Deutsche allgemeine Zeitung : 23.04.1843
- Erscheinungsdatum
- 1843-04-23
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184304232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18430423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18430423
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1843
- Monat1843-04
- Tag1843-04-23
- Monat1843-04
- Jahr1843
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- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 23.04.1843
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219 Destereeich. ffülien, 17. April. Unter den von dem Kaiser und der Kaiserin zur Fußwaschung zugelassenen allen Männern und Frauen zählte der älteste Mann 109 und die älteste Frau 104 Jahre. Die Func^ tion selbst geschah auf gewöhnliche Weise. Der Kaiser wurde von den Erzherzogen Ludwig und Stephan und die Kaiserin von den Fürstin nen-Palastdamcn assistirt. Uebrigens war die Witterung in der gan zen Charwochc sehr ungünstig, selbst das Auferstehungsfcst am Sonn abend bot bei den prachtvollen Processionen wenig Gedränge dar. — Der Erzherzog Franz Karl hat diese Woche seine erste Ausfahrt gemacht.— Dem Vernehmen nach begibt sich der Hof vor Eröffnung des ungarischen Reichstags nach dem Lustschlossc Schloßhof, eine Stunde von Presburg. Es heißt sogar, er dürfte dort einige Zeit residiren. Man war wol noch nie so gespannt auf einen Reichstag wie diesmal. Die in den Comitatsverhandlungen zur Sprache gekommenen Fragen und Beschlüsse der Stände erregen die ernsteste Aufmerksamkeit des Hoses und der Nation. Es ist unverkennbar, daß sich Ungarn in ei nem Gährungsprocesse befindet, der aber glücklicherweise keine Gefahr für den König darbietet. Die königl. Städte suchen sich, so wie die Bauern cs schon find, zu emancipircn. Der hohe Adel und die Geist lichkeit werden von allen Seiten gedrängt, ihren großen Rechten und Privilegien zu entsagen. In mehren Comitaten sind bereits Beschlüsse gefaßt, auf Einziehung der Güter des reichen Klerus und Säculari- sation der Klöster anzutragen. Andererseits haben einige Comitate Vorstellungen an den König beschlossen, welche die Annahme einer fester« politischen Haltung in Betreff der Donaufürstcnthümer zum Zwecke haben. (Nr. 21.) Wie sich Ungarn in dieser Frage ausspricht, läßt so ziemlich voraussehen, daß früher oder später ein Kampf mit dem russischen Koloß unvermeidlich ist. Ein unbegrenzter Nationalbaß gegen die Russen, der noch neue Nahrung durch die Bedrückungen der Katholiken in Polen fand, beseelt jetzt schon die ganze Nation, und es ist daher kein Wunder, daß einige Comitate schon den Antrag stell ten, dem Könige 100,000 M. Soldaten zur Verhinderung des wei tern Umsichgreifens der russischen Macht zu stellen. —Die Einennung des bisherigen Gesandten am münchncrHofe, Grafen v. Colloredo, zum außerordentlichen Gesandten in PctcrSbürg scheint entschieden zu sein. — Der Tod Lanner's hat große Theilnahme unter dem Pu blicum erregt. Seit Jahren waren die Wiener in zwei Parteien, welche für den Walzcrkönig Strauß und für Lanner kämpften, gelhcilt, allein in den letzter» Zeiten hatte Lanner entschieden das große Publicum für sich. Er hatte ungeheuer» Zulauf bei seinen musikalischen Produk tionen. Seiner Leiche folgten gestern Tausende auf den doblinger Fried hof. Man erinnerte sich noch nie eines solchen Leichenzugs. Es waren wenigstens 20,000 Menschen zugegen. Der Zudrang war so ungeheuer, daß der Zug den Friedhof erst nach zwei Stunden erreichte. Strauß führte den Zug mit seinem Orchester, und das Bürgermilitair gab das Gelcite. Der Bürgermeister von Wien Hr. v. Prochatzka wohnte der Einsegnung in der Kirche bei. Spanien. * Paris, 17. April. Zu der Congreßsitzung am 10. April hatte sich ein ganz ungewöhnlich zahlreiches Publicum cingefundcn, weil sich interessante Verhandlungen über die so hart angegriffenen Wahlen von Badajoz voraussehen ließen. Der General Capaz, welcher sich allein auf der Ministerbank befand, eröffnete die Debatten über diese Frage mit einer kurzen Rede, in welcher er erklärte, daß er im Auf trage des Cabinctsraths anzuzcigen habe, daß die Negierung den in der vorigen Sitzung zur Sprache gebrachten Brief des Hrn. Cardero nur durch dessen Mittheilung an den Congrcß kenne; daß sie keine Ursache zur Unzufriedenheit mit dcm Gefe Politico von Badajoz habe; daß der Congreß übrigens, wenn er für gut finde, den fraglichen Brief zum Gegenstand einer Mittheilung an die Regierung zu machen, dar auf rechnen könne, daß die Regierung die ihrer Pflicht entsprechenden Beschlußnghmen fassen werde. Nach diesen Worten setzte sich derMa- rincminister nieder, wartete einige Augenblicke, ob man ihm antwor ten werde, und zog sich zurück, da der Congrcß im tiefen Schweigen verharrte. Nach seiner Entfernung indessen wurde die Debatte über die Wahlen von Badajoz wieder ausgenommen und einige Stunden lang mit großer Lebhaftigkeit fortgeführt. Hr. A. Gonzales nahm das Wort, um Diejenigen, welche den Brief des Hrn. Cardero un terschlagen oder sonst auf unrechtmäßige Weise an sich gebracht, zur strengen Rechenschaft zu ziehen. Der Redner sprach mit Entrüstung und mit Bitterkeit, und sein Vortrag schien Eindruck zu machen. Nach ihm bestieg Hr. Sanchez Silva die Ncdncrbühnc, um sich gegen den Verdacht zu verwahren, daß er, welcher den Brief des Hrn. Cardero auf die Tribune gebracht, auch Der sei, welcher ihn unterschlagen. Er erklärte, daß er sich in dieser Sache die Hände wasche. Die Verhand ¬ lungen wurden bis Abends 7 Uhr fortgesetzt, wo, wie die madrider Blätter nachschriftlich melden, die Abstimmung über die Gültigkeit der Wahlen von Badajoz erfolgte, in welcher die Opposition den Sieg bchiclt. Die für Badajoz ernannten Kongreßmitglieder wurden zurück- gcwicsen. — Die Regierung hat dem Senat einen Gcsctzvorschlag über Errichtung von Provinzialbanken vorlegen lassen. Dieses Projekt stellt die Bedingungen auf, unter welchen die Regierung künftig er« mächtigt sein soll, die Anlage solcher Crcditanstalten zu autorisircn. Es ist zu bemerken, daß der fragliche Gesetzentwurf dem Staat ein ziemlich weit gehendes Recht der Controle über die Banken voibehält. — Der Schatzmeister der Amortisationskassc ist in Folge der Ent deckung eines Defekts, der übrigens nicht bedeutend sein soll, ver haftet worden. Dieser Mann hatte seinem Amt eine lange Reihe von Jahren mit Ehren vorgcstanden.— Der Oberst Prim ist, obgleich durch das oberste Tribunal der gegen ihn eingeleitcten Untersuchung ent bunden, durch die Regierung seiner Stelle entsetzt worden. Die Op position will in dieser Maßregel eine Handlung der Willkür und eine offenbare Verletzung des Gesetzes sehen, welches sagt: „Kein Militair kann seiner Stelle beraubt werden, außer in Folge einer gesetzlichen und durch Richtcrspruch bewiesenen Ursache."— Das Osterfest sollte die ses Jahr in Madrid mit besonderer Pracht gefeiert werden. Großbritannien. London, 16. April. Die Times unterstützt zwar im Allgemeinen die nur uncigent- lich als Torypartei zu bezeichnende und deshalb jetzt auch in der Re gel konservativ benannte Majorität des Parlaments und das jetzige Ministerium, ist jedoch in keiner Weise als sein Organ oder irgendwie von demselben abhängig zu betrachten. Am klarsten zeigt sich dies in der fortwährenden Bekämpfung aller vom Ministerium ausgehenden Maßregeln zur Aufrechthaltung und Durchführung des Armcngesetzes und in der Kittern Verfolgung des ehemaligen Whigs Sir I. Graham, der als Minister des Innern vorzugsweise dabei bctheiligt ist. Aber auch außerdem befindet die Times sich stets an der Spitze der umsich tigen und ruhigen Mehrheit erfahrener und besitzender Geschäftsmän- ncr, die ebenfalls allmäliges Fortschreitcn zur Befreiung des Handels, zur Beseitigung der Brotbesteuerung rc. wollen, aber dabei stets die einmal bestehenden Verhältnisse im Auge behalten und alles gewalt same, plötzliche Andringen zurückweisen. Demgemäß spricht die Times sich sehr häufig gegen die starren Mitglieder der alten Torypartei aus und regt nicht selten das Ministerium zu liberalen Conccssionen an. Einen solchen Ermunterungs - und Warnungsartikel bringt dieses, wie cs sich selbst gern nennen läßt, „erste Journal der Welt" auch jetzt wieder zur Ostcrfeier. Ec schließt mit dem bedeutungsvollen Aus spruche: „Nach unserer Ansicht ist nicht zu fürchten, daß das Ministe rium aus Schwäche dem Ändringcn der Opposition zu viel zugestche, öndern daß cs sich zu steif und fest auf sich selbst verlasse. Das hat chon manchen Minister zum Sturze gebracht und ist noch immer eben "o verderblich wie je." — Als einen Beweis, daß die Abschließung eines Handelsvcr- Vertrags mit Brasilien völlig mißlungen sei, theilt das Mor- ning Chronicle die Ucbcrsctzung eines Inserats des in Rio Janeiro erscheinenden Journal do Comercio mit, worin die Versteigerung aller Mcubeln rc. des damit beauftragten außerordentlichen Gesandten Ellis auf den 21. Fcbr. angescht ist. Die Vcrhciralhung des Prinzen von Joinville mit einer brasilischen Prinzessin und die dabei ausbedungcne Feindseligkeit gegen England, welche Frankreich überall anzuregen sucht, werden als der Hauptgrund des Abbrcchcns der Unterhandlungen be zeichnet. Zum Vorwande dient, daß England den brasilischen Skla- vcnzuckcr nicht genug begünstigen wolle. (Vgl. unsere Hamburger Cor- rcspondenz über Brasilien.) * London, 14. April. Es ist so Brauch hier, beim Anfänge der Osterferien eine vorläufige Rechnung mit dem Parlament abzuschlic» ßen, und ich mag nicht gegen Regel und Brauch anstoßcn. In Be zug auf die innere Politik ist das Hauptresultat die Anerkennung deö Elends der untern Volksklassen. Alle Parteien sind darüber einver standen; keine aber kennt bis jetzt das Mittel, demselben abzuhclfen, oder besser, jede kennt und proclamirt das Ihrige und findet dann in allen andern Parteien Widerstand genug, um nicht von der Stelle zu können. Freihandel, Colonien und selbst Landvcrthcilung sind vorgc- schlagen, aber cs ist vorherzuschen, daß keine von allen sich in großem Maßstabe geltend machen wird, während sic vereinigt gewiß kaum hin- reichen würden, das Uebel mit der Wurzel auszurcißen. Aber so viel cheint wenigstens sehr klar aus den bishe-igen Verhandlungen hervor- jugehen, daß alle Parteien die Nothwcndigkcit, hier zu helfen, sehr dringend fühlen. Der beste Beweis dafür ist, daß alle Parteiführer sich dieser Gegenstände bcmcistcrn und auf sic ihre.zukünftige Herr-
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