitteilung von kommunistischer Seite erkennen läßt, ein Konflikt ausgebrochen. Die Nationalsozialisten ha ben mit der Begründung, daß die Revolutionäre Gewerk- schaftr-Opposition den Streik verraten habe, ihren Anhän gern die Wiederaufnahme der Arbeit empfohlen. Man darf wohl darin den vollständigen Zusammenbruch des Streiks er blicken. Die Lase iu Berlin Berlin, 8. November. Der Polizeipräsident teilt mit: Obwohl der Verkehr bei »er BVG qm Montag in erheblicherem Umfang erweitert and bis S Uhr abends ausgedehnt roorden war, ist die An zahl der Sabotageakte nach Eintritt der Dunkelheit weiter zurückgegangen. Polizeilich wird die Lage >ls unverändert ruhig betrachtet. Dem Vernehmungsrichter im Polizeipräsidium sind »bermals fünfzig Personen vorgeführt worden, die im Zu- iammenhang mit Ausschreitungen gegen Straßenbahnwagen iestgenommen worden waren. Gegen 26 Vorgeführte wurde Haftbefehl wegen Landfriedensbruchs und versuchter Trans portgefährdung erlassen. Wehrpflicht i« veflerreich? Wien, 8. November. wie verlautet, befaßt sich die österreichische Regierung mit dem Plan, ln Oesterreich die allgemeine Wehrpflicht wiederelnzuführen und gleichzeitig eine Miliz zu errichten, um durch diese entschiedene Umwandlung das österreichische Heerwesen zu reformieren. Die Verhandlungen üb«r diese Neuerung sollen bereits sehr weit gediehen sein. Bei den Signatarmächten des Ver trages von St. Germain habe sich bisher keine Ablehnung gegen den Plan gezeigt. L-lalpatrlotismus und Heimattiebe Das lebhafte politische Tempo unserer Zeit hat eine Erscheinung im kommunalen Leben stark zurückgedrängt, die früher viel Stoff zu Spott bot: Der beschränkte Lokalpa- ; iriotismus. Das war bekanntlich eine überspannte Heimat- ! liebe, Lie aus geistiger Bequemlichkeit erwuchs, und sich durch s völligen Mangel an Verständnis für notwendig« Wändlun- ! gen kennzeichnete. Heute haben wir beinahe das Gegen- s teil zu verzeichnen, es fehlt leider häufig der Heimatssinn. ! - Di« richtige Einstellung zur Verwaltung der großen i wie der kleinen Gemeinschaften findet man sofort, wenn j man eingesehen hat, daß das Wohlergehen aller die wirk- j samst« Förderung des einzelnen sichert. Dann wird man ? weder entrüstet die Zumutung zurückweilen. Ererbtes, aber s Veraltetes aufzugeben und Besseres, Vollkommeneres an seine Stelle zu setzen, noch wird man das Neue nur aus dem Grunde für das Alte eintauschen, weil es eben neu ist. Gegenüber Besonderheiten, die überlebt sind, setzt sich das Neue mit Recht schon durch. Aus dem Lokalpattto ten von früher muß sich der städtefreudige Bürger von heute entwickeln, der sich als Glied eines lebendigen Organis- I MUS fühlt und an der Gestaltung der Gemeinde ebenso be- reitwillig mitarbeitet, wie er ihre Verwaltung zu würdigen > weiß. Die Bedeutung der Heimatpflege als eine nationalpo- ! litische Aufgabe von größter Wichtigkeit wurde auch in die- s ien Tagen auf der in Hamm abgehaltenen Arbeitssitzung des Westfälischen Heimatbundes besonders heroorgehoben Die folgenden Ausführungen, die Studienrat Dr. Schulte- Ahlen dort machte, werden überall Zustimmung finden: „Erst in dem erlebbaren Teil seiner engeren Heimat kön nen wir den einzelnen zu einer lebendigen Schau und zu - einem ergreifenden Erlebnis bringen: das von aller Men- s jchenwillkür unabhängige Verwachsensein mit der Bolksge- s meinschaft. au» der er geboren ist, der er seine geistig« und s leibliche Entwicklung verdankt. Erst, wenn das Kind erlebt > hat, daß es Blut vom Blute und Geist vom Geiste seiner Eltern ist, daß es das geborene Glied seiner Httmatgemeinde und so seines Staatsoolkes ist, wird es sich in Ehrfurcht, Treue und Liebe an si« freiwillig und freudig hingeben. Di« Beschäftigung mit unserem Volkstum dient aber auch insofern der Gemeinschaftsweckung, als sie ueyrenoe uno kernende auf ein und denselben Grundstoff vereinigt. Hier flehen alle sozusagen beim Volk selber in die Schule. Es M tatsächlich keine ander« Möglichkeit, da- tiefe Herz und euch den Willen de» jungen Menschen zu packen, als wenn vir mit -llfe des Volkstumsgutes in Verbindung mit der heimatgeschichte ihm die Vergangenheit als Teil seiner selbst erlern lassen." koi» MMern md Wen.Bürokrat««' Ihre geistigen und sportlichen Interessen. In den letzten 50 Jahren hat die typische deutsche Bil- »ung einen sehr großen Krebsschritt in das Fachwissenschast- lche oder Fachliche schlechthin getan und der Totalismus »er humanistischen Bildung, wie er noch heute in einer ein zigartigen Welse in den geistig höchststehenden Kreisen Eng lands oder hei den Normaliens, den Absolventen der Lcole »ormale in Frankreich gepflegt wird, ist gegen das Spezia listentum arg zurückgetreten. In Deutschland hat es einen Iberragenden Sammelpunkt solcher geistigen Interessen und! (ideale seit langem nicht mehr gegeben. Sonderbar ist nur, »aß diese Abkehr von der Einseitigkeit des Fachwissenschaft-! iers oder Fachmannes relativ sehr häufig in Regierungs- und ( lohen Beamtenkreisen ist; vielleicht, weil der Stamm der Menschen, die hier in Erscheinung treten, seine letzten Wur zeln in der pfleglichen Tradition des „Pfarrhauses" oder »es überkommenen Beamtentums findet. Es ist wahrschein lich kein Zufall, daß diese Regsamkeit der geistigen Inter- Aen ihr erfreuliches Gegenstück in der außerordentlichen Verjüngung der ministeriablen Persönlichkeiten und der füh renden hohen Beamten hat — ein Tatbestand, auf den die »eutsche Oeffentlichkeit noch viel zu wenig aufmerksam ge macht ist. Die jetzt regierungsfähige Generation ist ausgesprochen jung. Um nur einige Beispiele zu nennen: Brüninghat als Kanzler seinen 45. Geburtstag gefeiert; zwei jetzt viel ge kannte hohe Beamte, der Chef der Reichskanzlei Staatsse kretär Plank und der Leiter der Reichspressestelle Mini sterialdirektor Marcks besehen sich die Welt aus der Per- jpektive von 40 Jahren; zu ihnen gehört dem Alter nach »er Präsident des Preußischen Landgemeindetages Dr. Ge - cete und der Oberbürgermeister von Leipzig Dr. Goerde- Ier, der wiederholt als Kandidat für hohe Staatsämter ge nannt wurde; in diesen Rahmen fügt sich auch der neue Reichsminister ohne Portefeuille, der zum Leiter des preußi schen Finanzministeriums ernannte Prof. Dr. Popitz ein, Ker mit 40 Jahren Staatssekretär im Reichsfinanzministe- ttum wurde und jetzt 47 Jahre alt ist. Von allen diesen Persönlichkeiten ist auch bekannt, wie vielseitig ihre Inter essen sind: Brüning ist Philosoph und Philologe von Haus aus, nebenbei ein vehementer Radiobastler; der General oon Schleicher hat die 50-Jahresgrenze knapp überschrit ten, eben geheiratet, reitet leidenschaftlich und kennt die Unterschiedlichkeiten der feinen Küche. Dr. Bracht steht ebenfalls in den ersten 50er Jahren, hat einen sehr flotten Zuschnitt, seine Interessen gelten der alten und der neuen Kunst; Gereke betreut neben seiner anderen vielfälligen Tä tigkeit ein ihm angestammtes Gut in Mitteldeutschland und teilt mit dem Reichskanzler von Papen die Jagd» und Rennleidenschaft, seine Stute „Grollenur" hat in diesem Jahre Sensation auf dem Grünen Rasen gemacht; Marcks Kat vom Vater her die Liebe zur Geschichte geerbt und seine setzt sehr seltenen Mußestunden gehören der Historie der Kriegswissenschaft. Goerdeler ist ebenfalls Historiker, er hat es mit der Geschichte des deutschen Ostens und des Zeit- itters Friedrich des Großen; auch bei Popitz ist ein leicht zelehrtenhaster Einschlag unverkennbar, der sich zugleich mit einem feinfühligen diplomatischen Wesen paart. Hier liegen die Konraste besonders stark. Der Diplomat Popitz schuf das grundlegende Wett über den „künftigen Finanzaus gleich" als geistiger Führer eines Arbeitsausschusses, dem auf der einen Seite Stolper und Silverberg und auf der anderen Sette Bracht, Gereke, Goerdeler und Horion ange- hörten. Er ist Honorarprofessor der juristischen Fakultät der Berliner Universität und — ein seltener Fall akademischer Duplizität — mit einem Lehrauftrag über Finanzwissenschast »on der philosophischen Fakultät derselben Universität be traut. Seine noble Passion ist die Altertumswissenschaft und die Archäologie, der er als Präsident der Gesellschaft für antike Kultur und als Vorsitzender des Vereins für Städte- ausgrabungen in Aegypten huldigt, und die ihm auch die Ehrenmitgliedschast des Archäologischen Instituts gebracht hat. Eine solche Vielseitigkeit geistiger oder sportlicher Inter- essen ist für den Staatsmani, oder Hohen Beamten von einem ««endlichen Wert. Sie hebt ihn aus der Gebundenheit des amtlichen Pflichtenkreises heraus, sie gibt ihm eine Distanz zu dem typisch politischen und parlamentarischen Betrieb und khafft auf nichtpolitifchem Gebiet einen Kontakt mit Krei- jen, die dem einseitigen Politiker oder dem einseitigen Fach mann leider nur allzu häufig fehlt. Reue KrebrssrWAiWergeSMe Aka. Der vor kurzem erschienene 9. Bericht der Britische!» Reichs-Krebsbekämpfungsstelle enthält einige wichtige Mit teilungen, die von allgemeinem Interesse sind. So wird u. a. eine neue Erklärung für die Entstehung des Krebses be sprochen, die Lockhart-Mummery aufgestellt hat. Diese Lehre heißt Genen-Mutationstheorie. Sie geht nämlich von den Genen aus, die sich im Kern einer jeden lebenden Zelle be- fänden, und die die vererblichen Eigenschaften enthalten. Lurch die die Natur und das Verhalten ihrer Abkömmlinge bestimmt wird. Da man annimmt, daß die Genen das Schicksal aller von einer bestimmten Zelle stammenden Toch terzellen beherrschen, so muß irgendeine Veränderung in den Genen einer Mutterzelle von allen Tochterzellen geerbt wer den. Solche plötzlichen Veränderungen, Mutationen, können durch äußere Einflüsse bewirkt werden. Da der Krebs eine Zellenkrankheit ist, d. h. Vas Verhalten der Krebszellen sich in wesentlichen Punkten von dem der normalen Zelle unter scheidet, wofür der deutsche Nobelpreisträger Pros. Warburg wichtige Beweise geliefert hat, wäre es möglich, aus diesem Wege zu einer Erklärung für die Entstehung dieser Anders artigkeit einer Zelle und die Uebertragung dieser Anders artigkeit auf andere Zellen zu gelangen. ! Eine andere Untersuchung dieses Jahresberichts ist der gerade für die allgemeine Oeffentlichkeit wichtigen Frage ge widmet, ob ein Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs besteht. Seit Jahren schon ist ja einwandfrei nachgewiesen, haß Krebs bei Tieren durch die wiederholte Behandlung mit
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