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Dresdner Journal : 23.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191402238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19140223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19140223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-23
- Monat1914-02
- Jahr1914
- Titel
- Dresdner Journal : 23.02.1914
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Stunden angeregt und erledigt worden ist, hat ja dann auch zu Bestimmungen geführt, die nicht haltbar sind. Einigen Vorschläge« stehen wir zweiftlhast gegenüber, namentlich betreffend Aß 94 und »S. Ich befürchte, daß durch diese Bestimmung eine Erschwerung der Stellung de» Unter offizier» herbeigesührt wird. Der Abg. Frank stellt« in Aussicht, daß die Vorlage in der Kommission eine solch« Umgestaltung er fahren würde, daß der Kriegsminister sein Kind nicht wieder er- kennen würde. Der Sozialdemokratie liegt ja daran, jede Dis ziplin im Heere zu untergraben (Zustimmung rechts), sie scheut nicht davor zurück, die Soldaten direkt zum Ungehorsam aus- zufordern. Rosa Luxemburg, di« eben zu einem Jahre Gefängnis verurteilt worden ist, hat zugegeben, daß sie gesagt hat: Wenn uns zugemutet loerden sollte, die Mordwaffe gegen unser« fran- zösischen Brüder oder andere Brüder zu erheben, so tun wir das nicht. (Hört! hört! recht».) Wir müssen unS entschieden dagegen wenden, daß da» Militärstrafgesetzbuch allgemein umgestaltet wird. (Beifall rechts.) Abg. Kchrendbach (Z.): Ler Aba. Frank meinte, die vor jährige Novelle sei den Verbündeten Regierungen vom Reichstag aufgezwungen worden. Da» ist nicht richtig und liegt nicht im Interesse der Sache. D»e bürgerlichen Parteien werden den Anlaß nicht benutzen zu einer weiteren radikalen Umgestaltung des Militärstrafgesetzbuches; diese große Reform muß verschoben werden bis nach der Reform des bürgerlichen Strafgesetzbuches. Der Kollege Frank geht aber auch in dieser Beziehung zu weit, seine Ausführungen bezüglich des Verlustes der Versorgungs- gebührnisse erscheine» mir nach der Lage der Gesetzgebung als irrig. Die schwere Strafe des strengen Arrestes wollen wir nur als Disziplinarstrafe beseitigt wissen; ob überhaupt, darüber wird sich in der Kommission reden lassen. ES empfiehlt sich die Ver weisung der Vorlage an die ZabernkomMission; wir haben schon Kommissionen genug. Abg. Roske (soz.): Es muß außerordentlich bedauert werden, daß die Vertreter aller bürgerlichen Parteien die außerordentlich geringen Zugeständnisse dieser Vorlage als einen Fortschritt preisen. Das kann nur «ine Ermunterung für die Regierung sein, an dieser Politik der Bockbeinigkeit festzuhalten. (Große Unruhe und Lärm rechts.) Präsident l)r. Aaempf: Ich muß diesen Ausdruck als unzulässig rügen und rufe den Redner zur Ordnung. (Beifall rechts.) Abg. Roste (soz.), unter großer Unruhe fortfahrend: Die Be- hauptungen des Grafen Westarp, daß di« Sozialdemokratie die Disziplin im Heer zerstören wolle, sind unwahr. (Lärm und lauter Widerspruch rechts; Glocke des Präsidenten.) Wenn das immer wiederholt wird, so muß ich den, der das tut, für einen großen Lügner halten. (Großer Lärm und Unruhe rechts.) Präsident vr Saempf: Ich muß den Redner wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung rufen. (Lebhafter Beifall rechts; Unruhe und Lärm bei den Sozialdemokraten.) Abg. Roske (soz.) fortfahrend: Es wird im Heere eine Dis ziplin aufrechlerhalten, di« jede Menschenwürde in den Söhnen des Volles niedertrampelt. (Große Unruhe uud Lärm; Beifall bei den Sozialdemokraten; Glocke des Präsidenten.) Die Sozialdemokratie ist vielmehr sür eine vernünftige Disziplin und Unterordnung im Heere und in der Partei. (Zuruf des Grafen Westarp: Unter den sozialdemokratischen Parteivorstand, ja!) Präsident vr. Maempf: Wie mir eben gesagt wird, hat Hr. Ledebour dem Kriegsminister vorgeworsen, daß er gekniffen hat. Ich rufe ihn deswegen zur Ordnung. (Abg. Ledebour: Ich werde das noch beweisen!) TaS ändert an meinem Ordnungsrufe nichts. Kriegsminister v. Kaltenhatz«: Gegenüber der Bemerkung des ersten Redners, daß das Reichsjustizamt hier nicht vertreten ist, möchte ich bemerken, daß zwei Herren vom Reichsjustizamt mir hier bei dem schweren Kampfe, den ich zu führe» habe, Bei- stand leisten. Ich möchte aber darauf Hinweisen, daß ich auch nicht davor zurückschrecken würde, ihn allein zu führen. TaS kann ich den Herren versichern. (Lebhafter Beifall.) Ich möchte dann noch den warmen Dank der Heeresverwaltung de» Vertretern der bürgerlichen Parteien aussprechen, daß sie unter Wahrung des obersten Gesichtspunktes in der Armee, der Erhaltung der Diszi plin, mit mir zusammenarbeiten wollen, um die Erleichterungen, die wir für möglich halten, bald in Wirksamkeit treten zn lassen. (Lebhafter Beifall.) Die Verweisung an ein« besondere Kommission von 21 Mit- gliedern wurde mit den Stimmen der Sozialdemokraten, der sortschrittlichen Volkspartei, der Polen, der wirtschaftlichen Ver einigung und einer kleinen Minderheit der Deutschkonservativen beschlossen. Die Einzelberatung d«S Marine-Etats wurde bei dem Kapitel Werften fortgesetzt. Abg. Brande» (Wz.) beschwerte sich über ArbeitS- und Lohn verhältnisse aus den Kaiserlichen Wersten und erklärt« den Gesund heitszustand dort für nicht zufriedenstellend. Abg. Wemhansen (sortschr. Bp.) dankt« für besser« Verteilung der ArbritSausträge zugunsten von Danzig und trug Wünsch« be- treffend Gehälter der Beamten und Angestellten vor. Tie Bureau- angestellten hätten allgemein einen MonatSzuschub vo» 5 M. er halte«. Dafür würden ihneu aber 4,80 M. für Versicherungs- deiträge abgezogen. Abg. Hoff (sortschr. Bp.): Wir beantragen die 19 gestrichenen Aerkführer wieder «inzusetzen, sodaß wieder die volle Zahl 39 er reicht wird. Dieser Abstrich ist an der ungeeigneten Stelle erfolgt. Tas Amt der Werkführer ist für die Sicherheit des Betriebe» außerordentlich wichtig. Geh. AdmiralitätSrat Harms: Dem Verlange» nach Abord nung vo» Beamten in kaufmännische Betriebe und Institute, um de» kaufmännischen Geist in di« Marineverwaltung möglichst eiu- zusühren, werden wir nähertreten. Bei den Erkrankungen habe» wir kaum mehr Krankentage, als Krankheitsfälle; bei den OrtS- und andern Krankenkassen ist erstere Zahl viel höher. Während des Werftarbeiterstreiks haben wir uns vollkommen neutral ver halten, keine Leute angenommen, aber auch keine entlasse». Nach seiner Beendigung ist durch Versehen eines unteren Beamten ein einziger Arbeiter, der sich gemeldet hatte, abgewiesen worden. Auch wir möchten die Überstundenarbeit gern einschränken, schon weil sie unwirtschaftlich ist. Man darf aber nicht vergessen, daß die Kaiser!. Werften auch militärische Institute sind und bestimmte Reparaturen in einer bestimmten Zeit erledigen müssen Da geht eS nicht ohne Überstunde» ab. Außerdem sind einzelne Arbeiten so geartet, daß sie von denselben Arbeitern angefangen und beendigt werden müssen. Nach unserem System der Ler- klassung kommen die tüchtigeren Elemente natürlich schneller vor wärts, sodaß sie im allgemeine» alle zwei Jahre aufgebessert werden. Ich bin Hrn. Hoff sehr dankbar, daß er sich der Kalku latoren angenommen hat. Bezüglich der Akkordtarife müsse» wir uns nach der ReichSfiuanzverwaltung richten; aber tatsächlich ist eine Besserung eingetreten. Di« Werften beschäftigen Maler und Anstreicher. Während der Zeit, wo in Wilhelmshaven da» Bau gewerbe dauirderlag, ließ sich eine Reih« von Malern als An streicher anstelle». Sie wurden also auch nur al» Anstreicher ver wendet nnd bezahlt. Generelle Strafandrohungen hält auch die Marineverwalturrg nicht sür richtig; e» sollte immer der einzeln« Fall erwogen werden. Uuregelmäßigkeiteu bei der Beaufsichtigung der Abfuhr vo» Altmaterialien muß ich bestreiten. Die groß« Mannigfaltigkeit der von der Marin« zu lösenden Aufgaben führt naturgemäß auch zu einer großen Kompliziertheit des Beamtcn- apparate». Die Einforderung der Lohnliste« hat de« Zweck ge habt, di« Behauptung einer Petition nachzuprüfen, daß di« Bureauangestellten dnrch die Einjührnng der Angestelltenversiche- rung trotz «rsolaier Aufbesserung eine Verschlechterung ihrer Bezüge erfahre« hätte». Durch die Liste» hat sich di« Haltlosigk«it die^r Behauptung h«rauSae,teilt. Da» Gro» der Bureauhils»- ardeiter ist al» beamtet« vnrcaugebllf«« wi«d«r t« die Beamten schaft ausgenommen worde«, natürlich nur mit den für dies« au». s geworfenen Bezügen. Die Frag« der Vermehrung der beamteten Bureaugehilfen wird geprüft werden. Di« Werkmeister nnd die t ««rtführer haben durch««» verschiedene Aufgabe«; di« Serk führer und HilsSwerksührer stehe« unter den Werkmeister« u«d können nicht al» mittlere Beamt« behandelt werde«. Di« Gruppenteilung bei de« Werkführern entspricht einem Wunsche au» diesen Kreisen. Entgege« der Meinung d«S Abg. Aetnhauseu, daß di« Verwaltung für die Beschwerden nur freundliche Worte habe, möchte ich betone«, daß 1905 bi» 1912 die Löhne um 30, die Preise der Lebensmittel nur um 20 Proz. gestiegen sind. Einer der Oberwerftdirektoren hat sich aufs entschiedenste gegen die Wiedereinführung der ungeteilten Arbeitszeit ausgesprochen. Abg. vr. Ltrude (sortschr. Bp.) wünschte eiue Bereinheit- lichung und Vereiufachung de» WerftdiensteS bei möglichster Sparsamkeit; der Werftbetrieb sei das undurchsichtigste Kapitel des ganzen Marineetats. ES müsse mehr spezialisiert werden. Im übrigen sei kein Etat so gut aus- und durchgearbeitet wie der Marineetat. (Zustimmung.) Abg. Brandes (soz.) will dem Anträge Hoff zustimmen, ist aber von der Antwort des Geheimrats HarmS auf seine Beschwerden nicht befriedigt. Damit schloß di« Diskussion. Referent Abg. vr. Pfleger (Z.) beklagte die Belästigung des Reichstags mit Petitionen, die alle möglichen kleinlichen Beamten- wünsche enthalten. TaS Kapitel wurde mit dem Anträge Hoff angenommen. Abg. Ahlhorn (sortschr. Bp.): Durch die neuen Wasser- bauten in Wilhelmshaven wird di« Entivässerung von Wil helmshaven erschwert und Verschlickung zum Schaden der Bauer« am Jadebuse» verursacht. Die Korrektion der Außenjade kann nur bei genügendem DünenauSban auf de« Inseln Erfolg haben. Staatssekretär v. Lirpitz: Der Leitdamm, den wir gebaut haben, ändert wohl die Stromrichtung, aber eS tritt keine Strom- Verminderung ein, die allein schädlich werden könnte. Etwaige Verflachungen infolge Bauer der Süderweiterung werden durch die Baggerungen in der Jade ausgeglichen. Unser« Be ziehungen zu Oldenburg waren immer gut, seit es Preußen die Möglichkeit zur Anlage eine- HafenS gab, anderseits hat Oldeu- bürg durch dieseStadt von 60000 Einwohnern seine Vorteile gehabt. Tie Bestimmungen des damals geschlossenen Vertrages werden in loyaler Weise ausgeführt. Von einer zunehmenden Versandung der Jade kann nicht gesprochen werden. Wenn das Reich nicht etwa 3 Mill, seit 1870 für die Befestigung von Wangerog aus gegeben hätte, so läge die ganze Insel bereits in der Jade. Der Rest der dauernden Ausgaben wurde ohne weitere Debatte bewilligt. Bei den einmaligen Ausgaben sind bei den artilleristischen Armierungen im ganzen drei Millionen abgesetzt, im übrigen nur geringfügige Verschiebungen von der Kommission vorgenommen worden. Staatssekretär v. Tirpitz bedauerte die Streichung von 10000 M. zu Bauentwursskosten sür eine Ossiziersspeiseanstalt in Kiel durch die Kommission, da es sich um ein ganz dringendes, lange zurückgestelltes Bedürfnis handle. Das jetzige Kasino von 1872 biete Raum für 185 Offiziere, aber 1000 seien darauf an gewiesen; die Wirtschaftsräume seien in einem ganz unwürdigen Zustande. Co liefen die unverheirateten Offiziere Gefahr, dem Kneipenleben zu verfallen. Außerdem bestehe ein dienstliches Be- dürsnis nach Räumen für weiterbildende Vorträge, Kriegsspiele, Versammlungen ic., die jetzt fehlten. Die Einrichtung würden die Offiziere aus ihre Kosten selbst gestalten. Abg. Gras Westarp (kons.) beantragte, über die Position ab zustimmen. Abg. Erzberger (Z ): TaS HauS zeigt zurzeit weniger Mit glieder als die Budgetkommission. In solcher Besetzung ab zustimmen, entspricht nicht der Würde de» Hauses. Auf Vorschlag des Präsidenten wurde die Abstimmung ab- gesetzt. Der Rest der einmaligen Ausgabe» wurde nach den Kom missionsanträgen erledigt und die Einnahmen ohne Debatte ge nehmigt. Die Abstimmung über die Petitionen wurde der dritten Lesung Vorbehalten. llm 4 Uhr vertagte das Haus die Fortsetzung der Beratung auf Mittwoch 2 Uhr. Ausland. Der veutsch-tschechifche Au-gleich von neuem gefShrvet. Wien, 22. Februar. Die Blätter veröffentlichen einen Brief Bachmanns, de» Führers der Deutschen Fortschrittspartei in Böhmen, an den Minister präsidenten, worin erklärt wird, daß die Partei an den Ausgleichskonfe reuzen nicht mehr teilnehmen werde. Aus dem galizischen Landtag. Lemberg, 21. Februar. Landtag. Abg. Staruch begründete einen Dringlichkeitsantrag, worin die Regie rung ausgefordert wird, die Auswanderung der erwerb- suchende» bäuerlichen Bevölkerung ins Ausland nicht zu erschweren. In Ostgalizien, wo eine wirtschaftliche Depression und geradezu Hungersnot herrsche, verhinderten die Behörden die Auswanderung der erwerbsucheuden Arbeitslosen. Abg. Stapinski bezeichnete eine Änderung in dieser Beziehung ebenfalls als notwendig und wandte sich gegen die jüngsten Abmachungen mit dem Pool, bei denen die Auswanderer als Exportartikel behandelt würden. Der Statthalter verwies darauf, daß ange sichts der zahlreichen Mißbräuche im Auswanderungs wesen nichts anderes übrig geblieben sei, als Maßregeln zur Eindämmung der Massenauswanderung zu treffen. Die Behauptung, daß bei der Ausfolgung von Reise pässen gesetzwidrig vorgeaaugen werde, sei ganz un begründet. Am 17. d. M. seien sämtliche galizischen Bezirkshauptmannschasten angewiesen worden, der Aus wanderung von Saisonarbeitern keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten. Er werde für die strikte Befolgung dieser Weisungen Sorge tragen. Dem Antrag des Abg. Staruch wurde die Dringlichkeit zuerkannt und der Antrag einem Ausschuß mit dem Auftrag überwiesen, binnen 48 Stunden Bericht zu erstatte». Die R«mLne«Vr«se in Ungarn. Budapest. Die Regierungsblätter besprechen die Rede TiSzaS über die rumänische Frage und weisen darauf hin, daß ein formelles Abkommen wohl nicht zu stande gekommen sei, jedoch würden die angekündigten Änderungen namentlich in der Berwaltungspraxis und in der Schulpolitik unstreitig die Stimmung der Ungar- ländlichen Rumänen beschwichtigen und der staatsfeind lichen Agitation jeden Borwand nehmen, zumal der Ministerpräsident hervorgehobe» habe, daß die Rumäne» auch bisher auf de« Gebiet der Kirch« und Schule eine sehr weitgehende Autonomie genossen hätten. Ein« wohl wollend« Praxi» feiten» der Regierung»organr werde dazu beitrage«, einen kriedlichen Zustand herbeizufghre«. AranzSfische Kam««. Interpellation über de» VesnndheilSzustand in der Armee. Pari», 22. Februar. Der Wortlaut de» von mehrere» radikalen und sozialistischen Deputierte», dar unter in»besond«re von Augapneur und Jours», an geregten Beschlußantrag«», mit dem im Laufe der morgigen Kammersitzung die Jnterpellationsdebatte über den Gesundheitszustand der Armee zum Ab- schloß gelangen soll, wurde nach längerer Beratung folgendermaßen festgesetzt: Die Kammer beschließt di« Ernennung eine» UntersuchungS- auSschusseS, der damit betraut werden soll, den gegenwärtigen Gesundheitszustand, sowie die Ursachen der Erkrankungen und der Eterbefälle in der Armee festzustell««. I« gemäßigten republikanischen und konservativen Kreisen wird dieser Beschlußantrag lebhaft kritisiert und als ein neuer Ansturm gegen da» Dreijahre»- gesetz bezeichnet. Der geplante UntersnchuuasauSs.hub solle offenbar den geeinigten Radikalen und Sozialisten Gelegenheit bieten, das DreijahreSgesetz zu nntergraben und eS für die gegenwärtigen sanitären Vbelstande ver antwortlich zu machen. Bon sozialdemokratischer Seite wird kein Hehl daraus gemacht, daß mit dein veschluß- antrag eine Zurückweisung der Erklärung de» Unter staatssekretär- Maginot über die Notwendigkeit des Dreijahresgesetzes beabsichtigt werde. Paris, 23. Februar. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wird da» Ministerium vor Beginn der heutigen Kammersitzung eine Beratung abhalten, um über eine Stellu ug nähme zu dem von Augagneur, JauröS und Gen. gestellten Beschlußantrag sich schlüssig zu werden. Allgemein wird bemerkt, daß das Ministerium sich in einer heiklen Lage befinde. Bon vielen Radikalen wird zugegeben, daß der Minister präsident, der zweifellos heute da» Wort ergreifen wird, die Äußerung deS UnterstaatSselretärS Magiuot über die Notwendigkeit de» TreijahreSgesetzes nicht zurück weisen könne, da diese mit der Regierungserklärung wie mit den vom Ministerpräsidenten und vom Kriegsminister bei verschiedenen Gelegenheiten abgegebenen Erklärungen übereinstimme. Man glaubt aber, daß Doumergue, um den Groll der äußersten Linken zn beschwichtige», darlegen wird, daß die Verhältnisse eS noch nicht gestatten, die auf dem Lande so schwer lastende drei jährige Dienstzeit zu verringern, daß man aber keines wegs die Hoffnung aufgeben dürfe, daß dies eines Tages geschehe. Bezüglich des Beschlußantrages Augagneur- Jaurvs werde Doumergue darauf Hinweisen, daß ein Untersuchungsausschuß sich lediglich werde mit den Um ständen befassen können, unter denen daS vorhergegangeue Ministerium da» DreijahreSgesetz durchgesührt habe, und daß er deshalb keinen Anlaß habe, sich gegen die Ein setzung eines besonderen Ausschusses auszusprecheu Aller Voraussicht nach wird der frühere Ministerpräsident Barthou und vielleicht auch der frühere Kriegsminister Etienne diese Gelegenheit benutzen, um sich gegen Vie An griffe der Radikalen und Sozialisten zn verteidigen. Jedenfalls dürfte sich die heutige Kammersitzung sehr lebhaft gestalte». Wechsel in der englischen Botschaft in Part» 7 Paris, 23. Februar. Dem „Petit Parisien" zufolge wird der hiesige englische Botschafter Bertie in de» Ruhestand treten. Zu seinem Nachfolger ist Earl of Crewe, ein Schwiegersohn Lord Roseberrys ausersehen. Keine Oberregierung in London. St. Petersburg. Das amtliche JnformationS- bureau stellt die irrtümlichen Behauptungen eines „Oberregierung in London" betitelten Artikel» der „Nowoje Wremja" über den Meinung»«uStausch des englischen Ministers de» Äußern mit den Botschaftern Rußlands und Frankreichs in London richtig und sagt: Das Ziel der iu London stattfindenden Beratungen besteht darin, eine Einheit der Anschauungen und derHandlungs- weise der Mächte der Tripelentent« in den seinerzeit von der Konferenz der Botschafter aller Großmächte in London be- sprochenen Frage» herbeizuführen, in denen die Mächte Entschlüsse gefaßt haben, di« sie miteinander verbinden. Die Form, in der jetzt der Meinungsaustausch der Mächte der Tripelentente statt- findet, ist gewählt zum Zweck der Vereinfachung und Beschleu nigung der Mitteilung«» in den erwähnten Fragen. Uns der Duma. St. Petersburg. Iu der Budgetkommission der Reichsduma erklärte der Verweser des Finanz ministeriums Bark auf eine Anfrage, weshalb e» not wendig sei, russische Goldvorräte im AuSlande zu halten, dies erkläre sich varauS, daß daS russische Handel», bilanzsaldo unzureichend sei, um Zahlungen, die durch Anleihen bedingt seien, auszuführen. Das Geld befinde sich ausschließlich bei soliden Firmen, welche die beste Gewähr sür di« Unantastbarkeit der Summen bildeten. valkanfra-«». Wilhelm König von Albanien. Neu-Wied, 21. Februar. Die albanisch« Abord nung, au» 17 Herren bestehend, traf mit halbstündiger Verspätung auf dem Bahnhof ein. In offenen Wagen erfolgte die Abfahrt nach dem Schlosse. Es hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Um ^2 Uhr trafen die Herren im Schlosse ein. Sie waren sämtlich im Frack und Zylinder erschiene». Nach der Vorstellung der Herren bei dem Hofmarfchall traten hintereinander Prinz und die Prinzessin Wilhelm zu Wied, der Fürst und die Fürstin zu Wied, Prinz und Prinzessin Viktor zu Wied sowi« die Prinzessinnen Elisabeth und Luise zu Wied iu den Saal. Prinz Wilhelm ging auf Essad Pascha zu und sagte ihm einige Worte der Begrüßung. Hierauf hielt Essad Pascha folgende Ansprache in albanischer Sprache: Durchlaucht (Altess«), di« Delegation, als deren Präsidium ich mich vorzustell«» die hohe Ehr« habe, di« gekommen ist, um Sir zu bitt«n, di« Kron« und de« Thron de» freien nnd unabhängigen Albani«»» anzunehmen, hält sich für überaus glücklich, diese ihre Mission erfüllen zu können, mit brr kie von ganz Albanien b». austragt mord«« ist. Durchlaucht! Unsere Ration, die bei anderen Gelegenheiten fitr ihr« Unabhängigkeit so hartnäckig gekämpft hat, mußte später durch unglücklich« Atte» g«h»u. Aber ni« hat sie dabei v«rgess«n ihr« glorreiche Brrgangenheit, ihr Albauiertum, und st« hat «» vrrstand««, de» Rationalgeist und di« Sprache ihrer Väter sich »« bewahre«. Die politische» Ver änderungen, di« sich in l«tzter Zeit ans d«m Lalla«
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