Dresdner Journal : 21.10.1911

M1. Bezugspreis: Beim Bezug« durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Rr. 4574. Ankündigungen: Die geile kl.Schrist der Kmal gesp.«nkündigung«seite25Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Ps., unter dem RedaktionSstrich (Eingesandt) 75 Pf. Preisermäßigg. auf GeschäftSa»zeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. ALZniglich Sächsischer Stciatsanzeiger. Verordnuugsblatt der Ministerim und der Ober- und Mittelbehörden. . r Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden, i 6. Somurbend, 21. Oktober Der Reichstag erledigte gestern die erste Lesung des Privatangest llteuversickcrungsgesetzeS. Dieses wurde an die 16. Kommission verwiesen. , Im gestrigen französischen «inisterrat bemerkte der Minister deS Äußeren, daß die französisch-deutschen Nnler- handlungen einen befriedigenden Fortgang nsthmen. Die Italiener habe« am Donnerstag in vengast 4000 Mann unter lebhaftem Widerstand der türkischen Truppen und der arabischen VevSlkerung auSgeschifft. Der Kampf dauerte von 9 Uhr morgens bis Sonnenuntergang. Western waren die Italiener, noch nicht Herren der Stadt. Der frühere Schah ist, wie neuerdings gemeldet wird' nicht nach Aschabad gereist, sondern bleM an der »renze PersienS. Über die Lage im chinesische« Aufstandsgebiet laufen widersprechende Meldungen um. an das Seminar Zschopau, Oberlehrer Jobst vom Seminar Oschatz an da» Parallelsemtnar Annabera, Oberlehrer Sigismund vom Friedrich-August.Seminar zu DreSden-Strehlen an da» Seminar Oschatz. —Titelverleihungen: Dem Pros. Walther, bisher Leiter de» Realprogymnasiums in Waldheim, der Titel Direktor; dem Prof. Kirsten am Realgymnasium in Döbeln der Titel Konrektor; den stündigen Lehrern vr. Hunger am König- Georg-Gymnasium Dresden, vr. Baumann, vr. Leuschel und vr. Willing an der Oberrealschule in Bautzen, Wallbrecht an der Oberrealschule Chemnitz, Beutler an der Oberrealschule Meerane, Knorr am Realprogymnasium mit Realschule Chemnitz, Stein an der Realschule mit Progymnasium in Grimma, Gneuß an der Realschule mit Realprogymnasium in Großen hain, vr. Müller, A. F., an der Realschule mit Progymnasium in Kamenz, Gerschler an der I. Realschule in Leipzig, Müller, M. R., an der Realschule in Lei-nig, vr. Bruckauf am Seminar Waldenburg, Vr. Wickert am Lehrerinnenseminar zu Dresden, vr. Friedrich und Kreischer an der ». höheren Mädchenschule nebst Lehrerinnenseminar in Leipzig, der Titel Oberlehrer und der ständigen Lehrerin M. I. Bogel an der höheren Mädchen schule in DreSden-Altstadt der Titel Oberlehrerin. tBehördliche Bekanntmachungen «scheine« auch im Inseratenteil.) Amtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Se. Majestät der König haben den zum brasilianischen Vizekonsul in Dresden ernannten vr. Ataliba Florence daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer Reinhard Jehring in Chemnitz anläßlich seines Übertrittes in den Ruhestand daS Berdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruhl, daß der Großherzogi. Oldenburgische Hofrat Prof. Pfaff, Direktor der technischen Abteilung des Zahnärztlichen Instituts der Universität Leipzig, das ihm von Sr. König!. Hoheit dem Grobherzog von Olden burg verliehene Offizierkreuz des Oldenburgischen Haus und Verdienst-Ordens annehme und anlege. In den Amtsblättern abzudrucken. Diphtherie-Sera mit den Kontrollnummern: 1092 bis 1111 aus den Höchster Farbwerken, 221 bis 222 aus der Merckschen Fabrik in Darmstadt, 1L8 bis 163 aus dem Serumlaboratorium Ruete-Enoch in Hamburg sind, soweit sie nicht bereits früher wegen Abschwächung pp. eingezogen sind, vom 1. Oktober 1V11 ab wegen Ablaufs der staatlichen Gewährdauer z«r Ginzieh««- bestimmt morde«. i»»4ii!ck Dresden, am 20. Oktober 1S11. 7507 Ministerium de- Innern, H. Abteilung. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums de» Kult«» ««d öffeMliche« Unterricht». Ernannt: John am Gymnasium in Bautzen, vr. Pönitz, vr. Kretschmar und vr. Hartmann am König-Georg-Gymnasium in Dre»den, vr. Bogel am Wettiner Gymnasium in Dresden, Jähne am Realgymnasium in Plauen, vr. Senthe an der Oberrealschule in Chemnitz unter Berleihung de» Oberlehrertitel-, O. H. Schulze an der Ober realschule in Dresden, vr. Körb« an der Realschule in Aue, Marx und Fritsche am Realprogymnasium in Chemnitz, Sauer, vr. Dathe und Oaock. rov. mm. Kupfer an der Real- schule DreSdeu-Seevorstadt, Lorenz an der Realschule in Kamenz, Iuliu- an der II. Realschule in Leipzig, Oanck. roe. nun. Jentzsch an der Realschule in Rochlitz, P. W. Schmidt an der Realschule in Auerbach i-B-, Ulbricht am Realprogymnasium in Riesa, Oberlehrer Fochtmann an der Studienanstalt und 1. höheren Schule für Mädchen in Leipzig unter Genehmigung der Reiterführuna deS Oberlehrertitel-, zu ständigen wissenschaft lichen Lehrern; Liebscher an der höheren Mädchenschule zu Dresden-Altstadt »um ständigen seminaristisch gebildeten Fack^ lehrer, 0»aä. pavck. vr. Bet ter am Seminar Auerbach, vuack. p-eel. Wolf am Landständischen Seminar zu Bautzen, Oanck. p»eä Sieber am Friedrich August-Seminar zu DreSden- Strehlen, Oanck. rav. mir», vt p»«l. Beckmann am Seminar Plauen i. 8., Canä. r»v. mm. Nagel am Seminar WaLcn- burg zu ständigen Lehrern. Den Hilfslehrern Oauck Iiaeä. Vr. Milkner am Seminar Auerbach, Oanck. paock. Stecher am Landstündischen Seminar zu Bautzen, Lorenz am Seminar Oschatz, Flade am Seminar Plauen i. B-, Oaack. pa«l. Vr. Heller am Seminar Waldenburg ist die Personalständigkeit verliehen worden. — «ersetzt: Prof, vr Richter vom »önig- Albert-Gymnasium an da» Königin Carola-Gymnasium in Leipzig, Oberlehrer «erber vom Seminar Stollberg an da» Seminar Rochlitz, Oberlehrer Wochau vom Seminar Zschopau an da» Ceminar Stollberg, Oberlehrer Friedrich vom Seminar Rochlitz Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. — Während die Berße-r-eittnahmen b«r säch sischen Staat-eisenbahnen im September 1910 nach den endgültigen Feststellungen 14 894 188 M. betrugen, beziffern sie sich im September 1911 nach vorläufigen Ermittlungen auf 16 545 900 «. Es ist also eine Steigerung um 165171S M. eingetreten. V»« diesen im September 1911 erzielten 16 545 900 M. entfallen auf den Personenverkehr 6167 900 M. (994 264 M. — 19,22 Proz. mehr als im September 1910) und auf den Güterverkehr 10 378000 M. (657 448 M. -- 6,76 Proz. mehr als im September 1910). Im Güterverkehr hat einen wesentlichen Einfluß namentlich die Zunahme der Kohlentransporte ausgeübt. Was aber die außerordent liche Entwicklung des Personenverkehres betrifft, so ist sie zum Teil auf das andauernd gute Herbstwetter, das den Ausflugsverkehrsehrbegünstigte, zurückzuführen: ihre haupt sächliche Erklärung jedoch findet sie in der großen Anziehungs kraft der Internationalen Hygiene-Ausstellung zu Dresden. Hier handelt es sich also um Ausnahmeverhältnisse, die selbstverständlich nicht andauern werden. Auch darf gegenüber dem Anwachsen der BerkehrSeinnahmen nicht vergessen werden, daß die Ausgaben ebenfalls eine steigende Tendenz zeigen. Denn abgesehen davon, daß da- Anlagekapital der Staat-eisenbahnen beständig zunimmt und infolgedessen seine Berzmsung immer größere Beträge erfordert, so erhöhen sich vor allem in folge deS stärkeren Verkehrs naturgemäß auch die Betriebs- au-gaben. Dies wird allein schon durch die fortgesetzte Vermehrung der Personen» und Güterzüge bedingt, wo mit selbstverständlich ein vergrößerter Materialverbrauch sowie die Mehreinstellung von Personal verknüpft ist. Aber auch auf den Stationen und insbesondere auf den Güterböden lasten sich beim Steigen de- Verkehrs Reu einstellungen von Personal nicht umgehen. Während zum Beispiel am 1. Juli 1910 bei der StaatSeisenbahn- Verwaltung 46419 Bedienstete beschäftigt waren, hat sich diese Zahl bi- zum 1. Juli 1911 auf 46 930, also um 511 erhöht. Außer der Vermehrung de- Personal- spielt aber auch der Umstand eine Rolle, daß die Beamten gehälter, sowie die Diäten und Löhne schon wegen der Ausrückung der Bediensteten in höhere Gehalts- und Lohnstufen stetig wachsende Ausgaben verursachen. Auch darf daraus hingewiesen werden, daß die am 1. Oktober d. A. -urchgeführte Erhöhung der Eisenbahnarbeiter- und Geykftenlöhne eine jährliche Steigerung der Ausgaben um annähernd 2 Mill. M. mit sich bringt. Deutsches Reich. Sitzung vom rv. Oktober ISlÜ Am BundeSratStische: Staatssekretär vr. Delbrück, Direktor im Reichsamt de» Jnnem Caspar u. a. Präsident vr. Graf v. Schwerin-Löwitz eröffnete die Sitzung um 1 Uhr vo Min. ' : Die erste Lesung de» Entwurf» eine» BersicherungS- gesetze» für Angestellte wurde fortgesetzt. «bg Trimbor« (Z.): Nachdem da» große Werk der ReichS- versicherungSordnung erledigt ist, treten wir nun an einen Gesetz entwurf heran, der die Ergänzung und Krönung unserer ganzen deutschen BersicherungSgesetzgeb'mg bedeutet. Wir werden alle« tun, um da» Gesetz noch in dieser Session zustande zu bringen. (Beifall.) Der gewaltige Aufschwung unserer Industrie, unseres Handel» und unserer Landwirtschaft ist nicht zum geringsten Teile der Leistungsfähigkeit und der treuen hingebenden Arbeit deS großen Stabes unserer Privatbeamten zu verdanken. Nir holen also eine soziale Pflicht auch gegenüber diesen Kreisen nach, wenn wir ihnen dieselbe Versorgung zuteil werden lasten wie den Arbeitern und Staatsbeamten. Anzuerkennen ist, daß den Wünschen de» HauptausschusseS der Angestellten in weitem Maße Rechnung getragen worden ist. Die Frage der Ersatzkassen wird in der Kommission noch zu prüfen sein. Eine weitere Belastung der Arbeitgeb« über 4 Proz. hinaus ist kaum angängig. Sollte übrigen- eine Erhöhung der Leistungen späterhin notwendig und möglich sein, so können wir ja daS, wie der Staatssekretär gestern schon sagte, später nachholen. Eine besondere Frage ist die d« ZwangS- doppelversicherung für diejenigen, die unter rooo M. Gehalt haben. Ich beantrage, den Gesetzentwurf derselben Kommission zu über weisen, welche die Reichsversicherungsordnung beraten hat, also der 1». Kommission. Möge diese Kommission mit gleichem Erfolg auch diese» Gesetz bearbeiten zum gemeinsamen Wohl, wir werden mit Freuden dabei sein, sBeifall im Zentrum.) Krhr. v. Richthofe«-Damsdorf (kons.): Ich bi» mit den Ausführungen de» Borredner» im allgemeinen einverstanden. Alle Parteien stimmen darin überein, daß wir un» in einer Periode befinden, in d« die Legislative sich de» Mittelstände- an zunehmen geneigt ist. Wir wollen jede Gelegenheit ergreifen, diese Politik zu fördern, und hier ist eine solche Gelegenheit. (Beifall recht».) DaS Gesetz bezweckt die Förderung deS sozialen Frieden» und wir hoffen, daß e» in diesem Sinne wirken wird Die Frage, ob eine Sonderanstalt oder der Anschluß an die all gemeine Arbeiterversicherung vorzuziehen sei, ist schon bei der ReichSversickerung-ordnuug erledigt worden. Eine schwierige Frage ist die, ob der Kreis d« Privatangestellten richtig um schrieben ist Eine ungemessene Erhöhung d« Beiträge über die Borschläge der Vorlage hinaus kann ich nicht für angebracht halten. Wir werden wie die anderen Parteien mit dem größte« Eifer daran Mitarbeiten, daß d« Entwurf noch in dieser letzten Tagung des Reich-tageS zustande kommt. (Beifall.) Abg. Schmidt-Berlin (soz.): Ich hoffe, daß e» in d« Kom mission gelingen wird, mehr von de« Wünschen der Privat angestellte» su berücksichtigen. DaS, wa» der soziale Attöschuß fordert, ist das mindeste, was die Kommission annehmen muß. Der Staatssekretär hat sich bemüht, die Vorteile der Sonder kassen inS hellste Licht zu setzen; ich kann ihm da nicht bei pflichten. Die Einrichtung, wie sie jetzt geplant ist, be deutet nicht den Abschluß de» eigentlichen Aufbaues der sozialen Bersicherung-gesetzgebung, sondern eine Zer splitterung derselben, wie sie schon Gras v. PosadvwSky für die bestehenden BersicherungSzweige für den Fell von sich wie», daß man in die Lage käme, diese Versicherung nochmals von Grund auf zu errichten. Die freiwillige Versicherung für solche Kreise von Angestellten, wie die freien Schriftsteller und ähnliche, sollte im Gesetze selbst näher umschrieben werden. Mangel haft sind auch die Bestimmungen des Entwurfs über die freiwillige Fortsitzung der Versicherung, die erst nach fünf Jahren, erst nach »0 Beiträgen statthaft sein soll. Auch die Rückzahlung der Bei- träge soll nach dem Gesetze nur erfolgen, wenn SV Beiträge er füllt sind. Da» wird für viele weibliche Angcilellie eine unbillige Härte sein. Die Leistungen, die der Entwurf vorsieht, sind an- gesicht» der Höhe der Beiträge außerordentlich minimal. Zu den Ersatzkassen verhalten wir uns im Einklang mit den Privat angestellten ablehnend. Diese Kassen dürfen keine Ver günstigungen erhalten. Wir werden uns in der Kommission bemühen, die Vorlage so zu verbessern, daß sie den berechtigten Wünschen der Angestellten entspricht. (Beifall bei den Sozial demokraten.) 5- Abg. vr. Sttefewan« (nl.): Wir stehen in der Kommission vor der wichtigen Frage, wie wir un» zu dem Angebot der LebenSversicheruiigsgesillichasten verhalten sollen, die gegebenen falls diese Versicherung selbst übernehmen od« auf ein« neu artigen Grundlage durchführen wollen. Bei diesem Gesetze kann von einer Überrumpelung nicht die Rede sein, denn seit Jahren wird keine Fraae so lebhaft erörtert, wie diese. Die Gesellschaften hätten also schon vor Jahren mit diesen Vorschlägen an un» herantreten müssen, dann hätten wir sie prüfen können. E» werden auch prinzipielle Einwände dagegen erhoben, daß man die Existenzen versichern will, die teilweise in ihrem Durchschnittseinkommen höher stehen al- selbständige Existenzen Pros. Harnack sagt, e» dürfe nicht die Trägheit und Unselbständigkeit gefördert, nicht die Entfaltung der Persönlichkeit und de« Selbstverantwortlichkeit«gefühls ge hindert werden. Da» ist unrichtig. Wir garantieren doch den Leuten nicht ihre Stellung, nicht ein Aufsteigen, sondern »ach wie vor wird der tüchtige Kaufmann eine andere Stellung einnehmen al» der minder Befähigte, und eine Au«wahl d« Persönlichkeiten wird nach wie vor stattfinden. Eine Aufhebung de» Selbst- verantwortlichkeit-gefühl- könnte nur bei ein« Staat»pension ein treten, welche die Leute im Alter und bei Invalidität ganz sicher stellt. Die Rente wird vielfach nicht auSretchen, und e» bleibt der freie» Initiativ« durchaus Spielraum. Daß hier ein ReichS- zuschuß nickt gewährt wird, ist durchau» berechtigt, und ich kann e» nicht nchtig finden, wenn einzelne Korporationen un» be stimmen wolle», einen ReichSzuschuß einzuführen. Ich gebe dem Vorredner recht, daß der Ausbau der Invalidenversicherung da» einfachst» wäre. Trotzdem sind die prinzipiellen Bedenken nicht von der Hand zu weisen. Wir wünschen die Er edigung diese« Gesetze« noch in dieser Legislaturperiode und hoffen, daß wir un« hier in sachlicher Arbeit auf gemeinsamer Basis ohne Rücksicht auf di« Parteistellung am Schluffe der Legislaturperiode-usammenfinde« können. Ob wir eine wirtliche Zufriedenheit damit erreich««, da« möchte ich persönlich bezweifeln, denn die Zusrn deichrit hängt noch von ganz andere« Imponderabilien ab. Ab« »a- wir tun sollen, da» ist, eine soziale Pflicht zu erfüllen, die «w